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Ein verzögertes Rechtsvexfahrea. Zu den merkwürdigen Vorgängen bei der Charlotten» burger Hundertschaft z. b. V. wird uns heute neues M a» t e r i a l in Form eines Schriftwechsels mit dem Berliner Polizeipräsidium zur Verfügung gestellt. Der Schrift- Wechsel bestätigt die Richtigkeit unserer Behauptung, daß die Angelegenheit mit einer geradezu sträflichen Nachlässig- k e i t behandelt wurde. Das erste Schreiben das am 2. März 1921 an das Berliner Polizeipräsidium enthielt etwa folgen- des: Im Dezember v. I. habe der ehemalige Wachtmeister Steinmetz dem Vorstand des Verbandes der Beamten der Schutzpolizei Angaben über einen ungesetzlichen Verkauf von Infanteriemunition durch die Abteilung Zehlendorf gemacht, die für den Führer der Polizei- abteilung Zehlendors, Herrn Major Herrmann, Hauptwachtmeister W e r r a s und andere außerordentlich belastend gewesen seien. Seit der Aufnahme des durch Hauptmann S ch a r t o w im Polizei- Präsidium gemachten Protokolls seien drei Monate vergangen und man habe bis zum heutigen Tage noch nichts von dem Ergebnis der Untersuchungen gehört. Am 4. März, also zwei Tage darauf, erfolgte vom Polizei- Präsidium, gez. Moll, eine Antwort, in der mitgeteilt wurde, die Anzeige über den Verkauf der Munition sei zum Gegenstand ein- gehender polizeilicher Ermittlungen gemacht worden, mit denen der Leiter der Abteilung I A, Regierungsrat Dr. W e i ß, beauftragt worden fei. Die Ermittlungen hätten sich in die Länge gezogen, da ein Beamter der Schutzpolizei , der als H a u p t b e- t e i l i g t e r verantwortlich vernommen werden mußte, erst im Fe- bruar von einem längeren Urlaub zurückgekehrt sei. Nach Klä- rung der zivilrechtlichen Frage, ob ein Rechtsanspruch des Reiches gegen diejenigen Beamten der Schupo bestehe, die für den Verkauf der Munition Prämien in Empfang genommen hätten, werde die Ermittlung der' Staatsanwaltschaft weitergegeben werden. Hierauf wurde der ganze Vorgang dem Kommandeur der Schutzpolizei zur Prüfung der Frage vorgelegt werden, ob gegen die in Frage kommenden Beamten disziplinarisch einzuschreiten sei. Trotz dieses Schriftwechsels muß festgestellt werden, daß heute, nach achtmonatlicher Untersuchung, kein Beamter vom Dienste suspendiert worden ist, während Beamte. die z. B. aus Anlaß des Kapp-Putfches eidbrüchigen Vorgesetzten den Gehorsam verweigert hatten, bis zum Fe- bruar d. I. suspendiert waren. Wir möchten die zuständigen Behörden auf den 8 161 der St.PO. verweisen, nach dem die Behörden und Beamten des Polizei- und Sicherheitsdienstes strafbare Handlungen zu erforschen und alle keinen Auf- schub gestattenden Anordnungen zu treffen haben, um die Verdunkelung der Sache zu verhüten. Was die Führung der Untersuchung anbetrifft, so muß nochmals erklärt werden, daß eine restlose Aufklärung nur möglich ist, wenn die Be» amten der heute noch bestehenden Beeinflussung ent- zogen und wenn sie von einer Stelle vorgenommen wird, der die Zeugen ohne Furcht vor dienstlichen Nach- teilen gegenübertreten können. Die Morühetze gegen Jrauenöorfer. München , 27. Juli. (Eigener Drahtbertcht des.Vorwärts�.) Die Besprechung des Falles Frauendorfer durch die bayerische Presse wirst ein grelles Licht auf den politischen Sumpf, aus dem die Skandalblätter der Provinz wie der Hauptstadt ihr Material schöpfen. Wiederum übertreffen, die im rechtsparteilichen Industrie­sold stehenden.Münchener Neuesten Nachrichten' alle Begriff« von politischer Unanständigkeit, und charakteristischerweise rücken selbst dieMünchen-Augsburger Abendzeitung' wie die gesamte Jen- trumspresse von der polltischen Ausmünzung durch dieses Blatt weit ab. Und doch hätten gerade die.München er Neuesten Nachrichten� alle Ursache, steh bei der ganzen Angelegenheit mägllchst leise zu verhalten: zeigt doch der nachfolgende Brief eines ärztlichen Freun- des des Toten die schwere Mitschuld dieses ehemals demotra- tischen Preßorgans an der Frauendorfer-TragSdie: Am Sonnabend kam Frauendorfer in aller Frühe zu mir, dieMünchener Neuesten Nachrichten' in der Hand, uno

metnte dann matt und gebrochen, mm wäre es«ms.«ch ich mScht» ihm ein Mittel zum Schlafen geben, auf daß er nicht mehr auf- wache: das Theater und die Umstände, die ein Revolver» f ch u ß mache, wären ihm zuwider.' Hätte ein sozialistisches Blatt eine solche Agitation gegen einen reaktionären Minister gerichtet, wie dieMünchener Neueste» Nachrichten' gegen Frauendorfer, so hätte die gesamte Rechts« presse sich nicht gescheut auszusprechen, daß diesozialistische Hetze' an dem Selbstmord schuld sei. Ohne uns auf ein gleiches Nwea» zu begeben, geht doch aus diesen letzten Worten Frauendorfers mtt unverkennbarer Deutlichkeit hervor, daß die vergiftete Kampfesweise derMünchener Neuesten Nachrichten' ihr gerüttelt Maß von Schuld an dem traurigen Vorfall trägt. Hamburger Flaggenmanöver. DieFrankfurter Zeitung ' vom IS. Juni schrieb von einer ganz besonderen Bösartigkeit der in Hamburg entfachten Agitation für das reine' schwarz-weiß-rote Kaiserbanner und gegen die deutschen , seit 11. August 1919 versassungsgemäßen schwarz-rot-goldenen National- färben der Republik . Diese Bösartigkeit der Agitation wird immer schlimmer. Zuerst steckten sich die Schwarz-weiß-rot-Agenten, die alle der Deutschnationalen Partei oder in geringerer Zahl der Deutschen Volkspartei angehören, hinter wirtschaftliche, fachliche, ins» besondere handelspolitische Gründe. Der aus Paret und Gewerk- schaft geflohene und ausgeschlossen« Paul Müller wurde vorgeschoben als Seeleutevertreter, die Reeder der Hafenstädte wurden mobil ge° macht und stellten sich zur Verfügung, die Senate der Han'astadte wurden bearbeitet, damit sie einer Ausschieb ungssrist für die Ein- führung der neuen Handelsflagge um ein halbes Jahr zustimmen sollten. Di« Senate taten das leider auch. Auf Grund all dieser Vorarbeiten erfolgte der Vorstoß am 27. Juni im Reichstag. Er mißlang, der Reichstag entschied sich erneut für Scharz-rot-gold. Nun lassen die bösartigen Hamburger Schwarz-weiß-rot-Agenten jede Hülle fallen. Jetzt sagen sie offen heraus, daß es ihnen gar nicht n u r um die Handelsflagge zu tun ist, sondern darum, die kaiserliche Flagge überall wieder einzuführen. Auch zu Land« soll das.reine' Schworz-weiß-rot wieder Reichsfarbe werden. Am 80. Juli wird der von einem Revolverblattschreiber geistig befruchte:« und von deutschnational«» Drahtziehern gescheckt geleithammelte Bürgerbund' einen Floggenkorso mit 19 gemieteten Alsterdampfern und mit den Ruderbooten der Reichen Hamburgs und der Ruder- verein« der republikfeindlichen.vornehmen' Jugend auf der Alfter veranstalten.Die Schaulustigen werden sich schon finden,' denkt der Bürgerbund. Das Bösartige an der Veranstaltung aber ist, daß der Bürgerbund durch Presieagenten In ganz Deutschland die Mär verbreiten läßt, seine Veranstaltung geschehe auf Wunsch und unter Anteilnahme der gesamten Bevölkerung Hamburgs . Diese Behaup- tung ist eine gemeine Lüge. Als Protest gegen die Veranstaltung des Bürgerbundes trägt seit Wochen schon die in erdrückender Uebermachi republikanische Bevölkerung Hamburgs Schwarz-rot-gvld als Schleife und Knöpflochband im Werktags- und Straßenanzug zur Schau. Schwarz-rot-goldene Banner wehen hundertfach in den Schieber- gärten des werktätigen Volkes und werden in enormer Anzahl gekauft und angefertigt, um am LI. Juli gegen die kaiserlichen Flaggen- fanattker gehißt zu werden. » Der bekannte Reinfall der bürgerlichen Reichstagsparteien bei der Abstimmung über die Handelsflagge zieht in den deuffchnatio- nalen Kreisen dauernd weitere Kreise. Im besonderen dieoatcr- ländischen' Reichstogsabgeordneten können sich der Zuschriften und herben Kritiken, die aus ihren eigenen Reihen kommen, kaum noch erwehren. Einer von ihnen, der leider seinen Namen nicht nennt, behauptete, daß die Abstimmung nur deswegen ungünstig ausgefallen sei, weil die Herren deutschnationalen Reichstagsabgeordneten dauernd im Reich als Redner verlangt würden, weil ihre Wahlkreise sie bei allen größeren Veranstaltungen sehen möchten: weil sonst die parlamentarische Regel sei, Montags keine Abstimmungen oorzu- nehmen und well durch einenTrick des roten Präsidiums' die Sache so geschoben worden sei, daß die deutschnationalen Abgeordneten nicht mehr rechtzeitig unterrichtet werden konnten. Diese Unverschämtheit der Ausreden bat sogar dieHamburger Nachrichten' mobil gemacht. Sie schreiben, daß diese Ausreden nicht zu erklären vermögen, warum viele deutschnationale Abgeordnete im Reichstag bei der Abstimmung sogar unentschuldigt gefehlt hätten. Sie betonen, daß die Wähler das volle Recht hätten, mit ihren Abgeordneten ein deutliches

eines Clausewitz, Napoleon und Moltke ebenso meistert wie die seiner Zeitgenossen, des General Langlois und des . Capitaine Gilbert: wie er dann die doppelte Aufgabe der Arbeiterschaft gegenüber dem Armeesystem folgendermaßen präzisiert:Das Proletariat muß beweisen, daß es nicht aus furchtsamer« Selbstsucht, nicht aus knechtischer Feigheit den Militarismus und den Krieg bekämpft, sondern daß es ebenso ' entschlossen und bereit ist, die volle Tätigkeitsentfaltung eines |. wahrhaft volkstümlichen Armeesystems zu sichern wie die An- I-stister von Konflikten niederzuschlagen! Erst dann wird es ! mit der großen Kraft des historischen Vaterlandes die ideale Kraft des neuen Vaterlandes, die Menschheit der Arbeit und f des Rechts in sich tragen!' Diese doppelte Aufgabe müsien diejenigen vor Augen haben, die der deutschen Sozialdemokratie neue Wege in die Zukunft zeigen wollen. Selbstverständlich darf das Zeitalter Iaurös, das Zeitalter des Wett- rüstens nicht wiederkehren, das Zeitalter, von dem f Iaurds in seiner letzten Rede in Vaise sagt:Jedes Volk , schreitet mit einer Fackel in der Hand durch.die Straßen ' Europas und nun ist der Brantz da!" Aber trotzdem dürfen wir den gesunden Geist im Volk, der ein Zuwehrsetzen bei Vergewaltigung verlangt, nicht voll und ganz verleugnen, wenn wir nicht selbst den Boden preisgeben wollen, auf dem wir in Breite und Tiefe i aller schaffenden Stände eindringen wollen. Die Miliz als Programmpunkt der sozialisti­ schen Partei war nicht allein ein. außenpolitisches Moment, wenn auch Jaurk>s der französischen Armee die Wege zur Ausbildung der Reservejahrgänge und Bebel der deutschen die Anlegung des feldgrauen Waffenrocks gewiesen hat, sie war auch ein Faktor des Schutzes gegen Ausbeutung und Bergewaltigung. So sagt Singer in dem Fraktionsbericht 1990:In der Volksbewaffnung erblicken wir nicht nur einen wirksamen Schutz gegen Bestrebungen, den Militarismus als j Werkzeug des Kapitalismus zur Niederwerfung der Arbeiter- klaffe zu benutzen, sondern sie bietet auch einen unübersteig- baren Wall gegen Angriffe auf die Volksrechte, deren Erhol- tung und Erweiterung die geschichtliche Mission des Prole­tariats ist." Ist dieser Schutz durch die notgcdrungene Einführung eines Söldn er Heeres mit halb feudalen, monarchistischen Offizieren in einem Land der Bureaukratie und des Kasten- dünkels nicht viel nötiger geworden wie unter dem Regulativ der allgemeinen Wehrpflicht? Die wirtschaftliche und politische Einstellung der Zweiten , Internationale gravitert allerdings stark nach dem internatio- nalen Rechtsstaat, und der Genfer Kongreß stellt demgemäß auch die Forderung nach einer internationalen B o l i z e i auf. Kein Wunder, daß sich die Geister auch in der Wehrfrage entsprechend scheiden und Trotzky auf dem Kongreß der 3. Internationale die Miliz Bebels und Iaurds als Objekt kleinbürgerlicher Illusionen in der Heeresorganisa- tionsfrage" weit von sich weist und für seine imperialistische Zwecke einer Arbeiter- und Bauern-(Klassen-)Miliz das Wort redet. Wir müsien in der Behandlung dieses Programmpunktes uns von den Extremen der pazifistischen Verneinung jeglicher Wehrerziehung und der kommunistischen und konterrevolutio- MiffN militaristischen Wehrpropaganda innerhalb der Ar- ' beiterschast fernhalten und deshalb schlage ich vor, in das Programm einzufügen:Völkerbeziehungen und Inter- -yationale", Punkt 8: Erziehung der nationalen Wehrmacht zur Erfüllung der Aufgaben des internationalen Rechts, körperliche Aus- bildung der Jugend zur W e h r h a f ti g k e it unter Ausschaltung des Haß- und Rache- g e i st e s. Die fernere Zukunft mag es dann mit sich bringen, wie unsere Arbeiterjugend im Rahmen des Volksganzen das Ideal unserer Vaterlandsidee und deren Verwirklichung mit Herz und Hand zum Sieg führen wird!

Nur für Herrschasten". Von Otto Flake »). Denke ich an das Berlin vor dem Krieg zurück, sehe ich die nächcliche Straßenreinigung und dasNur für Herrschaften' an allen Häusern. Es waren Merkmale für Gutes und Schlechtes. Keinen Wert legend auf das Hochgefühl, eine Herrschaft zu sein, stelle ich hiermit die kleine Anfrage, ob die Hauptstadt der Republik Deutschland sich ihrer Pflicht bewußt geworden ist, die Schilder mit jener Inschrift von den Türen zu entfernen. Ich bin nie in der Lage gewesen, ein Haus anders als durch seinen Haupteingang zu betreten, nie hat mich einer jener Pförtner, die nichts als die gekauften Sklavenaufseher des Kapitalismus sind, auf die Dienstbotentreppe verwiesen. Es war darum nicht weniger schimpflich, den guten Eingang benutzen zu dürfen. Die ganze Gesinnung des Zeitalters Wilhelms II. verriet sich in diesen Schildern: der Polizeigeist, der im Privatleben noch von den Menschen verlangte, daß sie sich selbst taxierten: die Roheit des Klassenstaats, der nicht einmal sov' i Höflichkeit aufbrachte, daß er die letzte brutale Benennung verw-.'d; die grobe Schmeichelei des Unternehmers, die an den Hochmut appellierte und den Sinn für den Schein züchtete. Diese Methode des versteckten Verbots breitete sich von Berlin über den ganzen Norden aus, ergriff auch den Süden des Reichs, und als ich eines Tags mein Haus in Straßburg betrat, war auch hier das Schild angebracht. Da ich den elsässischen Hauswirt zur Rede stellte, antwortete er:Was wollen Sie, die Deutschen legen Wert darauf.' Nun, man darf hoffen, daß sie heute keinen Wert mehr darauf legen und soviel Urteil haben, stillschweigend mtt anderen Emblemen auch dieses zu entfernen, bevor man sie dazu zwingt. Die Zett der Herrschaften ist vorüber. Ich stand im Krieg eines Tag» in einer für Soldaten eingerich- teten Bibliothek. Ein Gemeiner trat ein und bat, unterwürfig ge- nug. die Bibliothekarin um ein Buch, das für ihn pasie. Er wollte etwas, dasnicht von diesen gebildeten Herrn" geschrieben war: sie waren ihm ftemd und die Salonherzensgeschichten, die sie be- schrieben, waren es. Die junge Dame, die wohl mit mir die Scheu dieses Mannes aus dem Boll im Verkehr mtt den Gehobenen als unerträglich empfand, gab ihm einen Band Tolstoi und tat ein übriges, indem sie ihm von den Ideen des Rusien zu erzählen be« gönn. Da rauschte die Patronatsdame herein, riß dem Soldat Tolstoi aus der Hand, schickte ihn mtt irgendeinem Bolksheft fort und wandte sich zu der Bibliothekarin;Sie vergessen sich, meine

*) Aus dem soeben im Verlag von S. Fischer in Berlin er- fchienene»Kleinen Logbuch".

Liebe, Sie sind Dame und er Gemeiner: es ist nicht Ihre Aufgabe, Sozialisteki zu züchten.' Auch in dieser Szene war das ganze Deutschland , die Arroganz der Regierenden, die mutlose Scheu des Ungebildeten und doch viel- leicht auch der gute Wille, wie ihn da» Mädchen zeigte, er wenig- ftens Ansatz und Trost.

Die Eintrittspreise zu den Salzburger Festspielen weisen im- panierende Zahlen auf. Für dasRussische Ballett' itt der niedrige Preis 200 Kronen, für die von Reinhardt Inszenierte Aufführung von.Jedermann' 330 Kronen. Der Preis eines Sondersitzes für eines der sieben Konzerte beträgt 1000. für dos Russische Ballett 3000, für dieJedermann'-Aufführung 3300 Kronen. Aber es sind auch Billetts zubilligen' Preisen vorhanden, so für die Konzerte oder für die Ausführungen von MozartsVastien und Basttenne' Stehplätze zu 40 Kronen. Wenn auch bei diesen Ziffern vieles auf Rechnung des niedrigen Kronenstandes zu setzen ist, so darf man aus der durchschnittlichen Höhe der Eintrittspreise doch den Schluß ziehen, daß die leitenden Instanzen der Salzburger Festspiele kein Gewicht darauf legen, ihrer Beranstaltung einen volkstümlichen Charakter?u geben. Der japanischeSihredakteur'. In einer Sondernummer des Manchester Guardian', die dem heuttgen Japan gewidmet ist, finden wir interessante Angaben über das japanische Zeitungswesen und erfahren, daß die Zensur hier eine Rolle spiell, wie bei uns nur in längst vergangenm vormärzlichen Tagen. Die japanische Zensurbehörde, die zum Ministerium des Innern gehört, befiehlt von Fall zu Fall den Zeitungen, von welchen Dingen sie nicht sprechen dürfen. Daneben gibt es aber auch allgemeine Verbote, die sich auf folgende Dinge erstrecken: 1. dürfen keine Auf- sätze gebracht werden, die sich mit einem in der Verhandlung befittd- lichen Prozeß befassen, 2. keine Geheimdokumente der Regierung, 3. keine wortgetreuen Wiedergaben der Reden bei den Sitzungen der öffentlichen Körperschaften, 4. keine Artikel, die dazu dienen können, Auftuhr und Unordnung hervorzurufen, 5. nichts, was dem Frieden und der Allgemeinheit schaden kann und 6. endlich keine Auffätze, die das Ansehen des kaiserlichen Hauses herabzusetzen geeignet wären. Wie man sieht, sind diese verschiedenen Gruppen sehr all- gemein gefaßt, und es läßt sich in sie mehr oder weniger alles ein- ordnen. Do nun eine Zeitung, die gegen die Zensurvsrordnungen verstößt, zu großen Geldstrafen ventrieitt werden kann, so ist für die japanischen Journalisten wirkliW Schweigen Gold und Reden Silber. Außer den Geldstrafen können aber auch Gefängnisstrafen verhängt werden, und da die Geldstrafen die Blätter bald bankerott machen würden, so zieht man die Gefängnisstrafen vor, zumal das japanische Strafgesetz statt der Geldbußen stets entsprechende Haft- strafen vorsteht.In jeder Zeitung," so lesen wir in dem Aufsatz, findet man einen Redakteur, dessen einziger Beruf darin besteht, die Gefängnisstrafen abzusitzen, zu denen das Blatt verurteilt wird.' Der Sitzredakteur bei uns zur sagenhaften Figur geworden ist also im Lande des Mikado sehr lebendig, und sein Amt ist nicht leicht.

Haifische als Nutzttere. Aus Dancouver in Britisch- Nordamerika wird von einer ebenso interessanten wie nütz- lichen Entdeckung berichtet. In der Georgiabucht ist die Parker- Insel der Sitz einer verheißungsvollen Industrie geworden, dank den Haien, die in großen Metigen in deren Gewässern hausen. Bor einiger Zeit ist eine Gesellschaft für die Ausbeutung der Ent- deckung gegründet worden, und sie scheint eine gute Zukunft vor sich zu haben. Der Hai ist die Grundlage, auf der die Tätigkeit der Gesellschaft ruht, da fast jeder Teil dieses gefährlichsten Raub- fifches als Rohstoff für eine Industrie oder unmittelbar als Handels- wäre ausgenutzt werden kann. Die Haifischart, um die es sich dort handell, ist der Grundhai, dessen Länge drei bis fünf Meter beträgt und der ein bis zwei- einhalb Tonnen Gewicht erreicht. Das Fleisch des Hais wird als Futter für Federvieh verwendet, kann aber auch als Dünger für die Landwirtschaft gebraucht werden: die Knochen werden gemahlen und ebenfalls als Dünger gebraucht. Der Kopf liefert Leim von großer Güte, die Flossen werden von vielen orienta- lischen Böllern als Leckerbissen betrachtet und der Zentner wird mit zwei bis drei Dollars bezahlt. Die Leber erhält bis zu SO und 70 Proz. des feinsten Oels, wenn auch eine Behandlung mit Ter- penttn nötig ist, um es verwendbar zu machen. Schließlich ist in diesen Gegenden starke Nachfrage nach Haifischzähnen, die für Männer uni� Frauen viel als Schmuck oerwandt werden. Jener Teil des Hais aber, der die größten Möglichkeiten als Ein- kommensquelle bietet, ist die Hau t. Ihre Dicke schwankt zwischen einem Zoll und Papierdünne diese bei den jungen Tieren. Hai- fischhaut ist daher ein erstklassiger Rohstoff für Leder. Die dickeren Sorten sind stark genug, um sich zu soliden Schuhsohlen verarbeiten zu lassen, die feineren werden auf verschiedene Art zubereitet, und für Damenschuhe verwandt. Andere Qualitäten werden zu Taschen verarbeitet. Schließlich wird Haifischhaut als Material zu Tapeten verwandt, und der Bauch liefert Futterstoff für Kleider, ganz dünn, aber außerordentlich hallbar. Dix Haififchhaut muß natürlich auf verschiedene Art behandelt werden, um verwendbar zu werden, und die Zubereitungszeit schwankt zwischen zwei Woche» und sechs Monaten. Allein in den Gewässern um die Parker-Infeln wdmnell es fo von Haien , daß man täglich 20 bis 30 Stück fängt. Ailm-Rebusse. In Frankreich ist man, wie die.Lichtbild-Bühne' erzählt, auf folgende originelle Idee gekommen: man verfilmt Szenen aus klassischen Werken der französischen Literatur, zeigt sie dem Publikum und fetzt hohe Preise für oenjenigen aus, der die Namen der Autoren und ihrer Werke nennen kann. Dieses Preisrötfelraten dürfte feine Schwierigkeiten haben. Denn in richtiggehender handfesterVerfilmung' können klassische Dramen auch dem gelehrtesten Literaturhistoriker unkenntlich werden. Italienische Kunftfürsorge. Eine parlamentarische Gruppe von Kunstsreunden bat sich in R o m zur Förderung der Wirtschaft- lich bedrohten ctunst und K ü n it l e r gebildet. Bielleicht, so bcmerlt dazu Vaul WeslbeünZ.Kunilblatt", folgen die deutschen Reich». tagsabgeordneten, die ihr Interesse an der Kunst durch dre Emsührung der KunslluxuSfteuer bereit» praktisch betätigt haben, dem Vorbild ihrer italienssifien Kolleg« und gründen einen Klnb der Autikuust-