zentrale kannte. Es ergab sich weiter, daß bei den Dokumenten- funden in chall« das Bestehen einer illegalen Zeitfreiwilligen-Organisalion unter Beihilfe amtlicher Reichswehr st ellen entdeckt wurde. die dann im Aufstand vom März noch eine besondere Rolle gespielt hat. Das stellte sich bei einem weiteren Punkte heraus. Der Regierungspräsident v. Gersdorff hatte als Zeuge über die sächsische Schutzpolizei im allgemeinen und die Hallenser Schutz- polizei im besonderen ein wegwerfendes Urteil gesälll, das in den Kreisen der Schupobeamten größte Erregung verursacht hat. In eindruckvollster Weise trat Oberpräsident Hörsing für seine Beamten ein, die im Märzausstand 60 Tote zu beklagen hatten. Die Schul: an den Mißständen in Halle trifft allein den früheren militärischen Kommandanten, einen adligen Oberst, der unter Umgehung seines direkten Borge- setzten, des Polizeidirektors Dölz, trotz wiederholter gegenteiliger Anweisung nur mit dem Regierungspräsidenten o. Gersdorff verhandelt und sich um den Polizeidirektor einfach nicht gekümmert hat. Dieser Herr hat es auch fertiggebracht, anläßlich des mittel- deutschen Aufstandes gegen ausdrückliches verbot eine Zeitfrei- willigenabkeilung aus Studenten und Offizieren aufzustellen. Die Hundertschaft, der diese angegliedert waren, hat sich besonders durch Vrutaliiäten und Aeberzriffe hervorgetan, gegen eine Anzahl Zeitfreiwilliger schweben Per- fahren, zwei sind bereits wegen Diebstahle bestraft. Erst daraufhin hat sich Herr v. Gersdgxff veranlaßt gesehen, die A b- berufung dieses Kommandanten zu beantragen. Unter dem neuen Kommandanten geht alles gut und reibungslos. Zum Schluß kam der sogenannte„Amnestieerlaß" des Majors Folte heran, auch hier völliger Hereinsall der Rechten. Nicht nur bestätigte sich wieder, daß Major Folte als Unterorgan des Entwaffnungskommisiars vollkommen rechtmäßig gehandelt hat, als er für Ablieierung Straffreiheit nach dem Entwaisnuiigs- gesetz versprach, sondern es stellt« sich noch weiter heraus: Der deutschnationale Regierungspräsident v. Gers- dorfs als Bszirksentwoffnungskommisiar hatte Folte ursprünglich nicht nur beauftragt, Straffreiheit für Waffenablieferung zuzusichern, sondern sogar hohe Velohnungen an die lleberbringer zu zahlen. Das Letztere ist nur durch die Intervention H ö r s i n g s, der dienstlich mit der Angelegenheit nichts zu tun hatte, v e r h i n- dert worden. Das über vierstündige Verhör des Oberpräsidenten bedeutete eine vollkommene Vernichtung der deutschnatio- nalen Ankläger,
Sozialöemotratisiher Wohlfahrtstag. CB. G'ö r l i tz, den 15. September 1921. (Telegraphischer Bericht.) Den Verhandlungen des Sozialdemokratischen Parteitages in Görlitz geht als erste Veranstaltung eine besondere Wohlfahrts- tagung des Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt voraus, eine Veranstaltung, wie sie in dieser Form zum erstenmal von der Partei organisiert worden ist. Das Bedürfnis danach hat freilich schon lange bestanden und das Interesse für die besonderen Fragen der Arbeiter- Wohlfahrt in der Partei muh sehr stark fein, denn zu der heutigen Tagung hatten sich über 200 Delegierte und Gäste eingefunden, dar- unter auch zahlreiche Vertreter von Behörden und Körperschaften � des öffentlichen Rechtes. Der Saal des„Tivoli"', in dem die Tagung stattfindet, ist schlicht mit Blumen geschmückt. Ueber der Bühne leuchtet in großen Buch- staben Goethes Wort: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut. Punkt- lich um 10 Uhr eröffnet die Vorsitzende des Hauptausjchusses für Arbeiterwohlfahrt, Genossin Alarie duchacz, die Tagung mit kurzen Begrüßungsworten. Im Namen des Ortsausschusses heißt sie der Landtagsabgeordnete Genosse Eberle-Görlitz willkommen. Er gibt eine Ueberficht über die Wohlfahrtsausschüsse und Wohlfahrtscin- richtungen der Stadt Görlitz und spricht seine Ueberzeugung aus, daß nur das einheitliche Arbeiten aller Freunde des werktätigen Volkes auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege den Wiederaufstieg aus dem heutigen Dunkel zum Licht ermöglichen könne. Ministerialrat Dr. kahrstädt vom Reichsarbeitsministerium und Frau Wilhelmine kähler im Namen des Reichswirtschaftsministe- riums geben den guten Wünschen der Reichsregierung sür den Er- folg der Tagung Ausdruck. Dr. Kahrstädt weist besonders auf den wahnsinnigen Luxus hin, der sich namentlich in den Badeorten immer mehr breit mache, während in weiten Arbeiterschichten das größte Elend herrsche. Hier sei es Aufgabe aller Wohlsahrtseinrich- tungen, in allen Volksgenossen das Gefühl der Verantwortlichkeit für das Gedeihen des Volkes zu wecken und zu stärken. Auch Frau K ä h l e r betont die Notwendigkeit einer einheitlich arbeitenden Wohlfahrtspflege, um die Volksgefundheit wieder herzustellen und die Spuren der Blockade und des Krieges allmählich zu verwischen. Im Namen der Stadt Görlitz bieten Medizinalrat Dr. Herford als Vertreter des Magistrats und Stadtrat Torge als Vertreter des städtischen Wohlfahrtsamts das Willkommen: Die Wohlfahrtspflege erfordere zwar in allen Städten große Mittel, sichere aber auf der anderen Seite für die Zukunft große Ersparnisse. Darauf hielt Frau Helene Simon-Schwelm zum ersten Punkt der Tagesordnung ein großangelegtes Referat über die Ausgaben und Ziele der modernen Dohlsahrlspslegc. Die moderne Wohlfahrtspflege wurzele in der allmählichen Ersetzung der Pflege der Armen durch die Verhütung der Klassen- armut unter Ausschaltung armenrechtlicher, strafrechtlicher und polizeilicher Gesichtspunkte. Die moderne Wohlfahrtspflege erstrebe die zur allgemeinen Gesundheit und Leistungsfähigkeit erforderliche Lebenshaltung aller Volksgenossen. Sie fei ihrer Natur nach un- politisch, wenn auch ihre Ausgestaltung und das Tempo der Erfüllung von politischen Voraussetzungen abhänge. An die Stelle der Frage nach Würdigkeit und Unwiirdigkeit müsse die Frage nach h e i lb o r k e i t und Unheilbarteit treten. Der Heilbare sei zu heilen, der Unheilbare zu versorgen oder unschädlich zu machen. Der Leistungslohn sei eine Forderung der Produktion und der Ge- rechtigkcit. Die Wohlfahrtspflege habe einen Ausgleich für den Lei- stungslohn je nach Alter, Familienstand und geminderter Leistungs- fähigkeit zu schaffen. Die Wohlfahrtspflege im allgemeinen Sinne umfasse die Summe der vorbeugenden, heilenden und versorgenden, der gesundheitlichen, der mutterrechtlichen, der jugendrechtlichen, der arbeiterrechtlichen und elternrechtlichen Maßnahmen, die erforderlich wären, um die Gesamtheit des Volkes in gute körperliche, geistige und sittliche Gesundheit zu bringen. Eine strenge Scheidung von Volkswohlfahrtspflege und Sozialpolitik fei nicht möglich. Die all- gemeine Aufgabe der Wohlfohrtsoslege liege in der Bekämpfung der Ursachen der Not und der Verhütung körperlicher, geistiger und sitt- licher Verelendung. Ursache der Armut seien Arbeilsmangel und Arbeitsunfähigkeit. Der Arbeitsmangel sei im wesentlichen ein Problem der Wirtschast und der Organisation der Arbeit. Grundlage zur Verhütung der Arbeitsunfähigkeit sei das Gesundheitswesen. Die Mutterschaft müsse als wirtschaftliche Leistung bewertet werden. Die Jugendpflege sei in der Form eines Unmündigkeitsgesetzcs von der Geburt bis zur Mündigkeit einheitlich zu regeln. Ausgabe der Wirtschaftsorgani- sation bezüglich der Arbeitsbeschaffung sei es, die Arbeitslosigkeit auf die Fälle einzuschränken, die gesellschaftlich unvermeidlich und per- sönlich unverschuldet wären. Für alle Arbeitsfähigen gelte- als Grundsatz die A r b e i t s p f l i ch t. Je nach der Ursache der Arbeits- scheu müsse sie wohlfahrtspflegerisch behandelt werden. Arbeits- unfähige ältere Leute seien angemessen zu versorgen. Die Wohl- fahrtspslege könne zur Vcrbrechenvcrhütung mehr beitragen als die Strafe. Die Durchführung der Wohlfahrtspflege habe zu geschehen durch Versorgung und Fürsorge, durch umgehende Hilfe am Aufent-
Die Nöröer Crzbergers. Wir bringen heute die Bilder der noch immer gesuchten Mörder Erzbergers. Wie wir erfahren, sollen die Bilder in den nächsten Togen überall plakatiert werden, um die Aufmerksamkeit der weite- sten Kreise auf die deutschnationalen Verbrecher zu lenken. * Aus München verbreitet Wolffs Bureau heute folgende selt- same, sicher aus Polizeiquelle stammende Meldung:* Die Fahndung nach den Tätern, die Erzberger er- mordeten, ist momentan zu einem Still st and gekommen. Neue Verhaftungen fanden nicht mehr statt. Es ist nur das eine festgestellt(??), daß eine geschlossene Organisation für politische Morde nicht besteht. Die Verhafteten sind von der Brigade Ehrhardt her Freunde und hatten des öfteren, um die Freundschaft weiter zu pflegen, im Deutsch - völkischen Schutz, und Trutzbund, dem sie angehörten, Zusammenkünste. Am Mittwoch traf ein Bruder des flüchti- gen Tillessen hier ein, um sich der Staatsanwaltschaft zur Der- fügung zu stellen. Er wohnte in einem hiesigen Hotel und trug sich auch mit seinem richtigen Namen ein. Das machte den Portier stutzig, weshalb er die Polizei von dem angeblichen Hiersein des Tillessen , nach dem gefahndet wird, verständigte. Der Bruder des Tillessen wurde noch nachts einer Kontrolle unterzogen, wobei sich herausstellte, daß die Annahme des Portiers unrichtig war.
Haltsort, durch Familienfürsorge, durch Wohlfahrtskurse für Arbei- tcrinnen und durch den Ausbau der gesamten Wohlfahrtspflege im Sinne der Verhütung, Heilung und Versorgung. Die Ausführungen der Rednerin fanden lebhaften Beifall. Im Anschluß an ihre Referat sprach Bürgermeister Dr. Caspari (Brandenburg ) über die gesetzlichen Grundlagen und den organisatorischen Ausbau der Dohlfahrlspflege. Caspar! bezeichnet als Wohlfahrtspflege die Summe aller Ve- strebungen, die dahin gehen, auf Grund rechtlicher Ansprüche durch vorbeugende, heilende und versorgende Maßnahmen die Allgemein- heit zu fördern. Durch die Förderung des Individuums schaffe und fördere die Wohlfahrtspflege den Schutz der Allgemeinheit. Die Wohlfahrtspflege dürfe sich nicht auf freiwillige Leistungen beschrän- ken, sondern müsse sich durchgängig auf das Recht gründen. Es gelte am Individuum zu arbeiten zum Segen der Gesellschaft. Bei der Tuberkulose z. B. nmsse neben dem Schutz für die Tuberkulösen ein Schutz der Gesellschaft gegen den Tuberkulösen geschaffen werden: gegebenenfalls müsse der Tuberkulöse auch gegen seinen Willen aus seiner Umgebung entfernt werden. Man dürfe nicht den Gedanken auskommen lassen, als ob der Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt und seine Orts- und Bezirksausschüsse Wohltätigkeitsver- eine wären. Die Wohlfahrtspflege der Sozialdemokratie sprieße nicht aus dem Boden der landläufigen Charitas. Der Altruismus gehöre zum Begriff der Wohlfahrtspflege. Wir wären nicht So- zialdemokraten, wenn wir nicht, im Schuh der Schwachen ein Kullurelemenk erblickten. Wir müssen es mit dem Worte halten, daß August Bebel in seinem Buche„Die Frau und der Sozialismus" gcschrie- den hat:„Wer durch irgendeinen Umstand arbeitsunfähig ist, für den ist die Gesellschaft einzutreten verpflichtet." So bedeutet auch Wohlfahrtspflege in höherem Sinne Arbeitskraft zu solcher werden zu lassen. Die bestehende Armenpflege, insbesondere das Gesetz über den Unterstützungswohnsitz, lassen jedes fürsorgerische Moment oer- missen. Die Wohlfahrtspflege muh von Staats wegen zur Wissen- schaft erhoben werden. Jedoch müsse die Zersplitterung in der Wissenschaft wie in der Praxis aufhören, da sie zu einer Verschwen- dung von Mitteln führe. Bei allen Fordcrungn müsse man sich dar- über klar sein, daß man sie nur durchsetzen könne, wenn man die politische Macht habe. Wir müssen also kämpfen, um das Erreich- bare durchzusetzen. Auch für vorbeugende und heilende Momente muß der Rcchtsboden gefunden werden. Man muß die vorhandenen Kräfte und Möglichkeiten nützen, also vorbeugen, die geschädigten Kräfte wieder herstellen und die völlig Arbeitsunfähigen versorgen. Als Gebiete der Wohlfahrtspflege kommen in Betracht: das gesamte Armenwesen, die Kriegsfolgenhilse, die Jugend- wohlfahrt, das Volksbildungswesen, das Gesund- h e i t s w e s e n. Zu den gesetzlichen Grundlagen der Wohlfahrts- pflege gehören neben dem großen Komplex des bürgerlichen Rechts, insbesondere des Familienrechts, das Unterstützungewesen, das Frei- zügigkeitsgesetz, das Militäroersorgungsgefetz. die Erwerbslosenfür- sorge, das Gesetz über die Beschäftigung Schwerbeschädigter, die Krüppelfürsorge,' dos Kinderschutzgesetz, das Iugendwohlsahrtsgesetz usw. Leider hat der bürgerliche Block im Reichstagsausschuß die ur- sprüngliche Fassung des Iugendwohlfahrtsgesetzes wesentlich ver- schlechtert. Bedauerlicherweise hat man bisher versäumt, ein Reichs- wohlfahrtsministerium zu schassen. Bei den kommunalen Wohl- fahrtsämtern ist durch die Initiative und den Einfluß der Sozial- demokratie schon viel erreicht worden. Zur Deckung der Kosten der Wohlfahrtspflege ist es notwendig, daß die Reichsregierung durch vernünftige Steuergesetze die Möglichkeit gibt, den Luxus und das Schlemmerleben zu erfassen. Bei solchen Maßnahmen wird die Ar- beiterschaft sich geschlossen hinter der Regierung finden. Die Gewerk- schaften müssen, wie sie in letzter Zeit für Rußland eingetreten sind, auch für Deutschland eintreten und praktischen Sozialismus treiben. Die Sozialdemokratie ist berufen, Menschen im Dienst der Wohl- fahrtspsiege heranzubilden.(Lebhafter Beifall.) Die Diskussion über die beiden Referate findet gsmeinsam statt. henny Lehmann hält es für bedenklich, daß der Entwurf des Verwahrungsgesetzes den Armenbehörden das Recht zuteilt, Anträge auf Verwahrung zu stellen. Dieses Recht werde allzu leicht unbequemen Personen gegenüber angewandt werden. Hin- gegen fehle eine Sonderbestimmung bezüglich der gemeingefährlichen Trinker. Bürgermeister Kleeis(Aschersleben ) bestreitet gegenüber Frau Simon, daß es Aufgabe der Wohlfahrtspflege fein könne, die Klassen- armut zu überwinden. Das fei Aufgabe der sozialistischen Bewe- gung.. Die Wohlfahrtspflege könne nur in den einzelnen Fällen ein- greifen, in denen sozialpolitische Maßnahmen noch nicht ergriffen seien. Notwendig sei die einheitliche Organisierung der Wohlfahrts- pflege im ganzen Reiche. Als Vertreterin der organisierten Witwen und Waisen Deutsch- lands erhebt Frau Lüneburg Einspruch dagegen, daß diese bisher noch immer der Armenpflege unterstehen.
Ernst Schulze vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschäftsbund weist die Angriffe des Referenten Dr. Caspori auf die Eewcrkschaf- ten zurück. Der Gewerkschaftsbund habe nicht nur den hungernden Russen geholfen, sondern auch für die Notleidenden in Deutschland schon vorher alles getan, was in seinen Kräften stand. Schwester Lotte Möller(Hörde) betont die Notwendigkeit der Aufklärung innerhalb der eigenen Partei, besonders in der Behand- lung der unehelichen Mütter. Frau Schröder(Altona ) bringt eine Entschließung ein, welche die Weiterbeschäftigung der weiblichen Beamten und Reichsangestell- ten fordert, die Mütter werden. Gerade durch die Arbeit könnten diese Frauen vor großem Unglück bewahrt werden.(Beifall.) Landtagsabgeordnete Frau Ege(Frankfurt a. M.) bittet um die Mitarbeit der gesamten Wohlfairrtspflegr beim Kampfe um das Hebammengesctz und die Krüppelfürsorge. Stadtrat Mohs(Berlin ) klagt über Bureaukratismus und un- nütze Schreibarbeit in der Wohlfahrtspflege und empfiehlt Sparsamkeit beim Aufbau der Organisation. Schindler(Stuttgart ) spricht sein Bedauern über die Bestimmung im Jugendwohlfahrtgesetz aus, wonach bei der Wohlfahrtspflege in Anstalten und in der Familie das Glaubensbekenntnis zu berück- sichtigen sei. Hartz(Königsberg ): Wir Frauen sollten in der Wohlfahrtpslege tätig mitwirken. Das Theorettsieren können wir den Männern über- fassen. Frau volleschel(München ) fordert schleunige Schaffung des Reichswohlfahrts- und Reichsjugendgesetzes. Henke-Görlitz fordert eine alkoholgegnerische Gesetzgebung. Franz(Chemnitz ): Die Gewerkschaften werden jede Durch- brcchunq des Achtstundentages entschieden bekämpfen. hildau(Werdau ): Die Kirche fängt mit der Wohlfahrtspflege die Arbeiter ein. Wir brauchen praktische Wohlfahrtsarbeit. Frau Wochenheim(Berlin ): Die Mittel für die Wohlsahrtspfleoe aufzubringen ist nicht Ausgabe der Gewerkschaften, sondern Pflicht des Staates und der Besitzenden. Die freie Wohlfahrtspflege muß abgebaut und die gesetzlich gesicherte Wohlfahrtspflege geschaffen werden. Mehrere Rodnerinnen betonen den hohen Wert der Quäker- speisung. Sämtliche vorliegende Anträge werden dem Resoluttons« ausschuß überwiesen._ watter berichtigt. General von Watter, mit dessen Verhalten während der Kapp- Wochen wir uns in letzter Zeit wieder beschäftigen mußten, sendet uns heute folgende Berichtigung: Auf Grund des§ 11 des Preßgesetzes fordere ich Sie auf, fol- gende Berichtigung Ihres Artikels in der Sonntagsausgobe vom 28. August 1921 mit der Ueberschrift:„Ist er dumm oder tut er nur so?" zu bringen: 1. Es ist unrichtig, daß ich in Karlsruhe an einer Verschwörer- sitzung, die einen rechtsbolfchewistischcn Charakter hatte, teil- genommen habe. 2. Es ist unrichtig, daß ich unter Eid- und Verfassungsbruch als Kommandeur der Reichswehrdivision in Münster am Kapp-Putsch mitgewirkt habe. Die endgüttige Klarstellung wird das inzwischen von mir ein- geleitete Gerichtsversahren ergeben. 5)ochachtungsvoll Frhr. von Watter, Generalleutnant a. D. Wir geben der Berichtigung aus gesetzlichen Gründen Raum, sehen im übrigen aber der gerichtlichen Klarstellung mit ruhigem Interesse entgegen, wie wir das auch schon den Anwälten des Herrn Generals vor Eingang dieser Berichtigung geschrieben haben._ ftuslanörunöschau. In■ der gestrigen Sitzung der Völkcrbundversamm- lung wurde unter allgemeiner Teilnahmslosigkeit über die bo- livianisch-chilenijche Streitfrage gesprochen, die einem Rechtsausschuß zur Berichterstattung überwiesen wurde. Etwas mehr Interesse begegnete sodann die Erwähnung des W i l n a- Konfliktes durch Lord Robert Cecil . Berichterstatter Hymans bat um noch einige Tage Geduld. Der Norweger Lange wandte sich lebhaft gegen die Untätigkeit des Völkerbundrates in der Ab- rüstungsfrage, die einer permanenten Kommission von M i- litärs überlassen werde, in der nicht der Völkerbundgeist, sondern der militärische G e i st zum Ausdruck kommen müsse. Der Vertreter Griechenlands , F r a g u l i s, hielt unter großem Beifall eine Rede über die allgemeinen Probleme des Völkerbundes und über die Orientfrage: er verlangte eine möglichst große Er- Weiterung des Völkerbundes. — Die Kommission für die Auf- nahmegesuche beschloß, die Aufnahme von Lettland und Li- tauen zu empfehlen. Einem südamerikanischen Journalisten gegenüber erklärte C a i l l a u x in einer Unterredung, daß der angebliche Frie- densvertrag von Versailles in Wirklichkeit für die Welt w i r t- schaftlich den Krieg bringe. Der Versailler Vertrag erscheine ihm viel eher als ein m-i t t e l m ä h i g e r Waffenstillstand. De V a l e r a erklärte in seiner Antwort an Lloyd George , er sei bereit, in eine Besprechung mit ihm einzutreten, aber nur als Vertreter eines souveränen Staates. Irland wolle die„Regierung mit Zustimmung der Regierten, so wie sie von den einfachen Männern und Frauen der Welt verstanden wurde", als Lloyd George am 16. Januar 1918 in einer Rede feine Zustimmung zu den Wilsonjchen Grundsätzen zum Ausdruck brachte. Oestcrreichifcherseits werden neue Ueberfälle durch ungarische Banden gemeldet, ebenso an gefangenen Wehr- männern begangene Greueltaten.
Die Not der Zeitungen. An unsere Leser I Unseren Lesern sind die Kämpfe bekannt, die da? deutsche ZeitungS- gewerbe fortgesetzt in der PapicrpreiSfrage, der Anzeigenstcuerfrage, der Gütertariffrage usw. zu führen hat, um sich die Existenz- Möglichkeit zu erhalten. Die allgemeine Teuerung, die sich augenblicklich wieder auf ansteigender Kurve bewegt, ist auch nicht spurlos an dem ZeitungS- gewerbe vorübergegangen. Eine kurze Ueberficht über die Verteuerung der HerstellungS« kosten der Zeitungen möge unseren Lesern daS Verständnis dafür näherbringen. So kosten vor dem Kriege gegenwärtig Druckpapier... v. � 190 ßZ 21,— M. 848,— M. Druckfarbe........ 100, 45,—, 750,—„ Srercotypmetall...... 100, 42,—„ 700,—, Maschinenöl....... 100„ 80,—„ 1000,—, Außerdem wird daS Gewerbe durch die immer weiter steigenden Gehälter und Löhne für die Angestellten und Arbeiter und durch die Ausgaben für den Redoktions- und Geschäftsbetrieb bis zur Grenze des Erträglichen belastet. ÄuS allen diesen Ursachen heraus sieht sich die unterzeichnete Vereinigung gezwungen, vom 1. Oktober 1021 ab, eine Erhöhung der Abonnementspreise eintreten zu lasten. Sie verbindet damit die Hoffnung, daß die Leser auch weiterhin, in Anerkennung der zwingenden Notwendigkeit dieser Maßnahm«, ihren Blättern die Treue halten werden. Vereinig««]} Srohstadtischer Zeitungsverleger E.V.