Nr. 377<• 38. Jahrgang
Seilage öes vorwärts
Irettag, 12. Mgust 1921
Die künstige Gemeinöepolitik Serlins. Kampf um die Macht. — Erforderlich eine wirklich sozialistische Mehrheit.
Die Neuwahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung werden ein innerpolitisches Ereignis ersten Ranges. Solange die bürgerlichen Parteien unter dem Schutze des Dreiklassenwahlrechts die unumschränkte Herrschaft in den Gemeindeverwaltungen hatten, vertraten sie mit großem Eifer den Standpunkt, daß politische Gesichtspunkte aus der Kommunalverwaltung ferngehalten werden müßten. Politik war aber niemals das, was die bürgerlichen Ver- treter, die Hausbesitzer usw. in der Wahrung ihrer Interessen trieben, sondern Politik lag immer nur in dem Bestreben der sozial- demokratischen Arbeiterschaft, auch einen entsprechenden Einfluß in der Gemeindeverwaltung zu erlangen. Diese verlogene„Scheu" des Bürgertums vor kommunaler Politik ist aber sehr schnell geschwunden, als nach der Einführung des gleichen und geheimen Wahlrechts in den Genieinden ihre Vor- Herrschaft ins Wanken kam. Jetzt besannen sie sich nicht einen Augenblick, nicht nur politische, sondern nackte parteipoli- tische Gesichtspunkte und Interessen ihrem Handeln zugrunde zu legen. Herr v. E y n e r n von der Deutschen Bolkspartei hat in der „Tägl. Rundschau" mit dürren Worten erklärt, daß die vorgekommc- nen formalen Unregelmäßigkeiten nur der äußere Grund für die An- fechtung der Berliner Stadtvcrordnetenwahlen seien, daß in Wirk- lichkeit hierfür der Wunsch maßgebend war, bei Neuwahlen d i e sozialistische Mehrheit durch eine bürgerliche zu ersetzen. Um dieses Ziel, nicht um die besonderen Be- strebungen der einzelnen Parteien, wird sich daher auch der bevor- stehende Wahlkompf drehen, der damit zu einem Wahlkampf zwischen den vereinigten bürgerlichen Parteien und den sozialistischen Volks- genossen wird. Eine verlogene Phrase ist es, wenn die bürgerlichen Parteien die Beseitigung der sozialistischen Mehrheit als Entpoliti- sierung der Gemeinde, als Rückkehr zu rein sachlicher Zlrbeit preisen werden. Lediglich bürgerliche an die Stelle der s o z i a l i st i- schen Politik zu setzen, ist ihr Wunsch. Wie' steht es nun aber mit der bisherigen sozialistischen Mehr- heit, die in Wirklichkeit eine sozialistisch-kommunistischc war? Die Groß-Berliner Parteigenossenschaft der SPD . ist nicht nur von den bürgerlichen Parteien, sondern auch in der eigenen Partei wegen der Bildung dieser Linksmehrheit und der dement- sprechenden Zusammensetzung des Magistrats heftig angegriffen worden. Man hat darin einen Verstoß gegen den Grundsatz der Demokratie erblickt, daß die bürgerlichen Fraktionen nicht ent- sprechend ihrer Stärk- im Magistrat vertreten sein sollten. A l s o b Demokratie gleichbedeutend Jet mit Verhältnis- Wahlsystem und nicht vielmehr Herrschaft der Mehrheit bedeutet. Dabei sollte nach unserem Willen die politische Zusammensetzung des Magistrats keineswegs die Auswahl nach der Tüchtigkeit beeinträchtigen, und unsere Fraktion hat ihren Einfluß in der Stadtverordnetenversammlung in diesem Sinne mit Erfolg geltend gemacht.(Oberbürgermeisterwahl u. a.) Man sollte auch das bürgerliche Nascnrümpfen über die angebliche Unfähigkeit der sozialistischen Stadträte nicht allzu ernst nehmen. Die bürger, lichen Fraktionen haben alle sozialistischen Kandidaten, auch die- jenigen, die akademisch gebildete Verwaltungsbeamte sind und deren Fähigkeiten allseitig anerkannt wurden, aus rein parteipolitischen Gründen abgelehnt. Haben die bürgerlichen Parteien überhaupt schon jemals einen sozialdemokratischen höheren Beamten als fähig an- erkannt? Und über die Fähigkeiten der früheren rein bürgerlichen Magistrate ließe sich doch wirklich manches kritische Wort sagen. Andererseits hätte ober unsere Partei niemals die Verantwortung dafür tragen können, die vorhandene Gelegenheit, entsprechend dem Willen der Mehrheit der Berliner Bevölkerung und entsprechend den gesetzlichen und finanziellen Möglichkeiten eine fortschrittlich- sozialistische Kommunalpolitik zu treiben, völlig ungenützt zu lassen. Dabei sollte die positive Mitarbeit und Mitverantwortung der bürger- lichen Minderheit, falls sie hierzu ernsthaft bereit war, keineswegs ausgeschaltet werden.
Wenn wir nun heute das Ergebnis dieser sozialistisch-kommu- nistischen Koalition betrachten, so müssen wir aber offen zugeben, daß der Versuch gescheitert ist. Die Kommunisten haben ihr Versprechen, praktische Arbeit in der Gemeindeverwaltung im Interesse der Arbeiter zu leisten, fast vom ersten Tage an und fort- gesetzt gebrochen. Sie haben wochenlang den Janhagel mit seinen Stinkbomben auf die Tribüne der Stadtverordnetenversammlung geführt und wiederholt die Sprengung der Versammlung erreicht. Sie haben einen Hagel von Anträgen fortgesetzt auf die Stadtver- ordneten herunterprasseln lassen, von deren teilwciser praktischer Un- erfüllbarkeit sie innerlich selbst überzeugt sein mußten. Sie haben fortgesetzt, bar jedes Vcrantwortlichkeitsgefühls, alle Kreise der Be- völkerung zu weitgehenden Forderungen an die Stadtverwaltung aufgereizt, um jedesmal höhnisch abzulehnen, wenn für die von ihnen geforderten Auegaben auch Einnahmen geschaffen werden sollten. Die Hanptagitationsmittel gegen das sozialistische Berlin sind so den bürgerlichen Parteien von den Kommunisten geliefert. Die Kommu- nisten und ihre Presse haben sich keinen Augenblick als einen Teil der „sozialistischen " Verwaltung Berlins betrachtet, sondern jede Ge- legenheit zur widerlichsten Bekämpfung derselben benutzt, und sie haben zuletzt„grundsätzlich" den Etat abgelehnt. Sie sind da- mit ihrer Politik treu geblieben, die sie auch in Thüringen und Sachsen treiben, wo sie gemeinsam mit den Rechtsparteien die zu- nächst im Einverständnis mit den Kommunisten gebildeten Links- regierungen stürzten. Ich halte es daher für ganz aus- geschloffen, daß wir die VKPD. für die Zukunft als einen ernsthaften Faktor in die Rechnung einer sozialistischen Stadtverordnetenmehrheit ein- setzen. Anders liegen die Verhältnisse bei den Unabhängigen. Sie haben zwar häufig genug, in feiger Konturrenzangst, daß die Kommunisten sie in Radikalismus übertrumpfen könnten, kommunistische Anträge unterstützt und ihre Stellungnahme von rein agitatorischen Rück- sichten leiten lassen. Ihre Politik als Ganzes genommen muß aber immerhin anerkannt werden, daß die Unabhängigen das Bewußtsein ihrer Beraytwortung nicht ganz vermissen ließen und ihre Hand- lungen wenigstens teilweise danach einzurichten bemüht waren. Nun haben allerdings die Unabhängigen gemeinsam mit den Kommunisten den städtischen Etat und die Erhöhung der Gas- und Elektrizitätspreise abgelehnt, die zur Gesundung der städtischen Finanzen ununigäisglim war. Sie werden sich vollständig darüber klar sein, daß eine regierende Partei, die ihrer eigenen Regierung den Etat verweigert, andererseits aber gar nicht daran denkt, ihre Vertreter aus der Regierung(Magistrat) zurückziehen, sich dem Ge- lächter aller ernsthaften Politiker aussetzt. Nun ist es ein offenes Geheimnis, daß die Ablehnung des städtischen Etats in der unab- hängigen Fraktion nur mit knappster Mehrheit beschlossen ist, und daß diese Haltung in der Unabhängigen Parteiorganisation lebhaften Widerspruch hervorgerufen hat. Es wäre wahrlich keine Schande für die Unabhängige Partei, den Fehler ihrer Etat- abstimmung offen zuzugestehen.- Jedenfalls muß, wenn die USP. Wert auf eine weitere kommunalpolitifchen Koalition mit uns legt, von ihr klar Farbe bekannt werden. Eine regierende Partei in Berlin darf nicht nur solchen Beschlüssen zustimmen, mit denen sich leicht politische Geschäfte machen lassen, sondern sie muß auch die Verantwortung für die notwendigen unangenehmen Beschlüsse über» nehmen. Ein engeres Zusammenarbeiten zwischen den beiden Fraktionen in Zukunft würde sicherlich viel zur Schaffung einer gemeinsamen Linie beitragen können. Wir b e- danken uns jedenfalls in Zukunft für die Rolle, Ausgaben, Lohnerhöhungen, Arbeitslosenunter- stützungcn usw. gemeinsam mit Unabhängigen und Kommunisten, Einnahmen ober, neue Steuern und Abgaben, Erhöhung der Gas- und Elektrizi- tätspreise usw., gemeinsam mit den bürgerlichen
Parteien zu beschließen. Die Unabhängigen müssen wählen: Entweder Linkskoalition in allen Fragen oder überhaupt nicht. Unsere Ausgabe im bevorstehenden Wahlkampf ist unter diesen Umständen eine besonders schwierige. Wir müssen der erwerbs- tätigen Bevölkerung Berlins klar machen, daß ihr Heil nicht in der Rückkehr zur bürgerlichen Cliquen- und engherzigen Interessenten- Wirtschaft liegt, sondern daß die bisherigen schüchternen Versuche -einer fortschrittlichen, sozialistischen Gemeindepolitik konsequent fort- gesetzt und ausgebaut werden müssen. Soll diese Politik Erfolg haben und den Interessen der Eesamtbevölkerung dienen, so muß sie allerdings auf eine sichere Grundlage als bisher gestellt werden, d. h. sie muß auf eine wirklich sozialistische Mehrheit gestützt werden, zu der die Kommunisten nicht gerechnet werden können. Es darf den bürgerlichen Parteien trotz Mobilisierung ihres letzten furchtsamen Mitläufers durch Erweckung des Rotkollers nicht ßlingen, in der neuen Berliner Stadtverordnetenversammlung ein» n den Deutschnatiowalen beherrschte Mehrheit zu schaffen. Wir müssen die Unabhängigen im Wahllampf zu einem klaren Bekenntnis zu verantwortlicher sozialistischer Politik, frei von agi- tatarischer Phrase, zwingen und wir müssen allen Wählern klar machen, daß eine auf dem Boden der Wirklichkeit stehende sozio- listische Gemeindepolitik nur gesichert ist, wenn ihre Führung einer st arten SPD. - Fraktion in die Hand ge- gebenwird. FranzKrüger. Die„königlich-kaiserlichen" am Pranger. An � den Pranger stellen sich selber die Behörden und Privat- Personen, die hartnäckig die Erinnerung an die gewesene„könig- lich-kaiserliche" Herrlichkeit in ihren Stempeln, Briefpapieren, Plakaten, Hausinschriftcn usw. konservieren. Aus unserer Sammel- mappe, die infolge zahlreicher Zuschriften aus unserem Leserkreise niemals leer wird, wollen wir hier wieder eine Auslese veröffentlichen. Die Wiedergabe sämtlicher uns zugehenden derartigen Mitteilungen wäre bei dem Raummangel unmöglich. Daß in der Beseitigung solcher Reliquien der monarchischen Zeit die P o st v e r w a l t u n g sich besonders lässig zeigt, haben wir oft gesagt. Aus Berlin-Friedenau wird uns gemeldet, daß dort noch dieser Tage ein« Postausweiskarte mit dem Stempel„Kaiserl. Deut- sches Postamt" ausgegeben wurde. Ein in Frankfurt a. M. wohnen- der Leser sandte uns vor kurzem einen Poststempel vom 24. Juni 121, der noch die Angabe«Oldenburg (Großherzogtmn)" enchält. Uns fehlt ein parlamentarischer Ausdruck, die Dreistigkeit der Weiterbe- Nutzung dieses Stempels zu kennzeichnen. Aber neben der Postoer- waltung kann auch die Eisenbohnverwaltung sich sehen lassen. In Berlin hängt auf dem Bahnhof Alexanderplatz ein Fahr- plan vom 1. Juni 1S21, dessen Uebersichtstarte noch ein„Herzogtum Gefamtländchens „Großherzogtum Oldenburg ".) Soll man sich da Lesamtländchens„Großherzogtum Oldenburg ".) Soll man sich da wundern, daß die Eisenbahnverwaltung ältere Plakasschilder, die noch von einer„Königlichen Eisenbahndirektion" unterzeichnet sind, immer noch nicht beseitigt hat? So etwas begründet man gern mit„Spar- samkeit", und denselben Grund wird wahrscheinlich die Augenklinik der Universität Königsberg anführen, die sich auf einer ims vorgelegten Zahlkart« noch als„königlich" bezeichnet. Ein Der- stehen k a n n es sein, daß auf einer Postkarte des Landratsamtes Schleswig in dem gedruckten Kopf noch ein„königliches Landrats- chnt" genannt wird, während in der gleichfalls gedruckten Unterschrift bereits schlechtweg von der„Registratur des Landratsamls" die Rede ist. Aber kein Versehen ist es, daß in Berlin an dem L s i h h a u s�. in der Linienstraße über der Tür noch die Inschrift„Königliches Leih- Haus" prangt und ein neben der Türklingel angebrachtes Schildchen gleichfalls auf«in„Königliches Leihhaus" hinweist, während Plakat« an anderen Stellen des Grundstückes das Leihhaus schon als staatlich bezeichnen. Ein Leser macht uns darauf aufmerksam, daß auch die Regierung in Hildesheim und das Amtsgericht in Goslar durch Hausinschriften noch als„königlich" bezeichnet werden. In Berlin soll auch die Sternwarte noch„königlich" sein, behauptet ein immer noch nicht korrigiertes Plakat an den Normaluhren. In dieser ehemals„königlichen Haupt- und Residenzstadt " gibt es auch noch Leute, die sich den H o f l i e f e r ä n t e n t i t e l nicht abgewöhnen können. Der Photograph Bieber in der Leipziger Straße nennt sich in einer Fensternische noch Hofphotograph, die Metallwarenfirma
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Die Rächer. Roman von Hermann Wagner. Und auch darin unterschied er sich von den anderen, daß ihn der dürftige Rock des Behrens nicht im mindesten anfocht, daß er ihn mit höflichster Selbswerständlichkeit hinnahm, als wüßte er, daß sich hinter ihm sehr wohl ein großer Reichtum, der gleichwertig machte, verbergen konnte, wie ja im Gegen- satz dazu auch oft unter dem blitzenden Aeußern eines Prinzen graues Elend angstvoll kauern konnte. „Bitte," sagte er zu Behrens,„mit wem habe ich die Ehre?" „Behrens." gab der Besucher einfach zur Antwort. „Ah," meinte Mannheimer mit einem leichten Neigen des Kopfes,„Herr Konsul Eriksen in Hamburg hat mir Jhret- wegen schon empfehlend geschrieben. Was führt Sie zu mir?" Der Mann war ebenso undurchsichtig, wie sich Behrens vorbehaltlos offen zu geben schien, der nun kurz erklärte, worum er bitte. „Reisner?" fragte Mannheimer,„oh,— ein vornehmer, reicher und mächtiger Mann!" Er sagte es mit stolzer Anerkennung, die sich zugleich ver- beugte, die eine leichte Verbeugung machte, die in ihrer vor- behaltslosen Hochachtung doch einen Zug kalter Ironie hatte. Behrens hatte die Gabe, durch Mauern hindurchzuseben. Das Herz dieses mit Liebenswürdigkeit umpanzerten Menschen lag offen vor ihm. Er wußte, daß Reisner hier ein Urteil ge- sprachen war. Und Mannheimer? Er, dem nie eine Information fehlte, hatte sich auch in diesem Fall gründlich unterrichtet. Die An- gelegenheit Reisnzr-Lucie Blünmer-Behrens war ihm längst in allen ihren Einzelheiten vertraut. Hier saß einer, der die ersten Fühlhörner ausstreckte, um sich zu rächen, einer dessen Rache ernst zu nehmen war, weil er mehr als genug Geld hatte, sie durchzusetzen. Mannheimer lag kein Gedanke ferner als der der Rache, und doch trafen sich die Absichten beider in dem einön Punkt: Reisner zu ruinieren. Dem einen brachte das Geld, dem andern Freude. Behrens kannte die Gedanken Mannheimers und freute sich ihrer. Sie dienten seinen Zwecken.„Reisner ist ein sehr vielseitiger Mensch«" sagte er,„es Ist erstaunlich, wie vielerlei er schon mit Glück und Tatkraft vollbracht hat. Er scheint auf sehr festen Füßen zu stehen?"
„Jeder Mensch weiß das," bestätigte Mannheimer bieder. „es ist allgemein bekannt." „Und jetzt,— jetzt plant er... etwas recht Großes?" Mannheimer lächelte beifällig, denn es imponierte ihm, daß dieser unscheinbare Mann soviel wußte.„Ja," bestätigte er wieder ruhig. „Es ist eine Sache, mit der er steht und fällt,— ja, auch vielleicht fällt...?" Gewiß, gewiß, dachte Mannheimer, und seine Freude stieg noch. Es war ganz klar, daß Behrens völlig im Bilde war. Mannheimer rieb sich im Geist die Hände. „Aber er wird viel Geld dazu brauchen," sagte Vehrens, „ja, sehr viel Geld... Werden Sie es ihm geben?" „Gegen Deckung, gewiß." „Gegen Deckung und hohe Zinsen?" „Gegen einen Prozentsatz, der das Uebliche in keiner Weife übersteigt," sagte Mannheimer,„natürlich..." „Und Ihr Verdienst," fragte Behrens ohne jede Anzug- lichkeit im Ton,„— denn es ist doch fraglos, daß Sie viel dabei verdienen wollen?" „Ich vermittle das Ganze." antwortete Mannheimer be- scheiden und doch gar nicht verbergend, daß er etwas ver- mittelte, das nur ihm Borteil brachte. Behrens nickte und schien zufrieden.„Welche Deckung werden Sie verlangen?" fragte er. Mannheimer sah ihn heiter an, als wünsche er ihm zu zeigen, daß es doch unnötig sei, wenn Behrens sich in über- triebener Weise verstecke.„Wissen Sie das nicht?" fragte er spöttisch. „Frau von Mansch?" fragte Behrens ruhig. „Ja." „Deren Unterschrift wünschen Sie als Deckung?" „Natürlich." „Und wenn sie sie nicht gibt?... Es handelt sich doch um— anderthalb Millionen?" „Sie ist eine Frau," sagte Mannheimer mit Sarkasmus,* „und sie wird sich deshalb nicht weigern." �Aber die Unterschrift könnte auch falsch sein," fuhr B�««s trocken fort„werden Sie sie genau prüfen?" ��Rpnnheimer sprang überrascht auf. Er war auf das H��Müberrafcht. Die Sache nahm eine Wendung, an die er n�Mn blassesten Traum gedacht hatte.„Wie?!" rief er aus.
„Werden Sie sie genau prüfen?" wiederholte Behrens gleichmütig seine Frage. Mannheimer. war blaß.„Selbstverständlich," sagte er und machte den vergeblichen Versuch, seine Erregung zu verbergen. „Das sollen Sie nicht tun," meinte Behrens freundlich, „nein, gerade das nicht..., und ich bin hier, Sie darum zu ersuchen." Der andere starrte ihn entgeistert an.„Nicht—?! Und mein Geld,— soll ich es verlieren—?!" Behrens schüttelte den Kopf und lächelte nun seinerseits spöttisch.„Durchaus nicht, das mute ich Ihnen nicht zu. Ich .bin bereit, Ihnen die falsche Unterschrift, wenn sie erfolgt, ab- zukaufen." Mannheimer ordnete, um sich zu beschäftigen, die Papiere auf seinem Schreibtisch. Er wollte einige Minuten Zeit ge- Winnen. Er schämte sich, denn er sah, daß er sich hatte über» xumpeln lassen. Zum Teufel, jener war nicht nur in die Pläne anderer eingeweiht, nein, er hattte auch seine eigenen Pläne, die er verbarg. Endlich hatte er sich gefaßt.„Sie würden mir die ge- fälschte Unterschrift abkaufen,— für den vollen Betrag?" /.„Ja." '„Worum?" fragte Mannheimer und meisterte nun nicht länger sein grenzenloses Staunen. Behrens sah ihn lange kühl an, in einer Weise, die den �Wucherer zwang, nachzudenken. Und langsam und mit Be- itonung sagte er dann:„Ich— brauche— sie!" „Sie brau--?" „Ja," nickte Behrens energisch,„sie ist mir erwünscht." Da begriff jener endlich. Die Einsicht kam ihm mit solcher Jäheit, daß er in die Höhe fuhr und den anderen sprachlos ansah, als habe er ein Wunder vor sich.„Und das," stam- melte er,„das— wollen Sie sich... anderthalb Millionen kosten lassen?" i„Ja," sagte Behrens in geschäftsmäßigem Ton und hoste ein Papier aus der Rocktasche, das alle für den Fall nötigen Erklärungen durch Unterschrift bindend machte.„Wird Ihnen das genügen?" Mannheimer nahm das Papier an sich und begab sich damit zum Fenster, um es zu lesen. Es zitterte ein wenig in seiner Hand. Er zögerte eine Weile, als überlege er, doch es war das alles nur Spiel. Dann kehrte er an den Tisch zurück und erklärte:„Es genügt mir."(Fortsetzung folgte