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malt und Verteidigung sich über die knappste Auswahl ganz besonders hervorstechender Tatsachen aus der Praxis der geg- nerischen Gefangenenlager einig werden und sie an einen oder zwei Tagen der Leipziger   Verhandlungen unter dem Gesichts- punkt behandeln können- Hier der von den Franzosen an- gezeigte deutsche Tatbestand, dort drei oder vier charakte- ristische Vorfälle in den Gefangenenlagern der Entente. Schlußfrage: Kann vergleichsweise von einer besonders rohen und ausgesucht barbarischen Behandlung der Kriegs- gefangenen gerade in deutschen   Gefangenenlagern die Rede sein? In das tatsächliche Material braucht hier nicht hineinge- stiegen zu werden. Nur ganz unverbindlich und beispiels- weise sei berührt, was mir deutsche Kriegsgefangene von ihren Schicksalen in Algier   mitteilten, wohin bekanntlich im ersten Kriegsjahre Frankreich   deutsche Kriegsgefangene zu verschleppen für erlaubt hielt. Solche Leute aus meinem eigenen Wohnort, deren Personalien ich nachträglich über- prüfen und auf ihre Glaubwürdigkeit untersuchen konnte, be- richteten mir noch während des Krieges in Bad Ragaz  tSchweiz) geradezu Ungeheuerliches. Wegen der körperlichen Schäden, die sie durch die französische   Lagerbehandlung er- worden hatten, waren sie der Schweiz   zur Jnternierung über- lassen und hatten Gelegenheit gehabt, in mehrjähriger Er- holung und ruhiger Beschäftigung als Porzellanmaler die Er- regungszustände der ersten Kriegszeiten sowie die Folgen ihrer Behandlung einigermaßen körperlich und seelisch zu überwinden. Die schlichte Schilderung ihrer mörderischen Be- schäftigung bei algerischen Straßenbauten, ihre scheußlich pri- mitivs Ernährung und Beherbergung, die quäleriscke Ab» schneidung von der Verbindung mit der Heimat und die un- würdige Behandlung von Erquickungssendungen, die sie doch manchmal aus der Heimat erreichten, stehen mir als ebenso- viel Bilder brennender französischer Kulturschmach ewig vor Augen. Einen noch immer verwirrten Menschen traf ich da, von dem mir die Kameraden flüsternd mitteilten, daß er mo- nate- und jahrelang mit Hunderten in überfüllter Kasematte einer französischen   Seefestung habe vegetieren müsien und daß er dort seinen klaren Verstand verloren habe. Lange Zeit schien mir die Geschichte unwahrscheinlich: später stellte sich heraus, daß ein weitläufiger östereichifcher Verwandter von mir in genau dasselbe Loch geraten war und mir alles bestätigen konnte. Aber ich bin überzeugt, daß unsere Kriegs- orchive beliebigen Stoff für Einzelausschreitungen auf der Ententeseite auch in der Gefangenenbehandlung bergen. Man brauchte sicher nur hineinzugreifen, und die Vorbereitung der Prozesse in Leipzig   hat ja so lange gedauert, daß auch dies hätte mit erledigt werden können. Man wird schließlich auch sagen, daß Gerichte nicht die Rolle der Geschichtsschreibung übernehmen können, und sich streng än den Einzelfall hatten müßten. Dabei wird aber übersehen, daß die gegnerischen Anklagen eben nicht als Einzelfälle gemeint fipd, sondern in ihrer Gesamtheit darauf abzielen, uns ein System besonders unkultivierter Krieg- führung nachzuweisen. Dagegen sich auch prozesiual zu wehren und zu verteidigen, ist m. E. durchaus geboten und erlaubt. Ja, es wird nach meiner Kenntnis der Dinge im politischen Ausland durchaus begriffen und gewürdigt werden. Vielleicht, daß man im gegnerischen Ausland über die steife, nüchterne und unpolitische Prozeßführung in Leipzig   im ge- Heimen schon sein reichlich Teil witzelt und spöttelt, weil sie mit jener Unterlassung und.ihren prozesiualen Folgen schließ- lich' Wäfser auf die politischen Mühlen unserer Gegner führt. Erwidert man dagegen, daß die bürgerliche Rechtsprechung überall, in Deutschland   und im Ausland, mit solchen ver- gleichenden Verfahren den Ast absägen würde, auf dem sie sitzt, und deshalb nicht imstande und willens ist, es zu leisten dann ist freilich wenig mehr zu machen! England und das Leipziger   Verfahren. Auf die Anfrage, ob die englische   Regierung beabsichtige, sich dem Vorgehen der französischen Regierung anzuschließen und darauf zu bestehen, daß die Kriegs- Verbrecher vor einem alliierten Gericht abgeurteilt werden, ent- gegnete der Regierungsvertreter im Unterhaus, daß er auf diese Frage nicht antivorten lönne, bevor er Instruktionen erhalten habe.
Haremsleben in Sosnien. Don Hugo P i f f l(Brünn  ). Unter dem NamenHarem" versteht man im Orient jeden Ort, der nicht ohne weiteres betreten werden darf, also wird auch der Frauenraum der Wohnungen H a r e m l ü t genannt. Das Harem- lük ist in der Regel ein freundliches Gemach, das im ersten Stock- werk liegt und meist zahlreiche Fenster besitzt, die ziemlich knapp über dem Fußboden beginnen und manchmal eine förmliche Glas- wand bilden. Die Fenster sind bis. zu zwei Dritteln mit Holz- gittern verschalt, gleich den Beichtstühlen in katholischen Kirchen, und oft mit Eisenstüben versehen, so daß sich bei Feuersbrünsten oft schreckliche Unglücksfälle ereignen, wenn die Flammen den Weg über die Treppen versperren. Die Einrichtung des Haremslük ist einfach, aber behaglich. Rings an den WänSen läuft ununterbrochen eine breite Bant, die mit dicken Teppichen bedeckt, und bei reicheren Leuten, auch gepolstert ist. Der Fußboden ist ebenfalls der ganzen Fläche noch mit Teppichen bedeckt, oft sind auch die Wände mit solchen behangen. An europäischen   Einrichrungsstücken gibt es höchstens einen Spie- gel, einen Leuchter und eine Wanduhr. Wenn das Harem. lük.bei Wenigerbemittelten gleichzeitig als Schlafzimmer dient, so befinden sich an den Wänden kastenartige Verschlage oder Stellagen, auf denen die Matratzen und Bettdecken oerwahrt werden, denn der Orientale kennt keine Bettgestelle. Die Matratzen, die sehr dünn sind, werden auf dem Boden ausgebreitet. Junge Leute hoben trotz der Heiligkeit des Haremlüt Gelegen- hcit sich kennen zu lernen, und das ist z. B. beim M a i s s ch ä l e n der Fall. Landwirte laden zu diesem Zwecke bekannte Familien ein, und die Jugend besorgt, wenn auch im selben Räume, so doch nach Geschlechtern getrennt, die Arbeit, wobei Scherzlieder bald von der einen, bald von der anderen Partei gesungen werden. Findet ein junger Mann an einem Mädchen Gefallen, so wirft er ihr ein paar Maiskolben zu, und wenn das Mädchen sie sofort zu schälen beginnt, so ist dies für den Verliebten ein gutes Zeichen. Während sich selbst hu ältesten Frauen sofort ver» s ch l e i e r n, wenn ein fremder Mann Einblick in den Hof ihres Hauses hat. zeigen die Töchter ihr Antlitz unoerhüllt, namentlich, wenn der Betreffende ein guter Nachbar ist. Ich wohnt« zwei Jahrzehnte hindurch mitten im Türkenoiertel und durfte ungehindert mit''2n Töchtern der Nachbaileute sprechen. Auch die Häuser durste ich betreten, doch mußten vorher alle Frauen verschwinden. Im allgemeinen macht man sich bei uns von dem Haremsleben der moflcmitischcn Frauen ein ganz falsches Bild. Vor allem soll man nicht glauben, daß alle Haremsfrauen ein Faulenzer- dasein führen. Das tun nur, genau wie bei uns, die reichen,
Moskau   unö Märzaktion. In derRoten Fahne" beginnt eine Artikelserie Karl R a d e k s zu erscheinen unter der UeberschriftDer 3. Welt- kongreß über die Märzaktion und die weitere Taktik. Hier wird noch einmal Acht und Baun über Paul Levi   feierlich ausgesprochen. Rädel erklärt: Der Ausschluß Levis wurde einstimmig gutgeheiß e n. Jede politische Mitarbeit mit ibm ist den Mit« gliedern der Kommunistischen Internationale  verboten: gleichzeitig kündigte Lenin   in der Taktischen Kom- Mission die Einbringung eines Antrages an, der den früheren An» Hangern Levis jede Organisation als Fraktion verbietet. In der deballe wurden alle Akte der Disziplinlosigkeit, der Cobotoge der Rechten aufs schärfste verurteilt. In meinem Schlußwort erklärte ich, unter Zustimmung deS Kongresses, daß, falls zum zweitenmal iolche Akte der Disziplinlosigkeit vorkommen sollten, die Exekutive der Kommunistischen Internationale die deutiche Partei auffordern wird, dieSchuldigen aus derPartei auszuschließen. Es wird dann der Wortlaut einer angenommenen Ent- schließung wiedergegeben, die mit der Lüge beginnt: Die März-Aktion war ein der VKPD. durch den Angriff der Regierung auf das mitteldeutsche Proletariat aufgezwungener Kampf. Diese Lüge ist bekanntlich von den Rechtskommunisten als die sogenannteHörsing-Legende" abgetan worden, und auf der anderen Seite betonten die meisten Linkskommunisten selbst während der Aktton ganz stolz, das Große an ihr wäre, daß sie eben die e r st e Offensive gegen die demokratische Republik   darstellt. Der Moskauer   Kongreß hat diese Ansicht verurteilt, in dem er weiter erklärte: In diesem ersten großen Kampfe, den sie nach ihrer Gründung zu bestehen hatte, machte die BKPD. eine Reihe von Fehlern, von denen der wichtigste dann bestand, daß sie den defensiven Charakter deS Kampfes nicht klar hervorhob, sondern durch de« Ruf von der Offensive, den gewiffeNlosen Feinden des Proletariat«, der Bourgeoisie. der SPD.   und der USPD  . Anlaß gab, die VKPD.   als Anzettlerin von Putschen dem Proletariat zu denunzieren. Dieser Fehler wurde von einer Anzahl von Parteigenosse» gesteigert, indem sie dir Offensive als die himptsächlichstr Methode des Sampfe» der VKPD.   in der jetzigen Situation darstellten. Gegen diesen Febler find offizielle Organe der Partei, wie ihr Vorfitzender. Genosie Brandler, auf- getreten. Der Fehler der gerüffelten KPD.  -Genoffen besteht darin, daß sie die Wahrheit gesagt hatten, daß sie die An- greifer waren und sich nicht nach den takttsch-po- iitifchen Regeln jeder Kriegführung als die Angegriffenen hinstellten. Weiter wird in der Resolution gesagt: Der Kongreß ist der Meinung, daß die VKPD.   desto erfolg- reicher ihre Massenaktionen durchzuführen in der Lage fein wird, wenn sie in der Zukunft ihre Kampslosungen de« wirkliche« Situ- ationeu besser anpaßt, diese Situationen auf das sorgfältigste studiert und die Aktionen in der einheitlichsten Weise durchführt. Die VKPD.   muß im Interesse der sorgsältigeu Abwägungr« der Kampfes- möglichkeiteu aufmerksam die Tatsachen und Erwägungen berück« sichtigen, die auf Schwierigkeiten der Aktionen hinweise» und sie auf ihre Berechtigung sorgfältig prüfen. Die VKPD  . hat also bei ihrem tatsächlichen Angriff sich der Situatton nicht angepaßt, sie nicht sorgfältig genug studiert, die Kampfesmöglichkeiten nicht sorgfälttg genug abgewogen, die.Schwierigkeiten der. Aktion nicht sorgfältig genug geprüft. Das sagen nicht wir, das sagt Moskau  . Wir schließen daraus in Uebereinstimmung mit den Rechtskommu- nisten: Sie hat leichtsinnigerweise einen Bürgerkrieg ange- zettelt. Hunderte ihrer Anhänger finnlos, nutzlos in den Tod getrieben! Tausende in die Gefängnisse gebracht! Und dafür wird Levi, der Kritiker, als Sündenbock in die Wüste geschickt.
ver französisch- flunläadische Handelsvertrag ist unterzeichnet worden.
die andern find fleißig, schuften tüchtig im Hausholl und beschäftigen sich viel mit Handarbeiten. Das Kochen macht fteilich nicht gar zu viel Arbeit, da die Hausftau oft für mehrere Tage im Vorrat kocht und dann nur die für ein Mahl notwendige Menge aufwärmt. Auch ist der Türke an eine sehr bescheidene Lebensweise gewöhnt und nimmt mit schwarzen Kaffee und Brot vorlieb. Die Vergnügungen, die sich die bosnischen Haremsftauen gönnen, bestehen in Ausflügen, Sie meistens nach schönen Aus- sichtspunkten unternommen werden, und in etwas, was sieS j e l o" nennen. Unter diesem sremdtlingenden Namen verbirgt sich eine Art Geselligkeit, die auch den Frauen westlicher Lande nicht unbe- kannt zu sein pflegt: nämlich nichts anderes als der gute, biedere Kaffeeklatsch. Und zwar ist er, ganz wie bei uns, besonders in der Form vonKränzchen" beliebt, die der Reihe nach in den einander befreundeten Haremslüks stattfinden und bei denen es weniger darauf ankommt, den rechten Glauben zu bekunden, als möglichst viel Neuigkeiten zu vernehmen und zu berichten. Daher werden auch christliche Teilnehmerinnen zugezogen. Man sieht also: Rasse, Konfession und Sitte mögen noch so viele äußere Unterschiede bedingen im Grunde bleibt die mensch- liche Natur, bleiben Herzen und Neigungen allenthalben die gleichen.
Die Entwicklung des jüdischen Theaters. Der S ch u tz v e r- band deutscher Schriftsteller, der sich u. a. auch die Aufgabe gestellt hat,verborgene Kunst" ins Licht der Oeffentlichkeit zu rücken, veranstaltete gestern abend im Brüdervereinshans Kur- fürstenstraße einen Vortrag:Die Entwicklung des jüdischen Theaters". Der erste Vorsitzende des Schutzoerbandcs, Bernhard Kellermann  , sprach die einleitenden Worte, worin er im besan- deren auf Eulenberg, Zweig und Ploehn als auf die Quelle des jüdischen Geistes hinwies, und gab sodann zu dem eigentlichen Thema dem Referenten des Slbends, Herrn Rechtsanwalt Dr. Grone» mann, das Wort. In seinen interessanten Ausführungen nannte dieser die Juden das theoterwütigste Volk der Well, bei dem die Liebe zum Theater manchmalXdtrekt groteske Formen annehme. Einige humoristische Schilderungen einiger Erlebnisse aus dem Wilnaetjind Bialostoker Milieu, wo das ganze ostjüdische Ghetto sich im Theater wie zu Haus ftihlt und die Mütter ihre Säuglinge mit.ins Theater nehmen, erweckte beim Publikum stürmische Heiterkeit. Schon aus dem Jahre 1607 liegt eine Kritik vor über jüdische Dichter und Stegreifschauspielcr. Redner las die Kritik vor und schilderte das Entstehen des jüdischen Theaters aus den Fast- nachtspielen des Purimfestes. Abraham Goldfaden  , Jakyb G o r d i n, Perez H I r s ch b e i n und der berühmte Moralist I. L. Perez stellen die kulturellen Entwicklungsstufen dar. In einigen Mitgliedern der Wilnaer Schauspiel- truppe, die den Bortrag des Dr Gronemonn durch dramatische Szenen und Einzelspiele ergänzten, lernte man schauspielerische Voll- naturen kennen, die durch die Glut ihrer Worte verblüfften und durch die unmittelbare Tiefe der Empfindung wie eine künstlerische Offen- barung wirkten. Frieda Blum ent hal, Sonja Alomis und Alexander Asro besitzen dl« Kraft, einer erschütternd« Ahnung zu
Der gepfändete Kar! Liebknecht. Die Arbeiter-KunstauSstellung, Petersburger Straße 30, über deren gemeinnützige soziale Bedeutung bei S a ch- kundigen lein Zweifel besteht, wird von den Behörden an- dauernd schikaniert. Einige Monate mußte sie wegenbolsche- wi st i scher Umtriebe" geschlossen bleiben, und durch eine Gerichtsentscheidung, die noch heute in Kraft ist<I), sieht sie sich ge- ' zwungen, ihre Pforten allabendlichum T1/� Uhr zuschließen : bei Vermeidung einer Gelvstrafe von 1500 Mk. für jeden Ueber« trewngsfall.(Begründung des Utteils: Die Sicherheit der Einwohner ' ist gefährdet.) In derselben Straße befinden sich derweilen 42 Kinos, Schnapskneipen und Tingeltangel, die ohne Gefährdung der öffent- lichen Sicherheit bis in die späte Nacht in Betrieb sein dürfen. Auch von seilen der Steuerbehörde genießt die Ausstellung alle Aufmerksamkeit. Forigesetzt erscheinenKontrolleure" in den Räumen 1 und fragen, prüfen und untersuchen, ob nicht etwa für die rein belehrenden, wissenschaftlichen und künstlerischen Vorträge ein Un- kostenbeitrag erhoben wird, in welchem Falle dann sofort die Steuerbehörde von jeder Mark 10 Pfennig einstreicht. Den Höhepunkt erreichten diese Schikanen, als die Behörde die Anti- krie gsausstellung als, Lustbarkeit' und Vergnü« gen bezeichnete. Ernst Friedrich  , der Leiter der Ausstellung, weigene sich, die verlangte Steuer zu zahlen, und wurde deshalb mit einer Strafe von IbOO Mk. belegt. Eine Intervention erreichte die Behördezu spät" und auch alle persönlichen Vorstellungen unter Vorlegen von Belegen und Urkunden über die Gemeinnützlichkeit und Wissenschastlichkeit der Veranstaltung nützten nichts. Als das Geld nicht aufzutreiben war, schritt man zur Pfändung der Möbel von Ernst Friedrich  , wo der letzte und einzige im Haushalt befindliche Schrank gepfändet wurde! Nochmaliger Einspruch gegen die Geldstrafe wurde wiederum zurückgewiesen, und die Sleuereinzieher lauern täglich darauf, Geldeinnahmen der Aus- stellung zu beschlagnahmen, um die 1500 Mk. einstreichen zu können. Die Arbeiter-Kunstausstellung ist infolge der fortge- setzten Schwierigkeiten und Kämpfe völlig ohne Geldmittel. So kam eS, daß in einer neuerlichen privaten Klagesache, als kein bareS Geld oder pfändbares Möbel im Hause war, man in der Aus- stellung nach geeigneten Objekten fahndete und einen Bronzekops von KarlLiebknecht,(dem Bildhauer Kutt Kroner gehörig) pfändete. Auf ein ane das Amtsgericht Berlin-Mitte gerichtete Beschwerde Friedrichs erfolgte folgenderBeschluß": In der Zwangsvollstreckungssache gegen Ernst Friedrich   in Berlin  , Petersburger Straße 39, wird die Erinnerung deS Schuldners gegen die Pfändung eines Kunstwerkes, Karl Liebknecht   darstellend, kostenpflichtig zurückgewiesen. Die Zwangsvollstreckung darf fortgesetzt werden. In Sachen pp. fragen wir an, wie hoch der Wert deS Karl Liebknecht   ist. Auf Anordnung (Unterschrift unleserlich) DasWilhelminiscbe Zeitalter' soll am 0. November 1018 Legraben worden sein. Aber gewisse Berliner   Sicherheits- und Steuerbehörden scheinen von diesem Begräbnis noch keine Kunde erhalten zu haben. Es wird dringende Zeit, die etwas harthörigen Herrschaften auf daS Ereignis nachdrücklich aufmerksam zu machen. Aufhebung der Reichsstelle für Druckpapier. Nachdem die Ge- schästsstellen der Reichsstelle für Druckpapier aufgelöst sind, ist sie selbst, wie die PPN. erfahren, mit Ablauf des 30. Juni 1921 aufgehoben worden. vesatzongsfreuden. Der Chefredakteur derDüsseldorfer Zei­tung", Paul Mutzet, ist von der fränzösiichen vcsatzungsbehöide zu vier Tagen Gefängnis verurteilt worden. Gründe für da? Verbot der Zeitung und die Verhaftung Mützeis wurden bisber nicht mitgeteilt. ES wurde nur auf eine Nummer derTüsicl- dorfer Zeitung" hingewiesen. Anslbeinend hat die Verteidigung des Leipziger Prozeßverfahrens das Mißfallen der Besatzungsbehörde erregt. Die Kriegsgefangene» von Avignvn. In Mannheim   sind drei deutsche Kriegsgefangene eingetroffen, die ihre Strafe in Avignon   verbüßt haben. Die Behandlung wird von den Heim- gekehrten als erträglich bezeichnet._ geben von leidenden, einsamen, verlassenen Menschen, die das große Wort der Gottheit und des Schmerzes kennen. F. 3- Ein Rolfchrd der Rlufikhochschüler. Der Ausschuß der Stu- dierenden an der staatlichen Hochschule für Musik wendet sich mit einer, wie uns scheint, berechtigten Klage an die Oeffentlichkeit. Nachdem erst kürzlich heißt es eine 100prozentige Erhöhung des Schulgeldes erfolgt sei, fordere der Staat nochmals eine lOOpra- zentige Erhöhung. Trotz des Protestes der gesamten Studentenschaft verharre der Minister auf seinem Standpunkt. Es dürfe allgemein bekannt sein, daß Musik nicht gerade die Reichsten studieren. Für viele bedeutet eine solche enorme Erhöhung des Schulgeldes nichts anderes als die Notwendigkeit, das Studium aufzugeben. Der Staat aber würde durch diese Erhöhung nur die geringfügige Summe von etwa 150 000 M. gewinnen. Auch das deutsche Boll hat ein Interesse daran, daß in Zukunft nicht nur die, die es bezahlen können, Musik studieren, sondern die, die dafür begabt sind. Verkündet der Staat nicht seit Iahren den Satz von der freien Bahn dem�Tüchtigen? Wir verkennen nicht die Notlage Pes Staates, meinen aber, daß er sein Geld aus den Instituten, die dem Unterricht dienen, zu allerletzt holen sollte. Außerdem sollte es gerade in unserer Zeit die Pflicht des Staates sein, Kunst zu fördern und nicht zu hindern. Zum Kampf um das Reichsschulgejeh. Durch den Kampf, der um dos Aussührungsgesetz zu Artikel 146 Abs. 2 der Verfassung ent- brannt ist, ist die Frage der weltlichen Schule aufs neue in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gestellt. Gerade im rechten Augenblick erscheint daher ein Buch, das die Stellung der Sozialdemokratie zu dieser Frage klar heraushebt:D i e e l t- liche Gemeinschaftsschule".(Verlag: Buchhandlung Vor- würts. Preis: 4,50 Mk.) Das Buch enthält die beiden grundlegenden Referate, die Pro- fessor R a d b r u ch, M. d. R., überWeltliche Schule und Weltanschauungsschule" und Arthur Arzt  , M. d. L,, über Lehrplan und Aufbau der weltlichen Schule" aus dem Dresdener   Kullurtage der Sozialdemokratischen Partei gehalten haben und die die Stellung der Sozialdemokratte zu den veffchie- denen Schularten und der von ihr geforderten wettlichen Schule aus- führlich behandeln. Angefügt sind die sachlich wertvollen ergänzen­den Ausführungen der Diskussionsredner. Das Buch wird auch über den Augenblick hinaus das Seinige dazu beitragen, mit dem Märchen der Religionsseindjchaft der Sozialdemokratie und der weltlichen Schule auszuräumen. Es wird dem weiten Kreise derer, die an das Werden einer neuen Kultur glauben und dafür arbeiten, die Ziele und Wege zeigen, die die Sozialdemokratie zu gehen gedenkt. Eine rätselhaste Erkrankung der Plenen, die nach dem Ort ihres ersten Auftretens dieIsle of Wight  -Krankheit" heißt, beschäftigt die englischen Botaniker. Wie I. E, Bond in derNature  " angibt, hat er durch eine große Zahl von Versuchen jetzt das Rätsel der Krank- heit geläst. Es handelt sich um einen Bazillus, der die Tiere tötet, und diesen Bazillus hat man nun auch in bestimmten Blumen gefunden, die die Bienen besuchen. Es ist anzunehmen, daß kranke Bienen solche Bazillen in den Blumen zurücklassen, und daß dann andere Bienen, die die infizierten Pflanzen auffuchen, an»»peckt werden.