Nr. 433 38. Jahrgang Ausgabe A nr. 219

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Mittwoch, den 14. September 1921

Deutschnationale Meuchelmörder.

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erzeugen.

Ehrhardt- Geist.

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Es gibt feinen Zufall! Wenn etwas bei der Ermordung Erzbergers Gesez und Regel ist, dann die Tatsache, daß Die   Berliner Freunde der Attentäter. Organisation Ehrhardt eine regelrechte Mörderzentrale unter- die Mörder der Marinebrigade   Ehrhardt ent­Berlin, 13. September  .( WTB.) In Verbindung mit den fallen ist. hält, der auch zweifellos der Abgeordnete Gareis zum Opfer ge- stammen. Wir sind ja nun einigermaßen gespannt, wie die Ermiffelungen der badischen Staatsanwaltschaft, die zur Feststellung rechtsstehende Presse sich herausreden wird, die nach dem der Mörder Erzbergers führten, hatte die Abteilung IA des Ber- teine erheblichen Geldmittel verfügten: ihre tofifpieligen mord" an   Erzberger fonstruierte, wir sind doppelt gespannt, Es ist festgestellt, daß die Mörder selbst von Hause aus über Muster des„ Eifersuchtsattentats" auf Gareis einen Raub­liner Polizeipräsidiums vor einigen Tagen mehrere Mitglie­der einer in Groß- Berlin wohnenden Familie festgenommen. Reijen nach   Berlin und nach dem   Schwarzwald, fowie ihre jetzige was nun die„ Deutsche Zeitung" fagt, die noch gestern der einer in Groß- Berlin wohnenden Famille festgenommen. Flucht sind unzweifelhaft von jener Münchener Ehrhardt- Or- nachmittag, als die Läter bereits bekannt waren, sich Die Festgenommenen unter ihnen ein ehemaliger Fähn­rich zur See, der 1919-1920 zusammen mit den Mördern bei ganisation finanziert worden, die fich feit mehr als einem fechzig Zeilen lang um den Nachweis abmühte, daß Erzberger der   Brigade Ehrhardt Dienst getan hatte- standen in nahen Jahre der besonderen Protektion des Münchener Polizeipräsidenten von Angehörigen des Zentrums oder aber der Links­Beziehungen zu den Tätern. Drei Wochen vor der Mordtai Pöhner erfreut. parteien erschossen worden sei! Doch diesen Schwindel­waren die Mörder von   München nach   Berlin gekommen und hatten Dieser notorische Umstand, daß die   bayerische Polizei, oder zu- genies wird nach dem ersten Schrecken schon irgendeine faule Ausrede beifallen. hier vom 6. bis 11. Auguft bei den Feftgenommenen gewohnt. Die mindest einzelne ihrer Organe, Hand in Hand mit den Ehrhardt­gleichzeitig mit der Festnahme vorgenommene Haussuchung Leuten arbeiten, erschwerte außerordentlich die Ermitt- hier die Feststellung, daß die Mörder einem Kreis entstammten, Mehr als die Nöte deutschnationaler Reptilien interessiert förderte mehrere Photographien der Mörder und lungstätigkeit der badischen und der   Berliner Behörden. Wäre in in dem der Geist solcher Mordtat täglich neu geboren handschriftliche korrespondenz zutage. Die Verneh- ganz   Deutschland eine ebenso fichere und einwandfreie Polizei vor- wurde. Die Ehrhardt- Truppe, die Kerntruppe des Rapp mung der Siffierten hat ergeben, daß sie ihrer polifischen Gesinnung handen gewesen, wie es die politische Abteilung la des   Berliner Butsches, die Schutzwehr aller rechtsbolschewistischen Be­nach auf rechtsraditalem Boden stehen und daß fie die Polizeipräsidiums ist, die im beften Einvernehmen mit der Polizei ftrebungen in   Deutschland, sie war förmlich berufen, auch aus Person und das wirken Erzbergers auf das schärffte verurteilen. und der Oberftaatsanwaltschaft Babens Hand in Hand zufammen- fich den Stamm der politischen Meuchelmörder zu Da ihnen aber hinsichtlich des Mordes weder eine mittäter- wirfte, fo wäre es wahrscheinlich schon gelungen, die Mörder in jchaft noch eine mitwisserschaft, noch eine Be-   München zu verhaften. 3hr Entfommen ist ein neues Ruhmes­günstigung nachgewiesen werden kann, find fie am Abend von zeichen des„ Partitularismus"" der Kahr, Pöhner, Escherich, Ehrhardt land", verfaßt von einem am Rapp- Butsch hauptbeteiligten Bor uns liegt eine Schrift Mit Ehrhardt durch Deutsch­der Polizei wieder aus der Haft entlaffen worden. und Roth. Es ist jedenfalls nachgewiesen, daß die Mörder fich Ehrhardt Offizier. Die Charakteristik, die dieser noch am 31. August abends in   München aufhielten. ficher doch nicht voreingenommene Zeuge dem Geist seiner Ueber die   Berliner Familie, mit der die Mörder eng befreundet sie jogar noch bis vor drei Tagen in   München gewellt haben!) gier des Stabes Ehrhardt schildert( S. 214 ff.) die„ Geele des ( Nach einer   Münchener Meldung der Frankfurter   Zeitung follen Truppe ausstellt, macht im Grunde alles erklärlich. Der Offi­waren und bei der fie vom 6. bis zum 11. Auguff wohnten, erfahren und obwohl zu dieser Zeit das Signalement der Mörder längst be- Freitorpsfoldaten" folgendermaßen: wir folgende Einzelheiten, die für die politije Atmosphäre, tannt war, das ganz charakteristische Merkmale aufweist, hat die in der die Blutfat erftanden ist, höchst charakteristisch find: Es handelt sich um eine Apothekerswifwe mit einem Sohne und der Ehrhardt- Organisation veranstaltet, wo es jo nahe lag, nach den Ameritafahrer, Handwerksbursche, Bennbruder. Er läuft hinter  Münchener Polizei teinerlei Recherchen in jenen Kreisen Inp. Ihn gibt es auf allen Stufen, er ist Seemann, Flieger, In dem   Freikorps war der ewige   Deutsche" der gewöhnliche mehreren Töchtern. Der Sohn, etwa 20 Jahre alt, war früher mördern zu fahnden. Deshalb halten wir, allen Ableugnungsver- ber blauen Blume her, hat immer die Musik der Land. Fähnrich zur See und gehörte der Brigade   Ehrhardt an. Dort fudjen bayerischerseits ein Dementi der Münchener Neuesten Straße im Dhr. 3igeuner... Räderrollen, Raufen und Tanz fernte er Schulz und Tillefsen, die jetzigen Mörber, tennen und nahm Nachrichten" liegt bereits vor unsere Behauptung in der geffrigen und fort mit den schmukhigen Geldscheinen, daß andere auch leben mit ihnen u. a. am Kapp-   Putsch in   Berlin teil. Von dieser Zeit bendausgabe aufrecht, daß die Pöhner- Polizei mitschuldig fönnen. So war ihre Seele... Eins nur hatten sie mit Lands. her verkehrten Schulz und Tillefsen in dieser Familie. Nach dem daran ist, daß die Täter entkommen find. Erst als der badische Ge- fnechten und Legionären überein, immer nur hinter der Trommel Miklingen des Staatsstreiches wurde der   Berliner Fähnrich Stu- neralstaatsanwalt Dr. Schlimm mit ausdrücklichen weitgehenden herzulaufen, dent der Medizin an der   Berliner Universität, während die Bollmachten seiner Regierung in der   bayerischen Hauptstadt erschien, Lebenszwed anzusehen, sich auf Schießereien zu freuen. das Goldatenbasein als einzigsten belden anderen nad)   München fiberfiedelten, wo sich bekanntlich jehte die Mitwirkung der   Münchener Polizei ein. Im übrigen unter dem Schuhe Kahrs und Pöhners die Ehrhardt- Brigade als verweisen wir auf die Ausführungen in unserem heutigen Leit- instinkt, dieses wollüftige Bergnügen, sich im Blut der eigenen Sich auf Schießereien zu freuen! O ja, diefer Raubtier­politische Organisation wieder sammelte. Mitbürger baden zu dürfen, tritt uns noch oft in dem Ehrhardt­Buch entgegen. Auf Seite 204 gibt der Verfasser der Ent­täuschung der Truppe darüber Ausdruck, daß die Regierung ich weigerte, die Hochverräter zur Niederwerfung der Bewe­gung im   Ruhrgebiet zu gebrauchen:

Beide Teile die   Berliner Familie und die späteren Mörder

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- blieben jedoch in fteter und enger Verbindung, so daß, als letztere

artifel.

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Näheres über die Mörder.

Anfang Auguft, wie es heißt zu Besuch während der Ferien,   München, 13. September  .( Tul.) Großes Aufsehen erregte heute nach   Berlin tamen, fie bei der befreundeten Famille wohnten. Ob ein in den Straßen der Stadt angeschlagenes Blakat ber badischen der Zwed ihres Herkommens tatsächlich nur ein Ferienbesuch war, Staatsanwaltschaft in   Offenburg; die gegen den am 20. Juli 1893 oder ob sich die beiden Burschen damais schon mit dem Gedanken in Gaalfeld geborenen Kaufmann Heinrich   Schulz und gegen den Bentil brauchten, und im Industriegebiet hätten wir am beften Wir waren in einem Erregungszustand, daß wir ein trugen, Erzberger zu ermorden, und dabei dachten, ihn in   Berlin am 27. November 1894 in Köln-   Lindenthal geborenen Studenten Bentil brauchten, und im Industriegebiet hätten wir am besten ausfindig zu machen und das Verbrechen hier auszuführen, fel der Jurisprudenz Heinrich Tillefsen Haftbefehl erläßt. Die Dampf ablaffen können. Da hatte man doch wenigstens einen dahingestellt. Indeffen soll die sehr gründliche Untersuchung er- beiden wohnten seit Ende April bzw. seit Mai 1921 in Begner, den man packen konnte... Wir hätten wohl ganze Arbeit geben haben, daß fie die   Berliner Familie in ihre Moropläne nicht   München, Marimilianstraße 33. Die Feststellung der Mörder ist gemacht und uns wenig um unfachgemäße Anordnungen von   Berlin eingeweiht hatten. durch die badische Polizei erfolgt. Zu dieser Angelegenheit meldet Zu dieser Angelegenheit meldet gefümmert. Fest steht aber die geistige Verwandtschaft zwischen noch die Münchener Zeitung", daß die aussuchung in den Dampf ablaffen nicht wahr, ein schöner Ausdruck für den Mördern und den einzelnen Mitgliedern der   Berliner Familie: Wohnungen der beiden in   München viel belastendes Ma. die Niederschießung von Volksgenossen? In diesem Satz liegt fie geht nicht nur aus der früheren Waffenbrüderschaft" des Sohnes terial zutage brachte, so daß mit Sicherheit anzunehmen ist, die ganze Psyche der Ehrhardt- Bestie enthalten: wenn sie Ab­und der Attentäter in der Brigade   Ehrhardt, sondern auch aus den daß nur die beiden als Täter in Frage fommen. Sie haben vor leitung für den zu Kopfe gestiegenen Gabismus braucht, muß eigenen Aussagen der inzwischen auf freien Fuß gefekten der Tat im Hotel Bum Hirschen" in   Oppenau gewohnt, von wo man ihr schon gestatten, zur Befriedigung nach Gutdünken Kinder der Apothekerswitwe. aus der Mord an Erzberger ausgeführt wurde. Sie wurden durch Menschen niederzuknallen, rheinische Arbeiter, Gareis, Erz­Im Laufe ihres Verhörs auf dem Polizeipräsidium sprach die ihre besonderen Merkmale wiedererkannt. berger oder sonst men. Worin unterscheidet sich diese Psyche Schulz ist eine Tochter( 16 Jahre alt!) vom Schädling   Erzberger". nämlich der Mann, der am linken Ohr verstümmelt ist. von der des Luftmörders Großmann? Auf die Frage, wie sie eigentlich zu einer solchen Bezeichnung Und folche Zeugnisse finden wir in dem Buch auf Schritt Die Münchener Neuesten Nachrichten" berichten, daß die Nach- und Tritt. Ob ein Leutnant beim Löhnungsappell bramar­fomme, was sie eigentlich von der Person und der Fähigkeit des forschungen nach ihrem gegenwärtigen Aufenthalt bisher er basiert: Für 50 Mart Zulage stürze ich je de Regierung, Ermordelen wiffe, geriet fie fofort in größte Berlegenheit, stofferte folglos waren. Bon der in   München eingetroffenen   badischen im Abonnement billiger", ob der Verfaffer der   Berliner Be einige vage Rebensarten zusammen und meinte schließlich:" Das Gerichtsfommission wurde festgestellt, daß in dem Hause Maximilian- Dölferung zuruft: Wer zu nahe tommt, friegt einen Bauch­jagen ja jo viele Ceute!" straße 33 teinerlei verdächtige Zusammenfünfte schuß" und dann höhnisch hinzufügt: Jawohl, Bauchschuß. Der Sohn, früher Fähnrich und jetziger Student, gebrauchte statgefunden haben und daß sich die beiden in der unverfäng. wie Berta, A wie Anna usw.", überall stoßen wir auf den bei seiner Bernehmung in bezug auf Erzberger eine ähnliche Be- lichsten Beise benommen haben., Kein Mensch im Hause gleichen Ungeist abgründiger Roheit, auf den gleichen un­zeichnung. Als man ihn ebenfalls fragte, was er denn gegen Erz- fonnte gegen die beiden den geringsten Argwohn hegen. Als die überbietbaren 3ynismus. Daß diese Gesinnung, die das berger habe, zeigte er fich womöglich noch dimmer als feine beiden von   München abreisten, erklärten sie, daß sie wiederkommen Mordhandwerk mit Schlächterfreude und Blutgier betreibt, Schwester, denn feine Antwort war:„   Erzberger, der trägt die würden.   Tillessen ließ sein Gepäck zurüd. Für die Annahme, daß schließlich Meu chel mörder züchtet ist das wunderbar, Schuld am Reichsnotopfer!" Ueber das Notopfer felbft fie fich etwa in   München, mit Auslandspäffen versehen ist das zufällig? wußte aber der Ehrhardt- Fähnrich nichts. hätten, haben die Erhebungen teine Anhaltspunkte er- Wir könnten auch jenes Prachtwerk heranziehen:" Dent­Alfo ein Bild vollständiger politischer Jgnoranz geben. Die Nachforschungen nach dem Aufenthalt der Flüchtigen schrift der zweiten Marinebrigade", das die Brigade selbst und Borniertheit. Dieses Bild wird aber durch folgende Tat- wurden in größerem Umfange aufgenommen. ( mit weffen Geld?) furz vor dem Butsch herausgegeben hat. fachen vervollständigt und auch erklärlich: Die ganze Familie ist Mitglied der Deufignaflo- Grund der umfangreichen Erhebungen die Personalien ziemlich bewaffneten Arbeiters war das   Biel, auf das jene BTB. meldet noch aus   München: Bekanntlich fonnten auf als Boften Blutwurst"( Breisscheibe). Das Bildnis eines Da finden wir als ganzseitige bunte Illustration„ Spartatus Die kinder gehören alle dem Deutschvölkischen   Schuh- genau festgestellt werden. Die besonderen Merkmale, bas verfüm Heldenschar zu ihrem Bergnügen schoß, auf das Bild des und Truzbund und der bekannten anfifemififchen„ Hammer"-merte Ohr bei Schulz und die abnorme Rafenbildung Arbeiters, wenn lebendige Arbeiter gerade nicht zu haben Grupep an. Das fechzehnjährige junge Mädchen ist Mitglied des bei Tillefsen, die angegeben werden konnten, führten auf die waren. Systematisch ist in dieser Truppe der Geist der Lands­Nationalverbandes   deutscher Offiziersfrauen,   Münchener Spur der Flüchtigen. tnechtsroheit herangezüchtet worden. der dem berüchtigten Nationalverband deutscher Offiziere ange gliedert ist.

nalen Boltspartei.

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Frankfurt a. M., 13. September  .( TU.) Die   Frankfurter Aber gehen wir von der   Brigade Ehrhardt zu ihren Zeitung erfährt aus   München: Wie sicher sich die Täter fühlten, Hintermännern. Sie find nicht schwer festzustellen. Die geiffige Nahrung wird ihnen durch Wulle geliefert: die geht aus dem Umstande hervor, daß sie noch bis vor drei Tagen in Mit naiver Offenherzigkeit plaudert der Berfaffer des oben Familie ist auf das Deutsche Tageblatt" abonniert.   München weilten und sich in ihrer Wohnung aufhielten. Seitdem genannten Buches über jenen Morgen des 13. März, an dem Das ist das Millen, in dem die Meuchelmörder in   Berlin fo find sie spurlos verschwunden. Es sind heute nacht bereits   Ber- die   Brigade Ehrhardt in   Berlin einzog, aus: Infim verkehrten! Daß ihre Umgebung in   München womöglich haffungen in der Studentenschaft und den entsprechenden Gesell- Dr. Kapp stand im Mantel und gab Auskunft. Sogar Luden­noch schlimmer war, liegt auf der Hand. Es find bisher noch teine fchaftstreifen erfolgt. Die Ergebnisse der Vernehmungen werden dorff hatte es herangezogen, auf dem Morgenspaziergang. Anhaltspunkte dafür vorhanden, daß in   Berliner„ völkischen" von der Polizei außerordentlich streng geheim gehalten. Angeblich   Ludendorff war also neben Kapp der er st e, der die Bri­Kreifen Mitwiffer des Attentats vorhanden sind. Die Fäden der sollen sich Anhaltspunkte für das Bestehen eines förmlichen   Rom- gade Ehrhardt in   Berlin begrüßte. Natürlich nur infolge eines Verschwörung laufen offenbar in   München sujammen, wo die plottes ergeben haben. I zufälligen Morgenspazierganges"