Wir haben auf dem Parteitage Stellung genommen zu den Vor- gängen tu Bayern und die Stellungnahme des Parteitages war mehr als dieses Wort besagt: es war eine Kampfansage gegen diejenigen, die es wagen sollten, den Kurs Kahr-Pöhner fortzusetzen, und vielleicht war die sichtbare Folge unserer Haltung, daß Gras Lerchenfeld gestern in der Regierungserklärung gesagt hat, das Urteil über die Regierung Kahr überlasse er der G e sch i ch t e.(Heiterkeit.) Das war vorsichtig und diplomatisch gesprochen. Wir alle wollen Kämpfer sein für die Freiheit der Arbeirerklasse. Das Echo, das die Verhandlungen des Parteitages ausgelöst hatte, klingt aus Briefen und Mitteilungen der Arbeiter im Lande, mit denen wir überschüttet worden sind, und in denen sie uns ihre Kampfbereitschaft versichern, wieder. So haben die Binnenschiffer auf dem Rhein und den westdeutschen Kanälen uns mitgeteilt, daß sie gegebenenfalls die Sohleazufuhr nach Bayern sofort gesperrt hätten, und andere wichtige Arbeitergruppen haben ähnliche Kampf- maßnahmen angekündigt.(Lebhafter Beifall.) Die Arbeiterschaft fühlt sich so stark, daß sie sich auch offen zu ihrem Kampfwillen be- kennt und ihre Mittel für diesen Kampf offen verkündet.(Bravo !) Ich sagte in meiner Antwort auf die Ausführungen des Genossen Treu, die Sozialdemokratie bluffe nicht. Ich wiederhole am Schluß des Parteitags noch einmal: Wir sind gerüstet zum Schlag, wenn es fein muß: die Reaktion ist gewarnt.(Stürm. Beifall.) Einen tiefen Eindruck hoben auf dem Parteitag die Ausführun- gen des Genossen H e u g e l aus dem Saarrevler gemacht,(ms jenem Gebiet, das von deutschen Landen abgeschnitten 15 Jahre unter fremder Verwaltung stärkster wirtschaftlicher Be- drückung und politischer Bedrohung ausgesetzt ist. Aus politischen Gründen hat man dort die Doppclwährung eingeführt, den Kampf zwischen Mark und Frank entfesselt, den Interessengegensatz in der Bevölkerung geschürt. Man wollte damit die saarländische Bevöl- kerung dem Deutschtum entfremden, aber wir hoffen und wünschen — nein, wir sind felsenfest überzeugt, die saarländische Bevölkerung, insbesondere die saarländische Arbeiterschaft hält dem Deutschtum die Treue, auch wenn wirklich IS Jahre darüber vergehen sollten, ehe sie sich in der Abstimmung für Deutschland entscheiden kann. (Lebhafter Beifall.) Di« Klagen Oberschlestens und der besetzten Gebtete haben bei uns offen« Ohren gefunden. Unser Wahlspruch lautet: Treue um Treu «!(Bravol) Treue den kämpfenden Brüdern in Bayern , Treue den bedrängten Saarländern, Treue den bedrückten Genossen in Oberschlesien und in den besetzten Gebieten.(Lebhaste allgemeine Zustimmung.) Was in Oberfchleflei» bei der Entscheidung des Völkerbundes auf dem SpiÄe steht, darüber sind wir uns all« klar. Es geht nicht nur um Oberjchlesien, sondern um das wirtschaftliche Schicksal Deutschlands , ja ganz Europas . Wir haben die Ueberzeugung, daß die Entwicklung dahin drängt, die Grenzlinien zwischen den einzelnen Völkern zu verwischen m,d den Wirtschaftsverkehr ungehemmter von Land zu Land fließen zu lassen. Bei einer gerechten Lösung der oberschlesischen Frage kann nach unserer scsten Ueberzeugung auch ein billiger Ausgleich zwischen Polen und Deulschland gefunden werden, ohne Oberschlesien zu einem neuen Elsaß-Loth- ringen, zu einem Gefahrenherd für den europäischen Frieden zu machen.(Vielfaches Sehr wahr!) Des öfteren ist auf den Parteitag ausgesprochen worden, daß wir keinen Richlungsstreit mehr in der Partei wollen. Der alte, unsere innere Entwicklung störende Streit, ob radikal, ob revisionistisch, versank während der Kriegs- jähre'und während der Reoolutionsjahre. Unsere Kräfte waren dein Ausbau gewidmet, und was die Einheitlichkeit der Auf- fassungen vennochte. zeigt das Wachstum unserer Organisation. Wir dürfen diese Entwicklung nicht stören. Der Meinungsstrelt darf die Organisationsentwicklung nicht wieder schädigen, soll nicht die ganze deutsche Arbeiterklafse Schaden leiden.(Lebhafte Zu- stimmung.) Das Wichtigste, was der Parteitag geleistet hat, ist die Schaffung des neuen Programms. Wir haben um das Programm schwer und ernst gerungen. Der Kampf hat nicht erst auf diesem Parteitag oder in der Programm- kommission begonnen. Er liegt Jahre zurück, und schon seit Jahren haben wir ständig durch Resolutionen und Beschlüsse das Erfurter Programm ergänzen müssen. Der Kasseler Parteitag hatte dem Görlitzer Parteitag die Aufgabe zugewiesen, die Mängel des alten Programms von Grund aus abzustellen, es anzupassen der neuen Zeit und den gegenwärtigen Verhältnissen. An Mcinungsverschieden- Helten und Auseinandersetzungen über dieses Problem hat es vor dem Parteitag und in der Programmkommissson nicht gefehlt, aber je mehr wir uns mit der Materie beschäftigten, je tiefer wir in die Arbeit hineinkamen, um so lebhafter wurde der Wunsch, daß hier in Görlitz das Programm gezimmert werden müsse. Die Hindernisse waren nicht unüberwindlich, die Schwierigkeiten nicht unübersteiglich, und zu unserer größten Genugtuung ist es gelungen, die Programm- arbeit hier in Görlitz zu Ende zu führen. Anhänger und Gegner des neuen Programms haben sich mit gleichem' Eifer bemüht, seine Fassung hieb- und stichfest gegen alle Anfechtungen von außen zu machen. Auch die Genossen Ströbel und Äarkwald haben offen an- erkannt, daß die Arbeit der Programmkommission fruchtbar war und daß die endgültige Fassung große Vorzüge gegenüber den früheren Entwürfen aufweist. Das Görlitzer Programm wird als ein festes geistiges Band die Arbeitermassen umschließen und an Zugkraft im gesamten Volk hinter dem alten Programm nicht zurück- bleiben.(Vielfaches Sehr wahr!) Daß wir imstande waren, trotz der Unsicherheit der Verhältnisse uns hier ein solches Programm zu geben, ist ein Beweis der geistigen Kraft, die in der Partei lebt. Aus unserem neuen Parteiprogramm spricht der Wille zur geistigen Kraft wie aus den anderen Beschlüssen des Parteitages der Wille zur poli- tischen Macht. (Lebhafter Beifall.) Parteigenossen! Wir haben auf diesem Parteitag abgelegt ein Bekenntnis zur Staatspolitik, ein Bekenntnis zur Republik . Wir haben neben der roten Fahne der Internationale das schwarz- rotgoldcne Banner der Republik, des deutschen Fmstcwtcs, erhoben, in dem wir führend voranschreiten wollen. Jedes Jahr hat die Sozialdemokratische Partei mif dem Friedhof der Märzgefallenen in Berlin Kränze mit roten Schleifen niedergelegt und damit das Andenken der Kämpfer der bürgerlichen Revolution geehrt, die ge- fallen waren für den Gedanken der Reichseinheit und deutschen Freiheit, die sich symbolisch in den Farben schwarzrotgold ausdrückt. Das Bürgertum hat jene Kämpfe v i r g e s f e n. Jetzt hebt die Ar- beiterklasse neben dem roten Banner des Sozialismus die schwarz- rotgoldene Fahne der deutschen Freiheft hoch und trägt sie der Ar- beiterklasse voran im Kampfe für ihre ewigen Rechte. Wir sind das Volk, wir hämmern jung Das alte morsche Ding, den Staat, Die wir von Gottes Zorne sind Bis jetzt das Proletariat. Diese Worte Freisigraths durchwogten diesen Parteitag und werden die Arbeiterschaft draußen erfüllen mit Kämpfer mut und Kämpferzora. (Stürmischer Beifall.) Hart« Kämpfe stehen uns bevor— täuschen wir uns darüber nicht!(Sehr wahr!) So mancher Tapfere sank im Befreiungskampf der Arbesterklasse dahin. Air sehen viele nicht mehr, die in früheren Jahren Schulter an Schulter mit uns schritten. Carl L-gien, Paul Reißhaus und alle die anderen tapferen Streiter.
Aber wir wissen, daß wir In ihrem Geiste handeln, wenn wir an das alle Kampswort erinnern: Denn das ist das Herrliche auf der Welt, Daß das Banner steht, wenn der Mann auch fällt. (Stürm, langanhaltender Beifall.) Die Banner hoch! Es lebe die internationale, völkerbefteiende Sozialdemokratie! Der Parteilag stimmt begeistert dreimal in das Hoch ein. Kraft- voll tönen dann die Klänge der deutschen Arbeitcrmarscillaise durch den Saal. Vorsitzender Wels: Der Parteitag ist geschlossen.
Großitolw Rmgs um öas Autorennen. Schon in der Gegend Witzlebenbahnhof spürt man den Rhythmus, schon hier pulst es wie im Fieber. Die kleinen bootartigen Benzin- wagen sausen durch die Straßen und tuten und rufen:.Platz da!" Und die Hupen der großen, schweren Tourenwagen heulen wie Ozean- dampfer in Seenot. Die Laubenkolonisten von JWD. stehen an den Staketen und schlucken den Staub. Hier fährt kein Auto, hier jagt alles in toller Flucht dahin. Ueber die Steinbrücke an der Neuen Kantstraße fluten die Spaziergänger. Jeder spricht vom Auto- mobilrennen: Firmennamen, Rennpreise, Wetten, das saust durch die Luft, dos wirbelt, zuckt auf und schafft eine Atmosphäre von Un- geduld und Unruhe. Grelle Plakate schreien von den Zäunen des Laubenlandes: riesenhaft vergrößerte Radreifen, Maschinenteiie rufen den Wanderer an. Das Auge kann den tollen Farben, den flackernden Ornamenten nicht ausweichen. Abkürzungen von Auto- firmen, die wie Laute einer wilden Urwaldsprache klingen, sind den Passanten geläufig. Wer sich orientieren will, sehe rechts und links. Der sandige Fahrweg über den einstigen Exerzierplatz war von illustrierten Inseraten begleitet. Am Start ist großer Budenbetrieb, lustig bunte Zigarettenstände stellen sich dem sparsam gewordenen Tabakfteunde in dep Weg, Bierzelle suggerieren ihm Durst, Händler aus den verschiedensten Branchen treten in lebhaften Wettbewerb: Kioske, wohin man sieht. Das Gelände ist nicht wiederzuerkennen. Holzzäune engen den Platz ein. Der kleine See an der Brücke ist nicht mehr vorhanden, große Straßen durchschneiden den grauen Sandboden, und nur die statt- liche Allee am einstigen Reitweg erinnert an die Zeit, als der Grunewald hier begann und noch ein grüner Wald war. Die roman- tischen alten Eichen bilden die Kulisse für ein unromantisches neues Monument. Blitzartig zucken ungezügelte Ornamente in die Lujt, eine Geste der Raserei, des ungehemmten Wollens, das Monument strahlt nach rechts, nach links, nach allen Seiten aus, es spricht eine deutliche Sprache. Die Hupe schreit, ruft, warnt, jauchzt... Hol- zerne Tribünen sind aufgerichtet, alles bunt angestrichen. Die Rc- klame folgt dem Publikum. Auf der kahlen, unbebauten, abge- zirkelten Asphaltstraße, in der Richtlinie des Starts steht grau und massig die Automobilhalle, die im Kriege als Flugzeuglazarett diente. Die Autos drängen sich eng um diesen Bau, sie füllen die engen Nebenstraßen, große und kleine Wagen, blitzend vor Sauberkell die einen, staubbedeckt die anderen, und selbst, wenn sie still wie im Hafen ruhende Schiffe vor Anker liegen, glaubt man ihren Motor leise rattern zu hören, ihren wilden Herzschlag, der sie ihrem großen Tag entgegenjagt.... ', Mit dem Tag des seit Monaten vorbereiteten Autorennens schien das strahlende Sonnenwetter ein Ende zu haben. Der Him- mel ist seit dem frühen Morgen bedeckt, aber die Luft ist milde und weich wie im Frühling. Die Berliner , die es sich leisten konnten, waren schon früh aus den Beinen, um hinauszustreben. Gewaltige Menden brachten auch die Fernfrühzüge heran. Die Hotels sind fast alle überfüllt. Der Zustrom der Reiseichen aus dem Reich und der Provinz dauert ununterbrochen an. Die Anfahrt und der Anmarsch der Zuschauer hat sich, soweit man zur Stunde übersehen kann, ohne sonderliche Stockungen und Hindernisse vollzogen. An der Süd- schleife am Bahnhos Nikolassee waren bereits vor 9 Uhr die Stehplätze besetzt, um 10 Uhr war die ganze Bahn gefüllt. Das Imposanteste war wohl der Autokorso auf den Anfahrt- straßen. Endlose Reihen, zogen die knatternden und fauchenven Wagen aller Stärke und Ausführungen nach Eichkamp, wo ein gewaltiger Wagenplatz eingerichtet worden war. Das erste Rennen und fein Sieger. Um II Uhr entließ der Starter die 16 Teilnehmer an dem ersten über 146 Kilometer führenden Rennen, das für Motoren bis 3 I'L. mit unten gesteuerten Bentilen offen war. In glänzendem Stil gewann Fritz v. Opel, der vorher für einige Minuten durch einen kleinen Maschinendefekt aus dem Rennen geworfen wurde, das Rennen. Opel gebrauchte für die 146 Kilometer der Strecke 1 Stunde 4 Minuten 23 Sekunden. An zweiter Stelle lag, obwohl das offizielle Resultat bei Schluß der Redaktion noch nicht festge- stellt ist, der zweite von Breckheimer gesteuerte Opelwagen. Die anderen Wagen blieben zum Teil sehr erheblich zurück. Die Sonntagsnummer des„Borwärts" wird einen ausführlichen Bericht des ersten Renntages enthalten.
Moderne hotelü!ebe. Bon dem gemeingefährlichen Treiben der Hoteldiebe, die zurzeit wieder recht einträgliche Raubzüge mit Erfolg ausführen, entwarf gestern Kriminalkommissar Gennat vor Gericht ein recht anschau- liches Bild. Unter diesen Verbrecher-Spezialisten nehmen neuerdings die ostgalizischen Verbrecher mit die erste Stelle ein. Zwei Hotel- diebe dieser Art, die aus Warschau stammenden Kaufleute Abraham Kaplan und Moschct Chaim C y w i a k standen gestern wegen des am 31. August v. I. im Savoy-Hotel verübten Riesendiebstahls vor der Strafkammer des Landgerichts I an einem Hotelgast unter der Anklage des Diebstahls. Am 36. August war im Saooy-Hotel der Kaufmann Chaim Hofstaedter abgestiegen und hatte im vierten Stock ein Zimmer be- zogen. Ii) einer Handtasche hatte er 139 666 polnische Mark, ferner eine größere Summe in Frankenwährung, 126 606 M. in deutscher Währung, 1 Dutzend silberner Kaffeelöffel und andere Wertgegenstände bei sich. Gegen acht Uhr entfernte er sich aus seinem Zimmer und legte die Tasche mit den Wertsachen verschlossen in den Schrank, oersteckte aber eine Summe von 126 066 M. hinter einer Leiste des Schranks, ebenso eine goldene Krawattennadel und Brillanten. Seine Zimmertür hatte er ordnungsmäßig verschlossen und fand sie ebenso vor, als er nach etwa einer halben Stunde zurückkehrte, hin- gegen war der Koffer und das gesamte hinter der Leiste versteckte Geld verschwunden. Bei den vom Kriminalkommissar Gennat ge- leiteten Ermittlungen wurde dann einige Tage später in einem aus derselben Etage liegenden Zimmer die erbrochene Reisetasche, die noch einen Teil der Werffachen enthielt, unter dem Dctt versteckt, vorgefunden. Einige Zeit später wurde in einem Hotel in der Mittelstraße Cywiak zusammen mit einem gewissen Schmerloff Pincus dabei abgefaßt, wie sie aus einem Zimmer eines Gastes herauskamen. Sie behaupteten, daß sie sich in der Zimmernummer geirrt hätten. Es wurde aber in dem Zimmer des Gastes ein Nachschlüssel vor- gefunden, ebenso in ihrem eigenen Zimmer. In dem Schrank des Hotelgastes hatte dieser eine größere Summe Geldes bewahrt, auf die es Cywiak wahrscheinlich abgesehen hatte. Dadurch lenkte sich der Bardacht d« Täterschaft in dem Falle Hofstaedter aus Cywiak und Pincus. Letzwr er wurde gleichfalls verhaftet, mußte ober
wieder entlassen werde«. Später gelang es dann«n Olwa bei Danzig , den Angeklagten Kaplan als den Mann festzustellen, der unter dem Namen Braun das Beobochtungszimmer gemietet hatte und dort auch den Besuch zweier anderer Leute erhielt. Kaplan ist auch geständig, die Hand mit im Spiele gehabt zu kmben, doch sei der Diebstahl selbst von Cywiak und einem anderen ausgeführt worden. Der Staatsanwalt beantragte, da es sich um abgefeimte Hoteldiebe handele, die als Ausländer das ihnen hier gewährte Gast- recht arg mißbraucht haben, gegen Cywiak als Täter in den 3 Fällen 4 Jahre 6 Monate Zuchthaus , gegen den Angeklagten Kaplan wegen seiner Mittäterschaft in dem Falle Savoy-Hotel 3 Jahre Zuchthaus. Das Gericht verurteilte Kaplan zu 6 Monaten Gefängnis unter Anrechnung von 6 Mongten der Untersuchungshaft. Cywiak zu 3 Jahren 16 Monaten Gefänanic. Außerdem wurde jeder zu 5 Jahren Ehrverlust verurteilt.
Verwaltungsbezirks-Taufe. Der Magistrat hat den Vorschlägen der Verwaltungsbezirke betreffend die Venennung der 26 Verwaltungsbezirke, abgesehen von zsei Fällen, zugestimmt. Es erhält nunmehr Verwaltungsbezirk 1 den Namen Mitte, � 2.-.icrgarten, 3: Wsdding, 4: Prenzlauer Berg , 5; Friedrichshain , 0: Krcuzberg, 7: Charlottenburg , 8; Spandau , 9: Wilmersdorf , 12; Zshlendorf, 11: Schöneberg , 12; Steglitz , 13: Tempelhof , 11: Neukölln, 15: Treptow , 16: Cöpenick, 17; Lichtenberg , lo" Weihenfee, 19: Pankow , 26: Reinickendorf . Sehr bedauerlich ist es, daß der Magistrat sich nicht nach den Wünschen eines großen Teiles der Bevölkerung des 26. Bezirks ge- richtet hat und diesen Bezirk Humboldfftadt genannt hat.
Tarifpolitik gegen Siedlungspolitik. Den neuen Fahrpreiserhöhungen für den Stadi-, Ring- und Borortverkehr, die am 1. Dezember kommen sollen, sieht man besonders in den V o r o r t« n mit Sorg« entgegen. Daß Einnahmen und Ausgaben der Verkehrseinrichtungen ewigermaßen ins Gleich- gewicht gebracht werden müssen, begreifen auch die Vorortbewohner. Auch die Einsicht in dies« Notwendigkeit hilft ihnen nicht darüber hinweg, daß für sie die Fahrtausgaben ins Uner- fchwingliche gewachsen sind. Wie schön hatten sie es sich gedacht, als sie der Steinwüst« Verlin den Rücken kehrten und draußen im Grünen sich ansiedelten. Und jetzt—? Ein Beispiel für viele ist der uns zugegangene Klagebrief eines Berliners, der in Zühlsdorf an der„Heidetrautbahn" ReinickeN- darf— Liebenwalde — ebenso, wie mancher andere Berliner Ar- beiter— vor längerer Zeit ein kleines Grundstück gekauft bat, um sich dort niederzulassen. Für einen Krösus braucht man ihn des- halb nicht zu Hellten, dem: in Zühlsdorf konnte man sich noch mit wenig Geld ankaufen. Aber zur Aufbringung der Fahr- gelder wird bald nur noch ein Krösus imstande s«in. Schon jetzt kostet die Hin- und Rückfahrt zwischen Zühlsdorf und Reinickendorf 6 M., dazu die Hin- und Rückfahrt zwischen Reinickendorf und Berlin noch 1,46 M., das sind zusammen 7,46 W. Auch bei Benutzung von Monats- oder Wochenkarten ergibt sich noch ein sehr erheblicher Fahrgeldbetrag— und dann stell« man sich vor, daß in einer Familie drei oder vier Personm täglich dies« Fahrten zu machen haben. Der noch in Berlin wohnende Eigentümer des Grundstücks'in Zühlsdorf erklärt uns, daß es ihm jetzt unmöglich ist, sich da draußen anzusiedeln. Wenn die Tarispolttik aus diesem Wege fortschreitet, kann vrn Durchführung der Siedl ungspolitik keine Rede sein.
Wiedereröffnung von Schwimmhallen. Nachdem bereit« am 1. d. M. die Wannen« und Brause- abteilungen in der stäbtischen BolkSbadeanstalt in der Gericht- st raße der Berliner Bevölkerung zugänglich gemacht worden sind, werden nunmehr auch, infolge verbesserter Kohlenversorgung, die beiden Schwimmhallen der Anstalt zum I.Oktober d. I. in Betrieb gesetzt werden. Die Sckuvimmhallen stehen alsdann beiden Geichleckrtern wöchentlich von 12 bis 7 Uhr abends zur Verfügung. DaS Ein- trittSgeld beträgt für Erwachsene 1.66 M.. für Kinder 1 M. ES wird hier auch Schwimmunterickit erteilt. Der Unterricht kostet für Erwachsene 26 M.> für Kinder 15 M. Anmeldung cm der Anstaltskasse.
Neuordnung des Straffcnhandels. Um Mißständen vorzubeugen, wird eine neue Polizeiverord- i-.ung für den Straßenhandel vorbereitet. Nach ihr sind Massen. ansammlungen der Händler verboten, wie sie jetzt so oft beobachtet werden. Die Erlaubnis zum Straßenhandel soll von bestimmten Voraussetzungen abhängig gemacht werden, für die Waren ist ein Ursprungszeugnis vorzuweisen. Gegen Steuerhinterziehungen sind neue Maßnahmen geplant. Verschiedene belebte Straßen sollen für den Sttaßenhandel ganz verboten werden. Von städttscher Seite ist eine Steuer für die Straßenhändler angeregt worden, die jetzt keine Mieten und Standgelder zu zahlen haben. Auch der Straßen- Handel im Umkreise von Märkten soll neu geregelt werden, um kein« unlautere Konturrenz für die Inhaber der Marttstände zu gestatten. Wir werden auf die Angelegenheit noch zurückkommen, denn es ist selbstoerstöndlich, daß eine Regelung des Straßenhandeis nur in vollster Ucbcreinstimmung mit den maßgebenden Organisationen der Straßenhändler stattfinden kann.
Ein unheimlicher Besuch. Gestern abend in der neunten Stunde sprach in der Junkerstraße ein junger Mann ein Mädchen an und be- gleitete es in dessen Wohnung. Hier zog er plötzlich eine Flasche Lysol aus der Tasche, trank sie aus und brach tot zusammen. Die Leiche wurde beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. Der Selbstmörder wurde als ein 21 Jahre alter Kaufmann Her- mann W. aus der Schwartzkopffstrahe festgestellt. Einquartierung in den westlichen Vororten. Nachdem die von der 3. Division — aus Brandenburg und Schlesien — in Döberitz ausgeführten größeren Truppenübungen beendet sind, werden die Truppen nunmehr in ihre Standorte zurücktransportiert. Während des Rückmarsches finden innerhalb der einzelnen Truppm'eile sogenannte Marschmanöver.mit gemischten Waffen statt, in deren Ver- laus die westlichen Vororte Verlins, wie Lichterfeld «, Zchlendorf, Wannsee bereits am heutigen Tag« Einquartierung schlesi.schcr Truppenteil« aus Hirschberg, Görlitz , Schweidnitz und Glotz erhalten. Eine Jugendweihe findet am Sonntag, den 25. September, in Oberschöneweide in der Aula des Realgymnasiums statt. Einttitts- karten zum Preise von 1,56 M. sind zu haben bei Bader , Zigarren- geschäft, Wilhelminenhofstt. 17, bei Gierth, Zigarrengeschäft, Wil- helminenhofstr. 45 und bei den Funktionären der sozialistischen Par- teien. Wetter für morgen. Berlta und Umgegend. Etwas kühler, Zeitweise heiter, jadoch über- wiegend bewölkt mit leichten Regensällen und ziemlich ftffchen westlichen Winden.
Groß-Serliner parteinachrichten Morgen. Sonnlag. den 25. September: 1. Adt. Die Beziristllhrer und Funktionäre treffen fich zu: Vorwtirtsagitatto« früh !0 Uhr bei Spiegel. Acker sir 1. l». Abt. Die Genossen treffen flch zur Borwärtoagitation früh 8 Uhr bei Wolff, Forster Str. 4t. 44. Akt. Die Dezioltführer und Genossen treffen flch SV, Uhr bei Goßmann Stettiuer Str., zur»or»Srt,agItation, « Zimafaziakkftm, Arb«it»ausschoh: M-mag, den 28. September, abend»? Uhr. tat Saal der Zurististhen Sprechstunde, Lindenstr. 8, Sigung.