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Versammlungen in RuKlanö. Der Zndustrieiellnite Friedrich M i n ck wurde in Sturm und Drang der Revalutton Aommunist und Lehrer an den Rüte. schulen in Berlin   und Braunschwciz. Als solcher wurde er zu einer Studienreise nach Rußland   geschult, wo er seine An- sichten so gründlich wandelte, daß er wegen einiger unvorsichtiger Aeußerungen in» Gefängnis geworfen wurde. Dem Einfluß der damaligen KPD.  -Zenteale(L« v i und Genossen) gelang es, inn   zu lefreien. Jetzt ist er Unabhängiger und läßt demnächst im Verlag Gesellschaft und Erziehung" ein Buch erscheinen,Räierußlando Not", dem wir die folgenden Schilderungen entnehmen. Wenn man die Schilderungen von Besuchen liest, die Rußland  - Besucher oder Rußland-Jnteressenten bisher in der Arbeiterpresse ver- öffentlichten, dann mocht man sich eine gan; andere Vorstellung da- von, als ich ste erhalten habe. Ich denke dabei an jene erste Gewerkschaftsversamm- lungin Wologda   im Norodny Dom(Voltshaus). Das Volks. Haus ist durch die Sowjetregierung ausgebaut worden und macht einen freundlichen, sauberen Eindruck. Die Bühne war zu unserer Versammlung mit vielen roten Fahnen geschmückt, deren verschiedene Inschriften die Vernichtung der Bourgeoisie und die Befreiung des Proletariats priesen. Als wir die Bühne betraten, war der Vorhang noch geschlossen. Wir nahmen unsere Sitze ein. Man hatte uns be- queme Polstersesiel und ein Sofa bereitgestellt. Am vorderen Rand der Bühne stand ein Tisch mit roter Decke. Ein Klingelzeichen. Der Vorhang ging in die Höhe und wir er- blickten den ganzen Thcaterraum Kopf an Kopf gedrängt mit Men- schen gefüllt. Die Musik blies einen Tusch, den Anfang der Inter  - nationale. Ein Genosse aus Wologda  , der aus der Bühne stand, klatschte in die Hände und brausend hallte der Saal von Händeklatschen wieder. Nachdem sich die erste Begeisterung der Arbeiter von Wologda  gelegt hatte, nahm der Versammlungsleiter das Wort und stellte uns vor. Er sagte, die Kommunistische Internationale   habe die Vertreter der kommunistischen   Parteien Deutschlands  , Nord- und Südamerikas  , der Schweiz  , der Tschechoslowakei  , Koreas, der Türkei   und anderer Länder hergesandt, um Ihnen von unserem gemeinsamen Kampf und Sieg zu berichten. Daß wir zum großen Teil überhaupt keine Ver- treter kommunistischer Parteien waren, daß ich gar nicht daran ge- dacht hatte, eine Propagandareise für die kommunistische Inter  - nationale zu unternehmen, nachdem ich schon so tiefe Einblicke in die Praxi» während unserer Aufenthaltszeit in Kraßnij, Gussino, Minsk  , Smolensk  , Prewolje und Moskau   getan hatte, daß ferner auch andere Genossen gar keine Mandate ihrer Parteien für eine solche Propa- gandareise hatten, wurde den Arbeitern natürlich nicht gesagt und sie mußten ein ganz falsches Bild erhalten. Uns sagte man natürlich nicht, wie der ungeheure Besuch unserer Versammlung zustande gebracht war; daß man den Arbeitern befohlen hatte, hinzugehen und daß nur ein ganz kleiner Prozentsatz der Anwesenden überhaupt dem Kommunismus freund- lich gegenüberstand. Wenn die Arbeiter trotzdem so begeistert schienen und in nicht endenwollendes Begrüßungsklatschen ausbrachen, so lag dies daran, daß Befehl war, Beifall zu klatschen, wenn auf der Bühne da» Klatschen beginne, und nicht eher aufzuhören, als bis es dort aufhöre. Max Barthel   war alsVertreter derKommunistischen Partei Deutschlands  " der erst«. Er sprach von dem Blut der Bour- geoiste, das in Deutschland   noch fließen müßte; von den Bergen weißer Leichen, die er und die Seinigen noch aufhäufen wollten; von Ebert, Noeke, Scheidemann   und Kautsky  ; von Liebknecht   und Rosa Luxem- bürg. Er sprach nicht sachlich, aber eindrucksvoll, und schon vor der Ueberfetzung begannen die Arbeiter im Saale   Beifall zu klatschen, trotzdem sie kein Wort verstanden hatten. Dann spielte die Musik wieder einen Tusch nach der Weise der Internationale. Der Uebersetzter trat auf und gab. Barchels Rede wortgetreu wieder. Als zweiter Redner wurde Genosie S t i l s o n aus den Der- einigten Staaten vorgestellt. Seine Uebersetzerin, eine Russin, die längere Zeit in Amerika   gewesen war, gab keine wortgetreue Ueberfetzung, sondern faßte die ausführlichen Darlegungen des Amerikaners in wenigen packenden Worten, wie sie ste für zweckmäßig hielt, zusammen. Di« dritte Rednerin war Genossin Anneliese Rüegg   aus der Schweiz  . Ganz Weib, ganz Gefühlsmensch, sprach sie als Arbeiterin zu den Arbeitern. Sie hatte ja selbst als Fabrikarbeiterin gearbeitet, war dann Kellnerin, und ihre BroschüreErlebnisse einer Servier- tochter" schildern ja das Elend, das sie durchlebt hatte, mit erschüttern- den Worten. Genossin Rüegg sah die hungrigen Gesichter der Ar-
Veiter vor sich, sie begann ihr Elend zu fühlen und wollte ihnen Trost bringen. Ergreifend sprach sie zu ihnen. Der Uebersetzer sprach anders. Da ich deutsch   und russisch verstand, konnte ich es feststellen. Der Uebersetzer ließ alles fort, was von Mitgefühl, von Verständnis für das Arbeiterelend in Rußland   zeugte, und sprach statt dessen von den Notwendigkeiten der harten Zeit, von der Blockade und dem Kriege. Nach jedem Redner und jedem Uebersetzter spielte die Musik, wo- bei wir uns erhoben. Auch ich sprach. AuchmeineRedeverfielderZensur und ich habe deswegen in späteren Versammlungen öfter russisch statt deutsch   gesprochen. Ich tat dies, ich mußte es tun, well ich mich an dem Belügen der russischen Arbeiter nicht mitschuldig machen wollte. Man spricht zu ihnen von dem nahen Siege der Weltrevolution, man stellt uns dar als die ersten Vorboten der unmittelbar bevorstehenden Aufrichtung der Räterepubliken in Westeuropa   und Amerika  . Man erweckt in ihnen Hoffnungen trügerischer Art. Daß die kommunistische Idee nicht sy verwirflicht werden kann, wie es die russischen Genossen versucht haben, war mir schon bei den Arbeiter- Versammlungen in Ostrußland klar und Lenins   Reden auf dem 1l). Rätekongreß haben die Richtigkeit meiner Auffassung bestätigt. Mit Schlagworten von Diktatur und Terror können wir die Wunden des Proletariats nicht heilenl Was sollte ich den Arbeitern in Rußland   sagen?! Ich sprach zu ihnen, wie ich fühlte. Ich sprach von ihrem Elend, ihrer Not, ihrem heldenmütigen Kampf, ihrem Kampf gegen den Feind von außen und den Feind von innen, den Hunger. Ich sprach von der Beseitigung der Ausbeuter, aber nicht nur der Ausbeuter in einem kapitalistischen   Lande, sondern von der Beseitigung der Ausbeutung überhaupt. Das war unzweideutig und nicht mißzuverstehen. Meine Rede richtete sich nicht nur gegen die Schäden, die dem Arbeiter durch den Konkurrenzkampf privatkapitalistischer Unternehmungen erwachsen, sondern auch gegen die neue Form der Aus- beutung des Arbeiters durch den Staat und sein« Nutznießer, die Sowjetbourgeois. Wenn man in bolschewistischen Kreisen solche Reden, besonders, wenn sie in russischer Sprache gehalten wurden, also nicht zu wider- rufen waren, auffaßte, läßt sich leicht denken. Bei den Arbeitern lösten sie eine Wirkung au», die den Bolschewisten nicht genehm, für die zukünftige Befteiung der Arbeiter in Rußland   aber notwendig war. Ich fühlte, wie ein gemeinsames Verstehen durch die Der- sammlung ging. Die Schilderung der Versammtungen, die ich gebe, entbehrt der Begeisterung, die aus den Schilderungen Dr. Goldschmidts und Max Barchels spricht. Ich kann keine Begeisterung er- heucheln. Es wird in Rußland   noch viel schlimmer gemacht al» bei uns, wo der Arbeiter doch wahrhaftig auch schon' genug mit Redensarten, Phrasen, Schlagworten und Versprechungen gefüttert wird. Derartige Mittel dienen immer wieder dazu, den Prole- tarler aufzupeitschen, zu irgendwelchen Aktionen zu veranlassen, die in der gegenwärtigen Lage von vornherein aussichtslos sind und nicht zum Ziele führen. Ich meine, die Kraft des Proletariats, das Blut des Arbeiters sind zu kostbar, als daß sie ohne die Sicherheit des Erfolges eingesetzt werden dürfen. Proletarisch ist meines Erachtens eine nüchterne Betrachtung der Zustände, ein Nares, zweckmäßiges Handeln. Waren dann diese furchtbaren Versammlungen, diese Meetings, von denen Max Barthel   so schwärmt, endlich zu Ende, dann wurden die Arbeiter entlassen, dann tonnten ste in das Alltagselend zurück- kehren und auf den ihnen versprochenennahen Sieg der Welt- reoolution" warten, während wir in denKlub", in irgendwelche Sowjethäuser fuhren, wo uns festlich gedeckte Tische erwarteten. Ich habe nie in meinem Leben so köstlich zubereitete Suppen, Braten, Gemüse, Nachspeisen und Kuchen gegessen, niemals solche Berge von Butter, Aus- schnitt, Käse, Weißbrot gesehen, wie auf diesenprole- tarischen" Festmählern! Niemals aber habe ich so mit Widerwillen das Notwendigste zu mir genommen, niemals so mit Widerwillen gegessen» wie dort, wo ich eben noch das Hungerelend des Arbeiters gesehen und miterlebt hatte. Niemals haben mich die phrasenhaften, prahlerischen Reden jener Scheinkommunisten so mit Abscheu erfüllt, wie dort, wo ich sah. daß st« kein Herz hatten für die Not, die doch auch sie sehen mußten. Sie hatten nur ein Interesse: ihr eigenes Wohlergehen. Das alle» mußte ich erfahren, und da sollte ich schweigen? Ich habe es in Rußland   nicht getan und tue es auch hier nicht. Ich darf es nicht.
Ich sah, wie ein Helfer des Kommissars S f a r r o k, der Kam- Mandant Smirnow, elende, frierende Proletarier, die ihn baten, unsere Waggons zur Weiterfahrt benutzen zu dürfen, brutal und schroff zurückwies und dann auf dem Bahnhof irgendein junges Mädchen suchte. Er stellte ihr die Bedingung, bei ihm im Kupee zu schlafen, dann werde er sie mitnehmen. Das geschab nicht einmal, das wiederholte sich. Ich sah, wie der Kommissar Ssarrok dem Genossen Aljechin   große Pakete mit Butter, Zucker, Konfekt und Käse aus Iekaterinenburg nach Moskau   mitgab, damit dieser sie Ssarroks Freundin in Moskau  bringe, die ihm helfen sollte, Karriere zu machen. Aljechin   mußte den Befehl ausführen, wollte er nicht gegen die Parteidisziplin ver- stoßen und der Tscheka   in die Hände fallen.... Ich habe eine Versammlung miterlebt, wo den Arbeitern aus- nahmsweise gestattet wurde, ihre Ansicht zu äußern. S i e durften natürlich nicht sprechen, wie sie das bei uns in Diskussionen tun. Das gibt es in Betriebsversammlungen nicht. Sie durften Zettel schreiben, die gesammelt wurden, und dann las der Referent die Fragen vor. Was schrieben die Arbeiter? Sie ftagten:Wie lange soll unser Elend noch dauern? Werden die Konzessionen unsere Lage verbessern? WastutIhr.umun s zu helfen? So lauteten die Fragen. Jede einzelne ein Notschrei, ein Hilfe­ruf! Wie gerne würde ich EuiU internationale Arbeitsgenossen, zu- rufen: Geht hinüber und helft ihnen. Eure russischen Genossen erwarten Euch. Ich darf es nicht, weil Ihr ihnen nicht helfen könnt, so lange Trotzkis Schreckeneregiment herrscht, so lange die Tscheka   im Interesse der Sowjetbourgeoisie gegen alles wütet, was die Macht der neuen Ausbeuter zu gefährden vermag.
Wirtschaft Ein kapikaliskischer Vierbund. RWK. Neben Herrn Stinnes gibt es auch noch andere Kapital- mächte, die durchaus nicht schlafen. Die Gutehoffnungshütte(Haniel) z. B. mit ihrer Verbindung über die Deussche Werft A.-G. zur Ham- burg-Amerika-Linie, zur AEG. und dem belgisch-ftanzösisch-luxem- burgischenArbed"-Konzern ist ebenfalls eine beachtenswerte Der- einigung der verschiedenen kapitalistischen   Interessenfelder. Jetzt ent- wickelt sich eine neue Riesen-Jnteressengemeinschaft der deutschen   In- dustrie, ohne daß davon bisher der Oeffentlichkeit allzuviel berichtet worden ist. Die Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik A.-G., Düffel- dorf(Ehrhardt), die aus' ihren früheren Kämpfen gegen Krupp be- kannt geworden ist, bis ste von ihm auf dem Umwege über Aktien- aufkäufe verspeist wurde, ist in einer gewaltigen Umorganisation be- griffen. Die neuen Geldgeber sind Krupp, die Allgemeine EleflrizltSts- gesellschaft und der Eisenhandelskonzern Otto Wolfs. Da die Allge- meine Elektrizitätsgesellschast auch zur Augsburg  -Nürnbergcr Ma- schinenfabrik innige Beziehungen hat und dem Waggonbaukonzern Linke-Hofmannsseit einiger Zeit sich angeschlossen hat, so kann man sich vorstellen, welche Entwicklung jetzt der Rheinmetall-A.-G. harrt. Man will ihr vorerst mit rund 200 Millionen Mark neuem Kapital unter die Arme greifen. Das Unternehmen soll zur größten Loko- motivfabrik der Welt ausgebaut werden. Man hofft bei Ehrhardt jährlich 350 und im Gesamtkonzern etwa 1200 Lokomotiven herstellen zu können. Der Ausbau ist wohl schon weiter gedacht und breitet sich auf die noch einmal sich kommende allgemeine Einrichtung des elektrischen Betriebes der deusschen Verkehrsmittel vor. Der Aus- landsverkauf des neuen Ehrhardt ist durch das Vorhandensein hg». deutender ausländischer Absatzorganisationen der drei großen Brüder ohne weiteres gegeben. Der noch etwas Weitersehende erkennt schon Möglichkeiten einer Gemeinschaftsarbeit Krupp-Allg. Elektrizität�-' gesellschaft. Damit wäre die Stinnes-Kombiniation Deutsch  -Lux- Siemens u. Halske-Schuckert geschlagen. Wir müssen ftagen, welche Rolle spiell bei diesen gigantischen Plänen der großen deutschen Schwer- und Fabrikate-Jndustrie das Reich? Gar keine oder doch nur höchstens die, daß es so freundlich sein kann, die Preise zu zahlen, die diese Vereinigungen von ihm für Lieferungen verlangen! Die Tassachen zeigen, wie notwendig die allgemeine Beteiligung de» Reiches an allen wichtigen deutschen  Großunternehmen ist. Es ist hohe Zeit dazu. Wetter bii Tonntag mittag: Ein wenig kühler, zeltwcilc heiter jedoch überwiegend bewöilt mil biierS Wiedel bolicn, im Küstengebiet viel« {ach starken, im Binnenlande ichwächeren Gewitterregen.
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