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Die 2. Internationale für öas rujstsche Volk!' Der Sekretär des Exekutivkomitees der Zweiten Jnter- nationale, Genosse Ramsay M a c D o n a l d, hat an die sozia- listischen Organisationen ein Rundschreiben versandt, in dem in warmen Worten auf das in Rußland   infolge der Miß- ernte entstandene schreckliche Elend hingewiesen wird und die sozialistischen   Organisationen aller Länder aufgefordert wer- den, zur finanziellen und materiellen Unter- stützung je nach d<i Verhältnissen des jeweiligen Landes bei- zutragen. Am Schluß des Schreibens heißt es: Wir bitten alle Organisationen dringend, diese Arbeit ohne Verzug in Angriff zu nehmen. Eine große Hungersnot in Ruß- land während des kommenden Winters kann unheilvolle Fol- gen sowohl in politischer wie in ökonomischer Hinsicht haben. Nicht nur unsere sozialistischen Grundsätze, sondern auch unsere Menschlichkeit machen e« uns zur Pflicht, Hilfe zu leisten. Mit kameradschaftlichem Gruße gez. E. Ramsay Mac Donald. Wie bekannt, hat sich die Sozialdemokratische Partei Deutschlands   bereits vor Eingang dieses Schreibens an der großen gemeinsamen Aktion beteiligt, die von Reichs wegen unter Leitung des deutschen Roten Kreuzes schon Ende Juli eingeleitet worden ist. Der seinerzeit gebildete Aktionsaus- fchuß, in dem als Mitglied des sozialdemokratischen Parteivor- standes Genosse Bartels fitzt, hat bereits ganz hervor- ragende positive Leistungen aufzuweisen: Hilfsexpedi- tionen mit zahlreichen Aerzten, Bakteriologen, Kranken- schwestern und sonstigem Sanitätspersonal, mit pharmazeuti- schen Mitteln, Desinfektionsapparaten sind bereits abgegangen und weitere Transporte stehen noch bevor. Die f i n a n z i e l- len Mittel für die Durchführung dieser großzügigen Hilfsaktion sind bereits in solchem Maße vorhanden, daß die materielle Seite dieses Liebeswerkes bereits auf etwa ein halbes Jahr gesichert ist. Wie in dem Schreiben der Zweiten Internationale sehr richtig bemerkt wird, muß sich die Art der Hilfe je nach den besonderen Verhältnissen und Möglichkeiten der einzelnen Länder richten. So ist es ganzlich ausgeschlossen, daß Länder, die selbst seit Jahren an Lebensmittelnot leiden, in nennens- wertem Umfange Sendungen zur Linderung der Hungersnot durchführen. Dagegen können sie, wie es z. B. Deutsch  - land bereits tut, ihre Kräfte auf die Bekämpfung jener furchtbaren Seuchen, die als Folge der Hungersnot in Rußland   ausgebrochen sind und mindestens ebenso gefährlich wüten wie die Hungersnot selbst, konzentrieren. Auch wird in den Kreisen der hiesigen offiziellen Sowjet- Mission der Umfang und der Wert dieser deutschen   Hilfe, sowie deren tatkräftige Förderung durch die amtlichen Stellen durch- aus gewürdigt und dankbar empfunden. Vle Aasgeier. Die Kommunisten aller Länder sind eifrig am Werke, aus der entsetzlichen Rot des russischen Proletariats zugunsten ihrer parteipolitischen Agitation Kapital zu schlagen, obwohl das elementarste Anstandsgefühl sie davon abhalten sollte, ein Massensterben für ihre besonderen Zwecke auszu- nutzen, an dem. gelinde ausgedrückt, das in Sowjet-Rußland herrschende System zumindest nicht ganz unschuldig ist. Auf der anderen Seite gibt es in allen Ländern die ent- gsgengesetzte Sorte von Aasgeiern, die nun das Elend des russischen Volkes zu einer großzügigen Aktion zum Sturze des bolschewistischen Regimes ausnützen möchten und die daher gegen die Hilfelei st ung zu- gunften des russischen Volkes eintreten. Solche Stimmen konnte man vor etwa zwei Wochen zur g'dchen Zeit und fast mit denselben Worten und Argumenten im PariserFigaro"' und in dem gleichgesinnten BerlinerLokal-Anzeiger" lesen. Run jubelt die deutsche Rechtspresse wiederum über einer Brief des russischen Dichters Dimitri Mereschkowski  an Gerhart Hauptmann  , in dem der Sturz der Rätegewalt als Vorbedingung einer jeglichen Hilfsaktion gefordert wird. Aehnltch äußert sich, zur besonderen Freude der reaktionären Sippschaft, eine anderer russischer Schriftsteller und fanatischer Antibolschewik, Iwan Raschiwin, gegen die Hilfe für Sowjet-Rußland. Daß sich auch dieRote Fahne" über dieses Treiben der weißgardistischen Aasgeier" entrüstet, finden wir durchaus berechtigt. Eine besondereSchamlosigkeit ihrer- s e i t s ist es aber, daß sie unmittelbar danach den in der Sonn- tagsausgabe desVorwärts" erschienenen Artikel über die Hungersnot in Georgien  " als eineunerwartete Hilfe" für die weißgardistischen Hetze? bezeichnet. Sie druckt einzelne Sätze dieses Aufsatzes ab, verschweigt aber natürlich, daß darin ausdrücklich erklärt wurde, die Schuld der Moskauer  Herrscher dürfe in keiner Weise das Hilfswerk zugunsten der leidenden Massen beeinträchtigen. Das tollste dabei ist aber, daß dieRote Fahne" bezeich- nenderweife es nicht wagt, den Ramen des Ver- f a s f e r s unseres Artikels ihren Lesern mitzuteilen. Offenbar war sie sich dessen bewußt, daß sogar ihre Leser bei der Er- wähnung des Namens Tscheidse stutzig werden könnten. Tscheidse genießt in der internationalen Arbeiterbewegung seit mindestens zwei Jahrzehnten den Ruf eines unerschrockenen Vorkämpfers des russischen Proletariats, er hat schon unter dem Zarenregime, auch als Dumaabgeordneter, wieder- holt Bekanntschaft mit den Gefängnissen und Deportations- lagern machen müssen, und dies zu einer Zeit, wo die kleinen Lümmels, die heute in derRoten Fahne" darauf losschimpfen, von Sozialismus und Klassenkampf noch keine Ahnung hatten, soweit sie damals überhaupt schon ge- boren waren!
Die spanische Niederlage. Madrid  . 13. August.(DA.) Der Kommissar für Marokko  , General Berenguer. hat einen Brief des Generals Navarro er- halten, in dem dieser mitteilt, daß er sich bei den Benchellal-Kabylen in Gefangenschaft befinde. Ein Parlamentär dieses Stammes msl- dete, daß außerdem noch 43 Offiziere und Soldaten sich dort in Ge- fangenschaft befänden. Bei den Beni Aburriagel seien weitere 300 ge- fangene Spanier und eine weitere geringere Anzahl bei den Beni Sidol und in Nador  .
Die Konferenz von Porlörose. die alle Nachfolgestaaten Oester- reich-Ungorns einschließlich Ungarns   unter den Fittichen her Entente> vereinigen sollte, dürfte noch einer Aeußerung de» tschechoslowaki- l schen Außenministers Dr. Benesch gescheitert sein. Man will i weder die Bevormundung noch die Teilnahme Ungarn  ». i
Die Erfassung üer Holüwerte. Der volksparteiliche Abgeordnete Pin kern eil ver- öffentlicht in der Sonntagsausgabe desHannoverschen Cou- rier" Auszüge aus einer geheimen Denkschrift des Reichswirtschaftsmini st ers über die Erfassung der Goldwerte zur Wiedergutmachung. Die wichtigsten Tatsachen- angaben daraus seien nachstehend mitgeteilt: Im ersten Teil der Denkschrift wird die Wertsteigerung des landwirtschaftlichen Grundbesitzes, der städtischen Wohn- und Miel- gebäude, der gewerblichen und kaufmännischen Unternehmungen auseinandergesetzt. Vom landwirtschaftlichen Grundbesitz wird be- hauptet, daß sich bereits im Frühjahr 1S21 gegen 1913 die land- wirtschaftlichen Reinerträge auf das Drei- bis Fünf- fache erhöht hätten. Die jetzige Gestaltung der Getreidewirtschafl bringe eine weitere Mehreinnahme von 4 5 Milliarden Papier  » mark, so daß mit einem Reinertrag von 14 bis IS Milliar- den, d. h. mit dem 8�4- bis öfachcn Friedensertrag zu rechnen sei. Die Wertsteigerung der forstwirtschaftlichen Grundstücke sei höher. Vom städtischen Hausbesitz wird gesagt, daß er durch die Zwangswirtschaft weniger ertragreich geworden sei, daß ober eine weitere Steigerung der Mieten bis auf rund 309 Prozent eine hohe Wertsteigerung in sich schließt. Auch bei den gewerblichen und kaufmännischen Unternehmungen sei eine Ertrags- Vermehrung auf das Sechsfache anzunehmen. Die Denkschrift schlägt vor, von dem sechsfachen Friedenswert den fünften Teil heranzuziehen. Die Heranziehung soll durch Bs- lastung des landwirtschaftlichen Grund- und Gebäudebesitzes in Form einer Grundschuld erfolgen, die an erster Stelle als Gold- grundschuld eingettagen sei, und in dem Verhältnis, in dem sich zur Zeit der Eintragung Gold- und Papiermark zueinander befinden. Bei stärkerer Entwertung der Papiermark wächst ganz mechanisch die Schuld, die sich verringert, falls eine Besserung des Valutastandes eintritt. Die Verzinsung der Grundschuld ist mit 4 Prozent angesetzt. Der Ertrag an Vermögenswerten, die dem Reiche'dadurch zufließen, wird auf 119 Milliarden bei der Landwirtschaft, auf 97 Milliarden beim städtischen Grundbesitz und auf 198 Milliarden bei gewerblichen und kaufmännischen Unternehmungen angenom- men, Werte, die sich steigern, wenn die Reste der Zwangswirtschaft in der Landwirtschaft beseitigt werden und die Mieten weiter in die Höhe gehen. An laufenden Erträgnissen aus diesen Beteiligungen errechnete man bei der Landwirtschaft 4,4 Milliarden, aus dem städtischen Grundbesitz 3 Milliarden, aus den gewerblichen und kauf- männischen Betrieben 4,4 Milliarden. Diese Beträge erhöhen sich auf insgesamt 17 Milliarden, wenn der Rest der Zwangs- Wirtschaft beseitigt und die Mieten weiter gestiegen sind. Es ist auffallend, mit welchem Eifer Herr Pinkerneil Vor- schlage und Ertragsberechnungen von geplanten Steuern der Ente:. te unterbreitet, während er doch be- hauptet, daß er mit seinem Artikel Handel und Gewerbeden Zugriffen sozialistischer Experimenteure und des Feindes" entziehen will. Wir verstehen vollkommen die Nervosiut, die Herrn Pinkerneil als Mitglied der Deutschen   Volks- Partei erfaßt, wenn er von einer wirklichen Be- last ung des Besitzes hört. Wir sehen ihm auch nach, wenn er in Tobsuchtsanfälle gegen den sozialistischen   Wirt- schastsminister verfällt, der mit einer planmäßigen Erfassung der Goldwerte und ihrer Heranziehung zur Wiedergut- machungsleistung verhindern will, daß die ganze deutsche In- dustrie ähnlich wie jetzt die Gerbstoffabrik H. Renner-Hamburg  zum Schaden der Volksgesamtheit ans Ausland verkauft wird. Wenn er aber den Verdacht hegt, daß die Absicht der Erfassung der Goldwerte dem Wunsche entspringe,die Erpropria- teurezuexpropriiere n", so ist das im Munde dessen. der die Denkschrift kennt, eine bewußte Unwahrheit. In seinen Vorschlägen hat, wie uns zufälligerweise bekannt ist, Genosse Schmidt keineswegs eine Teilso�ialisierung oder auch nur eine regelrechte Teilenteignung dieser Art gefordert, sondern vielmehr den Betroffenen ausdrüulich fr ei gestellt, ihre Schuld an das Reich durch Barzahlungen abzu- läsen. Das schien uns als einer der bedenklichsten Punkte des Programms, weil er nach unserer Meinung dem Besitz es freistellte, sich der Reichsbeteiligung zu einem Zeitpunkte zu entledigen, der ihm gerade günstig schien. 17 Milliarden errechnet im Höchstfalls die Denk- fchrift an laufendem Ertrag aus der Beteiligung des Reiches an den Goldwerten. Das ist natürlich einVerbrechen". Dagegen ist es kein Verbrechen, den darbenden Massen auf dem Wege der Umsatzsteuer allein 25 Milliarden abzuschröpfen und es ist weiter kein Verbrechen, durch Abgaben auf ander: lebenswichtige Waren die Lebenshaltung der L o h n e m p- fänger und Kleinrentner ijn Interesse des Reiches herabzudrücken. Diese Denkweise ist uns allerdings fremd. Di« Zahlen beweisen aber, daß es nun e r st recht er- forderlich ist, für eine entschiedene Erfassung der Goldwerte einzutreten, unbeirrt von allen Rücksichten auf reaktionäre Demagogie. Auf unsere Ausführungen in der Sonntagsausgabe, die auf Grund von Berechnungen desBerliner Börsencouriers" den Roch- weis erbrachten, daß die bisherigen Vermögen» st euerpläne der Reichsregierung das Kapital selbst gar nicht angreifen, hat das Börsenblatt erwidert. E» weist darauf hin, daß die Aktienpapiere sich nicht zu 13 Proz verzinsten, wie wir es angaben. DerBörsen- courler" rechnet so: Wenn eine Aktie 13 Proz. Dividende trägt, so ist ihr Kurs sagen wir 399. Daraus ergibt sich ein« Derzin- sung von nur 4>i Proz. DerBörsencourier" hätte recht, wenn die gegenwärtigen hohen Börsenkurse sachlich begründet wären. Das wird aber gerade von der Börsenpresse selbst oft genug be- stritten, wenn sie auf die Gefahren des gegenwärtigen S p e k u- lationsfiebers hinweist. Ferner aber weiß derBörsen- courier" ebenso wie wir, daß die wertvollsten Gewinne beim Aktien- besitz nicht aus den Dividenden fließen, sondern aus Bezugs- rechten. Wenn ein Fall, der dutzendfach vorgekommen ist ein Unternehmen sein Kapital erhöht und neue Aktien zu einem Kurs von 159 ausgibt, während der gegenwärtige Börsenkurs weit über 599 ist, so verdient der Aktionär, ohne«inen Pfennig Dividende zu verlieren, an dem Verkauf der neuen Aktie volle 175 Proz. Und wenn der Aktionär sogar was auch oft genug vorgekommen ist die neue Aktie geschenkt erhält, so verdient er daran ohne wei- tercs 259 Proz. Das ist das Geheimnis, das über den Besitz von | Sachwerten liegt, ganz abgesehen davon, daß bei einem Uebergang der betreffenden Aktiengesellschaft in fremde'Hände gewöhnlich infolge der Geldentwertung bedeutend höhere Erlöse erzielt werden, als sie der Dividende und dem Aufwand für die Anschaffung der ! Aktie entsprechen. Gerade deshalb hilft eine Erfassung des Kapitalertrages dem Reiche wenig, solange die Substanz de, Vermögens unangetastet bleibt und dem Besitzer noch wachsend« Gewinne abwirft.
Relnfall ües Stahlhelmes. Aus Stendal   schreibt man uns: Die Orgesch-OrganilationStahlhelm" hatte durch die hiesige streng konservatio-deutschnattonale Zeitung bekanntgegeben, daß am 13. August die Weihe der neuen Fahne stattfinden würde. Das Fest sollte mit Aufzug. Weihe der Fahne im Stendaler Dom   und großem Parodefcstzug der Welt zeigen, wie armselig doch die demo- kratisch-republlkanische Staatsform ist. Am Sonntag machte sich eine starke Erregung unter der Arbeiterschaft bemerkbar. Während der Zeit, wo die Mannen der Reaktion im Paradewichs zum Aufzug sich anschickten, zeigten Tausende von Arbeitern und Arbeiterinnen ein besonderes Interesse für das Fest der Fronthelden. Als der Festzug begann, marschierten an seiner Spitze rote Fahnen und Schilder mit sozialistischcn In­schriften. Der Zug nahm die Richtung an, die von den Arbeitern an- gegeben wurde, zwischen ihnen marschierten die herrlichen Helden- gestalten der Orgesch-Vereinigungen mit stolz gesenk-tem Haupte. Vor dem Domplatz, den in seinem ganzen Umfang zu betreten die heilige Polizei nicht erlaubte, kam es zu einem kleinen unan- genehmen Zwischenfall. Starke Mannen der auf die Weimarer   Ver- fassung verpflichteten Polizeier zeigten ein unverhohlenes Interesse für die rote Fahne. Mit Kraft und mutvoll entwickeltem Eifer ver- suchten sie sich in den Besitz der Fahne zu setzen. Der Versuch endete aber mit einer viel belochten Niederlage. Während sich nun die etwa 59999999 Arbeiter zwanglos auf dem Domplatz aufstellten, hielten die Stahlhelmhelden im Dom ihre Fahnenweihe. Wahrscheinlich beschämt durch die Abreibung, die fie ab ihres gefetzes- und verfassungswidrigen Derbaltens von dem Weiheredner bekommen hatten, hielt es der größte Teil der auf Orgesch und Stahlhelm schwörenden Festteilnehmer für angebracht. durch ein Hintertürchen des gewaltigen Domes, das in den Ge- fängnishof führt, zu verschwinden. Die Musik, die durch die Beendigung der Feier für eine kurze Zeit arbeitslos war, wurde verpflichtet, der Arbeiterschaft auch ein- mal etwas aufzuspielen, und unter dem Portal des Domes erklang stolz und siegcsfreudiq die Melodie des alten Kampfliedes der Ar- beiterAuf, Sozialisten, schließt die Reihen". Rasch gruppierten sich die Massen, und Banner und Musik voran, demonstrierten die Arbeiter für die Republik  , gegen Reaktton und dos alte zusammen- gebrochene System. Eine kurze Ansprache vor sicher 19 999 Per- sonen fsoviel harten stch mittlerweile eingefunden) und ein brausen- des Willensstartes Hoch auf die Revublit und die Arbeiterschaft be- endete die Willenskundgebung der Arbeiter. Arbeitsgemeinschaft Roßbach. Ueber den Wert dieser merkwürdigen Organisation wurde viel gestritten. Wir bleiben dabei, daß sie eine gemeingefähr- liche Kinderei ist. Man lese nur das nachstehende Schreiben und den dazu gehörigen Verpflichtungsschein. Beides liegt uns im Original vor. Wannsee  . Datum des Poststempels. Herrn.......... Ew. Hochwohlgeboren übersende ich anliegend den Verpflich- tungsschein für inaktive Mitglieder, da Sie den Wunsch geäußert hoben, als solches der Arbeitsgemeinschaft Roßbach beizutreten. Der Vcrpflichtungsschein ist umgehend nach Unterschrift an die Leitung der Arbeitsgemeinschaft in Berlin  -Wannsee  , Otto-Gcich-Straße 19. zurückzusenden. Wir machen bei dieser Gelegenheit nochmals dar- auf aufmerksam, daß der A.-G.-Bcitrag für inaktive Mitglieder in Höhe von 4 Mk. monatlich ohne jede vorherige Aufforderung auf das Postscheckkonto Kurt Oskar Bark Nr. 89 913 in Berlin   prä- numcrando einzuzahlen, und für den Monat Juli nachzuzahlen ist, dafür erhält jedes Mitglied denKamerad" kostenlos zugesandt. Es ist auch angängig, daß der Beitrag für mehrere Monate im voraus bezahlt, da hier entsprechende Listen darüber geführt werden. Mit- gliedskarte geht Ihnen nach Eingang des Beitrages zu. Die Leitung der Arbeitsgemeinschaft Roßbach. Ruhfus. Verpflichtungsschein für in aktive Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Roßbach. 1. Ich trete der Arbeitsgemeinschaft Roßbach als inaktives Mit» glied bei und verpflichte mich: s) zur Erfüllung und Anerkennung der Satzungen, b) zu fester treuer Kameradschaft, «) zu pflichtbewußter Arbeit zugunsten der Gemeinschaft, ck) auf Wunsch der Arbeitsgemeinschaft zur Verfügung zu stehen soweit die Verhältnisse es erlauben. 2. Mir ist bekannt, daß ich bei unehrenhafter Führung und moralischer Untauglichkeit die Mitgliedschaft als inaktiver Ange- höriger verlieren werde. 3. Ich will mit meiner ganzen Kraft dazu beitragen, das Ehren- schild der Gemeinschaft rein zu halten und zu arbeiten für das Wohl meines lieben deutschen   Vaterlandes. 4. Ich verpflichte mich, die Leitung der Arbeltsgemeinschaft Roßbach in Berlin  -Wannsee  , Otto-Erich-Straße 19, dauernd über »neinen festen Wohnsitz auf dem laufenden zu halten und einen Bei- trag von monatlich 4 M. ohne jede vorherige Aufforderung auf da» Postscheckkonto Kurt Oskar Bark, Berlin   89913 zu überweisen. Wenn bei den zuständigen Stellen gelegentlich ein Beamter einmal etwas Zeit übrig hat, könnte er sich ja diese Seite der Arbeitsgemeinschaft Roßbach etwas genauer betrachten. Die Sache hat aber keine besondere Eile. Es genügt uns, wenn ein Aktenstück angelegt wird undErmittelungen" stattfinden. Eisenbahnarbeiterftreik in �essen-Nassou. Kassel  , 15. August.  (WTB.) Amtlich wird von der Eisenbahn» direktton mitgeteilt, daß der Eisenbahnarbeiterstreit gestern auf die Betriebsardcitcr der Bahnhöfe Hannoversch-Münden  , Göttingen  , Nordheim  , Kreiensen  , Seesen  , Warburg   und Scherfede   übergegriffen hat. Am heutigen Vormittag mußten sieben Personenzüge auf kürzere Entfernungen ausfallen. Im übrigen wird der gesamte Personen-, und Güterverkehr aufrechterhatten. Die Eisenbahn- direktion Kassel   oertritt nach wie vor den Standpunkt, daß VerHand- lungen über die Forderungen der Eisenbahnarbciter nur mit den hierfür zuständigen Spitzenorganisationen in Berlin   statt- finden können, weil der Reichslohntarif mit diesen abgeschlossen wor- den ist. Die Eisenbahnarbeiter in Nordhausen   vertreten ebenfalls diesen Standpunkt und haben deswegen die Beteiligung am Streik abgelehnt. Auch die Lokomotivführer und Schaffner wollen, ent- gegen den umlaufenden Gerüchten, nicht streiken. Das Kasseler Ge- werkschaftskartell, das stch heute nachmittag und abends eingehend mit den Forderungen der Eisenbahnarbeiter befaßte, hat beschlossen, den Streik als ordnungsmäßigen und nicht als wilden anzusehen. Die Bremer   Streiks sind wesentlich verschärft, auch Betriebe der Lebensmittelindustrie und Lebensmillelschiffe betroffen. Technische Nothilfe ist am Werk. Was zuerst kam Verschärfung oder Not- Hilfe, ist nicht ganz klar. Die Großindustrie ist zum Teil lahm­gelegt, da die Abgabe von elektrischem Strom nur an die lcbens- wichtigen Betriebe erfolgt. Der Strohenbahnverkchr ruht. Die AktiengesellschaftWeser  " hat infolge eigener Kraftversorgung ihren Betrieb aufrechterhalten. Die Arbeiter sind vollzählig erschienen, üben aber passive Resistenz. Der Senat trat mittags erneut zu einer Beratung zusammen, an der ein Ministerialvertreter aus Berlin   teilnahm.