Nr.34638.Jahrgang Ausgabe B Nr. 171
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Montag, den 25. Juli 1921
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Um die französische Division.
Die Rechtsfrage.
Die deutsche Presse wird hoffentlich nicht in den Fehler der französischen verfallen, die den neuesten Notenwechsel über die oberschlesischen Fragen mit großer Aufgeregtheit behandelt. Aufgeregtheit ist ein Zustand, der einen leicht dazu perleitet, Dummheiten zu begehen, den Lurus von Dummheiten fann aber, wenn überhaupt einer, sich der Sieger noch immer eher gestatten als der Besiegte.
Für uns in Deutschland handelt es sich um eine ganz e infache Rechtsfrage. Wir sind laut Friedensvertrag verpflichtet, den Durchmarsch allierter Truppen nach Oberschlesien zu erleichtern, wenn er im Auftrag der Alliierten erfolgt; mir find dazu nicht verpflichtet, wenn nur bei einer oder der andern der allierten Mächte der Wunsch besteht, Truppen ihrer Nation durch Deutschland nach Oberschlesien zu entfenden. Be vor sich die französische Bresse in wilden Ausfällen gegen das auffäffige und unbotmäßige Deutschland " ergeht, follte fie lieber die Frage beantworten, ob diese Feststellung dem Inhalt des Friedensvertrages entspricht oder nicht.
§ 2 des Art. 88 des Vertrages befagt:„ Die Zone der Boltsabstimmung wird unverzüglich einem interalliierten Ausschuß von vier Mitgliedern unterstellt, die durch die Bereinig ten Staaten von Amerita, Frankreich , des Britische Reich und Italien ernannt werden. Die deutsche Regierung verpflichtet fich, die Beförderung dieser Truppen nach Oberschlesien zu erleichtern." Noch deutlicher sagt Art. 375: Deutschland hat den Beförderungsweisungen einer im Namen der alli terten und assoziierten Mächte handelnden Behörde nachzukommen
Deutschland weigert sich feinen Augenblid, seine Vertragspflicht zu erfüllen. Sobald von einer im Namen der Alliierten handelnden Behörde die Anweisung ergeht, einen Truppentransport durchzuführen, wird ihr ohne ein Wort des Widerspruchs oder auch nur der Diskussion nachgetommen werden. Mit der Möglichkeit, daß eine solche Anmeifung in fürzester Zeit ergehen wird, rechnet man in Deutschland . Einstweilen liegt sie aber noch nicht vor, es handelt sich vielmehr vorläufig um einen Wunsch der fran 3öfifchen Regierung allein, und daß dieser völkerrechtlich anders zu bewerten ist als eine von der Gesamtheit der Alliier ten ausgehende Aufforderung, fann niemand bestreiten, der ben Bertrag tennt.
bern.
zu, daß das, was es von Deutschland fordert, ein Aft nicht der von franzöfifcher Seite geschildert wird, in London und Rom Pflicht, sondern des freiwilligen Entgegenkommens ist, dann 3uftimmung finden. Aber obgleich Dr. Rojens Stellung ziemist die Basis für eine beruhigte Erörterung der Angelegenheit lich start ist, folgt noch nicht daraus, daß seine indirekte Herausgewonnen. Immer dabei vorausgesezt, daß Frankreich nicht forderung an Frankreich zweckmäßig ist. Aber vielleicht ist Dr. noch nachträglich die Zustimmung der Alliierten zu dem ge- Rosens Attion tatsächlich von dem Wunsche beseelt, eine Krije planten Transport erhält, der dann, wie schon gesagt, ohne zwischen London und Paris zu überstürzen. Wenn das der Fall ist, dann ist sie ebenso föricht wie argliftig. alle Weiterungen in die Wege zu leiten wäre. Zwischen Deutschland und Frankreich schweben wichtige wirtschaftliche Erörterungen, die dem Abschluß nahe find. Es liegt nicht im Interesse einer der beiden Staaten, daß diefe Fäden wieder vom Säbel zerschnitten werden. Deutsch land ist nicht gesonnen, auch nur um Haaresbreite von dem ein geschlagenen Wege abzuweichen, der zu einer Schlichtung noch vorhandener Gegenfäße und zur Beruhigung Europas führen foll. Aber während es mit eiserner Energie an der Erfüllung ber unermeßlichen Berpflichtungen arbeitet, die ihm durch den Frieden von Versailles und die Annahme des Ultimatums auferlegt find, ist abermals die Zweifelsfrage entstanden, ob Franfreich seinerseits gewillt ist, nicht nur seine Rechte aus dem Vertrag in Anspruch zu nehmen, sondern auch die bescheidenen Verpflichtungen, die ihm durch den Vertrag auf erlegt find, zu erfüllen.
Die
Bu diefen Verpflichtungen Frankreichs gehört es, die Zu Stimmung seiner Berbündeten einzuholen, wenn es von Deutschland die Erleichterung eines franzöfifchen Truppentransportes nach Oberschlesien als Pflichtatt fordert. deutsche Regierung ist dem deutschen Volke gegenüber nicht berechtigt, freiwillig auf den geringen Rest von Rechten zu verzichten, den ihr der Vertrag von Versailles beläßt.
Möge also Frankreich den Vertrag von Versailles durch blättern. Das leichte Geräusch, das dabei entsteht, wird der elt angenehmer in die Ohren flingen als das forporalmäßige Geschimpfe der Boulevardpresse und das Rasseln des Säbels.
der„ Sunday Times" schreibt: Die Haltung der französi fchen Befagungstruppen in Oberschlesien sei durchaus provozierend. Die Entsendung weiterer Truppen werde die Lage verschlimmern und Polen zu einer Haltung ermutigen, die um ausbruch führen primeinlich sen tur ber beutschen fchlesien würden wahrscheinlich den Sturz der deutschen Regierung herbeiführen; ein Ereignis, das bei der gegenwärtigen Lage fatastrophale Folgen haben würde.
Neue Unruhen in Ober
Wenn Truppen gefandt werden sollen, dann müssen es ebenso englische wie franzöfifche sein, aber englische Truppen würden nicht entfandt werden, bevor der Oberste Rat zusammengetreten fei.
Ein neuer Vorschlag?
d Paris , 25. Juli. ( WTB.) Nach Petit Parifien" soll geffern vormittag am Quai d'Orsay eine englisch - italienische Mitteilung aus Oppeln eingetroffen sein, die sicher den Gegenstand neuer Verhandlungen zwischen Condon und Paris bilden werde. Es handele sich um einen übrigens vor einiger Zeit schon gemachten Borschlag von Sir Harold Stuart und dem italienischen Vertreter. Der Vorschlag gehe dahin, vor jeder Entscheidung des Obersten Rates über die oberschlesische Frage den Deutschen und den Polen die Bezirke zu übertragen, die unter allen Umständen Deutschland resp. Polen zugeteilt werden.
Deutschen die nördlichen und öfflichen Bezirke des Abstimmungs
Die französische Preffe.
Den Polen die Bezirke Pleß und Rybnik , den gebietes, Rönberg, Oppeln , Kreuzburg und Leobschüß. Die engParis, 23. Jul.( Havas.) Der britische Geschäfts- fchen und die italienischen Vertreter jehen in dieser Methode ein fräger Sir Milne Cheetham hatte heute nachmittag mit dem Ge- Mittel, die interalliie: ten Truppen im ftrittigen Jnneralsekretär des Ministeriums des Aeußeren Philippe Ber- duftriegebiet zu fonzentrieren, wodurch die Entsendung von thelot eine Besprechung über den zur Regelung der oberschlesischen Verstärkungen auf ein Minimum herabgedrückt werden könne. London , 25. Juli. Der Parlamentsforrespondent des„ Daily Frage einzuschlagenden Geschäftsgang. Sir Milne Cheetham legte abermals die von Cord Curzon am lehten Donnerstag gegenüber Expreß" will erfahren haben, daß eine neue Mitteilung der dem Grafen de St. Aulaire vorgebrachten Argumente dar. Berthelot britischen Regierung an Frankreich bezüglich Oberschlesiens untererklärte, er fei beauftragt, auf der unverzüglichen Absen- wegs ist. Die englische Regierung bleibe bei ihrem ursprünglichen Absen- Standpunkt. Großbritannien werde vorschlagen, in der nächſt en dung von Verstärkungen zu bestehen. Woche eine Zusammenkunft des Obersten Rates abzuhalten. Clond Paris , 25. Juli. ( WTB.) Wie Petit Parifien" mitteilt, hat George sei bereit, nach Paris zu gehen. Die englische Regierung Von den ruhigen Köpfen in Frankreich ist zu erwarten, bie französische Regierung dem französischen Botschafter in London fei der Ansicht, daß Briand die Gefahr in Oberschlesien überschäze. baß sie Berständnis dafür haben werden, was die Wahrung neue Inftruttionen erteilt. Im Laufe des Sonntags hat General- Gesezt aber, die französischen Besorgnisse wären begründet, so ist dieser rechtlichen Unterscheidung für Deutschland bedeutet. sekretär Philippe Berthelot zweimal den Besuch des englischen Ge- bie englische Regierung dafür, daß die Gefahr am besten durch eine Benn jede der allierten Mächte das Recht hätte, nach Belieben schäftsträgers Cheetham empfangen. Das Blatt glaubt, daß über gemeinsame Aktion durch den Obersten Rat beseitigt werden Truppen durch deutsches Gebiet zu senden, so bedeutete das die Frage der nach Oberschlesien zu entfendenden Verstärkungen gewürbe. eine wesentliche Einschränkung der deutschen Souveräni- prochen wurde, ba die Frage durch die deutsche Note eine tätsrechte über den Vertrag hinaus bis zu ihrer vollstän- neue Wendung genommen habe. Der französische Botschafter quis bella Torreta hatte eine Unterrebung mit dem General bigen Bernichtung. Darum kann Deutschland den Stand- in London habe jedenfalls nochmals darauf gedrungen, die englische de Marinis, dem italienischen Kommissar für Oberschlesien . Regierung möge ihre Zustimmung zur Entsendung von Truppenverpunft nicht aufgeben, daß Frankreich , solange es fich nicht auf stärkungen geben, damit der deutschen Regierung bewiesen werde, bie Zustimmung der Alliierten ftüßt, nicht das Recht hat, daß entgegen bem, was sie zu glauben scheine, die Alliierten immer Paris , 24. Juli. ( WTB.) Der„ Temps" bespricht in seinem von Deutschland die Erleichterung seiner Transporte zu for- noch vereint feien. Es sei auch zweifellos, daß im Laufe der Unter- heutigen Leitartikel die Verhandlungen, die in der letzten Woche sorebungen zwischen dem englischen Geschäftsträger und Philippe wohl mit der englischen als auch mit der deutschen Regierung in der Die französische Bresse zeigt keine Neigung, fich auf die Berthelot der Versuch gemacht worden sei, durch gegenseitige land widerfetten sich der franzöfifchen These und hätten fast zur oberschlesischen Frage gepflogen wurden. England und DeutschErörterung dieser völkerrechtlichen Frage die gar teine Rongeffionen eine Grundlage der Berständigung zu suchen. gleichen Stunde Erklärungen abgegeben, die den gleichen Sinn Frage ist. einzulassen, sie ist dafür desto deutlicher auf den Werbe England die fofortige Entfendung französischer Berstärkungen hätten. Man habe unrecht zu erklären, daß man zur gleichen Lage Lon gestimmt: Wir sind die Sieger!" Man darf annehmen, wenn Frankreich ein Verlangen nach sofortiger Einbe- wie im April 1920 während der Befehung von Frankfurt a. M. zubaran erinnern, welchen Eindruck es in der ganzen Welt rufung des Sachverständigenausschusses aufgebe und der Zusammen- rückgekehrt sei. England und in seinem Gefolge Deutschland er machte, als diese Worte während der Friedensverhandlungen berufung des Obersten Rates für den 4. oder 5. Auguft zustimme? flärten, um Truppenverstärkungen nach Oberschlesien zu entfenden, in Brest Litomit aus dem Munde eines deutschen Gene sei ein vorheriges Einverständnis nötig. Das Blatt hält dem entgegen, daß England nach Konstantinopel und in die Meerrals fielen, und wie sich die französische Preffe damals über Condon, 25. Juli. ( WTB.) Der diplomatische Rorrespondent engen Verstärkungen entfandt habe und fragt, ob das nach vorheriDiesen Faustschlag von Brest - Litomst" entrüftete. Es darf hinzugefügt werden, daß die de utsche Sozialbemotra des Daily Telegraph " schreibt: Der franzöfifche Botschafter hatte gen Beratungen mit den Alliierten erfolgt fei. Nein, England ühe tie damals in der Berurteilung solcher militaristischer Sieger mit Lord Curzon Sonntag nachmittag eine ungewöhnlich lange Be- das unantastbare Recht aus, das jede Regierung befize, Maßregein allüren hinter feinem anderen zurückstand. Damals handelte fprechung. Er erneuerte Briands Ersuchen um Ernennung britischer gegen eine Erhebung zu treffen. Deutschland erkläre, daß der Selbstes fich aber um einen Friedensvertrag, der erst werben Mitglieder für den Sachverständigenausschuß und die Entfen- chug von Oberschlesien in einem Bezirt operiere, der seiner Berwaltung entzogen fei. Die deutsche Regierung habe aber am gleichen follte, nicht aber um einen, der schon best and. Frankreich dung britischer Truppen nach Oberschlesien . Französische Tage dem französischen Botschafter erklärt, sie weigere sich, eine französische Berstärkungsdivision zu transportieren. Sie verzögere würde den Fehler des preußisch- deutschen Militarismus nicht Truppen würden auf jeden Fall abgehen. nur topieren, sondern ihn noch verschlimmern, wenn es sich Lord Curzon wies darauf hin, daß keine Truppen abgehen also, oder verhindere eine Maßnahme, die dazu bestimmt sei, nur topieren, sondern ihn noch verschlimmern, wenn es fich follten, bevor der Oberste Rat dieses Verfahren gebilligt habe. Er die französischen Truppen in Oberschlesien zu sichern. Sie versperre jetzt auf den Standpunkt stellte: Bertrag hin, Vertrag her. drängte nochmals auf Zusammentritt des Obersten alfo den Gendarmen den Weg. Wir haben die großen Kanonen, also hat Deutschland zu ge Rates Anfang August. Troß des Bestrebens beider Regierungen, Das Deutsche Reich fei also von heute ab für alles das veranthorchen!" einen höflichen und freundschaftlichen Gedankenaustausch zu unter- wortlich, was den französischen Soldaten in Oberschlesien zuDeutschland will teinen Ronflitt mit halten, bleiben die grundsäglichen Meinungsverschie ftoßen fönne. Frankreich , und es ist Torheit zu glauben, es fpefuliere benheiten unverändert. Petit Journal" wendet sich sehr scharf gegen die deutsche auf die Gegensätze in der Entente. Man braucht uns nicht Der diplomatische Rorrespondent fährt fort: Die Bersuchung, Antwort. Es nennt sie eine Note, die den schlechten Willen befunde erst zu sagen, daß man mit gebrochenen Beinen nicht auf das aus den Meinungsverschiedenheiten Frankreichs mit seinen Alliierten und durch den unverschämten Ton an die schlimmsten Erflärungen Bethmann- Hollwegs und D. Kühlmanns erinnere Man spe Eis spazieren geht. Deutschland hat sich nicht festgelegt bezüg: Rapital zu schlagen, sei natürlich für einen deutschen Diplomaten wie fuliere in Berlin auf einen Konflikt zwifchen London und Paris . Das lich seines tatsächlichen Verhaltens für den Fall, daß Frank- Dr. Rosen, der in den Traditionen der alten Wilhelmstraße zu sei ein psychologischer Irrtum, der der deutschen Tradition entspreche, reich die brutalen Drohungen mit einem nadten Rechtshause ist, unwiderstehlich. Sein Argument fei vom juristischen aber den Deutschland vielleicht teuer bezahlen könne. Frankreich bruch verwirklicht, mit denen die franzöfifche Breffe bereits Standpuntt aus stichhaltig, ebenso mag feine Ansicht, daß werde sich nicht durch die schuldige und besiegte Nation foppen Ipielt. Ist die Rechtslage geflärt, das heißt, gibt Grantreich ber Stand der Dinge in Oberschlesien nicht fo verzweifelt it, mis es faffen.
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Die englische Lesart.