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Nr. 437 38.Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Die Stadtverordneten zum Elektrizitätsstreik.

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Stadtbanrat Horten's Nebeneinkünfte.

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Freitag, 16. September 1921

Hierauf wendet sich die Versammlung zur Beratung der An träge, die das

Angestelltenverhältnis der Festefoldeten

der städtischen Werte betreffen. Ein gemeinsamer Antrag der Soz. und U. Soz. vom 8. September will den Magistrat er­suchen, den einstimmigen Schiedsspruch des Groß- Berliner Schlich­

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Ausbesserung der Altruhegelder. Die Stadtverordnetenversammlung hatte daß also in diesem Notfall alle Parteien eine Ausgabe bewilligt tungsausschusses vom 19. August, nach dem für diese Angestellten ein gestern auf ihrer inhaltreichen Tagesordnung auch die Frage hätten, ohne daß die Deckung schon im einzelnen völlig sichergestellt Tarifvertrag abgeschlossen werden soll, anzuerkennen; ein Antrag eines Tarifvertrages für die Festbesoldtender war, gelangen die Ausschußanträge zur Annahme. Daneben wird gleicher Tendenz liegt von den Kommunften vor. städtischen Werte. Im Zusammenhang hiermit wurde festgestellt, daß die einstweilige" Stadtverordnetenversammlung für der neueste Elektrizitätsstreit erörtert, der am Mon- die Zeit ihrer Amtsdauer erwartet, daß die Drucklegung der steno- handlungen und hält dem Magistrat vor, daß durch seine Hals­Dettmer( U. Soz.) gibt einen Abriß des Verlaufs der Ber­tag die Berliner Bevölkerung so unangenehm überrascht hat. graphischen Berichte fortgesezt wird. Noch vor dem Streit der Angestellten der Elektrizitätswerke seminar der Stadt Berlin geht an einen Ausschuß. Der Entwurf der Sagungen über das Berwaltungs- fyndifus Lange die Angestelltenschaft zum Streit und Berlin zu starrigkeit, insbesondere aber durch den Widerstand des Stadt­hatten die Sozialdemokraten und die Unabhän Die Versammlung wendet sich zur Vorlage betr. Erhöhung der gistrats, immer mehr Angestellte zu Beamten zu machen, müsse einer Million Mark Schaden gekommen sei. Dem Streben des Ma­gigen einen gemeinsamen Antrag eingebracht, der für diese Gruppe von Angestellten gemäß dem Schiedsspruch in den städtischen Krankenhäusern. In Klasse III soll der teidiat das Berhalten des Magistrats. Kur- und Verpflegungskosten energisch entgegengewirkt werden. Stadtsyndikus Lange ver des Groß- Berliner Schlichtungsausschusses einen Tarif Tagesfag von 18 auf 25 m. steigen, in der 11. und I. Klasse soll juristisch unhaltbar und hätte auch die Zustimmung des Oberpräsi Der Schiedsspruch sei vertrag forderte. Nachdem gestern der Unabhängige er hinfort 60 b3m. 100 m. betragen; für Kinder unter 14 Jahren denten nur mangels gehöriger Information gefunden. Die Ange­Klaſſe Dettmer für seine Fraktion und zugleich für die Sozial- mit afuten Infektionsfrankheiten soll er in Klasse III 6, fonft 10 m. stellten wollten nur deshalb nicht in die Beamtenbesoldungsordnung demokraten den Anirag begründet hatte, äußerte sich Stadt- betragen. Auswärtige zahlen die doppelten Säge; Ausländer zahlen hinein, weil ihnen deren Säße nicht mehr genügen. Der Streit sei fynditus Lange über den Streif sehr abfällig. Die sozial- in den drei Klassen 80 bzw. 160 baw. 240 m. pro Tag. Alle diese in frivolster Weise vom Baune gebrochen.( Lärm.) demokratische Frattion hielt gleich den Unabhängigen an dem Erhöhungen sollen am 1, September d. 3. in Kraft treten. Der In der weiteren Debatte wird das Verhalten des Magistrats in dem Antrag zum Ausdruck gebrachten Standpunkt fest. Der Magistrat erwartet eine Mehreinnahme von jährlich 10 Millionen fast allseitig verurteilt; nur Frau Beder( Dnat.) Lobpreift den Be Antrag wurde mit den Stimmen der drei linksstehenden Frat- Mart. Dazu liegen Anträge vor: 1. von den Goz., den ergriff des alten preußischen Beamtentums. Auch Lewin( Dem.) tionen angenommen. mäßigten Sah von 6 M. auch für tuberkulöse Kinder festzusehen, findet, daß die Angelegenheit in der Geschichte des Magistrats tein 2. von den U. Soz., die Aufnahme in ein Krankenhaus nicht von Ruhmesblatt ist; doch seien die Angestellten sich ihrer Verantwortung Sihungsbericht. einem Borschuß abhängig zu machen, die Neuerung frühestens am als Angehörige städtischer gemeinnükiger Betriebe nicht voll bewußt Heute haben zwei Dringlichkeitsanträge den Vortritt. 1. Oftober in Kraft ze fehen und als Provisorium bis 31. Dezember gewesen. Oberbürgermeister springt dem Syndikus Lange Der erstere, von der USPD. cingebracht, verlangt zur Gesundung in Kraft zu lassen, den Nichtversicherten mit unter 20 000 m. Ein- bei, indem er darauf hinweist, daß in den Vororten, wo die An­der Berliner Finanzen, Neuverpachtungen oder Verlän- fommen eine Ermäßigung auf die Hälfte zuzubilligen, bei den Vor- gestellten längst Beamte feien, die Werke besser florieren als in gerung von Bachtverträgen im Bereich der Verwaltung arbeiten für die Reform der Krankenpflegeverwaltung die soziale Berlin . Die Erklärung Dettmers, daß man den Angestellten ihr der städtischen Güter und Forsten in Zukunft nur mit Zustimmung Staffelung gebührend zu berücksichtigen, 3. von den Kommunisten, Streifrecht erhalten wolle, wird natürlich von Schalldach( DBp.) der betr. Deputation erfolgen zu lassen. Von der Rechten wird der die Vorlage abzulehnen, den Magistrat zu ersuchen, von der Er- begierig aufgegriffen. Dringlichkeit widersprochen und damit die sofortige Verhandlung ver- hebung von Kur- usw. foften abzusehen und von den Auswärtigen Mit den Stimmen der drei Linksparteien wird der Magistrat hindert. Der zweite rührt von der D. Bp. her und fordert aus nur die Selbstkosten zu erheben, die Ausfälle durch eine direkte aufgefordert, im Sinne der drei Anträge rechtlichen, sozialen und Reinlichkeits" gründen die Abstellung des und progressive Steuer zu decken. In einer sich dem Schiedsspruch zu unterwerfen. Mißstandes, daß die Wohnungsämter Personen, die größere Geldbeträge zahlen, Wohnungen außer der Reihe nachweifen; mit tommt der Magistrat den Wünschen betreffend die Nichtversicherten, die öffentliche Sigung nach 9 Uhr. Nachtragsvorlage Nachdem noch der Antrag der Kommunisten zum Kapitel der diesem Verfahren soll unverzüglich aufgeräumt und der Bersammlung die Aufnahme und die Staffelung entgegen. Feststellung von Hundesteuerhinterziehungen angenommen ist, schließt über die durch die Wohnungsämter vereinnahmten und verans An der eingehenden Erörterung beteiligten sich Frau Dr. Brheimen Gigung zur Erörterung einer Anfrage Eynern Nach Schluß der öffentlichen Gigung fommt es in einer ge. gabten Beträge Rechnung gelegt werden. Gegen diesen Antrag wird ein Widerspruch nicht laut. Dr. Caspari( D. VP.) empfiehlt den Apdzinski( Soz.), Dr. Kirchner( Dnat. Vp.), Thurm( DVp.) über Antrag unter Berufung auf eine Vorlage des Bezirksamts Grune-. S03.), Rintorf( Komm.), Dittmer( Soz.), Streiter ( D. Vp.). Nebeneinfünfte des Stadtbaurals Horten, wald, die diesen Mißbrauch offen zugebe, ruft aber durch seine Aus­führungen über den unermünschten Zuzug aus dem Osten einen der Minderheit. In Folge davon widersprechen 15 Mitglieder dieser Der Antrag der Rommunisten auf Ausschußberatung bleibt in scharfen Protest des Kommunisten Dörr hervor. Vom Magistrats- Bartei der sofortigen Vornahme der zweiten Lesung; geschäftsord­tische wird die Behauptung, daß die Beamten der Aemter Schmiernungsmäßig muß lehtere nunmehr unterbleiben, sie kann erst in der gelder" nehmen, bestritten und außerdem zur Kenntnis gebracht, daß nächsten Sizuna stattfinden. gegenwärtig zwischen der Stadt und dem Oberpräsidenten Berhand­fungen schweben, um in die Zahlung solcher Abstands summen" System zu bringen.( hört, hört!) Nachdem auch 3immermann( U. Soz.) gegen Casparis Andeutungen Ver­wahrung eingelegt hat, überweist die Bersammlung den Antrag einem Ausschuß. Ueber die Ausschußberatung der Vorlagen betr. 1. Gleich stellung der Alt- mit den Neuversorgungsberech tigten und 2. Aufbesserung der Altruhegelder und Alt hinterbliebenenbezüge wegen Abbürdung der durch die bereits erfolgte Bewilligung entstehenden Kosten. Nach den Wa­gistratsvorschlägen foll

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die Deckung der Mehrausgaben,

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die für 1920-1921 zusammen etwa 47 Millionen betragen, durch eine Plakatsteuer, durch Erhöhung der Beherbergungssteuer, durch Ein­nahmen aus den Reftameberträgen und durch Ersparnisse infolge Wegfalls der Drucklegung der stenographischen Berichte erfolgen. Der Ausschuß hat heute vormittag feine abschließende Sigung ge­halten; er hat den Vorlagen und der Erhöhung von 10 auf 15 Proz. zugestimmt und verlangt außerdem die unverzügliche Borlegung einer Plakatsteuerordnung und Ueberweisung derfelben und feiner Unterlagen an den Ausschuß zur Prüfung, ob tatsächlich eine Ein­nahme von 25 Millionen aus der Plakatsteuer zu erwarten ist. Nach längerer Erörterung, in welcher Dr. Lohmann( S03.) feststellt, daß in der vorletzten Ausschußsihung der einstimmige Beschluß dahin ging,

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die erhöhten Beträge fofort auszuzahlen,

Fräulein.

Von Paul Enderling .

Copyright, 1820, by J. G. Cottasche Buchhandlung Nachf. Stuttgart u. Berlin Liebe Minna, was ich dir sagen wollte-" Frau Görle schlug das Herz bis zum Halse. Was würde nun kommen? Warum spannte sie sie jedesmal aber auch

jedesmal auf die Folter?

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Ist Thea zu Hause?"

Nein, fie ist zur Kirche."

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den Forstbetrieben der Stadtgemeinde Berlin beschäftigten Ein vom Magistrat vorgelegter Tarifvertrag für die in Arbeiter will mit einigen Vorbehalten diese Kategorie unter den Tarif für die städtischen Gutsarbeiter stellen. Dörr( Komm.) be­fämpft die Absicht des Magistrats, der den berechtigten Ansprüchen der Forstarbeiter nicht gerecht werde. Stadtrat Bosch stellt feft, wie des Landarbeiterverbandes erhalten hat und daß entsprechend daß der Vertrag sowohl die Zustimmung des Gemeindearbeiter ihrer schwereren Arbeit den Forstarbeitern gegenüber den Güter arbeitern eine ganz wesentliche Lohnerhöhung zugestanden ist. Nad einer mehr persönlichen Auseinandersetzung zwischen 3immer mann( U. Soz.) und Dörr gehen die über die Vorlage hinaus­gehenden Anträge der Komm. an einen Ausschuß; der Tarif­Sigung im Saale verteiltert, den Preffevertretern nicht zugänglich vertrag selbst wird angenommen. In einer erst während der gemachten Vorlage zieht der Magistrat aus seiner Zustimmung zum Schiedsspruche in Sachen der neuen Lohnforderungen der städti­fchen Arbeiter die finanziellen Konsequenzen. Ohne Debatte wird beschlossen, alle über die Vorlage hinausgehenden

Erhöhungsanträge einem Ausschuß zu überweisen, die Deckungsfrage gleichfalls in einem Ausschusse zu beraten. Der Vorlage wird im übrigen anscheinend zugestimmt. Die Anträge Gäbel( Romm.) betr. die unentgeltliche Beförde­rung der Schulkinder aus Mahlsdorf - Süd zur Schule in Mahls­ dorf - Oft und betr. die Schulspeisung von Schultindern sowie der Antrag Weyl( U. Eoz.) betr. den Achtuhrhäuserschluß gehen an Aus­schüsse.

" O ja. Sie ist bescheiden und fleißig." Frau Görke blickte mißtrauisch auf die Fragerin.

" Es ist doch eigentlich eine riskante Sache, Minna." Aber warum denn?"

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" Gott , ein junges, hübsches Mädchen zu Mann und Sohn

setzen Frau Görte schrie auf:" Berta, was du einem aber auch ins Ohr zu setzen verstehst!"

"

Tante Berta war beleidigt. Es ist das Unglück der Leute, wenn sie nicht hören wollen. Dann müssen sie fühlen." Und fie trant den letzten Rest des Portweins aus und rauschte

" Zur Kirche? Hm, wenn sie nur nicht nach Jäschfental davon. hinaus ist-"

Wie meinst du das?"

" Nun, im Jäschtentaler Wald ist es doch so schön und amüsierlich." Tante Berta spielte mit ihrem Gegenüber wie eine alte, erfahrene Raze mit einer armen Maus.

"

Aber Berta, rede doch nicht solchen Unsinn! Was sollte Thea Sonntagvormittags draußen im Wald?"

Das wird sie dir nicht verraten, liebe Minna; ebenso­wenig wie sie es mir verraten hat. Aber vielleicht weiß es der Herr Gymnasiallehrer Henning." " Henning, der fleine Dide?" " Ja."

Berta, was ist mit ihm?"

Endlich bequemte sich Tante Berta zum Erzählen.

Im Grunde war sie zufrieden: fie hatte eine Nachricht überbracht, die noch niemand in der Familie wußte und die wie Sprengpulver wirken mußte.

Sie hatte ihre Sonntagsfeier weg...

In der Wohnstube lag der alte Julius Görke bäuchlings der ganzen Länge lang auf dem Fußboden.

Unter ihm lagen Bogen, bedeckt mit einem genealogischen Baum, an dessen Aeften und Seitenästchen Täfelchen angezeich­

net waren.

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ziehe. Auf Antrag Dörr( Komm.) wird die Deffentlichkeit der die er angeblich bei Kriegsgesellschaften bezogen habe und noch be. Sigung wieder hergestellt. Oberbürgermeister antwortet, Horten habe bei einer Verwaltungsstelle der Reichsregierung ein Jahreseinkommen von 50 000 m. gehabt und noch nach dem Antritt habe der Magistrat das nicht genehmigt. In der Besprechung be­feines Stadtratsamtes ein Viertel davon weiterbeziehen wollen, doch hauptet Schmidt( Komm.), Monate hindurch sei Horten durch den Magistrat an feiner Arbeit gehindert worden. Oberbürgermeister Böß meist diesen Borwurf zurüd. Dörr( Romm.) glaubt, die Anfrage in Sachen Horten als bestellte Arbeit des Magistrats be= Böß aufs entschiedenste entgegen. 2übide( Dnat) fündigt an, zeichnen zu sollen. Auch diesem Bormurf tritt Oberbürgermeister feine Graftion werde in der Angelegenheit Horten einen besonderen Untersuchungsausschuß beantragen. Damit ist die Anfrage erledigt.

Reformen auf den Rummelplägen.

Einschränkung des übermäßigen Musiklärms.

In der Abwehrbewegung der Berliner Schausteller gegen den vom Polizeipräsidium angedrohten 8- Uhr- Schluß ist gestern die Entscheidung erfolgt. In einer überfüllten Versammlung der Schausteller, die gestern nachmittag in den Sophien­fälen stattfand, berichtete die Verhandlungskommission, das Polizei präsidium fei den Wünschen der Schausteller entgegengekommen und habe entschieden, daß nach wie vor der 10 Uhr Schluß im allgemeinen für die Berliner Rummelplähe gelten folle. Die Vorbedingung sei aber, daß die Schausteller die von ihnen zugesagten Reformen auf den durchführen, vor allem dem übermäßigen und die Anwohner störenden Lärm auf den Bläßen ein Ende machen. Die Kommission hat die Garantie für solche Reformen übernommen. Heute will

Blägen

" Julius, hast du denn nicht gehört? Dottor Henning ist da!" Er zeichnete ruhig weiter sein Täfelchen. Ich habe näm­lich herausgefunden, daß die Kuschles in Tuchel mit uns ver­wandt sind," sagte er endlich, als sei das die Antwort auf ihre Frage. Durch die Lunizens sind sie mit uns verwandt, die von Tafel G IV, weißt du. August Louis Lunik war in erster Ehe mit einer Roja Kuschle verheiratet."

Sie rang die Hände." Ich hab' dir den guten Rod hin­gelegt, Julius. Du mußt jezt herauskommen. Der Henning wartet schon lange. Ich glaube, er will um unsere Thea an­halten." Görke erhob sich. Gut, gut. Er fann aber ruhig warten. Er ist noch jung."

,, Und bürste dir die Knie ab!"

Draußen ging fie zu Fräulein. Ihr trauriges Gesicht sah noch um eine Schattierung trauriger aus. Er hat wieder den Familienfimmel!" Sie hatte all diese weitläufige Berwandt­schaft immer im Berdacht, daß sie irgendwie Ansprüche auf das Görfesche Vermögen machen könnte.

Fräulein überhörte den Ausruf und fragte: Soll ich Thea abholen?"

" Ja, gehen Sie doch zur Marienkirche. Thea geht sonst noch mit Gerda mit. Sagen Sie ihr, daß Herr Henning ge­fommen ist. Er tommt ein bißchen früh am Tage. Ach Gott ja, wenn man auf Freiersfüßen ist!"

fchon

" Gewiß, gewiß." Fräulein fuhr in ihr Jackett. Als sie in der Türe war, rief Frau Görle fie nochmals zurüd. Meinen Sie, daß es ein Glück für Thea ist?" Fräulein lächelte: Benn fie ihn lieb hat?"

"

Mit halblauter Stimme las er Namen, Geburtsnamen, Stadtnamen, Ordensauszeichnungen. Seit hundert Jahren hatte er die Familie Görte mit ihren Verzweigungen da unter Thea war mit dem Gymnasiallehrer gesehen worden, wie fich wenigstens das, was er herausgefunden hatte. Nach er ihr am Waldhäuschen die Hand und den Arm bis zum feiner Methode war man mit der ganzen Provinz verwandt. Ellbogen gefüht hatte. Und sie hatte sich nicht gewehrt, be- Reiner in der Familie glaubte an diesen Stammbaum. wahre, vielmehr gelacht und ihn auf jeden Fall mehr verlockt Aber jeder hörte andächtig zu, wenn Julius Görke wieder als vertrieben. Und dabei ist er vor furzem noch Kandidat einen Berwandten irgendwo entdeckt hatte. Dies war die ,, Ach Gott, er ist Gymnasiallehrer. Mit der Zeit wird er gewesen und erst diese Ostern richtig Lehrer geworden," schloß einzige Romantit feines sonst so prosaisch nüchternen Daseins; es wohl bis zum Oberlehrer bringen oder zum Professor. Aber fie ihren Bericht. was in ihm an Phantasie vorhanden war viel war es nicht viel Gehalt friegen sie doch nicht. Oder erst, wenn sie alt und Frau Görke schlug die Hände zusammen: Wenn nur, arbeitete hier und ging wunderliche Wege. Kein Mensch grau sind. Ich weiß es von meinem Bruder." Frau Görke mein Mann nichts erfährt!" mar. wenn diese Stimmung ihn überkam, sicher davor, von war dicht daran, in Tränen auszubrechen. ihm nach dem Namen der Großmutter und nach anderen Ver­wandten ausgeforscht zu werden, die vielleicht irgendwo zu einem Görfe Beziehungen hatten.

,, Aber man wird es ihm doch sagen müssen." Tante Berta war vollgesogen voll Entrüstung. Er als das Haupt der Familie muß doch wissen-"

Ach Berta, das verstehst du nicht." Und sie goß, um nur etwas zu tun, ihr ein neues Glas Portwein ein.

Eine Weile hörte man nur das kleine Schlückert und Gluckfen in Tante Bertas Kehle. Eine Fliege stieß fummend an die Scheiben. Das Tuten eines Dampfers tlang von weitem herüber. Alles war so fonntäglich still und feierlich

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Es war sein großer Kummer, daß feine Ahnengalerie auf­zuweisen war. Ringsum in der Heiligen Geistgasse, in der Langgasse, am Langen Markt, in der Frauengasse überall faßen die alten Patriziergeschlechter, die in schweren ver­schnörkelten Rahmen ihre Ahnen an den Wänden hatten. Die Görfes hatten allezeit anderes zu tun gehabt, als sich malen

In diese Stille fiel plötzlich die Frage der Tante: Bist zu lassen. du eigentlich mit deinem Fräulein zufrieden?"

Frau Görfe trat ein.

Nun, verhungern werden sie ja nicht." Das sagen Sie so, Fräulein."

Und Herr Görte fann ja glücklicherweise nachhelfen-" Frau Görfe fuhr zusammen, als stünde schon einer, mit der Pistole in der Hand, mitgiftfordernd vor ihr. Sie hatte einen ehrlichen Schreden bekommen.

Die Uhr schlug elf.

,, Es ist Zeit," sagte Fräulein, sonst treffe ich Thea nicht." " Ja, gehen Sie nur!"

Frau Görte ging zu dem Bewerber zurüd.

( Farts. folgt.)