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dem Schlachtfeld und nicht auf der Straße, auf der 37 Tage später die Republik   ausgerufen wurde. Der ursprüngliche Vertrag von Versailles   sah die Ab- trennung ganz Oberschlesiens   von Deutschland   vor. Den Bemühungen der Regierung Scheidemann-Brock- dorff-Rantzau gelang es. diese Forderung wieder rück- gängig zu machen und das Zugeständnis der Volksabstimmung durchzusetzen. Ohne diesen Erfolg der sozialdemokratisch ge- führten ersten Koalitionsregierung wäre ganz Oberschlesien  an Polen   gefallen. Im PariserFigaro" vom 15. Juli d. I. wurde das Protokoll jener Sitzung des Obersten Rates veröffentlicht, in der über Oberschlesien   entschieden wurde. Gegen Wilson, der die polnisch-französische Forderung nach einer sofortigen Ab- tretung des ganzen Landes vertrat, setzte sich Lloyd George   lebhaft für die deutsche Forderung ein, wobei die totale Unkenntnis der europäischen   Verhältnisse bei dem Ameri- kaner, ihre weit schärfere Erfassung durch den Engländer klar hervortrat. In diesem Dialog heißt es: Wilson: Es gibt in Deutschland   keine Volksbewegung zu- gunstcn Oberschlesiens.(!) Es ist eine rein kapitalistische Ange- legcnheit. Lloyd George  : Und doch lst die deutsche Reichsreglerung in der Mehrheit sozialdemokratisch, und sie ist es, die Protest erheb!. Während die Oberste izeeresleitung am 3. Oktober 1918 den gefährdeten Osten gleichsam mit einer einzigen chandbe- wegung preisgab, haben die Regierungen der Republik   für ihn jahrelang mit zähem Eifer gekämpft. Wenn die Volks- abstimmung durchgesetzt und ein großer Teil von Oberschlesien  von dem ihm zugedachten Schicksal bewahrt wurde, so war das ihr Werk. Die Gefahr, daß ganz Oberschlesien   in die �ände Polens  fallen könnte, wurde aber noch einmal brennend. Das war im Mai d. I. vor der Annahme des Ultimawms. Seine Ablehnung hätte den gleichzeitigen Verlust des Ruhrrcviers und ganz Oberfchlssiens unfehlbar zur Folge gehabt. Die gegenwärtige Regierung nahm an, um zu retten, was noch zu retten war und das gilt bei ihren Gegnern als ihr Ver- brechen. Wenn beute gesagt wird, die Annahme sei ein Fehler gewesen, weil nun doch ein wertvolles Stück Oberschlesiens  verloren gehen solle, so ist darauf zu antworten: Das Stück von Oberschlesien  , das gerettet worden ist, ist auch werwoll. Es hat zwar keine Zinkerze, aber es ist bevölkert von unfern deutschen   Landsleuten, die in Frieden bei uns bleiben können. weil Deutschland   das Ultimatum angenommen hat. Jetzt gilt es, das Los unserer von uns getrennten Volks- aenosien zu lindern und die Schäden, welche Deutschland   durch den Verlust erleidet, zu mildern. Zu diesem Werk sind aber d i e am allerwenigsten berufen, die an der Arbeit der gegen- wärtigen Regierung die lauteste Kritik üben: die Annexions- schreier von ehemals und die Anbeter der militaristischen Halb» götter. Denn sie sind es in Wahrheit, die das, was uns von Oberschlesien   verloren geht. weggeworfen haben wie den Einsatz eines o e rl o r c n e n G ck s p i els.»
Die Krise. Der' interfraktionelle Ausschuß beschäftigte sich in seiner Mtrigsn Sitzung beim Reichskanzler mit der Frage der K r e- ditbilfe durch die Industrie. Eine Klärung der politischen Lage ist nicht erreicht- Die TU. willbestimmt wissen", daß der Reichstag   am Donnerstagnachmittagzu un- bestimmter Stunde" tagen wird. Darüber ist aber in Wirk- lichkeit gar nichts bestimmt, um 19 Uhr vormittags tagt der Aeltestenausschuß, um 2 Uhr nachmittags die sozialdemokra- tische Fraktion. Bestimmt richtig ist nur, daß mit der Verkündung der Entscheidung über Oberschlesien   eine Situation ent- stehen wird, in der Deutschland   nicht tage- oder
Die Geburt öes SchauÜgefetzes. (Ein Gedenkblatl zum 19. Oktober.) Von einem alten Parteigenossen. Am 18. Oktober 1878 übersiedelte ich nach Berlin  , um hier meine Studien fortzusetzen. Es wor eine sehr ernste Zeit, waren doch die Reichsiagsdcbatten über das Sozialistengesetz, dessen dritte Lesung begann, im' lebhaftesten Gange. Ich hatte noch keiner Reichstags- fitzung beigewohnt und wünschte sehr, noch etwa» davon mitzu- nehmen, ging daher am nächsten Vormittag zeitig nach dem Reichs- ingsgebäude in der Leipziger Straße   und hatte das Glück, dort Bebel, der eben kam, zu treffen. Er verHals mir sofort zu einer .Karte zu der Abgeordnetentribüne, und ich nahm hier einen guten Platz ein, von dem ich den größeren Teil des Sitzungssaales über- sehen konnte. Begierig schaute ich mich in dem großen, einfach ausgestatteten, von einem Glasdoche bedeckten Räume um. An der Hand des Situationsplanes konnte ich die bekannteren Persönlichkeiten leicht herausfinden, hätte freilich die mei'ten schon nach Abbildungen er- könnt. Da saß auf der äußersten Rechten, gleich vorn, mit unter- geschlagenen Armen M o l t k e, der einzige Mann im House, der Ilniform trug, hinter ihm der wcißköpfige K l e i st- R e tz o w, weiter nach links die Minister Falk und Delbrück  . Im Zentrum suchte und fand ich schnell die originelle Gestalt derPerle von Meppen  ", die kleine Erzellenz W i» d t h o r st, dessen Häßlichkeit grotesk gewirkt hätte, wenn ihr nicht ein geistreicher Zug beige. mischt gewesen wäre, ferner den derben westfälischen Junker S ch o r- l e m c r- A l st. die Brüder R e i ch e n s p e r g e r, den blassen Je- suitenzögling M a j u n k e mit d?y, lauernden Blick u. a. Unter den Ratianastiberalen zogen befondets Bennigsen und der kleine bewegliche Laster die Blicke auf sich. Am Ministertische saß der Minister des Innern Graf Eulenburg  . Um 101, Uhr eröffnete der Präsident Forckenbeck die Sitzung und zu meiner Freude war Bebel der erste Redner, der dl? Tribüne bestieg. Scharf wandte er sich gegen die gestrigen Aus- führungen Lasters und hielt ihm und den National'iberalen ihre Inkonsequenzen vor, waren sie es doch, die in erster Linie das Zu- standekommcn des Ausnahmegesetzes verschuldeten. Später sprachen nach Reichensperger-Olpe  , Windthorst und der süddeutsche Demokrat Sonnemann aus Frankfurt   a. M., der bekanntePomade- Pstroleur", den viele Sozialisten damals noch halbwegs als Ge- nofsen betrachteten. Im Handumdrehen wurde alles erledigt, und so empfahl Forckenbeck, die nächste Sitzung gleich am selben Nach- mittag um 2 Uhr abzuhalten und auf ihre Tagesordnung die Ge- samtabstimmung über dos Gesetz zu setzen. Ich oerließ die Tribüne und holte mir schleunigst eine Karte zu der Rachmittagssitzung. Alle Zuhörerräume waren schnell über- füllt, auch sammelten sich die Abgeordneten in so großer Zahl wie selten. Aus seinem Sitze an der Ecke des Ministertisches thronte Bismarck   in dunkelblauer Küralsieruniform. Ein triumphieren- de, Lächeln lag auf seinem Gesicht, wußte er doch, daß das von ihm geschafsene Schandgesetz, wenn auch vorläufig nur auf die Dauer von zwei und einem halben Jahre, zustande kam. Auf ihn richteten sich die meisten Blicke der Besucher und wandten sich dann fast regel-
wochenlang ohne aktionsfählge Regierung bleiben kann. Darum steht die Sozialdemokratie nach wie vor auf dem Standpunkt, daß der Reichstag   nicht vor die vollendete Tatsache der Regierungslosigkeit gestellt werden darf.
Luöenöorffs Schwsöenpaß. Eine geheimnisvolle Geschichte. In derKreuzzeitung  " veröffentlicht General Luden» dorsf folgendes: Herr PH. Scheidemann schreibt in derGlocke":Dabei ist Ludeydorff... nach Schweden   geflohen, während Hindenburg  , Gröner und Scheuch in anerkennenswertem Pflichtgefühl und aus Sorge um das zurückflutende Heer im Dienste blieben." Ganz abgesehen davon, daß das Heer nicht zurückflutete, da die flüchtenden Truppen fest in der Hand ihrer Führer waren, mache ich demgegen- über folgende Feststellung: 1. Ein Vergleich zwischen meinem Han- dein und dem der genannten drei Offiziere ist ganz ausgeschlossen, da ich am 26. Oktober verabschiedet worden war und jenes, wie ich annehmen muß, auf Drängen des Kriegskabinetts, dem auch Herr Scheidemann   angehörte, geschehen ist. Ich glaube, das Kriegs- kabinett oder später die drei Volksbeouftragten hätten meine Dien st e gar nicht angenommen, wenn ich auf den Ge- danken gekommen wäre, sie ihnen von neuem anzubieten, um gleich den genannten Herren mit ihnen zu arbeiten. 2. Ich bin nach Aus- bruch der Revolution nicht nach Schweden   geflohen. Zunächst war ich, da verabschiedet, Privatmann, und tonnte mich als solcher hin- begeben, wohin es mir paßte. Hier lag aber die Sache noch anders. Zufolge der Hetze, die namentlich von sozialdemokratischer Seite gegen mich getrieben war, war ich in den Revoluttonstagen für alle die eine Gefahr geworden, die mich aufnahmen oder aufnehmen wollten. Eine eigene Wohnung besaß ich damals nicht. Ich sandte deshalb Lzauptmann Loemker zum Minister Scheuch, damit dieser den Volks b eauftragten Ebert zum Schutze für mich und die ersuchte, die mich aufnähmen. Falls der Bolksbeauftragte Ebert nicht in der Lage sei, diesen Schutz stcherzustellen, ersuchte ich um Auslandspaß. Dieser Paß wurde mir dann durch Vermittlung des Auswärtigen Amtes zugestellt. Als ich in Schweden  meine Kriegserinnerungen beendet hatte, kehrte ich Ende 1919 nach Deutschland   zurück." Dazu ist zu bemerken: Es ist richtig, daß Ludendorff zur Zeit seiner Flucht bereits entlassen war. Es ist auch richtig, daß man auf seine Dienste verzichtet hat, da er als'der Haupt- schuldige des Zusammenbruchs erkannt war.(Siehe dazu auch Stresemanns Zeugnis:Die Echchütterung des letzten Restes von Siegeswillen ist ausgegangen von der OHL. und niemand anderem.) Das Merkwürdige aber ist folgendes: An der Erzäh- lung Ludendorffs, daß er durch Vermittlung des damaligen Volksbeauftragten Ebert einen Paß vom Auswärttgen Amt bekommen habe. Ist kein Wort wahr. Ludendorff   floh in Wirklichkeit mit einem ausländischen Paß unter a u s l ä n- d i s ch e m Namen(und mit blauer Brille). Wenn man nicht glauben will, daß General Ludcndorff willkürlich mit der Wahrheit umspringt, so bleibt nur die Annahme übrig, er habe sich damals in einem solchen Seelenzustand befunden, daß er jetzt selber nicht mehr weiß, wie er eigentlich Schwedens  rettendes Ufer erreicht hat.___ Die Terrorkompagnie. Reaktionäre Sehnsucht nach Laternenpfähken. ZNünchen, 18. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Unser Tiroler Parteiblatt. dieInnsbrucker Volkszeitung", veröffentlicht folgende Einzelheiten über eine Terrorkompagnie, die sich an den vorbereiteten Putschplänen beteiligen sollt«: «Diese Terrorkompagnie besteht nur aus früheren O s f i- zieren, die vorzüglich bewaffnet sind. Sie hatte An- Weisung, weder Menschenleben noch Sochgüker zu schonen. Genauer bezeickinele Republikaner sollen an den Straßenlaternen aufgeknüpft und zur Einschüchterung der Bevölkerung hängen gelassen werden. Bls an die Zähne bewaffnete und mit Handgranaten aus-
mäß!g zu den anwesenden Sozialdemokraten Liebknecht  , Bebel, Fritzsche, Bracke, Wiemer, Reindirs und H a ff el m ann. Ueber den letztgenannten eigensinnigen Gesellen, der im Reichstage die grimmigsten Brandreden zu holten pflegte und mit der übrigen Fraktion auf gespanntem Fuße lebte, wurden viele Bemerkungen laut. Forckenbeck leitete nun die namentliche Abstimmung über das Sozialistengesetz, und sie ging unter ge- spanntester Aufmerksamkeit vor sich. Nur zweimal ertönt« Heiter- keit, das eine Mal. als der Abgeordnete B a u m b a ch beim Ausruf seines Namens statt mit Ja oder Nein mitHier" antwortete, das andere Mal, als der Staatsminilter Delbrück   noch in oller Hast in den Saal stürzte, um seine Stimme für das Gesetz abzugeben. Unter atemloser Spannung verkündete der Präsident das Resultat: Das Sozialistengesetz war mit221 gegen 149 Stim- men angenommen. Mehrere Minuten verstrichen in drücken­der Stille. Dann erteilte Forckenbeck Bismarck das Wort. Dieser verlas die Kaiserliche Botschaft, welche die Session für geschlossen erklärte, und knüpfte daran eine kurze Betrachtung über die An- nähme des Sozialistengesetzes. Er gab zu verstehen, daß die be- schlossenen Mittel noch nicht ausreichten und daß eine Verlängerung des Gesetzes notwendig sei«. Bei seiner markigen Figur und breiten Brust erwartete man, auch seine Stimme würde kraswoll ertönen, doch klang sie nur schwach, und nur bei größter Stlllr war seine Rede gut zu verstehen. Als sich nun Forckenbeck anschickte, zum Schlüsse das übliche Kaiserhoch auszubringen, erhoben ssch die Sozialdemokraten und verließen unter Liebknechts Dortritt den Saal. Auch wir gingen hinaus und fanden draußen eine riesige Volksmenge geschart. Die Nachricht von der Annahme des Schand- gesetzez hatte sich schnell verbreitet und eine tiefernste Stimmung hervorgerufen. Ich war mir bewußt, daß ich einen bedeutenden bistonschen Moment durchmachte und daß mir die beiden ersten Reichstagssitzungen, denen ich beigewohnt hatte, unvergeßlich bleiben würden.
Vorlesung Iwan Voll. Vor einem geladenen Kreis« los in An- Wesenheit des Dichters Göll, der in Paris   die neuen Fäden zwischen Deutschland   und Frankreich   anknüpfen hilft, Alfred B e i e r l e des Dichters neue KomödieMethusalem   oder Der ewige Bürger" vor. Ein Bekenntnisvorwort zeigt Göll auf dem Wege zu einem neuen Bühnenstück. Bühne ist ihm Vergrößerung und Verdeutlichung. Das Maskenhafte, in seiner nackten Zuspitzung, soll den Zuhörer erschüttern. Der Psnchologismus muß überwunden werden, an seine Stelle die neue Komödienerfassung des Leben» treten, die durchaus nicht lachreizcnd fein soll. Die Komödie selbst ragte zu ihrem Glück oben und unten über das Prokrustesbett dieser Theorie hinaus: schließlich läßt sich mit Paradoxen kein Theater machen, vor allem nicht eines, das an die Gesamtheit eines sozialen Organismus apvelliert. Gölls Komödie, bettachtet man sie ohne diese Theorie, ist eine gut gelungene Satire aus die Ewigkeit des Bürgertums. Auch Golk   vermag in der Substanz nichts Neues zu geben; auch sein Eigenes ist die Mischung des Positiven mit dem Negativen, des Ernsthaften mit dem Ironischen. Göll hat Phantasie. Er läßt, wie Andersen etwa. Bärenfell, ausgestopften Papagei, den
gerüstete Offizierspattouillen haben den Auftrag, mit schonungslos« Gewalt jede Menschenansammlung zu versprengen. Einer der Ver- schwörer, ein ehemaliger R i t t m e i st e r und jetziger Gendarmerie- beamter der Republik  , äußerte sich über die Aufgaben der Formation folgendermaßen: Einige hundert aufhängen, einige Hunderl lokschießeu, dann wird sich die Kanaille von einem Volt schon fügen. Eisenbahner, Postbedienstete, Beamte, die sich nicht Widerspruchs- los fügen, sollen an der Arbeitsstätte erschossen werden. Die Leichen bleiben zur Abschreckung liegen." Die Novemberrevolution von 1918 hat keinem Reaktionär ei» Haar gekrümmt. Die Arbeiterschaft hat keinen ihrer bisherigen Unterdrücker an die Laterne gehängt. Wir sind heute noch stolz darauf, daß die Arbeiterbcvölkerung diese ruhige und menschliche Ge- sinnung bewiesen hat._ Ein gestörter Vortrag Scheers. Der Deutsche Offizicrsbund in Sttiegau hatte für Montag einen Dortrag des Admirals S ch e e r über die Taten der deutschen   Hochsee- flotte im Weltkriege angesetzt. Nach dem Bericht des WTB. forderten Arbeiter die Räumung des Lokals innerhalb 10 Minuten. Der Bericht sagt dann weiter, daß der Kartelloorsitzende Fakiolka die Arbeiter ersucht habe, den Vortrag anzuhören, jedoch zu bedenken gab, daß Admiral Schecr im Jahre 1917 sieben Matrosen habe erschießen lassen. Darauf habe ein wilder Tumult eingesetzt, der zu wüsten Schlägereien und zur Sprengung der Versammlung führte. Die Darstellung des WTB. über das Verhallen des Kartellvor- sitzenden ist einigermaßen widerspruchsvoll. Wenn er dazu aufge- fordert hat, Scheer reden zu lassen, so würden wir dem bei- pflichten. Admiral Scheer ist in letzter Zeit erheblich von dem nationalistischen Treiben gewisser Osfizierskreise abgerückt und hat sicli namentlich mit sympathischen Worten in einem Artikel derVossischen Zeitung" gegen die Verhetzung der Jugend gewandt, wie sie von nationalistischer Seite getrieben wird. Der Schluß des Artikels ist eine Aufforderung zur unparteiischen Verteidigung der jetzigen Verfassung. Diese Stellungnahme hat dem Admiral scharfe Angriffe von rechtsstehender Seite eingetragen. Derartige Vorgänge sollten auch in der Arbeiterschaft auf- merksamer beobachtet werden. Man erweist der Republik  keinen Dienst, wenn man solche Offiziere, die sich bemühen, zu der heuttgen Staatsform ein ehrliches Berhällnis zu finden, gewaltsam in die Arme der Reaktion zurücktreibt. Frankfurt   a. M.. IS. Oktober.(TU.) Der Polizeipräsident hat dem Generalleutnant M o e tz aus Darmstadt   die Abhaltung eine« Dorttages in der hiesigen Kriegerkameradschaft verboten.
Die kommunistische Spaltung. Die«Rote Fahne  " bringt an der Spitze ihrer Parteinachrichten j folgenden Bericht aus der Berliner   Organisation: Am Freitagabend fand in Berlin   auf Einladung von Gen. Max Sievers  «ine geschlossen« Zusammenkunft von Kommunisten statt, die zum Teil bereits aus unserer Partei ausgeschieden waren. Der Einladung zu dieser Besprechung, auf der Ernst D ä u m i g referieren wollte, waren etwa 40 Personen von mehreren hundert Genossen gefolgt.(? Red d,V.".) Später erschienen ein« Reihe von Mitgliedern des Bezirks, in dem dos Lokal liegt. Don der Zentrale, die van der Zusammenkunft erfahren hatte, erschienen die Genossen Hörnle und Remmele. Sievers eröffnete die Versammlung, um sie sofort wieder mit dem Hinweis auf ihre Zusammensetzung zu schließen. Unsere Genossen wollten trotzdem eine politische Aussprache, die sie er- wartet hatten, erzwingen, wobei es zu stürmischen Auf­tritten kam. 12 Parteigenossen, die zur Opposition gehörten. haben diese Vorgänge zum Anlaß genommen, um aus der Partei auszuscheiden. Dazu gehören Oskar Rusch, Georg Handle, Hans Meyer. Der Bericht ist wohl mit Absicht so unklar gefaßt, daß Außen- stehende kaum aus ihm klug werden können. Besonders auffällig wttd er noch dadurch, daß er im Original mit einer große» weißen Lücke von etwa 12 Zeilen Umfang schließt.
Kuckuck der Uhr, die Katze mitreden und eineAnimalrevolution" gegen den Bürger machen. In diesen Szenen ist manches Kluge, Beißende, Ulkige. Daneben gibt es jene bürgerlichen Konoersationen, die man schon anderswoher kennt, auch diese geistteich und grotesk- verrankt, vor allem, wenn man sich immer vor Augen hält, daß Göll diese Figuren etwa in der Art auf der Bühne haben will, wie sie Otto Dix   gemalt hat: mit Antennen anstatt des Gehirns, einem Grammophontrichter statt des Mundes, kurz in zugespitztester Maske der modernsten Industrie. Das Wesentliche aber an dieser Komödie sind ein paar Szenen, die der Dichter Göll gegen seine eigene Theorie geschrieben hat. So vor allem die Schlußszenen, die gar nicht mehr Groteske sind, sondern Tragödie. Da schwingt etwas von Wonzeck- Stimmung: da bricht aus dem absichwoll fürchterlich-banalen Dialog menschliche Tierbeit und die Schwermut eines grenzenlosen Fatal!?- mus; da wird Ballade, Großstadwolkslied, Kroßstädterromantit: da spricht der Lyriker Göll, der das Leid des Städter» schon immer ge- sungen hat. Und da wird Göll hoffentlich weiter schaffen, indem er die Mischung des Komödienhaften von den Schlacken befreit, die ihr noch anhaften. Alfred Beierle   formte diesen interessanten Der- such mit virtuoser Kunst. O. E. H. Wiener Kunst. Unser Freund Dr. D. I. Bach von der WienerArbeiter-Zeitung  ", der Organisator der Arbciterttmphonie- konzerte und Leiter der Kunststelle, die den Arbeitern Wiens den Besuch wohlgewählter Theatervorstellungen ermöglicht, sprach in einer sehr gut besuchten Bersammlung des O e st e r r e i ch i l H- D e u t- schen Voltsbundes über Wiener Kunst. Wußten wir, daß das Interesse groß genug ist, so würden wir Bach bitten, seine gedankenvollen Ausführungen niederzuschreiben und als Buch zu oeröffentlichen. In einer Zcitungsngtiz kann höchstens ein Funken aus dem Sprühfeuer aufgefangen werden. Was Berlin   besonders angebt, ist dl« Mahnung, doch endlich sich davon freizumachen, wenn von Wiener Kunst geredet wird, an jenes Operetten- und Heuriaen-Wien   zu denken. Wer jemals durch da» alte Wien   gegangen ist, wird diese Mahnung verstehen. Und dann noch eins: Seit der Gegenreformation vom übrigen Deutschland   ab- gesperrt, war vieles im österreichischen Geistesleben Treibhaus ohne erdigen Tiefboden. Diesem Zwangsgcsetz konnte natürlich auch die Kunst nicht ganz entrinnen, so sehr ihr revolutionäres Welen dar- über hinausdrängen mußte. Run aeht es darum, ihrdasTorzu öffnen, jener Kunst, die in der Wiener Landschaft, in der Wiener Musitluft, in der ständigen Wiener Begegnung von mindestens drei nationalen Kulturen immer neu gebären und gestalten muß und die dabei, wie die Stadt selbst, grund- und kerndeutsch ist. Und dies« Bereinigung wird die Verbindung sein von Fühlen und Denken, von Denken und Wollen, von Wille und Tat! rb. Reue Verwendungen der Röntgenstrahlen. Mit Hilfe der Röntaenstrahlen Ist es möglich geworden, in Gußstücken olle Arten von Fehlern ausfindig zu machen. Zieht man langsam ein elek- irisches Kabel vor dem Rsntgenleuchtschirm, so lassen sich Fehlerstellen, Druck der Kupttrseele u a. ermitteln Weite? finden die Sttahlen als Detektive Anwendung. Um den Tee schwerer zu machen, wird vielfach Eisenfeilicht beigemischt. Die Röntgenstrahlen finden die Fälschung dadurch heraus, daß sich die Metallkörper auf dem Leucht- schirm al» kleine, undurchlässige Punkt« kenntlich machen.