fÄfcf Iforfaf wTf efnrt ffropeltofAt?otti luuft�lffd�ett �ropa« ganda cmschcmllch schilderte. Alle diese Stimmen waren uns werwoll als die Bestätigung dafür, daß wir uns mit unserer Politik auf dem richtigen Wege befinden. Sie zeigte uns auf, welche Bedeutung das Vorbild der deutschen Sozialdemokra- ten für die Bruderparteien des Auslandes immer noch hat. Daß wir auch einen Vertreter Danzigs als— Ausländer erscheinen sahen, rief ein schmerzliches Gefühl hervor, dem Genosse Wels in seiner Antrittsrede an die aus- ländifchen Gäste wirkungsvollen Ausdruck gab. Die Eröffnung bot ein Bild von wachsender Kraft, Ent- schiedenheit und Klarheit. Molkenbuhrs Z)rogrammreöe. Erster Sitzungskag. (Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".). Görlitz , den 19. September 1921. Wels erZffnet.dIe Sitzung und erteilt sofort das Wort dem Ge- nofsen Molkenbuhr. Dieser wird bei seinem Erscheinen lebhaft be» grüßt und spricht nach dem am Sonntag gefaßten Beschluß über die Arbeilen der Pregrammkommlsslon und über die Einsetzung einer neuen Kommission von 28 Mitgliedern. Das alte Programm, so sagte er, wird immer dann zum Heiligtum, wenn es beseitigt werden soll.(Sehr gut!) Das war schon immer so. Unsere Bewegung braucht, wenn sie rüstig vorwärtsschreiten soll, einen Motor als treibende Kraft, und das ist das Programm. Es soll sich gerade an die Kreise«enden, die der Bewegung bis dahin völlig fernstanden, und unter diesem Gesichtspunkt hat uns da« Erfurter Programm werlvolle Dienste geleistek, denn wir lind mit ihm zur stärksten Partei in Deutschland geworden. Es war eben kein beliebiger Wunschzettel, der natürlich leicht aufzu- stellen wäre, sondern es war herausgewachsen aus den wirtschaftlichen und politischen DerhSltniffen. Was von dem Erfurter Programm gilt, gilt mit demselben Recht mich von dem Gothaer Programm, von dem manche Kritiber behauptet hatten, es würde die Partei demora- Usieren. Aber diese Demoralisation erfolgte nicht, wohl aber ermög- lichte un» das. Gothaer Programm, dem Sozialistengesetz den echten- Nebellentrotz entgegenzusetzen, allen Lockungen von Most und Stöcker erfolgreich zu widerstehen und die alten Grundsätze der Partei hoch- zuhalten. Gewiß war vieles im Gothaer Programm wissenschaftlich angreifbar, aber die Partei hat damals in die falsche Formulierung den richtigen Kern gebracht und so die Bewegung vorwärtsgetrieben. Das alt« Programm stand einem Kapitalismus gegenüber, der fast unerschütterlich schien. Jeßt hat der Weltkrieg die Lage vollkommen geändert. Schwerlich wird es dem Kapitalismus gelingen, die Vergangenheit zu neuem Leben zu erwecken. Selbst in den Siezcrstaaten ist der Kapitalismus krank. England hat die dreifache Zahl der Arbeitslosen wie wir und die Neutralen leiden nicht min- der schwer. Es muß eine nene Welt«ifzabaut werden und die Ar- beiterschafi muß sie bauen.(Sehr gutl) Unser Programm soll nun sagen, wie die neue Welt gebaut werden soll. Die. Richtung der Entwicklung Ist freilich im einzelnen schwer vorherzusehen, aber jlber die nächsten Akttonen, um sie vorwärts zu treiben, find wir uns doch einig und klar. Unser Programm war früher überwiegend ein Agitationsprogramm, ein großer Umriß unserer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Ideale genügte. An die Durchsetzung war ja zunächst doch nicht zu denken. Heut« brauchen wir ein Programm praktischer Verwirklichung, und da löst sich jedes einzelne große Problem In eine ganze Anzahl von Details auf. Unser Programm wird umfangreicher und wird doch noch viel verlvottet als..Stichwörterverzeichnis". Gewiß sind wir eine große revolutionäre Partei, aber wxnn man genauer zusteht, find alle großen revolutionären Ereignisse in Natur und Geschichte nur die Zusammensetzung uneydlich oie- ler Kleinigkeiten gewesen. Wollen Sie deshalb die Kleinig- betten nicht unterschätzen.(Sehr gut!) Marx hat den Z e h n st u n- d e n t a g in der.�nauguraladresie" und im„Kapital" als S i e g des Prinzips bezeichnet. Wir werden Dutzende, Hunderte solche Geseke fasten mästen, ehe wirklich das große revolutionär« Neue an die Stelle des Alten getreten ist. Und dabei schafft jede Verwirk- lichuna neue Forderungen und neue Arbeit. Die Programmkommistion hat zu ihren Arbeiten zahlreiche Sach- verständig« hinzugezogen und die Ausarbeitung der Sachverständigen veröffentlicht. Da hat die Kritik reichlich eingesetzt, aber an neuen Vorschtägen hat es gefchlt. Je stärker die Verurteilung, um so magerer die positiven Borschläge. Im Jahre 1891 wurde der Ent- wurf des Parteivorstandes auch heftig kritisiert, aber ihm standen ge- aenüber drei kompl-tte Gegenentwürfe von der Redaktion der„Neuen Zeit", von Jakob Stern und von den„Iimgen". Kampfmeyer, Auer- bach und Genosten. Dazu hatte Hugo LandS die Forderungen des zweiten Teil» gänzlich umgearbeitet und vom Parteitag wurden 79 Münderungsvorschläge eingereicht. henke fehlt seder positive Gegenvorschlag. Don den Kritikern verlangt Genoste F e l l i s ch, daß der Entwurf jeden Arbeiter festeln und überzeugende werbende Kraft entfalten müsse. Aber warum entwirft Genoste Fellisch nicht ein Programm mit solcher Wunderkraft, warum schont er seine Titanenkraft? (Heiterkeit.) Gewiß ist die Sprache bei jeder kollektiven Arbeit forb- loser, als wenn ein Einzelner seine Ideen entwickelt. Aber wenn Genoste Wendel zugibt, daß da» Programm wissenschaftlich sorg- fältig abgefaßt ist, und rs doch verwirft, warum leibt er uns nicht . seinen schwungvollen Stil? In einer Parteizeitung sind 29 Artikel gegen das Programm erschienen, aber darin war kein einziger po- sitiver Vorschlag.(Hört! hört!) Und doch braulben mir ein neues fettes Programm. Im Juni 1929 jubelten die Unabhängigen über ihren großen Erfolg. Sie hatten sehr viel Stimmen gewonnen, aber nicht so viel, wie wir verloren hatten. Seitdem gewinnen wir unausgesetzt, ober nicht so viel, wie die Unabhängigen verlieren. Und worauf es ankommt, ist doch nur, daß das ganze Proletariat seine Macht erweitert. Wir müssen eine werbende Kraft entfalten siir die Kreise, die uns noch fernstehen, insbesondere für die Arbeiter im bürgerlichen Lager. Manchem Parteigenossen ist unsere neue Stellung im Staate noch unbehaglich. Früher wußten wir vor allem, daß wir den gegenwärtigen Staat stürzen wollten, jetzt sind aus den alten„Reichsfeinden" die Schützer der Republik geworden, die sie erfüllen wollen mit echt demokrati- fchern und echt sozialem Geist. Dieser Tatsache muß auch das Pro- gramm Rechnung tragen.. � � Im ersten Entwurf haben einige Worte gefchlt, z. B. das Wort Klassenkampf. Ein Kritiker hat uns deshalb angAahren. wir seien Träumer, wenn wir jetzt von einer Versöhnung der Klassen phlmtaflertcn. Aber davon stand in dem Entwurf kein Wort. Wir haben «ine« große» Genosica im UugMck:� Auch im Statut der Internationale hat Karl Marx das Wort Klastenkampf oergcsten' Man hat vom Programm gefürchtet, daß es die Einigung der Arbeiter aufhalten könne. Aber der Streit der Arbeiterparteien, der Lastalleoner und der Eisenacher, der Sozialdemokraten und der Un- abhängigen hat sich nie umProgrammpunite gedreht. Auch die Unabhängigen haben in ihrem Atttonsprogramm die Krisentheorie und die sogenannte Verelendungstheorie aufgegeben, aber dafür die Erstrebung der Räteherrschaft eingesetzt. Wir bleiben seht und für immer auf dem Hoden der Demokratie. Aber nichts hindert bei einer fväteren Einigung, einzelne Programm- sätze anders zu bauen. Bei dem rasenden Tempo der Entwicklung wird ohnedies bald eine starte Nachprüfung de» Programm« notwen-
big sein. Aber hoffentlich wird unser Programm die llmrist» für den' Aufbau der nächsten Zukunft zeigen. Wenn wir die Schwierigkeiten und Nöte der Zeit überwinden, wird der Sozialismus in Deutschland wieder rascher vorwärtskommen und dann haben wir die Führung des Sozialismus in der ganzen Welt. Nur der Aufklärung bedarf das deutsche Proletariat, um zum Ziele zu gelangen. Unser neues Programm soll das Panier fein, um das sich die Kämpfer des Sozia- lismus sammeln, unter dem sie den Sieg erstreiten.(Lebhafter, lang- anhaltender Beifall.) In die Programmkommisfion werden einstimmig gewählt: Eduard B e r n st e I n, Dr. Adolf Braun , Otto Braun, Heinrich C u n o w, Eduard David , Eckstein-Breslau, Gertrud Hanna, Else Hoess, Hell- mann. Hamburg , Marie I u ch a c z, Wilhelm Keil , Max Leu » teritz, Paul Löbe , Hans M a r ck w a l d» Frankfurt , Hermann M o l k e n b u h r, Hernwnn Müller- Lichtenberg, Max Q u a r ck, Albert P f l ü g e r- Stuttgart, Antonie P f ü l f- München, Dr. Gustav Nvdbruch, Georg Schmidt, Robert Schmidt, S e y d e w i tz- Zwickau, Wilhelm S o l l m a n n, Friedrich Stampfer, Willi S t e i n k o p f, Heinrich S t r ö b e l und Rudolf Wiffell. Den Bericht über-die Tätigkeit des Parteivorstandes erstattet Franz Krüger : Der vorjährige Parteitag in Kastel stand unter dem Eindruck einer beginnenden politischen Gesundung der Arbeiterbewegung, und seine Verhandlungen waren getragen von einer starken Zuversicht in die weitere günstige Entwicklung der Partei. Der Rückgang bei den vorausgegangenen Reichstagswahlen hatte auch nicht einen Augenblick deprimierend gewirkt. Hatte doch niemand damit gerechnet, daß wir die Masten der neuen Mit- läufer aus den Revolutionstagen unvermindert würden halten können. Aber wir hatten alle die Empfindung, daß der Ausgang der Reichstagswahlen den Abschluß der rückläufigen Bewegung bilden würde. Es hat sich sehr bald gezeigt, daß der Erfolg unserer Gegner rechts und links den keim ihrer künfsigea Niederlage in sich trug. Die Deutsche Volkspartei , die am stärksten gegen uns gehetzt hatte, wollte sich.möglichst schnell„rote Ketten anlegen, weil ohne die Sozialdemokratie ein,, arbeitsfähige Regierung nicht gebildet werden konnte. Noch krasser zeigte sich die Wirkung bei den Unabhängigen. Sie hatten die Beteiligung an der Regierung abgelehnt, denn damals herrschte bei ihnen noch die radikal tlin- gende revolutionäre Phrase. Aber die Ernüchterung kam schnell, als di« Arbeiter sahen, daß der einzig sichtbare Erfolg des Sieges der Unabhängigen bei den Walsten eine Zurückdrängung des Arbeiter. cinflustes in-der Regierung und die Bildung einer rein bürgerlichen Regierung war. Da» wurde den Unabhängigen zum Verhängnis, und es kamen die Tage von Halle. Uebriggeblieben Ist bei ihnen der Teil, der sich noch einen.leinen Rest de» Willens zu ernster politischer Arbeit bewahrt hat. Dieser PartiUag von Halle wurde so zum ersten Schritt auf dem Wege zur Herstellung gesunder politischer Verhälwiste in der Arbettersch«ft. Diesem erste» Schritt v«m Wort zur Tat sind bereits weitere gefolgt, und unsere Aufgabe ist es, diese Eitt- Wicklung durch eine klare und konsequente Politik zu fördern.(Zu- stimmung.) Die Sozialdemokratte kann sich heute weniger als je eine Politik tönender Reden und bloßer Agitation leisten, sondern wir haben die Pflicht, zu versuchen, die Macht.an uns zu reißen und wenn wir nicht imstande sind, die ganze Macht an uns zu reißen,' einen möglichst großen Teil zu gewinnen und jede Machlpostkion festzuhalten und zu verteidigen. (Beifall.) Ein solches Stück wirklicher Macht Ist in erster Linie die Republik . In der jeder Staatsbürger die gleich berechttgte Mitbestim- mung über die Geschicke des Staates und der Staatsleitunq hat. Ein Unaohängiger hat zuerst das Wort gesprochen:„Wir müssen die de- mokratische Republik mit Klauen und Zähnen verteidigen, well sie der beste Boden für den proletarischen Klassenkampf ist!(Sehr gut!) In der heutigen zugespitzten politischen Situatwn wäre es ein po- littsches Verbrechen an der Arbeiterklosse, wenn wir auf Grund irgendwelcher taktischer Erwägungen oder falsch verstandener Grund. sätze die Republik widerstandslos den Feinden oder den halben Freunden ausliefern würden.(Beifall.) Unsere Mitgliederzahl hatte schon im vorigen Jahre eine höhere Ziffer ausgewiesen als jemals vorher bei der noch geeiniqten Partei. Trotz widriger wirtschaftlicher Verhältnisse ist die Mitgliederzahl weiter gestiegen und, was besonders erfreulich ist, die innere Fesligkeil unserer Partei hat zugenommen. Unser Funktionärapparat arbeitet ausgezeichnet. Die Arbeiter stehen wieder fest zu den Parolen der Sozialdemokratie. Der Agi- tatton unter den Beamten haben wir besonderes Augenmerk ge- schenkt. Der Widerstand gegen besondere Werbeausschüsse für die Beamten ist unberechtigt, denn dies« Ausschüsse sind keine Extra- würste für di« Beamten, sondern sie liegen im Interesse der Partei. Aber die Partei kann natürlich niemals eine Organisation für die wirtschaftliche Interessenvertretung der Beamten sein. Dazu sind die B e a m te n v er b ä n d e da.(Sehr richtig!) Bei den Wahlen zu den kommunalen Vertretungen, insbesondere in größeren Städten, haben wir«inen kleinen Rückgang zu verzeichnen. Man hat nicht immer bei der Auswahl der Kandidaten eine glückliche Hand gehabt. Besondere Gewerkschastslisten bei den Kommunal- wählen sind mit Entschiedenheit abzulehnen. Die Einigkeit dauert doch nur bis zum Wahltag und die politische Aufklärung wird dadurch verhängnisvoll erschwert. Die Festigkeit unserer Organisation hat sich in den letzten Wochen glänzend bewährt, als wir den rechts- radikalen Kreisen zeigen konnten, daß sich die Arbeiterschaft eine Forldaver der Mordhehe nicht gefallen lassen würde, und daß die Arbeiterschaft sich eventuell selbst ihr Recht ver- schaffen könnte. Die Wiederkehr des 9. November wird uns eine willkommene Gelegenheit zur Bekundung unseres Kampfwillens bieten. Der 1. Mai eigner sich zum«llgemeinen nationalen De- monstrationstag wie kaum ein zweiter, denn die Dölkerocrständigung und die Bekämpfung des militaristischen Geistes sollte vom ganzen deutschen Volke vertreten werden.(Sehr wahr!) Der 9. November ist kein Tag des Jubels, denn der Zusannnenbruch des alten Systems war zugleich der Beginn ungeheurer Belastungen und Fesselungen des deutschen Dolkes: aber gleichwohl werden wir nicht darauf verzichten, an diesem Tage zu zeigen, daß die Arbeiterschaft für die Errungenschaften des 9. November alles einsetzen wird, wenn nötig auch Leben und Blut. (Lebhafter Beifall.) Die Verlang- samung uns»rer Fortschritte, unsere teilweise Zurückdrängung haben dem Streben nach Einigkeit immer neue Kraft gegeben. Glücklicherweise fordert heute niemand mehr von der Partei Einigung um jed�l Preis. Wir haben die Spaltung aufs tiefste bedauert und immer noch Einigung gestrebt, aber eine Einigung ohne Uebereinstimmung der Grundsätze und Taktik trüge nur den Kampf in die vereinigte Partei und machte sie kampfunfähig. Die Ersolge solcher Einigung kann man bei der BKPD. beobachten. Wir müssen klar aussprechen, was wir wollen, und zusehen, wa» uns noch von der USP. trennt.' Der ursprüngliche Streit ging um die Kriegskredite. Trotzdem Deutschlands militärische Macht zusammen- brach und die Zeit den Unabhängigen beispiellos günstig war, brachte sie ihnen Niederlage auf Niederlage. Erst später hat die USP. durch skrupellose Ausnutzung aller politischen und wirtschaftlichen Nöte das große Heer der Leidenden und Unaufgeklärten an sich gezogen. Als sie eine große Partei geworden mar, hat sie vollständig versagt, da begann ihr unaufhaltsamer Niedergang. Unüberbrückbar ist der Gegensatz zwischen dem Leipziger Aktionsprogramm und der Not- wendigkcit praktisch politischer Arbeit. Die Hauptdisferenz bedeutet die Frage der RegierungskoaUUon mit bürgerlichen Parteien. Der Redner spricht wiiter.
Philipp Eulenburg gestorben. Aus Liebenberg i. M, wird gemeldet, daß ffiTrsk Philipp zu H e r te f e l d und Eulenburg am Sann- abend nachmittag 74 Jahre alt gestorben ist.— Ein politisch und moralisch längst G e st o r b e n e r hat sich damit zur Ruhe begeben. Verklungen sind die Zeiten, in denen die Eulenburg-Prozesse die Spalten der Zeitung füllten. Fürst Eulenburg hat die Tage seines Elanzes und seiner Schande überlebt. Als ein gänzlich Vergessener würde er dahingegan- gen sein, wenn er nicht wiederum überlebt würde von der S ch a n d e d e r d e u t s ch e n I u st i z, die sich für alle Zeiten an seinen Namen knüpft. Die äußeren Daten der Eulenburgschen Laufbahn lasten kaum den Einfluß ahnen, den der Liebenberger im wilhelmini- schen Deutschland ausgeübt hat. Es ist die normale Diplo- -matenkarricre: Legationsickretän, Gesandtschaftssekretär usw. über alle Stufen die„Ochsentour" hinauf, wie sie Bismarck ge- nannt hat. 18S4 Botschafter in Wien , ISVO Berufung ins preußische Herrenhaus als erbliches Mitglied unter gleichzeiti- ger Verleihung des Fürstentitels. Eulenburgs Macht gründete sich nicht auf seine amtliche' Stellung, sondern auf seine persönlichen Veziehun- gen zum ehemaligen Kaiser. Als dilettantischer Kunstmacher und Schöngeist verstand er Wilhelm zu imvo- Nieren und über diesen Weg stärksten Einfluß auf seine P o l i- t i k zu gewinnen. Dieser Einfluß bestand auch fort, nachdem sich der Fürst längst offiziell zur Ruhe gesetzt batte. Er war der Mann der höfischen Intrige, des glatten Parketts. Da erwuchs ihm unversehens ein Gegner in der Person Maximilian Hördens. Zunächst in dunkeln, nur dem Einge- weihten verstänizlichen Artikeln der„Zukunft" kennzeichnete Horden die Kamarilla, die sich der Person des Monareben be- mächtigt habe, als eine Gesellschaft von weibischenRübr» s e e l e n mit stark homosexuellem Einschlag. Die An- spielungen verstärkten und verdeutlichten sich, sie schlugen wie eine Bombe in die zitternde Hofgesellschaft, der Kronprinz lief mit den Heften der„Zukunft" zum Kaiser und unterbreitete ihm den Inhalt. Man kann wobl sagen, daß ohne die An- spielungen Hartzens auf sexuellem Gebiet die Wirkung nicht ein Zehntel so stark gewesen wäre. Harden stand damals noch auf feiten der„Patrioten", und so entsetzten sich alle Patrioten pflichtschuldigst über den Gedanken, ihren Kaiser in den Händen von Homoseruellen zu wissen. Ein Rattenkönig von Prozessen schloß sich an..Barden schien zunächst zu unterliegen. Die Klage des Grafen M o l t k e, eines derer, die sich getroffen fühlten, endete in der ersten Instanz mit der Verurteilung Hördens zu mehreren Monaten Gefängnis. Aber es geschah auch bier bereits ein seltsamer Zwischenfall: der Zeuge Philipp Eulenburg war n i ch t e r s ch i e n e n, er batte sich mit Krankheit entschuldigen lassen. Der Diplomatenkniff half ihm jedoch nichts. In einem späteren Termin mußte er als Zeuge aussagen, und beschwor nun, niemals widernatürlichen Umgang gepflogen zu haben. Diessr.Schwur wurde sein Verhängnis. Denn nünmebr gelang es Harden, in einem Beleidigungsprozeß, den er in München gegen ein süddeutsche? Blatt fübrte, mehrere Schiffer vom Starnberger See als Zeugen vor Gericht zu stellen, aus deren Aussogs hervorging, daß der Fürst einen Meineid geleistet hatte. Freilich lagen die Vorgänge, um die es sich bandelte. schon Jahrzehnte zurück, und man muß gerechtigkeitshalber dem Verstorbenen zugestehen, daß das Bekenntnis derartiger Jugendsünden für den damals in höchsten Ehren stehenden Mann bitterschwer gewesen wäre. Aber dieser Milde» rungsgrund war weder moralisch noch juristisch ein Strafausschließungsgrund Das Meineidverfabren gegen Eulenburg kam in Gang. Zwei Tage lang unterhielt der Angeklagte das Gericht mit der Schilderung ssiner Laufbahn. Als dann der kritische Teil der Verhandlung kam, zeigte sich der diplomatische Schul- fuchs: er„brach zusammen". Die Verhandlung wurde ab- gebrochen, umniewiederin Gang zu kommen. Dreizehn Jahre lang schaffte es der geriebene Diplomat, mit Hilfe ärzt- sicher Atteste feine„Verhandlungsunfäbigkeit" zu erweisen.- Aus dem Eulenburgskandal wurde ein Iustizs'kan» dal. Die Sozialdemokratie hat noch oft in den Parlamenten angefragt, wie es um Eulenburg stände: es half nichts, für die Justiz blieb der Mann dauernd verhandlungsunfähig, der noch die Kraft hatte, 13 Jahre zu leben. So' ist es dem Vielgswandten gelungen, fein Leben ohne den äußeren Schandfleck einer gerichtlichen Verurteilung wegen Meineids zu schließen. Der Schandfleck auf dem Schild der I u st i z ist dafür um so größer geworden. Eulenburg« Person hat heute kein Interesse mehr, und vom persönlichen Standpunkt aus kann uns dieler Ausgang gleichgültig sein. Aus dem'Schuldkonto der Klassenjustiz aber wird der Fall Eulenburg für alle Zeiten einen sehr erheblichen Bs» lastungsposten bilden._
De ? Fall OswaSö. Die Rechtspresse druckt zwar die Erklärung der Reichs» regierung ab, in der diese die pbantastischen Behauptungen des bäuerischen Sozialministers Oswald über angebliche Pläne der Reichsregierung fchärfstens zurückweist und als tendenziöse Verleumdungen brandmarkt. Aber es ist charakte- ristisch, daß k e i n s der Blätter, die über die Rede Wirths entrüstet spektakelt haben jetzt aus eigenem auch nur ein Wort der Verurteilung für Oswald findet. Die Kahr-Rcgierung, die nach eigenemGeständnis mit dem Hochverräter Ehrhardt amtlichen Verkehr gepflogen hat, ist ein Blättchen Rührmichnichtan. Ein Reichskanzler, der auf Grund eines ihm übergebenen amtlichen Berichts An- klagen erhebt, wird mit Angriffen überschüttet. Daß aber ein b a y e r i s ch e r M i n i st e r, der doch wohl auch eine offizielle Person ist, sich hinstellt und' ohneallesachlichenUnter- lagen die deutschnotionalen Tendenzlügen gegen die Reichs- regierung nachschwatzt, das gehört offenbar auch in den Kreis der„bajuvarischen Eigenarten", denen sich das Reich still- schweigend zu fügen hatl_
Weqen des Berqarbeilersireiks in Wsstvirginlen und der damit ziisämmenbänqenden Unruhen hat die groß« Jury von Logan in Weswirginia die Anklage gegen Z2S Personen wegen Morde» erhoben, darunter auch gegen den Präsidenten K e e n« y und den Sekretär der Bergarbeitergewerkschast, Fred Moncy. Gegen 299 Personen wurde Anklage wegen Aufruhrs erhoben. Die Niederlage der Griechen am Sekaria erweist sich als schwerer, als es aus den ersten Meldungen ersichtlich war. Den Türken sielen bedeutende Vestände an Kriegsmaterial in die Hand. Di«„Morning- post" meldet aus Athen , es sei wahrscheinlich, daß nach der Um- gruppierung der griechischen Truppen in Kleinasien König Konstantin nach Athen zurückkehren werde. i•-