Nr. 355 38. Jahrgang
Nie wieder Krieg!
-
Beilage des Vorwärts
Den einberufenden Organisationen
Die Rednerliste
haben sich außer den in den letzten Tagen bereits genannten 10 Millionen Tote und annähernd 1000 Goldmilliarden Organisationen noch der Deutsche Monistenbund, der Mart Verarmung sind das Ergebnis des herrlichen Stahl- und religiöser Sozialisten sowie der Bund bades", das heute vor sieben Jahren begann und man der Ronfessionslosen angeschlossen. blicke nach Kleinasien , Oberschlesien usw. noch immer nicht vollständig abgeschlossen ist. Noch immer fließt Blut... Die wirtschaftlichen Möte, die sozialen und fulturellen fetzt sich endgültig aus folgenden Namen zusammen: Folgen des Krieges zeigen uns auch heute noch nicht ihr( Friedensgesellschaft, Ortsgruppe), Henning, Duderstadt( F. d. R.), Jakob Altmaier ( SPD .), Barsanti( R. e. Krisa.), Pfarrer Bleier ganzes grausames Gesicht. Täglich türmt sich neues Elend, Bastor Franke( Friedensgesellschaft), Alfred Freund( USPD .), Alfres tündlich wird die Klage der von den Waffen und Giften des tündlich wird die Klage der von den Waffen und Giften des Arieges getroffenen Menschen rauschender und unheimlicher... Frische( Arbeiterjugend), A. Häußler( SPD .), Karl Haffner ( SyndiDas Lanzen, Schlemmen und Schönreden eines leichtlebigen falisten), Georg Helle( F. d. K.), Gustav Heller ( SPD .), H. HeppenKriegs-, Revolutions- und Reparationsgewinnlergesindels( USPD .), Karl Leid ( USPD .), Ludwig( Reichsbund), Georg Mendelsheimer( F. d. K.), Dr. Kurt Hiller( D. F. G.), Franz Künstler fann darüber nicht hinwegtäuschen. Da ist der Tag, an dem sich die Ursache all unseres Jam- fohn( SPI.), Otto Meier ( USPD .), Hauptmann a. D. Willy Meyer mers, allen Elends der Welt zum siebenten Male jährt, für Rabold( USPD .), Franz Riefftahl( R. F. B.), Rudolf Rocker ( Syndi( F D. K.), Dr. Julius Moses ( USPD .), Dr. Ostrowski( SPD .), Emil jeden Menschen, der ehrlich bestrebt ist, dem Krieg und allen seinen Wurzeln für ewig den Garaus falisten), Dr. Kallmann( SPD .), Karl Better( Aktionsausschuß), machen zu helfen, die gegebene Gelegenheit, seinen Heinrich Bierbücher( SPD .), Dr. Armin D. Wegner( B. d. K.), Willen zusammen mit allen seinen Gesinnungsfreunden Alfons Wolf( Reichsbund), Otto Zieska( Gewerkschaftskommission Groß- Berlin). machtvoll zu befunden.
Ordner ist unbedingt Folge zu leisten, gleichfalls sind die Weisungen der vom Arbeiter Samariter- Bund gestellten Helfer zu beachten.
Darum muß die morgige Demonstration im ganzen Deutschen Reich, insonderheit aber in der Hauptstadt des Fahnen und Banner sowie Schilder sind von Landes, zu einer Manifestation werden, wie sie das Auge sämtlichen Organisationen mitzubringen. noch nicht gesehen, das Herz des ältesten sozialen und kultu- Den Anordnungen der mit roten Armbinden versehenen rellen Kämpfers noch nicht erlebt hat. Laßt die Felder, die Wälder und Seen für ein paar Stunden an diesem einen Sonntag verwaist. Helft vielmehr, durch geschlossenes Auftreten, euer Teil dazu beitragen, daß nie wieder friedliche Wohn- und Erholungsstätten der Menschen zerschunden und zerschlagen, in Schlacht und Mordfelder verwandelt
werden.
Demonstriert für die Zukunft, die feine Kriege mehr fennen, mehr erleben soll, deren Kinder nicht mit zwanzig Jahren verkrüppeln oder ins Maifengrab geworfen werden follen. Tretet ein für eine Welt ohne den mörderischen Dreiverband Kapitalismus- Imperialismus- Militarismus. Und demonstriert auch für die Gegenwart. Für die Gäuberung des Landes vom Revanchegeist, für die Sicherung der den Frieden verbürgenden republikanischen Staatsform, für neuen Erziehungsgeist, für eine pazifistische Außenpolitik, für die sozialen Rechte aller Schaffenden. Niemand darf fehlen.
Jugend und Alter, Männer und Frauen: heraus! Aftionsausschuß: Nie wieder Krieg.
Der Aufmarschplan.
Wegen einiger eingetretener Aenderungen geben wir im folgenden noch einmal den Aufmarschplan morgige Rundgebung wieder:
Hauptsammelplätze:
3ug Nr. 1 Weißenfee: Königstor.
2 Nordosten: Prenzlauer Tor
Allee und Humboldthain.
für die
Achtung!
sipidich
Genoffinnen und Genossen! Frauen und Arbeiterjugend, Jungfozialisten heraus! Wir weisen nochmals darauf hin, daß die Ordner pünktlich 9 Uhr in der Breitestr., wie von dem Kreisvorsitzenden bekanntgegeben, sich einfinden müssen. Ordner- Armbinden sind mitzubringen.
Sonnabend, 30. Juli 1921
-
85. Abt. Tempelhof . 8% Uhr am Safen, Friedrich- Karl-, Ede Berliner Straße . 86. Abt. Marienborf. 8 Uhr am Rathausplag. Reukölln. 92. Abt. 8½ Wildenbruch, Ecke Kaiser- Friedrich- Straße. 95. Abt. 8 Uhr bei Grieger, Lessingstr. 9; Zimmermann, Kopfftr. 13, Ecke Leffing. straße. 109. Abt. Friedrichshagen . 94 Uhr am Bahnhof.
115. Abt. 8 Uhr
Lichtenberg . 114. Abt. 8 Uhr in den Zahlabendlokalen. auf dem Traveplay, Ecke Weichselstraße.- 117. Abt. 8 Uhr am Viktoria. plag. 118. Abt. 7½ Uhr in den Zahlabendlotalen. Gemeinsamer Ab. marsch der gesamten Abteilung um 8 Uhr Frankfurter Allee , Ecke Bürgerheimstraße. 119. t. 814 Uhr am Bahnhof Frankfurter Allee . 120. Abt. Friedrichsfelde . 8% Uhr am Bahnhof Lichtenberg- Friedrichsfelde . 125. Abt. Weißenfee. 8% Uhr am Antonplay. Bankow. 128. Abt. 8 Uhr bei Heinze, Ecke Kaiser- Friedrich- Straße.
136. Abt. Weinidendorf- Ofl. 8% Uhr Abmarsch vom Seebad. 130. bt. 8 Uhr in den 8ahlabendlokalen.
137.
zunajozialisten. Soweit die Treffpunkte nicht mit den Gruppen vereinbart
oder mit den Abteilungen der Arbeiterjugendvereine festgefeßt find, treffen sich die Jungsozialisten mit ihren Parteiabteilungen. Die des 19. Kreises treffen sich um 8½ Uhr in Pankow ( Kirche), Breite Straße. Gruppe Brig : 84 Uhr auf dem Spielplaz Hannemannstraße. Gruppe Schöneberg : 129 Uhr Kaiser- Wilhelm- Blag.
Pflicht jeder Genoffin und jedes Genoffen ist es, an dieser Demonftration teilzunehmen!
in bon
Groß- Berlin
Die Neuköllner Kleinhaussiedlung.
Ein neuzeitliches Wohnidyll.
Am Bahnhof Köllnische Heide, einem der jüngsten Bahnhöfe des Berliner Ring- und Vorortverkehrs, leuchten langgestreckte rote Dächer von Flachhäusern freundlich dem Besucher entgegen. Hinter dem türmchengeschmüdten Bau des Neuköllner Bumpwerks ziehen fich grüne Hausgärten neben den Reihenhäusern hin. Rings breiten fich grünende und blühende Laubenkolonien aus; die Ringbahn schneidet mit sanfter Krümmung durch die flache Landschaft, und eine Straßenbahnlinie sendet halbstündlich einen Wagen bis hierher.
Jezt nähert sich die ganze Kleinhaussiedlung am Dammweg( von der Stadt Neukölln nach den Entwürfen des früheren Stadtbaurats 3izler begonnen und jetzt vom Bezirksamt 14 beendet) ihrer Voll
Treffpunkte zur Demonstration„ Nie wieder Krieg" endung. Sauber geputzt und blank ziehen sich die Reihenhäuser
vormittags:
2. Kreis Tiergarten. 8 Uhr Kriegerdenkmal Kleiner Tiergarten. Fahnen 6. Kreis Ballesches Zor. 9 Uhr auf dem Kottbuser Plaz. 12. Kreis Steglig. 7% Uhr in Steglik, Düppelstraße, am Markt. 17. Areis Sichtenberg. 8½ Uhr Frankfurter Allee , an der Niederbarnimstraße. 2. Abt. 8 Uhr bei Ohngemach, Kommandantenftr. 88.
nachher bei Hilpert, Wilsnader Str. 39, abliefern.
1. Abt. 82 Uhr bei Spiegel, Ackerstr. 1, am Roppenplag.
3. Abt. 8 Uhr im Borwärts"-Gebäude, Lindenstr. 3, 1. Sof.
7. Abt. 8 Uhr in den Blücher - Sälen, Blücherstr. 61.
9. Abt. 8% Uhr am Kottbuser Tor.
10. Abt. 8 Uhr bei Wolf, Forster Str. 44.
11. Abt. 8 Uhr bei Geißler, Stalizer Str. 59.
zwischen leichtgekrümmten Wohnstraßen und Gärten dahin, und das Ganze macht einen so soliden, massiven Eindruck, wie er selbst in der wohlhabenden Vorkriegszeit nicht besser hätte erzielt werden können. Natürlich stecken jetzt viel mehr Millionen Mark in diesen schmucken festen Steinhäusern, als man ursprünglich hineinbauen wollte. Auf 18,6 Millionen Mart sind die Gesamtkosten bisher angewachsen. Das ist viel Geld, aber man muß sagen: es ist dafür auch etwas Tüchtiges geleistet worden. Die ganze Anlage ist, obwohl die kleinen Wohngassen noch des Baumschmucks entbehren, ebenso zweckmäßig wie freundlich gestaltet. Die Architektur zeugt von der Hand eines
14. Abt. 9% Uhr am Raiser- Franz- Grenadier- Play. Abmarsch mit Fahnen geschmackvollen und erprobten Baukünstlers.
Punkt 10 Uhr nach dem Lustgarten.
15. Abt. 8 Uhr bei Schwarz, Blankenfelder Str. 10.
16. Abt. 8% Uhr am Rüstriner Play( Nordseite).
17. bt. 8 Uhr bei Murrer, Capriviſtr. 8.
20. Abt. 84 Uhr am Baltenplaz( Westseite).
Was im Innern der Häuser am meisten überrascht: bei diesen Wohnungen von zumeist 3 und 2 Zimmern sind nicht Puppenstübchen, sondern richtige geräumige Zimmer entstanden, zu denen noch eine als Stube anzusprechende Kammer tritt. Das Herz der
23. Abt. 8 Uhr im Werneuchener Schloß, Berneuchener Straße. Abmarsch Hausfrau wird wohl am meisten durch die Neben- und Wirtschafts8 Uhr zum Prenzlauer Tor.
24. Abt. 8 Uhr Danziger, Ecke Winsstraße.
25. Abt. 8 Uhr im Bürgerheim, Alte Schönhauser Str. 23/24. Abmarsch 26. Abt. 8 Uhr bei Wichmann, Weißenburger Straße. 9,30 Uhr 27. bt. 8 Uhr bei Dobrohlaw, Arkonaplay. 28. Abt. 8 Uhr Wörther Plaz, an der Normaluhr. 29. Abt. 8% Uhr bei Burg, Prenzlauer Allee 189. 30. Abt. 8 Uhr am Hermannplag.
9,30"
3 und 4 Morden: Egerzierplay Schönhauser
"
N
5 Wedding: Weddingplatz
9,30" 9,00
"
"
#
6 Moabit: Kleiner Tiergarten
9,00
"
"
"
"
"
"
"
helm- Play...
8,30" 8,30
"
B
"
"
11 Neukölln: Hermannplay.
10 Tempelhof: Belle- Alliance- Plazz
"
"
42
·
Die Rächer.
8,30"
9,00
"
9,00 9,00
"
"
9,00
" 1
Roman von Hermann Wagner. Im Fabrikkontor begrüßte Lucie zunächst der neue Direktor, ein noch junger Mann, dessen Umgangsformen jene verhaltene, spröde Eleganz gut erzogener Menschen eigen war, bie sie liebte.
Sie dankte ihm mit ein paar freundlichen Worten und bat ihn, sich dem Rundgang durch die Fabrik anzuschließen. Die Beamten erröteten alle, sobald Lucie sie ansah oder ansprach, und in ihren Verbeugungen und in ihren gestammelten Antworten war viel des Ungeschickten und Lächerlichen, so, als drücke der Anblick der schönen jungen Frau ihre Demut ebenso herab, wie sie ihren Stolz darüber, daß sie sie sehen durften, steigerte.
Der Direktor erwies sich bei seinen Erklärungen nicht als ein nüchterner Fachmensch, der langweilte, sondern als ein Scharmanter Plauderer, dem es gelang, Trockenes interessant und dennoch verständlich zu machen und Zahlen einen Hauch von Leben einzuhauchen, und Lucie war dankbar genug, ihm
aufmerksam zu folgen.
Bucie entzückte alle, die sie sahen, wohingegen es zu merfen es, daß Reisner, der neue Chef, es noch nicht verstanden hatte, fich die Sympathien der Leute zu erwerben, denn man begegnete ihm überall mit einer Höflichkeit, der ein gut Teil 3wang und Furcht beigemischt war.
Selbst der Direktor verhielt sich ihm gegenüber leis zuthaltend, wenn auch in einer Form, die Ueberlegenheit genug besaß, es faum zu zeigen.
Er war ein Mann der verbindlichen und beherrschten Geste, während Reisner dort, wo er zu befehlen hatte, starr und finster war und jene bewußte Wortfargheit zeigte, die Feinde ebenso wenig fürchtete, wie sie Freunde wünschte. Seine Haltung war die eines ewig defensiven Kämpfers, der boch, um einem etwaigen Schlag zuvorzukommen, immer beveit ist, anzugreifen.
Lucie entging das nicht und sie stellte auf der Heimfahrt en Mann dieserhalb zur Rede:" Du kennst noch nicht die beste und leichteste Art, die Menschen zu nehmen. Man foll ihnen mißtrauen, ja, aber man soll es ihnen nicht zeigen. Denn ein Mißtrauen, das im vorhinein da ist, ruft oft Angriffe, die nie erfolgt wären, hervor. Man soll die Menschen mit einem spielenden Lächeln überwinden, das um Verzeihung on bitten scheint. Dann entgeht man ihrem Haß.
31. Abt. 8 Uhr Stolpische, Ede Schönfließer Straße..
32. Abt. 8 Uhr bei Blessin, Stargarder Str. 3.
34. Abt. 8 Uhr bei Obiglo, Stralsunder Str. 11.
35. Abt. 8% Uhr bei Krüger, Hussitenstr. 34.
39. Abt. 84 Uhr Turm-, Ece Stromstraße.
43. Abt. 8 Uhr bei Giebel, Pantstr. 82.
45. 6t. 8 Uhr bei Kerfin, Pantstraße.
46. Abt. 8% Uhr in den bekannten Lokalen.
48. Abt. 9 Uhr Weddingplay.
räume erfreut. Die Küchen sind groß und dazu treten noch für jede Wohnung vollständige Unterkellerung und eine eigene Waschküche! Bis zum 1. April 1922 werden insgesamt 242 Wohnungen fertige gestellt, davon 31 Einzimmerwohnungen, 160 3weizimmer-, 30 Dreizimmerwohnungen, 4 Dreizimmerwohnungen mit 3 Rammern, 14 Bierzimmerwohnungen und 1 Fünfzimmerwohnung. Außerdem gehört zu jeder, auch der kleinsten Wohnung, ein Hausgarten. Die Mieten betragen für die Zweizimmerwohnungen 960 bis 1020 m., für die Dreizimmerwohnungen 1560 M. und für die Vierzimmerbewohnungen 2000 m. jährlich. Das sind Preise, die gewiß nicht niedriger sind als in Miethäusern, aber was gehört nicht alles an Nebenräumen und Garten dazu!
52. Abt. bet Bade, Raiserin- Augusta- Allee 52. 54. Abt. bei Birnbaum, Galvanistraße. 55. Abt. 8 Uhr bei Jakob, Bismarckstr. 38, Ede Sesenheimerstraße. 56. Abt. bei Schneider, Holzendorffstraße. 57. Abt. 7 Uhr bei Ahrens, Rantstr. 51. 58. Abt. bei Stein, Passauer Str. 35. Schöneberg . 78. Abt. 84 Uhr am Kaiser- Wilhelm- Blag.
-
80. Abt. 734 Uhr
Bon besonderem städtebaulichen Reiz ist die Anlage eines fleinen Marktplates, der noch durch Pappelbäume einen gärtnerischen Schmuck erhalten wird. Hier sind eine Gastwirtschaft
bei Gürlich, Rubens, Ece Begasstraße. 81. Abt, bei Ullrich, Handiern- und 5 Läden untergebracht, die die nötigsten Bedürfnisse der Klein
ftraße 86.
-
82. Abt. Steglik. 7% Uhr am Stegliger Rathaus.
83. bt. Lichterfelbe. 7 Uhr Händelplay.
" Das liegt im Blut," entgegnete Reisner, man kann es oder man kann es nicht."
„ Man lernt es auch," schmeichelte sie, und ich werde es dich lehren."
Der Einzug in ihr Heim gestaltete sich ebenso phrasenund prunklos, wie der ganze Tag verlaufen war. Sie trafen ein und waren da, das war alles.
Brokop machte feine stumme Verbeugung so wie immer, nur daß er sich jetzt nach zwei Seiten hin verbeugte. Allein die weiblichen Bediensteten hielten es für angebracht, ein Besonderes zu tun, doch Lucie schnitt ihrer feierlichen Begrüßung lachend das Wort ab, indem sie erklärte, sie habe Hunger und fragte, ob es etwas Eßbares gebe.
Sie begaben sich in das Speisezimmer, für dessen Tisch man die Rosenstöcke im Garten geplündert hatte. Der Duft der Blumen hatte etwas Schwül- Kaltes, doch ging ein starter Reiz von ihren Farben aus, die in ihrer Schattierung vom blaffesten Weiß bis zum dunfelsten Rot ein Bild erstarrter und unbefleckter Schönheit gaben.
Brokop bediente, und es machte den Eindrud, als ob er, der bislang immer nur Herren das Dasein bequemer gemacht hatte, seinen Ehrgeiz darein jezze, auch eine Dame zufrieden zu stellen, was ihm auch vollauf gelang.
" Das ist ein Mensch, um den ich dich beneide," sagte Lucie, denn es wird mir nie gelingen, ihn auf meine Seite zu ziehen."
" Ich hoffe es," erwiderte Reisner, und sein Scherz hatte diesmal eine faum merkliche Beimischung von Ernst. Das Mahl war einfach, aber es mundete, weil es bei ihm darauf antam, wirklich zu essen und nicht bloß zu foften. Als Tijd, getränk gab es alten Rheinwein, mit dem sich Reisner den Keller gefüllt hatte, seit er es in Tirol gelernt hatte, zu trinken.
Sein Duft vermengte sich mit dem der Rosen und nahm auch die Bürze an, die die reine Nachtluft durch die offenen Fenster hereinwehte: den füßen Geruch der draußen vor dem Hause blühenden Linden.
Ist es wahr, waren wir im Mai wirklich noch unter Fremden," sagte Reisner, unter Menschen, die uns gleichgültig waren und die uns höchstens interessierten, wenn wir fahen, wie ungeschickt sie uns bestahlen?"
hausbewohner befriedigen sollen, und das Ganze macht mit dem breit ausladenden Erter, mit Bogengang und Winkeln einen überReisner führte Lucie in ihr Zimmer.
Es war fofett eingerichtet, ohne daß es füßlich wirkte, eine Tönung lässiger Behaglichkeit und fröhlicher Jugend war darin.
Die Borhänge ließen das Licht nur gedämpft herein. Aber auch das künstliche Licht konnte man dermaßen abschwächen, daß das Zimmer nur von einem fahlen Schimmer überhaucht war, denn es gab einen Leuchtkörper, deffen Birne, versteckt und wie gefangen, von dickem blauen Glas umgeben
war.
in
Dieses Licht schalteten sie jetzt ein.
Lucie streďte sich auf der Ottomane aus, stützte den Kopf die Hand und hieß ihren Mann sich neben sie setzen: Komm, erkläre mir jetzt deine Liebe."
-
Es schien, als ob ihm dieser Ton zu dieser Stunde nicht recht gefalle, und er antwortete mit einem nervösen Beben in der Stimme: Dein Sinn ist noch so... in der Stimme:" Dein Sinn ist auch jetzt noch so leicht?" Sie nichte. Leicht und heiter, und soll er es nicht So bleiben?"
-
ließen, welch geheime Bangigkeit in ihm war:„ Liebst du 46 Er umfaßte sie und flüsterte ihr Worte zu, die erkennen mich? Wirst du mich jemals lieben?"
,, Sieh mich an!" fagte sie einfach.
Er versuchte es, in ihren Augen zu lesen, deren Ruhe so groß und fest war, daß sie nicht erschüttert werden konnte, nie und durch nichts, dachte er bei sich. Ich bewundere dich," fagte er.
mal,
--
Denkst du art die Vergangenheit?" fragte fie ihn. " Ich muß an sie denken, sie verfolgt mich, manchund gerade jezt, wo ich am Ziel bin!" Am Anfang," verbesserte sie ihn, denn nur am Anfang bist du, und du mußt beweisen, daß du start genug bist, auch an das Ziel zu fommen.
"
Was ist das Ziel?"
" Wir haben ein gleiches Ziel: das, was wir schuldig ge= worden sind, zu bezahlen... Das ist unser Ziel!" Was wir schuldig geworden sind?"
7019
Sie streichelte ihn mit einem zärtlichen Ernst. Das, was du die Vergangenheit nennst, ist nichts anderes als der Bir werden es wieder sein," antwortete Lucie ,,, läng- Wechsel, den wir auf die Zukunft gezogen haben und den mir ftens in einem Jahr, wenn unsere Nerven wieder nach diesen einlösen müssen. Wir haben Böses getan, ja, jetzt Menschen schreien werden, die, wenn sie uns bestehlen, uns müssen wir beweisen, daß wir das Recht hatten, dieses Böse immerhin ein Vergnügen machen, das beruhigt, weil es be- zu tun!" luftigt"
( Forts. folgt.)