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annehmbaren" Frieden zu bekommen. Mit Recht weist Köster darauf bin, welch ungeheuerlicher Widerspruch darin liegt, daß dieselben Kreifs ausgerechnet im November ISIS die Möglichkeit einer solchen Lösung sahen, die während des ganzen Weltkrieges gepredigt hatten, das deutsche Volk habe nur Zwischen Sieg und Niederlage zu wählen, einen Frieden auf der mittleren Linie gäbe es nicht. Wenn es die Möglichkeit eines solchen Friedens gab, so lag sie jeden- falls vor dem Zusammenbruch. Aber und das ist eine sehr wichtige Festellung Ludendorff selber hat bis zumAugenblickdesZusammenbruchs von einem Verständigunsfrieden nichts wissen wollen. Denn im Au g u st l.918, als das Westheer noch eine wirkliche Macht darstellte, als Bulgarien und die Türkei noch nicht zusammen- gebrochen waren, hatte die OHL. beschlossen, mit einem Friedensangebot v o r l ä u f i g n o ch zu warten. Als sie sich im Oktober 1918 endlich überwand, ihre Niederlage ein- zugestehen, war es zu spät: Jetzt war Ludendorff nicht nur im Westen militärisch geschlagen. Jetzt war Deutschland in Europa auf allen Seiten zusammen- gebrochen. Die Alliierten diktierten. Die Zeit zu einem annehm- baren Frieden der Konzessionen war vorbei. Wer in dieser Situa- tion an ihn glaubte, war ein größerer Phantast, als der europäische Pazifismus ihn jemals hervorgebracht hat. Wir mächten wünschen, daß die Köstersche Schrift in das letzte deutsche Haus, in die letzte deutsche Hütte hineingetragen wird. Die volksvergiftende Lüge muß endlich z e r- stört und das Volk, soweit es den wahren Verlauf unter der bewußten Lügenpropaganda vergessen hat, an diesen zurück- erinnert werden. Emen unfreiwilligen Leitrag zu dem Thema:Wie das deutsche Volt im Kriege belogen wurde" liefert der Generalmajor a. D. H a e f t e n in derD. A. Z". Er spricht nämlich in einem Artikel über die Aufzeichnung des verstorbenen Generalobersten v. Moltte von derunheilvollen Marnekatastrophe", unter deren Folgen Moltte seelisch und körperlich vollkommen zusammengebrochen sei. Diese Marnekatastrophe im September 1914 hat man dem beut- schen Volk zunächst gänzlich verheimlicht, dann als einen genialen strategischen Rückzug", als einplanmäßiges taktisches Manöver" hingestellt, bei dem die Deutschen eigentlich gesiegt hätten. In Wirklichkeit hat die Niederlage an der Marne den ganzen deutschen Feldzugsplan zerstört, den raschen Sieg verettett. den Vormarsch in Stellungskrieg verwandelt und damit die Niederlage Deutschlands entschieden. Heute sprechen die chcrren Generäle ganz offen von derMarnekatastrophe". Heute...

zwecken zu mißbrauchen. Die Erklärung des Reichsarbeits- Ministers schließt mit den Worten: Hätten Verfasser und Verbreiter der Notiz tatsächlich mit dem Interesse an dem Los der Kriegsbeschädigten, das ihnen jetzt den Deckmantel für ihre Sensationen liefert, den Gang der Kriegs- beschädigtenfürsorge verfolgt, so hätten sie wissen können und müssen, daß in den Zeitschriften und Verösfenllichungen der Kriegsbeschädig- tenfürsorge ausgiebige Mtteiwngen über die Ludendorff-Spende und ihre Verwendung gemacht wordm sind. Sie hatten dann auch erfahren, daß eine geprüfte Abrechnung der Ludendorfs- Spende im Frühjahr ISIS verösfenllicht und neben anderen Interessenten auch der gesamten Presse übermittelt worden ist. Aber selbst wenn sie bisher der Kriegsbeschädigtenfürsorge diese Aufmerksamkeit nicht ge- schenkt hätten, wäre es ihnen ein leichtes gewesen, durch eine Rück» frage beim Reichsausschuß oder beim Reichsarbeitsministerium den Tatbestand festzustellen. Von diesen naheliegenden und ihnen zugänglichen Möglichkeiten haben sie keinen Gebrauch gemacht.

wulles Niefenschwinöel. En, seltener Tiefstand deS moralischen Veraatwortlich- keitsgcfühls. Wir berichteten bereits am Sonntag über die Sensations- Meldung des Wulleschen Svätabendblattes, wonach 10V Millionen Mark der Ludendorff-Spende für Kriegsbeschädigte zu sozialistischer Wahlpropaganda verschleudert sein sollen. Soweit diese Behauptung geeignet war, das Ansehen der Sozialdemokratie herabzusetzen, haben wir sie energisch zurück- gewiesen. Nunmehr veröffentlicht der Reichsarbeits» minister Dr. Brauns durch WTB. eine Erklärung, in der die ganze Wullefche Sensation von.A. bis 55 als R i e s e n- schwinde! entlarvt wird. Herr Wulle hatte im Ton des empörten Sittenrichters vomgrößten unerhörtesten Skandal der Weltgeschichte" gesprochen, der bewirke,daß dos gesamte Ausland noch mehr wie bisher mit Fingern auf uns weist". Der Reichsarbeitsminister gibt demgegenüber eine genaue Darstellung des A u f b a u e s der Volksspende(früher Luden­dorff-Spende). Bor allem stellt er fest, daß die Gelder dieser Spende(etwa 189 Millionen Mark) niemals in Berlin zusammengeflossen, sondern daß die Teilsummcn in den Provinzen bzw. Ländern verblieben sind, von denen sie aufgebracht wurden. Dort werden sie von den Hauptfür- sorgestellen unter Mitwirkung der Kriegsbeschädigtenorgani- sationen verwaltet. Schon aus diesem Tatbestand geht die technische Unmöglichkeit hervor, die Gelder zu Wahl»

Bürgerliche Mehrheit in derBerlinerSkadtoerordnekenversammlung machlverlinzum Stützpunkt der monarchistischeu Reaktion. wer die Republik sichern und die Berliner Sladkvenvallunz von demokratischem und sozialem Geiste geleikel sehen will, silmmk am 16. Ottober für die Liste der SPD »

Dagegen aber haben sie sich nicht gescheut, verleumderische Beschul- digungen in die Welt zu setzen, die den Stempel der Unwahrheit au der Stirn tragen. Angesichts der Tatsache, daß das ganze deutsche Volk zum Zusammenkommen der Ludendorff-Spende beigetragen und somit ein Interesse an ihrer Verwendung hat, kann dieses Ver- fahren nur als der Ausfluß eines in der Publizistik glücklicherweise seltenen Tiefsiandes des moralischen und politischen verantwortlich. keiisgefühls gekennzeichnet werden, der allerdings nur zu sehr ge- eignet ist, dafür zu sorgen,daß das gesamte Ausland noch mehr wie bisher mit Fingern auf uns zeigt". DasDeutsche Abendblatt" hatte übrigens als Quelle die monarchistische WochenschriftDie Tradition" angegeben. Es ist interessant, daß das betreffende Heft derTradition" im öffentlichen Verkehr noch gar nicht erhältlich ist. Wir erwarten, daß dos Reichsarbeitsmmisterium es bei seiner Erklärung nicht bewenden läßt, sondem auf gerichtlichem Wege die restlose öffentliche Klarstellung der Angelegenheit herbeiführt, damit die Welt einmal die bodenlose Leichtfertigkeit kennen lernt, mit der von monarchistischer Seite Verleumdungen verbreitet werden.

�uüenknecht tzergt-JuüenkaiferWilhelm/ Der Parteitag der Deutschsoziale«. Die ParteiKnüppelkunze" hatte am Sonntag«inenPartei- tag" zusammenberufen, auf dem die Riesengröhe der Partei, die einige tausend Mitglieder in SO Ortsgruppen zählt, ebenso zum Aus- druck gelangte, wie die Geistesgröße ihres Führers Richard Kunz«, des stillen Dulders von Gardelegen . In der Rede Kunzes kamen besonders schleckt die Deutsch nationalen weg. Denn unter stürmischem Beifall stellt« Kunze fest, daß flch auch bei ihnen der Einfluß jüdischen Geldes bemerkbar machte. Deshalb habe man versuchen müssen, eine eigene deutschsoziaie Partei ohne jüdisches Geld(nur mit den Geldern des Sportkonzernschwindlcrs K ö h nl Red. d.Vorwärts".) ins Leben zu rufen. Hergt habe, so führte Kunze weiter aus, die Schuld an der Ermordung Erzbergers den Deutschvölkischen zuschieben wollen. Die Versammlung ant- wartete hierauf mit dem Zuruf:.�zergt ist auch«in Juden-

k n e ch t l" Nicht besser erging es übrigens Wilhelm. Als Kunze erzählte, daß die Monarchisten Wilhelm II. aus Holland wiederholen wollten, erscholl der Ruf:Nicht den Iudenkaiserl" Das alte Kaiserreich habe uns ins Elend geführt, weil es oerjudet war usw. usw. lieber das antisemitische Programm wurde gesagt: Man wolle keine Pogrome. Wenn aber die Forderungen der Deutschvölkischen auf Stellung der Juden auf Fremdenrecht und auf Ausweisung aller nach 1914 eingewanderten Juden nicht erfüllt werde, dann würde es blutige Pogrome geben. Knüppelkunze sei also der wärmste Freund der Juden, weil er sie hieroor bewahren wollte. Die Tagung wurde noch durch zwei weitere Redner oerschönt. die sich alsehemaliger Sozialdemokrat" bzw.ehemaliger Kam- munist" vorstellten. Als echte Renegaten verstanden sie gut, in ihren Reden nichts von ihrer Vergangenheit merken zu lassen und das Maulheldentum ihrer Vorredner noch zu überbieten.

Eine Ansprache wirths. Anläßlich des LSjcihngsn Iubiläumsfestes des Katholischen Ar» beitervereins Offenburg hielt der Reichskanzler Dr. Wlrth eine Rede, in der u. a. sagte: Ich gehöre nicht zu denen, die den Begriff der Amtsmüdigkeit kennen: wir wollen auch, wenn sich die schwersten Wogen hoch auf- türmen, niemals verzagen. Wir müssen uns große Zurückhaltung auferlegen, denn wir dürfen nicht verlassen, daß die Völker um uns noch immer uns mit starkem Haß verfolgen. Wir müssen zeigen. daß wir es mit dem Wiederaufbau ernst nehmen� und tun, was in unseren Kräften steht, um zu diesem Werk« beizutragen. Ein Volk, das den ernsten Willen zeigt, ein Volk, das aufrichtig ist, und eine Reichsregierimg, auf deren Wort man unbedingt trauen kann, werden uns das Vertrauen der Welt wieder erwerben. Hier und da haben wir bereits Verständnis gefunden. Die groß« wirtschaftliche Krise, die die Welt durchlebt, wird die schwierigsten Probleme aufwerfen. Man denk« nur an die vielen Millionen Arbeitsloser, die in England und Amerika existieren Also nicht nur wir, sondern auch die Länder, die zu den Siegern zählen, haben mit großen Sorgen zu kämpfen: wir haben zwar den Frieden, aber nicht den wahren wirtschaftlichen Frieden. Der Reichskanzler sprach sodann von dm Sanktionen am Rbela und sagte: Besonders die militärischen Sanktionen haben wir immer als Unrecht empfunden und werden sie auch weiterhin als Unrecht empfinden. Wir haben alles getan, was wir ,u erfüllen hatten, was uns gesetzt war als Bedingung für die Aufhebung der Sanktionen. Jetzt müßten auch die Alliierten mit derselben Punkt» lichteit für di« Aufhebung der militärischen Sanktionen Sorge tragen. Es fei nicht gerode ein Ruhmesblatt für die Geschichte der Alliierten, daß ss« die militärischen Sanktionen noch nicht aukgehoben hätten. Aber er hoffe, daß der Tag nicht mehr fern sei, wo der Krieg aufhöre und daß dann all« verständigen Menschen sich an einen Tssch zusammenfetzen werden, um zu beraten, wie der drohenden Wirtschaft- lichen Krise in der ganzen Welt entgegengewirkt werden könne. De? Reichskanzler kam dann auf die oberschlcsische Frage zu sprechen und sagte dabei etwa: Ich bin sehr besorgt um das sal dieses Landes. Ich weiß nicht, ob ein Gesinnungswechfel bei dm Alliierten eingetreten ist oder ob man etwa Luft verspürt,«in neues Sand im Osten zu konstruieren, über das in Deutschland noch nach Jahrzehnten getrauert werden würde. Heute noch wäre«ine Ver» ständigung mit dem polnischen Volke möglich. In Warschau hat jedoch die Vergrößerungswut di« Geister verblendet und das polnische Volk geht dazu über, sich mit dem deutschen Volt zu verfeinden, nachdem es sich di« R u I f e n zu Todfeinden gemacht hat und obwohl in Litauen und Gallzien der Kampf noch nicht abgeschlossen ist. Soll zwischen das deutsche Volk und das polnische' Volk ein verpestender politischer Leichnam gelegt werden? Der Gedanke an eine solche Konstruktion sollt« die Politiker aller Länder abhalten, den Schritt zu tun. dem deutschen Volke deutsches Land, das Jahrhunderte lang zu uns gehört hat. durch ein Diktat zu rauben. Das deutsche Volk weiß nichts Amlliche- ub:r die Stimmung im Völkerbundsrat, aber enttäusche man Deutschland nicht! Gerade nicht um des demokratischen Prinzips in Europa willen. Das deutsche Volk, das guten Willens ist, ein Reich der Freiheit und Ge- rechtigkeit, ein Reich des Frieden- mit allen Völkern mit eigener Hand unter größten Opfern aufzubauen, darf nicht enttäuscht werden. Eine Enttäuschung wäre schmerzlich nicht nur für die Fuhrung der Politik und ihre große Ziel« der Völkerverständigung und Völker- Versöhnung, nicht ollein um der deutschen Regierung willen, nein, um

Theatee am Kurfürstenöamm. I n g e b o r g" von Kurt Götz . Das Wochenende brachte die Eröffnung des Theaters am K u r f ü r st« n d a m m, das Dr. Eugen Robert der Heiterkeit und jener Menschheit gewidmet hat, die sich die gute Ge- sellschaft nennt. Der Theaiertritiker, der zu diesem wichtigen Fest abgeordnet wurde, kann nur als tastender Laie berichten, denn er muß konstatieren, daß es sich nicht um die Weihe eines Kunst- tempsls, sondern mehr um eine Schneiderpremiere handelte. Und er muß den Theaterdlrektor fragen» was er sich mit dem Bekenntnis gedacht hat, daß er die ernste Literatur sortschieben und in die ent- standsne Lücke eine fröhlichere, von der Wochentagsarbeit erlösende und leichtüch prickelnd den ermüdeten Sinnen eingehende Theaterei begründen möchte. Denn derartiges hat der Direktor versprochen, indem er die Geschichte bemühte, mit dem gepflegten Zeigefinger auf den Offenbachstil hinwies und das Theater als moralische An- statt freundlich ablehnte. Der Kritiker wendet dem zuversichtlichen und von sewen Aktionären gefeierten Direktor ein, daß er mindestens ein halbes Dutzend nationalökonomischer, ästhetischer und sogar sitt- licher Sünden begeht, wenn er am Kurfürstendamm nichts als den Ossenbachstil und Schneiderpremierenstil einbürgert. Das ist ein Fanatismus, wenn auch ein anmutig verbrämter Fanatismus, zum äußersten unbehaglich dem Freunde jenes greisen und wehmütig um Bleigroschen wimmernden Bettelweibleins, das allabendlich auf der Gartengitterschwelle des Kurfürstendammtheaters niederkouert. Diese alte Frau hat nämlich einen Anhang, dessen Magen nicht überfällt ist und dessen Knochen das Märchen von Juwelen und Pelzen noch niemals verspürt haben Es heißt, wenn nicht die besseren Köpfe der deutschen und der übrigen Wett lügen, daß die Genossen der Bettlerin vom Gartengitter und die Sippen des glücklichen Direktors keineswegs sehr Innig befreundet sind. Es heißt ferner, daß die prächtig fundierten Mauern eines solchen der Freude geschenkten Hauses die Kluft mächtig erweitern, an deren einem Rande der hoffnungsreiche Direktor lächelt, an deren anderem Rande das wirk- lich sehr schwächliche Bettelweiblein trauert. Nachdem die süße Unsterblichkeit Franz Schuberts uns einge- lullt hatte, gab manI n g e b o r g", ein Spiel von Kurt Götz . Dieser angenehme Schauspieler und Plauderer verfertigte im Geiste Oskar Wildes, Oskar Blumenthals und auch der seligen Heimburg drei Akte, in denen die blonde, entzückende, dem gewinnenden Fräulein Eckersberg anvertraute Gattin eines Rentiers, Gelehrten und Käfersammlers schwankt, ob sie jenen Gang zum Gartenweiher wagen soll, der den Ehebruch bedeutet. Der ver- lackende und doch wieder zögernde Herr ist K u r t G ö tz selber. Karl Günther nimmt mit hübsch torkelnder Pedanterie den Gatten Ottokar in Obhut, dem die Hörnlein schließlich doch wachsen. Adele S a n d r o ck wird Tante Ottilie getauft. Die Heroine von ehedem wird zu jener Ducnna verurteilt, die!n Nüchternheit oder im Vowlenrausche Aphorismen zur Lebemannsweisheit verstreut. Sie tut es gehorsam und wirkt komisch durch Mittel eines Immer noch tragiercnden Gewittern?. In der natürlich pompös Msgestatieteii,

dem Ehebrüchlcin allmählich dienenden Wohung waltet als Lakai Herr Konjunttlv. Das heißt: Erich Walter gebraucht feine unterhaltende Trockenheit, um die Schnörkel und Schrullen dieser winzigen Luxuswell possierlich zu beleuchten. Max Hochdorf . Dießtitislhalle" de» kullusminlfleriums. Das Preußische Mi- nlsterium für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung will setner Auf- gäbe, dem Volt das Beste an künstlerischen und wissenschaftlichen Er- scheinungen zu vermitteln, durch ein neues Unternehmen dienen, das soeben ins Leben tritt. Das Ministerium hat die Firmen Julius Bard, Deutsche Verlagsanstalt , G. Grote, Julius Hosfmann, Insel- Verlag, E. A. Seemann und die Verewigung wissenschaftlicher Ver- leger zu dem Deutschen Kunstverlaa zusammengeschlossen, die hochwertige Werte in musterhafter Ausstattung herausbringen werden. Außerdem ist von der amtlichen Stelle in Verbindung mit dem neuen Verlag eine Buch- und Kunsthandlung geschaffen worden, di« in den Parterreräumen des Ministeriums untergebracht ist und in den nächsten Tagen eröffnet wird. DieseKunsthalle " des Kuttusministeriums soll dem Publikum die Gewähr bieten, daß durch sie nur künstlerisch und literarisch einwandfreie Verösfent- lichungen vermittelt werden. Wirksamkeit der Typhusimpfung. In einer in Liverpool ge- haltenen Rede hat der englische Arzt Sir Wilmot Herringham ge- naue Zahlen über die während des Krieges in der englischen Armee vorgekommenen Typhuserkrankungen gegeben und dabei einen Ver- gleich mit den entsprechenden Verhältnissen im Burenkrieg gezogen, der die Wirksamkeit der Typhusschutzimpfimg deutlich erkennen läßt. Während der drei Jahre des südafrikanischen Feldzugs betrug die durchschnittliche Stärke der englischen Armee 299 990 Mann, und unter diesen kamen über S8 999 Typhusfälle vor, davon 8999 mit tödlichem Ausgang. Dagegen sind im Weltkrieg bei einer durch- schnittlichen Zahl von zwei Millionen auf englischer Seite auf den sämtlichen Kriegsschauplätzen nur 29 999 Erkrankungen an Typhus und unter diesen nur 1999 Todesfälle zu verzeichnen gewesen. Gegen die Modernisierung Venedigs . In Venedig geht man mit der Absicht um, eine neue Brücke vom Festland zur Stadt zu erbauen und gleichzeitig die Laguneninseln durch Erdwalle und Brücken miteinander zu verbinden. Dieser Plan hat lebhaften Wider- spruch hervorgerufen, da man fürchtet, daß Venedig dadurch viel von seiner Eigenart einbüßen würde. In einer auf dem Palatin zu Rom abgehaltenen Versammlung ist gegen das Borhaben entschieden protestiert worden. Man hat dabei hervorgehoben, daß Venedig in seiner Besonderheit einzig auf der Wett sei und nicht, wie andere Städte, ohne Rücksichten industri- alisiert und modeinisiert werden dürfe. Alle Künstler und alle, die die Lagunenstadt lieben, wurden aufgefordert, sich dem Proteste an» zuschließen. Fridtjof Ranfen, dessen 89. Geburtstag auf den 19. Oktober löllt, hat nicht nur als Polarforscher und Geograph eine hohe Be- ri'hmt'est erlangt, sondern er steht heut? gerade ccks Diplomat und Msnschznfwmd im Mittelpunkt des Interesses, da er ai? norwezischsr

Delegierter beim Völkerbund die Aufgab« erhielt: di« Hilssattion für das hungernde Rußland zu orgnisieren. Nansen hat ein« hervor» ragende Rolle im politischen Leben sei�s Vaterlandes ge- spielt, indem er mit der ganzen Kraft seiner Persöwi-Aeitfur die Trennung Norwegens von Schweden eintrat, dann als Gesandter in London die Interessen feines Landes wahrnahm und schließlich während des Krieges m Amerika durch glückliche Verhandlungen die schwierige Lage Norwegens milderte., Seinen Weltruhm aber hat er sich durch seine großartigen Nordpolar reisen erworben. Schon als Knabe war Ski- und Schlitffchuhlaufen seine liebste Beschäftigung, und nach beendeter Studienzeit zog er 1882 mit einem Seehundsiänger aus sein« erste Reis« ins Eismeer. Weithin bekannt wurde fein Name durch di« kühne Expedition von 1888» auf der er G r ö n l a n d mit Schnee­schuhen bereist« und zum erstenmal den Schleier von diesem<?:- heimnisvollen Lande des ewigen Eises lüftete. Dann kam 1893 jene Nordpolarreise mit der F r a m , auf der er zwar nicht den Nordpol erreichte, aber nach dreijährigen gefahrvollen und aufregenden Aben» teuern mit wichtigen wissenschaftlichen Ergebnissen zurückkehrte. Die Geschichte dieser unvergänglichen Tat hat er in seinem klassischen Wert I n N a ch t u n d E i s" geschildert, das besonders ein Lieblingsbuch der deutschen Jugend geworden ist. Di« Zeit der großen Polarreisen war damit für Nansen vorbei. Cr übernahm einen L e h r st u h l als Zoologe und Ozeanologe an der Universität Kristiania, den er noch heute mn« hat.Ich bin nicht mehr jung," sagt« er kürzlich, als man ihn über feine Zutunstspläne befragte,und wenn mich auch die Abenteurerlust noch immer verlockt, so ist es doch klüger, sich solche Wünsche aus dem Kopf zu Wagen. Mein Lehrstuhl an der Universität Kristiania ist das Allenteil, auf das ich mich zurückziehen werde, und es gibt da verfchiedone ozecnographffck'e Untersuchungen, die ich nach aus- führen möchte. Im übrigen: Platz den Jungen!" Kochschule für Aoliti?. Heute deginnt der Einschrelbelerwin für da« Winterleinelter. Au» dem Stundenplan nennen wir die Vorlesungen von Staatdmwislcr Dr. Drew» öder die Verwaltimgsreicnnn, Dr.??. Süde. furn über die Bedeutung der Freiheitstricae. R. Woldt über Arbeitswissen- schall und Berussschicksal der erwerbstätigen Jugend, Redalteur Einil Dittmer au» Geschichte, Theorie und Praxi» der Gewcrkschasten, Carl Mennicke über Grundfragen der WoblsabrtSpflege, Prof. Dr.«ngust Müller über wirtschaftliche TageSiragen. Das Sekretariat(geöffnet von 19 bis 3) besindet sich Schinkelplatz 6(Alte Bauakademie). Die Vortragsreihen im Konftgewerbe-Mnsenm beginnen w dieser Woche: Probleme der Kleiderkunst, Montag, den lll.» Bildmähtge Photographie. Tonnerstag, den 13., Der Licht- träger in Technik und Kunst, Freitag, den lt., abends 8 Uhr. Eintrittskarten am Eingang. Adolf Behne beginnt am 10. eine Führung durch da» Kaiser » Frkedrich-Museum(italienische Malerei) Montags 10'/, 12 Uhr, und am 13. eine Reihe von Lichtbildei-Vorträgen.Die Kunst gestern, heute und morgen» Donnerstags 8'/, 19 Uhr Georgenstr. 39/31. Die Dichter, und Tondichter-Abende. des Schi Iler-Theater» nehmen am heutigen Montag, abends 3 Uhr, ihren Ansang. Der erst« Abend l-bandclt den.Berliner Humor». C» wirken mit Gertrud > Klei-:. Georg Nascht«, Alfred Braun . Eintrittspreis 2 M. ein- '/'»hli'i; EqrdZrobe und Programm.