Einzelbild herunterladen
 
o. tzirschfelö aus der entladen. Der gegen den früheren Attentäter auf Erzberger  , den Fähnrich Oltmig v. Hirschfeld erlassene Haftbefehl ist von der Ferienstrafkammer des Landgerichts O f f e n b u r g durch Be- fchlun vom 9. September aufgehoben worden, lieber die Gründe meldet eine Gerichtskorrespondenz: Der Beschuldigte bestreite das ihm zur Last gelegte Verbrechen mit der Behauptung, daß er am 2v. August, dem Tage der Ermor- dung Erzbergers, auf der Gemarkung Griesbach   in Calmbach, wo er längere Zeit Gast der Familie Keppler gewesen sei, im Hause seines Gastgebers stch aufgeholten habe. Nach zahlreichen Gegen- Vernehmungen sei dies richtig, auch Gegenüberstellungen des Bs- schuldigten mit Zeugen in Oppenau  , Griesbach   und Appenweier  , sowie mit dem Begleiter des Ermordeten haben ergeben, daß der Beschuldigte nicht p e r s o n e n g l e i ch mit einem der Tat- verdächtigen ist. Die Staatsanwaltschaft habe Verwerfung der Be- schwerde beantragt und stütze diesen Antrag nicht mehr auf Ver- dacht der Mittäterschaft, sondern auf Verdacht der Beihilfe bzw. auf Verdacht eines Vergehens nach Z 139 StrGB. Für beide Be- schuldigungen ermangele es an dringenden Vcrdachtsgründen. Die Tatsache des früheren Attentats des Beschuldigten, .die Nähe Calmbachs vom Tatort und den Orten, an denen der Ermordete vom 1. Juli an sich aufhielt und schließlich der Besuch 1 weier Herren, deren Aeußeres der Tälerbeschreibung ähnelte, am 24. August d. 3. in Calmbach können nicht den Tatverdacht stützen. Diese Logik ist uns unverständlich. Das Gericht führt drei schwere Belastungsmomente an, um zu fol- gern, daß sie den Tatsverdacht nicht stützen. Jeder halb- wegs logisch denkende Mensch wird finden, daß gerade die vom Gericht angeführten Momente den Tatverdacht stützen. Aber vor allem fragen wir: Wie ist es mit der R e st st r a f e, die Oltwig v. Hirschfeld noch zu verbüßen hat? Wird er jetzt auch wieder auf Erholungsreisen geschickt? Der Neichstagsausschuß über vapern. Wir tragen zu dem zusammenfassenden Bericht von gestern abend noch die folgenden wichtigen Einzelheiten aus der Debatte nach: Abg. Dittmann: 3n München   werde offen gegen das Reich frondiert. Die ganzen Wünsche, die hier vom Abg. Beyerle vorgebracht worden sind, richten sich gegen di« Republik  . Das sei eine Zumutung'im gegenwärtigen Augenblick der Empörung über die bayerische   Politik, die gar keine bayerische   Politik sei, son- dern bestimmt werde von einer deutschnationalen Mör- d e r k l i q u e, mit der abgerechnet werden müsse(Zwischenruf der Deutschnationalen  .) Jawohl, einer deutschnati»nalen Mörder- klique! Abg. Westarp  : Unverschämte Verleumdung! Herr Bor- sitzender! Bors. Dr. Meerfeld ruft den Abg. Westarp   wegen des Zwischenrufs zur Ordnung. Abg. Dittmann habe keinen der An- wesenden mit seiner Aeußerung treffen wollen. Die Deutschnationalen verlassen hierauf die Sitzung. Abg. Dittmann: 3n München   habe man selbst in diesen letzten Tagen die Scharfmecherpolitik fortgeführt. Landtagsabge- ordneter Fischer(USP.) sei wegen Hochverrats verhaftet. Bayer. Gesandter P r e g e r weist darauf hin, daß die 3 m m u- n i t ä t des Abgeordneten nur während der Sitzungsperiode Giltigkeit habe. Abg. Otto Braun  (SPD  .) will nicht auf die Art der Ver- Handlungen zwischen Reichsregierung und bayerischer Deputation eingehen. Bei der Berichterstattung im Ständigen Ausschuß seien dem Berichterstatter Held erhebliche 3rrtümer ünterlaufen. Die bayerische sozialdemokratische Landtagsfraktion, der keine 3nforma- tion zugegangen war, konnte darum keine Stellung zu dem Bericht nehmen.' Den von den Koalitionsparteien gestellten Zusatzantrag: Die bayerische   Regierung werde einer Aufhebung de? Ausnahme- zuftandes näher treten, hal die Fraktion entschieden abgelehnt und Gegenantrag auf sofortige Aufhebung gestellt. Es konnte also nicht die Rede davon sein, daß die Mehrheitslozialisten keinen Ein- wand erhoben oder gar stillschweigend zugestimmt hätten. Das Jlugzeug ohne Motor. Von Dipl.-3ng. Walter Hoesch. Nachdem das Fliegen von Menschen in Nachahmung des Vogelfluges im Kriege eine nur wenige 3ahre vor dem kaum ge- Nogelfluges im Kriege eine nur wenige 3ahre vordem kaum ge- ahnte Ausbreitung und Bedeutung gefunden hat, ist uns jetzt, da das Problem des Fliegens mittels Motors gelöst zu sein schien, diese Betätigung durch die Bedingungen des Friedensvertrages von Versailles   fast nahezu unterbunden. Aber die ausgelösten Kräfte schaffen weiter und wenden sich wieder dem uralten Problem des motorlosen Augzeuges zu. 3n der Rhön  , dem von Wodereifenden und vergnügungssüchti- gen Faulenzern bisher verschonten deutschen   Mittelgebirge  , in der Nähe von Gersfeld   fand in der letzten Augustwoche der 2. Segel- flug-W«ttbewerb statt, dessen Ergebnisse zu den schönsten Hoffnun- gen berechtigen und ein Zeugnis davon geben, wie der rastlose Erfindergeist sich sofort umzustellen und neue Wege zu gehen weiß. Es handelte sich bei diesen Flügen m der Rhön   tatsächlich darum, den Segelflug der Vögel mit einem leichtgedauten Flugzeug ohne jeden mechanischen Antrieb nur unter kluger Benutzung der Luft- strömung nachzuahmen. Und obwohl diese neuartigen Flugzeuge noch nicht die Vollkommenheit selber waren vielfach trugen sie die Merkmale der Handarbeit ihrer eigenen Erfinder* und Kon­strukteure und es den Fliegern noch an der genügenden Er- fahrung mangelte, so wurden doch Resullate erzielt, die unsere helle Bewunderung wachriefen. Das Problem dieses Segelflugs liegt darin, durch Ausnutzung der Kraft« aufstrebender Böen sich den Bügeln gleich davontragen zu lassen, wie diese gegen den Wind aufzusteigen und wie bei den Schiffssegeln durch Steuern die Kräfte des Windes klug auszunutzen. Es war ein? auserlesene, von Begeisterung getragene Schar, die sich in der Rhön   zusammenfand, alte Kämpen der Fliegerzunft auch Fokker erprobte einige-neue Apparate Techniker und 3ndustrielle, Landleute mit ihren Frauen, die Bewohner der Rhön  . Die 9S9 Meter hohe Große Wasserkuppe bildete den Startplatz, Zelte bargen die eigenartigen Flugzeuge, und in einer Baracke fanden die neuenSegelflügler" ihr Unterkommen, während die Oberleitung im Tal, in dem nahen Städtchen Gersfeld  , ihren Sitz hatte, mit dem Flugplatz drahtlos verbunden. Das Fliegen geht nun aber nicht etwa so vor sich, daß sich der Flieger mit seinem Apparat vom Winde getragen aus der Höhe einjach ins Tal niederläßt, sondern er erhebt sich mit seinem Apparat auch über die Höhe des Startplatzes. Die Flugzeiten und die Flugdahn sind allerding« noch recht kurz, aber unter voller Berücksichtigung der Umstände höchst achrunggebietend. Ein Flug von sechs Minuten Dauer und über 4000 Meter sind schon eine schöne Leistung für ein einfaches Segelflugzeug. Und unsere Ach- tung stieg sogar zu heller Bewunderung, als ein Flieger sogar eine Achterschleise zog und sich der früher« Megerleutnant Leusch bis i Dem heute vom Abg. Bayerle vorgeschla- Szenen Kompromiß darf die Reichsregierung unter keinen Umständen zustimmen. Er habe den Eindruck, daß die bayerische Regierung sich habe mißbrauchen lasten von den preußischen 3un- kern. Bayern   soll so selbständig sein wie jedes andere deutsche Land innerhalb der Grenzen Deutschlands  . Niemand denke daran, es in seinen verfassungsmäßigen Rechten zu beschneiden. Nur durch j diese Unwahrheit sei die Stimmung gegen das Reich erzeugt worden. Die Reichsregierung müsse ihren Ständpunkt aufrechterhalten und Bayern   müsse merken, daß es nicht fortfahren könne, mit dem Recht der Reichsverfassung Schindluder zu tr e i b e n. Die bayerische Regierung ist zurückgetreten. Das er- weckt Hoffnungen auf eine gütliche Lösung. Es müsse aber unbe- dingt an dem Satz festgehalten werden, daß Relchsrecht Landes- recht bricht. Zu einem endgültigen Entschluß kann man heute nicht kommen, da kein Beauftragter der' Regierung die Verhandlungen führt. Herr Hergt habe hier im hohen Grad Unverantwortliches ge- fordert. Die Begründung, warum in Mitteldeutschland   und in Ost- preußen der Belagerungszustand von neuem verhängt werden solle, habe sich der Redner erspart. Kein Wort der Verurteilung sei scharf genug gegenüber dieser Forderung. Abg. Erkelenz  : Die Demokraten bekämpfen die Absplitte- rungsoersuche wo immer sie vorkommen. Auch das bayerische Volk will davon nichts wissen. Er gebe hier die Erklärung ab, daß es sich in dem gegenwärtigen Konflikt um die Kernfrage handele, ob das Reich durch ein Einzellnnd an selbständiger Politik gehindert werden dürfe. Es handele sich darum, Garantien zu schaffen, daß der Außen- und 3nnenpolitik des Reiches nicht dauernd von Bayern   in den Arm ge. fallen werde. Abg. Herzfeld(KPD  .) forvert den Reichskanzler auf, sich bei der Verteidigung der Republik   und der Verfassung aus die Arbeiterschaft zu stützen Abg. R o s e n f e l d(ftSP.) betont die Einseitigkeit der bayeri- schen Verordnungen. Schleunigste Beseitigung sei am Platz. Die Reichsregierung müsse endlich hart werden. Abg. Frau P s ü l f: Auf die einzelnen Deweise der einseitigen Handhabung des bayerilcheit Ausnahmezustandes kann heute nicht mehr eingegangen werden. Das ist ausgiebig geschehen. Ein weiteres Dokument ist allerdings dos Druckverbot eines Aufrufes der freien Gewerkschaften. Wobei in der Druckerei einfach gesagt wurde: Der Druck sei verbotenaus den bekannten Gründen". Sie fordert die Herren auf, einmal die Beratungen der 22. und 26. Sitzung des Verfastungsausschustes nachzulesen. Da stoße man auf die merkwürdige Tatsache, daß beim Versastungsbau die ge- samte Rechte für eine starke Exekutivgewalt des Reichspräsidenten eingetreten sei. Ebenso der Stoatenausschuß. Vielleicht würden die Herren ihre heutigen staatsrechtlichen Auffastungen einer Revi- fion unterziehen, wenn sie in einer ruhigen Stunde sich mit diesen stenographischen Berichten beschäftigen. * Unangebrachte Entrüstung. Der Borsttzend« des achten Reichstagsausschustes Genoste Meerfcld schreibt uns: Die Berichte der Rechtspresse über die heutige Sitzung des Ueberwachungsausschustes beschuldigen mich, während der Rede des Abgeordneten Dittmann die Geschäftsführung parteiisch ge handhabt zu haben. Diese Beschuldigung ist völlig falsch. Der Abgeordnete Dittmann sprach von der Existenz deutschnationaler Mörderzentralen. Es war das Recht der anwesenden deutschnationalen Abgeordneten, sich darüber zu entrüsten: dagegen hatte ich als Borsitzender nicht das Recht, den Redner zur Ordnmig zu rufen, da er weder die deutsch  - nationale Reichstagsfraktion und noch viel weniger die dem achten Ausschuß ongehörigen Abgeordneten dieser Fraktion mit den MLrderzentralen in Verbindung gebracht hatte. Nur in di e s c m Falle aber hätte ich einschreiten können. Die gegen mich gerichteten Vorwürfe der Rechtspresse verraten mir, daß sie über die Rechte und Pflichten pattamentarischer Geschäfts- führung nicht genügend unterrichtet ist. Daß ich die Herren Graf Westarp   und H e r g t zur Ordnung rufen mußte, als sie ein Mitglied des Ausfchustss als Verleumder bezeichneten und ihm Frechheit zuriefen, ist selbstverständlich. Uebrigens hatte noch kurz vorher der Abgeordnete Hergt meine Objektivität ausdrücklich an- erkannt. zu 26 Meter über die Abflugstelle erhob. Leider endete dieser kühne Flug mit dem Tode des Fliegers; in einer starken Kurve stürzte das Segelflugzeug mit seinem Führer ab.. Den Rekord aber stellte der Dipl.-3ng. Klemperer auf, der noch nach dem eigentlichen Wettbewerb auf dem Flugplatz ver- blieb, um weitere Probeflüge zu unternehmen. 3hm gelang es, einen Flug auszuführen mit einem vorher bestimmten Ziel und eine Flugdauer von dreizehn Minuten zu erreichen, was für einen Segelflug eine hohe Leistung ist. Klemperer, der einen Eindecker der Flugwissenschaftlichen Vereinigung Aachen benutzte, gelang es, stch mit seinem Apparat vom Startplatz aus sogleich nach dem Abflug zu erheben und unter geschickter- Ausnutzung der Luftströ- mung schließlich eine Höhe von 166 Metern über dem Startplatz zu erreichen. Cr überflog mehrere Dörfer und landete, wie vorher bestimmt, vor Gersfeld  , eine Entfernung, die in der Luftlinie fünf Kilometer beträgt. Das war der erste Ueberlandflug mit einem vorher bestimmten Ziel für ein motorloses Flugzeug, der die Mög- lichkeit ergab, mit einem Segelflug unter Steuerung die anfänglichen Erfolge des Flugsportes überhaupt zu erreichen, und der die Aus» sicht eröffnete, unter Berücksichtigung der gemachten Erfahrungen und bei weiterer Schulung der Flieger auch eine längere Flugdauer mit weiteren Zielen zu erreichen. Einstweilen aber freuen wir uns dieses Erfolges. Reue Skudenkenlypen. Die Vorlesungen sind beendet. Die Hörer strömen ins Freie. Dort erscheint eine Gruppe. Männer sind es. An den braunen ijänden blinkt als einziger Schmuck der runde, goldene Re�f. Einige von ihnen mit ergrautem Bart und Haar, aber fast alle mit Sorgenfalten im Gesicht. Den Trubel herum sehen sie scheinbar nicht. Ein Thema wird erörtert. Da schiebt sich ein« we'che Knabenhand in die Hand des einen. Die bunte Schlllermütze schmückt den 3ungenkopf. Gedankenvoll ruht des Vaters Blick einen Moment auf den Sohn. Die SvxAenfalte vertieft sich. Daheim warten Frau und Tochter auf den Gatten und Bater. Daheim aber worien auch noch Korrekturen, Vorbe- reitungen für den morgenden Tag. Wer sind die..Studenten"? Längsam folge ich. Und nun wird es mir klar. Bolksfchullehrer find es, die die Berechtigung zum Studium noch im späten Alter in die Universitätsstadt getrieben hat. Sie leisten dreifache Arbett und tragen noch die Familien- sorgen. Auch ein Typ der heutigen Zeit! Mein Weg führt mich in den billigeren Osten Berlins  . Ein Zinshaus. Ich prüfe die Zimmerschckdcr 3. M. stud. chem. lese ich. Ein junger Mann, 3üngling noch, öffnet auf mein Klingeln. Sticht, beinahe dürftig die Kleidung. Es ist Sonntag gegen zwölf Uhr. Vorstellung. Bitte! Ein schmuckloses Zimmer. Bücher, Kolleghefte auf Stuhl und Tisch. 3ch darf einen Blick in ein ernstes Streben tun. Die Wirttn bringt das einfache Mittagbrot. Sie gewährt mir eine kurze Unterredung. Das Bild wird vollständig. Der Vater ist kleiner Beamter draußen; geringes Gehalt, noch mehr Kinder. Einschränkung überall. Auch der studierende Sohn. Schmale Kost. Sonntags Rührei von den ausgesparten Ekern der Mutter, wochentags Mittagbrot in billiger Kneipe, Margarinestullen. Zahlen öie hohenzollern   keine Steuern? Es ist bekannt, daß. der Königsfamilie in Preußen die so- genannte Steuerhoheit durch die Umwälzung verloren ge- gangen ist. Dennoch haben die Hohenzollern   bis heute nicht einen Pfennig Steuern gezahlt! Wenn man die Sache nä�ir untersucht, stellt sich heraus, daß in dem seinerzeit von der Landesversammlung an die Re- gierung zurückverwiesenen Vergleich zwischen dem preußischen Staate und der vormaligen Krone ein Passus steht, der be- tont, daß vorläufig- erst einmal die Steuerzahlung der Hohen- zollern bis zum 1. Oktober 1921 auszusetzen sei. Man hofft, bis dahin den Vergleich zu Ende zu führen, dann will man, wenn genau feststeht, was Hohenzollernsches Privat­eigentum ist, von diesem Steuern zahlen. Nebenher sei bemerkt, daß in dem zurückverwiesenen Ver- gleichsentwurf auch ein geschickter Kniff steckte, der die Hohen- zollern vor hundert Millionen Reichsnotopfer schützte. Man könnte sagen, daß der Vorschlag, die Hohenzollern  sollen erst anfangen Steuern äu zahlen, sobald ihr zweifels- freies Besitztum ihnen überwiesen ist, ganz leidlich vernünftig erscheint. Wie sieht es denn aber damst in Wirklichkeit aus? Wenig bekannt ist, daß Wilhelm von Doornskönigliches Hausministerium" heute tatsächlich ohne jedeern st hafte Aufsicht weit über hunderttausend Hektar umfassenden Be- sitz an Gütern und Forsten selbständig verwaltet. Kein Mensch kümmert sich darum, ob aus diesen Betrieben Ueber- schüsse entstehen und was mit ihnen gemacht wird. Was würde die Oeffentlichkeit dazu sagen, wenn sie erführe,� daß die Familie Hohenzollern uno wir meinen heute vorläufig nur Wilhelm von-Doorn jährlich aus den hohen Getreide- Holz- und sonstigen Preisen Millionenprofite erzielt? Wir können verraten, daß es tatsächlich so i st, daß Wilhelm der Letzte aus seinem Landbesitz alljährlich völlig steuerftei viele Millionen verdient! Hält das Kabinett Stsgerwald den früheren Inhaber der Krone für so naiv, daß er seine Ueberschüsse brav auf einen Haufen legt, damit die Steuerbehörde nachträglich für drei oder vier Jahre ihre Abzüge davon machen kann? Wir empfehlen dringend, da, wie wir wissen, die Krön- Verwaltung jetzt systematisch hohe Millionenbeträge aus den Reingewinnen ihrer Güter für den Steuererheber unfaßbar macht, daß die Hohenzollern   gezwungen wer- den, ein st weilige Steuerabschläge zu zahlen. Es besteht gar keine Schwierigkeit, zu veranlassen, daß zum min- besten erst einmal das voraussichtliche Privateigentum der Hohenzollern   vorläufig veranlagt und einstweilen Ä-corrto-Steuerzahlungen leistet. Geschieht das nicht, und wird dann später die Steuer insgesamt eingezogen, dann er- leben wir wieder das Geheul der deutschnationalen Blätter, die darüber jammern, daß ihr Kaisersoviel Steuern" zahlen muß. Abgesehen davon, besteht die Gefahr, daß Wilhelm II.  inzwischen erhebliche Teile seiner Einnahmen verschwinden läßt, getreu dem Grundsatz: Adel verpflichtet nicht. Gberschlesiens Ruhe gesichert.. Oppeln  . 12. September.  (MTV.) Die Sicherheitsver­hältnisse im oberschlesischcn Abstimmungsgebiet haben sich durch die Berhandlungen und Abmachungen zwischen der deutschen   und der polnischen Partei sehr gebessert. 3nsolgedessen können die Flüchtlinge in ihre Wohnorte zurückkehren. Um den Flücht- lingen die Einreise ins Abstimmungsgebiet zu ermöglichen, hat die 3nteralliierte Kommission in Oppeln   folgende Verfügung erlassen: Der Flüchtling richtet an den Kreiskontrolleur, in dessen Dereich sein Wohnort liegt, ein kurzes Gesuch, in dem er bittet, ihm die Rückkehr zu gestatten. Letzterer übersendet darauf dem Flüchtling die Einreiseerlaubnis. Auf Grund dieser kann der Flüchtling die Grenzkonttolle passieren. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß ein Visum des französischen Konsulats nicht er- forderlich ist, die Einreiseerlaubnis ist ausreichend. Gas ist teuer, daher Ausnutzung jeder freien Stunde am Tage. Vergnügen, Kneipe, keen« Ahnung", sagt die Wirttn. Braver, junger Mann! R. F. Die Frauen das siärkere Geschlechk. Ein Beweis dafür, daß nicht die Männer, sondern die Frauen das stärkere Geschlecht sind, kommt von einer Seite, von der man ihn vielleicht am wenigsten erwartet hätte, nämlich von dem Oberinspektor des englischen Fabrik- wesens. 3n seinem neuesten Bericht gibt er eine Reihe interessanter Zahlen, die die Arbeiterfrau in einem sehr günstigen Licht erscheinen lassen. Zunächst geht aus dieser Statistik hervor, daß die Frauen bei ihrer Tätigkeit vorsichtiger zu Werke gehen als die Männer. Das Verhältnis der Unglücksfälle, die vorkommen, ist sehr viel geringer bei den Frauen als bei den Männern. So erleiden in allen bri- tischen 3ndusttien 3,1 Proz. der männlichen Arbeiter Unglücksfälle, während die Zahl bei den Frauen nur 6,7 Proz. beträgt. Nun kann man dagegen einwenden, daß die Männerarbeit häufig größere Ge- fahren in sich schließt als die der Frauen und daß sie in gefährlicheren 3ndustrien beschäftigt werden. Aber auch dieser Einwand ist nicht ganz stichhaltig. Es gibt 3ndusttien, in denen die Gefahren mehr oder weniger zwischen den Geschlechtern gleich verteilt sind. Man nehme z. B. die Textilindustrie. Hier wenden mehr Frauen beschäf- tigt als Männer, und die Gefahren sind für beide Teile durchaus dieselben. Aber bei den Männern beträgt die Durchschnittsziffer der Unglücksfälle 1,6 Proz., bei den Frauen 6,2. Die Frauen unter- liegen also auch hier etwa sechsmal weniger Unglücksfällen als die Männer. Doch die neue Statistik spricht nicht nur für die Vorsicht, sondern auch für die Ausdauer und Stärke der Frauen. Won ollen Unglücks- fällen, die Männern zustoßen, waren in der Berichtszeit 1,1 Proz. tödlich: von den Unglücksfällen der Frauen aber hatten nur 6,3 Proz. einen tödlichen Ausgang. 3n dem Beispiel der Textilindustrien, wo die Gefahren ziemlich gleich verteilt sind, waren 1,3 Proz. der Un- glücksfälle bei Männern tödlich, bei den Frauen nur 6,2 Proz. Man kann daraus schließen, daß die Frauen den Unfällen eine größere Widerstandskraft entgegensetzen als die Männer, und es hat also den Anschein, als ob die Frauen mehr aushalten als die sogenannten Herren der Schöpfung. Danach wird man also die Männer nicht mehrdas stärkere Geschlecht" nennen dürfen. Die ostasiatische Kunstabteilunq der berliner Museen kat neuer« diilfls die Oesseutlichteit lebhast beschäftigt. Das asiatische Museum in Dahlem  scheint aufgegeben zu sein. Wie nun die SeemannschcKunstchranik- mit- teilt, besteht neuerdings der Plan, die Abteilung in einigen Räumen des Monbijou-Schlosses unterzubringen. Tie Rovembergrnppe ist nicht, wie«or geraumer Zeit gemeldet wurde, gelpalten. Es sind nur einige, und zwar in der Mehrzahl erst vor kurzem aysaenommene Mitglieder ausgetreten, die anitotl des tunst- revolutionären Programms eine ausschließlich politische Eiustelluug obne Beriliksichligung der OualltätSfrage verlangten. Der RrbeitsauSichuß beschäitigt sich bereits mit den Vorarbeiten für neuere Ausstellilnzen im nächsten Jahre. Schreibverbot für politische Gefangene. Für die Art. wie in der Republik Bayern   gegen politisch Andersdenkende verfahren wird, ist es kenn- zeichnend, daa gegen Ernst Toller  , der leine FestungSslrase im FcstungS« gesängnis in Niedcrschöncnfcld abbüßt, has� Schreibverbot verhängt ist. ES ist ja nur ei» Dichter, und zwar ein tinkö gerichteter. Ja, wenn er Erzberger angeschossen hätte oder dergl.