kraft des arbeitenden Volkes und der übrigen von der Geld- entwertung schwer betroffenen Schichten daran die Schuld trage. Der Konjunkturrückschlag ist in einzelnen Industrie- zweigen einer Besserung gewichen. In anderen Zweigen aber hält die Arbeitslosigkeit und die Kurzarbeit unvermindert an, eben weil die Ware keinen Absatz findet und weil das Aus- landsgeschasi, das übrigens jetzt an dem Valutatiefstand eine hervorragende Stütze hat. längst nicht ausreicht, um auch nur einen wesentlichen Teil der Industrie in Gang zu halten. Daraus muß die Lehre gezogen werden, daß es unbedingt darauf ankommt, die Kaufkraft der breiten Massen zu fördern. Wird die Ware nicht abgesetzt, gibt es keine Umsatzsteuer. Raucht der Schlot nicht, gibt es keine Körperschaftssteuer. Die Erträge der schon jetzt wirksamen Steuern ließen sich Zweifel- los ganz bedeutend steigern, wenn man ein Mittel fände, mit der Kaufkraft der Massen zugleich die Produktionsfähigkeit des Volkes zu heben. Angesichts der jetzigen Lage der Reichs- finanzen, angesichts auch der Geldentwertung klingt das utopisch. Aber man darf auch nicht in den umgekehrten Fehler verfallen und über diese Frage gleichgültig hinweggleiten. Wenn es möglich ist, die Kaufkraft der Massen dadurch zu schonen, daß man dem Besitz einen wirklich erheblichen Teil der Steuerlasten aufbürdet, um den sonst die Masse, die die Steuern zahlen müßte, kaufunfähig würde, wenn also eine energische Belastung des Besitzes zur Belebung der Produktion beitragen kann, so wäre es ein V e r- brechen gegen die notleidenden Schichten, gegen die Volks- Wirtschaft und den Friedensvertrag, wenn man diesen Weg nicht beschreiten würde. Gerade die Kreise, die sich sonst so viel auf die Förderung des Mittelstandes, unter dem sie insbesondere die kleinen Rentner verstehen, zugute hatten, sollten sich diese Gedanken- gänge einmal ernsthaft zu Gemüte führen. Davon, daß die Arbeiterschaft sich gegen Steuern wehrt, kann überhaupt keine Rede sein. Gegen die starke Belastung der Massen mit in- direkten Steuern wäre schwerlich Widerspruch laut geworden. wenn man ihre Voraussetzung, die gleichmäßige Be- lastung des Besitzes, anerkannt hätte. Wie sehr es sich bei der Erfassung der Goldwerte auch um eine produktionspolitische Frage handelt, zeigt die Entwick» lung, die die Wirtschaft seit Kriegsbeginn genommen hat. Ungeheuere Wertsteigerungen und Profite in Industrie und Landwirtschaft, eine Uebersättigung des kapitalistischen Warenverteilungsappa- rates sind die Kennzeichen dieser Entwicklung. Die hohen Preise warfen eben überall hohe Gewinne ab. wo sie hin- kamen. Dabei ging die P r o d u k t i o n zurück. Was der jetzige Reichsverkehrsminister Gröner schon im Jahre 1917 als Quelle der Kriegskorruption hinstellte, die hohen Gewinne der Schwerindustrie, dos gilt auch in übertragenem Sinne für die Landwirtschast. Diese hat sich schuldenstei gemacht und die Betriebe vernachlässigt. Ueberall zeigte sich, daß die Preis- steigerung keineswegs zu einer Intensivierung der Produktion führte, sondern daß die Güterproduktion mit den steigenden Preisen geringer geworden ist. Zeuge dafür ist immer noch d'e große Zahl von Arbeitslosen und Kurzarbeitern, die un- geheure Ausdehnung des legalen und illegalen Handels zu einer Zeit, wo bereits der Mangel an Brennstoffen in Deutsch - land nachgelassen hat und wo die im Verhältnis zum Aus- land niedrigen Löhne einem rapiden Aufschwung der Pro- duktion die denkbar beste Grundlage bot. Jetzt aber kommt es darauf an, die Produktion zu steigern. Darum hatte seinerzeit das Reichswirtfchafts- Ministerium in den Mittelpunkt seiner Vorschläge zur Cr- fassung der Goldwerte Richtlinien zur Steigerung der Güter- erzeugung gestellt. Wir konnten damals mitteilen, daß man beabsichtigte, die Warenerzeugung in weitestem Umfange auf den Export umzustellen, das Steuersystem entsprechend aus- zubauen, weiter sollte die Einfuhr von Luxuswaren verhindert, die von Halb- und Fertigfabrikaten auf das unbedingt nötige Maß beschränkt werden, ferner waren Vorbeugungsmaß- nahmen geplant, um den durch den erhöhten Steuerdruck zu
Meilen unter See. Es wird viel geschimpft über den Film und mit Recht, man darf ober dabei nicht übersehen, daß er heute das Publikationsmittel aller Angelegenheiten ist, die die Allgemeinheit interessieren. Stets er- neut wird versucht, das Zelluloidband als Anschauungsmittel zu be- nutzen. Es liegt nicht nur an ihm, wenn das Publikum nur dann mit ihm zufrieden ist, wenn er jede Neuigkeit verkitscht. Das Kind greift zum buntesten Zuckerkügelchen, wenn es auch schlecht schmeckt, und läßt die nahrhafte Qualität liegen. So will es auch der Kino- besucher. Er fühlt sich erst wohl, wenn die Erweiterung seines Ge- fichtskretses im bunten Umschlag des Kolportageromans eingewickelt geliefert wird. Recht deutlich konnte man das bei der Erstaufführung des großen phantastischen amerikanischen Films„2 0000 Meilen unter S e e', der gestern in der S ch a u b u r g in Szene ging, beobachten. Den Rahmen der Aufführung gibt der bekannte Roman von Jules Derne, die in ihm verpackte Neuigkeit stnd Unterseeaufnahmen. Es muß gesagt werden, daß Verne viel mehr Phantasie und Ge- staltungskrast hatte als diejenigen, die ihn für den Film bearbeiteten. Die auf der weißen Leinwand erscheinenden amerikanischen Film- schauspieler wirkten in den sogenannten dramatischen Szenen grotesk hölzern. Die Aufnahmen, die sicher nur unter allerlei Kosten und uitter Aufwand vieler szenischen Leistungen der Natur gemacht war- den sind, ließen meist die große Perspektive vermissen. Es bleibt einem, wenn man mit dem deutschen Film vergleicht, nichts anderes übrig, als die Leistungshöhe unserer Schauspieler und unserer Opera- teure zu loben. Die ll n t e r w a s s e r- A u f n a h m e n sind das Reue, stnd das, was unseren Gesichtskreis wieder ein Stück weitet. Wir sahen den Meeresboden, wir erlebten die auf ihm wandernden Taucher und den frei schwimmenden Perlenfischer. Elegante Haifische, wohl der Clou der Unterwasser-Aufnahmen, erschienen, nach unserem Gefühl film - technisch recht geschickt ausgeschnitten, immer wieder aus der Lein- »and. Di« Unterwasser-Aufnahmen sind heute noch, soweit sich das au» dem vorgeführten Film ersehen lleß, in ihren Anfängen. Die erfolgten in so geringer Tiefe, daß die durch die Wellen in lichte Flecken aufgelösten Sonnenstrahlen das Bild recht unruhig machten. Die Taucher hatten stark gegen die Brandung anzugehen. Auf Film- fensation zugeschnitten war die künstlich fabrizierte Szene, in der ein Riesenpolyp den Perlenfischer packte und sich dann vergnüglich vom Taucher einen Fangarm abhacken ließ. Ohne solchen Kram glaubt heute leider auch die ernste Filmleistung nicht auszukommen. Der Mensch dringt heute für S M. Eintrittsgeld in die tiefsten Geheimnisse der Natur. Der Wissenschaft ist es gelungen, feftzu- stellen, daß sich Lichtstrahlen durch feste Körper von ihrer Bahn ab- drängen, lasjeu, man zeigt uns. wie Blumen wachsen und wie
erwartenden Störungen am Arbeitsmarkt zu begegnen und das gesamte Steuersystem den Erfordernissen der Produktions- steigerung anzupassen. Wie sich das Produktionsprogramm weiter gestaltet hat, davon weiß die Oeffentlichkeit bisher nichts. Es wäre dringend erwünscht, daß der Reichswirt- schaftsminister über seine Absichten in dieser Richtung Mit- teilung macht, damit man den Zusammenhang zwischen der Erfassung der Goldwerte und der Produktionssteigerung all- gemein besser würdigen lernt. Jedenfalls kann schon jetzt gesagt werden, daß eine Echo- nung des Besitzes und insbesondere der Landwirtschaft, die bisher bei allen Steuern am besten davongekommen ist, den entschiedenen Widerspruch des arbeitenden Volkes finden wird. Deshalb wird es Aufgabe der Reichstagsfraktion fein, dafür zu sorgen, daß es nicht bei dem schwächlichen Entwurf einer Kapitalisierimg der Körperschaftsfteuer bleibt, sondern daß auch die ursprünglich geforderte G o l d h y p o t h e k auf den Grundbesitz eingeführt wird. Wehren sich die bürgerlichen Politiker dagegen, so wird man ihnen die Verantwortung dafür überlassen müssen, daß ein Zustand geschaffen wird, in dem der besitzende Teil des Volkes steuerlich privilegiert wird, während der Verbrauch und die Produk- t t o n damit gänzlich ab gedrosselt werden.
Sozialüentokratie und indirekte Steuern. Die„Freiheit" kommt in ihrer gestrigen Abendausgabe auf unsere Stellung zu den Steuerentwürfen der Reichsregie- rung zurück. Sie betont, daß wir, soweit es sich um die Er- fassung der Goldwerte handele, einen recht entschiede- nen Ton anschlagen. Damit berichtet sie Tatsachen. Des weiteren behauptet sie aber, daß wir uns nicht über die indirekten Steuervorlagen der Regierung äußerten. Sie schreibt:„Man muß deshalb annehmen, daß sie(die Sozial- demokratie) sich mit ihnen ohne weiteres abzufinden gedenkt." Wir verbitten uns diese unsaubere Kampfesweise. Wenn wir auch die zurzeit nicht ganz ordentliche journalistische Leitung der„Freiheit" auf die richtigen Ursachen zurück- zuführen wissen, wir müssen dennoch betonen, daß man wenigstens den„Vorwärts" zu lesen hat, wenn man ihn bekämpfen will. Wir haben in unserer Sonntags- nummer vom 7. August in einem Artikel„Die Steuerpläne" deutlich gesagt, daß die Steuergesetze noch gründlich um- gebaut werden müssen, ehe die breiten Massen den auch für jeden Einsichtigen schweren Schritt unternehmen, ihre politische Führung zu beauftragen, für die neuen Lasten in ihrer Gesamtheit zu stimmen. Die Morgenausgabe. vom Donnerstag, den 11. August, die unsere ausführliche SteÜung- nähme zu den Steuerwegen der Reichsregierung enthält, hätte normalerweise der„Freiheit-Redaktion auch schon vorliegen müssen, als sie ihre Bemerkungen über unsere Auffassung zu den indirekten Steuern schrieb. Wir betonen da im Zusammen- hang zu unseren Befürchtungen, daß die indirekten Steuern erheblich hössere�eträge abwerfen sollen, als bis jetzt errechnet worden ist, daß die Sozialdemokratie solche Wege nicht mit- gehen kann. Wir erwarten von der Loyalität des lintssozialistischen Blattes, daß es seinen Lesern gegenüber seinen Irrtum be- richtigt._ yerabgekommener Journalismus. Auf die Dauer kann kein Mensch seine wahre Gesinnung ver- bergen: das ist die Lehre, die die republikanische Bevölkerung aus dem Verhalten der nicht republikanischen Kreise und ihrer Presse am gestrigen Tage ziehen kann. Man hätte annehmen sollen, daß die V e r f a s s u n g s f e i e r, die in der Staatsoper in ruhigen und wür- digen Formen vor sich ging, auch von der gegnerischen Seite, wenn auch nicht gewürdigt, so doch mit Stillschweigen übergangen iporden wäre. Doch— wie sagt einer der edlen Journalisten der„Deutschen Tageszeiung" geschmackvoll?„Der Mitteleuropäer hat ein Recht, sich grinsend zu wundern." Der„Lokal-Anzeiger" versucht sich be- Schlangen fressen, das Mikroskop hat unser Auge bis an die Urzelle des menschlichen Lebens herangebracht, wir können fliegen und be- lauschen nun auch das Leben des Meeresgrundes, aber dahin hat es der menschliche Geist noch nicht gebracht, daß jeder Erdenbürger genügend Brot zum Essen bekommt. K u h e i. - I Der verschlafene welkunlergang. Wie die Könlgstuhl-Sternwarte mitteilt, ist in der Nacht vom 8. zum 9. August die Erde durch den Schweif eines Kometen gegangen. Quer über den sternklaren Himmel lag eine Anzahl leuchtender Bänder in Form eines Kranzes von Westnordwest nach Ostsüdost. Die Bünder bewegten sich langsam in der Richtung Nordnordost und verblaßten in der Morgendämmerung. Der Kopf des Kometen ist zwischen der Sonne und Erde südwärts vorbeigezogen. Reform der Degablenschulen? Im neuesten Heft der„Pädago- gischen Blätter" spricht Dr. M. Vaerting über Begabungsförderung und Begabungsoernichtung. Er führt darin aus, daß die heutigen Begabtenschulen keine Rücksicht auf einseitig Begabte nehmen, und daß diese daher keine Aussicht haben, vorwärts zu kommen. Di« Anstalten seien nur für solche Begabte geeignet, die eine hohe All- gemeinintelligenz besitzen. Da diese aber infolge der Kon- struktion der Begabtenschulen gezwungen sind, weniger auf ihre Höchstanlage als auf ihre übrigen Fähigkeiten zu sehen, so werden die HöchstüNlageN allmählich zurückgedrängt. Die Grundforderung für die Begabtenschulen müßte deshalb Sicherung vor einem solchen künstlichen Fähigkeitsausgleich sein. Vaerting meint, daß solche Hochbegabten von Anfang an Wahl- frriheit der Fächer genießen sollen. Weiter weist er auf die zu starke geistige Belastung der Schüler hin, die in den Begabten- schulen Platz greift und die gerade bei Jugendlichen der Entfaltung der geistigen Anlagen abträglich ist, zumal, da die Schüler mit einem Uebermaß von Lernstoff belastet werden. Deshalb tritt Vaerting dafür ein, mft den alten Anschauungen zu brechen und den Be- gabungen eine Schule zu bauen, die ihnen eine ruhige Entwicklung gewährleistet. ver Architekt Franz Schwechken feiert heute seinen achtzigsten Geburtstag. Er hat in den Jahren 1875—80 den Anhalter Bahnhof erbaut und damit eine für jene Zeit vorbildliche Leistung vollbracht. Später aber wurde er der Schöpfer der „Kaiser-Wilhelm-Gedächtniitirche", der Posener „Kaiserpfalz" und anderer typischer Meisterwerke de« wilhel- minischen Baustils. Beim Bau der Gedächtniskirche soll ihm ein charakteristisches Malheur widerfahren sei. In der Aufrißzeichnung des Hauptturmes — so erzählt man sich— war nach Archilekienbrauch die Höhe des- ielben an einem Stern angegeben, der sich an der Turmspitze ober« halb des Kreuze« befand. S. M., der fich den Plan vorlegen ließ. hielt diesen Stern für einen Bestandteil de« Baue« und ordnete an, daß er noch weiter über das Kreuz ge- hoben werden sollt. Keiner der Anwesenden wagte e«. den aller- höchsten Obergutachter auf seinen blamablen Irrtum aufmerksam zu machen, und so wurde der goldene Stern über de« Kreuz au«
kanntlich von Zeit zu Zell als das„Blatt des kleinen Mannes" auf- zuspielen, und in der Rolle des Biedermannes bringt er auf der einen Seite ein paar mehr oder minder gefühlvolle Notizen über soziale Nöte, um auf den anderen drei Seiten desto wilder deutsch - nationale Politik zu machen, in der Hoffnung, auf diesem Wege so schnell wie möglich die Republik zu stürzen und die soziaken Er- rungenschaften wieder rückgängig zu machen. Lesen wir die Ein- leitung zu dem„Stimmungsbild", das der„Lokal-Anzeiger" dem Berliner Spießbürgertum vorsetzt: Das regierende Deutschand oder, richtiger gesagt, alles, was in der Reichshauptstadt an Deutschland und an Preußen herum» regiert, war von der Reichsregicrung zu heute mittag nach dem ehemals Königlichen Opernhaus eingeladen worden, um an einer Feier des sogenannten Berfassungstages teilzunehmen. Darunter versteht man in der deutschen Republik den Tag, an dem vor zwei Iahren der Reichspräsident E b e r t seinen Namen unter die kurz zuvor von der Nationalversammlung in Weimar be- schlosscne neue Reichsoerfassung gesetzt hat. Bor einem Jahr blieb dieses welterschütternde Ereignis noch ungefeiert. Diesmal wird der Versuch unternommen, durch Flagaen der öffentlichen Gebäude— natürlich in den neuen Reichsfarben, neben denen ebenfalls noch die rote Fahne der dauerrevolutionären Par- teien sichtbar wird— die allgemeine Aufmerksamkeit für die Er- innerung an Weimar in Anspruch zu nehmen. In diesem Stil geht es weiter. Schmock triumphiert in Reinkultur, und wer sich ein wenig seinen guten Geschmack gewahrt hat, wendet sich angeekelt von Leuten ab, die über ihrem Haß gegen die Republik die elementarsten Regeln des Anstandes oerlernt haben— falls sie jemals in ihrem Besitz gewesen sind.
Ueber yelöen unö yelüenverehrung. Kürzlich teilten wir eine Veröffentlichung des„Leipziger Tage- blattes" mit, in der einem der Hauptschreier aus der Redaktion der „Täglichen Rundschau" der Lorwurf der Kriegsdrückebergerei in der schwersten Form gemacht wurde. Mit überraschende Geschwindig- keit meldete sich Herr Schwarzer von der„Täglichen Rundschau" — ohne daß sein Name in jener Publikatton genannt worden war— und beteuerte, daß er es nicht gewesen sei. Weiter drohte er, das Leipziger Blatt vor Gericht zur Verantwortung zu ziehen. Dieses wird nun deutlicher und veröffentlicht folgende neue Er- klärung: Unser Gewährsmann antwortet: Herr Schwarzer war damals Leitartikler der„Braunschweiger Neuesten Nachrichten". Eines Tages ließ mir der Herr, den ich bis dahin nicht gesehen und ge- sprachen hatte, durch das Telephon sagen, ich möchte in einer dringenden persönlichen Sache doch zu ihm auf die Redaktion kommen. Da er meinen Besuch wünschte, nahm ich an, daß diese dringende persönliche Sache mich angehe. Mein Er» staimcn war sehr groß, als Herr Schwarzer mir sagte, ich hätte doch Beziehungen zu der Sanitätshundabtetlung, er möchte nicht als Infanterist ins Feld, ob ich ihn nicht an den Leiter der Abteilung und den Kommerzienrat Stalling empfehlen köcknte, da doch die Gefahr bei den Sanikälshundführern nicht so groß sei. Ich erwiderte, daß für die Sanitätshundabteilung nur „d.-u."-Leute in Frage kämen: ich wolle es aber versuchen. Don der Bitte des Herrn Schwarzer haben Kenntnis die Sekre- tärin, zwei Redakteure und der Leiter der Sani» tätshundabteilung. Erwarten Sie das„Zur-Rechen- schaft-Ziehenl Ohne zu dem bevorstehenden Gerichtsverfahren Stellung nehmen zu wollen, möchten wir doch schon heute bemerken, daß es Herrn Schwarzer nicht ganz leicht fallen dürfte, den von der Gegenpartei zu erwartenden Wahrheitsbeweis zu erschüttern. Sollte sich der Leitartikler der„Täglichen Rundschau" wirklich um den edlen Posten eines Hundeführers beworben haben, so mag er sich trösten: Er findet sich hierbei in bester Gesellschaft, geht doch das Gerücht. daß eine ganze Reihe höchster und allerhöchster Personen den Front- krieg nur— aus den Leitartikeln der„Täglichen Rundschau" kennen gelernt haben.
Gewerkschaften und Teuerung. Die für Donnerstag nachmittag geplanten Verhandlungen der gewerkschaftlichen Spitzenorganisa- tionen, in denen ein einheitliches Programm zur Anpassung des Einkommens an die Teuerung ausgearbeitet werden sollte. wurden auf Wunsch einiger Organisationen aus heut« vor- mittag vertagt.__
gebracht und prangt noch heute als ein Wahrzeichen wilhelminischen Sachverständnisses und bürgerlichen Männerstolzes vor Kaiserlhronen. Deutsche P stanz ennamen. Wer nach deutschen Namen für unsere Blumen und Kräuter Ausschau hält, dem steht ein reiches Material zur Verfügung, denn em und dieselbe Pflanze hat in zahlreichen deutschen Gauen ganz verschieden« Bezeichnungen. Einige der wichtigsten deutschen Pflanzennamen behandelt Dr. P. Martdl in einem ttiteressanten Aufsatz„Ueber Land und Meer". Auf merkwürdige Weise ist das heilkräftige Tausend- güldentraut zu seinem Namen gekommen. Die Pflanze war ursprünglich nach dem heilkundigen Zentauren Chiron benannt. Dann blieb nur noch der Zentaur übrig, den die Volksetymologie in lateinisch ccntum gleich hundert und aurum gleich Gold zerlegte. Hundert genügte aber dem Uebertreibungen liebenden Volk noch nicht, und so wurde schließlich das Tausendgüldenkraut. I o h a n i s- kraut hat seinen Namen von der Blütezeit, die um Iohanni fällt. Häufig verhelfen Tiere den Pflanzen zu Namen, weil man eine Aehniichkeit zwischen ihnen und dem Pflanzenbild entdeckt haben will. So ist der Storch- oder Reiherschnabel nach dem Schnabel des Storches benannt, und hierher gehören auch Löwenmaul, Fuchs- schwänz und Bärlapp, wobei zu bemerken ist, daß die Vorder- süße des Bären früher„Lappen" hießen. Die Brombeere hieß früher Brombeere nach dem alten Wort„Brahme", das ein stäche- liges Gefttäuch bedeutet: die Himbeere führte den Namen Hind- beere, was darauf zurückzuführen ist, daß die Hinden oder Hirsch- kühe die Beeren gern fraßen. Für Wermut findet man im Bvlksmund die Bezeichnung„Wärmert, und damit ist der Rück- schluß auf die Eigenheit des Erwärmens gegeben. Die Kartoffel leitet ihren so urdeutsch klingenden Namen aus dem Italienischen ab, wo man sie wegen Aehniichkeit mit der Trüffel„Tartusola" nannte. Daraus ist dann Kartuffel und Kartoffel geworden. An altdeutsche Vorstellungen gemahnt der H o l u n d e r b a u m, der der germanischen Erdgöttin Holla geweiht war, und der mit so viel Mystik umgebene Alraun steht zweifellos mit dem altgotischen Wort „Runa" gleich Geheimnis, in Verbindung. Ausländische Pflanzen, die sich bei uns Bürgerrecht erworben haben, sind vielfach nach den Personen benannt, die die Pflanzen bei un» einführten oder sich um ihre Kultur besondere Verdienste erwarben. So ist die Fuchsie nach dem berühmten deutschen Botaniker Drrnhard Fuchs, einem der sogenannten„Pflanzcnväter" des 10. Jahrhunderts, getauft. Die Kamelie hat ihren Nomen von dem Jesuitenparer Camcllus der sie aus Japan nach Europa brachte. Die Gloxinie heißt nach oem Straßburger Professor Gloxin, die Begonie nach dem Professor Begon, die Kochie nach Robert Koch . Die Robinie wurde zuerst von Robin aus Nordamerika nach Europa gebracht. Die schöne Georgine wurde von ihrem Eni- decker Cervantes 1785 an den Direktor des Botanischen Gartens in Madrid gesandt, der sie zu Ehren des'chwedischcn Botanikers Dr. Dahl D a h l i a taufte. Den Namen Georgine erhiett die Pflanze von dem Direktor des Berliner Botanischen Gartens Wildenow, der dadurch seinen Freund, den Petersburger Gelehrten Gcorgl, ehren wollte._ „Gottes FahneiitrSger« ist de, Titel eine« avendfallende» Schau- spiel«, da« Maxöochdors, unser Theaterreserent, versagt und dessen Bühneuvtrtrieb der Verlag Gustav Kiepeuheuer in Potsdam übernommen hat