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Poku ayo das Kebftud« der NsiubayMrettwn. den zrohe»»»ve« Hauptbahnhof und dazu die große vor dem Äries» erbaute Eisenbahnwerkstatt. Kerner soll Polen aber auch den Netrieb und dl? Verwaltung der Hafenbahn führen, so daß ihm tatsächlich jede Danziger Eisenbahnschiene ausge- liefert worden ist. Der Freien Stadt sind einzig die sowieso im Priieatbesitz befindliche elektrische Straßenbahn und die ebenfalls privat« Kleinbahn verblieben. Damit sitzt die War- schauer Faust fest an der Gurgel der Danziger Freiheit. DieDanzigerGewehrfabrik war auf dem besten Wege der Friedensumstellung. Da entschied der Hohe Nat von Paris , daß der Betrieb in diesem Sommer unter allen Umständen geschlossen werden mußte. ISVV deutsche Arbeiter mußten zugunsten Polens entlassen werden und vermehrten so die schon starke Arbeitslosigkeit. Sämtliche Maschinen de» Betriebes, die der Waffenfabrikation dienten, müssen an Polen ausgeliefert werden; dafür soll Danzig die teeren Fabrik- gebäude erhaltenl An Polen mußten ferner auch eine Anzahl Gebäude aus dem früheren Besitz des Deutschen Reiches und des preußischen Staates ausgeliefert werden. Im Gegensatz zu dieser Entscheidung setzte der englisch « Oberkommissar sein entschiedenstes Nein der polnischen Ford« rung auf Auslieferung der Danziger Strom- Weichsel von Dirschau bis Schiewenhorft entgegen, die den direkten Wasserweg nach Warschau öffnet. Auch die Zulassung einer polnischen Garnison lehnte der Oberkommissar ab. Polen erhielt lediglich die Erlaubnis, einen Munitionslagerplatz im Danziger Hafen anzulegen und die dazu notwendigen Be wachungsmannfchasten zu halten. Darüber hinaus fordert Polen da» Recht, feine Kriegsmarine im Danziger Hafen zu stationiere». Der Hohe Lölkerbundrat beschloß darauf im Juni, daß durch»inen solchen Anlegehafen keinesfalls eine polnische Marinebasis geschaffen werden darf. Pole» rief i» den Zweifelsfällen die Entscheidung de« Völker- bunde» an. Inzwischen beginnt es mit der Polonifierung Dasi- zig». Ohne auch nur den Danziger Senat zu fragen, wurde schon»or längerer Zeit eine militärische Truppe in ein« Kaserne der Hasenvorstadt Neufahrwasser gelegt. Am Hafen errichtete man aus eigener Machtvollkommenheit eine Station für drahtlose Telegrophie. Die Eisenbahndircktion für das weit von Danzig gelegene Pommerellen verlegt« man ohne Rücksprache mit dem Senat oder der Danziger Eisenbahnver» wnltung in das Gebäude der Freistaatlichen Eisenbahn- direktion! Daneben zeigt man die Hungerpeitsche. Da« der Stadt gelassene landwirtschaftliche Gebiet ist viel zu klein, um ihre annähernd vierhunderttausend Einwohner ernähren zu können. Will sie nicht verhungern, so ist sie unbedingt auf auswärtige Einfuhr angewiesen. Polen ist deshalb auch vom Hohen Rat der Entente verpflichtet worden, die notwondigen Lebensmittel zu liefern und' entsprechende Verträge mit der Freien Stadt abzuschließen. Solcher Verträge sind schon sehr viel« geschlossen worden, aber noch nicht ein einziger ist nach den amtlichen Feststellungen bisher erfüllt worden. Vom 1. Januar 1922 wird unter polnischer Kontrolle der polnische Zolltarif in Danzig eingeführt. Neben ge- waltiger Zollerhöhung fordert er unter anderm einen Gold- a u f s ch l a g, der bei der elenden polnischen Valuta auf zu- nächst 14 909 Proz. festgesetzt worden ist. Damit steht Danzig vor einer Zollauswucherung ohnegleiche»!. Am 1. April 1982 fällt ferner die Wirtschaf tsgrenz« gegen Pole » gemäß der wunderbaren Konvention ganz fort. Damit ist die Stadt der Neberflutung durch die polnische Elendswelle rettungslos ausgeliefert. Dieser kleine Veitrag mag genügen, um aufzuzeigen, wie schwer das h i st o r i s ch e Unrecht ist, das man einer ehe- dem blühenden Stadt zufügt, indem man sie unter der leuchtenden Fahne der Gerechtigkeit und des freien Selbst- bestimungsrechts der Völker! zu der ungleichen Che mit Polen zwingt. Danzig ist zu SS Proz. deutsch , e» ist seiner aanzen Herkunst nach deutsch , das können auch die polnischen Bankenschilder auf den Straßen Danzigs nicht auslöschen.

dorbefprechungen.

DK Vorawngen über eine Umbildung des Retchskabinett» im Sinne einer Erweiterung der Re- gierungskvalition haben ihren Anfang genommen. Vertreter der Koalitionsparteien und der Deutschen Volkspartei folgten gestern abend einer Einladung de» Reichskanzlers zu einer gemeinsamen Aussprache, die den Charakter einer Vor- besprechung hatte und zu der auch der Reichspräsident und der preußisch« Ministerpräsident und Reichstagspräsident Löbe erschienen. In de» mehrstündigen Verhandlungen, an denen Vertreter aller beteiligten Parteien teilnahmen, wurden die innerpolitische Lage, di« außenpolitischen Richtlinien, die Steuerfragen, sowie die Form der eventuellen Umbildung des Kabinetts erörtert. Die Verhandlungen werden in den nächsten Tagen weitergeführt. -Vertrauensvotum skr de« Reichskanzler. Beim Reichskanzler Dr. Wirth ist folgendes Telegrmn» au» Düsseldorf eingelaufen: Die auf der Lerbandsausfchußsitzung ver» sammelten Diözesan - und Vezirkspräsides, sowie sämtliche Arbeiter- sekretäre de» westdeutschen Verbandes der katholischen Arbeiterver- ein« gedenken in Dankbarkeit Ihrer aufopfernden Tätigkeit im Bolks- dienste. Sie sprechen Ihnen im Namen der Arbeiter der Zentrums- Wählerschaft vollstes Aertrane» aus. gez. Isenrath.

Nationaliftenhstze um Gppau. Vom Reichstagsabgeordneten Genossen Hoffmann- Kaiserslautern erhalten wir folgende Zuschrift: Der kürzliche ArtikelVölkeroerhetzung am Massengrab" veranlaßt mich, im Namen der Wahrheit und im Interesse des besetzten Gebiete« um Veröffentlichung des folgenden zu bitte«: Daß die Franzose» bei der Oppauer Katastrophe untätig zugesehen oder gar das Hilfswerk mitgrinsendem Cynismus" verboten hätten, ist eine ungeheure nationali st ische Lüge. Ich stelle demgegenüber die Tatsachen fest, die mir von amtlichen Stellen der Stadt Ludwigshafen und der Ge- meind« Oppau mitgeteilt oder bestätigt wurde». Die Franzosen haben in kürzester Frist und aus ssch heraus alle Hilfe geleistet; sie haben ihre A e r z t e und Sanitätseinrichtungen zur Verfügung gestellt, sie haben in der ersten Zeit die Unglücksstätte durch Truppen abgesperrt, sie haben der Bevölkerung von Oppau Nahrung abgegeben und alsbald eine namhafte Geldsumme ge- spendet. Die Bevölkerung und die Vertreter der besetzten Ge- biete verbitten sich diese verlogene nationa- listische Hetze. Sie erleichtert nicht das Los, sondern sie erschwert. es. Wir haben oft bittere Klage geführt über schlimme Vorkommnisse im besetzten Gebiet, aber wir freuen uns, daß wir von unseren Gegnern auch etwas Gutes sagen können.__ Sn Erledigter. DK bayerksche Presse zu Poehnerll Av�nng. München , 89. September. (Eigener Drahtbericht desVor- wärts".) Wie befreiend der Rücktritt Poehners selbst aus weite Kreise des Bürgertums gewirkt hat und welchen Eindruck der Kampf der Sozialdemokratie gegen Poehner auf das Bürgertum gemacht hat, beweist di« Aufnahme seines Abganges in der bürgerlichen Presse. Selbst dieAuzsburger Abendzeitung" steht seinerAbschieds- erklärung" skeptisch gegenüber und schreibt:Es sind Mannes- tugenden, die Herrn Poehner sein Amt nicht mehr führen ließen möge er nicht zu schwarz gesehen haben!" DieMünchener Neuesten Nachrichten" gehen schon schärfer mit Poehner ins Gericht: Seine politische Einstellung habe nicht den Blick für das Notwendige und Erforderliche getroffen. Das Blatt stellt dann alle von sozialistischer Seite erhobenen Vorwürfe, wenn auch in etwas abgeschwächter Form, aus. Schließlich verurteilt es den Abschiedserlaß Poehner» mit den Worten: Es scheint uns außerordentlich bedenklich und tief bedauerlich, daß Poehner sich hinreißen ließ, die gute bayerische Beamten-

| tradition auf» grüblichste zu verletzen. Ms PoNzeipräfl- dent und Staatskommissar hatte er die dienslliche Pflicht, die Staatsautorität zu wahren." Di« linksdemokratische süddeutsche Presse beweist, daß das System Kohr Poehner restlos auch i« Bürgertum abgewirtschaftet hat. Sie schreibt: Poehner geht, da für Leute seine» Schlages kein Platz mehr in einem«irklich ehrlich und demokratisch geleiteten Staats- «esen ist. Man hätte in Bayern schon längst ohne Ausnahme­zustand regieren können wenn man ihn nicht für die eigenen politischen Zwecke zu angenehm als brauchbar empfunden hätte. Poehner war Jurist, aber es fiel s e h r' h w e r, daran zu glauben. Für den Juristen ist Unparteilichkeit der oberste Grund- satz. Für Poehner» Amtsführung war sie es n i ch t. Schließen wir die Akten über ihn und von seiner Amtsführung bleibt nichts übrig als ein immer noch gegen ihn schwebendes B erfahren, zwei unaufgeklärte Morde und das Gefühl der Er- leichterung, daß wir ihn endlich' los sind." Vielleicht findet jetzt doch noch manches dunkle Detail der Aera Poehner seine Aufklärung._ Solöatenschmöerei in der Reichswehr ! Vom Ortsausschuß des ADGD. Minden wird uns folgende Zuschrift übermittelt: Freitag, den 2Z. September d. I.. war Herr T. und ich Zeuge efner so gemeine» Mißhandlung eines Reichswehrsoldaten durch Kameraden unter den Augen der Vorgesetzten, wie ich sie als alier Soldat ich diente über 20 Jahre unter dem wll- helminischen Militarismus niemals erlebt habe Es war 3�4 Uhr, da hörten wir aus dem Lastionshofe wie ein Rcichswehrsoldat geschlagen wurde, es klang gerade so, als ob man jemandem mit einem harten Gegenstande über den Schädel schlägt darauf ertönte ein Schrei. Wir sprangen auf und beobachteten, wie vier Reichswehrsotdaten von einem Unteroffizier zum zweiten Male im Laufschritt hinter die etwa 75 bis 100 Meter entfernt« Hinderniswanfc gejagt wurden. Hier wurde einer von den Bieren von seinen Kameraden in surchkbarer Weise mit den Fäusten, Ge- wchrkolbcn und Seitengewehr gegen den Kops und Oberkörper ge- schlagen und getreten. Dieses schmachvolle Bild wiederholte sich ein drittes Mal, jetzt brach der Mann zusammen, was nun seine netten Kameraden mit ihm vornahmen, konnten wir nicht genau sehen, doch soviel sahen wir, daß er wieder geschlagen wurde. Als die Rohlinge zurücktraten, lag der arme Mißhandelte wie leblos auf dem Gesicht, auch jeßk bekam er noch Fußtritte. Als der Aermste sich daraufhin nicht erheben konnte, wurde er von zwei dieser Bestien an den Händen gefaßt und wie ein. krepiertes Slück Bieh unter wiederholtem Aufstoßen des Kopfes aus die Erde etwa ZS Meter weit geschleift und hier liegen g e- lassen. Nun blieb der Mann etwa eine Viertelstunde liegen und keiner kümmerte sich darum. Der Unteroffizier schnauzte weiter wie in Vorkriegszeiten. Endlich kamen drei Vorgesetzte, darunter der Unteroffizier und allem Anschein nach ein Arzt. Der Arzt, wenn es einer war, hielt es aber nicht für nötig, sich zu dem Mißhandelten zu bücken, sondern dieser wurde von einem anderen Reichswehr - soldaten in di« Höhe gerissen, und wir sahen, wie� er immer In die Knie und vornüber zusammensank. Nur wenig gestützt, mußte der Aermste seinen Weg zu Fuß zurücklegen, um vielleicht hinter verschlossener Tür neue Mißhandlungen über sich ergehen lassen zu müssen. Dieser Borfall erklärt vielleicht'den vor etwa 4 Wochen er­folgten Selbstmord eines Reichswehrsoldaien derselben Kompagnie. Es dürste doch wohl zu erwarten fein, daß der Herr Reichs- wehrminister hier kräftig eingreift und diese heutigen Dorgesctzten ohne Pension aus dem Heere hinausbefördert, da solche Kreaturen nicht wert sind, daß sie die Sonne bescheint. Der Ortsausschuß des ADGB. bemerkt hierzu noch: Diese Zuschrift ging uns von zwei Angestellten zu. Wir sind aber auch telephonisch angerufen worden und haben dem Vor- gang im Schlußakt zugesehen. Am Tage darauf ist nochmel ein Soldat beim Exerzieren so ge» zwiebelt, worden, daß er davongetragen werden mußte. Der Hauptmann Schmidt, der Kom­pagniechef. ist ein strammer Deutschnationaler. Es herrscht hier eine starke Empörung unter der Arbeiterschaft. Die Rache AeS MttttariSmnS. Im Jahre 191S enthüllte der Leutnant B i« h w e g von der Potsdamer Reichswehr , wie im dortigen Offizierskasino die reaktiv-

Reichsörucke fürs �rbeiterheim. vi« Kunstkenner wußten es seit langem, daß die Reichsdruckerei in ihren Mußestunden, d. h. in der Zeit, da sie keine Banknoten, Briefmarken usw. druckt, Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte und Gemälde alter Meister in originalgetreuer, meisterlicher Wie- dergab« herausbrachte. Sie hatte eine eigene galvanoplastische Technik dafür entwickelt, die et gestattete, alle Feinheiten der Original» in»ollendeten Faksimiledrucken zu reproduzieren, so daß der Stempel auf der Rückseite nicht ganz unangebracht war, um sie von den Originalen zu unterscheiden. Die Verwaltung der staat - lichen Museen leitete die Auswahl, und so entstanden im Laufe von 4V Jahren über 800 dieser vorzüglichen Blätter, di« zuerst in Mappen und dann einzeln abgegeben wurden. Tausend» von Kunstfreunden haben ihre Frende an diesen wunderschönen Sachen gehabt und man kann sagen, daß die Reichsdruckerei hier ein. Unter- nehmen ins Leben gerufen hat, das berufen ist, für di« bildenden Künste ein« ähnliche Rolle zn spielen q»ie Reclam für di« schöne Literatur. Ein«, Kupferstich von Dürer , ein« Rembrandtsche Ra- dierung tonnte man hier!n Friedenszeit für wenig Geld erstehen. Die Reichsdruckerei hat sich entschlossen, dies« wertvoll» Kultur- arbeit wieder aufzunehmen und in erweitertem Rahmen fortzu- führen. Sie vertreibt jetzt di»R e i ch s d r« ck e' im eigenen Ver­lag und will sie weitesten Kreisen zugängig machen. Ein neuer Katalog ist ausgegeben.(Preis 2 M.) Die'Preise der Blätter, die jetzt wieder m der früheren Qualität hergestellt werden, sind natürlich gestiegen: sie bewegen sich zwischen 5 und 300 M. Geben wir einige Beispiele:'Dürers Melancholie kostet 10 M., der heilig« Hieronymus S M., Rembrandts Radierungen tosten zwischen 15 und 25 M., das 100-Guldenblatt 60 M. Die höheren Preise oe» stehen sich für die farbigen Kupfer, besonders nach cktzglischen Stechern des 18. Jahrhunderts. Diese Wiedergaben bedürfen minutiösester Be- arbeitung mit der Hand. Dem Kunstfreund«, der sein keim mit diese» Qualitätswerken(im doppelten Sinne) schmücken will, ist hier eine schöne Selegenhest geboten. S» gehört freilich Verständnis hazu, einen edlen Lini-nschnitt in schwarzweiß eine« knalligen Farbendruck vorzuziehen. Aber da« einmal geschult« Aug» hat immer wieder«efall«, an diese» dem Original(zumeist auch in der Größe) gleichen Nachbildungen, die«»«irklich gestatten, sich aufs intimst«»artrmit z» machen mit der Formen- und Phantasie­welt unsevar große» Künstler. $» gibt gewiß billigere Reproduk­tionen, die m ihrer Art auch ihr« Dienst tun, wer sie aber einmal mit diesen technischen Meisterwerken der Reichsdruckerei(auf bestem Papier) vergleich-'n konnte, wird immer zu ihnen greifen. Die Auswahl ist bisher wesentlich nach kunsthistorischen Ge- sichtspunkten g»troffen worden; der kunsthistorisch eingestellte Ge- bildete war ecke Käufer gedacht. Jetzt, wo die Reichsdrucke auf

weitere Kreise abzielen, wird man auch auf andere Bedürf- nisse sich einstellen müssm. Man sollte sich nicht auf das 15. bis 18. Jahrhundert beschränken, sondern bi» zur Gegen- wart ausgreifen. Man sollte sich nicht auf Originale beschränken, die in Berlin sind, sondern den gesamten deutschen Kunstdesitz au»- nützen(und auch ausländischen, wenn e» wieder möglich ist). Die Reichsdrucke werde» auch im Auslande Ehre«inlegen, und wir hoffen eines Tages auch Holbeins Porträtzeichnungen(in Lasel und England) wie Rachbildunzen von Meisterwerken in italieni- schem und französischem Besitz darunter zu begegne». Bor allem aber möge man künftig sich mehr auf die breiteren Volkskreis« ein» stellen, mit denen man rechnet. Wir brauchen nicht zu sagen, daß wir damit keiner Verkitschung das Wort reden wollen. Unseren Bildungsorganisationen, Buchläden usw. aber ob. liegt es, die Masse nun wirklich mit diesem edlen Kunstgut vertraut zu machen. Vielleicht empfiehlt es sich auch» später ein« Auswahl für unsere Kreise besonder» geeigneter Blätter zu treffen. K. H. Döscher. v« Philosoph de» Sebenemntes. S»«rfch�nt nicht ohne sym- boGsch« Bedeutung, daß Eugen Dühring , der letzt« der Phil»- lophen aus der Epoche des Materialismus, hingegangen ist, ohne daß die breitere Oesientlichkeit zunächst davon Kenntnis bekommen hat. Bor mehreren Tagen schon ist er, fast neunundachtzigjährig, in Nowa- we» gestorben. Längst verrauscht war der Sturm, der einst den Mann umtobt hott«, gegen den Friedrich Engel » seine Kampfschrift ..Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft " in die Welt sandte. Nicht eimnal dieAusscheidung alle» Iudäertum» durch den modernen Bölkergeist", die Dühring einst gepredigt hatte, und seine Bekämpfung 6«zur vollen Ehrlichkeit unfähigen Griechentum»" hat den nattonalistisch gestimmten Teil der heutig« Lugend wieder zu seinen vergessenen Schriften hinziehen können. Mit den Ber- tretern des bedingungslosen Materialismu« umrf ihn di« Zeit des Niederbruch» zu den Toten. Und doch hätte dieser Optimist, der den Wert de» L« b en-"proklamiert, auch ihr einige» zu sagen g»- habt. Wohl ist ihm die Materie Tröger und Inbegriff alle» Wirk- lichen, da» Körperliche Unterlage auch der letzten Aeußerungen de» Bewußtseins,«ber der Materialismus ist ihm doch mirFußpuukt höherer humanitärer Lebensschötzung". Wenn er. nüchtern wie er war. einen hitzigen Kampf gegen alle» das geführt hat,»a» er Illusionen med falschen Ideattemus namtte, so ist doch der ethische Schwung seinerLehre des Lebensmutes" in seiner innner lesens- werten SchriftDer Wert des Lebens" stark genug gewesen, um einen Nietzsche nachhaltig zu beeinflussen, und Heinrich von Stein hat in seinem ErstlingsweekDi« Ideale des Materialismus" anzu- regen. Wenn der Wahrheitsgehalt einer Lehre sich in der Kraft er- wiese, die sie ihrem Bekenner zum Kampf mit dem Leben leiht, so wäre Enzen Dührings Philosophie der besten eine. Bon der Uni- versitär Berlin zog er sich im Jahre 1877 nach seinem Konflikt mit der Fakultät von der Welt, deren äußeres Bild dem feit dem 30. Jahr des Augenlichts Beraubten erloschen war, in die Einsamkeit seines

Schaffens zurück. Hier ist es dem blinden Mann nicht nur gelungen, sich die notdürftigen materiellen Grundlagen seines Daseins zu sichern, sondern er hat auch in unermüdlicher Arbeit weiter an der langen Reihe seiner Werke geschaffen, die außer für die Philosop-he für die Nationalökonomie und die verschiedensten Zweige der Natur- Wissenschaften Bedeutung besitzen. Eugen Dühring har das Wort gesprochen:Lebensmut will mehr sagen als Todesmut.' Die Kraft, mit der er dies Wort venvirklicht hat, zwingt auch dem Gegner seiner Anschauungen zum Respekt. pariser Warenhäuser. Bon den Theatern heißt es, daß sie durch- schnittkich alle dreißig Jahre einmal abbrennen. Auch die großen Kaufhäuser gehören zu den Baulichkeiten, die ob ihrer Feuergefahr- lichkeit berüchtigt sind. So ist das Pariser KaufhausP r i n- t e m p s" schon einmal vor genau vierzig Iahren, im Jahre 1881, abgebrannt. E» ist eine Gründung von Jules Ialuzot, einem frühe- ren Ana-stellten des Pariser WarenhausesBon Marchs". Im Jahre 1800 richtete er denPrmtemps" ein. Aber wie die meisten im Laufe de« 19. Jahrhunderts gegründeten Pariser Warenhäuser kam auch derPrintemps " lange Zeit auf keinen grünen Zweig und 1881 traf ihn der schwerste Schlag, der Brand; Aber wie ein Phönix eneikrnd es wieder aus seiner Asch«, und nun nahm das Unternehmen einen rafchen�lusichwung. Schon im Jahre 1910 hatte derPrintemps" einen Jahresumsatz von 40 Millionen Frank, und er wird sich mittlerweile wohl verdrei- und vervierfacht haben. Die Firma hat später auch ihre Angestellten am Unternehmen beteiligt, wie das in vielen großen Pariser Magazinen üblich ist. Vorbildlich in dieser Hinsicht war derBon Marchs". Ursprung- lich war es ein keines Kurz- und Weißwarengeschäft, und es dauerte lange, bis der Laden einen Lahresumsatz von einer halben Million Frank erreicht hatte. Den Äusschwuna brachte Aristide Loucicaut, der ein kleiner Angestellter in einem anoeren Warenhaus war. Sein Kopf war voll moderner>eschästlicher Ideen, die er als Teilhaber desBvn Marche" dann verwirklichte. So wurde er der Vater der festen Preisauizeichnuna in offenen Zahlen. Er fithrte billige Tage, Rabatteerkäufe und Provisionen für die Verkäuferinnen ein, und er betrieb auch das System der ausnehmend billigen Lockartikel. DerBvn March«" fetzt heute Hunderte von Millionen um. Nach Loucicaut» Tvde gingen alle Geschäftsanteii« in die Hände des Per- fonal» über, da- das Unter» chme» als Senvssenschaft mit selbst- gewählter Geschäftsleitung führt. Prof. Peter Breuer, der bekannt« Berliner Bikdhaver, schvidet am 1. Oktober aus dem Lehrkörper der Berliner Kunsthochschule, dem er seit 1892 angehörte. Hier sind eine große Anzahl der besten jüngeren Plostiker durch seine Sehr« gegangen. Breuer hat als Künstler von der Pike auf gedient, er lernte praktisch das Handwerk eines Holz- und Dteinbttdhauers, und diese handwerkliche Sicherheit der Mitterialbearbeitunz verleugnen auch sein« monumentalen Wer?« nicht. Mt ihnen gehörte er dem von Begas begründeten Neu- Barock an, das unter seinen Händen eine freie und leichte Form annahm. Breuer hat in den letzten Iahrep besonders an einer monumentalen Sitzfigur Beethovens gearbeitet, in der er ein Idealbild des Tonmeisters voll ruhiger Geschlossenheit gestaltete. Kürzlich vollendete er die Figur Adolf Menzels, die in der Borhall« de» BerlU»«r Alten Museums Aufstellung finde» soll.