Nr.379 38. Jahrgangssic Ausgabe A nr. 192
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Sonnabend, den 13. August 1921
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Ueberweisung an den Völkerbund.
10.0
Der Völkerbundrat als Gutachter. Paris, 12. August .( WIB.) Der Oberste Rat hat in seiner heutigen Vormittagsfihung folgende Resolution angenommen: Der Oberste Rat hat beschlossen, bevor er über die Grenzfeffsetzung zwischen Deutschland und Polen auf Grund des Artikels 86 des Friedensvertrages entscheidet, die Schwierigkeiten, die bei der Festfehung dieser Grenze entstanden sind, dem Bölkerbundrat zu unterbreiten. Der Oberste Rat wünscht ein Gutachten über die Grenzlinie zu hören, deren Bestimmung den allierten und affoziierten Groß machten obliegt. In Anbetracht der Lage in Ober schlesien wird der Völkerbundrat gebeten, dieses Verlangen als sehr dringend zu betrachten.
Dagegen meldeten TU. und„ Esteurope" die Entschließung in folgender Form: Der Oberste Rat, der über die Grenzfestsetzung in Oberschlesien zwischen Deutschland und Polen gemäß Artikel 88 des Versailler Vertrages zu entscheiben hatte, beschließt in Anwendung des Artikels 11,§ 2 der Bölferbundsafte, dem Rate des Bölterbundes einen Vorschlag zu unterbreiten, der die Festsetzung diefer Grenze enthält, und ihn zu ersuchen, er möge seine Auffassung über die Grenze zum Ausdruck bringen, die die alliierten Mächte zu ziehen haben werden. Was die Lage in Oberschlesien anbetrifft, to wird der Rat des Bölterbundes gebeten, diese Angelegenheit mit äußerster Dringlichkeit behandeln zu wollen.
Paris, 12. Auguft.( Havas.) Die Verweisung der oberSchlesischen Frage an den Bölferbund iff auf britischen Wunsch hin erfolgt, der von Japan und Italien unterstützt worden ist.
An der Beratung des Obersten Rates bis zu der Fassung der oben wiedergegebenen Resolution scheint Lloyd George noch teilgenommen zu haben. Um 12 Uhr verließ er den Quai d'Orsay, und eine Viertelstunde darauf ist er vom Nordbahnhof abgereift. Der Oberste Rat tagte weiter. Er hat in der Frage der Aburteilung der Kriegsbeschuldigten
beschloffen, die Justizbehörden der erschiedenen beteiligten Länder zu ersuchen, daß ihre Beamten, die den Verhandlungen vor dem Reichsgericht in Leipzig beigewohnt haben, Borschläge über die einzunehmende Haltung machen.
mittag
tionen.
Pariser Sigungsbericht.
tanische Delegierte, daß die Bereinigten Staaten von Anfang I Der plötzliche Beschluß des Obersten Rates, die oberan der Ansicht gewesen seien, daß die oberschlesische Frage eine rein schlesische Frage dem Bölkerbund zu überweisen, würde in dez europäische sei. Heute, wo diese Frage dem Böllerbunde überwiesen ganzen Welt außerordentliches Aufsehen erregen, wenn man werde, dem Amerita nicht angehöre, glaube er im Sinne seiner Regierung fagen zu können, daß die Bereinigten Staaten an dem Beschluß sich nicht beteiligen werden. Darauf schlug Briand Dor, Deutschland und Polen durch den Obersten Rat zur Aufrecht fei. Der Oberste Rat beschloß, daß die interalliierten Kommissare erhaltung der Ordnung zu mahnen, bis die Entscheidung gefallen fofort nach Oppeln zurückbehren sollen. Lloyd George drückte noch die Ansicht aus, daß die Kommissare fich unbedingt unparteiisch zu verhalten hätten.
nicht schon durch die Ereignisse des Borabends auf irgendeine nicht schon durch die Ereignisse des Borabends auf irgendeine ähnliche Sensation gewissermaßen vorbereitet gewesen wäre. wei Möglichkeiten blieben noch offen: der Bruch in der mit dem Ansehen des Obersten Rates vereinbaren Form. Nun, Entente oder eine Berta gung des Problems in irgendeiner so sehr die Gegenfäße zwischen Frankreich und England fich auch zugespigt hatten, so wenig neigte man in dem einen wie in dem anderen Lager dazu, es schon jetzt auf einen Bruch an tommen zu lassen. In ihren gegenseitigen Beteuerungen der Notwendigkeit des Fortbestehens der Entente dürften alle Beteiligten gleich aufrichtig gewesen sein. Mag in außenpolitischer Hinsicht England das Bündnis zuweilen als eine Laft und Frankreich als eine Rette empfinden, innerPolitisch würde die Stellung sowohl Lloyd Georges wie Briands nach einem solchen Bruch höchst kritisch werden. Der französische Ministerpräsident würde sich gezwungen sehen, mit teuerpolitit schlimmifier Art zu betreiben, von der er gana Rücksicht auf seine imperialistische Kammermehrheit eine Abengenau weiß, daß sie nicht anders als mit einer Ratastrophe, vor allem mit der gänzlichen Isolierung Frankreichs enden fann, während der englische Bremierminister damit vor dem Unterhaus das Geständnis ablegen würde, daß die bisherige Außenpolitit Englands, für die er doch die Hauptver feht sich zurzeit aus folgenden Berfönlichkeiten zufammen: 5 dies schon start erschütterte Roalition den Gnadenstoß, für feine antwortung trägt, verfehlt war, und dies würde für feine ohnemans, Belgien; La Cunha, Brasilien; u, China; Quilintsliberalen und sozialistischen Gegner dagegen einen Triumph nones de Leon, Spanien; anotaur, Frankreich, als Verbedeuten. treter von Leon Bourgeois; Fisher, Großbritannien; Orfini Baroni, Italien; und Bitomte shit, Japan. Alle Beschlüsse des Böllerbundrats bedürfen einstimmiger Annahme.
Aus der von Lloyd George in der Freitag- Sigung des Obersten Rates gehaltenen Rede ist noch hervorzuheben: England habe die Bugeständnisse in der Hoffnung gemacht, eine Berständi gung zu erzielen. Der Böllerbund dürfe sich nicht durch die bis jetzt vorgebrachten Borschläge gebunden fühlen, er müsse die Frage von neuem in ihrem ganzen Umfange untersuchen, ohne sich um die frühere Behandlungsart zu fümmern. Es sei Bor. auslegung, daß die Mächte die vom Bölkerbunde getroffene Et scheidung ohne Vorbehalt annehmen. Der Bölterbund fönne entDon Juristen von internationalem Ruf bilden. Die Mächte müßten weder einen internationalen Gerichtshof oder auch einen Ausschuß auch der Lage in Oberschlesien selbst Rechnung, tragen. Wenn es für angebracht gehalten werde, alliierte Truppen ins Abstimmungsgebiet zu schicken, so werde England sich daran in demselben Berhältnis beteiligen wie die anderen Mächte.
"
Der Völlerbundraf
Die Schwierigkeiten.
Da nun niemand den Bruch wünscht und ihn jeder vielmehr nach Möglichkeit vermeiden wollte, tam nur noch die Bertagung in Betracht. Hier lag aber die Schwierigkeit haupt sächlich darin, die Formel zu finden, mit der man eine Ber Diese Schwierigkeiten waren tagung begründen könnte. Politischer und rechtlicher Natur.
Paris, 12. Auguft.( EE.) Den juristischen Sachverständigen ist vom Obersten Rat der Auftrag erteilt worden, den Aft auszu. Die nächste Sigung des Obersten Rates ist auf Sonnabend vor. arbeiten, durch welchen der Oberste Rat dem Bölferbund die Ent wiederholt und ausdrücklich für eine fofortige Löfung ausscheidung über Santfcheidung mis wird die Redaktion dieses Schriftftüdes fertiggestellt werden. gesprochen hatten, während Frankreich, das in den letzten Der französische Ministerrat hat Freitag früh die Politik Die Sache hat infofern Schwierigkeiten, als Artikel 18 der Böller- Wochen mehrmals eine Verschiebung der Entscheidung angeBriands gebilligt. Er ist gestern abend um 27 Uhr unter Mille- bundsatte hier nicht durchaus anwendbar ist, und wie der„ Temps" regt hatte, immer nur einen Vorschlag einer vorläufigen, zurands Borsitz wieder zusammengetreten. hervorhebt, erst ein Rompromiß zwischen Deutschland gleich aber langfristigen Neutralisierung des ganzen AbCurzon ist in Paris geblieben. Havas führt das Scheitern und Polen geschloffen werden müßte, daß beide einer 2 bän- ftimmungsgebietes bzw. des ftrittigen Industriegebietes vorder Pariser Berhandlungen barauf zurück, daß der englisch- italie- berung des Bersailler Bertrages in dieser Hinsicht zustimmen. Im schlug, die von allen anderen Beteiligten, in diesem Falle auch nische Vorschlag am Donnerstag abend wieder auf die Unteil allgemeinen nimmt die französische Presse den Beschluß des Obersten von Deutschland ebenso wie von Bolen, entschieden bekämpft barkeit des Industriegebietes zurückgekommen sei. Rates mit großer Unruhe auf. Der Intransigeant" geht sogar benn der 8 6 der Anlage zum Artitel 88 des Friedensvertrages wurde. Rechtlich waren die Schwierigkeiten faum geringer, London, 12. August.( TU.) Lloyd George ist heute um 7,30 Uhr fo weit, von einer Erniedrigung Frankreichs zu sprechen bestimmt formell, daß die Grenzlinie von den alliierten und und von einer gefährlichen Niederlage. Nur die traurige affoziierten Hauptmächten festgelegt" wird, und es würde ja Genugtuung verblieb Frankreich, fagen zu fönnen, daß es wieder dem Geist des Friedensdokumentes offenfundig widersprechen, einmal flar gesehen habe. Es habe vorausgesehen, was tommen wenn man die Entscheidung auf unbestimmte Zeit vertagen würde und deshalb die Entsendung von Truppen verlangt. Denn wollte. Es sind ja ohnedies schon fast vier Monate seit der Paris, 12. August .( BTB.) zu der Sigung des Obersten der Intransigeant" ist überzeugt, daß trok der Aufforderung an Boltsabstimmung verstrichen und die endgültige Entscheidung Rates, in der heute vormittag die leberweisung der oberschlesischen Frage an den Bölkerbund beschlossen wurde, ist noch nachzutragen, Deutschland und Polen, in Oberschlesien die Ordnung aufrechtzu hätte eigentlich schon längst getroffen werden müssen. daß Lloyd George zu Beginn der Sigung, nachdem Briand erhalten, ein Aufruhr von beutscher Ceite ausbrechen werde. Indem nun von englischer Seite angeregt wurde. bie oberals Borsigender diesen Borschlag eingebracht hatte, erklärte, die eng Bon englischen Breffeäußerungen sind die des" Daily schlesische Frage durch Ueberweisung anden Völkera lische Regierung sei mit dem Vorschlage einverstanden. Gestern Expreß" bemerkenswert, der von geheimen Abmachungen zwischen bund zu vertagen, war damit wohl der Ausweg gefunden, abend hätten die englischen und die italienischen Sachverständigen Frankreich und Polen spricht, die als Geheimvertrag anzusehen um die politischen Schwiergiteiten einer Bertagung aus anerkannt, daß hierin die beste Lösung liege, bem Streit ein Ende zu machen. Aber es handle fich nicht um eine Meinungsverschieden- feien. Seine Durchführung fordere eine ungerechte Haltung gegen dem Wege zu räumen, nicht aber bie rechtlichen. Das heit zwischen England und Frankreich; die italienischen Sachver- Deutschland, doch lehne es Lloyd George ab, fich dazu herzugeben. beiderseitige Brestige bleibt gewahrt und beibe Mächte tönnen ständigen und auch der japanische Delegierte feien derselben Ansicht Er werde in dieser Haltung, die sogar im Interesse Frankreichs die Hoffnung hegen, schließlich doch recht zu behalten. War wie die englischen Sachverständigen. Damit sei feine Rritit an der liege, vom ganzen englischen Bolte unterstützt. Daily News" er- aber eine solche Lösung mit dem Friedensvertrag vereinbar? Haltung Frankreichs und seiner Sachverständigen ausgesprochen, es flären, das englische Publikum sei der beunruhigenden Noten des Dieses Bedenten scheint erst nach und nach den Konferenzteilmüsse aber mit Nachdrud betont werden, daß England, indem es sich Marschall Foch müde, Deutschland sei nicht mehr imstande, seinen nehmern zu Bewußtsein gekommen zu fein und deshalb waren der französischen Auffassung widerseße, nicht allein daftehe. Die Nachbar anzugreifen. die Pariser Meldungen, die in furzer Reihenfolge im Laufe des Schwierigkeiten in der Frage an sich rührten nicht von der Frage gestrigen Nachmittags eintrafen, so außerordentlich untlar selbst her, sondern von der Nervosität der öffentlichen Meinung. Der und widerspruchsvoll Man beachte folgende EinzelOberste Rat habe sich einer bestimmten Auffassung genähert, nur Friedenswerk in Oberschlesien . heiten Frankreich habe eine andere Ansicht. Deshalb sei es angebracht, daß die Frage vor ein anderes Tribunal gebracht werde, um zu einer Zuerst traf in der dritten Nachmittagsstunde folgende kurze aftowi, 12. Auguft.( WTB.) Maßgebende Bertrefer Lösung zu kommen. Der Beschluß, die Frage an den Völkerbund der deutschen und der polnischen Partei haben am Freitag in einer Nachricht ein: zu verweisen, sei nicht nur Sache eines, sondern der Gesamtheit eingehenden Besprechung die Möglichkeit erwogen, auf das ober- Paris, 12. Auguft.( WTB.) Die oberschlesische Frage wird der im Obersten Rate vereinigten Staaten. Hierauf erflärte fchlesische Bolt einzuwirken, um die fief bedauerlichen Auswüchse der Briand, Frankreich werde die Entscheidung des Bötterbundes letzten Zeit zu beseitigen und insbesondere die Beruhigung des Voltes ohne Vorbehalt annehmen. Der italienische Ministerpräsident Bonomi führte aus, er fei im Hinblick auf die bevorstehende Entscheidung zu erreichen. In den mit Boyd George einig geworden, daß bei der unüberbrüdbaren nächsten Tagen werden beide Parteien einen entsprechenden Aufruf Kluft der Auffaffung, die Frage an den Böllerbund überwiesen veröffentlichen. werden solle. Italien sei der Ansicht, daß es nicht zum Obersten Ein solcher Beschluß, der die Grenzregelung einfach dem Rate gekommen sei, um sich der französischen oder der englischen Obersten Rat entzogen und dem Bölferbund übertragen hätte, Ansicht anzuschließen, sondern um genau zu prüfen, auf welcher Seite hätte angesichts der oben angeführten ausdrücklichen Bestimdas Recht liege. In diesem Sinne sei der italienische Sachver In der Bersammlung der Funktionäre des Holzarbeifer- mung des Friedensvertrages, einen Bruch, oder, milder ausständige nach forgfältiger Brüfung der englischen Auffaffung verbandes, die am Freitag abend in der Böhow- Brauerei flatt- gedrüdt, eine einseitige Kenderung des Frie beigetreten. Wenn der Völkerbund entschieden habe, sei auch Italien bereit, nach Oberschlesien Truppenverstärkungen zu ent- fand, waren fämtliche Redner für den Streit. bensvertrages bedeutet, gegen die Deutschland, gleichviel ( enden. Darauf ertlärte der japanische Delegierte, daß die Das Ergebnis der Abstimmung ist inzwischen bereits einge- ob es fich davon Vorteile versprechen dürfte oder nicht, Einzentralen Industriegebiete Deutschland zuzusprechen gangen. Es find 1346 für und nur 168 Stimmen gegen den spruch hätte erheben müssen, weil dies sonst ein Präzedenzfall feien. Indeffen nehme er nicht Anstand, die Angelegenheit dem Streit abgegeben worden. Damit ift der Streit ab für spätere, beliebige einseitige Aenderungen hätte bilden Bölferbunde zu überweisen, Schließlich erklärte noch der ameria 13. Auguft erklärt.
durch ein kompromis geregelt. Man ist übereingekommen, die Angelegenheit auf Grund von Artifel 11 und 12 des Bölferbundftatuts dem Völkerbund zu überweisen.
Um 11 Uhr 30 min. vormittags find die Bertreter der alliierten Regierungen zu einer Beratung zusammengetreten.
tönnen.