land leider durch ihre immer erneute Wiederholung kaum noch Eindruck macht: Die Festsetzung der deutschen Grenzen im Friedensvertrag von Versailles , durch die die Souveräniiäi über Millionen Menschen deutschen Blutes den neuen Staaten der Polen und Tschechoslowaken überliefert wurde, ist ein schlagendes Beispiel dafür, wie das Prinzip der Selbstbestimmung mit Füßen getreten wurde. Gegen den Willen der gesamten Bevölkerung wurde im Frieden von St. Germain das österreichische Tirol an Italien abgetreten. In Versailles wie in St. Germain wurde OesterrciÄ) das Rechk genommen, mit Dculschland eine politische Verbindung einzugehen. Und als der Oberste Rat gegen einen Artikel der deutschen Ver- fassung vom August ISIS, der die Möglichkeit einer Verbindung von Deutschösterreich mit Deutschland vorsah. Protest erhob, wurde in Paris am 22. September 1919 durch Bevollmächtigte Deutschlands und der fünf alliierten und assoziierten Hauptmächte ein Protokoll unterzeichnet, das den Artikel in der Verfassung für null und nichtig erklärte. Es dürfte kaum eine offenere Verleugnung des Selbstbefkimmungsrechtes geben, als dieses verbot an Oesterreich , fid) mit Deutschland zu vereinigen, entgegen der ein- mutigen Forderung des österreichischen Volkes nach einer solchen Verbindung. Herr Lansing bemüht sich in seinem Buche mit großer Verve, die unheilvollen Konsequenzen aufzuzeigen, die eine resolute und bedingungslose Anwendung des Grundsatzes der Kalk-Oaterminutivn für die nationale Sicherheit aller Länder, nicht zum wenigsten der Vereinigten Staaten , nach sich ziehen würde. Seine Besorgnisse in dieser Beziehung glauben wir ihm gern. Aber wir wissen ebenso genau, daß derGlaubeandasRechtderSelbstbestimmung n i ch t v e r s ch w i n d e n wird, solange sich noch Nationen geknechtet fühlen und solange sich noch B ö l k e r t e i l e nach ihrer Mutter sehnen, von der sie d u r ch k ü n st l i ch e s Gebot getrennt find. Die Idee des Selbstbestimmungs- rechtes ist sicherlich kein Allheilmittel für die Zwischenstaat- lichen Sorgen der Welt. Aber sie ist ebenso sicher einer der großen� weltgeschichtlichen Motoren, die seit 1(X) Jahren kein Staatsmann, wie Wilson richtig am 11. Fe- bruar 1913 gesagt hat, ungestraft vernachlässigt hat. Wie man sich aber auch zu der Anerkennung dieses Grundsatzes im ganzen stellen mag, darüber ist kein Zweifel, daß derjenige Grad von Selbstbestimmung, den man dem deutschen Volke in Versailles zuerkannt hat, hinter den Erfordernissen jeder vernünftigen und schöp- f e r i s ch e n politischen Auffassung zurückbleibt. Darüber schreibt Lansing am 8. Mai auf Grund einer Unter- redung mit dem amerikanischen Delegierten B u l l i t t, der bekanntlich 9 Tage später infolge von Meinungsverschieden- heiten mit Wilson aus der amerikanischen Delegation aus- schied, folgendes: Die Friedsnsbestimmungen wurden gestern den deutschen Be- vollmächtigten übergeben. Und zum erstenmal in diesen Tagen fieberhafter Arbeitshast hat man Zeit, den Vertrag als Ganzes zu betrachten. Der Eindruck, den man bekommt, ist gemischt aus E n t- täufchung, Bedauern und Niedergeschlagenheit. Die Friedensbedingungcn erscheinen unermeßlich hart und demü- ligend. Viele von ihnen erscheinen mir unmöglich durch'usührcn. Aus dem Völkerbund ist ein Instrument der Großen geworden, um das normale Wachstum von nationaler Macht und nationaler Ausdehnung bei denen niederzuhalten, die infolge ihrer Niederlagen ohnmächtig geworden sind. Wenn man den Vertrag prüst, findet man Völker, die gegen ihren Willen in die Hand derjenigen überliefert worden find, die fte Haffen, während ihre ökonomischen Quellen ihnen entrissen und den anderen gegeben sind. Widerspruch und Bilkerkeil, wenn nicht Verzweiflung, sind die notwendigen Folgen einer solchen Politik. Vielleicht wird es Jahre dauern, bevor diese unterdrückten Völker imstande sind, ihr Joch abzuschütteln. Aber so sicher, wie auf den Tag die Nacht folgt, wird die Zeit kommen, da sie versuchen werden, es zu tun. Die Idee des Selbstbestimmungsrechtes ist bis zum Kriege von den Gegenspielern der Mittelmächte gegen Deutsch - land und Oesterreich-Ungarn jahrzehntelang nicht
TsZ eines tzunöes. von Alfred Hein . Der Flieder stieg über die Villenzäune, der Asphalt strahlte tm Gonnengefunkel des Morgens. Es war eine Lust, zu leben— dieses abgebrauchte Wort wurde plötzlich schöne und klare Wahrheit. Das Glück würde nie kommen, glaubte man schon, nun war es da: dieses Licht, dieser Wind, Spiel der Kinder und die Kerzen der Kastanien- bäume! Friede floß durch die Großstadtstraßen, noch inmitten des tosenden Geschäftsviertels blieb die Sonne Siegerin vor dem grausten Bureaugebäude Wer wollte dieses Lachen noch aus- löschen, das so unverhohlen sichtbar auf allen Antlitzen aufblühte? Die Klingeln der Radfahrer, das Pantoffelgeklapper der Bäcker- jungen, Rufe der Blumenfrauen, gestern„lästige Geräusche" ge- nannt, waren heute Instrumententöne einer seligen Natursinfonie. Die Schritte der Mädchen tanzten fast, und die Männer gingen rüstiger und doch nicht nervöser, fondern ruhiger fürbaß. Gab es heute Ziele und Dringlichkeiten, Kontore und Sitzungen? Das Wort „Börse" rief nur den Anblick des glitzernden Flusses hervor, in dem sich der düstere Bau spiegelte. Die Droschkenkutscher warfen sich Witz« zu, und die Chauffeure fuhren aus Ucbermut um einige Ge- fchwindigkeiten schneller, als et die Schutzleute gestatten durften. » Doch des platzgewaltigen Schutzmanns Hand war milde in all dem Glanz geworden, drohte weder noch notierte. Zahlen existierten heute in keinem Hirn. Aber da hatte der heitere Tag feine Seligkeit überspannt: so wie es Kinder tun, die dann weinen müssen. So mußte auch er büßen, daß er selbst Schutzleute milde machte. Und es kam die große Traurigkeit. Denn hätte der Schutzmann den einen Chauffeur gebieterisch gewarnt, wäre nicht bei rasender Fahrt ein Hund überfahren wor» den Im Tumult der großen Gefchäftszeile. Das war eine Dunkel. hell, die jach unter die Schleier der Seelen trat, die hoch und licht schwebten. Alle, die wir es sahen, erstarrten. Wir wußten es, nun müssen wir unsere Glückseligkeit büßen. Warum aber gleich so schwer? Cs war furchtbar(o so grauensoll, daß das echte, herzzerreißende Mitleid in jedem aufstieg und den Blick auf den sterbenden Hund bannte) zu sehen, wie das schwarze Tier in all der grellen Sonne, unter dem Jubel der Mittagsglocken und dem Gesang einer Schul- klasse(die aber sich nähernd verstummte) mit entzwei geknicktem, zer- quetschtem Leib köpf- und schwanzhüngend an eine Wand schlich und Blut und gräßlichen Schleim aus Maul, After und Bauch ver- lor. Daun ergriff uns olle plötzlich sein traurigkeitenvolles Auge. Das war die Gegenwelt zu unserer sonnigen, ein erlöschender Stern, der alle Wunder des Seins wie unsere Erde genossen hatte und nun uns zu Füßen gefallen istl Der Blick eines in der hellsten Sonne sterbenden Tieres� das niemand trösten konnte. Denn diese» so
ohne Erfolg in Bewegung gesetzt worden. Leider waren es nur die Sozialdemokraten und ein kleiner Teil der bürgerlichen Demokratie, die diesem Grundsatz auch da Verständnis entgegenbrachten, wo er mit den deutschen Machtansprüchen kollidierte. In Versailles haben die Gegner der Mittelmächte unter der Flagge dieser Idee einen großen Teil ihrer territorialen Räubereien in Sicherheit gebracht. Heute ist es Deutschland , das seine elementarsten nationalen Ansprüche nur unter Berufung auf dieses revolutionäre Recht der Selbstbestimmung anmelden und durchsetzen kann. Wir stehen heute in diesem Kampfe mitten drin. Wir werden in diesem Kampfe siegen, wenn wir an dieses Recht glauben. Darum gerade sollten in diesem Kampfs billigerweise diejenigen Zurückhaltung üben, die noch vor wenigen Jahren den Grundsatz der Selbstbestimmung für eine professorale Schimäre erklärten. Ist die oberschlesische Frage eine Frage des Selb st bs stimmungsrechtes des oberschlesi- schen Volkes? Der erste Entwurf des Friedensvertrages sah bekanntlich die Abtretung ganz Oberschlesiens ohne Befragung der Be- völkerung an Polen vor. Auf amerikanisches und englisches, besonders aber auf persönliches Betreiben von Lloyd George hin hat der Oberste Rat den deutschen Protesten in dieser Richtung stattgegeben und für Oberschlesien eine Volksabstimmung angeordnet, d. h. das Prinzip der Selbstbestimmung für die Lösung der ober- schlesischenFrage anerkannt. Die oberschlesische Frage ist also weder eine Frage der strategischen Sicherung Frankreichs durch eine starke polnische Flanke, noch eine Frage der Wirtschaft- lichenKräftigung Polens bis zu seiyer Fähigkeit, seine Schulden an Frankreich und die übrigen Alliierten zu zahlen. Die Frage Oberschlesien ist auch nicht— trotzdem eine gewisse deutsche Propaganda es manchmal so hat scheinen lassen— die Frage, ob Deutschland fähig bleiben soll, seine Rsparationsaufgaben zu erfüllen, sondern die Frage Ober- schlesien ist die ganz klareFragedesWillensseiner Bevölkerung. Dieser Wille bat am 14. März gesprochen. Auf diesem Spruch lastete der Druck eines Terrors, an den die Welt bisher nicht glauben wollte. Die Ereignisse des Mai haben allen Ungläubigen gezeigt, daß und wie stark dieser Terror vorhanden war. Trotzdem und trotz der für Deutschland so ungünstigen Abstimmungsbedingungen hat die oberschlesische Bevölkerung mit fast% Proz. ihrer Stimmen sich für ihre deutsche Zuklinft entschieden. Nunmehr baben die Alliierten das Wort. Auf ihrem Spruch soll kein Druck liegen— weder eine polnische, noch eine französische, noch eine deutsche Drohung. Auch kein Druck, der von Vorder- asien oder vom Stillen Ozean herstammt. Die Frage Ober- schlesiens ist lediglich eine Frage des Rechts seiner Bewohner. Man halte sich strikt' an den Friedensvertrag. Man interpretiere den Friedensvertrag nach der einzigen rechtlichen und moralischen Grundlage, die er bat, nämlich nach den 14 Punkten Wilsons,— und man wird einen Spruch fällen, der Deutschland und Polen und Europa befriedigt._ Das psiaumMweicks Moskau ! Kriegserklärnnz der MAPD. an die 3. Jut-'rnati anale. Der Kongreß der Dritten Internationale in Moskau hat bekanntlich an die Kommunistische Arbeiterpartei die Auf- forderung gerichtet, sich der KPD. anzuschließen, andernfalls sie aus der Dritten Internationale ausgeschlossen und auch nicht mehr als„sympathisierendes Mitglied" anerkannt wer- den soll. Die KAPD . hat darauf mit einer Kriegserklä- r u n g an Moskau geantwortet. In einem Aufruf, abge- druckt in der„Kommunistischen Arbeiterzeitung", wird dem Moskauer Kongreß der Vorwurf gemacht, eine durch und durch opportunistische Politik getrieben zu haben. Darüber heißt es dann wörtlich weiter:
reine Auge ruhte lastender auf uns als alle unsere Vorstellungen vom Golgathablick des Heilandes. Keiner wagte ihn anzufassen. Cr war uns heilig geworden. Wir sahen auf ihn nieder mit wirren Gedanken. So standen wir lange. Langsam löste sich einer vom andern, aber keinen oerlieh mehr an diesem leuchtenden Tag der dunkle Tod des Hundes.
Das Theater als„bürgerliches SsUwer?". In H a n n o v e r konstitusrts sich kürzlich, wie die Zeitschrift „Volksbühne" mitteilt, eine„freie Volksbühne" des Arbeiter-Bildungs- Ausschusses, gegen deren künstlerische Tendenzen keine Einwendungen zu erheben waren, wenngleich lte in mancher Hinsicht nicht den vom Verband der Deutschen Volksbühnen-Vereine aufgestellten Grundsätzen entsprach. Die Entstehung jener Volksbühne nahm nun ein H'err P. D a p p i n g zum Anlaß, ein Rundschreiben zu erlassen, in dem es unter anderem heißt: „Es wird also unbedingt notwendig sein, dieser Freien Volksbühne eine starke bürgerliche Theater- gemeinde gegenüber zu stellen. Wir müssen auf min- bestens 39 999 Mitglieder kommen. Bringen wir diese zusammen, so können wlr die Hannoverschen Privattheaier dauernd füllen. D i e Theaterdirektoren haben sich für diesen Fall v e r p f l i ch- tet, k e in einzige» Stück aufzuführen(und zwar auch andenAbenden.dienichtfürdieTheatergemeinde reserviert sind), da» nicht von dem Kunstausschuß unserer Gemeinde gebilligt wird. Diese Zusage ist von ungeheurer Tragweite. Sie werden wissen, was alles sowohl an moralischem Schmutz als auch an bürgerfeindlich-sozialistisch gefärbtem Machwerk im Laufe der letzten Zeit über die Bretter gegangen ist. Wir werden sorgen, daß der Schmutz und die antinationalen Sachen von der Bühne verschwinden. Wir werden dafür sorgen, daß es nicht mehr möglich ist, auf der Bühne des ehemaligen Hoftheaters ein Stück aufzuführen, in dem Kindern von neun Iahren an aus der Bühne gesagt wird:„Jede Mutter lügt!", in denen alles, was uns bisher hoch und heilig war, in den Schmutz gezogen und verhöhnt wird. Ä» diesem Ziele mitzuarbeiten, ist Pflicht eines jeden denkenden Bürgers, denn er schützt sich damit, sein Haus und seine Nachkommen". Deutlicher kann, so heißt es in der oben zitierten Zeitschrift, kaum zum Ausdruck kommen, daß hier das Wort„Kunst" nur Aushänge- schild ist für eine ganz einseitige antisazialistische Propaganda, daß unter dem Deckmantel einer verede'ten Kunstpflege engstirniges B a n o u s e n t u m für das Theater maßgebend gemacht werden soll. Im Einklang mit dieser Anmaßung steht die andere, daß Schillers „R ä u b e r" bei einer Aufführung für diese Theatergemeinde eine i! m d i ch t u n g erfuhren, worüber der Hannoversche„Volkswille" nähere Mitteilungen brachte. Das Hannoversche Beispiel zeigt mit erschreckender Deutlichkeit, wohin es führt, wenn man grundsätzlich die Kunstpflege in der Richtung nach einer bestimmten Tendenz hin verankern will. Wenn dieser Herr Dapping und seine Freunde sich noch auf das Verlangen beschrankten, daß an den von ihnen und für sie ver- anstalteten Spielabenden ausschl'esi.'Ich die sittenrcinen und national zuvcilässigen Birg-Pfeifsereien und Wildenöruchiaden zur Ausführung
Das hat der 3. Weltkongreß dadurch bewiesen, daß er den Brandier. diesen Renegaten und Verräter an den Märzkämpfern, zu seinem Ehrenvorsitzenden wählte und Max Hölz , den Märzkämpfer der Tat, mit schulmeisterlicher Verachtung strafte. Das hat der 3. Weltkongreß dadurch bewiesen, daß er die italienischen Sozialdemokraten, dieses parlamentarische Sammel- surium, in die 3. Internationale aufnahm und die kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands , die Elite des deutschen revolulionären Prolelarials. und die belgischen und bulgarischen„Linken" von sich stieß. Genossen! Die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands selbst ist sich einig in dem Bewußtsein, daß es einer Schande gleichkäme, noch länger dieser Znkernaiionale anzugehören. Sic b e a n t- wortet das Ultimatum des 3. Weltkongresses mit der Kriegserklärung! Die Kommunistische Arbeikerparkci Deutschlands wird nicht müde werden, diese 3. Inlernalionale, wie bisher von innen, nunmehr von außen zu berennnen und bekämpfen. Sie wird das bis zu dem Tage tun, an dem die 3. Internationale für die proletarische Revolution sich zu den von ihr angewandten Kampfmethoden bekennt. Die Zugehörigkeit der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutsch- lands zur 3. Internationale ist keine Organisationsfroge. Sie ist die Frage: Reformismus oder Rcvolulion! Der 3. Welt« kongreß hat sich zum Reformismus bekannt. Die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands steht zur proletarischen Revolution! Genossen! Entscheidet! Wollk ihr den Reformismus, so gehk mi! dem 3. Welkkongreß! Wollt ihr die proletarische Revolution, so gehk mit uns! Entscheidet! Es gibt nur diese Alternative! Zwei Feinde stehensichingetrenntenLagernmitverschiedenen Waffen gegenüber. Entscheidet, auf welcher Seite und mit welchen Waffen ihr kämpfen wollt! Die KAPD. setzt also den Narrentanz, den die KPD. gegenüber der Sozialdemokratie und den Unabhängigen aus- führt, gegenüber der KPD . und der ganzen Dritten Jnter- nationale weiter fort. Die selben geschwollenen Redensarten, die die Kommunisten gegen die„Menschewiki" zu schleudern pflegen, werden nun trommelnd gegen die Kommunisten sei- der abgefeuert. Proklamieren die KPDisten den Kampf mit allen Mitteln gegen Sozialdemokraten und Unabhängige, so proklamieren die �KAPDisten denselben Kampf mit denselben Mitteln gegen die KPDisten. Der Erfolg kann kein anderer sein, als dost schließlich auch der letzte Arbeiter dieses elenden PossentheaterZ müde und eine Einigung auf vernüns- tiger Grundlage möglich wird.
Ste�erWalö hat es erreicht! Bebel war es wohl, der einmal den Grundsatz aller poli« tischen Erkenntnis aussprach: Wenn dich deine Gegner loben, dann prüfe dich, du hast dann sicher etwas falsch gemacht. Anders steht es natürlich mit dem Lob, das dem Politiker von Gesinnungsfreunden zuteil wird. Deswegen gönnen wir Herrn Stegerwald das nachstehende Kom- pliment, es findet sich im Anschluß an eine Bemerkung dar- über, daß der Reichsjustizminister Schiffer nicht der richtige Mann fei, um mit Frankreich deutlich zu reden. Da müßten andere Kerle kommen: „Ein Mann wie Herr Adam Stegerwald etwa, dessen kernige Lanhtagsworte über französische Faust- und Gewalt- Politik auch politisch Andersdenkenden aus dem Herzen ge- sprachen sind. Hinter dessen Worten auch'ein Wille steht." Stegerwald möge sich freuen, dies Lob steht in der— „Deutschen Zeitung".
Die ehemalige Kulkusmlnistcrin in v raunschweig. Frau Minna Faßhauer , wurde von der Strafkammer in N o r d h a u s e n wegen Vergehens gegen das Entwaffnungsgesetz zu vier Mo- natsn Gefängnis und 309 M. Geldstrafe verurteilt, weil sie aus- gefordert hatte, die Waffen nicht abzuliefern.
kommen sollen, so bestände schließlich kein großer Grund zur Aus- regung, aber bemerkenswert ist ihr Anspruch, daß ihr„Kunstausschuh" auch über die Vorstellungen bestimmen soll, die nicht für die Theater- gemeinde bestimmt sind. Dieses Vorgehen Hannoveraner Reaktionäre zeigt die verzweifelten Bemühungen des Bürgertums, sedes nur er- denkliche Mittel in den Dienst seiner sinkenden Sache zu stellen. Die Arbeiterschaft kann diesen echt bourqeoishaften Experimenten ruhig mit einem Lächeln zusehen. Sie weiß, daß ebenso wenig Gebete der Pfaffen wie Androhung ewiger Höllenstrafen, wie endlich die Er- niedrigung der Kunst zu einem Bollwerk gegen die vordringende sozialistische Weltanschauung sie in ihrem Siegeszug aufzuhalten ver- mögen. Die Ereignisse der nächsten Jahre werden dieser Auffassung recht geben._ Der„Wassersinn". Wüstenreisende haben schon manchmal von dem eigentümlichen,.Wassersinn" erzählt, den die Pferde und die andern zum Reiten oder Lastentragen verwendeten Tiere entwickeln, wenn es gilt, auf weite Entfernungen das Vorhandensein von Wasser aufzuspüren. In einem Buch„Das Wüsten-Gebirgskorps", in dem die Operationen der englischen Reiterei in Palästina und Syrien 1917— 1918 geschildert werden, kommt der Verfasser, Oberstleutnant Preston, auch auf diesen eigentümlichen Wassersinn zu sprechen und betont, daß er sich bei verschiedenen Gelegenheiten nicht nur bei den Pferden, sondern auch bei manchen australischen Soldaten und einigen wenigen Engländern gezeigt hat. „Wer einmal diesen Wassersinn an sich beobachtet hat," sagt Preston,„der wird diese Empfindung nie mehr vergessen, obwohl es sehr schwierig ist, sie Im einzelnen zu beschreiben. Der Genicks- sinn spielt dabei zweifellos eins Rolle, aber die Empfindung ist mehr die einer plötzlichen Frische, eines eigenartigen Aromas in der Luft, als die eines Geruches. Das Gefühl tritt besonders kurz nach Sonnenuntergang auf, und zu dieser Zeit kann das Vorhandensein von Wasser oft auf viele Kilometer Entfernuag gespurt werden. Neben den Pferden zeigen hauptsächlich Maulesel und Esel den „Wassersinn" in ausgesprochener Form, Das Lberkrumpfie Kaninchen. Die Statistiker des britischen Ackerbauministeriums, die augenscheinlich viel Zeit haben, beschästig- ten sich kürzlich damit, die Fruchtbarkeit der einzelnen Tiere sestzu- stellen und fanden dabei, daß das in dieser Hinsicht sprichwörtlich gewordene Kaninchen von den in England so lästigen Ratten noch weit übertrumpft wird. Nach den Angaben dieser Statistiker würde ein Paar Ratten, das sich drei Jahre hindurch ununterbrochen vermehrt, 3ö9 Millionen Nachkommen haben. Eni Kanin- chenpaar dagegen, das sich ebenso uneingeschränkt dem Geschäft der Vermehrung hingeben könnte, würde es in derselben Zeit nur cuf 13 713 999 Nachkommen bringen. Ein gewöhnlicher weißer Schmetterling aber würde innerhalb von drei Jahren wenig. stens 1999 Millionen Kinder bekommen können. Andererseits hat der Elefant innerhalb von 19 Jahren nur ein Baby. Hier liegen wohl die Höchstleistungen und die Mindestleistungen der tierischen Fruchtbarkeit. Die Lowsclkalze. Der bekannte Sowsetwirtschaftler L a r i n erörtert in der Moskauer „Prawda" die schädlichen Folgen der von der Arbeiter- und Bauerninspektion geübten präventiven(vorbeugen-