Noch ist es Zeit, VrrMmtes nachzuholen. Noch ist es Zeit zm- Savtmlung, zur Orientierung, Steigerung und Beseelung des Kampfes zur Sozial isienmg. Die Macht des Kapitalismus ist wir'der riesengroß geworden, uich sie wird noch stärker wer- den, w enn er sich trotz aller imperialist.ischen Rivalitäten erst wieder zlix. geschlossenen Einheit gegenüber dem Proletariat international zuscrÄunengcfunden haben wird. Aber wenn die sozialistischen Parteien, die Gewcrkschasten und Genossenschaften, zumal aus inter - natisnalev Basis, ihre geistige» und materiellen Kräfte auch erst ein- mal zur Einheitlichen planvollen Daueraktion zu» sammenrass» n wollten, konnten sie den Kamps um die Gewinnung der Volks me�rheit. aus die alles a llkommt, mit voller Zuversicht auf- nehmen!' So ist Stt.öbels Buch zum Schluß auf einen werbenden, propagandistischen Ton gestim'/nt. Der Skeptiker freilich, der sich in jedem rechten Sozialisten gelegentlich regt, fiiat hinzu: Es kommt nicht nur darauf an. die Volksmehrheit zu ge- Winnen, sondern auch sie dauernd für sich zu haben, und das kann man nur, wenn man nicht mehr verspricht, als was man halten kann, wenn man auf praktische Erfolge hinweisen kann, wenn man imstande ist, die Massen dauernd mit Freude und Begeisterung an der- so?!ialistischen Aufbauarbeit zu er- füllen. Dazu gehört ein festumrissenes wirtfchastspolitisches Aktionsprogramm mit nahen Zielen und Ausblicken auf das Weite, Ganze. Es gehört dazu, daß in cm genau unterscheiden lernt zwi- sehen Dingen, die man tun kann und solchen, die man der Zeit überlassen muß, nur in einer solchen Unterscheidung. über die die Meinungen Noch vielfach schwanken, liegt die Möglichkeit zu eine.r smhtbaren Anwendung Marxscher Methoden. Ströbels Arbeit neigt— ein natürlicher Rückschlag aus ein Uebermaß fatalistischer Entwicklungsphilosophie— zur starken Betonung des Willens Moments im sozialistischen Werden. Aber in dieser notwendigen Gegenwirkung liegt auch ihr großes Verdienst.
Taten, die dem großen Teut wohlgefällig sind, w«mi sie an miß- liebigen Politikern oerübt werden. Besonderen Aufhebens wird dabei von dem Verzeichnis der entwendeten Gegen st ände gemacht. Goldene Ringe, silberne Ketten, soundsoviel Bettbezüge, soundsoviel Bettlaken, Hemden und noch intimere Gegenstände— seht, so lebt ein Kommu- nist!, Wir finden an dem Verzeichnis nichts Aufregendes. Es ist im besten Fall« das Inventar eines gutausgepolsterten Kleinbürger- daseins, der Person Adolf Hoffmann , dieses seltsamen.Revolutio- närs*, durchaus entsprechend. Daß Hoffniann, der als Verleger, nicht immer der besten Sachen, sich einiges erübrigt hat und nicht genötigt ist, das Leben eines Proletariers zu führen— wer führt es, wenn er nicht muß?— ist eben auch kein Geheimnis, das erst von Tieben mit der Blendlaterne aufgedeckt werden müßte. Die Dummheit, die an der erbrochenen Türe der Hoffmannfchen Wohnung Freudentänze aufführt, läßt sich kaum noch überbieten. Sie wird höchstens überboten durch die Dummheit der„Roten Fahne"', die sich ängstlich gehütet hat, ihren Lesern Mitteilung von dem Vorfall zu machen. Fürchtet sie, daß die Zahl der Hoffmann- schen Bettlaken ans die Reinheit der kommunistischen Gemüter ver- wirrend wirken könnte? Dann schätzt sie ihre Leser als ebensolche Spießbürger ein, wie es jene der nationalistischen Presse sind, die sich an den schalen Spaßen über den„expropriierten Kommunisten" erfreuen. Und so wird es auch wohl sein: Spießbürger rechts und links, und einen, der zum Schaden noch den Spott hat, in der Mitte.
Jeomme Wünsche. Die„Deutsche Zeitung" leidet nicht nur in khrem politi- schen Teil an Denkfehlern, auch in wirtschaftlichen Fragen macht sich dieser organische Mcingel stark bemerkbar. Es heißt da gestern in einem langen Artikel z. B.: Die direkten Steuern sind unmoralisch und rufen u n- moralische Wirkungen hervor. Und warum? Weil sie zum Verbrauchen, Verprassen und Verschieben v e r l e i- t e n! Wir können uns gut vorstellen, wie schwer es Herrn van Kerkhoff, dem deutschnationolen begeisterten Steuerzahler geworden ist, sich„unmoralisch" zu benehmen und zu ver- schieben. Noch eine andere deutschno-tionale Erkenntnis. Di« direkten Steuern dürfen selbswerständlich nicht weiter er- höht werden, wir gehen sonst elendiglich zugrunde. Aber d i e Arbeitszeit müßte gründlich erhöht werden. Das könnte den Herren so passen, keine direkten Steuern und zwölfstündlge Arbeitszeit. Dann fehlt nur noch Wilhelm aus Holland und das Pfund Brot kostet wieder acht Pfennige wie ehedem.____ Der Einbruch bei Möolf tzoffmann. Die rechtsstehende Presse wälzt sich nun seit drei Tagen in Vergnügen, weil bei dem Führer der Kommunisten, Adolf Hoff- mann, eingebrochen worden ist und di: Täter mit nicht unerheb- licher Beute dnvongezogen find. Man kann wphl sagen, daß es noch nie«inen Einbruch gegeben hat, über den sich so viele Leute diebisch gefreut haben wie über diesen. Besangen bayerische Orgeschmänner den„tapferen Helden", der— in der Nacht aus dem Hinterhalt— den armen Gareis niederknallte, so begeistert sich die „nationalen" Presse setzt nicht weniger für die geheimnisvollen dunk- len Gestalten, die mit Hilfe eines Nachschlüssels in die Wohnung des Kommunisten drangen, um diesen von seinem Eigentum zu erleich. tern. Reben dem Mord gehört neuerdings auch der Einbruch zu den
Die kommuniftifthe Hauptaufgabe. Auf der Tagung des Mo-Zkaner Gewerkschastskongresie? der Dritten Internationale sagte S i n o w j e lv nach dem Bericht der „Roten Fahne":„Zctzt ist die Organisation des Kampfe» gegen die gelbe Amsterdamer Internationale unsere Hauptaufgabe". Das ist wenigstens deutlich und ehrlich. Nicht die Bekämpfung des Kapitalismus ist die Hauptaufgabe der kommunistischen Gewerk- schaften. sondern der Kamvf innerhalb der Arbeiter- bewegung, die Spaltung und Selbstzerfleischung. Der Satz Sinowjew » sollte nicht>0 bald vergessen weiden. Stegerwalö an die Neichsratsvertreter. Im preußischen Staatsministerium hielt gestern Ministerpräst- dent S t« g e r w a l d an die in den Rcichsrat gewählten p r e u ß i- schen Prooinzialvertreter eine Ansprache, in der er auf die eigenartige Stellung der preußischen Vertreter innerhalb des Reichsrat» hinwies. Das Stoatsministerium sei bemüht, die In- teressen des preußischen Staats mit denen des Reichs in Einklang zu bringen. Die preußische Regierung habe zunächst eine Aende- rung der Reichsoerfassung durchsetzen müssen, um über- Haupt jeder Provinz eine Stimme geben zu können. Es sei zu er- warten, daß sich zumindest in der ersten Zeit Reibungen und Schmie- rigkeitcn ergeben würden: jedoch hoffe er, daß die vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Mitglieder die Schwierigkeiten überwinden werde. » Die Ergebnisse der Wahlen der Prooinzialvertreter zum Reichsrat liegen jetzt vor, mit Ausnahme von Oberschlesien , wo die Wahl erst im Herbst, und der Rh ein Provinz, wo die Wahl am 14. Juli stattfindet. 12 Wahlberechtigte haben in den Reichsrat 24 Vertreter entsandt: an Sozialdemokraten wurden entsandt die Genossen Ritter, Otto Frank , Zimmer und H ö r s t n g. BuslanösSeutfthe unü Schwarz-rot-go!ö. Ein Kenner des fernen Ostens schreibt uns: Zu dem durch die Reaktion hervorgerufenen Flaggenstreit um die schwarz-rot-goldene Gösch dürfte es vielleicht interessieren zu er- fahren, daß gerade die Auslandsdeutschen die ersten waren, die nach Beendigung des Krieges die neuen Reichs» färben im ehemaligen Feindesland hißten. So wehte z. B. be- reits vor zwei Jahren auf dem Gebäude der deutschen Roten-Kreuz- Kommission in W l a d i w 0 st 0 k, die mit der Heimschaffung und der Fürsorge der Sibirien -Gesangenen bettaut war(und der der Schreiber dieses angehörte), die schwarz-rot-goldene Flagge,
und der Eh es de? Kommission, ein Leutnant Gerber, ließ sogar noch ein schwarz-rot-goldenes Fähnchen auf dem amtlichen Automobil der Kommission anbringen. Die neuen Reichssarben erregten nicht nur bei den alliierten und ruffischen Behörden und der russischen Bs- völkerung ollgemein lebhaftes Interesse, sondern, lösten auch bei den deutschen und österreichischen Kriegsgefangenen— wtter denen sich zahlreiche Auslandsdeutsche befanden— eine derartige Begeisterung aus, daß sich sämtliche kriegsgesangeucn schwarz-rot-goldene Abzeichen anfertigen ließen, die sie dann cur ihren Mützen ttugen. Als dann später der Abttansport begann. führten die von Japan gecharterten Schisse sämttich auf aus- drücklichen Wunsch der Gefangenen ordnungsgemäß die fchwarz-weiß-röte Flagge mit der schwarz-rot-goldencn Gösch im Dorlopp: auch die von Japan direkt mit Tsingtau -Gefan- g e n e n abgegangenen Dampfer hatten die neue Flagge im Dortopp gehißt. Man hielt dies für eine S e l b st v e r st ä n d- l i ch t e i t und kein vernünftiger Mensch hatte an den neuen Farben Anstoß genommen. Und jetzt kommt die Reaktion und sagt, das Ausland und die Auslandsdeutschen würden den Flaggenwechsel nicht verstehen! Dos Ausland und der überwiegende Teil der im Ausland ansässigen Reichsdeutschen ist viel klüger als die Reaktion und hac den Wechsel bereits oerstanden: nur eins kann und wird mau im Auslande nicht verstehen: die Mentalität und die politisch« Dumm- hell unserer„nattonalen" Schreihälse. Laß sie betteln geh'n... Müvcheu. 13. Juli. (MTB,) Zur Ermordung des Abgeord- neten G a r e i s teilte im Finanzausschuß des bayerischen Landtags auf eine Anfrage der Unabhängigen, wie sich die Sraatsregierung zu einer Entschädigung der Witwe Gareis stelle, der Finanz- minister mit, kür das G e s a m t m i n i st er i u m könne er diese Frage nicht beantworten. Persönlich sei er aber der Auffaffung, daß eine Parallele zwischen dem früheren Minister Auer, aus den seinerzeit im Landtag ein Attentat verübt wurde, und dem Abge- ordneten Gareis nicht gezogen werden könne. Es sei fraglich. ob der Mordanschlag Gareis gegolten habe, da die Tat noch völlig unaufgeklärt sei. Es wäre in diesem Zusammenhang von Intereffe zu erfahren. welche Schritte die bayerische Regierung unternommen hat, um das Attentat aufzuklären? Vielleicht gibt hierüber der bayerische Iustizminister Aufklärung? Kommunistischer Parteitag. Die PÄPD. beruft ihren dies- jährigen Parteitag auf Montag, den 22. August, nach Jena ei». Die vorläusige Tagesordnung umfaßt folgende Punkte: Bericht vom 3. Kongreß der Kommunistischen Internationale.— Bericht der Zentrale.— Die nächsten Ausgaben der Partei.— Anträge.— Neuwahlen.— Beim zweiten und dritten Punlt namentlich dürste der Konflikt zwischen den„Leviten" und der Zenttale zum Austrag gelangen. Deutscher Iuris? enkog. Vom 12. bis 14. September d. I. wird. zum erstenmal nach dem Kriege, der Deutsche Iuristentag in B a m- b e r g zusammentreten. Von den Verhandlungsgegenständen ver- dienen folgende Punkte besonderes Interesse: Inwiewell entsprechen die sogenannten Sanktionen dem Versailler Bertrag und dem Dölkcrrecht?— Die Straf bemessung nach dem neuesten Ent- wurf eines Sttafgesetzbuchs für das Deutsche Reich.— In welcher rechtlichen Form ist oie Beteilig ungder Arbeitnehmer am Kopital und am Gewinn des Unternehmens mögli�?,— Sind die Arbeitsgerichte und ähnliche Spruchbehörden den ordentlichen Gerichten anzugliedern?— Die Stellung des unehe- lichen Kindes und seiner Mutter aus dem Gebiete des öffent- lichen, Familien- und Erbrechts.— Der Beitritt zum Iuristentag erfolgt durch Erklärung an den Schriftführer, Geheimrat Dr. Hei- nitz, Charlottenstr. Sä. Anmeldungen zur Teilnahme an dem dies- jährigen Iuristentag sind mit den Wünschen wegen Unterkunst bis zum 1. August d. I. an den Ortsausschuß des Deutschen Juristentages >n Bamberg, Zentraljustizgebäude, zu richten. ArbeNerrecht am Rhein . Die rheinischen BesatzungSbebörden haben durch ein Slreitverbol und durch Androhung von Strafen beim Verharren im Streik in die seit langem andouernte AuSstandSbewegung der Maschinisten und Heizer in Düsseldorf ein« gegriffen. Der Streik kann unter diesen Umständen nicht länger ausrecht aufrecht erhalten werden.— Die„Düsseldorfer Zciturg" wurde von der BesatzungSöehörde für 8 Tage verboten.
Kunstwerke in Schutzhast. An den Kreisen der Berliner Kunstfreunde sind seit einiger Zeit Gerüchte über das Schicksal mehrerer wertvoller Gemälde verbreitet, die sich im Besitz des früheren Kaiserhauses befanden und fett der Revolution in einer Art„S ch u h h a f t" gehalten werden. Da es sich um Kunstwerke hohen Ranges handelt, so interessiert die An- gelegenhelt nicht nur die Kenner und Speziallsten, sondern die breite Oeffentlichkeit hat ein Recht, restlose Aufklärung zu verlangen. Wir geben daher diese Gerüchte wieder, obwohl wir nicht imstande sind, sie im einzelnen nachzuprüfen, und wir hoffen, daß die beteiligte Museumsdirektion, sowie die beiden Ministerien sich zu der Frage äußern werden. Etwa vor zehn Iahren, heißt», sei der Direktor der Rott anal- galerie Justi auf den Gedanken gekommen, die beiden prächtigen Berliner Paradebilder Franz Krügers au» dem Peters- burger Winterpalais für seine Sammlung zu erwerben. Wilhelm It. wurde gebeten, sie vom Zaren für die National-Galerie lockerzumachen. Im verlauf mehrerer Jahre wurde die Bitte an den Kaiser öfter wiederholt, und dann von ihm dem Zaren bei einer Begegnung in den Schären ausgesprochen. Der Zar erfüllte sie, schenkte aber die beiden Bilder nicht der Nattonal-Dalerie� sondern dem Kaiser zu dessen Geburtstag. Der Kaiser war vyn den Bildern so entzückt, daß er sie in seinem Schloß aufhängen ließ, aber in einem Raum, der bei den öffentlichen Führungen nicht gezeigt wurde. Bald nach der Revolution erbat und erhielt Justi, wie in seinem Führer durch die National-Galerie mitgeteilt ist, von dem Kultus- minister und Finanzminister die Zusagt, daß die Bilder nunmehr in die National-Galerie kommen sollten. Trotzdem wur» den sie in» Hohenzollern -Museum gebracht, da» be- kanntlich feit der Revolution geschlossen ist. Obwohl also die beiden Meisterwerke dank der Initiative Justis feit Iahren in Berlin sind, hat sie— seit der Jahrhundert-Ausstellung 1SVS, wo sie als Leihgabe des Zaren hingen— niemand zu sehen bekommen. Im Hohenzollern -Museum befinden sich noch zwei andere große Hauptwerke Krüger», die Nattonal-Salerie dagegen bewahrt nur wenige kleine Bilder, und es ist auch kein« Möglichkeit andere zu erwerben, da Krüger nur für den Hof große Stück« gemalt hat. Es handelt sich hier nicht um ein paar Bilder mehr oder wem- ger, sondern um Hauptwerke de» bedeutendsten Ber - liner Meisters vor Menzel. Der Rang und die Wichtig- keit Krügers würde dadurch in der National-Galerie zur Geltung kommen und die ganz« Linie der Entwicklung an einer sehr wesent- lichen Stelle ergänzt werden. Die Izunderte von Besuchern aus Berlin und ganz Deutschland , die täglich die National-Galerie durch- wandern, würden an diesen köstlichen Gemälden ihre helle Freude haben. Die Darstellung der Linden mit all den Gebäuden, die Zu-
schauermenge vor der Neuen Wache mit den zahlreichen Bildniffen au» der Gesellschaft und der Künstlerwelt, jedes einzelne ein kleines Meisterwerk, ist ein unvergleichlich wertvolle» Denkmal der alten Berliner Malerei. Bei den Bergleichsverhandlungen mit der Krone waren diese Krüger, übersehen worden und sie wären der Hohenzollern - samilie verblieben, der National-Galerie also entgangen. Erst nach Abschluß des Vergleichs, kurz vor Beginn der Beratung im Land- togsausschuß, wurde ein S 0 n d e r v e r t r a g mit der Krone ge- schloffen, nach dem die Krügers als Leihgabe des vormaligen Kaisers in die National-Galerie kommen sollten, doch nur für den Fall der alsbaldigen Annahme des Vergleichs. Da dieser ge- scheitert ist, sind sie weiter in dem unzugänglichen Hohenzollern - Museum geblieben. Ebenso liegt es mit anderen wertvollsten Bildern aus dem Krön- gut: Menzel, Caspar Friedrich, Gärtner, Blechen usw., die ebenfalls in dem Vergleichsentwurf nicht berücksichtigt waren. Menzels Mcistenperk der Schlacht bei Hochkirch , nach dem Vergleich im Eigentum des Kaisers bleibend, ist mit anderen Bildern aus dem ehemaligen Krongut jetzt in die Potsdamer Ausstellung gebracht worden— ein Beweis dafür, daß es den Behörden möglich ist, auch vor der Entscheidung über die Ausein- andersetzunz mit der Krone die Bilder aus den Schlöffern an andere Stellen zu bringen. Wenn die Ding« sich wirtlich so verhallen sollten, so erheben wir namens der Oeffentlichkeit die dringende Forderung, daß hier nicht länger auf die sich hinschleppende Dergleichsoerhandlung gewartet werde, sondern daß die wichtig st en Bilder aus dem vom Staat beschlagnahmten Krongut sofort dahin gebracht werden, wo sie am meisten und am besten und im wirksamsten Zusammenhang gesehen wer- den. Die Eigentumsfragen mögen später erledigt werden, aber es ist vollkommen sinnlos, daß diese kostbaren geistigen Güter in Schloß- Magazinen oder im gesperrten Hohenzollern -Museum verborgen sind, während sie seit Jahren in Verwaltung des Staates stehen, desselben Staate», der eine so viel besuchte öfsenllich« Galerie für die Kunst des neunzehnten Jahrhunderts unterhält!
Mas ein Film kostet. Als eine Filmsirma vor Iahren 308 M für den ersten Henny-Porten -Film bewilligte, geriet die ganze Branche wegen dieses Leichtsinns in Erregung. Noch im Jahre 1913 warf man für einen Durchfchmitssilm höchstens 3000 M. aus. Die Zeiten haben sich seither geändert, und wenn es auch heute noch«in paar Unternehmungen gibt, die In ihrem Mallenbettieb einen Sechs- akter für 50000 bis 70 000 M. herstellen können, so ist doch der Durchschnittspreis für einen mittleren Spielfilm auf etwa 350 000 M. festzusetzen. Natürlich darf ein solches Stück keine Feuersbrünste, Römerstädte, Schiffsschlachten, Massenstürme, Erdreisen ausführen, sondern es muß sich„bescheiden" nach der allgemein üblichen Decke
strecken. Die Ausgaben für einen solchen Musterstlm berechnet Egon Iaeobsohn in der„Film-Hölle" folgendermaßen: 3000 Meter N e- gativ: 16 000 M., 3000 Meter Positiv: 10000 M., Manu- skript: 15 000 M, Gagen: 202 000 M., Atelier(8 Tage mit Arbeitern, Kuliffen, Heizung, Licht usw.): 40 000 M., Spesen (Reisen, Auto, Trinkgeld usw.): 25 000 M., Extraausgaben (Ruhetage wegen ungünstiger Witterung, Krankheit der Darsteller, technische Unfälle und Unachtsamkeiten usw.): 30 000 M.: zusammen: 338 000 M. Ver Ausstattungsfilm„Anna B 0 l e y n' mit seinen unge- heuren Maffenszenen und Aufbauten soll 4 Millionen Mark Herstellungskosten verschlungen haben. Jetzt plant aber, wie es heißt. Joe May eine Verfilmung des Romans„Das indische Grabmal" von Thea von Harbou , für die nicht weniger als 20 Millionen ausgeworfen sein sollen. Theolerkrise in Sowsekrußland. Die Aufführung des Schau- spiels von Majakowski „Mysterium-Buff", die in einem Moskauer Zirkus in deutscher Sprache für die in Moskau versammelten Kongreßdelegierten stattfand, hatte ein unerwartete Nachspiel. Die Gouvernementsabteilung für politische Aufklärung nahm Anstoß sowohl an dem Werke selbst, als auch an den über- mäßigen Kosten der Inszenierung, die sich auf einige hundert Millionen Rubel beliesen, und hat das Erste Staatstheater, wo das Wert regelmäßig in russischer Sprache aufgeführt wurde, geschlossen. Aus Anlaß dieses Borfalls fordert de?„Kommunistitscheski Trud", das Organ des Moskauer Bszirkskomitees der Kommunistischen Partei, die allgemeine Einschränkung der übermäßigen Ausgaben für das Theaterwesen. Die Schauspieler be- kämen ungeheure Gagen und Sonderzuschüsie von zehn und hundert- tausend Rubeln für die Teilnahme an einer Probe. Ihre Ein- nahmen seien so hoch, wie in keinem anderen Lande. Solch ein Mäcenatentum könne sich das bettelarme Sowjettußland nicht länger gestatten. „ig" oder„sich"? Es erklärt sich wohl aus Gedankenlosigkeit oder Faulheit, daß die Endsilbe„lüh" jetzt immer häufiger durch „ich", geschrieben„ig", ersetzt wird. Angefangen hat es mit.„zu- gängig. Jetzt liest man aber auch schon von einer Beschäftig»» z, die„eintrögig" sei. und warte nur, balde sitzen wir beim„freundlgen" Wirt mit„stebljjen" Frauen und hören vom Orchesttion„jammerige" Klänge.„Naturig" unter Qualen, denn da» kulttvierte„menschige" Ohr ist gegen musitalische Unschönhelten ebenso„empfindig" wie gegen „sprachige"._ Moria««« Br««dt. die berübmie Altistin, ist. 78 Jahre alt, in Wien gestorben. Sie gehört« anderthalb Jahrzehnte dem Berlmer Opern- baute an, zu dessen Sternen sie neben Niemann. Beetz, der Lucca , Mallinger. Materna und Reiche:-Wnlermanu zählte. Vor etwa 30 Jahren zog fie sich von der Bühne zurück und lebte leitdem als Gesanglehrerm in Wien . Ibsen und Errindberg in V.ilSftina. Wie erinnerlich, Bat daS Jerulalemer Theater oor luwct Zelt I b s e n Z.Nora' n hebräischer Sprache zur Aufführung gebracht. DaZ bcbläische Theater in Jaffa hat nunmehr Strindbergs.Bater' mit starkem Erfolg in- szenim. Die Dekorationen find von jüdischen Künstler« entworje».