Einzelbild herunterladen
 

Mr.357+ 38.Jahrgang Ausgabe A nr. 181

Bezugspreis:

Bierteljährl. 30,-., monatl. 10,- 902. fret ins Haus, voraus zahlbar. Poft. bezug: Monatlich 10,- M. einschl zu. ftellungsgebühr. Unter Kreuzband für Deutschland  , Danzig  , das Saar  - und Memelgebiet, fowie bie ehemals deut schen Gebiete Bolens, Defterreich, Ungarn   und Zugemburg 20,- M., für bas übrige Ausland 27,- M Boft beitellungen nehmen an Defterreich, Ungarn  , Tschecho Glowakei, Däne mart, Holland  , Suremburg, Schweden  und die Schweiz  .

Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt und Zeit", der Unter haltungsbeilage Heimwelt und der Beilage Siedlung und Kleingarten ericheint wochentäglich zweimal, Sonn tags und Montags einmal

Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin  

Sonntags- Ansgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

40 Pfennig

Anzergenpreis:

Die achtgespaltene Nonpareillezetle Loftet 5,50 Aleine Anzeigen bas fettgebruckte Wort 150 M.( zu läfig amet fettgedruckte Borte), jebes weitere Wort 1- M Stellengefuche und Schlafstellenanzeigen das erfte Bort M jedes mettere Bort 60 Bfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwet Worte Familien- An­geigen für Abonnenten Beile 3,- Die Breise oerftehen fich einschließlich Seuerungszuschlag

Enzeigen für die nächste Nummer mtiffen bis 8 Uhr nachmittags im Bauptgeschäft, Berlin   SW 68. Linden­Braße 3. abgegeben werden. Geöffnet Don 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Redaktion und Expedition: SW 68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Redaktion Morikplay 15195-97

Expedition Morikplak 11753-54

Sonntag, den 31: Juli 1921

Deutsch  - Dänische Verhandlungen.

schaftsvertretungen.

In Uebereinstimmung mit der dänischen Partei- und Ge-| Besondere Abmachungen der beiderseitigen Gewerk wertschaftsleitung veröffentlichen wir nachstehend das Pro­tokoll von Verhandlungen, an denen von deutscher   Seite Ver treter der Flensburger   Arbeiterschaft, vom Allgemeinen Ge werkschaftsbund der Gen. Graßmann und vom Partei­vorstand Gen. Otto Wels   teilnahmen. Die getroffenen Ab­machungen haben, wie anerkannt wird, die offiziellen Ber­handlungen wesentlich gefördert und werden in der Frage des Schutzes der Minoritäten fortgeführt werden.

In der gemeinsamen Sigung der dänischen und deutschen   Ar­

beitervertreter wurde beschlossen:

Die durch die Wirtschaftskrise hervorgerufene Arbeitslosigkeitto veranlaßt die Bertreter der dänischen und deutschen   Arbeiterorgani­fationen, ihren Regierungen folgende Borschläge zu unterbreiten, die bis zum Eintritt normaler Verhältnisse Geltung haben sollen:

Deutschland   und Dänemart gewähren gegenseitig zunächst allen Arbeitern und Angestellten, die vor dem 1. Juli 1919 in einem der beiden Staaten in Arbeit standen, bei eintretender Erwerbslosigkeit dieselben vollen Rechte, die den eigenen erwerbs­lofen Staatsangehörigen zustehen.

Bei Entlassungen von Arbeitern und Angestellten, die nach bem 1. Juli 1919 zugezogen sind, ist möglichst auf den Familien stand der zu Entlassenden Rücksicht zu nehmen.

Bei der Entlassung ist eine Kündigungsfrist von min­destens 2 Wochen innezuhalten, soweit nicht andere Kündigungs bedingungen gesetzlich vorgeschrieben oder vereinbart sind.

Die Schaffung einer zweiwöchigen Kündigungsfrist bei Neu­einstellung fremder Arbeiter ist anzustreben. Entschließen sich die Arbeiter oder Angestellten, nach Ausspruch der Kündigung in ihr Heimatland zurückzukehren, so ist ihnen der Lohn für den Rest der Kündigungszeit fofort auszuhändigen. Bei Rüdfehr in ihr Heimatland bekommen die Entlassenen für ihre Person und ge­gebenenfalls für ihre Familie und Mobiliare freie Beförderung bis zur Grenze.

Nach Ablauf der Kündigungsfrist stehen dem Entlassenen noch zwei Wochen die pollen Rechte eines Erwerbslösen zu. Entschließt er sich, vor Ablauf dieser zwei Wochen das Land zu ver­laffen, so wird ihm für den Rest der Zeit die Erwerbslosenunter ftügung fofort ausgezahlt. Hat der Erwerbslose nach Ablauf der zwei Wochen keine neue Beschäftigung gefunden, so muß er in sein Heimatland zurückkehren.

Den Familien der Arbeiter und Angestellten in der Schiff bauindustrie müssen die Wertswohnungen möglichst lange belassen bleiben, bis dem Arbeiter die Unterbringung feiner Familie im Heimatstaat ermöglicht ist. Die Rostenfrage für die Lebenshaltung der in Frage kommenden Familien wird durch die

beiderseitigen Staaten geregelt.

Um bie Arbeiter und Angestellten vor wirtschaftlichem Schaden zu bewahren und um der Lohnbrüderei Einhalt zu ge­bieten, wird von den Spitzenorganisationen der Arbeiter und An­gestellten Deutschlands   und Dänemarks   auf Gegenseitigkeit folgendes beschlossen:

Arbeiter und Angestellte, die in Deutschland   oder in Dänemart in Arbeit zu treten beabsichtigen, haben sich bezüglich Lohn und Arbeitsbedingungen unter allen Umständen an die in dem betr. Be­

ruf geltenden Tarifverträge zu halten.

Bor ihrer Einreife in den fremben Staat haben die Arbeiter und Angestellten bei den zuständigen heimatlichen Verbands funktionären die Richtigkeit der vereinbarten Lohn- und Arbeitsbedingungen bestätigen zu lassen.

Arbeitern und Angestellten, die diesen Bestimmungen zuwider handeln, kann der Uebertritt in den gegenseitigen Berband verweigert werden. Paßfragen und Grenzfragen.

Die Bertreter der dänischen und deutschen   Arbeiter fordern von ihren Regierungen, mit dem Ziel der völligen Aufhebung des Paßzwanges, die Erleichterung der Einreise und Aufenthaltserlaubnis, sowie eine Herabsetzung der Baßkosten für die beiderseitigen Staatsangehörigen.

Um den Grenzverfehr zwischen der sogenannten ersten und zweiten Zone zu erleichtern, wird vorgeschlagen, den Geltungsbereich der sogenannten Grenzpässe bis auf die volle erste und zweite Zone zu erweitern. Neben Eltern, Kindern und Geschwistern sollen auch Berimägerte die Grenzpäffe unter den Bedingungen erhalten, mie fie von den beiderseitigen Regierungen vereinbart sind.

Besizern von Grund und Boden, deren Besitz pon der Grenze durchschnitten ist, soll ungehinderter direkter Verkehr zwischen ihren Besigteilen gewährleistet werden.

Arbeiter, Angestellte und Gewerbetreibende, die bereits bei Abtretung der ersten Zone an Dänemark   in der einen Bone gearbeitet und in der anderen gewohnt haben oder umgekehrt, follen auch ferner durch Ausstellung einer Grenzfarte instand gesetzt werden, ihren Beruf in der alten Arbeitsstelle ungehindert fortsetzen zu fönnen..

Schuh der Minoritäten.

Die dänischen und deutschen   Arbeitervertreter erflären überein­ftiminend, daß sie nach wie vor grundsätzlich auf dem Boden der Berner Resolution stehen. In Berfolg dieser Resolution müssen den nationalen Minderheiten in beiben Staaten die gleichen nationalen Rechte gewährt werden. Die Bertreter ver­pflichten fich gegenseitig, zur Frage des Minderheitenrechts grund­legende Borschläge auszuarbeiten und sie einer späteren Sigung zu

unterbreiten.

Die Mißverständnisse" beseitigt.

Am gestrigen Spätnachmittag wurde durch WTB. eine! Reutermeldung aus London   veröffentlicht, monach ein zu sammentreten des Obersten Rates am 4. Auguft unwahrschein lich sei, weil die ,, gegenwärtigen Schwierigkeiten noch behoben werden müßten". Etwa drei Stunden später lief aber fol­gende Reutermeldung ein, die ziemlich das Gegenteil besagt: London  , 30. Juli. Wie Reuter erfährt, hat sich der Stand der englisch  - französischen Auseinandersetzung erheblich gebeffert. Verschiedene Mißverständnisse sind beseitigt worden und es erscheint als sehr wahrscheinlich, daß der Oberste Rat doch am 4. Auguft zusammentrefen wird.

Vorwärts- Verlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Berlag, Expedition und Inferaten.

Abteilung Moritplat 11753-54

Nie wieder Krieg!

Heute vor fieben Jahren brach der Weltkrieg aus. Am 29. Juni war der österreichische Thronfolger in Sara­jemo von jungen ferbischen Nationalisten ermordet worden. Am 24. Juli richtete Desterreich sein Ultimatum an Serbien  , am 28. Juli erklärte Desterreich Serbien   den Krieg. Rußland  ftellte sich hinter Serbien  , Deutschland   hinter Desterreich, an das es durch ein unseliges Bündnis gefettet war wie Frank­das es durch ein unfeliges Bündnis gefettet war wie Frant­reich an Rußland  . Am 28. Juli demonstrierte die Arbeiterschaft fozialdemokratische

Berlins  

und der anderen deutschen   Großstädte gegen die leichtfertige Politik der Wiener und Berliner   Kabinette. Vergebens! Was worden war, drängte jegt zur Entladung. In den Straßen in Jahrzehnten auf beiden Seiten an Zündstoff angehäuft der europäischen   Großstädte tobte die nationalistische Bourgeoisjugend ihre Kriegsbegeisterung aus. Ihr wilder Blutrausch forderte in Paris   das edelste Opfer: am Abend des 31. Juli fiel Jean Jaurès  , der große Friedensfreund, aus dem Hinterhalt von Mörderhand. Vergebens ruft auch heute noch die Gerechtigkeit nach Sühne für diefes erste Kriegsverbrechen.

-

Hand aufs Herz! Gibt es heute einen Menschen in Deutschland  , der nicht wünscht, der Rat der Sozialdemokratie märe damals von den Machthabern angenommen worden? Dann hätte Deutschland   die altersschwache Habsburger   Mon­archie veranlaßt, sich mit der Annahme ihres Ultimatums durch Serbien   für befriedigt zu erklären was hätte dadurch der Belt und selbst denen, die damals die Stimme der Sozialdemokratie mißachteten, erspart werden können! Ge­wiß fann sich niemand vermessen zu erklären, daß damit die Kriegsgefahr endgültig aus dem Herzen Europas   gebannt gewesen wäre. Aber dieser Krieg måre doch vermieden morden, der Deutschland   vor der ganzen Welt in der Rolle des Angreifers erscheinen ließ und der unter politischen Vor auslegungen   begann, wie sie ungünstiger für Deutschland   gar nicht auszudenken waren.

Und Frankreich  ? Frontreich mar durch einen Bertrag, der die schärfste Anfechtung seiner Sozialisten erfuhr, and as 3arenreich gebunden. Es hatte fast teinen. Feind, in Deutschland  , nie wäre eine deutsche Kriegserklärung an Frankreich   möglich gewesen, hätte das deutsche Volt nicht in den Söhnen der Republik   die Soldaten des Zaren erblicken müffen. Frankreich   hat gefiegt, hat es dieses Sieges jemals froh werden können? Deutsche   und französische   Sozia­listen hatten vor dem Kriege Hand in Hand miteinander ge­arbeitet, um ihre Länder aus den Ketten einer unfeligen Bündnispolitik zu befreien und sie einander näher zu bringen. Nie wieder Krieg zwischen Deutschland   und Frankreich  !" war damals ihre Parole. Was wäre auch Frankreich   erspart ge­blieben, wenn Wirklichkeit geworden wäre, was Jean Jaurès   und August Bebel  , Albert Thomas   und Ludwig Frank   damals in brüderlicher Eintracht anstrebten?

Am 31. Juli 1914 hat der größte Krieg begonnen. An diefem Tage war aber auch schon der größte Krieg ent schieden, den Bernunft und Menschlichkeit gegen Dumm­heit und Barbarei jemals geführt hatten. Bernunft und Menschlichkeit lagen blutend am Boden, Dummheit und Bar barei bliesen ihr Halali, fie segneten den Tag, sie jubelten und betranten sich in der Wonne ihres Triumphes. Zehn Millionen Menschen bezahlten ihren Sieg mit dem Tode, Hunderte von Millionen mit Hunger und Verzweiflung.

Dieser Schritt der beiden Regierungen, sowie die Ver. öffentlichung dieses Kommuniqués gehört offenbar zu dem Wer will, daß wir oder unsere Söhne und Enkel dies noch Kompler von gegenseitigen Zugeständnissen, die zur Beseiti einmal erleben? Wo ist der Idiot, der noch zu behaupten gung der Mißverständnisse nötig waren. Diese Mitteilung magt, Kriege feien für tüchtige Völker eine Notwendig. bildet indirekt eine B1amage für Le Rond und daher auch teit? Sind Spanier  , Holländer, Schweizer  , Dänen, gewissermaßen für die französische   Politik in Oberschlesien  . Schweden  , Norweger   schlechter als wir, weil sie sich der großen Denn ein enges Busammenarbeiten der alliierten Truppen" Menschenschlächterei ferngehalten haben? Der Krieg ein ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, ebenso wie die Unter- 5e bel bes Fortschritts? Ja, das mag er gewesen drückung eines eventuellen Aufstandes, gleichpiel von welcher fein, wir wollen trotz allen Elends der Gegenwart den Seite er ausgehen mag. Daß es einer besonderen Weifung Glauben an die Menschheit nicht verlieren, nur gebt dann dazu noch bedurfte, tann nur als ein öffentlicher deut- doch zu, daß die Vernichtung des Zarismus, der Habsburger  Daran, daß sich Fanzosen und Engländer schließlich doch ficher Rüffel an die Adresse des Vorsitzenden der JAK. auf Monarchie, des persönlichen Hohenzollernregiments ein einigen würden, hat wohl tein Mensch mit fünf gefunden gefaßt werden. Fortschritt gewesen ist! Sinnen in Deutschland   jemals gezweifelt. Nur die Mulle­Ein neuer Oberschlesien  - Plan. Blätter( ,, Jede Nummer ein Ereignis!") hen bereits englische Warschau  , 30. Jull.( TU.) In der gestrigen Sihung des Kriegsschiffe im Kampfe gegen französische   Truppentransporte vor Danzig   Auch wenn in den nächsten Tagen wie- Sejm erklärte Ministerpräsident Witos   in Beantwortung der derum von neuen Differenzen zwischen Paris   und London   die Interpellaiton über die auswärtige Lage, daß der augenblickliche Rede sein sollte, wird man gut fun, sich stets daran zu erinnern, Stand der oberschlesischen Angelegenheit nicht dazu an­daß im Laufe der letzten zwei Jahre mindestens zehn Ron- getan fel, Polen   zu befriedigen. Wenn der Oberste Rat in flikte dieser Art bereits vorgekommen find, die schließlich durch den Bestimmungen des Versailler Vertrages zuwiderlaufe irgendein Kompromiß in legter Stunde beigelegt wurden. Eine Weifuug an Le Rond.

Die Menschheit wäre freilich bedauernswert und verächt lich, wenn sie für ewige Zeiten dazu verdammt wäre, ihre Fortschritte durch Rückfälle in die scheußlichste Barbarei zu ertaufen. Nur dann, wenn wir die Republik   festhalten, und wenn aus dem Weltkrieg ein Europa   der Demokratte und des Friedens hervorgeht, werden die namenlosen Opfer diefes Krieges nicht umsonst gebracht sein! und ganz Deutschlands   unter der Parole: Nie wieder feiner Sigung vom 4. Auguft eine Entscheidung treffen sollte, die Heute demonstrieren die arbeitenden Massen Berlins  und die polnischen Interessen gefährde, fehe fich die Krieg!" Möge diese Demonstration so gewaltig wie mög­polnische Regierung gezwungen, fich hinsichtlich der Erfüllung lich ausfallen, um der Welt zu zeigen, daß das arbeitende Paris  , 30. Juli.  ( WTB.) Wie die Havas- Agentur" mit der Entscheidung des Obersten Rates über Oberschlesien   freie Bolt Deutschlands   dem Gedanken entfagt, den alten Waffen­teilt, ist im Einverständnis zwischen der englischen   und franzöfifchen Hand vorzubehalten. ruhm durch neue blutige Taten wieder aufzurichten. daß es Regierung dem General Le Rond als Vorfihenden der Inter- Jn Warschauer politischen Kreisen haben diese Erklärungen erfüllt ist von der ehrlichen Bereitwilligkeit, auch durch die alliierten Kommiffion in Oberschlesien   eine Weifung erteilt fo meldet eine polnische Nachrichtenstelle fowie die fonffigen größten Opfer fich selber und ganz Europa   auf eine höhere worden, um in Erwartung des bevorstehenden Zusammentriffs des Meldungen über die Verhandlungen in der oberschlesischen Frage Stufe menschlicher Kultur emporzuheben. Das aber ist ein Obersten Rates ein enges 3usammenarbeiten der allierten große Beunruhigung hervorgerufen und find Gegenstand Wert von so unendlicher Größe, daß es allein niemals im­Truppen zu dem zwed sicherzustellen, jedem eventuellen andauernder Beratungen. Besonders die Möglichkeit der Unter- ftande sein wird, es zu vollbringen. Aufstandsversuch, ob er von den Polen   oder von den fellung des Juduftriereviers unter alliierte Den vereinten militärischen Mächten fast der ganzen Deutschen   tomme, entgegenzutreten.

Berwaltung ruff große Beunruhigung hervor.

Welt ist es gelungen, Deutschland   zu einem Frieden zu zwin­