Deutschlanös Lieferungen. Paris , S. Juli.(WTB.) Den vereinigten Senatsausschiisien für auswärtig« Angelegenheiten und Finanzen berichtete Minister L o u ch e u r, daß die in Wiesbaden begonnenen und in Paris fort- gesetzten Verhandlungen noch nicht in jeder Weise zum Abschluß gelangt sind. Es könne nicht die Rede davon sein, daß die Liefe- rungen bis zu fünf Achteln der Summen, die Deutschland schulde, betragen würden. Auf die Fragen mehrerer Senatoren, ob sich die Geschädigten bei Bezahlung der Einkäufe der deutschen Schuldverschreibungen be- dienen könnten, entgegnete Loucheur, daß alles darauf hinausgehe, Deutschland produktionsfähiger zu machen, und daß diese Einkäufe daher direkt bezahlt werden sollten.—„Petit Journal" sagt, Loucheur habe ausdrücklich erklärt, daß die Regierung die Errich- tung einer Privatbank in Aussicht nehme, die lange Zahlungs- auffchübe ermöglichen würde. Wie chaoas ergänzend meldet, habe Loucheur auseinandergesetzt, sein System bestehe im wesentlichen darin, sich so eng wie möglich an die Bestimmungen von Versailles zu halten unter Zustimmung und Wahrung der Jnteresien der Alliierten, aber von Deutschland Reparation m natura zu verlangen, die es vollkommen bereit sei, zu liefern und an deren Lieferung es direkt interessiert sei. Es scheine, daß Minister Rathenau sich vollkommene Rechenschast von dieser internationalen Notwendigkeit und von diesen deutschen Jnter- eisen ablege, die die Reigerung von Berlin dazu bringen müsse, für beide Teile vorteilhafte Angebote zu machen. Minister Loucheur fasse die Schaffung zweier Organisationen, einer deutschen und einer französischen, ins Auge, um jede Lieferung in natura zu regle- mentieren, die auf keinen Fall ausschließlich gemacht werden könnte, ohne einen Jahreszuschuß an ausländischen Devisen und an Gold- mark. Paris , 7. Juki.(TU.) Die Reparationskommission hat ihre Finanzabteilung ermächtigt, Deutschland die Goldausfuhr von Summen unter 10 000 M. zu gestatten(natürlich, damit wir es im Valuta-Ausland zugunsten der Reparation verkaufen). Paris , 7. Juli. (TU.) Die amerikanischen Etüden- ten und Ingenieure, die am Wiederaufbau der zerstörten Gebiet- mitarbeiten wollen, sind hier angekommen.
Entente tmö Türkei. Paris . 7. Juli. (EE.) Den Senatsausschüssen erklärt« Vriand, daß cr eine rasche Regelung des Friedens mit der Türkei herbeizu- führen hoffe; die französische Verwaltung in Zilizien solle umge- staltet werden. Die Zahl der Besatzungstruppen müsse auf ein Minimum gebracht werden, womit sich auch die Kosten verringern würden. London , 7. Juli. (WTB.) Im Unterhaus tellte die Regierung mit, daß der Oberbefehlshaber in Konstantinopel am 29. Juni Lö unerwünschte Personen oerhaften ließ, von denen 18 zur russischen Handelsdelegation gehörten. Neun von diesen letztgenanten seien an demselben Tage wieder f r ei g e l a ss e n, die übrigen neun aus- gewiesen worden. Ueber das Ergebnis der Durchsuchung ihrer Bureaus seien Einzelheiten noch nicht bekannt. Die Mahnahmen feien durch die Entdeckung einer Verschwörung veranlaßt worden, die zum Ziele hatte, eine Revolution in Konstantinopel hervorzu- rufen, deren Anfang die Ermordung des britischen Befehlshabers bilden sollte. Nach dem bisher vorliegenden Beweismaterial sei die Maßnahme v e r mu t l i ch gerechtfertigt. Eine Note K r a s s i n s ersucht um Aufklärung. Die britische Reigerung beratschlage gegen- wärtig über die Antwort. Sozialpolitik im Reichstag. Der Reichstag war heute vormittag bei Sitzungsbeginn fast leer. Die Frist zur Anmeldung von Forderungen im Ausgleichsoer- fahren wird bis zum 30. September 1921 verlängert.— Der Gesetzentwurf, nach dem Privatnotenbanken über ihr Gold nur mit Genehmigung der Reichsregierung verfügen können, wird ange- nommen, ebenso das deutsch -russische Ergänzungsabkommen über die Heimschaffung der beiderseitigen Kriegsgefangenen und Zivil- internierten. Es folgt der Gesetzentwurf betr. die Aufhebung der Bekanntmachung über die Errichtung von Betriebsverbänden in der Binnenschiffahrt. Die Vorlage wird in zweiter Lesung angenommen, gegen die dritte erhebt Abg. Kuhnt(U. Soz.) Widerspruch, so daß sie erst im Herbst stattfinden kann. Es folgt die dritte Beratung des Gesetzentwurfs über Leistun- gen und Beiträge in der Invalidenversicherung. Abg. Karsten(U. Soz.) beantragt Erhöhung der Leistungen. Ministerialdirektor Siesarth bittet um Ablehnung, da sonst das ganze Gesetz gefährdet werde.— Die Anträge werden abgelehnt. Abg. Karsten(U. Soz.): Wir nageln fest, daß Sozialdemokratie und Zentrum, die Partei der christlichen Nächstenliebe, nur die Interessen der Kapitalisten vertreten. Abg. hoch(Soz.): Damit erreicht man nichts, daß man den Versicherungsträgern neue Lasten auferlegt. Wir müssen auch die Mittel für die höhe- ren Leistungen schaffen. Die versicherten Arbeiter können keine neuen Lasten mehr übernehmen. Die Unabhängigen wissen ganz genau, daß wir in diesem Hause in der Minderheit sind. Das Ver- halten der Unabhängigen ist demagogisch und wird nur von agita- torischen Rücksichten geleitet. Jy der Kommission haben Sie(zu den U. Soz.) Hand in Hand mit uns gearbeitst, um nicht das ganze Gesetz scheitern zu lassen, und jetzt kommen Sie aus taktischen Grün- den und. um uns den Rang abzulaufen, mit Ihren neuen Anträgen. lZuruf b. d. Soz.: Das ist der Weg zur Einigung der Arbeiter- klassel— Heiterkeit bei den Bürgerl.). Nach weiteren Angriffen von USP.- und KPD. -Rednern auf die SPD. -Fraktion wird der Gesetzentwurf in dritter Lesung gegen die Stimmen der Unabhängigen und Kommunisten angenommen. Es folgt die dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. wochenhilse und Wochenfürsorge. Abg. Frau Agnes(ll. Soz.) verlangt, daß durch mindestens iiö Wochen das Stillgeld, und zwar wenigstens 4 M. gezahlt werden, wenn auch finanzielle Bedenken uns entgegengehalten werden und daß das Gesetz bis spätestens 1. Ottober d. I. in Kraft tritt. Abg. Frau Schröder(Soz.): Es ist traurig, daß wieder einmal die Rechte ihren Vorteil ziehen kann aus dem Bruderkampf der Arbeiterparteien. Im Ausschuß hat der unabhängige Vertreter erklärt, daß er keine weitergehenden Anträge stellen wolle, um das Inkrafttreten des Gesetzes nicht zu ver- zögern.(Hört, hört» Frau Agnes hat an den Ausschußberatungen überhaupt nicht teilgenommeu(Hört, hört!), ihre Anträge sind an falscher Stelle gestellt worden. Sie würden eine Verminderung der Leistungen an die Wöchnerinnen, Kranken um mehr als die Hälite zur Folge haben.(Lebhaftes Hört, hört!) Es ist unerhört, daß die Unabhängigen uns in agitatorischer Welle bösen Willen vorwerfe»; wir waren es, die die Regelung dieser Materie überhaupt veranlaßt haben. Abg. Frau wurm(U. Soz.) stellt fest, daß der Reichswirtschafte-
s rat in seinen Beschlüssen über die Forderungen des Ausschusses eben- i falls hinausgegangen sei. ! Nach weiterer Debatte wird die Abstimmung ausgesetzt,- da die Anträge noch nicht gedruckt vorliegen. Anträge auf Genehmigung der Strafverfolgung der Abgg. Höl- lein(Komm.) und Körner(Dnat.)' werden"abgelehnt. Groß-Jkrlin »Graf Kleists Der Räuber von Lichkeuberg. Der verwegene Raubüberfall auf den Eisenbahnboten Otto Friedrich und seinen Begleiter, den Eisenbahnbetriebsassistenten Ditt- : mann am Bahnhof Neu-Lichtenberg, hat jetzt durch Kriminal- � rommissar Trettin und seine Beamten restlos aufgeklärt werden | können. Es gelang vorgestern zunächst, den 32 Jahre alten Arbeiter � Willy Opitz, einen der berüchtigsten und gewalltätigsten Verbrecher Berlins , festzunehmen. Opitz leugnete als alter Verbrecher natürlich jede Beteiligung an dem Raube, ebenso der Chauffeur Storrfinger, der am nächsten Morgen gleichfalls unter dem dringenden Verdacht, an dem Raubzug beteiligt gewesen zu sein, eingesperrt wurde. Trotzdem gelang es, die Verhafteten zu überführen und heute in aller Frühe auch die übrigen Beteiligten und den Urheber des Planes hinter Schloß und Riegel zu bringen. Der Plan war von dem Eisenbahnarbeiter Kalmonowsky aus der Großen Frankfurter Straße ausgegangen. Durch verschiedene Mittelsmänner kam man endlich an Opitz, in Derbrecherkreisen be- kannt unter dem Namen„G r a s K l e i st". Dieser wieder setzte sich, nachdem er das Terrain sondiert hatte, mit dem Chauffeur Starr- finger in Verbindung, mit dem er den Raubüberfall eingehend be- sprach. Am Abend vorher mochte er mit Starrfinger eine aus- gedehnte Bierreise und später traf er mit den anderen Komplizen zusammen. Die Gesellschaft fuhr zum Bahnhof Neu-Lichtenberg, wo Opitz den Ueberfall ausführte. Er war es, der den beiden den Pfeffer in die Augen streute und die Taschen mit dem Gelde, 120 000 M., abnahm. Mit dem Raube sprang er dann in das Auto und fuhr davon, feine Spießgesellen zurücklassend. Er ließ sich bei diesen auch nicht wieder sehen, und es wird vermutet, daß er den Raub mit Starrfinger geteilt hat. Umkehrbahnhof warschauer Straße. Abhilfe avf Bahnhof Stralav-Rummekburg? Die Derkehrszuftände auf dem Stadt-, Ring- und Vorortbahn» Hof Stralau-Rummelsburg sind feit dem vor mehreren Jahren er- folgten Wegfall des Nordringes und des Südringe» so geworden. daß Abhilfe längst dringend nötig war. Wer dort täglich das„Ver- gnügen* hat, zwischen den Vollringzügen und den Stadt- und Vorortzügen über Bahn steig F umzusteigen, der kann in den Stunden des stärksten Verkehrs„etwas erleben". Es ist ein Wunder, daß bei dem geradezu fürchte r- lichen Gedränge, das dann auf diesem Bahnsteig und feinen Treppen manchmal herrscht, nicht schon schwere Unglücksfälle vorge- kommen sind. Jetzt wird uns aus der Eisenbahndirektion mitge- teilt, daß nunmehr etwas geschehen soll, um diesen lebensge- f ä h r li ch e n Zuständen ein Ende zu machen. Beabsichtigt wird die Treppenanlagen zu verbessern und zu er- wellern, so daß die Menschenmassen leichter zu- und abströmen können. Noch wichtiger aber ist eine andere Maßnahme,� die von einschneidender Bedeutung für den Ringverkehr sein wird. Künftig sollen die Ringzüge nicht mehr sämtlich als.Vollring" fahren, sondern die meisten sollen von Norden und von Süden über Stralau-Rummelsburg bis Warschauer Straße durchgeführt werden, wo sie dann umkehren und über Stralau-Rummelsburg nach Süden bzw. Norden weiterfahren. Die bekannte Niveaukreuzung«estlich vom Bahnhof Stralau- Rummelsburg soll, wie in der Eisenbohndirektion oersichert wird, unbe- denklich sein. Der Umsteigeverkehr zwischen den Ringzügen und den Stadt- und Vorortzügen wird sich dann nicht nur auf Stralau-Rummelsburg , sondern zum großen Teil auf Warichauer Straße vollziehen können. Hierzu ist allerdings erforderlich, daß dieser Bahnhof durchgreifend umgebaut wird. Für seinen Anschluß an die Vorortzüge der Schlesischen Bahn waren die Mittel schon vor einem Jahrzehnt bewilligt, aber dann kam der Krieg dazwischen, und seit Kriegsschluß sind die wieder aufgenommenen Arbeiten wenig fortgeschritten. In der Eisenbahndirektion wurde uns mitgeteilt, daß die Arbeiten jetzt in vollem Gange feien. Das soll wohl heißen, daß die in den Bureaus nötigen Arbeiten wieder mal in Gang gekommen sind; an der Baustätte aber ist feit minde- stens einem Jahre kaum etwas anderes als ein für den zukünftigen Bahnsteig aufgeschütteter Erdhaufen zu bemerken gewesen. Ver- sichert wird, daß die gesamten Umbauarbeiten am Bahnhof War- schauer Straße im Sommer nächsten Jahres fertig werden sollen. Von da ab würde dann der oben geschilderte Umsteigeverkehr auf diesem Dahnhof einsetzen können. Das Lazarett Schlaft Charlottenburg geht nunmehr seiner völligen Auflösung entgegen. Die Aufforderung des Reichsarbeitsministeriums an die Jnfasien, sich in die Verlegung gutwillig zu fügen, widrigenfalls sie aller anderen Ansprüche ver- lustig gehen würden, hatte zur Folge, daß bis Dienstag nach und nach 75 Kriegsbeschädigte in ihre Verlegung eingewilligt hatten. Der Rest der Kranken beschloß in einer am gestrigen Mittwoch abge- haltenen Vollversammlung, an der auch Vertreter der Organisationest sowie der Chefarzt des Lazaretts teilnabmen, sich der Ueberführung In andere Versorgungskrcmkenhäufer nicht länger zu widersetzen. Eine erbetene 24stündige Räumungsfrist wurde gewährt. Diejenigen Kranken, die noch der orthopädischen Behandlung bedürfen, etwa sechzig an der Zahl, werden in dem dem Schloß Charlottenburg benachbarten Lazarett Thüringer Allee untergebracht werden, von wo aus sie die orthopädischen Einrichtungen im Charlottenburger Schloß weiter benutzen können. Die übrigen Kriegsbeschädigten werden auf die Lazarette Tempelhof , Luther-Lyzeum und Norbert» Krankenhaus verteilt werden.— Wenn einige bürgerliche Zeitungen von dem dem Schloß Char- lottenburg benachbarten Lazarett Thüringer Allee sprechen, so ist der Ausdruck ungefähr derselbe, ols wenn man sagen wollte: die dem Reichstagsgebäude benachbarte Berliner Polizeidirektion. Die Entfernungen dürften ungefähr die- selben fein, da die Thüringer Allee binter dem Reichskanzlerplatz liegt, und Kriegsbeschädigte, die am Gehen behindert sind, werden diese„Nachbarschaft" keineswegs als angenehmen Spaziergang empfinden._ Teutschnationale gegen die Volksbühne. Um der sozialistischen Mehrheit bei der Stadtverwaltung etwas anhängen zu könyen, scheuen die Deuffchnationalen vor keiner Ent- stellung zurück. Ein charakteristisches Beispiel dafür gibt ein Flug- blatt, daß die Deuffchnationalen kürzlich im 19. Stadtbezirk verbreitet hoben. In diesem Flugblatt wird der Stadtqemeinde Berlin ihre Schuldenwirtschast vorgeworfen und dafür, ihr Sireben nach Kommu- nalisierung verantwortlich gemacht. Dabei heißt es: „Man hat begonnen mit dem Theater, denn ein großer Teil der Verwaltungskoften der„Volksbühne" ist auf den Steuerfäcksl der Einwohner" abgewälzt." Es wäre an sich gewiß nichts Schlimmes, wenn die Stadt Berlin sich bereit gefunden hätte, einem kulturell und sozial so wichtigen Unternehmen wie der Dolksbübne mit ihren 160 000 Mitgliedern aus allen Kreisen der wcrktäiiaen Bevölkerung Mittel zur Verfügung zu stellen, damit die Volksbühne die Vorstellungen ihren Müqliedern zu einen möglichst geringen Preise überlassen kann. Tatsächlich ist aber an der Behauptung des deutschnationalen Flugblattes nicht ein wahres Wort. Die Stadt Berlin hat zu den Verwattungskosten der Doltsbühn« nochnie einen Pfennig
� zugeschossen und wird das mich in Zukunft nicht tun. Alles, was die Stadt Berlin bisher im Jnteresie der Volksbühne unternommen hat, war, daß sie vor dem Kriege beim Bau des Theaters am Bülow- platz ein hypothekarisch sichergestelltes Darlehen von 1% Millionen Mark gab, das seither regelmäßig von der Voltsbühne mit 4� Proz. verzinst wurde, und daß ferner die Stadtverwaltung nunmehr beschlossen hat, für ein anderes Darlehen der. Volksbühne, das diese zum Umbau der ehemaligen Kroll-Oper benötigt, eine Bürgschaft zu übernehmen. Wohl verstanden, die Stadt gibt in diesem Fall selbst keinen Pfennig als Darlehen; fon- dern die Volksbühne erhält das Geld gegen hypothekarische Sicher- stellung von emer großen Privatbank. Für feine Rückzahlung haftet m erster Linie die Volksbühne selbst mit ihrem Besitz, dem Theater am Bülowplatz . Die Vürafchaft der Stadt bedeutet für die Bank nur eine Verstärkung der Sicherheit, die kaum je in Anspruch ge- nommen werden wird. Wenn die Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrat? sich zur Uebernahme der Bürgschaft bercitfanden, o war das ein Minimum von Entgegenkommen an die Volksbühne, die bekanntlich als gemeinnütziges Unternehmen ohne alle Gewinnab- sichten arbeitet und durch ihre Veranstaltung billiger Theatcrauf- suhrungen zu einem Einheitspreis für alle Besucher eine Aufgabe erfüll., die man sehr wohl als Aufgabe �der Stadt selbst bezeichnen konnte. Der deutschnationale Schwindel richtet sich selbst. Uebungsschteften mit schweren Geschützen. Aus westlichen Berliner Vororten wird uns mitgeteilt, daß fett mehreren Tagen durch Luftübertragung die Detonationen schwerer Geschosse zu hören sind, die also vermutlich von Uebungen in Döberitz herrühren. Da bekanntlich mit derartigen Uehungsschießcn ein Heidengeld verpulvert wird und zudem ein äußerer Feind Berlin nicht bedroht, so oersteht man das wilde Eeballer nicht. Eine be- sondere Bedeutung könnte das Schießen wohl gewinnen, wenn man sich daran erinnert, daß auch in den Februar- und Märzwochen vor dem Kapp-Puffch dasselbe anhaltende Uebungsschießen mit schweren Geschützen beobachtet worden ist.
Unsolider Neubau. In Lichterfelde stürzte in dem Neubau Echmldfftr. 7 eine Zimmerdecke ein. Der Trümmerhaufen begrub de« auf dem Bau beschäftigten Maurer Barffch. Nachdem man ihn befreit hatte, wurde er mit schweren Verletzungen nach dem Kreis- krankenhause Lichterfeld« geschafft. Der Andrang zu den Feriensonderzügen ist bisher ungleich gewesen. Für diejenigen Züge, die in den Togen um Beginn dex Schulferien abgehen, sind die Fahrkarten meist ausverkauft. Da- gegen kann man für die Züge um Mitte Juli und besonders für die Zuge um Mitte August noch Fahrkarten haben. Von Berlin aus werden gefahren 33 Sonderzüge in den Tagen vom 8. bis 17. Juli, 13 Sonderzüge in den Tagen vom 12. bis 13. August. Zur glat- ten Abfertigung der Feriensonderzüge werden alle Vorkeh- rungen getroffen. Die Züge werden möglichst zeitig in den Abfahrt- hallen aufgestellt, doch ist kein Platzkampf nötig. Es wer- den nur soviel Karten verkauft, wie Plätze vorhanden sind, so daß jeder mitkommt. Familien oder sonstige Personengruppen könyen ganze Abtelle oorausbestellen. Bahnsteigkarten werden n i ch ausgegeben. Nur Begleiter von Kindern oder schwächlichen Personen werden zugelassen, und zwar ohne Bahnsteigkarte. Eilk herbei, ihr VSlterfcharen! Am vergangenen Sonntag haben 625 dänische Reifende auf der Fähre Gjedfer— Warnemünde die Fahrt nach Deutschland angetreten. Das ist die größte Zahl fett Kriegs- beginn. Der Grund liegt in der deuffchen Valuta, die den Ferien- aufenthalt der Dänen in Deutschland so billig macht. Da die Züge nach Deuffchland meist überfüllt sind, regen die„Politiken " bereits an, die alte Verbindung mit Berlin wieder herzustellen, d. h. die "ähre z w e i m al.täglich fahren zu lassen. Aus den nordisch?« Ändern strömt alles in die deuffchen Öfffeebäder. Berliner Studienwochen veranstaltet das Zentralinfttwt für Ex- Ziehung und Unterricht vom II. bis 3. Juli dieses Jahres. Es weldeti Vorträge gehalten über Philosophie, Crziehungslehre, Staatsbürger» künde, deutsches Schrifttum, deutsche Kunst und Naturwissenschaften, 36 namhafte Dozenten sind gewonnen worden; wir nennen u. a. nur Geheimrat Troeltsch , Geheimrat Karstädt , Geheimrat Roethe, Kunst- Historiker Max Osborn , Prof. Peter Behrens , Prof. Diels. Die Kurse sind jedermann zugängllch. Näheres ist zu erfahren durch das Institut, Berlin , Potsdamer Str . 120. Wir bringen die vorstehende Ankündigung, die uns von der Leitung des Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht, gezeichnet i. V. Prof. Dr. Schoe nicke, zugegangen ist, unverkürzt zur Kenntnis, müssen aber unsMVeftemden über die einseitige Her- Vorkehrung bestimmter Persönlichkeiten zum Ausdruck bringen. Im Rahmen dieser Studienwoche hält nämlich auch der Vorsitzende des Bundes entschiedener Schulreformer, Genosse Professor Paul Oe st reich drei Vorträge über entschiedene Schul- r e f o r m: Begründunz, Forderung, Verwirklichung, und zwar am 11., 12. und 13. Juli. Wir fordern auch in derartigen öffentlichen Ankündigungen objektive Berücksichtigung aller Richtungen. Die Gefangenen bitten um Vücher. In dem großen Tegeler Strasgefängnis herrscht ein empfindlicher Mangel an Lese- stoff. Ein gutes Buch ist ein guter Freund in einsamen Stunden. und die zirka 1700 Insassen der Anstalt würden es daher dankbar begrüßen, wenn recht viele Menschenfreunde sich berett finden möchten, entbehrliche Bücher und Zeitschriften, auch unge- bundene, zu spenden. Für die Uebermittlung und Abholung von außerhalb nach besonderer Uebereinkunft würde gern gesorgt werden. Gefällige Nachrichten nach Berlin-Tegel erbeten an Oberstras- anstaltsdirektor Brucks, Tegel . Seidelstraße 39. Ufa-Palast am Zoo. Direktor I g n a z Wilhelm hat ein um- fangreiches sehr unterhaltsames und artistisch ausgezeichnetes Värietä-Proqramm zusammengestellt. Ganz entzückend, neu und einzigartig sind Fräulein Kesselys Marionetten, die selber ein ganzes Variete-Programm mimen und Lachstürme entfesseln. Höchste Nervenspannung erzeugt der geheimnisvoll« Wür- f e l: ein altes Weib wird in einen kleinen Würfel«ingesperrt, der Würfel von etwa 20 Säbeln in Zeugengegenwart durchbohrt und unversehrt entsteigt ihm ein schönes junges Mädchen. Elsie Rüssel und Wallo Krasnow ein brillantes rassiges Tänzer- paar, nicht minder interessant die eleganten skandinavischen Tänzer Hyppa und Wieslonder. Die drei Eltons geschmeidige Gymnastik-Kemiker. Der Drahtseilakt der vier Eitnerz in jener modernen Auffassung, die dem altbekannten Spiel immer neue fesselnde Nuancen entlockt. F i s ch e r- K ö p p k e. ein Humorist, der der Gegenwart ihr« grotesken Merkwürdigkeiten ablauscht und dennoch die Linie guten Geschmacks innehält. Lebende Rokoko-Gemäld«,«in liebenswürdiger japanischer Illusionist P u t i t o, die schön« L a u r 6 in interessantem Luftakt und die Bambusorgel der Donvells runden das Programm erfreulich ab. Hennigsdorf . Die Ausgabe der Brotkarten findet am ssteitaa den und Sonnabend, den 3. d. Mts.. im Rathaus Zimmer Nr. 11. lväbrend der Dienfistanden statt. Gleichzeitig Umtausch der Krantenbrotkarte« auf Atteste.___ Groß-öerllner parteinachrichten. Zimosoziallsten. Girappt Treptow . Heute abend, 7 Uhr, im Zugendheim, Elsen. straße Sc Vortragsabend._ vortrage, vereine und Versammlungen. Sämtlich» Vorstände mm Skat. Berelncn des Ostens werden hiermit zu Freitag, den s. Zu», abends 8 Übt. im LotllI uou Gustav Andreas, Oderschönewetde. Rothe- nau-Straße 6. zu einer Besprechung zwelis Gründung einer Zntereffenaemeinlchaft freundlich eingeladen. 6 tat. und Lvtterie�itub„Stamfch*.