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land bfe Ausfuhr aus ftwen Bergwerken unter den gleichen Bedin- gungen und auf der Grundlage des Warenaustauschs vor dem Kriegs gestatten. Die betÄstgM Regierungen erkennen während der 15 Jahre die Verbände der Arbeitgeber und der Arbeiter in dem Abstimmungsgebiet an. Das deutsche   System der sozialen und staatlichen Fürsorge wird in dem Polen   zugeteilten Gebiet Ober- schlesiens beibehalten. Der Verkehr ist 13 Jahre für die Be- wohne? des Abstimmungsgebiets frei. Der Privatbesitz(Kon- Zessionen und Vorrechte) wird garantiert. Streitfälle wirt- schaftlicher Art zwischen Deutschland   und Polen   müssen dem Schiedsspruch des Völkerbundes vorgelegt werden. Unsere Verluste. Mit der neuen Grenzlinie werden auch die wirtschaftlichen Ver- lusie. die die Teilung Obcrschlesiens Deutschland bringt, deutlich ersichtlich. An Kohle verliert Oberschlesien   den Kreis R y b- n i k zwar nickt vollständig, aber mit seinen gesamten erschlossenen und unerschlossenen Kohlenvorrätcn, ferner den Kreis Pleß  , den Kreis K a t t o w i tz, den wesentlichen Teil des Landkreises B e u- then mit Königshütte, insbesondere die Beuthener Zinkerzgruben und-Hütten, ferner die Tarnowitzer Erzgruben. Der Verlust an Kohle dürfte die Hälfte der oberfchlesischen För- d e r u n g, die vor dem Kriege 4B Millionen Tonnen betrug, über- schreiten. Der Verlust an Kohlenvorräten ist unverhältnis- mühig viel größer, da allein mit den Kreisen Pich und Nybnik die noch unerschloflenen Kohicngebiete mit Lagern von 42 Milliarden Tonnen bis zu tausend Meter Tiefe ausfällen, ferner der Kreis Kattowitz   mit 5,5 Milliarden Tonnen und dazu noch kleinere Vor- räte im Kreise Hindenburg   und Veuthen. Mit dem Verlust des Zink- gebietss verliert Deutschland   seine Vormachtstellung als Zinkpro- duzent und wird für diesen wichtigen Rohstoff so gut wie vollständig auf den Auslandsbezug angewiesen. Bei Deutschland   verbleibt der übrige Teil der Kohlengruben. Schwieriger liegt die Frage in der Eisenindustrie, wo die Deutschland   verbleibenden Eisenwerke von der Rybniker Kokskohle durch die Grenzen getrennt werden. Auch die oberfchlesischen Kokswcrke In Hindenburg   werden in verstärktem. Maße von dem Bezug der Kokskohle aus Polen   abhängig gemacht. In Zahlen läßt sich der unmittelbare Verlust Deutschlands   an wirtschaftlicher Energie durch die Teilung Oberschlesicns immer noch nicht ermessen. Dagegen ist der Verlust an Zahlungskraft schon deutlicher zu erkennen. Ein erheblicher Teil der Devisen, die heute zum Rohstoffeinkaus zur Verfügung stehen, wird zur Bc- Zahlung von Kohlen- und Rohstoffbezügen besonders dann not- wendig fein, wenn die sranko-volniscke Absicht, mit dem wichtigsten Teile O'ocrschlcsiens der polnischen. Industrie die Rohstoffbasis zu vkrlchasfen, durchgeführt wird. Dann nämlich wird trotz aller papiernen Zusagen Deutschland   in erhöhtem Maße ans andere Energie- und Rohstoffquellen angewiesen sein, zumal die Ausbeutung der ihm verbliebenen Kohlenfeldcr schon sehr weit fortgeschritten ist. Für Sachsen   und Thüringen  , die viel oberschlesische Kohle bc- zogen, wird sich der Ausfall verschärft geltend machen. Wohl ist die Möglichkeit gelassen, für die nächsten 15 Jahre Rohstoffe aus dem polnischen Teile Oberschleslens zu beziehen. Ob die Lieferungen erfüllt werden, ist so lange fraglich, als eben die Absicht einer Polonisternng dieses Landestciles besteht. Es läßt sich aber heute schon sagen, daß diese Absicht nicht wird durchführen lassen. Polen   braucht die deutschen Metallarbeiter, die deutschen Beamten und Angestellten. Allee Gegenteilige, was In der Hitze der Agitation von Korfantn gesagt wurde, ist eine leere Phrase. Die Einheitlichkeit des Industriegebietes und das Bewußt- sein von seiner Unteilbarkeit, das wir bis zum letzten Moment ge- habt haben und noch haben, beruht auf der einsacken Tatsache, daß die oberlcylesische Qualitätslndustrie zum besten Teil mit beut- s ch e n Arbeitskräften geschaffen wurde. Und diese Tatsache wird es auch sein, die die deutschen und die polnischen Teile des Industrie- gebiets weiter zusammenhält, mag auch eine willkürliche und wldcr- rechtliche Grenzlinie sie trennen. Ms die oberschlesische Industrie wuchs, streckte sie ihre Fühler über die Landesgrenzen hinaus in das Becken von Dom- browa. In stärkerem Maße als schon damals Bolen seine indu- strielle Kraft von Deutschland   bezog, wird es später von der Mit- v L Deutschen   abhängig sein. In den Kreisen Hindenburg  und Glemntz liegt ein erheblicher Teil der verarbeitenden Werke, die erst den weiteren Auebau des noch unerschlossenen Teiles des Industriegebietes ermöglichen. Darum hat man ia in den Wirtschaft- lichen Vorschlägen das Tor im Südosten offenzuhalten versucht. ..«P16 nächste der Zukunft mu� ee sein, es zu einem Ver» bindungsglted, nicht zu einer Trennung der deutschen und der polnischen Volkswirtschaft zu machen.
Konzert-Umschau. Von Kurt Singer  . Al» Bruckner   starb, hatte er sechs seiner neun Sinfonien nur selbst gehört und hatte nur von einer Handvoll Menschen, Jüngern. Schülern Begeisterung geerntet. Jetzt, 25 Jahre später, rettet jeder ä-ingent sein Seelchen zu ihm hin und will ihn neu entdecken. Aber auch neue, junge Götter babeu es gut. Die Manuskript« werden ihnen sozusagen naß aus den Händen gerissen. Ob dabei nicht ein paar Tintenwischer die Roten auf den Kopf stellen? Oder, um auf op. 11 von Erdmann zu kommen, würde nicht vieles genau so belangvoll, bedeutsam und originell klingen, wenn man das Noten- blatt umkehrt? Diese Sonate für Geige allein stellt sich bewußt außer- halb jeder melodischen Diktion, sie treibt Unfug mit dem Wesen des (Zeigentons, spinnt lange Fäden, sehr intelligente Linien aus einem Nichts oder doch nur aus einem gewaltsamen Tonsprung und ge- bürdet sich so selbstverständlich, so keck, so modcrn-unoerständlich, daß die Weisen rufenHosianna". Als ironisch-scherzendes Geplänkel mit grotesken Farbentupfen kann der zweite Satz gefallen. Sonst ober: mit dem Kopf allein kann auch der Begabteste nicht schaffender Musiker sein. Alma Moodic bemies mit dem Vortrag des kniff- lichen, ungewöhnlichen Werks nicht nur Mut, sondern auch eine sehr beherzte, sichere Technik, wie sie bei Bach Stärke und Milde Jlnnoell gepaart hatte. Keine Wache ohne Bruckner  , keine ohne Mahler. Gott   schütze uns vor der Mode und vor der plakatierten Freude schöner Götter- funken! Hugo Reichenberger   waltet bei Bruckners Es-Dur- Sinfonie mit innigem Fühlen des Dirigieramtes: er läßt das Melvs aufblühen und glühen, bringt Nebenstimmcn nachdrücklich zu Gehör und weiß zu wirken und zu packen. Rur spintisieren dürfte er nicht, und den Vrucknerschcn Rhythmus, der vielfältig hin- und herpendelt. nicht noch zu variieren suchen. Krasselt führt schwungvoll die Mahlersche Erste, den Freiheitssang für Massen und arbeitende Men- schen, zu einem Triumph, der ihm und den Charlottenburger   Theater- musikern Ehre sein dars. An der gleichen Stelle spielt K r o p h o l l e r Dvoraks Eello-Konzevt. Liegt's an dem künstlichen Schallraum, liegt's am Instrument? Nicht alles im ersten Satz klingt mit virtuoser Größe durch: aber dem wundervollen Traum durch die Dämmerung, dem Adagio, verleiht dieser prächtige philharmonische. Solist seltene Weihe, Andacht, Lieblichkeit. Die Böhmen   hatten in Musikanten- herzen stets ihren Platz. Den Russen schafft ihn jetzt eine ausgedehnte Propaganda, die als ideales Bindemittel zwischen Ost und West auch dann gutgeheißen werden müßte, wenn die hauptsächlichsten und ein- flußreichstcn russischen Komponisten nicht schon selbst sehr westlich orientiert, deutsch   und französisch beeinflußt wären. Allen voran Ischaikoweky, dessen B-Moll-Konzcrt der emstige Weltstar Alexander Siloti   nicht gerade blendend und notengetreu, aber trotz dozieren» der Deutlichkeit mit Enthusiasmus und Dauer herunterspielte. Acußer- lichkeiten und Fadheiten des Werks werden deutlich: das war bei der Carenno und war bei der Schapiro verdeckt. Der Dirigent P o m e- r a n z e f f ist zwar äußerlich allzu beweglich, schaukelnd, aber er ver- steht sein Handwerk gut, bietet mit Tansjeffs Opern-Intermezzo all­täglich-geschickt«, mit Moussorgsky» nächtlicher, teils gespenstisch, teils pastoral llingendor Phantast« ungewöhnlich gute Musik. Das Phil»
Nicht eindringlich genug kann auf dl« Verluste Hingewlesen werden, die Deutschland   an Steuerkraft verliert. Die Unter- Zeichnung des Ultimatums gründete sich in hohem Maße aust die Hoffnung, daß Deutschland   durch eine erhöhte Produktion einen wesentlichen Teil der geforderten Zahlungen werde aufbringen können. Im Osten wird uns jetzt ein Gebiet fortgenommen, das ungeheure Produkttonserweiterungen zuließ, eine große Zahl von industriellen Werken fällt mit ihrer Steuerkraft sogar schon jetzt aus. Die Einzelheiton, die die Mitteilung der jetzigen Grenzlinie verschafft, zeigen unter anderem, daß mit der Königs- und Laurahütte, die jetzt ein trauriges fünfziajähriges Jubiläum feiert, auch die Bis m'a r ck h ü t t e mit ihrem Verfeine- rungswerk, der Bethicn-Faloa-Hütts, an Polen   kommen. Der übrigen Verluste haben wir bereits früher Erwähnung getan. Wenn der Völkerbund entgegen allen landeskundigen Sachverständigen diese Trenunaslinie durchgesetzt hat, so wird oer Oberste Rat daraus den Schluß ziehen müssen, daß eine Grundloge für die künf- tige Ueberschußproduktion Deutschlands   damit verloren ist. Hofften wir aber aus einer Ueberschußerzeugung heraus Zahlungen zu leisten, so können wir das jetzt nicht mehr in gleichem Maße, und es wird der Entente klar gemacht werden müssen, daß der F r I e- densvertraz weiterer Revisionen bedarf.
SozialSsmokratke gegen DemWon. Stellungnahme der Sozialdemokratischen Reichstags- fraktion. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion trat gestern nachmittag zu einer Sitzung zusammen. In der Aussprache ergab sich als einmütige Auffassung, daß die Entscheidung über Oberschlesien   keinen Anlaß gibt, eine Regierungs- krise zu eröffnen, und daß für eine solche Krise kein Augen- blick ungünstiger gewählt werden könnte, als der gegenwärtige. Die Fraktion" lehnt es ebenso ob, die Frage des Verbleibens oder des Sturzes der gegenwärtigen Regierung in diesem Augenblick von der Lösung der komplizierten Steuer- fragen abhangig zu machen, die langmieriae und sachliche Beratungen erfordern. Sie ist daher einmütig der lieber- Zeugung," daß die Reichsrcgierung ihr Verbleiben im Amte von nichts anderem abhängig machen darf, als von dem Votum des Reichstages, das sofort nach Bekannt- gäbe der Entscheidung über Oberschlesien   einzuholen sein wird. Sie ist bereit, der gegenwärtigen Reichsregierung i h r Vertrauen auszufprecken. Dieser einmütigen Auffassung der Fraktion stimmten auch die Vertreter Oberschlcsiens ausdrücklich zu. Freitag um 10 Uhr vormittags tritt die Reichstags- fraktion mit dem Parteiausschuß zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen. Das Verhalten der anderen Fraktionen. Im Gegensatz zur Sozialdemokratischen Reichstagsfraktion hoben die anderen Fraktionen nichts Bestimmtes Uber ihre Haltung verlautbaren lassen. Man ist also in dieser Beziehung immer noch auf Vermutungen und Kulissengerüchte angc- wiesen. Würden die Parteien natürlich abgesehen von den Deutschnationalen die den Sturz Wirths offen als ihr Ziel erklären eine ähnlich bestimmte Haltung einnehmen wie die Sozialdemokralie, dann wäre klare Bahn geschaffen. So aber gilt die Gefahr einer Regierungskrise als noch immer nicht beseitigt. Ueber die gestrigen Fraktionssitzungen des Zentrums und der Deutschen Volkepartei meldet Wolfs: lieber den Verlauf und das Ergebnis der Beratungen Inner- halb des Zentrums wird In derZentrums-Parlamcnts-Korre- spondenz" mitgeteilt, daß die Auffassungen über die politische Lage völlig einheitlich gewesen seien; damit wird den Gerüchten entgegengetreten, die von einer durch Strömungen im Zen- trum ins Augs gefaßten Neubildung des Kabinetts unter Führung eines anderen vom Zentrum zu benennenden Pariamentariers misten wollten. Ueber das Ergebnis der Beratungen Innerhalb der d e u t- schen V o l k s p a r t e i ist bis jetzt eine parteiamtliche Meldung nicht ausgegeben worden. Die völlige Klärung der politischen
harmonische Orchester folgte willig, aber abgespannt. Da, Blüthner- Orchester hingegen dirigierte Herr n John Petersen bei der öffentlichen Generalprobe der 3. Sinfonie: zuweilen gab auch ein Solist die Tempi an, und der Chor machte seine Sache recht gut, wenn er auf den Führer nicht aufmerkte. Ein im Zusammenklang unmögliches Quartett hob den guten Eindruck noch: Im entscheidenden letzten Satz war kein Tempo richtig oder auch nur vorher bestimmt. Die Uebcrraschung führte hier einem Lehrerlein die Hand, nicht Ueberlcgung. Was hat Petersen, der vom Dirigieren keinen Deut versteht, mit Beethoven   zu tun? Nun, die Neunte zieht. Er macht mit Beeihoven ein Geschäft. Das gönnen wir ihm; Beethöven hätte mit ihm keins gemacht. Doch zurück vom Dilettanten zum Künstler! Bruno Kittel fasziniert zwar kein großes Publikum. Aber wie gut ist alles studiert, was er bringt, wie weih er seinen hervor» ragenden Chor zu straffen, zu leiten, zu dämpfen und zu bewegen I Sicherheit und Klangschönheit überall. Im ersten seiner Abonne- inentskonzert« macht er uns mit Dvoraks8 t a b a r m z t e r" bekannt. Der erste Satz ist in der Fügung und in der kirchlichen Gewalt seiner Melodie packend; er erweckt Hoffnungen, die im ganzen Mittelteil nicht erfüllt werden. Die vielen Soli, Duette, Quartette, die ihre Kraft aus französischen und italienischen Vorbildern holen (Berlioz  , Rossini), ermüden durch ihre nicht sehr originale, gleich- mäßige Geschmeidigkeit, die erfinderisches Themenmntcrial ersetzt. Zum Schluß weder ein großes Aufraffen und ein schwungvolles Amen, das in vielen Gefühlsstufen auch die künstlerische Erziehung des Kittelschen Chors großartig offenbart. Die Solisten sprechen ein entscheidendes Wort mit. Das blieb im Munde der Gertrud Stein  - weg unsicher und flackernd, bei Fischer kraftvoll durchdringend. In den Mittelstimmen aber lag das Erlebnis: Paul Marion, ein wirklicher Tenor italienischer Schule, der, wenn er sich erst ganz frei gesungen haben wird, bald zu den auscrlesei.sten und blendendsten europäischen   Sängern gehären wird: und Karin Vranzell, ficht- lich gewachsen an Schönheit, Reichtum, Klangbeseeltheit, eine pastose, tragende, leicht strömende Wunderstimme, ein Heller Stern am Himmel unserer Kunstsehnsüchtel Den Abend beschloß das Verdische Tedeum.
Romantikcrauvstellung in der Staatsbihliolhek. Der Gegenwart Suchen und Tasten nach neuen Ausdrucksformsn inneren Erleben« führte zu einer Bewegung, die einer neuen Renaissance nicht unähn- lich scheint. Vergangene Jahrhundert« wachen auf und erstehen in ihren Vertretern wie im Gcsamtgeist ihrer Zeit. Ein Sehnen geht durch die Menschheit, das vielleicht in dem WortZurück zur Ro- mantik" Ausdruck findet. Es war deshalb ein oerdienstliches Werk, daß dieGesellschaft der Bibliophilen", deren Tagung am letzten Sonntage stattfand, ihre Mitglieder und Freunde durch die Romantikerausstellung führte, die die Staatsbibliothek liebevoll vorbereitet hatte. Man ist erstaunt und beglückt über die Fülle von Schätzen, über die wir trotz Versailles   nech immer verfügen und die uneinnehmbar werden, sobald sie geistiges Gemeineigentum der Nation geworden sind. Herrliche Erstdrucke von Tieck  , Schlegel, Brentano, Heine, Werner und vielen anderen geben lebendigen Wider- hall von einer Zeit, dt« uns künstlerisch noch viel zu sagen hat. Er-
Lage dürfte sich aus den Beratungen des Kabinetts auf Gnmd der morgen vorliegenden Entscheidung über Obcrschleslen und aus der unmittelbar darauf, voraussichtlich am Sonnabend stattfindenden Plenarsitzung des Reichstages ergeben. Die Sitzung des Rcichskabtnntts. in der die Entscheidung über das Bleiben oder die Demission der Regierung fallen wird, beginnt heute vormittag 9 Uhr. *- Wie halbamtlich mitgeteilt wird, hat Reichspräsident E b e r t, der am Freitag, den 21. Oktober, der Eröffnung der Auswanderungs- ausstellung der deutschen   Auslandsinstitute beiwohnen wollte, mit Rücksicht auf die allgemeine politische Lage, die seine Anwesen- heit in Berlin   notwendig macht, seinen Besuch in Stuttgart   a b- gesagt.__ Was geht in Lichtenhorst vor! An die Reichstagsfraktionen der beiden sozialistischen   Parteien, an den ADGB  . und an den Verein der russischen Kriegsgefangene und Internierten in Deutschland   versendet derVerband der ehe- maligen kriegsgefangenen und internierten Russen" einen offenen Brief, dem wir das folgende entnehmen: Im Mai d. I. gelang es einer Anzahl russischer Monarchisten mit Hilfe des bekannten Spitzels Oberst K a r t a s ch e f f unter dem Vorwand der Errichtung chuerArbeitsgemeinschaft" aus den in Deutschland   zurückgebliebeneck russischen Internierten z w e i R e g i- menter zu bilden. Hierbei muhten alle Beteiligten Bedingungen unterschreiben, deren Inhalt vor der Oeffentlichkcit noch heute ge- heimgehalten wird. Von monarchistischer Seite wurde die Lüge ver- breitet, alle diejenigen, die nicht unterschrieben, würden zwange- weise nach Sowjetrußland abgeschoben werden. Einige sozio- listisch und demokratisch gesinnte russische Gefangene weigerten sich, die vorgelegten Bedingungen zu unterschreiben, da sie in diesen nur einen Versuch geschickter Slbenteurer sahen, welche die Internierten als eine bewaffnete Macht zur Erreichung ihrer eigenen Ziele aus- zunutzen bestrebt seien. Die Gruppe der Demokraten war den Monarchisten um so mehr ein Dorn im Auge, da sie allein durch ihre Existenz den Beweis erbrachte, daß die Gerüchte über die zwangsweise Zurückbeförderung nach Rußland   offener Betrug seien. Die Zahl derOpposition" wuchs von Tag zu Tag und erreicht zurzeit etwa 70Ü 800 Personen. Noch in dem früheren Lager K o t t b u s wurden von den Man» archtsien schwere Terrorakte, wie Mißhandlungen einzelner Angehöriger der demokratischen Grupe, verübt, und durch die Drehungen mit Sowjetruhland tat sich besonder» der jetzige Chef der Garnison des Lagers Lichtenhorst, der Kosakenoffizier Sinnt- tin, hervor. ZNorddrohungen waren an der lagcscrtmu.j. Die Post wurde kontrolliert, und zahlreiche Briefe wurden gestohlen. Bei der Uebersiedlung nach Lichtenhorst verschlimmerte sich die Lage für die freiheitlich gesinnten Soldaten außerordentlich. Leut- nantz Je n o ch i n, der früher bei Denikin   in Diensten stand, zog im Lager Erkundigungen ein, wobei er sich besonders für folgende Fragen interessierte: Welcher politischen Richtung die Direktion des Lagers Lichtenhorst fei, wer die Post verwalte, wieviel Dolmetscher vorhanden seien, ob sie vereidigt seien und wer von der Lager- administration zu bestechen sei. Der Lagerinspektor stellte sich sofort auf die Seite der Monarchisten und verhindert noch heute, daß die demokratische Gruppe unmittelbar mit der Direktion des Lagers in Verbindung tritt. Der Direktor des Lagers, ein sehr korrekter und entgegenkommender Mann, wird vom Lagerinspektar und Chef der Garnison über die Verhältnisse im Lager falsch unter- richtet. Neuerdings nimmt der Terror immer offenere Formen an. Zeitungen mit den Berichten über die herrschenden Verhältnisse im Lager Lichtenhorst werden vom Inspektor beschlagnahmt, wo- bei zum Inspektor Angehörige der demokratischen Gruppe gerufen und dort vernommen werden, ob sie es. gewesen seien, die diese Be- richte in den Zeitungen verfaßt hätten. Weiter veröffentlichen die Einsender ein Dokument mit dem Stempel des Adjutanten des ersten Donschen Kosakenregimente, welches als Beweis für das Bestehen einer Regimentsorgoni- »»»»>>-M>-»»»»-»«»,.»,»>»»-»,.<» ,.»»». II«!«1|'ll| HUIM1U IIBMIIIU«) griffen wird das Gefühl; wenn Briese Heines än Rahel uns eine Periode erstehen lassen, die nach dem Weimarer Kreis der schönsten eine in der deutschen   Geschichte ist. Ewiger Zauber steigt aus einer Märchenwelt auf, die unsterblich ist und nicht abhängig von Alter, Bildung und Geist. Die Philosophie der Romantik, die nicht son- deriich reich war, verkörpert vielleicht Hegel  , der, abstrakt zwar und stärkster Theoretiker, dennoch letzte Folgerungen dem Ideen- reich der Romantik entnahm. Diese Ausstellung bedeutet Versen- kung, Sammlung. Verinnerlichung. Möaen sie viele in ihr suchen und finden. Sie ist in den Nächsten drei Wochen von werktäglich von 11 bis 2 Uhr k o st e n l o s geöffnet. Bureaukratisch« Schildbürgerstreiche. Die französische   Bureau- kratie, die bisher von Anwandlungen des Geizes nicht geplagt wurde, befleißigt sich derzeit einer Sparsamkeitsmanie, die oft das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung erreicht, wofür die nachfolgende Geschichte Zeugnis ablegt. Ein Herr, der in diesen Tagen einem Ministerium einen Besuch abstattete, suchte vergeblich den Fahr- stuhl, den er endlich zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk stilliegend vorfand. Auf seme Frage nach dem Grund für diese merkwürdige Anordnung belehrte ihn der Pförtner:Es geschieht das auf ausdrücklichen Befebl seiner Exzellenz, die die Stromkosten verringern und gleichzeitig die Angestellten der Versuchung über- heben will, den Fahrstuhl zu benutzen." Diese Geschichte erinn-rt an den Ausspruch eines Beamten des preußischen Kultusministeriums, der die hohen Eintritts- Felder für das Berliner   Schloßmuseum damit rechtfertigt«, daß sie den Massenbesuch verhinderten, durch den der kost- bore Parkettfußboden der Schloßsäle leicht ruiniert werden könnte. Die staatliche Sammlung für deutsche   VollZkundz, srühcr Museum sür deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse de« Hausgewerbes, Klosterftr. 36, ist bei freiem Eintritt am Sonntag, Montag und Don- neritag geöffnet. Am Mittwoch, Freitag und Sonnabend beträgt der Eintrittspreis L M., am Dienstag 5 M. Führungen an den Zahltagen 1 M., Schulen 56 Pf. für jeden Teilnehmer. Kunstckronik. Die neue Ausstellung im Graphischen stabinett I.». Neumann Ist dem Dresdener   Maler Felix Mtiller gewidmet. Ein«.Fünstler-Weihnachtsmess« in Grofe-Berlm" veranstaltet der neugegründete VerbandHundert Maler" in Verbindung mit dem Mär- tischen Kunstverlag. Namentlich den Kunstgewerblern jeder Art und Nich-, tung soll hier Gelegenheit gegeben werden, direkt an das Publikum zu ver- kaiisen. Die Messe findet vom 7. bis 11. Dezember im Schöneberger Rathaus statt. TaS Jüdische Künstlertheater(Theater in der Kommandantenstraße) mußte die Premiere des Dp buk aus den 26. verlegen. Mönchsarbeit. Eine Holzschnitzerei, an der fünf Mönch« 16 Jahre lang gearbeitet haben, ist gegenwärtig nach einer Mitteilung de» KunstwandercrS" in New Jork ausgestellt. DaS Bildwerk, da» daS Leben Jesu veranschaulicht, ist von Brüdern de» NikodemuSklosterS auf dem Berge AthoS geÄafseu lvordin und ran einem der Mönche nach der Reuen Welt gebracht. Tie Arbeit, die nur 26 Zoll doch und 21 Zoll breit ist, wird ans einen Wert von 12S6V6 Dollar geschätzt. Sie weist über 1V6 aufs feinste ausgearbeitete Figuren in Flach- und Hocharbeit auf und zeigt in der Mitte eine genaue Wiedergabe von Michelangelos  Abendmahl"