Mens pokltksch avW nur um NasenNknge hwaussah. Man denke daran, wie schwer es der englischen Arbeiterpartei ge- macht worden ist, sich zu einer selbständigen Partei mit sozia- listischen Grundsätzen zu entwickeln, weil in England wesent- liche Teile des besitzenden Bürgertums zu einer entschieden liberalen Politik standen, die vor tiefgreifenden sozialen Re- formen und vor einer deutlich volkstümlichen Sprache gegen bestehende Klassenprivilegien nicht zurückschreckte. Erst der Niedergang des englischen Liberalismus hat die Arbeiter- Partei zur Reife gebracht. Das bürgerliche Deutschland blieb unterdes ein völlig unpolitisches Land. Die besitzenden Klassen hatten me eine andere Einstellung zur Politik als nach dem Gang ihrer Geschäfte und nach den Ziffern ihres Steuerzettels. Als die beste Regierung galt diejenige, die einen am besten verdienen ließ und vom Verdienst das Wenigste wegnahm. In keinem Lande der Welt war die innere Polltik, dank der besonderen Eigenart des deutschen Bürgertums, materialistischer eingestellt als in Deutschland -- und weil die Sozialdemo- kratie das Kind beim rechten Namen nannte, beschuldigte man sie, in diese beste aller Welten den bösen Materialismus hin- eingebracht zu haben. So ist es im wesentlichen auch heut« noch geblieben. Was der Demokratischen Partei das Leben so unendlich schwer macht, das ist der Umstand, daß sie einerseits mit einem geschäftlich engherzigen und politisch blinden Bür- g e r t u m zu wn hat und daß sie sich andererseits diesem gegenüber nicht auf starke, aufstrebende Schichten stützen kann. Lebensfähig könnte sie nur noch werden durch einen heroiscken Versuch, dasjenige, was von diesen Schichten noch nicht sozialistisch ist, zusammenzuballen und dann für diese Masse tatsächlich— den Klassenkampf gegen die sozial herrschenden Schichten zu führen, mag sie auch das Wort Klassenkampf(auf Worte kommt es am wenigsten an) noch so ängstlich vermeiden. Ln Wirklichkeit sehen wir aber die Demokratische Partei den umgekehrten Weg gehen und der Engherzigkeit, der Kurz- stchtigkeit des Bürgertums, feiner Scheu vor dem roten Tuch eine Konzesston nach der anderen machen. Es ist das d i e Politik, die Theodor Barth mit den Worten zu kennzeichnen pflegte„proptor vitam vivendi perdere causa»," dem Leben zu Liebe den Zweck des Lebens preisgeben. Preuß hat mit seinen Artikeln einen Versuch gemacht, diese Entwick- lung aufzuhalten. Seinem Optimismus jede Ehre! Aber mißlingt der Versuch, so kann er die Erklärung dafür nur in der Auffasiung vom Klassenkamps finden, wie die Sozialdemo- kratie sie vertritt.
Die Steuern im Reichskabknett. Heute faßt das Reichskabinett feine Veschlüsie über die neuen Steuervorlagen. Bon ihm wandern die Entwürfe vor- erst zum Reichsrat und zum Reichswirtschaftsrat. Deswegen fei unsere Stellung zum Steuerprogramm noch einmal ein- deutig formuliert. Die Sozialdemokratie ist in einer Stunde der höchsten Gefahr für die selbständige Existenz der deutschen Republik, im Hinblick aus die noch heute im Westen und Osten unter der Besetzung leidenden Teile unserer Bevölkerung, unter dem Gesichtspunkt der ehrlichen Wiedergutmachung und um dem Frieden Europas und der Welt zu dienen, für die Annahme des Ultimatums eingetreten. Die USP. hat uns diese Stel- lungnahme durch ihre Haltung der wohlwollenden Opposition erleichtert. Nur die engstirnigen Demagogen von ganz links und von ganz rechts bekämpfen uns dabei, in dem Bewußt» sein, praktisch außerhalb jeder Verantwortlichkeit für die Zu- kunft von sechzig Millionen Menschen zu sein. Die Deutsche Volkspartei war— das beweisen alle Tatbestände und Ur- künden— für die Annahme des Ultimatums, sie stellte aber im letzten Moment wahltaktische und parteipolitische Erwägungen über das Allgemeinintereste, deswegen blieb sie in
öer Werkstatt eines Schaffenden. Von Paul Gutmann. Unsere Zelt mit ihren erbarmungslosen Anforderungen an die praktische Auswertung der Individuen läßt jene seltenen Ausnahme- fMe, die künstlerischen Genies, als immer köstlichere Geschenke eines gnädigen Schicksals erscheinen. Wir, die wir gewohnt sind, als keuchende Renner den Wettlauf um den tägllchen Erwerb mitzu- machen, blicken bereits mit kopfschüttelndem Staunen auf jene»igen- artige Spezies, dem das äußere Leben nichts, die eigene Kunst alles bedeutet. Und doch liegt die Zeit nicht so weit hinter uns, wo Friedrich Nietzsche unter dem Beifall einer großen Gemeinde aus» rufen konMe, daß Arbeit— er meinte die Arbeit um äußerer Ziele willen— den Menschen herabwürdige. Zu den begeistertsten Jüngern dieses Meisters, einer der an Wert de« Geleisteten ihm nahe kommt, aehört Hugo Wolf . Seine soeben tm R i t o l a- Verlag. Wien , von Heinrich Werner herausgegebenen »Brief« an Rosa Mayreder "' sind ergreifende Dokument« von der trogischen Großartigkeit jener heut« kaum noch möglichen Gattung des absoluten Ceistesmenschen. In diesem Freundschaftsbuch handelt es sich, wie bei Wagners Briefen an Mathilde Wesendonk, um das zu zeugende, das geistige Kind, und hier wie dort um eine Oper. Rosa Mayreder , an die jene Briefe gerichtet sind, ist die Librettistin des»C o r r e g i d o r*, jenes Wolffchen Bühnenwerks, dessen Wirkung bis heute mit auf enge Kreise beschränkt geblieben ist. Aber nicht der»Corregidor* interessiert uns in jenen in tiefster Schöpferqual hingeworfenen Zeilen, sondern Hugo Wolf selbst. Welche Gewissensnot um der scheinbar geringfügigsten Kleinigkeiten willen. Er will von der be- freundeten Textdichterin zwei Strophen geändert haben und schreibt: »Die Hatzl Die Musik spukt mir schon in allen Gliedern. Also nur schnell, schnell, schnell um Gotes, oder wie der Eorregidor sagt, um der Nägel Christi willenl Schnell!'" Ein andermal schreibt er:»Sie ahnen wohl nicht, was ich für Seelenpein gelitten. Einige Tage ging ich wie ein Verzweifelter herum und verfluchte mich und dies Komponieren und die Oper und die ganze Welt. Drei Tage marterte ich mein armes Hirn vergeblich ab, für die Stellt:„Wenn es Gott gefallen hätte, mich durch schlimmen Schein zu prüfen' den richtigen musikalischen Ausdruck zu finden."„Was ist aber auch aus der Szene geworden! Als ich sie mir heute vorspielte, war ich der- gestalt erschüttert davon, daß ich vor Grausen und Erschüttertheit abbrechen mußte. Die Welt wird daran etwas erleben!" Heutzutage, wo das Außergewöhnliche so rasch als pathologisch in Verruf gebracht wird, mögen derartig« Ausbrüche hymnischer Begeisterung über dos Erreichte vielleicht als Zeichen einer seelischen Krankheit gedeutet werden. Demgegenüber sollte man sich die Anstrengungen peinlichster Kleinarbeit vorhalten, die dem Triumph vorangehen:»Von früh morgens bis spät in die Nacht hinein fitze
ihrer Mehrheit bei der enffcheidenken Abstimmung in der Opposition. Dieses Bild der Stellung der politischen Parteien gegen- über dem Ultimatum spiegelt schon im voraus ihre Haltung gegenüber der kommenden Steuerarbeit wider. Die Sozial- demokratie ist nach wie vor fest entschwsten, auch hier positiv unter Einsatz ihrer ganzen Kraft und Macht mitzuarbeiten. Sie ist sich dabei ihrer Verantwortung gegenüber den hinter ihr stehenden gewaltigen Volksmassen voll bewußt. Deswegen muß sie verlangen, daß der Grundzug der neuen Steuern sich darin ausdrückt, daß wir mit ihnen aus dem fehler- haften Kreislauf: neue Steuern, neue Verteuerung aller Lebensbedürfniste, neue Lasten, die zuletzt sämtlich der Konsument zu tragen hat, herauskommen. Das ist nur dadurch möglich, daß ernsthaft an die Verdienstquellen, an die Vermögensgrundlagen, an die Goldwerte herangegangen wird. Unter diese grundsätzliche Linie kann und wird die Sozialdemokratie niemals mitgehen. Des weiteren wüsten die neuen Steuergesetze von vornherein wenigstens alle groben Formen der Steuerhinterziehungen durch Gewinn und Besitz ausschließen. Es darf nicht dahin kommen, daß der Arbeiter mit seinem lückenlos erfaßten Arbeitseinkommen immer wieder zuin Spott derjenigen wird, die durch Verstecken ihrer Friedenswerte, durch Verschachtelung ihrer Riefengewinne und durch internationale Geschäfte dem Reiche die Milliarden ent- ziehen, die es braucht und die diese Leute entbehren können und sollen, schon deswegen, weil sie aus der Not Deutschlands ausgemünzt werden. Darüber hinaus muß aber durch eine entscheidende Beeinflustung der deutschen Produktion unter gemeinwirtschaftlichen Gesichtspunkten endgültig mit der Schleuderwirtschaft an Deutschlands Wirtschaftskraft aufgehört werden.'Genosse Hue hat erst gestern an dieser Stelle gezeigt, welchen Raubbau die Großinteressenten bei uns noch ungehin- dert zu treiben vermögen, immer unter dem Namen der über- legenen kapitalistischen Organisation, in Wirklichkeit unter Anbetung ihrer berüchtigten Schutzheiligen Spekulation und Profit. Deswegen muß die Erfassung der Sachwerte zugleich eine richtunggebende Beeinflustung der deutschen Wirtschaft zur Bevorzugung der Allgemeininteressen werden. Nur bei Einhaltung dieser Marschwege werden die Hand- und Kopfarbeiter gewillt sein, ihre politischen Vertretungen auch solchen Gesetzen zustimmen zu lassen, die auf dem Umweg über den Verbrauch der Republik Geldmittel zuführen.
Die Einkommensteuer vom Arbeitslohn. Das am 11. Juli beschlossene und jetzt veröffentlichte Gesetz über die Einkommensteuer vom Arbeitslohn bedeutet eine vereinfachte Besteuerung des Arbeitsloh- n e s. Seine genaue Kenntnis fft unerläßlich. Es setzt an die Stelle der alten bisher gültigen Para- graphen der Einkommensteuernovelle vom März 1921 die neuen 8Z 45 bis 52. Der§ 45 erläutert den Begriff des Arbeitslohnes. Als Arbeitslohn, auf den die vereinfachte Besteuerung An- wendung finden soll, gllt der Gesamtbetrag der Einkünfte, die in vffent- Nchem oder privatem Dienste beschäftigten oder angestellten Personen aus dieser Beschäftigung oder Anstellung gleichviel unter welcher Be» Zeichnung oder in welcher Form beziehen. Als Arbeitslohn gelten auch Wartegelder, Ruhegehälter, Witwen- und Waifenpenstonen, Bezüge aus der reichsgefetzllchen Angestellten-, Unfall«, Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung und andere Bezüge oder geldwert« Vorteile für frühere Dienstleistung oder Berufstätigkeit. Die 88 �6 und 47 erläutern den zehnprozenttgen Abzug und feine Ermäßigungen für den Steuer- Pflichtigen, für die Ehefrau, für minderjährige Kinder usw. und für die sogenannten Werbungskosten(Arbeitskleidung, Beiträge usw.) § 46. Der Arbeitgeber hat vom Arbeitslohn einen Betrag von zehn vom Hundert für Rechnung des Arbeitnehmers einzubehalten.
Dieser Betrag ermäßigt sich: � 1. für den Steuerpflichtigen und für seine z» feiner Haushaltung zählende Ehefrau ») im Falle der Zahlung des Arbeitslohns nach Stunden um je 0,10 M. für je zwei angefangene oder volle Stunden, b) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns nach Tagen um je 0,40 M. täglich, c) im Falle der Zahlung des Arbeltslohns nach Wochen um je 2,40 M. wöchentlich, d) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns nach Monaten um je 10 M. monatlich, 2. für jedes zur Haushaltung des Steuerpflichtigen zählende minderjährige Kind im Sinne des§ 17 Abs. 2 a) im Falle des Zahlung des Arbeitslohns nach Stunden um 0,15 M. für je zwei angefangene oder volle Stunden, b) im Falls der Zahlung des Arbeitslohns nach Tagen um 0,60 M. täglich, c) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns nach Wochen um 3,60 M. wöchentlich, 'd) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns nach Monaten um 15 M. monatlich. Kinder im Alter von mehr als siebzehn Iahren, die Arbeitseinkommen beziehen, werden nicht gerechnet. 3. zur Abgeltung der zulässigen Abzüge a) im Falle des Zahlung des Arbeitslohns nach Stunden um 0,15 M. für je zwei angefangene oder volle Stunden, b) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns nach Tagen mn 0,60 M. täglich, c) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns nach Wochen um 3,60 M. wöchentlich, 'S) im Falle der Zahlung des Arbeitslohns nach Monaten um IS M. monatlich: auf Antrag ist eine Erhöhung dieser Beträge zuzulassen, wenn der Steuerpflichtige nachweist, daß die ihm zustehen- den Abzüge den Betrag von 1800 M. um mindestens 1S0 M. übersteigen. Ueber den Antrag entscheidet das Finanzamt. Bezieht ein Steuerpflichtiger neben den laufenden Bezügen sonstige, insbesondere einmalige Einnahmen(Tantiemen, Gratifikationen usw.), so wird der von diesen Einnahmen einzubehaltende Betrag von zehn vom Hundert ohne Berücksichtigung der im Ab- satz 2 vorgesehenen Beträge abgezogen. Dienstaufwandsentschädigungcn bleiben bei FeMellung d«» ein» zubehaltenden Betrags außer Ansatz. Läßt sich bei vorübergehender Arbeit im Akkord dk Arbeitszeit nicht feststellen, so kann an Stelle der Ermäßigungen nach Abs. 2 eine feste Ermäßigung von vier vom Hundert des Arbeitslohns treten. 8 47. Die im§ 46 Abf. 2 Nr. 2 vorgesehene Ermäßigung ist auf Antrag auch für mittellose Angehörige zu gewähren, die von dem Steuerpflichtigen unterhatten werden. Ueber den Antrag ent- scheidet das Finanzamt. Der 8 48 behadekt die Veranlagung. Er betont, daß die Steuern dann durch den Lohnabzug als getilgt gelten. wenn das gesamte aus Arbeitslohn entstandene steuerbare Einkommen 24 000 M. nicht übersteigt. Besteht ein Ein- kommen unter 24 000 M. nur zum Test aus Arbeitslohn. zum anderen Teil aus sonstigem Einkommen, dann wird dieses veranlagt. Der§ 49 bestimmt, daß Steuerpflichttge mit einem Einkommen unter 24 000 M. die Veranlagung zur Einkommen- steuer beantragen können, wenn im besondern die Ab- zöge an Werbungskosten usw. 2700 M. übersteigen und wenn die Ermäßigungen für im Haushalt befindlich« Angehörige � durch die Abzüge noch nicht voll berücksichtigt sind. Der An- trag auf Veranlagung zur Einkommeneftuer ist in diesen Fällen selbstverständlich mtt einer Steuererklärung zu oer- binden. Die§8 Kl— 52 behandeln das Steuerbuch und die Ein- Ziehung der Steuern durch den Arbeitgeber. Besonders wichttg fft noch der Artikel III des Gesetzes. Er betont, daß die oben erwähnten Ermäßigungen des Lohn- abzuges auf Grund der Werbungskosten usw. mit dem 31. Juli beginnen. Wo diese Abzüge für Werbungskosten usw. in der Zeit vom 1. April bis 31. Just 1921 nicht gemacht worden sind, erhöhen sich diese Abzüge für die Zeit vom 1. August bis
ich ununterbrochen bei meinem Schreibtisch und zermartere mein Hirn bei schwierigen Stellen, die mich oft sogar im Traum noch ver- folgen... Mit dem nötigen Aufwand an Fleiß und Geduld ge» lingt schließlich selbst das UntAjliche, aber es sind teuer erkaufte Siege." Wenn der innere Aufmhr vorüber ist, dann leuchtet bis- weilen der Sonnenschein jenes tiefen Humor« auf. den wir bei dem Komponisten der Mörikelieder so lieben.»Ich konnte der �ust nicht widerstehen, den ganzen Akt mir heute vorzuspielen, und wie lächer- lich es auch sein mag, ich war entzückt und hingerissen davon. Mir fiel dabei der Heinesche Der» ein:»Schade, daß ich ihn nicht küssen kann, denn ich bin selbst dieser brav« Mann." Aber wie bei allen großen Humoristen bedeutet das Lachen nur den Aufschwung aus einer allzufchweren, tragischen Erkenntnis. Den Abgrund seiner Schaffensqualen lassen Sätze wie die folgenden erkennen:„Die Musik hat enffchieden etwas Vampyrartiges in stch. Sie krallt sich unerbitterlich an Ihr Opfer und saugt ihm dm letztm Blutstropfen aus. Oder man könnte sie auch mit einem gierigen Säugling vergleichen, der unerbitterlich nach neuer Nahrung oerlangt, dick und fett wird, derweil die Schönheit der Mutter dahinwelkt." Das ausführliche Nachwort, das Rosa Mayreder zu diesen Briefen des verstorbenen Freundes geschrieben hat, gibt eine Fülle charakteristischer Züge, die das bisher gewonnene Bild des Meisters noch vertiefen. Die gesamte Publikation bedeutet einm überaus w erwollen Beitrag zur Kenntnis Hugo Wolfs und zur Psychologie des genialen Schaffens im allgemeinen.
Besteuerung des Blldungslriebes. Wir erhalt eq folgende Mitteilung: Auf Anordnung des Ministeriums wird„mit Rücksicht auf die schlechte Finanzlage des Staates" am M o n- t a g und Donnerstag jeder Woche vom 4. August dieses Jahres ab von den Besuchern des„Museums für Ratur- künde" ein E i n t r i t t s ge ld vo n 2 M: erhoben werden. An den übrigen Wochentagen und an den San- und gesetzlichen Feiertagen, an denen die Schausammlung geäsnet ist, ist der Besuch auch weiterhin unentgeltlich. Vermutlich wird die schlechte Finanzlage des Staates durch diese Steuer auf den Bildunastrieb des preußischen Volkes nicht wesent- lich gebessert werden. Es Ist vielmehr anzunehmm, daß man im Museum für Naturkunde dieselben Erfahrungen machen wird wie in den Berliner Kunstmuseen: das Eintrittsgeld schreckt die Be- suchet ab. die Sammlung steht an den Zahltagen leer und die er- hofften Einnahmen bleiben aus. Filmschule und Kinolechnikum. In M ü n ch e n soll diesen Herbst eine vom bayerischen Kultusministerium und der Münchener Stadt- oerwaltunq unterstützte Lehranstalt eröffnet werden, die in ihren einzelnen Abteilungen das gesamte Gebiet der Filmherstellung in künstlerischer, technischer und kaufmännischer Hinsicht umfassen wird. Da» Schulgeld für die Darsteller- und Äegieabteilung soll 1000 M., das für die kaufmännische Abteilung 300 M. betragen. Für mittellose Begabungen beabsichtigt man Frei- Plätze zu schaffen.
Einen Hauptzweig der Filmschule wird das Kinotechnikum bilden, in dem Aufnahme-, Entwicklungs- und Kopiertechmker sowie Vorführer unterrichtet werden sollen. Die Lehrzeit für die Aufnahme- operateure beträgt fünf Semester. Im Technikum beginnt der Unter-' richt bereits am 15. September. Man hofft durch diese Filmlchul« eine allgemeine Hebung des Nweaus der Filmindustrie und die Ausschaltung gewisienloser Ele- mente zu bewirken, die als Filmlehrer noch immer viele Opfer finden. Ans dem Nachlaß von Mark Twain wird demnächst ein Werk im Inselverlage deutsch erscheinen, das der amerikanische Dichter zu Lebzeiten sich zu oeröffentlichen scheute:»Der geheimnisvolle Fremde" betitelt. In der Erzählung, die im mittelalterlichen Oesters reich spielt, wo der geheimnisvolle Fremde in der Gestalt eines jugendlichen, verführerischen und Wunderdinge verrichtenden Satans in der Mitte einer Knabenschar erscheint, ist der sonst so leicht spottende Mark Twain von unheimlichem Ernst und unerbitt- lichem Earkasmus über die Niedrigkeit der Menschen. Er berührt sich da merkwürdig mit manchen Anschauungen Schopenhauers, be- sonders mtt der Art, die Mißachtung der Tiere durch die Menschen mit ätzender Schärfe zu kritisieren. Berwerkung von Ebbe und Flui. Aus Marseille wird dem „Handelsmuseum" geschrieben: Seit langem schon besteht in franzö- fischen Kreisen die Aostcht, die Kraftgewinnung aus Ebbe und Flut ins Werk zu fetzen. Wenngleich dieses Problem im Mittel» ländtfchen Meere niemal» zur Verwirklichung gelangen dürste, da selbst bei Springflut der Peqelimterschied höchstens 30 Zentimeter ausmacht, so oerhäll e» sich wesentlick) anders an der a t l a n t i s ch e n Seite. Der Gezeitenwechsel von St. Malo bringt zwischen Nippebbe und Springflut Wassersäulen von nicht weniger als 9 bis 11 Meter hervor. Es wird daher in dieser Gegend seit langem der Gedanke erwogen, die hier wirksamen Kräfte auszu- nützen. So läuft bei Roche -Gmide seit vielen Jahren eine Wasser- mühle, die aus einem durch Deiche gebildeten und durch die Flut gespeisten großen Wasserbehälter Antrieb erhält. Nach di«lem Grundlatz will nun die„Societe Bretonne" mit Hilfe einer vom französischen Staat bewilligten Unterstützung von zwei Millionen Franken das Decken von Rance in der Bretagne für den Ausbau einer Gezeitenkraftausnützung. einrichten. Zu gleicher Zeit begannen französische Ingenieure mit dem Bau einer Spezialturbine, die im Wechsel des Betriebes gerade durch die Eigenheit dieser Wasserkraft die beste Wirkung erzielen läßt. Eben- so ist ein Netz von tteberlandzentralen, Kraftver- teilungsstellen usw. in Ausarbeitung, um die gewonnene El-ktrokrast für die Umgebung nutzbar zu machen. Für die geplante Elektrifizierung der stanzösischen Bahnen wird hieran die Hoffnung geknüpft, in der Kohlenfrage größere Unabhängigkeit zu erlangen.
' Romantiker-AnsfleNnng In der Berliner StaatZbivliothek. Anlätzlich der Tagung der Gesellschaft der Bibliodbilen. die dielen Herbst in Berlin ftatlfindet, bereitet die preußisch« Staatsbibliothek eine Nusslcllung Deutscher Romantik vor. Die Nilsstellung wird zum erstenmal weiteren Kreisen den reichen Besitz zur Anschauung bringen, den die Berliner Bibliothek an Drucken und Handschrliten au« dem Kreise der Romantiker von den Brüdern Schlegel und T i« ck an bis zu ff o u q u 4 und E. Tb. A. H o s f- mann ibr Eigen nennt und der auch b il d kü n st l e ris ch manche« gejselnde bietet.