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lim die Partsimshrheit, die Konzentration, die man auch die Fraktion der Kollaborationisten nennt, die einheitlichen Mari- mattsten, also die Fraktion Serrati, die in Livorno den Sieg davongetragen hat, und die Maximalistcn der Fraktion Maffi, die in Gemäßheit der in Moskau gegebenen Versprechungen den Ausschluß der Reformisten fordern. Sie ersetzen in diesem Punkt die»reinen Kommunisten", die sich in Livorno von der Partei getrennt haben. Seit Livorn» ist aber immerhin einiges anders geworden. Bei der letzten Ministerkrise hat der Parteivorstand selbst, der sich für den höchsten Ausdruck der Jntranfigenz hält, ein Votum angenommen, daß die Parlamentsfraktion ermächtigte, Ein- fluß auf die Lösung der Krise zu gewinnen. Dieses Votum be­deutete in der Praxis einen Bruch mit dem maximalistischen Grundsatz, daß man�die Bourgeoisie in Regierung und Kammer sabotieren müsse. Inzwischen ist die im Januar erst eben an- gedeutete Wirtschaftskrise auf der ganzen Linie zum Ausbruch gekommen und tritt von Tag zu Tag in immer neuen Schließungen von Betrieben und neuen Massenentlassungcn von Arbeitern krasser zutage. Auch die Reaktion der 2lrbeiter auf die Krise hat andere Formen angenommen, als die der gewerkschaftlichen Aktion in den ersten Friedensjahren. Große Zentraloerbände, wie die der Metallarbeiter und der Texttl- arbeiter, haben sich zur Annahme von Lohnverminderungen entschlossen, um der Schließung der Betriebe vorzubeugen. Es ist nicht mehr die Rede davon gewesen, diese Betriebe zu be- setzen und in eigene Regie zu übernehmen. Mit den Fascisten ist ein Einvernehmen gesucht und abgeschlossen worden, das zwar praktisch nicht die erhofften Ergebnisse gezeitigt hat, aber immerhin den Beweis dafür erbracht hat, daß unsere Partei sich in der Praxis von dem Standpunkt desJe'fchlimmer, desto besser" abgewendet hat. Es sind, mit einem Wort, viele Erscheinungen im Leben des Landes in den Vordergrund ge- treten, auf die die Partei im Sinne einerreformistischen" Politik einzuwirken versucht hat. Auch in der Kammer selbst, die ja durch die Neuwahlen keine nennenswerte Verschiebung der Parteien erfahren hat, ist manches anders geworden, zunächst dadurch, daß die Mög» lichkeit der Kammerauflösung, mit der jede Regierung zu drohen pflegt, vorläufig nicht in Betracht kommt. Dadurch hat die parlamentarische Lage eine gewisie Stetigkeit gewonnen und die Alternative, die auch für die vorige Kammer bestand, ist ganz klar: jede von den Soziali st en angefein- dete Regierung muß ihre Existenz den Kleri» kalenverdanken. Wenn sich also die ParteFein für alle- mal gegen jede Regierung ausspricht, wie das von Moskau gefordert wird, dann bleiben die Klerikalen die Herren und Gebieter in der italienischen Kammer. Die neue Haltung der Partei in einer immerhin ver- änderten Situation sollte nun in Mailand auf Grund dieser Situation erwogen und beschlossen werden. Aus dem Beschluß könnte dann eine etwaige Äenderung der Haltung gegenüber der dritten Internationale folgen. Das Exekutivkomitee der dritten Internationale will aber die Kongreßdiskussion oerschieben. Es geht uns deshalb aus Moskau das erwähnte Sendschreiben zu, daß unsere Refor- misten für Millerandisten erklärt, für gleichen Schlages, wie die Fraktion Bonomi und sie als Krebs der sozialistischen Be- wegung bezeichnet. Bewiesen wird das nicht, auch nicht zu beweisen versucht, sondern einfach als Wahrheit verkündet. Wer dies glaubt und danach handelt, hat das ewige Leben, nämlich die Aufnahme in die dritte Internationale. Wer dies nicht glaubt oder nicht danach handelt, der ist ein Verräter der Weltrevolution. Auf das Dilemma dieser Hörner will man die Diskussion noch einmal aufspießen wie in Livorno . Man muß nun ab- warten, ob die sozialistische Partei Italiens , die außerhalb der dritten Internationale steht, sich das gefallen läßt oder nicht. Gewerkschasilich« Solidarität. Nachdem der Vorstand de» Deut- schen Eisenbahneroerbandes kürzlich 100 000 M. für die von der Hungersnot betroffene russische Bevölberung bewilligt hat, faßt« er jetzt den Beschluß, SO 000 M. für die Opfer der Katastrophe in Oppau bereitzustellen. Beide Beträge sind dem Vorstand des ADGB . zur Weiterleitung überwiesen worden.

Lehrreiche Zolgen.

Viel zu wenig wird beachtet, daß de? Görlitzer Beschluß im Lager der Reaktion sehr gemischte Gefühle ausgelöst hat. Man lese als Beispiel dafür den folgenden Stoßseufzer der Deutschen Zeiwng". Sie schreibt: Man muh also damit rechnen, daß die Deuffche Boltspartei aus den Reihen der Kabinettsgegner ausscheidet. Sie opfert einem Zusammenwirken mit der Sozialdemokratie ihre Machtstellung, von der aus sie in den kommenden schweren Kämpfen beste nationale Arbeit hätte leisten können, sie läßt die Deutschnationale Bolkspartei allein, die dann inglänzender Ver- einsamung" die einzige Hoffnung aller national Fühlenden ge- worden ist." Ebenso beachtenswert ist eine Acußerung derNational- liberalen Korrespondenz" über die Zusammensetzung der Deutschen Volkspartei . Man verwahrt sich energisch da- gegen,stinnesiert" genannt zu werden und meint weiter: Ist es schon falsch, heute die Sozialdemokratie schlankweg als die berufene Vertreterin der Arbeiterschaft anzusprechen, so ist es noch viel falscher, die Deuffche Volkspartei lediglich als die der Industrie und des Besitzes zu betrachten. Die Sozialdemokratie umfaßt heute auf der einen Seite sehr viel mehr Bcrufsschichten, als lediglich Ar­beiter im engeren Sinne des Wortes: es gehören sogar ziemlich viele wohlhabende und sogar reiche Leute zu ihr. Auf der anderen Seite ist durchaus nicht die Sozialdemokratisch« Partei als die berufene Vertreterin der Arbeiterschaft als solcher anzusprechen. IM Gegen- teil, gerade in der Deutschen Volkspartei finden wesentliche Teile unserer Zfrb eiterschaft die berufenste Vertretung, wovon man sich durch einen Blick in die Mitgliederliste der Fraktionen der Deut- schen Volkspartei im Reichstag, im preußischen Landtag und in den Gliedstaaten leicht überzeugen kann. Ferner ist die Deutsche Volk-- parte!, wenn auch nicht ausschließlich, so doch vornehmlich die Vertreterin des gewerblichen Mittel st andes, worüber wiederum die Zusammensetzung der Fraktionen im Reichs- tag und in Einzellandtagen genügend Aufschluß zu geben vermag. Daneben ist die I n d u st r i e allerdings in der Deuffchen Volkspartei in hervorragendem Maße vertreten, und sie ist stolz darauf, die besten Köpfe der deutschen Industrie und Technik zu ihren Mit- gliedern zählen zu dürfen. Aber auch Männer der Wissen- s ch a f t es sei hier der Name Kahl genanntl fühlen sich wohl in den Reihen der Deutschen Volkspartei und gehören zu ihren eifrigsten Mitarbeitern. Daß dasselbe von allen Teilen der B e- a m t e n s ch a f t und des Lehrer st andes gilt, braucht einem Kenner unseres politischen Lebens nicht erst besonders gesagt zu werden. Und wenn zum Schluß erwähnt wird, daß die Deuffche Volkspartei auch in Land- und Forstwirtschaft sehr starken und willkommenen Anhang besitzt, so ist auch das durchaus nichts Neues. So umfaßt die Deutsche Volkspartei getreu ihrem Namen alle Berufs- und Schaffenskrcise des deutschen Volkes. Sie fühlt sich nicht als die Vertreterin eines einzelnen Standes oder Berufes, fon- dern si« stellt sich rückhaltlos in den Dienst des großen Ganzen. Wenn auch diese Zeilen etwas auf Selbswerherrlichung zugeschnitten sind, in ihrem wahren Tatbestand zeigen sie die Ursachen der Gegensätze, die in der Deutschen Volkspartei immer wieder sichtbar werden. Die Schließung öer höchster ßarbwerke. Die Höchster Farbwerke, die Kunstseide- fabrik Kelsterbach sowie das Griesheimer Elektrowerk sind auf Veranlasiung des Arbeitgeberver- bandes für die chemische Industrie geschlossen worden. Sämt- liche Arbeiter und Arbeiterinnen sind fristlos ent- lassen. Die Ursache zu dieser Aussperrung ist darin zu suchen, daß die Arbeiterschaft der Höchster Farbwerke die Ar- beit niederlegte, weil die Direktion Vereinbarungen, die zwischen Belegschaft und einem Direktionsmit- glied getroffen wurden, für ungültig erklärte. Ueber den Verlauf der Aussperrung und über die Aussichten für eine Beilegung des Konflikts unterrichtet das nachstehende Privat- telegramm unseres Frankfurter Korrespondenten: Ein Direktionsbeamter namens Müller, Oberleutnant a. D., hatte gelegentlich des Unglücks in Oppau die Bemerkung gemocht:

sWa, Negt daran, es könnten noch vtst mehr Pro- leten in die Luft gehen." Das löste natürlich in der Arbeiter- schaft eine große Erregung aus. Die Arbeiter legten zum Teil die Arbeit nieder, zogen vor das Direktionsgebäude und verlangten die Entlassung Müllers. Die Direktion erklärte, daß sie dies schon aus freien Stücken getan hätte. Darauf kehrten die Arbeiter wieder an ihre Arbeit zurück. Nachdem aber später das Gerücht verbreitet wurde, der Oberleutnant solle an einer anderen Stelle des indu- striellen Konzerns beschäftigt werden, zogen wieder Arbestermengen vor das Direktionsgebäude und verlangten auch darüber Auskunft. Die Direktion versicherte dann, der Mann fei definitiv ent- lassen. m Zur gleichen Zeit, aber unabhängig von irgendwelchem Bor - gehen der organisierten Arbeiterschaft, wurde von einem Komitee, das sich gebildet hatte und auf das jedenfalls die Ko m m u n l st e n «inen sehr starken Einfluß ausübten, die Forderun« an die Dirckhon gestellt, zunächst darüber Auskunft zu geben, wie die Art der Ver- teilung einer Summe von 12 Millionen Mark zu verstehen sei, die in der Jahresbilanz des Werkes für Unter- stützungszwecke der Arbeiterschaft aufgeführt waren. Als sie darüber keine genügende Auskunst erhielten, verlangten sie eine einmalige Winterbeihilfe für sämtliche Arbeiter. Ueber diese Forderung fanden dann Verhandlungen statt, d,e mehrere Stunden dauerten. An ihnen nahm auch der Regierungs- Präsident teil, ebenso der L a n d r a t, Genosse Zimmermaim, und die beiden Beigeordneten von Höchst . Es wurde eine Verein- barunq getroffen, daß in Würdigung der außerordentlichen Notlage jedem verheirateten Arbeiter 12 00 M ar k, je d e m ledigen SOO Mark und für jedes Krnd 150 Mark Beihilfe gezahlt werden sollten. Der Vertreter der Direktion, Geheimrat Häuser, erklärte ausdrücklich, daß er ohne Rücksicht auf den Zwang d«r Verhältnisse dieses Zugeständnis bewilligt habe. Eine Gruppe, auf die die Kommunisten wohl wieder ihren Ein- fluß ausübten, zog abermals vor die Direktion und erklärte, sie sei mit den Zugeständnissen nicht einverstanden. Es kam dann zu einigen unliebsamen Zwischenfällen. Im allgemeinen sind Ruhe und Ordnung wieder eingekehrt. Am Sonnabend war aIIC"2Bi�dn Blitz aus heiterem Himmel schlug am Sonnabend die Einladung der Direktion zu einer Betriebsversammlung ein, in der sie erklärte, daß es ihr nicht möglich sei, die Zugestand- nisse eines Direktionsmitgliedes, eben dieses Ge-. h-imrats Häuser, zu erfüllen. Darauf wurde die Aus- s p e r r u n g erklärt. Der franzosische Kommandeur Schneddeck erklärte, sich neutral verhalten zu wollen, gestand aber den Arbeitern das Recht zu, eine Sicherheitswache einrichten zu dürfen, damit im Betriebe nichts geschehe und vor allem die Wasser- und Kraftoer- sorgung, die vom Werke aus geschieht, in vollem Ilmfange aufrecht- erhalten bleibt. Man hofft, daß der Streik heute beigelegt wird. Selbst dieFrankfurter Zeitung " nimmt heute Stel- lung gegen die Direktion der Höchster Farbwerte und erklärt, daß die Mitglieder der städtischen Behörden ihr mitgeteilt hätten, daß die vom Arbeitgeberverband der chemischen Industrie gegebene Dar- stellung über die Ursachen der Aussperrung im wesentlichen un- richtig sei. Die von der Arbeiterschaft bestellten Kommissionen sollen am Donnerstag keine Zugeständnisse erzwungen, sondern nur Vereinbarungen zu treffen gesucht haben, die auf anderen Tarif» und Lohnverhandlungen, die zum Teil sehrweitzurückliegen, basierten. Im selben Sinne hat sich auch eine Sitzung der Tarifkommission ausgesprochen, die zwar aus das schärfste das Vorgehen einiger Arbeiter verurteilt, aber auch der Direktion sagt, daß es wohl noch eine andere Möglichkeit gegeben hätte, zu den Forderungen Stellung zu nehmen als die, sämtliche Arbeiter auszusperren. Man hofft, daß im Laufe des Tages oder vielleicht morgen vormittag die Lage' geklärt sein und die Direktton die Aussperrung zurücknehmen wird. Gleichzeittg wird aber auch aus Hanau berichtet, daß die Don- lop- Werke ihre sämtlichen Arbeiter ausgesperrt haben, angeblich weg-en passiver Resistenz. Die Arbeitersckiaft behauptet, daß von passiver Resistenz keine Rede sein könnte, daß aber allerdings eine große Mißstimmung im Bettieb deswegen a?- herrscht habe,' weil man noch keinerlei Vorkehrungen getroffen habe, um die A t k o r d v e r h ä l t n i s s e zu regeln. Schupo-Mannschaften, in Stärke von 26 Mann und einem Offizier, besetzten die Fabrik. Zeilungsverbot in vayern. Wie die München-Augsburger Abendzeitung" mitteilt, wurde der in Rottach-Egern er- scheinendeAlpenbote' vom Ministerium des Innern auf S Tage verboten, vermutlich wegen einer Arttkelreih« gegen dasneue Berllnertum".

Die ,3äube?' im Großen Schauspielhaus Das Malerische und der feurig pulsierende Rhythmus, welche Reinhardts berühmte Räuberinszenierung ihre Signatur verliehen, erlebte hier im Rahmen der gewaltigen Dimensionen der Arena- bühne eine die Wirkungen noch machtvoll steigernde Erneuerung. Die Regie Karlheinz Martin war, jedenfalls in dieser Hinsicht, Geist von seinem Geiste. Die beiden ersten Akte auf dem Schlosse des alten Moor und vor der Schänke der jungen Libertiner(die Regie hatte die Szene aus dem Wirtszimmer ins Freie verlegt) spielten sich unter völliger Verdunkelung der Arena auf der Hinterbühne ab. Im dritten Akte, in denBöhmischen Wäldern", kam der entscheidende Schlag. Das Dunkel unten lichtet sich, man blickt in einen tiefen Kessel, aus dessen Mitte ein breiter Felsblock aufragt. Und nun strömen von oben her über die Kuppen waldiger Bergeshöhen die Scharen ins Tal hinab zu ihrer Lagerstatt. Hunderte und Hunderte. Nicht Theater- räuber, wirklich wilde verwegene Gestallen mit zerrissenen roten Fahnen, die Büchse in der Hand, in unaufhörlich kreisendem Ge- tümmel den Kessel füllend. Not, grimmige Entschlossenheit, Ekstase prägt ihnen ihren Stempel auf. Mit zynischen Zurufen begleiten sie die wüsten Reden Spiegelbergs, der, ein phantastischer Kobold, auf dem Felsblock stehend, feine Schandtaten ausruft. Den durch den kühnen Handstreich Karl Moors befreiten Roller, halbnackt, ge» martert,recta vom Galgen kommend", empfängt Triumphgeschrei. Hinaufgehoben auf die Kuppe, berichtet er das Abenteuer. Das Er- scheinen des von Diegelmann vortrefflich charakterisierten Pfaffen, de» Abgesandten der die Räuber umzingelnden Heeresmacht, und die stolze Antwort Moors steigern die Erregung auf den Höhepunkt. In dieser Vilderreihe gipfelte der Abend. Die weitere Entfaltung der Massenszenen, besonders eindrucksvoll in dem Gesang des Räuber- liedes, konnte das naturgemäß nur ergänzen, nicht mehr überbieten. Die Cinzelleistungen traten hinter dem Emsemble zurück. Gut war Paul Hartmanns warm empfundener, von früher her bekannter Karl. Aber auch beim ihm schwächten die ganz auf Massenwirkung eingestellten maßlos weiten Räume den Eindruck ab. Der Zuschauer, selbst auf den vorderen Plätzen, ist von den Dar- stellern so weit entfernt, daß ein intimerer Konnex sich kaum her- zustellen vermag. Auch schränkt der Zwang zu unerhörter An- strengunq der Stimme die Möglichkeiten nuancierender Gestaltung notwendig sehr erheblich ein. Herr Rainer gab den Spiegelberg mit wirksamer Hervorhebung der renommierenden Phantastik, Herr D i e t e r l e den Schweizer mit einem Einschlag lärmenden Natur- burschentums, dos in der Rolle selbst indes nicht vorgczeichnet ist. Daß man die alte Tradition Reinhardtscher Klassikerausführungen, möglichst ohne Kürzungen zu spielen, auch diesmal beibehiell, war kein Vorzug. Namentlich in den Amallenfzenen(Fräulein Chri­stian s) wie in dem ganzen breit ausgesponnenen vierten Akte mit den schreckhaft langen Bildern der Ahnengalerie im Hinter- gründe und in der Erzählung des alten Moor(Friedrich Kühne) im letzten Akte wären Striche erwünscht gewesen. Der Fram. die Hauptcharakterroll« m dem Werke, um die so viele große Schomfpmsr gerungen, tarn in der Darstellung von

Werner Krauß nicht zur Geltung. Schon das rundlich blonde Antlitz und die behäbige Leiblichkeit sttmmten wenig zum Bilde des schleichend kalten Bösewichts, der durch steptische Reflexionen seine Infamie vor dem Verstände zu rechtfertigen sucht. Er spielt ihn mit einem Stich ins Kafpcrlehofte, hüpft in tänzelnder Bewegung, paart pathologische Bosheit mit Burlesken in einer virtuosen Laune, die, statt organisch den Kern des Wesens zu entwickeln, mit der Ge- stall des Dichters eingenmächtig schaltet. So fehlte der Berruchtheit das furchtbar Drohende, elementarisch Große. Man folgte inter - esstcrt, die Originalität des Künstlers und das ganz eigenartig kraft- voll markige Organ bewundernd, doch ohne innere Ueberzeugung. Auch die Visionen des letzten Gerichts vermochten dann nicht zu erschüttern. Das Publikum war äußerst beifallsfreudig, rief Re- gisseur und Schauspieler am Schlüsse wieder und wieder auf die Bühne._ gt. Rügenfahrt. In Stettin spüren wir zum letzten Male den Ar- beitsrhythmu» der Großstadt. Der Dampfer gleitet die Oder hin- unter, vorbei an den Riesenbauten der Werften. Leiber unfertiger Schiffe in den Docks, Dröhnen der Dampfhämmer, Heulen der Si- renen, als das legt noch einmal eindringlich Zeugnis ab von der Arbeit unseres Jahrhunderts, von ihrer Schwere und ihren Kämpfen. Nun stampft der Dampfer in See. Im Dunst liegt das Land weit hinter uns und entschwindet immer mehr. Der Blick weitet ssch, nun wir nur Meer und Himmel sehen: und auch in unserem Hirn verblaßt jene Welt, und ftei und offen saugen wir mit allen Sinnen Natur ein. Als ftohe Wanderburschen ziehen wir durch Rügen. Wir wan- dern durch Buchenwälder ins Innere der Insel, durch verträumte Dörfer, ruhen aus an den Bodden mit ihrem oft märkischen Cha- rakter und ziehen dann auch den Strand entlang durch Badeorte, die wie Pestbeulen an der Insel hasten. Denn da ruht der behäbige Bürger aus, da rauscht der schwarzweißrote Fahnenmald über den Strandkörben dahin, da läuft der Spekulant mit dem Kurszettel durch die Straßen, telegraphiert mit seinem Bankier und freut sich über den fallenden Martkurs, so die Notlage des Reiches zu per- sönlichem Gewinn ausnutzend. Wir aber fllehen diese Orte und atmen erst wieder auf in der Einsamkeit beim Rauschen der Wälder und Tosen der Wellen. Und wenn die Sonne heißer scheint und die Schritte kürzer werden, streifen wir schnell ab, was den Leib lästig bedeckt und stürzen uns wie Kinder in die schäumenden Wogen hin- ein und fühlen uns erst recht umfangen von unserer Mutter Natur. Bei einsamen Fischern suchen wir Ruhe für ein paar Nacht- stunden, die wir uns selbst noch kürzen, wenn wir auf einsamen Bodden oder Seen Hinauerudern in die Stille der Nacht oder uns erzählen lassen von Märchen und Sagen aus Rügens aller Zelt. Denn wir wollen ja nicht träge ausruhen, sondern wir wollen er- leben, wir wollen die Insel in uns auknehmen. Stettiner Bahnhof. Das graue Häusermeer verengt den Blick, wir scheiden voneinander und tauchen unter im Strome geschäftiger Menschen. Nun nicht klagen, nicht trauern über die vergangene schön« Zeit wie die Allzuvielen: sondern uns hineinstellen in im» leren Kreis als Mensch, der seine gesammelte Kraft oerwendet zum Ausbau unserer neuen Welt! H. Tch.

Lchten Endes." Zu allen Zellen grassierten Wortwendungen blödester Art wie eine böse Seuche, die so bösartig ist, daß nur Menschen mit ausgebildetem Sprachgefühl dagegen gefeit sind. Es sind nur ganz wenige Menschen, die das Talent haben, beim Reden und Schreiben die Sprache in Bildern umzuformeu. Worte lebendig werden zu lassen. Dieses Sprachgefühl ist das einzige wtr�same Dssiufet. t i o n s m i t t e l gegen solche Wortseuche. Zu den jetzt am häufigsten vorkommenden Wortbakterien gehört das schönevoll und ganz, das leutnantsvcrblödetefakttjch Tat- fache" und neuerdings dasletzten Endes". An irgendeinem Stammtisch, in irgendeiner Vereins s�ung bringt ein Redner die Wendung, und wiederholl sie in einer An- spräche von zehn Minuten Dutzend Male. Dosletzte Ende" prägt sich in die Gehirne der Hörer so fest ein. daß sie es am anderen Taze im Geschäft, auf der Straße, in d«r Straßenbahn, zu Hause in jedem Satz anbringen müssen. Faktisch---- Tatsache. Es gibt sogar Redner, die ihren Vortrag mitletzten Endes" beginnen. Wsmi sie dann gleich aufhören oder sie gleich derSchlag" treffen würde, könnte man ihnen da«letzten Endes" verzeihen. Dasletzten Endes" praffell wie eiu Klaffchregen auf dich her­nieder. In der Straßenbahn. Zwei nett« Mädcheu neben mir. Auch vomletzten Ende" angesteckt.Am Sonntag bat's furchtbar ge- regnet. Aberletzten Endes" war es sehr nett." Wasletzten Endes" geschehen ist, verschweigt die Schöne. Das andere Mädchen nach einer Weile:Mein Bräuttgam trinkt gern. Aberletzten Endes" ist er doch ein lieber Kerl." O,.... helliger Blödsinn, die Wortwendung vomletzten Ende". Wenn die Seucheletzten Endes" so weiter um sich greift, dann werden bald die Hottentotten nur vomletzten Ende" ob sie den Tod oder dasletzte Ende" der letzten Leberwurst meinen, weiß kein Mensch reden. Das wird dann eine traurige Zell werden, da mau immer an seinletztes Ende" erinnert werden wird. Ich rate deshalb gut: Gebt demletzten Ende" den Dolchstoß, damit dasletzten Endes" endlich sein letztes Ende erreicht.

DaS KüNstasyl Käthe Hy-ni, Kloster str. 62, öffnet am Donnerstag, abd? L'/, Uhr, wicdec ielne Worten mid ist von nun an jede» Abend für Künstler und Kmisisreund« geöffnet. BclkSbütine, Theater am Vülowplafc, Bei der Erstaufführung von Ernst Toller »Masse Mensch ' am Donnerstag, den Lg., werden die Hauptrollen: Sonja von Mary Dietrich, der Namenlose von Ferdinand Asper gespielt. Ein Gedentstei« für Hermann LSnS, den Heidedtchter, der im Kriege fiel, wurde am Sonntag w dem Heidedors Müden bei Celle in Gegenwart zahlreicher Abordnungen eingeweiht. Jwu« Vazoss, Bulgariens größter zeitgenölsikcher Dichter, ist dieser Tvae im Alter von 71 Jahren einem Schlaganfall erlegen. Seine feierliche veffetzung wird aus Staatskosten erfolge».