listsschen Traditionen anzuknüpfen, als auf eine bewußt bolschewistische Orientierung hinzuzielen. Noch auf dem Jahreskongreß in Lyon 1N9 wurde die Politik der Zentral- leitung mit erdrückender Mehrheit gebilligt. Indessen ging die Radikalisierung der Gewerkschaften mit jener der sozia- listischen Partei Hand in Hand und diese Erscheinung kam namentlich in geographischer Hinsicht zum Ausdruck: vor allem die Leitung der Pariser Eewcrkschaftskommifsion, durch die die Haltung der„Humanitö" beeinflußt, fiel in rein „ertremistische" Hände. Dieser Wühlarbeit der Linksradi- kalen gelang es im Mai 1920 einen General st reik vom Zaune zu brechen, der mit einer wirklichen Katastrophe endete: Die ganze französische Gewerkschaftsbewegung ge- riet dadurch in Mißkredit und der Bestand an zahlenden Mit- gliedern sank in kurzer Zeit von 1 500 OOV auf 600 000! An sich schon ein furchtbarer Schlag, dessen Folgen nur in langer. zäher Arbeit wieder gutzumachen wären. Indem die gemäßigten Elemente zum großen Teil aus- schieden, überließen sie aber das Feld erst recht den Radi- kalen, zunächst in einigen wichtigen Organisationen. Das blödsinnige Geschrei vom„Verrat der Führer" ertönte, wie immer in solchen Fällen, gegen Jouhaux und den Zentral- vorstand der Gewerkschaften. Trotzdem erhielt dieser noch auf dem letzten Jahreskongreß von Orleans eine glatte Zweidrittelmehrheit. Die Spaltung der Partei wurde darauf in Tours vollzogen, die„Humanitö" geriet vollständig in den Besitz der Kommunisten, gleichzeitig wurde von Moskau die be- kannte Parole der kommunistischen Zellenbil- d u n g in den Gewerkschaften ausgegeben. Sie fand ihre Verwirklichung in der Gründung der Oonseiis Svnüicajix Ifpvolutionnaires", der„Revolutionären Gewerkschaftsräte", die nun mit voller Wucht innerhalb der Gewerk- fchaften für den Anschluß an Moskau , gegen Amsterdam » agi- tierten. Ungefähr so wie bei uns, nur mit dem Unterschied, daß diese Führer der C. S. R. stets beteuerten, an der Ein- beit der Gewerkschaftsbewegung nicht rütteln zu wollen und an irgendeine Verschmelzung mit der Kom- munistischen Partei oder gar an eine Unter» ordnung unter dieser Partei nicht zu denken. So stark ist in allen gewerkschaftlich organi- sierten Kreisen Frankreichs die Abneigung gegen die„Politiker", daß selbst diese Agenten Moskaus immer wieder ihre Entschlossenheit zur vollen Wahrung der gewerkschaftlichen Autonomie bekunden mußten. Schließlich ist es der linksradikalen Opposition im Laufe der letzten Monate gelungen, die Mehrheit in ver- fchiedenen großen Verbänden zu erlangen: so im Eisen- bahnerverband,(wenn auch nur sehr knapp), im Bauarbeiterverband, im Verband der Wagen- und Flugzeugarbeiter und in anderen kleineren Organisationen. Run ist der kommunistischen Richtung in den letzten Tagen auf dem Moskauer Kongreß der„Roten Gcwerk- fchaften" ein besonderes Mißgeschick widerfahren: nicht allein ins enge Verbindung mit der Kommunistischen Partei, son- dern sogar die Unterordnung unter ihr wurde in Moskau mit großer Mehrheit beschlossen. Die französischen„Revolutio- nären Gewerkschaftsräte" hatten nach Moskau eine mehr» köpfige Delegation gesandt, mit dem ausdrücklichen Auftrag — aus den obenerwähnten Gründen—, gegen eine solche Zumutung mit aller Energie zu agitieren. Dort haben auch die französischen Delegierten für die betreffende Resolution ge- stimmt. Daher große Verlegenheit im Lager der Pariser ..Revolutionäre", die sofort gegen den Moskauer Beschluß P rötest erhoben und ihre Abgesandten energisch wegen dieser Mandats Überschreitung desavouier- t e n. Einer dieser Delegierten, T o m m a s i, der inzwischen bereits nach Paris zurückgekehrt ist, wurde gezwungen,
Der gefangene Dichter. Die Enthüllungen, die der.vorwärts" über die Zustände in der bayerischen FestungNiederschönenfeldvor wenigen Tagen veröffentlichte, haben auch ein schmerzliches Erinnern an den Dichter Ernst Toller wachgerufen, der dort gefangen sitzt. Ueber die seelische Stimmung, in der Toller sich gegenwärtig be- findet, geben ein Brief und ein Gedicht Aufschluß, die er jüngst an unseren Mitarbeiter Hans Wesemann in Freiburg i. Br. sandte und die der Empfänger uns zum Zweck der Veröffentlichung übergibt. » Sehr verehrter Herr Hans Wesemann ! Ihr Brief war mir ein« große, aufrichtige Freude. Immer wieder zweifle ich und frage mich, ob die Kräfte ausreichen, ob ich fähig bin, die Brücke zum andern zu finden. Und wenn dann ein Brief wie der Ihre kommt, fühle ich mich reich und köstlich deschenkt. Daß Ihr Buch als Motto Worte au» meiner„Wandlung" trägt, ist eine Ehrung für mich, und nun ich die„Offiziere" kenne, würdig« ich sie ganz. Dieser Schattentonz einer schicksalsverfluchten Zeit hat mich an- gerührt, durch die mttleidende, mitliebende, mitkämpfende Leidenschaftlichkeit der Zeichnung, durch die Kraft seiner Wahrheit(einer Wahrheit, die wir alle gepeinigt und gemartert, gedrückt und ge- drosselt, nach Schuld und Verschuldung, nach Opfer und Wiedergeburt endlich, endlich begriffen). Ich gebe Ihnen in Kameradschaft die Hand. Ich darf doch in Kameradschaft sagen? Verschiedenheit der Parteiwege istnichtdasEntschetdende. Partei ist bewußte Beschränkung, Plattform des Handelnden, nicht des Erkennenden. Ich möchte, nach- dem ich Ihr Buch kenn«, das wie die„Wandlung" eine Konfession, eine Klage und Anklage, ein Aufschrei ist, glauben, daß wir manche Wegstreck« gemeinsam gehen. Wann ich das Gefängnis verlasse? Ich weiß es nicht. Aber ich halte es für wahrscheinlich, daß ich noch drei Jahre hier leben werde. Ich täusche mich nicht über den Gang der„Revolution" in Deutsch - land, und ich kenne nur zu gut die Machtverhältnisse in Bayern . Das Schicksal jedes Menschen vollendet sich nach dem Gesetz innerer Notwendigtest, und wer diese Notwendigkeit bejaht, kann auch in der Haft reich sein. Davon mögen Ihnen dies« Verse erzählen, die ich mir zu senden erlaube. In hoher Achtung und Schätzung Ernst Toller , Festung Niederschönenfeld , 11. 7. 21. Die Vers« Tollers lauten: Pfade zur Welt. Wir leben fremd den lauten Dingen, _ Die um die Menge fiebernd kreisen, ' Wir wandern in den stilleren Geleisen Und lauschen W« Verborgnen, dem Geringen.
seine Demission als Sekretär der„Revolutionären Ge- werkschaftsräte" bekanntzugeben. Mag auch diese ganze Protestbewegung nur eine Komödie sein, mit der man die wankend gewordenen An- Hänger noch kurz vor dem Kongreß zusammenhalten will, um sich nachher erst recht in das p o l i t i s ch e Joch Moskaus zu stürzen, so ist diese reindeutige Zwischenfall zweifellos dem alten Vorstand zu rechter Zeit ge- kommen. Gewiß werden Jouhaux und seine Freunde bei weitem nicht mehr jene Zweidrittelmehrheit von Orleans behalten, doch ist es recht unwahrscheinlich, daß sie in der Min- derheit bleiben. Eins aber ist leider gewiß: nämlich daß die französische Gewerkschaftsbewegung aus dieser Kraftprobe noch mehr geschwächt hervorgehen wird, als sie es ohnedies schon ist. Wie auch das Mehrheitsverhältnis bei der entscheidenden Abstimmung sein mag, es ist uns etwas rätselhaft, wie man dort die Einheit der Gewerkschaften noch aufrechterhalten will. Es gibt Fälle, wo bei fortschreitender Fäulnis die Amputation doch das einzige Mittel ist» um den Patienten überhaupt am Leben zu erbalten. Es steht nur all- zusehr zu befürchten, daß, wie Straßburg und Tours, auch Lille in der Geschichte der Internationale als eine Etappe zum Golgatha des französischen Proletariats verzeichnet bleiben wird. Moskaus Werk! Lille? Reminiszenzen. Der Kongreß findet in einer großen städtischen Ausstellungshalle, dem Palais Rameau, statt. An dieses Gebäude knüpfen sich verschiedene Erinnerungen der internationalen Arbeiterbewegung an. So fand nach dem Internationalen sozialistischen Kongreß in London im Jahre 1886 ein Empfang zu Ehren einiger Führer der Internationale statt, darunter Wilhelm Liebknecht , August Bebel , Viktor Adler und Paul Singer . Die Nation a- listen von Lille hatten jedoch eine Gegendemonstration veranstaltet und versuchten, in den Saal einzudringen. Es kam zu blutigen Zusammen stoßen zwischen den beiden Parteien, wobei auch die Polizei und eine Dragonerschwadron eingriff und das Kampffeld säuberte. Bier Jahre später fand eine andere große Ver- sammlung in diesem Saale statt: sie galt dem ersten franzö sischen S o z i a l i st e n, der Minister geworden war, ein Er- eignis, das damals von den Sozialisten und Gewerkschaftlern Nord- frankreichs als ein bedeutsamer Sieg der Arbeiterbewegung gefeiert wurde. Der Held des Tages entwickelte unter stürmischem Beifall der anwesenden Proletarier sein Ministerprogramm. Es war Alexander M i l l e r a n d.... Losolvski in Lille ? Poris, 25. Juli. (WTB.) Der.Jntransigeant" meldet als einziges Blatt aus Lille die Ankunft de« Generalsekretär» der .Roten' GewerkschaklSinternaiionale Losowski, in Begleitung von drei anderen russischen Kommunisten. Die vier Roten halten die Grenze in bis jetzt unaufgeklärter Weife passiert. Paris , 2ü. Juli. (MTB.) Der französische Gewerk- schaftskongreß ist heute vormittag in Lille zusammenge- treten. In die eigcnttichen Bcrhandlungen wird heute nachmittag eingetreten.
Der Vartektag Üer Werschau. 25. Juli. (DE.) An dem am 22. d. M. in Lodz eröffneten Parteitag der Palnischen Soziolistischsn Partei nehmen 20V Delegierte teil, darunter auch Vertreter der Laböur Party und der deutschen Sozialisten Polens . Ausschließung der bolschewistischen Parteielemente, wie Poran» kiewicz.Posen und anderer, aufzuheben, wurde abgelehnt. Die Hauptpunkte der Tagesordnung des Kongresses betreffen die künf- tige Parteitaktik und die Entscheidung der Frage, welcher sozialistischen Internationale die PPS. angehören solle.
Wir sind dem letzten Regentropfen hingegeben, Den Farbentupfen rundgeschlisfener Kieselsteine, Ein guter Blick des Wächters auslöscht das gemeine, Wir fühlen noch im rohen Worte brüderliches Leben. Ein Grashalm offenbart des Kosmos reich« Fülle, Die welke Blume rührt uns wie ein krankes Kind, Der bunte Kot der Vögel ist nur eine Hülle Des namenlosen Alls, dem wir verwoben sind. Ein Wind weht menschlich Lachen aus der Ferne, Und uns berauscht die hymnisch» Musik der Sterne.
Deutsch « Graphische Ausstellung in Holland . Eine Ausstellung neuer deutscher Graphik, die von der K o r n s ch e u e r als Wander- ausstellung für Niederländisch-Indien bestimmt ist, wird zurzeit in Domburg , einem holländischen Badeorte, gezeigt. Von da aus wird sie nach Niederländisch-Indien gehen. Die Aus- stellung umfaßt über 200 Graphiken deutscher Künstler, von Lieber- mann bis zu den Jüngsten. Als vor einigen Monaten die holländische Ausstel» l u n g im hiesigen Kronprinzenpalais eröffnet wurde, ver- sicherte die Kornicheuer, die diese Ausstellung arrangiert hatte, es seien Vorkehrungen dafür getroffen, daß eine entsprechende deutsche Veranstalwng demnächst in Holland stattfinden werde. Es wäre interessant zu erfahren, ob die Graphische Wanderausstellung für Niederländisch-Indien etwa die Ausstellung sein soll, mit der Hol- land sich für die in Deutschland genossene' Gastsreundschaft zu re- vanchieren gedenkt. Wenn dieses der Fall ist, so müssen wir oller- dings gestehen, daß uns diese Revanche nicht ganz vollwertig er- scheint. Wir nahmen die holländische Kunst in den Räumen unserer größten staatlichen Galerie auf, und die deutsche Kunst darf dafür jetzt eine Wanderung durch Sumatra , Borneo , Java und Celebes antreten. Klaviersteuer. In Paris ist eine städtische Steuer auf Pianos und Flügel eingeführt worden. Jene beträgt 30, diese 60 Frank pro Jahr. Berufsmusiker bleiben steuerfrei. Der Gedanke ist nicht übel— vorausgesetzt, daß der Steuer- satz sich dem Einkommen der Eigentümer anpaßt. Begüterte Eltern höherer Töchter, die ihre Mitmenschen durch dilettantisches Tastenschlagen zur Verzweiflung bringen, sollen dafür der All- gemeinheit ein— nicht zu knappes— Geldopser bringen. Der Ertrag der Pariser Steuer wird auf 4 Millionen Frank geschätzt. Wie in Preußen die maßgebenden Instanzen über die B e- steuerung von Musikin st rumenten denken, zeigt eine Mitteilung, die den PPN. soeben von zuständiger Stelle gemacht wird. Es heißt da: Infolge der Finanznot der Gemeinden ist es erforderlich, auf dem Gebiet der indirekten Steuer auch zu solchen Besteuerungen zu greifen, die früher wegen der mit ihrer Er- Hebung verbundenen Belästigung und der'geringen Ertragsfähigkeit ungeeignet erschienen. Dies gilt auch für die Besteueurng von Musikinstrumenten. Im Hinblick aber auf die kvltur- und kunst- schädigende Wirkung einer Besteuerung von Tost-, Streich- und Blasinstrumenten konnten sich der Minister des Innern und der Finanzminister nicht dazu entschließen, zu einer solchen Steuer die
Während ein von Nedzialkowski eingebrachter Resolutions- cntwurf der Mehrheit des Partei-Zentralkomitees den oorgefchla» genen Austritt aus der 2. Internationale damit be» gründen will, daß dieselbe nicht mehr alle sozialistischen Par- tcien umfasse, wollen Z a r e m b a und Genossen den Austritt damit motivieren, daß die 2. Internationale„vorwiegend Perlreler kom- promihlerischer und sozial-impcraiistischer Richtungen vereinige" (sagt ein Mitglied der D a s z y n s k i- Parteil Red. d. V.) Dagegen beantragt eine Resolution Perl das weiter« Verbleiben in der 2. Internationale. Auf den Ernst der vorhandenen Ge- g e n f S tz e deutet der Umstand hin, daß die Kongreßsitzungen unter Ausschluß der Ocffentlichkeit vor sich gehen sollen. Die ganze Presse erörtert lebhast die Frage, ob die PPS. ihre bisherige Einheit auf dem Kongreß werden aufrechterhalten können.
Die Hilfsaktion für Nußlanü. Der Parteivorstand der deutsch österreichischen Sozialdemokratie und die Gewerkschaftskommission Deutschösterreichs haber einen gemeinsamen Ausruf zugunsten der verhungernden 27 issen Rußlands erlassen, in dem es heißt: Wir sind Gegner des russischen Bolschewismus. Wir haben den Wahn, daß seine Kampfmethoden in unserem Lande nachgeahmt werden könnten, bekämpft. Wir sehen seine Herrschaftsmethoden in Nußland selbst scheitern. Aber unbeschadet unserer Gegnerschaft zu der in Rußland Herr- schenden Partei verbindet uns doch unzerreißbare Solidarität mit dem russischen Proletariat. Ihm in seiner Not zu helfen, so» weit wir das können, ist unsere Pflicht. Der ganze Aufruf ist in Ton und Inhalt der gegebenen Sachlage viel besser angepaßt als der gestern hier ermähnte Aufruf der KPD. -Zentrale, der das notgedrungene Einge- ständnis des bolschewistischen Bankerotts noch mit einer Ver- herrlichung Sowjetrußlands verbinden zu können glaubt. Tie„ftfrvnt gegen den Hunger". Ierioki. 25. Juli. (OE.) Die Sowjclpresse fordert zur Dil- dung einer»Front gegen den Hunger" auf und weist dar- auf hin. daß das Schicksal S o w j et r n ß l a n d s von der Er- nährungssrage abhänge. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen sei es unmöglich, die Produktion zu heben: die Förderung von Heizmaterial sinkt, die Anfuhr von R a p h t h a stockt, die Fabriken werden stillgelegt. Die antt- sowjetistischen Kreise hätten ihre Hoffnung auf den Hunger und die für die Sowsetregierung daraus erwachsenden Schwierigkeiten geseht. Der Sieg aus der Hunger front sei daher mumgänglich notwendig. Für den Kampf gegen den Hunger werden alle Kräfte aufgeboten: 124 leitende Sowjetbeamle sind zu diesem Zweck mobilisiert, Z000 Gewerkschaftler aus den Zentren werden als»verpflegnngsmiiiz" abkommandiert: 30 000 weitere Gewerkschaftler au, der Provinz werden an Ort und Stelle mit verantwortlichen Arbeiten beauftragt. Zn allen hungergouvernemenls werden»außerordentliche v e r p f l e gu n g s t o m m i s f i o u e n" mit weitgehenden Voll- machten geschaffen. 3n Petersburg begannen Arbeiter- Versammlungen aus Anlaß des Hungers. Die Versorgung Petersburgs und Moskaus verschlechtert sich von Tag zu Tag: der Rat der Volkskommissare hat der Moskauer und Petersburger Kommune besohlen, unverzüglich die Zahl der von Staats wegen mit Lebcnsmittclrationea Delieferten um 30 Proz. zu kürzen. Räch einiger Zeit sollen weitere 30 Proz. der bisher Versorzungsberechllglen sorksalleu.
Tätlichkeiten gegen einen südtlroler Abgeordueleu. Einer der deutschen Äbaeordneieil für Südtirol , Reut-Nitoluisi, wurde beim Verlassen der Kammer tätlich angegriffen. Ter Kammerpräsident ließ der Fraktion der deutschen Abgeordneten sein Bedauern darüber ausdrücken. Auch Ministerpräsident Bon omi sprach den deutschen Abgeordneten sein Bedauern aus und versichern, daß die P oligei Maßnahmen zum Schutze der Vertreter aller Parteien ergriffen habe.
Zustimmung zu erteilen, jedoch erklärten sich die beiden preußischen Minister in einem Erlaß vom 17. Juni 1921 bereit, gegen eine Besteuerung der durch mechanische Vorrichtun» gen(auch elektrisch) betriebenen Musikin st rumente so- wie der Grammophone keine Einwendungen zu er- heben. Voraussetzung allerdings, daß sich Einwände nicht etwa aus den in Kürze zur Veröffentlichung gelangenden Borschriften des Reichsrat? über die Vergnügungssteuer ergeben. Für die erwähnten Instrumente kann eine Steuer bis zum Höchstsatz von 150 M. zu» gelassen werden. Für die Städte werden die Oberpräsidenten, für die Landgemeinden die Regierungspräsidenten ermächtigt, die Zu- stimmung zu einer solchen Steuer zunächst auf die Dauer eine; Jahres zu erteilen. Falls nach Ablauf des Jahres die Steuer weiter erhoben werden soll, bedarf es einer rechtzeitigen Beschluß- fassung der Gemeinden und der Einholung einer weiteren Genehmi- gung. Für die Stadt Berlin bleibt die Erteilung der Zu- stimmung dem Minister des Innern und dem Finanzminister vor- behalten. Ist der Mensch eine Maschine? Der Vergleich des Menschen mit einer Maschine, der zuerst von den französischen En- zytlopädisten verbreitet und dann von dem Materialis- mus des 19. Jahrhunderts wieder aufgenommen wurde, ist in dieser grobmechanistischen Form nicht zutreffend. Wenn der Mensch schon eine Maschine ist, so ist er jedenfalls eine so feine und komplizierte, wie sie noch keinem Techniker zu erfinden gelungen ist. Diese Tatsache führt der Chemiker Prof. Karl Oppenheimer in einem neuen Werk„Der Mensch als Kraftmaschine" näher aus. Während die Pflanze ihre Energie hauptsächlich aus den Son- nenstrahlen bezieht, ist der Mensch auf Sauerstoff und die Rah- rungsmittel angewiesen. Zu Nährstoffen eignen sich aber nur ganz bestimmte Salze, die der Organismus mit Hilfe seiner Zell- kröfte verdauen kann, und hierin liegt schon ein starker Unterschied zu der toten Maschine. Sodann aber ist der Mensch hinsichtlich des Verbrauches der Energien in sehr hohem Maße von der Zufuhr unabhängig. Er legt nämlich Energiereserven an, Depots von tie- rischer Stärke, dem Glykogen, in den Muskeln und in der Leber, sodann Fettreserven. Während das Glykogen sozu- sagen das tägliche Geld bei der Bank des menschlichen Organismus darstellt, lassen sich die Fette mit dem in Notfällen anzugreifenden Vermögen vergleichen. Die zugesührte und umgesetzte Energie dient nur zum Teil maschinellen Zwecken, wie sie bei der Herz- und Darmtättgkctt. bei der Atmung austreten, und davon wird wieder nur ein Bruchteil für äußere Arbeit verwendet. Im Gegensatz zu einer Maschine, die eine bestimmte äußere Arbeit leisten soll, hat der Mensch die Aufgabe, seine Existenz zu erhalten. Der Vergleich des ruhenden Körpers mit einer leer lausenden Maschine ist also falsch: ihm fließen während der ganzen Dauer des Leben« Energieströme zu Nicht mit einer Maschine kann der Körper in Parallele gesetzt wer- den. sondern höchstens mit emem Kraftwerk, das eine Dumme zahlloser, von einander unabhängiger Maschinen darstellt, die wie- der unter einem höheren Prinzip zusammen arbeiten. Blüthner -Orchestcr. TaS nächste S t ä d t. Volts-Konzert findet am Mittwoch, den 27.. abends 8 Ubr, in den Germaatasäle» unter Leitung von Theodor Müngersdorj statt.