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ergebenden Jammer auf der anderen Seite ins Bewußtfein von vielen Millionen übergeht. Diese empören sich darüber. daß die zur Rettung eines ins Unglück geführten Volkes not- wendigen Lasten einseitig derjenigen Klasse aufgebürdert werden, die am wenigsten Schuld an dem Unglück trifft, die am treuesten das eigene Land in den Gefahren des Krieges beschützt hat, die von den wirtschaftlichen Folgen der trotz ihrer Opfer erlittenen Niederlage am härtesten getroffen wurde und darum heute am wenigsten opsersähig ist. Wer will be- streiten, daß die Lohn- und Gehaltsempfänger bisher die Lasten fast all ein getragen haben? In gleicher Lage wie sie befinden sich nur noch die auf Rentenbezüge angewiesenen Invaliden der Arbeit. Der selbständige Gewerbetreibende, der Kaufmann, hat den Waren- und Rohstoffmangel zu einer Ge- winnsteigerung, die die Geldentwertung und steuerliche Be- lastung mehr als ausgleicht, ausnützen können. Der Land- wirt genießt alle Vorteile der Geldentwertung, er kann ohne Hemmung dem Verbraucher die Preise diktieren und sich selbst von allen Lasten freihalten. Wie der Landwirt, so erfreut sich der industrielle Großunternehmer der bescheidensten Be- wertungsmäßstäbe bei Ermittlung der steuerbaren Werte, er vermag wie jener seinen Lastonanteil auf die Abnehmer seiner Erzeugnisse abzuwälzen' und schneidet dazu noch aus dem wachsenden Valutaelend Riemen. Der Besitzer von Wert- papieren versleckt sie, oerschiebt sie nach dem Ausland, ver- wandelt sie in Kostbarkeiten, die dem Auge des Steuererhebers unzugänglich sind oder gar sich der gesetzlichen Steuerfreiheit erfreuen. Welch unermeßliche Summen sind in den letzten Jahren von den Großverdienern in Kunst- und kunstgewerb- lichon Gegenständen, in Möbeln, Kleidern. Weißzeug verbor- gen worden! Millionen, die auf diese Weise im einzelnen Haushalt festgelegt sind, aber jederzeit mobilisiert werden können, bleiben frei von jeder Steuer, der Spargroschen des Arbeiters, des Angestellten, des Beamten aber wird sowohl von der Einkommen, als der Kapitalertragsteuer erfaßt. So ist der Lohn- und Gehaltsempfänger immer und stets der Letzte, den die Hunde beißen. An diesem Zustand ändert das neue Steuerprogramm nichts, e» verschärft ihn noch. Der Arbeiter und der Beamte weih, daß er zu den schon gebrachten Opfern weitere tragen muß. aber er verlangt und kann verlangen, daß nicht seine Lebenslage allein herab- gedrückt wird auf eine Stufe, die menschlich nicht§u ertragen ist und die dem deutschen Wirtschaftsleben verhängnisvoll werden kann. Die Schwächlichkeit des Reichsernährungs- Ministers und der bürgerlichen Parteien gegenüber den agra- rischen Ansprüchen rächt sich jetzt bitter in der Brotteueruyg und der unabwendbar aus ihr folgenden Lohn- und Gehalts- bewegung. Die Schwächlichkeit der Steuergesetzgebung gegen- über dem Besitz würde sich noch bitterer rächen. II« Schwerer noch als die gewichtigen Griinde dar sozialen Moral wiegen die Gründe der ehernen finanzpoliti- scheu Notwendigkeit, die für einen Umbau des Steuer» Programms sprechen. Die einzelnen Vorschläge bringen nicht einmal die erwarteten Erträge. Die drei Paradesteuern, die den Besitz treffen sollen, werden jahrelang leer laufen. Die Steuer von den Gewinnen der Nachkriegszeit soll auf den 30. Juni 1921 veranlagt werden. Bis die überlasteten Finanzämter diese Aufgabe bewältigen, vergeht ein Jahr, bis die Steuer von den inzwischen nicht verschwundenen Ge- Winnen in die Reichskasie kommt, schreiben wir 1923. Die neue Vermögens st euer mit Zuschlag soll erst vom 1. April 1923 ab in Vierteljahrsraten entrichtet werden. Bis eine volle Jahreszahlung erfolgt ist, ist der Sommer 19 2 4 gekommen. Die neugestaltete Vermögenszu- wachssteuer wird erstmals im Jahr« 1926 fällig! Ganz unerfindlich ist, warum sie nicht wenigstens auf Grund der nächsten Veranlagung zur altenBesitzsteuer"(die durch die Vermögenszuwachssteuer ersetzt werden soll), die auf den 31. Dezember 1922 zu erfolgen hat, erhoben werden kann. Für die nächsten Jahre stehen also diese Besitzsteuern a u f
Zerienfreuöen. Streiflichter von Paul Oestreich  . Kultur", sich w der Lebensform eines Lölkes ausprägende innere Einheit, wird nur. wenn Sehnsucht ein Volk durchflutet. Die Sehnsucht wecken nach Menschenwürde, das ist die Aufgabe. Ihr sich hinzugeben ist leidvollste Luch denn feige und niederträchtig und doch so glaubenshungrig ist die Menschheit unserer Tage. Sieht sie nicht das befeuernde Beispiel im Diesseits, so folgt sie den Lockungen der Tröster, die aufs Jenseits verweisen und auf Erden Vergangen- hcitsmächten die Gläubigen dienstbar machen. Daß die Zeit dürstet nach Sozialismus als Lebensgestaltung und-religiosität> haben dos schon alleSozialisten" begriffen? « In einer märkischen Stadt sprach ich überDie«ellliche Schule". Wie immer nur satt«, negative Gegner: Der Gymnasial- direktor, der zweifelt, national ist, zur Einheit mahnt, der behäbige Pastor, dernachweist" aus einer falsche Zahlen mitteilenden Korrespondenz der Kirchlichen, daß die Konfessionslosen die höchste Verbrecherzahl aufweisen. Die beidenGläubigen" ihr Glaube versetzt kein« Bergt, er Ist nur Stumpfheit, Ouietlsmu» waren leicht zu widerlegen. Und am nächsten Tage log da» reaktionäre Ortsblättchen, ich wolle den Religionsunterricht der Schule erhalten. Kulturl «- Im W e f« r l a n d sah ich im Wander» allerlei, viel Unerfreu- liches. Em Dorfwirt entschuldigt« sein Abonnement auf die sozial- demokrattsche Zeitung damit:Sonst kommen die Roten nicht!" Ich schmunzelte. Aber im Saale nebenan sah ich wändehohe Kitsch- plakate von S. M. und I. M.l Und fast in jedem Dorftrug hingen, auch im Braunschweiger Land  , die Kaiserbilder. Keine Gefühlssache, nur der traditionelleWandschmuck"! Weshalb verlangen die Ge- nosien nicht, daß diese noch dazu fürchterlich geschmacklosen Reste aus monarchischen Zeiten entfernt werden? Da ist ungefähr alles versäumt! Kein Mensch, der durchs Weserland wandert, glaubt in den Wirtshäusern in einer Republik zu sein. Und die Schulen? Die Sababurg ist wüst vernachlässigt, aber ein schmuckes Schul- zimmerchen gibt es in der Ruine. Als ich durchs Fenster schaute, traf mein Blick Luther   und Wilhelm II.  ! Und in den Groß- städten sind wohl die Klassenzimmergereinigt", aber im Lehrer- zimmer hat das Kollegium da» monarchisch empfindet Haus- recht. * Feiern und Feste. Das irgendwie schieberisch oder kon» sunkturell betelligte Bürgertum füllt von 8 Uhr früh bis 12 Uhr abends die vornehmen Kaffeehäuser der Mittelstadt: Lastet un» froh sein und schmausen, denn was ist morgen? Die Bauern sind schuldenfrei und oierschröttg-protzig: Jeder Sonntag ein Fest, alle
dem Papier! Wenn sie erhoben werden sollen, werden die Steuerobjekte zum Tell in Sicherheit gebracht sein. Ganz anders die V e r b r a u ch s st e u e r n. Sie wirken, genau wie die Einkommensteuer vom Lohn und GeHall, vom Tage ihres Inkrafttretens an. Zu der Verfünffachung der Branntweinabgabe und der Vervierfachung d:r Bierabgabe sei einstweilen nur bemerkt, daß sich die Steuergelehrten nur keiner Täuschung hinsichttich des Ver- brauchsrückgangs hingeben mögen. Es zeugt von einer völli- gen Verkennung der künfttgen Entwicklung, zu glauben, daß trotz der vervierfachten Steuer, zu der in Wechselwirkung eine beträchtliche Erhöhung der sonsttgon Produktionskosten kommt, der Bierverbrauch der gleiche bleiben werde. Die kleineren Verbrauchssteuern, deren übrigens zwecks Herabdrückung ihrer Zahl gleich mehrere in einer Vorlage zusammengefaßt werden, seien heute übergangen, obgleich dazu mancherlei zu sagen wäre. Hauptnummern aber sind die Zucker-, die Kohlen- und die U m s a tz st e u e r. Da Umsatz- und Kohlensteuer jede Ware belasten, auch den Zucker, erfreut sich dieser einer drei- maligen Mehrbelastung. Zunächst soll die Steuer für ein Pfund Zucker von 7 auf 50 Pf. erhöht werden. Dann tritt hinzu die Erhöhung der Steuer auf die zur Zuckererzeugung erforderliche Kohle von 20 auf 30 Proz. des Grubenpreises. Schließlich kommt noch hinzu die verdoppelte Umsatzsteuer für den Ankauf der Zuckerrüben, für den Absatz der fertigen Ware an den Großhandel und für den Absatz von diesen an den Kleinhandel. Was hier das Kabinett Fehrenbach-Scholz, das die Vorlage noch gezeugt hat, dem Zucker zumutet, das ist des guten wohl ein bißchen zu viel! "Für die K o h l e n st e u e r lassen sich im Hinblick auf den Weltmarktpreis der Kohle und die Kohlenausfuhr noch die durchschlagendsten Gründe geltend machen. Muß aber die hieraus sich ergebende Belastung des gesamten Wirtschafts- lebens getragen werden, so ist aufs schärfste zu prüfen, ob da- neben noch eine Erhöhung der Umsatzsteuer, die übrigens auch die Kohle wieder trifft, auch nur in bescheidenem Maße zu- lässig ist. Eine Verdoppelung und Verbreiterung dieser Steuer mit der Wirkung, daß sie der Reichskasse 21 bis 25 Milliarden jährlich zuführt, würde die Gesamtwirtschaft in einer Weise belasten, daß ihre Leistungsfähigkeit nicht gehoben, sondern gehemmt werden müßte. Eher noch wäre eine entsprechende Anspannung der Einkommensteuer zu ertragen, als die Ver- doppelung der Umsatzsteuer mit ihrer brutalen Belastung nach der Zahl der Köpfe, statt nach der Höhe des Einkommens. Aber es gibt noch andere Quellen, an denen geschöpft werden kann. Aus parteipolitischen Rücksichten hat man fahre- lang die Börsenspekulation auf Kosten des Gemein- wohls sich austoben lassen, ohne die vielen Hunderte von Mil- lionen an Steuern aufzuheben, die hier auf der Straße liegen. In die Milliarden gehen die von den großen Erwerbsgesell- schaften an ihre alten Aktionäre guasi verschenkten Aktien, die sofort reiche Früchte trugen; der sonst so be- gehrliche Fiskus aber sah entsagungsvoll zu, weil er einer einflußreichen Regierungspartei nicht zu nahe treten wollte. Auch jjen neuen Vörsensteucrvorfchlägen sieht man die Rück- sicht auf diese Partei noch von weitem an. Es ist nicht ein- zusehen, warum nicht die Börsensteuern wenigstens das Zehn- fache ihres stüheren Ertrags aufbringen sollen, wenn die im ganzen künftig zu tragende Last mehr als das Fünfzigfache der früheren macht. Und wie steht's mit der A u f w a n d st e u e r 7 Die Tatsache, daß schon mäßig hohe Steuern auf Vermögen und Vermögmszuwachs zur Verbrauchssteigerung und Verschwen- dung führt, bestreitet_ouch die Finanzverwaltung nicht. Sie glaubt jedoch, ihr Mchnung tragen zu sollen durch übermäßige Äescheidenbelt in der Belastung der Vermögensvermebrung. Ist aber der Zustand haltbar, daß man unter gleichen Verhältnissen bei zwei gleich großen Einkommen von dem einen, soweit e» erspart und damit Wirtschaft- lichen Zwecken dienstbar gemacht wird, eine Sondersteuer erhebt, das andere aber, das in üppiger Lebensführung feist, keine Hungerfalte im Gesicht. In Holstein schoben im Bahn- abteil drei kartenspielende Bauern die SD-Marffcheine gleichgültig von Stapel zu Stapel. Und auf einer anderen Fahrt handelte der Disput der Damen nur von Zeit und Art des nächsten Kostümfestes. Im Dorfe gab's Hochzeit und der Gesangverein übte ein Ständchen ein. Das kostete mich dreimal den Schlaf, und als der Polterabend kam, da mißglückte zwar der Kantus, aber das Freibier floß und brüllende Besoffenheit war das Ende: EinFest", dem einige In- oentarstücke zum Opfer fielen. Aber in den Weserstädten begegnete ich den Iugendtrupps aus Bielefeld  : Rot« Fähnchen, fchwarz-rot-goldene Schleifen führten sie, mit uns kommt die neue Zeit" fangen sie, abends tanzten sie auf den Plätzen und ich sah weder Merglas noch Zigarette in ihren Händen. Die Jugend tut, was wir längst hätten tun sollen: Uns wehren gegen Deuffchnational, Hakenkreuz und Schwarz-weiß-rot, die imperialistischen Farben. Sie hat ihre Sache glänzend gemacht, und wir dürfen auf sie hoffen. » Der Ausverkauf. Ich fuhr nach Hosstein, um auf dem SPD.  -Provinzialfest und sonstwo über die Kulluraufgabcn der So- zialdemokratie zu sprechen. In Hamburg   wimmelte es von Skandi- naoiern, bis Neumünster   gab es fast nur Nordländer im Zuge. Ich faßte eine Schwedenfamilie ich liebte dies Volk seit langen Iahren und liebe das Land ins Auge, kräftige Gestalten. Aber ich er- schrak über diese jungen Damen. Von Kopf zu Fuß neu und geschmacklos! eingekleidet, die derben Füße in Sttefeletten höchst- hackiger Art eingeklemmt. Ja, die Valuta! Und die Kulturlosigkeit, die sich.Kultur"kleider,-schuhe, strumpfe kauft. Und dazu das Dorf- gesicht und der entleerungsreif« Pickel am Gcfichtserker. Das schöne Geschlecht! Begreifen sie wohl unsere Not? Oder nützen sie sie aus? O, ich liebe doch nicht alle Schwedinnen, nachdem ich diese sah! « Und doch! 2000 Menschen füllten den Saal des schönen Kieler Gewerkschaftshauses, viele Taufende zogen am nächsten Tage mit Dannern und Musik durch die Stadt. Wir sind doch eine Macht! Und die bürgerliche Presse schweigt betroffen, sie zweifell doch, ob ihre Orgeschtruppen diese geschlossenen Dolksmasscn wieder nieder- zwingen können. Genossen, solche bescheidenen Feste ohne bürger- lichen Klimbim, ohne Betrunkenheitsorgien brauchen wir. Da wächst das Sokidaritätsgefühl. Durch unsere Fest« muß es brausen wie ein Kampfchoral. Unsere Kultur soll erst kommen. Auch da hilft die Jugend!__
Die Ursachen des heißen Sommers. Von den heißen Sommern dieses Jahrhunderts hat lein einziger bisher eine solche Tropenhitze ?ebrocht wie der jetzige. Blieben auch die im Sommer 1904 und 911 erreichten Temperaturen an einzelnen Tagen hinter der Hitze von 1921 nicht zurück, so fehlte es doch damals an einer Hitzeperiode von solcher Dauer. Wie ein Meteorologe in einem Aufsatz von Reclams Universum ausführt, stieg 1994 und 1911 die Temperatur nur an einem Tage bis zu 35 Grad Celsius und darüber; sonst
völlig verbraucht wird, von der Sondersteuer verschont bleibt? Verdient nicht der, der ein Millioneneintommen bis zum letz­ten Pfennig verpraßt, schärfer erfaßt zu werden wie der, der von demselben Einkommen einen Teil zur Kapitalneubildung verwendet? Was nützt das Moralpredigen gegen die Schlem- mer und Prasser, wenn man es an den selbstverständlichsten Eefetzesmaßnahmen, die überdies, wie in diesem Falle, leicht durchführbar wären, fehlen läßt? Gewiß sind das kleine Mittelchen im Vergleich zur Große der gestellten Aufgabe. Glaubt man aber auf die Erhöhung der Zündholzsteuer nicht verzichten zu können, warum dann auf die Verschwendersteuer? Gelöst kann mit diesen Vorschlägen das Problem- nicht werden. Das ist nur möglich mit dem Zugriff auf den Sachwertbesitz, der bei allen bisherigen Belastungen begünstigt worden ist, der sich auch den neu vorgeschlagenen Steuern weitgehend zu entziehen verstehen wird. Ohne diesen Zugriff wird die Decke stets zu kurz bleiben. Rur   wenn das Reich sich selbst in den Besitz von größeren Vermögensobiekten setzt, wird das Vertrauen des Auslands gestärkt und die Mark gefestigt werden. Nur wenn das Reich die Hand auf die Sach- werterträge an der Quelle legt, werden die Besitzenden den Anteil an den Reichslasten tragen müssen, den sie zu tragen verpflichtet find, und nur in diesem Falle kann der Kreislauf verlangsamt und schließllch zum Stillstand gebracht werden, den Verbrauchssteuern, Teuerung, Geldentwertung, Valuta- rückgang, Lohn- und Gebaltserhöhung und neue Verbrauchs- steuern usw. darstellen. Soll es auf der schiefen Ebene noch ein Halten geben, so ist's jetzt höchste Zeit, kühn die Muskeln zu straffen und den Abrutsch zum Stillstand zu brin- gen. Im anderen Falle geht's weiter hinab und niemand weiß, wo wir schließlich ankommen werden. Sevorskehenüe Aufhebung öer Sanktionen. Der Oberste Rat hat die Aufhebung der wirtschaftlichen Sanktionen am Rhein   beschlossen. Wie wenig erfreulich auch die Begleitumstände dabei sind die militärischen Sanktto- nen bleiben aufrechterhalten, auch ist die Aufhebung der Rheinzollgrenze an schwere Bedingungen geknüpft, so bleibt dieser Entschluß doch ein großer Erfolg der Außen» politik des Kabinetts Wirth. Der deutsch  -franzo- fische Handelskrieg um den Markt des Rheinlandes denn nichts anderes waren in Wirklichkeit die sogenannten Sank- tionen ist in das Stadium des Abbaues geraten. Was diFIßedingungen für die Aushebung der Sanktionen angeht, so ist die erste nichts weiter, als die Bestätigung einer Forderung, die seit der Annahme des Ullimatums ohnehin besteht. Die zum 31. August fällige Goldmilliarde soll auch wirklich bezahlt werden. Wenn man den Versicherungen der Regierung Glauben schenken darf, ist sie auf die Erfüllung dieser Zahlung einigermaßen vorbereitet, nachdem sie große Deviseneinkäufe gemacht hat. Schlimmer steht es um die andere Bedingung für die Aufhebung der Sanktionen. Deutschland   soll seine Kontrolle der Einfuhr von Ententewaren nach dem besetzten Gebiet der Ueber- wachung alliierter Organe unterwerfen. Das wisi sagen, daß das Loch im Westen bestehen bleiben soll, wie es durch die Inkraftsetzung der Sanktionen wieder aufgerissen wurde. Der Einfuhr fremder Fertig- und Luxuswaren nach dem besetzten Gebiet wird man dann nicht genügend ent- gegenwirken können. Hier wird es Aufgabe der Regierung sein, durch weitere Vorstellungen bei der Entente eine Schwä- chung der deutschen Kaufkraft vorzubeugen. Eine Sonder- stellung des Rheinlands innerhalb der deutschen Wirtschafts- gemeinschaft würde dauernd der deutschen Z a h l u n g s kraft schweren Schaden zufügen. Gelingt es nicht, die«Zufuhr fremder Waren in die westlichen Landesteile aufzuhalten, so wird durch geeignete Kontrollmaßnahmen dafür gesorgt wer- den muffen, daß sie nicht Eingang in das übrige Deutsch- land finden, ohne daß damit der Warenverkehr zwischen Rheinland   und dem übrigen Deutschland   erschwert wird.
blieb das Tagesmaximum der Temperatur meistens auf 39 Grad. Aber in dem jetzigen Sommer waren schon die Tage vom 4. bis 6. Juni außerordentlich heiß, so daß in Mittel, und Ostdeutschland 85 Grad Celsius erreicht wurden, und nach einer vierwöchigen Periode ungewöhnlicher Kühle lehrte die Hitze mit vermehrter Intensität nach Mitteilungen zurück. Am 11. Juli wurden in Kassel   36 Grad Celsius, in Paris   37 Grad Celsius verzeichnet, und in der letzten Iuliwoche kletterte das Quecksilber in der oberrheini- sehen Tiefeben« bis zu 39 Grad Celsius empor. Damit waren die höchsten Temperaturen erreicht, die wir überhaupt in Deutschland   kennen und die nur im August 1892 und an dem 23. Juli 1911 um einige Zehntelgrade überschritten wurden. Dieser 29. Juli war der heißeste Tag des Sommers, aber Anfang August setzte bald eine neue Hitzeperiode ein, die in vielen Teilen Mittel- europas 39 Grad Celsius erheblich überschritt. Wie meistens, so ist auch in diesem Jahre der heiße Sommer eine über weit« Gebiete unseres Erdteils ausgedehnte Erscheinung, die sich von der curo- päischen Westküste bis an die asiatische Grenze Rußlands   erstreckt. Zwei Ursachen haben hauptsächlich dieses ungewöhnliche klima- tische Bild hervorgerufen. Einmal hat der Frühling in diesem Jahre reichlich vier Wochen zeitiger begonnen als sonst; infolge- dessen war der Erdteil zu einer Zeit, in der die Sonne mit größter Intensität strahlt, bereits stark erwärmt. In wie weit ein Zusam- menhang zwischen Sonnentütigkcit und Sommerhitze besteht, ist noch nicht recht geklärt. Eine unmittelbare Folge stärkerer Sonnen- strahlung ist die Hitze wohl nicht. Man nimmt vielmehr an, daß die Sonne in Zeiten starker Fleckenbildung der Erde weniger Wärme zustrahlt und daß infolg« der geringeren Wärmestrahlung die Bil- dung der atmosphärischen Wirbel geringer ist. Diese beeinflussen aber die Witterung der gemüßigten Zonen weit mehr als die Sonnenstrahlen selbst. Tatsächlich war nun in diesem Frühjahr und Sommer die Zahl der atmosphärischen Wirbel geringer als in anderen Iahren, und dadurch wurde das der Erwärmung günstige Hochdruckwetter verlängert. Auch die Eisverhältnisse im Nord- atlantik   dürften, so seltsam es klingt, zu der ungewöhnlichen Hitze dieses Sommers beigetragen haben. Jedenfalls haben die großen Eisfelder im Atlantischen Ozean   dazu geführt, daß das Maximum wochenlang über dem Nordailantik und den angrenzenden Gebieten Nordeuropas   lagerte. Das nächste städtische Dolkskonzert des Philharmonischen Orchesters findet Dienstag, den 16. August in der Philharmonie statt. Kein deutsches Theater In Metz  . Nach Mitteilung derBaseler Nachrichten" aus Metz   hat sich dort die gesamt« bodenständige Presse gegen eine Verfügung des Präfekten des Moscl-Departements ge- wandt, in der verboten wird, deussche Theaterstücks auszuführen. Die Klausel, in der der Dialekt gestattet wurde, ist wertlos, da die Theater im lothringischen Dialekt fast gar nichts geben. Schassapin an die künsilerverbäude. In einem Austufe an die Künstlerverbände erinnert der große russische Sänger Schaljapin  . wie aus Moskau   gemeldet wird, an persönliche Eindrücke und Er- lebnisse des 5)ungerjahres 1891, als kämpfender Künstler, der mittel- los und ohne Freunde Hunger litt.Jetzt leiden Millionen Menschen Hunger, Freunde," sogt er,erinnert euch des eigenen Hungers. Hunger bereitet nicht bloß körperliche Leiden, Hunger er- niedrigt auch die Seele!"