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Nr. 327+38. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Beweisaufnahme im

( Schluß aus der Abendausgabe.)

Die Vernehmung der Zeugen wird fortgesetzt. Der Kanallotse Popit, Steuermann auf 11 86, fagt weiter aus: Aus der Explosion auf der Llandovery Castle" könne nicht geschlossen werden, daß Munition auf dem Schiffe war, denn die Er­plosion fönne auch vom Plazen des Kessels herrühren. Der Zeuge hat es für möglich gehalten, daß vom U- Boot aus auf die Rettungs­boote geschossen worden ist, weil sonst niemand in der Nähe war, auf den hätte geschossen werden können.

U- Boot- Obermatrose Tegtmeier hat die Ansprache des Kapitän leutnants Bazig mit angehört, kann sich aber auf Einzelheiten nicht mehr besinnen. Er hat die Schüsse des U- Bootes vernommen, sich aber nicht darum gefümmert und weiß deshalb nicht, ob auf Rettungsboote geschossen worden ist.

Obermaschinistenmaat Ney- Swinemünde war zweiter Maschi­nist auf 11 86. Er schildert die Ereignisse am 27. Juni, wie er sie im Maschinenraum erfahren hat. Er hatte von der Explosion auf dem Hospitalschiff den Eindruck, daß sie von Munition herrührte. Später fam er auf Deck und fah im Wasser schwimmende Leute, die aber wegen Raummangels auf dem U- Boot nicht gerettet werden konnten. Der Zeuge hat sich dann schlafen gelegt, ist aber durch Geschützfeuer geweckt worden.

Früher hat der Zeuge ausgesagt, die Rettungsboote feien durch Geschüßfeuer vernichtet worden. Heute erinnert er sich nicht mehr daran. Dem Zeugen werden seine früheren Aussagen vor­gehalten. Er hat damals unter anderm gesagt, in der vorhergehen­den Nacht sei ein Hospitalschiff unbeanstandet geblieben, nachträg lich habe man aber gehört, daß Flieger auf dem Schiff gewesen seien. Ney hat damals ferner bekundet, daß der

Kommandant mit den Offizieren allein auf Ded geblieben sei, und es sei dann das Geschützfeuer eröffnet worden. Heute gibt der Zeuge noch an, die Offiziere hätten sich nur aus­nahmsweise an der Bedienung der Geschütze beteiligt. Der Zeuge erzählt weiter, daß der Kommandant am andern Morgen erklärt habe, was er getan habe, habe er nur

zum Wohle des Vaterlandes

getan und werde es vor Gott und feinem Gewissen verantworten. Kapitänleutnant Bazig habe dann gebeten, über den Borfall nichts zu fagen. Als einige Zeit später das U- Boot auf eine Mine geraten

fei, war davon die Rede, daß dies

die Strafe Gottes

für die Versenkung der 2. C." und die Beschießung der Rettungs­boote sei. Der Zeuge hält es für auffällig, daß während des Schießens der Kommandant mit den beiden Angeklagten allein auf Ded war. Nach Angabe Neys ist damals später noch der Geschütz­führer heraufgeholt worden, da einer der Offiziere sich an der Hand verlegt haben sollte.

Obermaschinistenmaat Brod- Swinemünde gehörte ebenfalls zur Besazung des U- Bootes 86. Er hat auf Befehl des Kommandanten Bazig den Torpedo auf die 2. C." abgefeuert. Brod be fand sich im Bugraum und hat das spätere Geschüßfeuer nicht gehört. Oberleutnant zur See Knoche, der leitender Ingenieur auf U 86 war, gibt an, das Lazarettschiff sei torpediert worden, weil Kapitän­Leutnant Bazig sich dahin äußerte, daß das Schiff

Munition und Truppen an Bord

hätte. Er hat angenommen, daß die abgegebenen Schüsse auf die Rettungsboote gerichtet waren, weil diese vielleicht sich wider penstig gezeigt hatten. Daß am anderen Tage auf dem U- Boot eine gebrüdte Stimmung herrschte, gibt der Zeuge zu. Er hat Damals zum Kommandanten Bazig gesagt, er würde das Schiff nicht torpediert haben. Pazzig habe darauf erwidert, er würde das auch nicht zum zweiten Male fun.

Mechaniker Käß aus Kronberg bei Stuttgart ist der Ansicht, daß der Geschützführer Meißner während des Geschüßfeuers an Ded gewesen sein müsse.

Rorvettentapitän Saalwächter äußert sich hierauf gutachtlich über die Kommandoführung an Bord der U- Boote. Die Frage der Lazarettschiffe sei während des Krieges mehrfach erörtert worden. Durch Gefangene habe man erfahren, daß fie auf Laza rettschiffen transportiert worden waren, die Munition mit geführt hatten. Es war deshalb allgemein mit der Annahme zu rechnen, daß mit den Lazaretischiffen Weißbrauch getrieben würde. Gerade im Jahre 1918 waren die Nachrichten über mißbräuchliche Benutzung der Lazarettschiffe besonders zahlreich. Daher wurden unter Umständen solche Schiffe verfenft. Daß die 2. C." ihre Eigenschaft als Lazarettschiff mißbraucht habe, könne aus der bis­

Zum Saison- Ausverkauf

U- Boot- Prozeß.

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Donnerstag, 14. Juli 1921

gezeichnet, daß sie wenig Kriegsgefangene gemacht habe, und dar­unter besonders das 52. Kolonialregiment, dessen Oberst Petit­demange besonders wild gewesen sei. Er habe den formellen Befehl gegeben, weder deutsche Verwundete noch Gefangene ein= zubringen. Der Unterleutnant Morin, zu dessen Zeugnis er vollkommenes Vertrauen habe, habe ihm bestätigt, daß er sogar herigen Beweisaufnahme nicht gefolgert werden. Kapitänleutnant der Niedermachung eines feindlichen Hilfspoftens, bestehend aus Bazig wußte offenbar, daß die Versenkung der 2. C." nicht ge- Verwundeten, Aerzten und Krantenwärtern, beigewohnt habe. rechtfertigt war. Bazig fonnte fürchten, daß durch die un- Dr. Koechlin erklärt, Oberst Petitdemange habe selbst in Grand gerechtfertigte Versenkung der Regierung Unannehmlich Fresnon im Departement Dise sich im November 1915 seiner Taten feiten entstehen. Daher hat er wohl den Wunsch gehabt, daß gerühmt. Dr. Koechlin bezeichnet drei Divisionen, die wäh­über die Sache nichts bekannt würde. Zweifellos hat Bazig rend der Champagneschlacht faum Gefangene eingebracht hätten, in einem inneren konflikt während sie bei anderen Divisionen zu Tausenden gemacht wurden. Diese drei Divisionen seien die 10., die 15. und die marokkanische Division. Er spricht auch von deutschen Verwundeten und zwar von etwa hundert, die bis nach Suippes gekommen feien und die man dort vier Tage absichtlich ohne Hilfe, Nahrung, Wasser und Unterstand gelassen habe, bis er sich ihrer angenommen habe.

gestanden. Daß von U 86 geschossen worden ist, und zwar mit dem Achtergeschüß, ist für die Sachverständigen zweifellos. Es ist nicht unmöglich, daß die Schüsse abgegeben wurden, weil man ein feind liches Fahrzeug vor sich zu haben glaubte.

Auf eine Frage des Oberreichsanwalts erklärt der Sach­verständige, der Kommandant des 1 86 habe taum damit rechnen fönnen, daß er alle Zeugen der Versenkung durch die Beschießung der Rettungsboote beseitigen könnte, da er mit einer großen Zahl von Rettungsbooten rechnen mußte und die Dunkelheit ihn verhinderte, alle zu erreichen.

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Aus der Partei.

Jungjozialismus.

Es folgt die Vernehmung der von der Verteidigung ge Die jungsozialistischen Gruppen der Partei halten am 29. Juli ladenen Zeugen. 1921 in Bielefeld ihren ersten Bertretertag ab. Zur Borbereitung Die Zeugen Bruhn Hamburg und Koch Leipzig , die auf dieser Tagung hat der Zentralbildungsausschuß eine Festschrift U- Booten tätig waren, schildern ihre Erlebnisse mit sogenannten herausgegeben, die die wichtigen. Fragen jungsozialistischen Wollens U- Boot- Fallen, wozu auch der Sachverständige noch das Wort nach den verschiedensten Seiten hin erörtert. Die Schrift enthält nimmt. Beiträge von Müller- Augsburg, Rabbruch- Kiel, Schult- Hamburg, Handlungsgehilfe Gustav Meyer Hannover hat, als er sich in Rathmann- Kiel , Keller-, Rehse-, Wegner, Fränkel- Berlin , Haase, Toulon in Gefangenschaft befand, gesehen, wie ein französisches Dahrendorf- Hamburg , Klara Zils- Breslau, Bach- Stuttgart. Die bis­Lazarettschiff mit Flugzeugen, Truppen und Maschinengewehren für herigen Entschließungen der Partei sowie jungsozialistischen Lagun­Saloniti beladen wurde. Auch die Llandovery Castle sei ein- gen zu dieser Frage, einige Feuilletons und Gedichte vervollständigen mal in Toulon gewesen. Der Zeuge kann aber nicht sagen, ob den reichen Inhalt des auch äußerlich sehr gut ausgestatteten Heftes. sie bewaffnet war. Die Schrift kostet pro Eremplar 2 M. und ist gegen Voreinsendung Kapitänleutnant Crompton aus Wellen an der Mosel war des Betrages oder als Nachnahmesendung durch den Zentralbildungs­ausschuß der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ( R. Weimann), Kommandant des U- Bootes C. 41, das Berlin SW. 68, zu beziehen.

Aus aller Welt.

Bombenanschläge in Braunschweig .

Nach der Landeszeitung" ist in der vergangenen Nacht die Ost­

von einer englischen U- Boot- Falle versentt wurde. Er wurde dabei schwer verwundet, suchte sich dem Dampfer schwimmend zu nähern und gab zu erkennen, daß er sich gefan­gen geben wollte. Er wurde jedoch von der Besazung des Dampfers mit höhnischen Worten überschüttet, und es wurde mit mend ein leer treibendes Boot, auf das er sich ebenso wie sein einem Brett nach ihm geschlagen. Er erreichte später schwim­Steuermann rettete. Der Dampfer tam später mit großer Ge- feite des Hauses des Gerichtschemikers Dr. Nehring in der Bis­schwindigkeit auf das Boot los und suchte es zweifellos zu ram- marc- Straße mit dem im Erdgeschoß gelegenen Laboratorium durch men. Die beiden Deutschen sprangen ins Wasser und retteten sich eine Bombe fast vollständig zerstört. Ein zweiter Anschlag richtete dadurch. Der Dampfer fehrte dann um und nahm sie schließlich an fich gegen die Garnisonfirche im Stadtpark. Es wurde nur ein ge­Bord. Ende 1916 wurde er aus der englischen Gefangenschaft auf ringer Schaden verursacht. Ein Schutzpolizeibeamter wurde in der der Llandovery Castle zur Internierung in der Schweiz nach vergangenen Nacht von 5 Männern im Prinzenpark angefallen und Ruropa gebracht. Als er auf das Schiff fam, habe er bemerkt, daß überwältigt. Er wurde in hilflosem Zustande aufgefunden und liegt eine gefchloffene Abteilung Soldaten in Khatiuniform sich besinnungslos im Krankenhause. einschiffte. Es bleibt abzuwarten, ob sich nicht herausstellen wird, daß das Ostar Bennemann aus Hamburg war 1916/17 in englischer Lockspizelattentate sind, um der sozialistischen Braunschweiger Re­Gefangenschaft in Mazedonien . Auch er hat beobachtet, daß gierung Schwierigkeiten zu bereiten. Hospitalschiffe Munition und Truppen beförderten.

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Zeuge Godau, Zollbetriebsassistent aus Saeffelen, Kreis Deutsche Kinder in Dänemark . Am Dienstagfrüh traf in Kopen­Heinsberg, Steuermann auf 11. C. 41, bestätigt die Angaben des hagen ein neuer Transport von 300 deutschen Kindern zum Kapitänleutnants Crompton. Dieser teilt noch mit, daß der englische dreimonatigen Erholungsaufenthalt ein. Die Kinder wurden vom Dampfer, von dem sein U- Boot versenkt wurde, die Baralong dänischen Komitee für deutsche Kinderfürsorge empfangen. war, was jedoch erst später festgestellt wurde. Damals hatte das Dunkles Verbrechen. Der ehemalige Gemeindevorstand Brüd­Schiff seinen Namen verdeckt und fuhr unter amerikanischer Flagge. Den Leuten der Baralong wurden Kopfgelder für die Ber- ner wurde Mittwoch nacht in seiner Wohnung in Hartmannsdorf bei Kirchberg erschossen aufgefunden. Man vermutet einen Mord, senkung des U- Bootes C. 41 versprochen. Hauptmann Gustav Schmidt Berlin hat, als er als Gefange- Einzelheiten fehlen noch. ner über den Indischen Ozean transportiert wurde, unterwegs ein sehr nahe vorübeckommendes englisches Hospitalschiff gesehen, an dessen Bord sich zahlreiche Truppen, aber anscheinend teine Berwundeten befanden. Ein Offizier des Schiffes, auf dem Schmidt sich befand, hat dem Zeugen dies später mit dem Bemerken be­tätigt, daß die Hospitalschiffe im Indischen Ozean von U- Booten ja nicht belästigt würden. Um 4 Uhr nachmittags wird die Weiterverhandlung auf Don­nerstag vormittag 9 Uhr vertagt.

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Verbrecher Krieg.

Raubüberfall eines französischen Soldaten. Aus Duisburg wird gemeldet: Dienstag abend zwischen 11 und 12 Uhr wurde an einer Eisenbahnunterführung einem hiesigen Bürger von einem fran­ zösischen Soldaten der Paß abverlangt. Als dies geschehen war, forderte der Soldat Geld, und als ihm das verweigert wurde, schlug er den Bürger mit dem Seitengewehr nieder, trat ihn mit Füßen und raubte ihm seine Brieftasche mit 2000 M. Inhalt. Dem Soldaten wurde im Handgemenge eine Schnur entrissen, die der Besatzungsbehörde eingesandt wurde.

Unrecht Guf. Eine Gruppe von französischen Abgeordneten, Senatoren und Generalen sollte eine Fahrt in dem früheren deutschen Luftschiff, Nordstern" unternehmen. Als das Luft­Paris, 13. Juli. ( WTB.) Im Anschluß an seine Enthüllungen über den Befehl des französischen Generals Martin de Bouillon, fchiff die Halle verließ, wurde es jedoch von einem heftigen Wind gegen die Halle geschleudert und start beschädigt. teine deutschen Kriegsgefangenen zu machen, veröffentlicht Gouttenoire de Toury in der Humanité" den Brief Cholera in Rußland . Russische Flüchtlinge in Konstantinopel eines Dr. Koechlin aus Paris , in dem dieser folgendes mitteilt: berichten, daß im ganzen Dongebiet Cholera herrscht. In Rostoff Die 10. Division Marchand habe sich ganz besonders dadurch aus- allein sterben täglich 400-500 Menschen.

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