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Hr. 3S7 4 Z8. Jahrgang

Heilage öes VsrWärts

Kiassenkampf in tzsrthp-Ungarn Don Alexander Szontö. In Unzarn spielen sich gegenwärtig Dorgänge ab, die d'n inneren Zusammenbruch des chorthy-Regimes immer mehr zutage treten lassen. Kreise, die d«n weißen Terror begründeten und bi; jetzt unterstützten, wenden sich plötzlich gczcn die von ihnen ins Leben gerufenen Geister, Elemente, die zwei Jahre lang in Harms- nischer Eintracht die Stützen der Militärdiktatur bildeten, geraten sich gsgenseitiz in die chacire, die Regierungsparteien zerfallen in diametral entgegengesetzte Gruppen mit einem Wort, es entsteht ein innenpolitisches Chaos, das durch die außenpolitischen Schwee- rigkeiten, welche die erfolgte Ratifizierung des Trianoner Vertrages mit sich bringt, noch vergrößert wird. Dem Außenstehenden fällt es schwer, in dem Wirrwarr dieses Hexenkessels, iij dem Wust von Enthüllungen, Intrigen, persönlichen Kämpfen und Terrorakten jene Linie zu finden, die den tieferen Sinn dieses Geschehens bilde und zum Verständnis für die kommenden Ereignisse notwendig ist. Die Dinge gewinnen aber ein wesentlich klareres Ansehen, wenn wir ste auf jene treibende Kraft zurückführen, deren Existenz zwar vonvölkischen" Theoretikern aller Länder krampfhaft bestritten wird, die aber doch den mächtigsten Faktor alles historischen Wer- dens darstellt auf den Klassenkampf. Freilich werden wir un» dabei von jensr in manchen Köpfen spukenden Anschauung freizumachen haben, die nur zwei Klassen(hie Bourgeoisie hie Proletariat) kennt und vielmehr bei unserer Betrachtung alle die verschiedenen Schichten des Bürgertums und der Dauernschaft be- rückfkhtigen müssen, deren Interesien. wie wir sehen werden, ge- rade im heutigen Unzarn nicht weniger als übereinstimmend sind. Die einzig« Gesellschaftsklasse in Ungarn , die heute noch an der Aufrechterhaltung des bestehenden Kurses interessiert ist und des- halb den Träger des HHorthy-Gedankens darstellt, ist die A r i st o- kratie mit ihren militärischen und bureaukratischcn Anhängseln. Das uneingeftandene Streben dieser Leute geht nach der Wieder- einführung der mittelalterlichen Feudalverfassung und wenn sie diesen Zustand schon auf wirtschaftlichem Gebiet nicht erreichen können, so tun sie wenigstens alles, um ihn politisch an den Haaren herbeizuzerren. Don irgendwelchen idealen Bestrebungen ist dabei natürlich kein« Rede. Der ungarisch« Magnat wünscht ganz einfach «ine Verewigung jener Zeiten, zu denen er, ohne seine gepflegten Händ« durch Arbeit beschmutzen zu müsien, die Herrlichkeiten de» Lebens genießen konnte, vom Bürgerpack als Halbgott begafft, mit seinen brillantenbehängten Mätressen in sechsspänniger Karosie durch die Andrassystraße kutschierte, und nachts im Spielklub Mit- lionen im Hasard umsetzt«, in denen er auf seiner ländlichen Be- sitzung dem bäuerischen Lümmel, der nicht tief genug den Hut vor dem gnädigen Herrn zog, mit der Reitpeitsche übers Gesicht schlug. Die Wahrung seiner Privilegien, den unge. st orten Besitz seiner Latifundien, die Abwäl- zung der Steuern auf die übrigen Gesell- schaftstlassen, kann dem Aristokraten aber nur die Militär- diktatur sichern. Darum ist sein materielles Interesie unlöslich mit dem Fortbestehen des weihen Terrors verknüpft, darum wehrt er sich mit Händen und Füßen gegen jedes Abbröckeln des Horthy- System». In scharfem Gegensatz zu diesen Bestrebungen des Adels stehen aber heute schon di« Interesien derjenigen Gesellschaftsschicht, die seinerzeit den weißen Terror ins Leben gerufen hat. Es sind dies die um Industrie und Handel sich gruppiercnden Kreise, das Unternehmertum, das Finanzkapital, die Ge- schäftswelt. Diesen Elementen waren die Schergen Horthy« nach dem Zusammenbruch der revolutionären Epoche ein willkom- menes Mittel zur völligen Unterjochung der Arbeiterschaft und zur Aufrichtung der unbeschränkten Herrschaft des Kapitals. Doch nach geraumer Zeit mußten sie mit Schrecken gewahr werden, daß der weiß« Terror sich als zweischneidige Waffe erwies, die nicht nur dem Proletariat fürchterliche Wunden beibrachte, sondern auch dem ganzen Wirtschaftsleben des Lande». Die berüchtigten Detochements begnügten sich bald nicht mehr damit, Jagd auf Arbeiter und Juden zu machen, sondern begannen mit Erpresiungen gegen die wohl»

habenden Bürger in den Provinzstädtcn vorzugehen, unternahmen organisierte Raubzüge, unterbanden willkürlich den Eisenbahnver- kehr und die sonstigen Transportwege, nahmen auf eigene Faust Requisitionen vor und führten auf diese Weise einen Faktor der Unsicherheit in da: wirtschaftliche Leben ein, der den intcr- esiierten Kreijcn allmählich unerträglich werden mußte. Das kapito. listische Unternehmertum wünscht zwar ein verfassungs- und geletz- mäßig festgelegtes reaktionäres System, es wendet sich aber gegen dieindimduelien Handlungen", die eine Unsicherheit des Leben» ! und des Eigentum» sawic einx Lähmung d'r wirtschaftlichen Be- wegungsfreiheit zur Folge haben. So erklart c- sich, daß typische �Vertreter des Bürgertums. wie Friedrich, B e n i c z t y, Rakovszky, die allerdings außerdem noch von ; persönlichen Motiven geleitet werden, Sturm gegen die weißen Banden laufen. Die Zwisrigkeiten in der Königsfrage und der Wunsch jedes einzelnen dieser Helden, im Trüben zu fischen, spielen hierbei zwar auch eine Rolle, der ursprüngliche Ausgangspunkt der | neu entstandenen Opposition aber ,st, wie gesagt, da- nackte male- i rielle Interesse des wohlhabenderen Bürgertum». Dielleicht die wichtigste Gesellschaftsklasie im heutigen Ungarn ist die der besitzarmen und besitzlosen Kleinbauern, 1 die ihre politische Vertretung in der Partei der kleinen Landwirte erblickt. Auch diese Devölkerungsschicht hat bisher, irregeleitet - durch korrupte Führer, das System des weißen Terrors unterstützt, aber die endlose B e r s ch l e p p u n g der von den Kleinbauern : immer stürmischer geforderten Bodenreform, die Ucbergrifte der Detochements gegen die schutzlosen Landwirte, die Wieder» einsetzung der feudalen Großgrundbesitzer in ihre alte Machtposition haben dem Bauerntum die Augen über das wahre Wesen des Horchyregimes geöffnet und heute gehört der ungarische Kleinbauer bereits zu den größten Feinden der Militärdiktatur. Wenn sich auch die in den Ministerfesieln klebenden Führer der Kleinen Landwirte- parte! schwer zu einem völligen Bruch mit der herrschenden aristo. kratischen Kaste entschließen können, werden sie doch unfehlbar durch den wachsenden Unwillen in den Reihen ihrer Anhänger über kurz oder lang dazu gezwungen werden. Seinem innersten Wesen nach neigt natürlich auch der ungarische Bauer etwas zur konservativen Weltanschauung, es ist indessen überaus bezeichnend, daß die Partei der kleinen Landwirte in ihrer Gesamtheit mit der größten Eni- schiedenheit eine Rückkehr der Habsburger ablehnen. Das Dauern- tum empfindet sozusagen inst'nktiv, daß ein« habsburgische Restau- ratian den Grabstein für da, Projett der Bodenreform bedeuten würde und macht deshalb einen deutlichen Trennungsstrich gegen» über der legitimistisch gefärbten Opposiitton de» Droßbürgertums. In der Reihenfolge nach links folgen in unserer Ausstellung der politischen Faktoren Ungarn , nunmehr di« demokratischen Kreise, die sich in der Hauptfache au» der städtischen Intelligenz und dem Gros des Mittelstandes, soweit dieser nicht antisemitisch verhetzt ist, rekrutieren. Daß die Demokraten in schärfster Kampf» stellung zum System des weißen Terrors stehen, ist selbstverständ» lich, im übrigen aber ist gerade diese Schicht nichts weniger als einheitlich. Reben den eine sehr schwankende Haltung einnehmen- den Rationaldemokraten(Führer Wilhelm D a s z o n y t), die sich sogar In- karlistischen Schwärmereien gefallen, finden sich auf» rechte pazifistische Elemente(Alexander G i e ß w e i n), di« der wahnsinnig tobenden Jrredentawut entgegenzutreten versuchen, Agrardemotratische Gruppen(Rupert, Keretes) und Repu- blikaner(G e o r g R a g y). In der Ablehnung des Antisemitismus und in der Forderung nach Wiederherstellung der politischen Frei- Helten sind sich natürlich alle diese Gruppen einig. Daß die sozialdemokratische Arbeiterschaft der Militärdiktatur Horthys Kampf bis aufs Messer geschworen hat, bedarf wohl keiner weiteren Ausführungen. Das herrschende Knebelungssystem, das ein« freie Meinungsäußerung unmöglich macht, und jeden Aktioneversuch des Proletariats mit blutigsten Repressalien beantwortet, stellt dem Kampfeswillen der ungarischen Sozialdemokratie vorläufig fast unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen. Richtsdestowenigcr bleibt die Arbeiterschaft derjenige Faktor, der von der herrschenden Klasse Ungarns am meisten ge- fürchtet, deren geringste Regungen mit der ängstlichsten Anfmert- samkeit verfolgt werden und die trotz alledem in absehbarer Zeit wieder die Arena de, politischen Lebens betreten wird.

vonnerstag, 15. Mguft 1921

Ans dem Gesagten ergibt sich, daß heute alle Klassen der unga - rischen Gesellschaft mit Ausnahme der Ariftokraiie sich um ihrer j materiellen Interessen wegen gegen das bestehende System wen» I den. Die soziale Basis des weißen Terror», die seit den zwei Jahre» seines Bestehens ständig enger wurde, bilden heut« nur noch die ; Spitzen der Bajonette und der dünkelhafte Machtwillm einer Hand- ! voll feudaler Gentrys. Auf Bajonettspitzen aber läßt sich schlecht sitzen und auch Herr Hcrthy wird diese alte Erfahrung am eigene« Leib« machen müssen. Es ergibt sich aber weiter aus der objek- tiven Betrachtung der gegenwartigen Situation im ungarische» Klassenkampfe, daß ein Sieg der bürgerlich-legitimistisch-n Oppvsitio» über die horthiftifch-aristokratische Machiclique zwar«inen Platz­wechsel der rezierenden Schichten, nicht aber den endgültigen Sturz i des reaktionären Systems bedeuten würde. Das ungarische Pro- i lctariat hat von einer Ersetzung des illegalen Terrors durch ein in legale Formen gekleidetes Unterdrückungssystem, von einer un- begrenzten Herrschaft des Kapitals an Stelle des jetzt bestehenden unbeschränkten aristokratischen Faustrechtcs nichts zu erwarten. Don diesem Standpunkte aus ist es ziemlich gleichgültig, ob Horthy oder Habsburg , ob Bethlen oder Friedrich regiert. Der über kurz oder lang bevorstehende Sturz des Harthyregimes kann deshalb nicht das Endziel, sondern nur die erste Etappe auf dem Wege de» ungarischen Freiheitskampfes fein. Am Ende dieses Weges zeichnet sich in heute schcn deutlich erkennbaren Konturen die ungarische Volksrepublik ab, beruhend auf der Grundlage, die die Revolution vom Oktober 1S18 geboten hat und die ihre Macht nicht auf die Gewalt der Waffen gründet, sondern auf das«inträchtige Zusammenwirken von Arbeiterschaft, Voucrntum und demvkra- tischem Bürgertum. GroßBerMl Schwmüelhafte Gewinne. Zum Zusammenbruch der Wettkme�erne. Der Zusammenbruch des Köhn-Kanzerns wird, wie uns von gutunterrichteter Seite mitgeteilt wird, zweifellos der Ansang rcm End« der seit einizen Monaten wie Pilze au» der Erd« geschossenen Sportbcmken und ähnlicher Unternehinuugen sein. Obwohl die in» Wanken geratenen Unternehmungen mit allen Mitteln bemüht sind, sich gegenseitig zu stützen so wurden Köhn von einer anderen Sportsbank allein fünf Millionen Slützungskapital angeboten dürften die Anstrengungen aller Wahrscheinlichkeit nach vergeblich sein. Seit«inigen Tagen Hai der zu erwartende Ansturm der um ihre Einlagen besorgt»» Kunden eingesetzt, di« Einzahlungen stocken und so dürste die Liquidation der lediglich ouf die Wettlusi der Massen eingestellten Unternehmungen in absehbarer Zeit aus der ganzen Linie ersn gen. lieber d!« Gründung des Köhn-Konzernd erfahre» wir noch fol- gende Einzelheiten. Köhn war vor nicht allzulanger Zeit Inhaber eine« kleinen Frifeurgeschäftes und unt»rhi«lt neben- her»ine private Wettannohmesteve. Er kam dann«ine» Tage» auf den Schanken, den Wettdetrieb großzügig zu organi- s i e r e n und mit Hllfe eini-?«r Bekannten baute er im November vorigen Jahre» ein Netz von Agenturen im ganzen Reich au». Zuletzt waren in Deutschland 4 0 Generalvertreter, die ihrerseits Hunderte von Untervertretern selbst in kleineren Städten unterhielten. Ueberraschenderweisc brockte man auch in Kressen, die sonst mit dem Wettbewerb nur lose Fühlung haben, dem Unternehmen Vertrauen entgegen, denn viele der Untervertreter sind durchaus achtbore Kattfleute, die fest an die Rentabilität und Rsellität de» von ihnen vertretenen Konzerns glaubten. Im März d. I. ließ Köhn feine Gründung alsSport- dank Karl Köhn" handelsgerichtlich eintragen. Uebrigens versprach Köhn seinen Kunden nicht, wie anfangs behauptet wurde, 10» Pro- zent, sondern stellte ihnen nureinen Gewinn»on SS P�ozenk innerhalb zweier Monate" in vu»sicht, was man auch noch als einen schwindelnden Gewinn bezeichnen muß. Der Kunden- kreis dieser Sportbank beiies sich in der letzten Zeit auf rund S0000 Wetter. Don der Größe de, Unternehmens zeugt der Umstand, daß Köhn nicht weniger als Millionen Mark in den beiden letzten Monaten umgesetzt hat.

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Die Rächer. Roman von Hermann Wagner.

Mit ruhigen, sicheren Worten zeichnete Behrens da, Leben Reisners nach, von dessen Jugend bis zu jenem törichten Tat- versuch, der ihn ins Gefängnis brachte. Einen Charakter hätte die Strafe geklärt, ihn wühlte sie im Innersten auf. Als einer, der sich gegen die Welt empörte, ging er aus dem Gefängnis. Daß er sich nur gegen feine eigene Schuld emvörte, sah er nicht. Da er mit seiner Schuld nicht fertig wurde, wurde sie es um so leichter mit ihm. Sie wuchs in ihm und machte ihn blind. In dieser Blindheit ging er daran, sich zu rächen. Sein Unglück war es, daß er reich war. des weiteren. daß er Glück und geschäftliches Talent hatte und daß er Freunde fand, die ihn stützten. So gelang ihm ein Aufstieg. der Leute, die nicht imstande waren, in die Tiefe zu sehen. blendete. Aber sein Erfolg war zugleich sein Unglück, da er nicht auf ehrlicher und icherer Basis geschaffen war, aus der Wahrhaftigkeit, und von dem er eines Tages um so tiefer her- abstürzen mußte, je höher er hinaufgeklommen war... Dieser Tag ist da. Jeder Versuch, ihn noch weiter hinauszuschieben, wird mißlingen."' Behren» ging auf Einzelheiten über. Mit einem simplen Holzgeschäst hatte Reisner begonnen. Dann hatte er eine vutomobilfabrik wieder lebensfähig ge» macht, die. wenn er sie behalten hätte, seiner Zukunft eine dauernde und feste Grundlage gegeben hätte. Allein er hatte den Ehrgeiz, schöpferisch zu wirken, und um ihn zu betätigen und zu beweisen, ließ er sich in. Dinge ein, denen er nicht ge- »ochsen war. So gründete er mit Ihnen jene Gesellschaft zur Ber- Wertung eine» Patentes, das auf eine neue Art Glühkörper herstellen wollte," sagte Behrens,und wenn Sie nicht schon damals viel Geld verloren haben, so verdanken Sie das nur dem Umstand, daß Reisner Dumme fand, die ihm die Sache abnahmen, ehe es ruchbar wurde, daß sie ein Humbug war." Und so war es fortgegangen, alle die Jahre, bis heute Es blieb erstaunlich, wie dumm und leichtgläubig die Welt war und wie gern sie jedem, der ihr Sand in die Augen streute, auf den Leim ging. Je mehr Reisncr davon abkam, zu arbeiten, um so besser lernte er es, zu täuschen. Er fand bald die Geste, die der Msnge imponiert und die sogar Erfahrene täuschen

kann. Er bot denen, die ihm nicht glaubten, frech die Stirn. Und er war beweglich. Tausenderlei Deziebungen knüpfte er an, die ihm alle einmal in irgend einer Stunde nützten. und auf den Erfolg für die Stunde kam es ihm schon längst nur noch an. Er spielte und wartete, wie alle Spieler, auf einen ganz großen Schlag, der alle kleinen Scharten auswetzte. Aber auch kleine Scharten ergeben schließlich ein großes Loch. in dem man versinkt. Das Loch war da. Diel Geld hatte es schon verschlungen, fem eigenes, das seiner Frau, das viele anderer. Auch einen großen Teil des Ihren," sagte Behrens. Run schickte es Pch an, ihn selber zu verschlingen. Und da beschloß er mit dem Fatalismus des Verzweifelten einen letzten Coup zu versuchen. Welchen?" fteote Frau von Mansch. Er geriet in die Hönde eines Wucherers, eines der größten Halunken der Stadt, mit dem er schon lange Berbin» düngen gepflogen hatte, eines Menschen, der im Trüben fischt, eines Fuchses, der nichts riskiert und doch immer große Gewinne«instreicht, der sich grundsätzlich an faule Sachen hält, da diese, rechtzeitig abgestoßen, das meiste Geld ergeben... Dieser redete ibm zu,«ine verkrachte Terrain-Gesellschaft zu übernehmen, die, mit einem Betrag von anderthalb Millionen neu belebt, Riesengewinn« versprechen soll... Und er hat gern angebissen." Und wer, wer gibt da» Geld?" fragte»temlos Frau von Marifch. Behrens sah sie lächelnd an.Sie," sagte er sanft. »Lch?" Behrens nickte.Er kann jede Stunde bei Ihnen erschei- nen, um Sie für die Sache breitzutreten, an die er glaubt." Sie hob angstvoll den Kopf.Was tue ich nur?" fragte sie ratlos. Wissen Sie da, nicht?" Ich lehne ab," sagte sie heiser,ich lehne ab... Wird Ihnen das so leicht werden." fragte er wie bei» laufig.bei den Beziehungen zu ihm. die--?" Sie zerrte vor Zorn und Scham an ihrem seidenen Taschentuch, das sie hin und wieder an die Augen führte. Und plötzlich trat sie vor ihn hin, sich vor Erregung verschluckend. Helfen Sie mir!" schluchzte sie. Gern," sagte er sehr weich,wenn Sie versprechen, mir zu gehorchen. mir unbedingt zu gehorchen!"

Ja,)«... Er strich mit der Hand über seinen braunen Anzug hm- unter.Sie werden vor allem eins tun," sagte er bestimmt, und zwar sofort, längstens bis heute abend..." Was?" klammerte sie sich an ihn. Sie werden verreisen. Weit fort und ohne jemandem außer mir das Ziel Ihrer Reise bekanntzugeben... Wohin? ... Run, sagen wir: in die Schweiz ." Sie atmete auf.Ja," fügte sie sich wie befteit. Sie werden mir gehorchen?" Unbedingt," versprach ste. Roch heute?" Roch heute!" Und wenn er Sie aufsucht, vielleicht schon in den nächsten Stunden?" Sie ballte die Fäuste.Ich bin nicht zu sprechen," rief sie aus, blaß und entschlossen, ich schwöre es Ihnen: nein!"> Ich danke Ihnen," sagte er, ihre Hand drückend,und ich verspreche Ihnen, daß alles, alles... gut werden soll!" Draußen zog er die Uhr. Es war Mittag vorüber, aber er hatte keinen Hunger, nein, gar keinen Hunger! Er rief ein Auto heran.In den Grunewald, " sagte er,in die Lillenkoloniel" 8 2. Kapitel. Behrens fand dos Gartentor unverschlossen und trat ein. Luch die Haustür war offen, und er gelangte unbehelligt bi« in das Borhaus, in dem dicke Läufer sein« Schritte dämpften. Er suchte unter den Türen. Aber al, er eben den Drücker der einen fassen wollte, griff von hinten ein Mensch, der, von ihm unbemerkt, herbeigeeilt war, an seine Schulter. Es war Prokop, der, obgleich gealtert, In seinem Wesen voMg der alte geblieben war: ein glattrasierter, stummer Mann, hinter dessen nichtssagenden Zügen sich viel Wissen verbarg, die Kreatur eines anderen. Was wollen Sie?" fragte Prokop barsch.Wer sind Sie?" Behrens maß shn mit unverhohlener Verachtung.Wer sind S i e?" gab er zurück, und in seiner Stimme war ein Zorn, der glühte. Ich bin der Diener dieses Hauses," antwortete Prokop kurz. (Forts, folgt.)