des Ministerpräsidenten Briand stehen, wenn nicht gar mit Herrn Briand selbst? Es wird in Frankreich sicherlich als ein neuer Versuch, die Alliierten zu„spalten", gedeutet werden, daß Wirth nur von den versöhnlichen Stimmen gesprochen hat, die„von jenseits des Ozeans und des Kanals" zu uns gelangen. Wir, und sicherlich auch er selber, hätten nur gewünscht, von gleichen Stimmen jenseits des R h e i n s sprechen zu können. Aber an uns liegt es nicht, daß Briands Worte und erst recht seine Taten bis in die allerletzte Zeit den Geist der Unversönlich- keit und der Gewalt atmeten. * Zu gleicher Zeit mit dem Reichskanzler sprach in seinem sächsischen Wahlkreis der frühere Vizekanzler Dr. H e i n z e, bekanntlich einer von den wenigen Volksparteilern, die für die Annahme des Ultimatums gestimmt haben. Nach einem Bericht der„Tägl. Rundschau" rechtfertigte Dr. Heinze seine Zustimmung zur Annahme des Ultimatums damit, daß dadurch Frankreichs Pläne auf v ö l l i g e Vernichtung Deutsch- lands vereitelt wurden. Außerdem sei mit der An- nähme des Ultimatums der letzte Versuch gemacht worden, Oberschlesien und das R u h r r e v i e r zu retten. Nach dem„Berliner Lokalanzeiger" hat sich Dr. Heinze dahin ausgesprochen, daß die Annahmeverweigerung von vornherein die völlige Vernichtung Deutschlands zur Folge ge- habt hätte. Was Dr. fjeinze zu seiner Rechtfertigung ausführte, stellt zugleich«ine furchtbare Anklage gegen seine eigene Partei und die Deutschnationale Partei dar. Hat Dr. Heinze recht, dann hieß gegen die Annahme des Ultimatums stimmen, für die völlige Vernichtung Deutschlands stimmen, das Ruhrrevier den Franzosen , Oberschlesien den Polen preis- geben. Und daß Dr. Heinze recht hat, das geht aus dem ganzen bisherigen Verhalten der nationalistischen Presie her- vor, die noch nie auch nur den leisesten Versuch gemacht hat zu zeigen, wie sich Deutschland vor dem vernichtenden Druck der Gewalt hätte retten können, der mit der Ablehnung des Ulti- matums automatisch eingesetzt hätte. Die Versuche der Deutschen Volkspartei und insbesondere ihres Führers Dr. Stresemann, für ihre eventuelle Zustimmung zur Annahme von England bestimmte Zusicherungen zu er- halten, waren wohl verständlich, unverständlich aber bleibt der folgende Umfall der Partei, wenn man nicht Feigheit und gewissenlose Demagogie als seinen eigentlichen Grund an- nehmen will. Die vernichtenden Folgen der Ablehnung sind der Reichstagssraktion der Deutschen Volkspartei von so aner- kannten Führern wie Dr. Heinze nachdrücklich zu Gemüte ge» führt worden. Wenn die Fraktion trotzdem für die Ablehnung stimmte, so handelte sie entweder nach dem Grundsatz„die Partei über das Vaterland", oder aber sie ließ sich von der Er- wägung leiten, daß das notwendige Rettungswerk ja doch von andern, vor allem von der Sozialdemokratie, vollbracht werden würde. Andern die Rettung des Landes überlassen und sie hinterdrein dafür noch verleumden und beschimpfen, das wäre eine Taktik, der gegenüber selbst die der Kommunisten beinahe noch sauber und ehrlich zu nennen wäre! Dr. Heinze zweifelt daran, daß die finanziellen Dedin- gungen des Ultimatums auf die Dauer erfüllbar wären, und mit diesem Zweifel steht er nicht allein. U n zweifelhaft aber ist dies: Die vernichtenden Folgen einer Ablehnung des Ulti» matums würden auch nachträglich noch eintreten, wenn Deutschland nicht durch die Tat, durch Aufbietung aller feiner Kräfte den Beweis lieferte, daß ein mögliches späteres Per- sagen in der objektiven Unersüllbarkeit der' gestellten Forderungen, nicht aber im Mangel seines guten Willens seine Ursache hat. Darum ist die Politik der Regierung Wirth die einzig mögliche. Jede andere würde auf allen Gebieten der aus- wärtigen Politik, ganz besonders auch in der oberfchle- fischen Frage viel ungünstigere, für Deutschland höchst unheilvolle Ergebnisse zeitigen. Deutschlanh spielt selbst ein ehrliches Spiel. Und damit ist auch dem Ruf des Reichs- kanzlers nach ehrlichem Spiel in der oberschlesischen Frage der denkbar stärkste Nachdruck verliehen. I
Im weiteren Verlauf seiner Rede(siehe Morgenausgabe) führte Reichskanzler Wirth noch aus: Nun. liebe Nolksgenosien, gerade in dieser Stund«, wo wir den großen deutschen Gedanken der Solidarität Europas in aller Welt vertreten, gehen wir der Entscheidung über Ober- s ch l e s i e n entgegen. Es ist eine schwere Stunde, nicht nur entscheidend etwa für eine Regierung. Um Personen handelt es sich nicht. Ich habe mich in den letzten Wochen manchmal gefragt, wie ist es möglich daß im Osten Deutschlands ein neuer Staat eine iolche Politik betreiben kann wie es Polen getan hat! Was verdankt die östliche Welt uns, was oerdanken die großen Städte der Oststcküste gerade Ihrer Heimatstadt Bremen ? Da ist Leben aufgegangen, da ist der Gedanke der Zivilisation und der Menschheit unter den be lebenden Formen des Handel» in olle Welt ausgegangen. Was hätte ein polnischer Staat für die plelt bedeuten können, wenn er sich innerhalb seiner natürlichen Grenzen bewegt hättet Haben Sie je ein Volk in der Welt gesehen, das durch deutsches Blut, durch den Tod unserer Brüder zum Leben erwacht ist, und das uns derart schmählich behandelt hat wie gerade das polnische Volk? Wir hätten den Wunsch gehabt, nachdem Polen zur Staatlichkeit erwacht ist, u n» mit diesem Bolte zu verständigen, um dem Gedanken der europäischen Kultur gemeinsam zu dimen. Und was begibt sich jetzt vor unseren Augen? Im Osten greift Polen weit in russisches Gebiet hin ein, in Litauen ist die Grenze nicht geregelt, die Frage von W i l n a ist noch offen, in G a l i z i e n den Ruthenen gegen über die Politik der Macht ohne den Gedanken des Rechts und dsr Versöhnung. Und nnu auch das frevelhaste Beginnen gegenüber dem deutschen Volke, ein zweites Elsaß -Lolhringen zu schaffen, ein weit schlimmeres Elsaß-Lothringen , eineu ewigen Brandherd zwischen großen Völkern, der den europäischen Kontinent aufs neue im Laufe eines Jahrhunderts in Unglück und Zerstörung stürzen kann. Ich glaube, wir alle, die wir hier vereint sind, haben nicht den Gedanken in uns aufgenommen, daß, nachdem Millionen Kreuze auf allen Schlachtfeldern stehen, diese Frage aufs neue das arme Europa �n Elend und Verzweiflung stürzen soll. Worum keine Verständigung? Weil pollliscbe Leidenschaft, weil grenzenloser Hochmut in Warschau die Welt nicht zur Ruhe kommen lasten will.(Beifall.) Darum geht unsere Mahnung hinaus über oas ganze Erdruno: Löst die ober- schlesische Frage, nachdem das Volk gesprochen hat. gerecht, löst sie so. daß nicht im Osten ein neuer Brandherd entsteht, der Deutschland und die ganze well auss neue dem Ruin enlgegensühren kann. Sieben Jahrhunderte lang ist Veses Land in deutschem Besitz ge- wesen, zur Höhe der Wohlsahrt, zum Reichtum emporgetragen, zu jener Kultur, in die auch die soziale Gerechtigkeit eingebaut ist, durch alle Wohlfahrtseinrichtungen, die wir selbst in unserem Bater. lande kennen. Diese Bewegung war nicht zu dämmen. Darf ich es Ihnen offen aussprechen? Vor dem Kriege war Deutschland gewiß reich, und manche Frage wäre zu lösen gewesen, wenn eine Versöhnung zwischen Besitz und Arbeitern im deutschen Vaterlande allüberall gepflegt worden wäre. Don dem Gedanken, der in der neuen demokratischen Republik arbeitet. am großen, sozialen Aufbau, getragen von diesem Gedanken wird auch Oberschlesien und seine Arbeiterbeoölkerung unter deutscher Herrschaft, unter deutscher demokratischer Freiheit andere Tage genießen, als etwa unter der Herrschaft polnischer Illu- sionisten, die nur den Gedanken nationalistischer Der- stiegenheiten kennen und mit darauf sinnen, durch Gewalt das alte deutsche Kulturland in ihren Besitz zu bringen. Wer den Ge- danken der Wohlsohrt und des sozialen Fortschritts will, der muß dem Gedanken des deutschen Rechts in Oberschlesicn Rechnung tragen. Wir sehen der Entscheidung mit klaren Augen entgegen, gewiß mit klopfendem Herzen, aber in dem Bewußt- sein, daß ein Volk, das für sein gutes Recht ficht, niemals unter- gehen kann. Ich vertrau« auf die Einsicht der großen. führenden Nationen in der Welt, daß unser« Stimme nicht ungehört im Rate der Völker oerhallen wird. Wir werden nicht dabei s e i n, b e i d i e s e r Entscheidung. Es ist g u t, daß wir nicht dabei sind, denn die Verantwortung für eine gerechte Entscheidung liegt bei denen, die uns weder nach London berufen, noch zur Abrüstungskonferenz nach Washington eingeladen haben. E» ist nur ein Zeichen dafür, daß wir jetzt um so mehr, wo wir nicht mehr das Schwert spüren, der ganzen Welt dienen, wenn wir den Gedanken des Rechts und der Gerechtigkeit als deutschen Gedanken in der Welt oertreten. Wir erwarten die Entscheidung, und ich sehe nicht ohne Hoffnung in die Zukunft.
Ich weiß, was diese Hoffnung für uns bedeutet. Ich weiß, daß man enttäuscht werden kann, diefe Enttäuschung, die sich dann legen wird auf die großen Scharen des werktätigen Volkes. Dies sind Todesgedanken für die ganze Welt. Ich hoffe von der Bremer Arbeiterschaft und der Bremer Kaut- Mannschaft, daß sie uns in der großen Stunde der Entscheidung unterstützt, daß nicht politischer Streit unsere Arbett zu- nicht« macht. Das wäre unseren Gegnern unoersöhulicher Art gerade recht, wenn in Deutschland irgendeine Torheit begaugen würde. Vor der großen politischen Entscheidung kaue Putsch«! Für die, die noch den Gedanken der Putsche in chren Gehirnen tragen, ist nur eins gut: kalte Umschläge. (Bravo trnb Händeklatschen.) Gerade in diesen Tagen, wo groß« politische Entscheidungc-r reifen, keine Störungen in Deutschland . Ich rufe es heraus an alle Kaufleute, an die Arbeiter Deutschland », an olle die, die arbeiten wollen und die durch Arbeit leben wollen. Ich rufe es laut in alle Winde Deutschlands : In dieser Stande kein Gedanke der Ge- wall. Von der großen einheitlichen Linie, die die Reichspolitik vor- gezeichnet hat. von der Politik der Erfüllung des Friedensvertrages darf es kein Abirren geben. Wir wollen in einer solchen Stund« ti n Schwanken auf den Bahnen des Rechts, auf den Bahnen der Arbeit, des großen Gedankens der sozialen Republik , des Gedankens der Freiheit und der Wohlfahrt unseres Vaterlandes. Unsere Idee ist der Gedanke der europäischen Solidarität unter dem Banner der sozialpolitischen Freiheit und demo- kratischen Entwicklung für ganz Europa. (Bravo ! und Händeklatschen.) Ich hoffe, daß unsere Arbelt nicht vergebens ist. Ich baue auf fie. die uns ein faires Spiel zugesagt haben. Ein« Enttäuschung des oberschlesischen Volke, in der Hoffnung auf feine baldige Aufrichtung wäre das größte historische Un» glück, das Europa widerfahren könnte. Wir haben Schweres über- nommen, und ich weiß, daß alle deutschen Stämme dem Gedanken der Einheit die schwersten Opfer gebracht haben. Was haben wir gerettet aus dem Sturm und Drangsal des Weltkrieges? Die Macht ist in Trümmer gesunken, der Wohlstand ist v er- n i cht et. die Herrlichkeit ist versunken, aber eines haben mir gerettet: die Einheit des Reiches, die Einheit unserer Wirtschaft, die Hoffnung, daß wir in der Einheit, in der sozialen Freiheit, in der Demotratte, in der Gerechtigkeit unser Glück und unsere Wohlfahrt wieder neu aufbauen können. Dies wird Opfer kosten von allen Seiten, und wenn Sie wisien wollen, welche Opfer, so fragen Sie den Finanzminister des Reiches. Ohne Opfcr ist das Vaterland verloren. Aber allen denen, dl« noch an den alten Zeiten hängen, nehme ich es nicht übel. Der Gedanke ist ja zu ver- lockend, sich in die Vergangenheit zu vergraben. Aber nehmen Sie die neue Verfassung des Reiche» her, lesen Sie die einfachem, schlichten Worte, die an der Spitze stehen, wo es heißt:»Da, drulsche Volk, einig in seinen Stämmen und von dem willen beseelt, fein Reich In Freiheit und Gerechttgkeil zu erneuern, hat sich diese Ver- fassung gegeben." Und ich darf ergänzend hinzufügen„dem deutschen V o l k s st a a t gegeben". Lasten wir uns nicht niederdrücken von dem Gedanken, was hinter uns liegt. Gewiß gedenken wir dann und wann in Treue und Gebeten der gefallenen Brüderund Mitmenschen, die zu Millionen auf den Schlachtfeldern ruhen. Aber wir wollen uns nicht niederdrücken lasten, wir wollen nicht in Tränen untersinken. Auch über Gräber wollen wir wieder vor- wärts schreiten, die Menschbeit vorwärts führen zu großen Zielen, vorwärts und wieder aufwärt» zum Licht, zu neuem Glück und Gerechtigkeit für unser deutsches Volk.(Bravol und Hände- klatschen.) Wilhelm gegen Steuern. Der»Dail? Mail'-Korrespondent berichtet au» Haus Doorn . daß zwischen dem früheren deutschen Kaiser und dem Stadtrat van Doorn immer noch Meinungsverschiedenheiten in der Steuerfrage bestehen. Der Stadtrat erNärt, daß Kaiser Wilhelm da« Haus Doorn zu dem Preise von 350 000 Gulden gekauft habe und daß er infolge- besten jährlich nicht nur 150000 Guldm Einkommen haben könne. Der Korrespondent erklärt» au« wichtiger Quelle erfahren zu haben, daß das Budget des Exkaisers für 1920 500 000 Gulden betragen habe und daß der Stadttat von Doorn vom früheren Kaiser dar- über Aufklärung verlange. Die Angehen sind nur zum Teil richttg. Da« Haus Doorn wurde nicht für 350 000, sondern für 1 350 000 Gulden gekaust. Der vormalige Kaiser hat bis Ende 1020 an bare» Geld« noch Holland rund 50 Millionen Mark überführt.
Zum Toöe öes Meisteesängers. Die schönst« Sttmme der Welt ist verklungen: Caruso ist nicht mehr. Musik war im Namen dieses Neapolitaners, und wo er hin- kam, war durch den Klang seiner Kehle, den Atem seines Mundes, von der Bürgerlichkeit der Menschen der Staub fortgeweht. Rausch und lodernde Flamme war Antwort seines Spiels. Das war noch nicht und wird sobald nicht sein: ein Mann, dem die Welt zu Füßen lag, dabei kein Blender, sondern ein wirklicher Künstler der Bühne, Leben kündend, fortreißend, jeden Tag erfassend und, wie improviflerend, unbefangen und doch charaktervoll spielend. Ja, er sang auch das hohe C, und dieser einzige Tenor konnte im Atem, in Form und Technik der Tonbildung schlechtweg alles Erdenkbare unfehlbar leisten. Aber das Zittern des Tones, das Schluchzen der Stimme, die Schatten und Lichter seiner Leidenschaft, das Heroische seiner Geste, die Freiheit und Leichtigkeit seiner Mimik schufen erst, sich überbietend, den ganzen Caruso-Zauber. Seine Stimme war ein Naturwunder an sich, so weit, so voll, so glänzend, daß selbst auf kunstfeindlichsten Grammophonplatten das Timbre unverkennbar ist. Und wundervolle Oekonomie steigerte, besänftigte den Atem, typisch italienische Tonbindnngen von oben her wirkten bei ihm, nur bei ihm, natürlich, anmutig, seelisch bedeutsam. Er kokettierte mit der Größe seines Organs niemals, vielmehr wußte er einen Teil des dramatischen Elements, jede Rote, auch entsprechend In Gesicht, Hand und Bewegung zum Ausdruck zu bringen. Nehmt alles in allem: der einzige Tenor, der ein Künstler der Bühne war, mochte er rezitativ die rneezu voce pflegen, mochte er den ganzen Wohllaut in Kantilenen über die Bretter streifen lasten. Wie stark die Wirkung gerade seines spielerischen Genies war, erhellt dadurch, daß er in Berlin den Tnddeo für I ö r n hinter der Bühne sang und— o Wunder der Suggestion— keine Hand des Beifalls die prachkolle Leistung belohnte. Er war zur Bühne geboren und blieb ihr tteu. Ein Abstecher in den Konzertsaal verdarb selten diesen Eindruck. Ihm Partner zu sein, war Ehre und Glück. Es ward in der„Boheme" der H e m- p e l. in der„Butterfly" der Deftinn, Dux, Farrar zuteil. Caruso schuf den gleichen Taumel als Canio, als Bohemien, als Nadames, als Don Jose, Riccardo in Verdis„Maskenball"— und immer war vergesien, daß Noten gesungen wurden. Ein Edelsproß romanischer Bühnenkunst, die sich nie in die moderne hinein ver- ic-i«. Ein letzter, unersetzlicher We'tstar. Ein Mensch und ein Cchickial(c!)U sich ans der Bühne aus Kunst und Natur greisen uns in gleicher Stunde an das auf- ichreiend« Herz. Das wttd sobald nicht wieder sein! Kurt Singer .
Das Riederländische Palais, neben dem Palais des alten Wil - beim. Unter den Linden 30 gelegen, das schönste der kleinen Berliner Palais aus dem 18. Jahrhundert, schwebt in der Gefahr, abgerissen zu werden und einem Bankneubau Platz zu machen. Das Palais, an dessen Bau nacheinander die altberlinischen Architekten Andreas Krüger, Dietrich und B o u m a n n mitgewirkt haben, zeichnet sich durch eine wohlerhaltene, sparsam ge- gliederte, mit zarten Laubgewinden, Muschelwerk und Emblemen dekorierte Fassade und namentlich durch sehr schöne Innen- räume aus. Der Speisesaal im linken Flügel, der durch zwei Gesckosie geht, gilt mit Recht als der schönste aller im neuklassischen Geschmack gehaltenen Säle Berlins . Wenn es schon nicht gelungen ist, die Altstadt Berlins mit ihren Geschästsvisrteln vor Demolierung zu schützen, so muß um so drin- gender gefordert werden, daß hier Unter den Linden alles getan wird, um einen Bau von der künstlerischen Bedeutung des Nieder- ländischen Palais zu erhalten und die geplante Verunstaltung des Stadtbildes mit allen Handhaben der Denkmalspflege zu verhüten — selbst auf die Gefahr hin, daß das Hohenzollernhaus, zu dessen Privatbesitz das Palais gehört, ein paar Millionen weniger zu schlucken bekommt. Auf der wacht gegen die Eisberge. Nachdem die„Titanic " im April 1012 durch den Zusammenstoß mit einem Eisberg gesunken war, haben sich die seefahrenden Staaten zu wirksamen Abwehrmaß- regein gegen diese furchtbare Gefahr für die Schiffe zusammen- geschlossen.. Die Dereinigten Staaten übernahmen die Aufgabe, einen regelmäßigen Ueberwachungsdienst im nördlichen Atlantischen Ozean einzurichten. Es ist keine'eichte Aufgabe, die dies« Schiffe auf der Wacht gegen die Eiebeerg zu erfüllen haben. Während die anderen Schiffe alles daran setzen, um den Eismassen nach Möglichkett auszu- weichen, müssen diese Eispatrouillen das gefährliche Eis gerade aufsuchen, sich in nächste Nähe der Berge begeben und jede Einzel- heit zu ergründen suchen, um dann aus drahtlosem Wege den Schiffen aller Nationen die nötige Warnung zukommen zu lasten. Die Eispatrouillen haben mit verschiedenen Annahmen aufgeräumt, aus denen man bisher auf das Vorhandensein von Eisbergen schloß. So glaubten die Seeleute, daß man die Nähe eines Eis- berge« erkennen kann, wenn man ein Echo hört. Aber dies« Eisberg-Echos gehören in das Reich der Fabel. Ebenso wollte man auf das Vorhandensein ron Eisbergen aus einer Veränderung der Temperatur schießen, und bereitett sich aus einen Eis- bcrg vor, wenn ein« frffche kalte Brise einsetzte. Aber mit dem Thermometer läßt sich nicht die geringste Temperaturveränderung in der Nähe von Eisbergen feststellen. Auch Vögel künden nicht das Vorband-nsein dieler Gefahren an. Nur durch die mühevollen und unobläsiiaen Pairou.llieruvgen der Eiswachen lasten sich sichere Angaben ermitteln, di.- dann zweinkvi»iglich, unter besonders schwierig"' inrnmo«! et ch noch esur bis zu einmal jede Stunde, mit drahtloser Tclegraphie weitergegeben werden. Die Kr sten dieser . Eiswacht" wird von den den Atlantischen Ozean befahrenden Na- ttonen gemeinsam getragen, und zwar im Verhältnis zu der Zahl der Schiff«, di« unter jeder Flagg« segeln.
ventsä,-chinesischer kulturverband. In Peking ist, wie die „Hochschulkorrespondenz" mitteill, der Grund gelegt worden zu einem deutsch -ckinesischen Kulturverband«, der privatim eine Zen- trale für den Austausch deutscher und chinesischer Kullurinteresien und Kulturwerte im weitesten Sinne werden soll unter Ausschluß jeglicher Politik. Seine praktische Tätigkeit ist zunächst«ine mehr vorbereitende, sammelnde und vermittelnd«, daher wttd ein regel- mäßiger Beitrag nicht erhoben. Mitglieder des Verbandes können diejenigen werden, von denen mit einiger Gewißheit in erster Linie eine Förderung der kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und China zu erwarten ist, d. h. 1. all« akademisch gebildeten Deutschen und Chinesen, 2. alle in China lebenden Deutschen und in Deutschland lebenden Chinesen für die Dauer ihres Aufenthaltes, 3. alle, die von einem der in 1 und 2 bezeichneten Mitglieder eingeführt werden, mit Vorbehalt widerruflicher Zustimmung des Vorstandes, an dessen Spitze stets ein deutscher und ein chinesischer Akademiker stehen müsien. Mel- düngen und Mitteilungen aus Deutschland sind zu richten an den deutschen Vorsitzenden, Universitätsprofesior Dr. Waldemar Oehlke , Peking , China , Ta Fang Chia Hutung 27. Promosion der Volksschullehrer. Der Kusiusminister hat di« philosophischen Fakultäten ermächttgt, ihr« Promotionsordnungen entsprechend dem Erlaß vom 10. September 1010 über dos Studium der Volksschullehrer insoweit abzuändern, als erforderlich ist, um diese zur Promotion zuzulassen. Der Struwwelpeter in Esperanto. Der unsterbsiche Struwwel- peter, der in so viel« Sprachen übersetzt worden ist, soll nun seinen Siegeszug über den Erdball auch noch auf die Kreise ausdehnen, die sich der„Weltsprache", de« Esperanto" bedienen. Im Verlag von Rütten und Loening ist eine Esperanto-Ausgab« herausge. kommen unter dem Titel„La Struwwelpetro. Beletaj rakontaj kaj komikaj bildoj de Dr. Heinrich Hoffmann . Esperanto ttaduko de I. D. Applebaum" Dieses literarisch« Ereignis wird zweifellos bei der gesamten esperantnkundigen Kinderwelt im Alter von 5— 10 Iahren ungeteilten Beifall finden. Etnhettsstenographie. Die Berlammkun« der verbandSvertteter der GabelSbergerichcn Schule saht« folgende Entschließung:.Die am 31. Jull in Kassel »erwmmelten BerbandSnertreter bei Deutschen Steno» grapdenb u n de« c�abeliberger sind von der Notwendigkeit einer EindeitSstenogravbie für das deulich« Sprachgebiet überzeugt und fordern an Stelle aussichlsloier Erveriinente, die Einberufung des OberauSlchulleS In Nebcrewstimmung mit dcm preusilichen Handelsministerium und den Regierungen von Bayern , Sachsen , Würllemberg, Hessen , Thüringen , Oldenburg , Lramischweig.» Ta» frübette Wert deS Aranz«at», ein bisher unbekannt gewelene» männliches Biidni» oom Iabre 1615, bat da» N u l e« m zu Haarlem aus dem ennlischen 5il:nil bände! erworben. BiSbcr begann die Reibe der W«>k« des Hais all 1316, unter anderen mit dem hellen und ssi".!en .'e i es Dirnchen? mit einem beleibten Kavalier und ein ttl'cn, ■rn, nni in.iei Kaifer-Kriedrich-Mufeum eine alle Wiederholung befitzi. Caruso bat. wie an» Bari »,-meldet»tt�«dl vermögen ds» 60 Millionen Dollars hinlerlassea.