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Kundgebung gegen den Kartoffelwucher. Die Konferenz des Gesamtvorstandes und der Bezirks- leiter des Bergarbeiterverbandes, die am 11. Oktober in Ber- lin tagte, nahm einstimmig folgende Entschließung an, die den zuständigen Behörden übermittelt wurde: .Durch den unerhörten Wucher auf dem Kartofselmarkt ist die Versorgung der JndustriebevAterung mit Kartoffeln in Frage gestellt. Die verlangten hohen Preise sind durch die(Sestehungs- kosten in fein er Weise begründet. Die Erbitterung der Arbeiter, besonders der Bergarbeiter, bei denen die Ein- kellerung von Kartosfeln für den Winter üblich ist, steigt von Tag zu Tag. Die Erbitterung ist um so größer, da infolge der hohen Preise für Gemüse(Weißkohl, Schnittbohnen) auch hier eine Ein- deckung für den Winter unterblieb. Wird hier nicht Abhilfe ge- schaffen, sind ernste Unruhen zu befürchten. Jnsolge Wagen- mangels wird die Belieferung der Industriereviere mit Kartosfeln erschwert und der Wucher begünstigt. Indem die Reichsregierung auf die schweren Gefahren aufmerksam gemacht wird, ersuchen die Konferenzteilnehmer dringend, dem Wucher mit allen Mitteln ent- gegenzutreten. Wird diesem nicht Einhalt geboten, sind die Folgen unabsehbar und die Bcrantwortung dafür fällt auf die Re- gierung." Demagogische Kartosfelpolitik. Die deutschnationale Landtag-fraktion in Preußen betreibt gegenwärtig eine Politik der Demagogie, deren unverkennbarer Zweck es ist, die werktätige Bevölkerung über den wahren Charakter dieser Partei der Agrarier und Volksausbeuter hinwegzutäuschen. Wie wir gestern morgen mitteilten, hat die deutschnationale Land- tagsfraktion einen längeren Antrag eingereicht, der sich mit dem Diensteinkommen der Beamten und Lehrer beschäftigt. Wie nun- mehr mitgeteilt wird, brachten die Deutschnationalen im Landtage ferner eine Anfrage über die Kartoffelversorgung im kommenden Winter ein, in der die Regierung um Mitteilung er- sucht wird, ob sie bereit sei, die Bevölkerung über die Möglichkeit der Versorgung im ganzen Wirtschaftsjahr aufzuklären, umfassende Maßnahmen gegen eine etwaige Verschiebung von Kartoffeln in das Ausland zu treffen, ausreichende schleunige Wagenstellung in den hauptsächlichsten Kartoffelversandgebieten zu veranlassen und eine Verbilligung der Frachten für Kartoffelttansporte herbei- zuführen? Der Zweck dieser Anfrage ist nur zu durchsichttg. Infolge des ständig wachsenden K a r t o f f e l w u ch e r s, der erst kürzlich in einer Kundgebung des Bergarbeiterverbandes in Bochum lebhaften Ausdruck fand, fürchten die hinter den Deutschmonarchisten stehenden agrarischen Kreise, der Bevölkerung könnten allmählich darüber die Augen geöffnet werden, wo die Wucherer und Feinde der städtischen Bevölkerung zu suchen sind. Dieser ständig wachsenden Erkenntnis sucht die Anfrage entgegenzuarbeiten, in- dem sie auf Dinge verweist, die in der Versorgung der Bevölkerung mit Kartoffeln nur eine sekundäre Rolle spielen. Selbstverständlich ist die ganze Bevölkerung an einer Verbilligung der Kartoffel- transporte außerordentlich interessiert. Jede Verbilligung je- doch, mag sie noch so beträchtlichen Umfang annehmen, wird i l l u- s o r i s ch, wenn die Agrarier eine Produzentenpolitik treiben, deren Ziel nicht die Ernährung der Bevölkerung der Städte, sondern die Anhäufung von Kapitalien auf dem Lande ist. hoffentlich bringt die Regierung des Herrn Stcgerwald so viel Mut auf, um den deutschnationalen Anfragern die richtige Antwort zu erteilen.

Urteil im velberter �ochverratsprozeß. Im Reichsgerichtsprozeh gegen die 13 Personen, die angeklagt sind, im August des vergangenen Jahres in Velbert (Rheinland ) und Umgegend den Versuch gemacht zu haben, die Räterepublik zu errichten, wurde Mittwoch nachmittag das Urteil verkündet. Wegen Hochverrats-erhielt der Angeklagte Graß fünf Jahre sechs Monate Festungshaft, wegen Beihilfe wurde der Angeklagte Waltersbach zu drei Jahren, die übrigen Angeklagten zu Festungsstrafen von einem Jahr drei Monaten bis zwei Jahren ver- urteilt. Wegen Nötigung wurde der Angeklagte Löwenthal zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Dies« Strafe gilt als durch die Untersuchungshast verbüßt. Der Angeklagte Thomas wurde freigesprochen. In der Urteilsbegründung wird angeführt, als erwiesen sei anzusehen, daß die Angeklagten keinesfalls aus ehrloser Gesinnung gehandelt hätten. Die Unter- suchungshaft wird zum größten Teil angerechnet. Die Kosten fallen, soweit Verurteilung erfolgte, den Angeklagten, soweit es zur Freisprechung kam, der Staatskasse zur Last. Die Haftbefehl« wer- den außer gegen drei Angeklagt«, bei denen Fluchtverdacht vorliegt aufgehoben._ Spnöikaliftenvorftoß gegen Lenin . Der Kongreß der' anarchosyndikalistischenFreien Arbeiter- union", der kürzlich in Düsseldorf tagt«, sandte an eine Reihe von Staatsoberhäuptern Telegramme, in denen er die Freilassung der in revolutionären Unruhen verhafteten Arbeiter fordert. Von Inter­esse ist'die folgende Protestkundgebung, die nach Rußland an die Adresse Lenins gedrahtet wurde: Genossen! Der am 11. Oktober 1921 in Düsseldorf tagende Reichskongreß der Freien Arbeiterunion, Syndikalisten Deutsch- lands, erhebt gegen die noch immer fortgesetzte Inhaftierung zahlreicher wahrhaft revolutionärer Kameraden anarchosyndika- listischer Weltanschauung flammenden Protest. Die deutschen Syndikalisten erwarten von Euch den kapitalistischen Regierun­gen aller Länder als Beispiel dienend die sofortige Frei­lassung unserer Kameraden. Gleichzeitig protestiert der Kon- greß gegen die Landverweisung der Genossen Wollin, Eichenbaum mit Frau und 4 Kindern, Mark Mraischin mit Frau, vier Stu- deuten. Der Reichstongreß der FAUD . Man wird auf die Antwort gespannt sein dürfen, die Lenin auf diese ihm zweifellos unliebsame Feststellung erteilen wird. Was werden ferner die deutschen Kommunisten dazu sagen, die mit Ent- rüstung die Behauptung zurückweisen, daß das Recht auf frei« Meinungsäußerung in Rußland völlig geknebell am Boden liegt? der Erfolg der Saarüelegation. Frankfurt a. ITC.. 12. Oktober. (WTB.) DieFrankfurter Zeitung " meldet aus Saarbrücken : Gegenüber den Ausstreuungen der Westpropaganda, die Delegation der Saarbevölkerung habe in Gens nichts ausgerichtet, stellt nunmehr die Abordnung in einem offiziellen Bericht fest, daß sie von maßgebenden Mitgliedern des Völkerbundrats und zahlreichen Delegierten der Bölkerbundver- fammlung empfangen worden sei; nur Leon Bourgeois lehnte den Empfang ab. Die Abordnung habe die Ueberzeugung gewonnen, daß der unternommene Schritt zur Erleichterung der wirtschafttichen und politischen Röte des Saargebiets bestragen w�rde. Der SchNchtungsousschuß Groß-Verlin fällte heute abend 5410 Uhr auf Anruf durch die Vertretungen der Verficherungs- angestellten, unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Sello, einen den Forderungen der Arbeitnehmer annähernd entsprechenden Schiedsspruch, wonach denselben ca. 30 Prozent Erhöhungen Ker bisherigen Bezüge gewährt werden sollen.

danzlg als Grönungszelle. Aus D a n z i g wird uns geschrieben: Das hiesige Schwurgericht verurteilte am Montag nach sieben- tägiger Verhandlung die beiden kommunistischen Volkstagsabge­ordneten R a h n und Schmidt zu je einem Jahr Festung wegen Vergehens gegen Z 105 des Strafgesetzbuches. Den beiden Angeklag- ten wurde zum Vorwurf gemacht, versucht zu haben, den Volkstag zu sprengen bzw. zu einer Beschlußfassung zu nötigen. Die Ange- klagten befanden sich seit dem 4. August 1921 in Haft. An diesem Trge hatten d'e freien Gewerkschaften und die drei Arbeiterparteien einen Generalstreik beschlossen, um gegen die arbeiterfeindliche Politik des deutschnational orientierten Senates zu protestieren, nachdem eine beabsichtigte Demonstration verboten worden war. Der Verlauf des Generalstreiks war über Erwarten glänzend. Am Tage des Generalstreiks wurde der V o l k s t a g einberufen, um über die Neuordnung der Getreidewirtschaft zu be- raten. Obwohl dem Senat bekannt war, daß die Linke ihm nicht

haß und Verachtung gegen die sozialistischen Arbeiter, Angestellten,'Be­amten und Gewerbetreibenden spricht aus jeder Zeile der bürgerlichen Zeitungen und Flugblätter. Dieser haß soll die bürgerlichen Wähler aufpeitschen und sie bis zum letzten Mann am Sonntag zur Wahl treibm. wir Haffen nicht, aber wir wollen unser Recht. Du wirst sicher in diesem Kampfe für deine Interessen nicht zu Hause bleiben wollen. Gehe zur Wahl! Stimme für die SPD.!

das Recht einräumte, die Angelegenheit durch Verordnung zu regeln, versuchte es der Senat dennoch, und die Erregung steigerte sich, als man das Volkstagsgcbäude durch Sicherheitspolizei mit Stahlhelmen und Handgranaten besetzt fand, hinzu kam noch, daß der Senat in einem Aufruf die Führer der Arbeiterschaft als Ver- b r e ch e r und Hetzer bezeichnete. In der Tagung kam es zu Sturmszenen, und plötzlich erschien auf einen Wink des Polizeisenators S ch ü m m e r Polizei im Saal und verhaftete die Abgeordneten Rahn und Schmidt. Ihre Berufung auf die Immunität wurde zurückgewiesen. Obwohl die Abgeordneten der Linken einschließlich der Polen überein- stimmend erklärten, daß die beiden Verhasteten sich an dem Tumult nicht beteiligt hätten, kam es zu dem Verfahren mit dem oben erwähnten Urteil, wobei gefälschte Spitzelberichte über kommunistische Putschabsichten eine große Rolle spielten. In der Urteilsbegründung wurde ausgeführt, daß die Angeklagten nicht aus Eigennutz, sondern aus Interesse zu ihrer Partei gehandelt hätten; es müsse jedoch berücksichtigt werden, daß sich ähnliche Vorgänge wiederholt im Danziger Parlament ereignet hätten, ohne geahndet worden zu fein. Uns interessiert nicht die Person der Angeklagten, deren Handlungen weder bei der sozial- demokrattschen Arbeiterschaft, noch selbst bei'weiter linksstehenden Arbeitern Billigung findet. Nach dem vorliegenden Urteilsspruch besteht jedoch die Gefahr, daß künfttghin der Polizeibüttel entscheidet, ob eine Obsttuktion das Maß des Zulässigen über- schreitet oder nicht. Für eine solche unwürdige Stellung der gesetz- gebenden Körperschaft wird man in Deutschland wohl kein Ver- ständnis aufbringen._ Oesterreich und Ungarn verhandeln. Venedig , 11. Oktober. (WTB.) Die Vertreter Oester- reichs und Ungarns , die sich auf Einladung des Ministers Della Torretta hier eingefunden haben, traten heute zu einer Sitzung zusammen. Nachdem der italienische Minister das Ziel der Zusammenkunft dargelegt hatte, zog sich die ungarische Ab- Ordnung zurück. Darauf sprach sich die österreichische Abordnung über die Einzelheiten ihrer Auffassung der zur Erörterung stehenden Frage aus. Das gleiche geschah seitens der ungarischen Abordnung, nachdem die Vertreter Oesterreichs den Verhandlungsraum verlassen hatten. Die Konferenz gelangte zu einem Einverständnis über die Notwendigkeit, vor allem die praktischen Maßnahmen zu erwägen, die getroffen werden müßten, um eine Durchführung der zu fassenden Entschließungen sicherzustellen. Am Abend soll eine zweite Sitzung stattfinden._ Reubesetzung des Breslauer Polizeipräsidiums. Wie die PPN. hören, ist zum Polizeipräsidenten von Breslau an Stelle des zur Disposition gestellten Regierungsrats Liebermann der bisherige Oberstaatsanwalt in Landsberg a. d. W., Kleinböhmer, er- nannt worden. Allerhöchster Familienstrelt. Nach längerer Verhandlung vor dem Landgericht Potsdam wurde gestern Eitel Friedrich durch einstweilige Verfügung oerurteilt, den Sohn der Prinzessin Joachim, den er seinerzeit an sich genommen batte, an diese herauszugeben und bei ihr bis zur rechtskräftigen Entscheidung des Streites zu belassen. Loucheurs Saarreise. Die Meldung desIntransigeant" über den Besuch des französischen Ministers Loucheur, bei welcher Ge- legenheit er den Präsidenten der Saarregwrung auf die Wichtig- keit seiner Tätigkeit für Frankreich und auf seine Mission als Fran- zose hingewiesen hat, hat in den französischen Kreisen der Saar- regierung, wie MTB. meldet, große Verstimmung hervor- gerufen, weil die Mitteilung Loucheurs rein vertraulichen Charakter trug. Eine baltische Sozialistenkonferenz. Am 17. und 18. Oktober findet, wie OE. meldet, in Riga eine Konferenz der finnischen, estnischen, lettischen und litauischen Sozialisten statt, an der auch Bertreter des jüdischenBundes" teilnehmen. Die Hauptpunkte des Programms betreffen die Vereinheitlichung der Partei- Politik in außenpolitischen Angelegenheiten. In Riga sind in der letzten Woche zwölf Heroorragende Füh- rer dxr lettischen Gewerkschaftsbewegung ver- haftet worden, darunter drei Mitglieder der Leitung des Eisen- bahnerverbandes. Sozialrevolutionäre und Bolschewlsten.Narodnu Listy" meldet, einige Führer der russischen sozialrevolutionären Parteien sind nach Prag abgereist, um an einer Besprechung unter K e r e n s k i s Vorsitz teilzunehmen. Die Sozialrevolutionäre erklären sich angeblich bereit, in die Koalitionsregierung einzutreten, falls die Bolschewiken sich entschlössen, die K o n st i- tuante einzuberufen, eine Amnestie zu erlassen und den sozial- revolutionären Führern für ihre Heimkehr verläßliche Bürgschaften zu geben.

Wirtsthocfi Neuer Sturz-der Mark. Nachdem die Kursbewegung der Mark in der letzten Woche auf einem gewissen Ruhepunkt angelangt war und man damit rechnen konnte, daß die Verschlechterung für eine Weile aufgehört habe, trat gestern an der Berliner Börse ein neuer Kurssturz ein. Zurück- geführt wird er auf die Meldungen von dem ungünstigen Entscheid über O b e r s ck) l e s i e n. Dieser Zusgmmenhang besteht zweifellos, zumal die bisherigen Mitteilungen über eine Teilung Oberschlesiens zu den bekannten Krisengerüchten geführt haben, die die nächste Zu- kunft der deutschen Wirtschaftsentwicklung undurchsichtig machen. Es ist aber immerhin bezeichnend, wie die Spekulation diesen Umstand sofort ausgenützt hat, um alle etwaigen Wirkungen des Schiedsspruches über Oberschlesien vorweg zu nehmen. Der Dollar, der bisher zwischen 122 und 124 Mark schwanlte, ging sprunghast bis auf 131,60 M, und es fanden sich auch an der Berliner Börse genügend Käufer für die polnische Mark, die sofort auf 3,50 deutsche je hundert polnische Mark in die höhe schnellte. Es ist zwar immer- hin noch ein verzweifelt niedriger Kurs, zeigt aber, wie die deutsche Spekulation auch die guten Aussichten Polens sich zunutze zu ziehen weih. Die wichtigsten Veränderungen der Devisenkurse zeigt die nachstehende Tabelle: am 28. 7. 1. 10. 8. 10. 1l. 10. 12. 10. 100 Holl. Gulden 2477,50 3896,10 3996, 3996, 4395.60 1 Pfd. Sierling 289,70 462,50 467, 468, 509,45 1 Dollar... 81,03 124,37 122,87 121,62 131,86 100 französ. Fr. 620,85 874,10 891,10 891,10 961,50 100 Schweiz . Fr. 1321,15 2147,85 2l67,80 2232,75 2437,55 100 österr. Kr. abgestempelt 9,13 7,82 6.68- 6,63 6,68 100 tschech. Kr. 101,25 127,35 130,45 132,10 140,85 Jedesmal, wenn sich Anzeichen auf Besserung der deutschen Wirtschaftslage zeigten, haben außenpolitische Momente einen neuen Sturz der Mark herbeigeführt. Man erinnere sich an die verhängnisvollen Folgen, die die S a n k t i o s p o l i t i k der Entente auf die Kaufkraft der Mark ausgeübt hat. Ganz gleich, ob die Spekulation mit ihrem Pessimismus diesmal recht hat oder nicht leider muß man annehmen, daß sie recht behält, bedeutet der neuerliche Valutasturz eine weitere Schwächung der deutschen Kaufkraft am Weltmarkt und eine Begünstigung des deutschen Schleuderexportes, über die sich die Länder mit hoher Valuta heute schon schwer zu beklagen haben und die die unmittelbare Ursache der Arbeitslosigkeit in anderen Ländern ist. Die R e p a r a t i o n s- Verpflichtungen des Reiches aber, die in Goldmark zu ent- richten find, steigen mit dem Kurssturz der Mark, und von der Finanznot>ist kein Ende zu sehen. So richtet sich ein ungünstiger Entscheid über Oberschlesien , wie er mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist, letzten Endes gegen die Erfüllung der Reparationszahlungen und macht damit alle die Erfolge zunichte, die auf dem Gebiete der wirtschaftspolitischen Verständigung zwischen den einzelnen Staaten in letzter Zeit erzielt worden sind. 2y2 Prozent Umsahstever? Bisher bettägt die allgemeine U m s a tz st e u e r, die eine schwere Belastung des Verbrauchs darstellt, 15b Proz. Die Regierung Hot bei ihrem neuen Steuerprogramm vorgeschlagen, diesen Satz auf 3 Proz. zu erhöhen und auch für den Außenhandel ihn in stärkerem Maße- als bisher zur Anwendung zu bringen. Nunniehr hat der Reparationsausschuß des vorl. Reichswirtschafts- r a t s sich mit der Steuer beschäftigt und kam zu dem Ergebnis, daß ein Steuersatz von 2V2 Proz. vorgeschlagen werden soll. Arbeitnehmer und Arbeitgeber der Industrie erklärten dabei, daß man ebenso wie bei den anderen Steuern auch bei der Umsatzsteuer bis an die äußer st e Grenze der Leistungsfähigkeit gehen müsse, um dem Reich die Erfüllung der Verpflichtungen des Reiches zu geben. Gegen diesen Satz waren die Vertreter des Handels, der Landwirtschaft und der Verbraucher. Da der Vertreter des Reichs� finanzministeriums ihn für diskutabel erklärte, dagegen gegen ein/» Ermäßigung auf 2 Proz. Einspruch erhob, ist schon jetzt damit zu' rechnen, daß die jetzige Umsatzsteuer mindestens um 1 Proz. er- höht wird. Damit würde also die Belastung, die der Verbrauch im ollge- meinen erfährt, ganz bedeutend gesteigert werden. Es ist nun zu fordern, daß auch der Besitz über die bisher immer ab- gewälzten Papiermarksteuern hinaus zur steuerlichen Leistung herangezogen wird. An der Umsatzsteuer nahm der Reichswirtschaftsrat einige Aende- rungen vor, die insbesondere dem Außenhandel gewisse Er- leichterungen gewähren, eine Forderung, die für die Ausfuhr erst dann berechtigt sein wird, wenn wieder normale Valutaverhiiltnisse eintreten. Augenblicklich wird an der Ausfuhr ungeheuerlich ver- dient. Weiter wird eine Ausgestaltung der Umsatz- st euer für die Zukunft angeregt des Sinnes, daß die Steuerent- richtung vereinfacht wird. In der Frage der Luxus st euer wurde eine Entschließung gefaßt, die eine Reform dieser jetzt oft recht ungerecht wirkenden. Steuer anstrebt. Sie verlangt, daß der Reichsrat ermächtigt werden soll, einzelne Gegenstände von der erhöhten Umsatzsteuer zu besrcien, andere damit zu belast-n. Im einzelnen soll vor Erlaß solcher Be- stimmungen ein Sachverständigenausschuß des Reichswirtschaftsrats herangezogen werden._ warum die Zeitungen so leue» sind, wurde an Hand der Wuchergewinne der Papierin du st rie wiederholt dar- gelegt. Jetzt kommt die Am mendorfer Papierfabrik m>t einem Abschluß heraus, der es ihr ermöglicht, auf das neuerdings Verdoppelle Aktienkapital wieder 60 Proz. Dividende wie im Vorjabr zu verteilen, nachdem sie in den Jahren 19l8 und 1919 86 und 60 Proz. auSgeschiiilet hatte. Diese Rieicngewnliie zeigen den Wucher in der Papiersabnkation, der selbstverständlich eine Steigerung der Papierpreise und damit der ZeitungSprcise zur Folge bat. Erweiterung eines Braunkohlenwerkes. Die der Deutschen Crd- ölaktiengesellschaft gehörigen großen Rositzer Braunkohlen- werke sollen durch andere, demselben Konzern gehörige Werke er- weitert werdet, und zwar in der Weise, daß Verwaltung und Be- triebe verschmolzen werden. Man rechnet dadurch aus größere' Ausnutzungsmöglichkeiten. In dem Vorgang macht sich wiederum die Tendenz der Privatindustrie zur trustartigen Zusammen- fassung der Betriebe bemerkbar. Bei. den Braunkohlenunter- nehmungen kommt gleichzeitig die Verwertung der Braunkohle als heizstoff und die Gewinnung von Nebenprodukten(Teer, Motoräle usw.) in Betracht. Die Betriebszusammenlegung, die immerhin für die neuere Entwicklung in der Braunkohlenindustrie bezeichnend ist, gibt auch den Aktionären durch eine Kapitalerhöhung mit gutem Bezugsrecht etwas zu verdienen. Das ist ja schließlich der Zweck der Uebung. Die Allgemeinheit bezahlt diesen Gewinn durch die kürzlich erfolgte Verdoppelung der Zölle, die der Braunkohlen- industrie ebenso wie verschiedenen anderen Gewerbezweigen die Kon- kurrenz des Auslands vom halse hält, aber den Verbrauch belastet. Verwertung russischer Altmetalle durch Deutschland . Unter der Firma Deutsch -Russischc Metallverwertung Ge- sellfchaft m.ch. H.(Derumetall) ist von Herrn Stomoniakoff, dem Handelsvertreter der russischen Regierung in Berlin , und Herrn Kommerzienrat Norbert Levy, in Firma Levy». Co.. eine Gesell- schaft begründet worden, die für Rechnung der russischen Negierung in Rußland lagernden Altmetalle, Schrott, Mineralien niw. von dort zur Verwertung ausführen wird. Die Gefcllichaft hat ihren Sitz in Berlin . Das Kapital beträgt vorläufig zwei Millionen Mark. Es sollen sehr bedeutende Mengen Ällmeialle und Stsiroll zur Verladung bereilliegen, die dem deulichen Markt zugeführt werden sollen. Eine größere Menge soll noch im Laufe dieses Monats von Petersburg verschifft werden.

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