b«5 Herrn TheoZor ZLolsf sind mik bewährkr Eleganz ge- schrieven� aber sie sind zeitgenössische Lyrik, nicht Politik. Das deutsche Volk hat kein Interesse daran, von Bettlern um- geben zu sein, an deren Not es sich weidet, sondern wenn es wieder hochkmnnwi will, braucht es wohlhabende Nachbarn, mit denen es in regem wirtschaftlichen Verkehr steht. Und O b e r s ch l c s i e n? Wollen wir unsere Liebe zu diesem unglücklichen Land beweisen, indem wir, nachdem es zerrissen worden ist, ruhig zusehen, wie es verblutet? Der Kamps um Oberschlesien , um die Seele des oberschlesischen Volkes, ist noch nicht zu Ende, er ist aber zu unseren Ungunsten entschieden in dem Augenblick, in dem wir uns interesselos von seinen weiteren Geschicken abwenden. Gäbe es ein Mittel, den Spruch von Genf zu revidieren, welcher Deutsche wollte es nicht ergreifen? Gibt es aber ein solches Mittel nicht, dann haben wir die Pflicht, den letzten Rest aller Möglichkeiten zu erschöpfen, um den Bewohnern des abgetrennten Gebiets zu einem erträglichen Dasein zu verhelfen. Sich den VerHand- lungen über Oberschlesien aus der letzten noch möglichen Grund- läge entziehen, das heißt in Wirklichkeit Oberschlesien aufgeben! Und wenn unsere Ueberdeutschen solche Rcsignations- Politik als die einzig„nationale" predigen, so vollenden sie nur das Werk ihrer militärischen Halbgötter, die am 28. September 1918 plötzlich nach Waffenstillstand schrien, und alle Warnungen, daß dies die Preisgabe des deutschen Osten bedeute, überhörten. Wir haben bis Donnerstag Zeit. Fällt uns bis dahin kein Mittel ein, Oberschlesien zu retten, so müssen wir den Der- Handlungskommissar ,zur Ordnung der' Wirtschaft- lichen Verhältnisse benennen, wie es in der Pariser Note ge- fordert wird. * Die.Lentralkornmisswn der freien Gewerkschaften Schlesiens" und das- Lezirkskartell des ADGD. für Oberschlesien veröffentlichen in unseren schlesischen Parteizeitungen einen Aufruf an die Arbeiter, Angestellten und Beamten, in dem sie auffordern, die a b z u- tretenden Gebiete nicht zu verlassen, sondern nur der Gewalt zu weichen.
Ungelöste Regierungskrise. Nachdem sich die Demokraten in ihrer Angst der Volks- Partei an den Hals geworfen hatten, ist über Nacht zwischen diesen beiden Parteien selbst eine ernste Schwierig- k c i t entstanden. Die Volkspartei will nämlich keinen Kommissar zu den Verhandlungen mit Polen entsenden, weil das eine Anerkennung der geforderten Landabtretung in sich schließe. Die Demokraten aber wissen, daß eine Re- gierung der breiten Mitte, die keinen Kommissar benennt, von vornherein eine Unmöglichkeit ist und daß die Industrie in ihreni eigenen Interesse die Aufnahmeder VerHand- lungen wünscht. Jetzt sind Beratungen zwischen Demokra- ten und Volkspartei im Gange, um ein Kompromiß zu schaf- sein Die Benennung des 5tommissars soll gleichzeitig mit einer Erklärung erfolgen, die besagt, daß diese Benennung keine Anerkennung der Genfer Entscheidung bedeute. Dabei ist vollständig übersehen, daß auch nach einem sol- chen Kompromiß die Schwierigkeiten nochnichtbeseitigt wären, sondern erst beginnen würden. Zunächst ist noch sehr zweifelhaft, ob das Kompromiß für die S o z i a l d e m o k r a- l i e annehmbar wäre. Aber auch in diesem Falle müßte erst klargestellt werden, ob dieDeutsche Do kspartei de- reitist, de nGörlitzerBe schlußanzuerkennen. Darüber würden Verhandlungen notwendig sein, die vielleicht gleich zu Beginn scheitern könnten oder aber sich schwierig und zeitraubend gestalten würden. Es wäre ein großerIrrtum. anzunehmen, daß das Gelingen oder Mißlingen der verbreiterten Koalie t i o n lediglich von dem Ausgang der Verhandlungen zwischen Bolkspartei und Demokraten abhänge. Die Situa- tion ist noch immer so unklar, wie sle im Augen- blick der Demission war. Daß bis zum Mittwoch eine neue Regierung da fein wird, ist also ganz unwahrscheinlich. Bis dahin muß aber entschieden sein, ob der Kommissar ernannt wird oder nicht.
Die Saronin. Bon Peter Scher . Seit wir die Republik hoben, sieht man die alte Baronin nur noch in unmöglichen Kostümen herumlaufen. Mit Borlieb« bemüht sie sich in eigener Person zum Grünkramhandter, wo e» nicht selten geschieht, Äoh sie im Laden vor den entzückt aufhorchenden Herrschaft- bchm Köchinnen der Nochbarschaft ihr bedrücktes Herz entlastet. Ihr Groll gegen die Republik ist grenzenlos. Di« Republik ist an allem schuld. Daß di« Wasserleitung immer gerade am Abend, wenn die Btttonin einschlafen will, plötzlich quietscht und singt— das sich ihr Dackelhund Prinz die Pfote eingeklemmt hat—, daß sie ihre Lorg- nett« jetzt manchnial gar nicht finden kann, daß ihre Uhr nicht richtig geht, daß die Klosettröhre öfter als zu Zeiten der Monarchie oer> stopft ist—, man mag sogen, wa» man will: irgendwie ist es doch der republikanischen Staatsform zur Last zu legen. Jemand macht ein« zwcifelud« Geste. Die Baronin ist erbittert. „Sehen Sie hier," ruft sie aufgebracht, indem sie mit jpiyen Fingern den Rock ihres schon«irklich fast unbeschreiblichen Ge- wandes hochhebt,-so geht eine Dame im Zeitalter der glorreichen Republik über die Straße!" All« blicken neugierig und betroffen nach dem atten Fetzen. Die Baronin tostet diesen Moment des Triumphes mit unend» lichem Behagen aus. Dann schnippt sie den ekligen Rock verächtlich mit den Fingeon weg, und es geht wie ein Ruck durch ihren Körper, so daß er zu wachsen scheint. Mit echobener Stimme fährt sie fort:„Dabei habe ich einen ganzen Schrank voll seidener Kleider zu Haufe!" „Ra also—!" fährt es einem schlichte» Kleinbürger heraus,� der im Hintergrund mit Stmmen der Rede beigewohnt hat—,„was will sie denn überhaupt!" Aber schon steht die Baronin dem Erschrockenen dicht vor der Rase und blitzt ihn an, daß ihm himmelangst wird. Und nachdem sie geblitzt hat, donnert sie auch schon los:„Kein einziges von den seidenen Kleidern kommt mir auf den Leib, eh' wir nicht unfern König wieder haben! Daß Sie es wissen, Mann!" „Dann freilich!"— sagt der Mann, von der Wucht ihrer Argu- meme eingeschüchtert, und während die alte Baronin erhobenen .Hauptes hinausfegt, treten eilig die herrschaftlichen Köchinnen zu- lammen, um die Preiswürdigkeit von Republik imd Monarchie gegen- einander abzuwägen.
Schnh der Naturdenkmäler. Die ersten Verordnungen zu gesetz- lichtm Schutz der Raturdeukmäler, die auf Grund der im vorigen Jahre ergangenen Erweiterung des Feld, und Forstpolizeigesetzes
Und das kfüffl n ich k durch eine in Demission befindliche Regierung oder durch ein Geschäftsministerium, dessen Plan noch immer herumspukt, geschehen, ohne daß der Reichstag befragt wird. Es ist daher mit ziemlicher Be- stimmtheit anzunehmen, daß der Reichstag am Mittwoch zusammentreten wird, wie immer dann es mit der Regierungsfrage steht. Bom SP.-Dienst wird uns hierzu geschrieben: Die Krise spitzt sich ständig zu. Es sind zwischen den Deutsch- demokraten und der Deutschen Bolkspartei Verhandlungen im Gange, die auf ein Stück Komödie hinauslaufen. Die beiden Parteien suchen eine Formel für einen Protest gegen die Entscheidung von Genf , der ihnen ober gleichzeitig die Möglichkeit gibt, der Ent- sendung der Kommissare zu den Wirtschaftsverhandlungen zuzustimmen. Unsere Fraktion hat den bürgerlichen Parteien keinen Zweifel darüber gelassen, daß ihr die Situation zu Komödien zu ernst ist. Die Fraktion ist der Ansicht, daß die Entsendung der Kommissare zugleich auch die Anerkennung der Entscheidung bedeutet. Ferner hat unsere Fraktion den bürgerlichen Parteien mitgeteilt, daß die gleichzeitige Umbildung der preußischen Regie- r u n g für uns von entscheidender Bedeutung ist. Der Reichspräsident E b e r t will die Deutschdemokraten und die Deutsche Bolkspartei in den frühen Nachmittagsstunden zu einer klaren Ent- scheldung drängen. Die bürgerlichen Parteien suchen immer wieder der Forderung unserer Partei auszuweichen, daß bei der Neu- bildung oder Ilmbildung der Regierung auch schon die Klärung über die Sleucrfrage herbeigefiihrt werden muß. Sowohl im Zentrum wie bei den Demokraten zielen noch immer einflußreiche Kreise darauf hin, ein G e s ch ä f t s m i n i st e ri u m aus Staatssekretären zu bilden. Man denkt daran, den jetzigen Rcichsverkehrsministcr G r ö n e r vorübergehend zum Reichs- kanzler zu machen. Die Sozialdemokratie denkt n a t ü r- lich nicht daran, etwas derartiges mitzumachen. Einer solchen Regierung würden wir unsere Opposition ansagen. * Im Laufe des Sonntags hotten Einzelbesprechungen der Parteiführer beim Reichspräsidenten stattge- funden. An diesen Empfängen waren alle Parteien, von den Un- abhängigen bis zur Deutschen Bolkspartei, beteiligt. Zu einem positiven Ergebnis führten diese Besprechungen nicht.
was wirö gewünscht? Unser Standpunkt, daß es eine unverantwortliche Hand- lung war. das Reichskabinett in einer kritischen Situation stürzen, ohne ein neues Kabinett auch nur in Umrissen in Aussicht zu haben, bestätigt sich, wenn man die Presse- stimmen zum Rücktritt der Reichsregierung in Augenschein nimmt. Wir sind ausnahmsweise einmal in der Lage, einen Satz der„Deutschen Tageszeitung" zu bestätigen. die schreibt: Im Lager der derzeitigen Koalitionsparteien herrscht die den k- bar größte Verwirrung. Will man sich in der Presse der beiden bürger- lichen Mittelparteien, Zentrum und Demokraten, di« doch das Kabinett Wirth zum Rücktritt gezwungen haben, Klarheit darüber verschaffen, was denn nun nach dem Willen dieser Parteien eigentlich geschehen soll, so stößt man auf etwa ebensoviel Meinungen, wie man Blätter zur Hand nimmt. Die„Germania ", das Berliner Zentrumsorgan, verhält sich vollkommen zurückhaltend. Die Frage der Verbreiterung des Kabinetts bezeichnet sie als„offen und wohl auch nicht ganz geklärt". Sie schreibt weiter: Es wird nun abzuwarten fem, wer mst der Kabinetts- bildung vom Reichspräsidenten betraut wird und auf w e l- chem Boden er feine Aufgabe zu lösen versuchen wird. Wir müssen sagen: Dieser passive Standpunkt ist uns nicht ganz begreiflich. Eine Partei, die erst den Rücktritt des Kabinetts verlangt, kann sich nicht dann als das artige Kind gebärden, das abwartet, womit der gute Nikolaus es überraschen wird! Das Zentrum selbst ist verpflichtet nach dem, was es getan hat, den Weg aus der jetzigen Krise zu
erlassen werden konnten, sind jetzt vom preußischen Unterrichts- und Landwirtschaftsministerium ausgegangen. Die eine stellt eine längere Reihe von Tieren und Pflanzen unter Schutz: zum Beispiel von niederen Tieren die Sumpfschildkröte, von Dögeln für das ganze Jahr den schwarzen und den weißen Storch, einige Adler und Falken, für gewisse Jahreszeiten mehrere Wasser- und Sumpfvögel, von Säugetieren den Biber, von Pflanzen alle Arten des Bärlapp, die Eibe, die Wassernuß, die Strand- d i st e l. Eine weitere Verordnung erklärt das Neandertal im Re- gierungsbezirk Düsseldorf zum Naturschutzgebiet. Da» Neandertal ist aus den Funden vorgeschichtlicher Menschen bekannt geworden, aber auch landschaftlich hervorragend. Steinbrüche und Gewerbebetriebe gefährdeten e» in feinem Bestände. Während Preußen bisher zurückstand, konnten Bayern und Baden schon seit längerer Zeit durch Landesgesetz solche Bestimmungen erlassen. Deutsch -amerikanischer Sludentenoustausch. An der Haoard- Universität in Cambridge ist eine Einrichtung getroffen, die für die Förderung des deutsch -amerikanischen geistigen Austauschs erhebliche Bedeutung gewinnen kann. Die Universität hat sich für 10 Jahre bereit erklärt, eine Anzahl fortgeschrittener deutscher Studenten, bis zu S im Jahre, die vom preußischen Unterrichtsminstenum empfohlen werden, in allen Abteilungen der Universität von den regel- mäßigen Unterrichtsgebühren zu befreien. Do diese Gebühren je nach den Unterrichtsabteilungen über 100 Dollar jährlich betragen, so darf darin eine wesentliche Erleichterung des Studiums an der Havard-Unioersität besonders für solche Studierende erblickt werden, die sich einem tieferen Studium auf einem ein- zelnen Sondergebiet widmen wollen. Sehr schön. Aber wer bezahlt den Unterhalt? Der kostspielige Nebel.„Der Londoner Nebel kostet das Land Jahr für Jahr ein gut Teil mehr als die Summen, die selbst in heutiger Zeit für die Unterstützung der Arbeitslosen ausgegeben werden," erklärte ein Bertrster des Ausschusses, der das Problem der Reinigung der Londoner Luftverhaitnlsie prüfen soll, kürzlich einem englischen Journalisten.„Es ist unmöglich, genaue Ziffern in dieser Beziehung zu nennen, aber der Aufwand, den der Nebel unmittelbar notwendig macht, ist- jedenfalls ungeheuer. Ich verweise hier nur auf die Kosten für Wäsche, Hausputzen und Anstreichen, für Mehrverbrauch an Gas und E l e k t r i- z i t ä t. Dazu treten der Zeitverlust, die Unfälle, die der dichte Nebel verschuldet, und besonders die Gesundheit?- s ch ä d i g u n g, die uns veranlaßt, über Mittel und Wege nach- zudenken, wie der Plage begegnet werden könne. Tausende von Menschenleben gehen zugrunde, weil sie die ungesunde Luft ständig einatmen müssen. Immerhin haben sich die Verhaltnisse in London schon etwas gebessert. Der Durchschnitt der Niederschlagsmenge an Ruß und Staub ist von iiiO Tonnen, den er im Jahre 1916 er- reichte, 1921 bereits bis auf 3000 Tonnen zurückgegangen. Aber es kann und muß noch viel besser werden. Entfallen doch selbst an dielen sonnigen Herbsttagen 27 000 Rauch- und Staubteilchen auf Z>, Ouadratzentimeter Luft,"
zeigett. Wenn die„Germania " neben der zitierten Betrach- tung einen rückschauenden Artikel über die Tätigkeit des Kabinetts Wirth bringt, der die Frage, ob die Politik des Kabinetts Wirth falsch gewesen sei, mit einem„glatten Rein" beantwortet und ausdrücklich betont: Die Politik Wirths war richtig trotz der schlimmen Ersahrungen mit Oberschlesien , dann muß man doch daraus folgern, daß die„Germania " die Wiederkehr dieser richtigen Politik, d. h. die Wiederkehr des alten Kabinetts Wirth verlangen müßte. Das demokratische„B. T." fordert dagegen mit aller Entschiedenheit die Verbreiterung.der Koalition nach rechts: Die Demokraten zeigen keine Lust, die bisherige Koalition mit dem Zentrum und der Sozialdemokratie wiederherzustellen.... Ihre positive Mitarbeit an der neuen Regierung wollen sie von dem Eintritt der Deutscheu volkspariei in die Koalition abhängig machen. Wir sind der gleichen Meinung.... Es wäre ein Fehler, wenn die Demokratische Partei sich, sofern die Bolkspcrrteiler nicht mitmachen wollen, in«in leckes Schiff setzen wollte, um mit geblähten Segeln eines bedenkenlosen Optimis- mus auf das hohe Meer zu segeln. Dann wäre es schon besser, den Linksparteien das Steuerruder allein zu überlassen und den weitereu Gang der Entwicklung abzuwarten. Trotz dieser stark„geblähten" Sprache bedeutet diese Taktik nichts als eine Wiederholung der schon früher ange- wandten Methode, im Augenblick der kritischen Berantwor- tung abzuspringen und die Hände in Unschuld zu waschen. Auffälligerweise steht nun aber das andere Hauptorgan der Demokraten in Berlin , die sonst gegenüber dem„B. T." als weiter rechts gerichtet geltende„Voss. Ztg." auf dem gerade entgegengesetzten Standpunkt, näm- lich, daß die Deutsche Volkspartei sich selber den Eintritt in das neue Kabinett durch ihre Erklärung unmöglich ge- macht hat. Denn wenn die neue Regierung verhandelte, dann ginge es nicht, daß das Ausland auf Erklärungen der Regierungsparteien hinweisen könnte, auf Grund derer die Ernsthaftigkeit ihrer Verhandlungsabsichten bezweifell werden könnte. Nach der„Voss. Ztg." ist die Deutsche Volkspartei durch ihre Erklärung automatisch aus allen Koa- litionskom binationen ausgeschieden. Wäh- rend also das eine Demokratenorgan schreibt:„Rur m i t der Deutschen Bolkspartei", schreibt das andere:„Nur ohne die Deutsche Volkspartei ", und hierin spiegelt sich die Klarheit der demokratischen Politik. Will das„B. T." eventuell den Linksparteien die Regie- rung überlassen, um selber die Verantwortung los zu sein, so will die„Freiheit" sie umgekehrt den Rechtsparteien zunächst anbieten. Sie schreibt: Die bürgerlichen Parteien haben gegen die Sozia- listen diese Krise herbeigeführt, ihnen ist die Lösung der Krise zu überlassen. Freilich meint die„Freiheit" dann selber: daß dieselbe Angst, die die bürgerlichen Parteien jetzt das Kabinett Wirth stürzen ließ, sie auch verhindern wird, die Regierung zu übernehmen, wenn die Arbeiterschaft sie ihnen allein überläßt. Aber die„Freiheit" will doch die Probe aufs E x e m p e l machen und bezeichnet die Verhinderung einer solchen Klarstellung als das schlimmste, was jetzt ge- fchehen könne. Die Rechtspresse begnügt sich im allgemeinen, diesem Meinungschaos vergnügt zuzusehen. Sie betont nur immer wieder, daß Wirth nicht wiederkehren dürfe. Wenn die Deutschnationalen auch noch keine direkte Beteiligung an der Regierungsgewalt erhoffen, so zeigt sich doch in der Sprache ihrer Blätter, daß sie sich bei dem Rücktritt des Kabinetts Wirth als die eigentlichen Sieger fühlen.
Die tage in Portugal ist noch nicht geklärt. Di« revolutionäre Regierung soll einen linksdemokratischen Charakter haben. Bon anderer Seite erklärt man sogar, daß die Bewegung einen bolschewistisck?en Charabter habe und auf die Errichtung einer Sowjetrepublik Portugal hinziel«. General Conza soll mit seinen Truppen aus Portugal marschieren, um das neue Regime zu beseitigen.
Die Elsenbahn als Amphibium. In Belgien werden gegen- wärtig Probefahrten mit einem Eisenbahnzug gemacht, der auch im Wasser die auf Schienen begonnene Fahrt fortletzen kann. Der Amphibienzug ist für den an Flüssen und Seen reichen belgischen Kongo bestimmt. Er besteht aus einer Lokomotive, die eine An-, zahl Waggon-Boote zieht, von denen jedes einen Fasiungsgehalt von 15 bis 20 Tonnen hat. Der vollständige Zug kann bis 300 Tonnen Nutzlast befördern. Bei den in Pctit-Willebroeck ausgeführten Versuchsfahrten sah man den Zug geräuschlos vom Schienengleise ins Wasser gleiten, in dem er dank seinen Schrauben schwamm, um dann wieder auf das Festland heraufzusteigen. Die Lokomotive und jeder Wagen sind an beiden Seiten mit Schwimmbecken ausgerüstet, die durch«inen Balken verbunden sind. Auf dem festen Land hält sich der Zug auf einer Schiene im Gleichgewicht. Im Wasser schwimmt er, durch die Schrauben angetrieben, mit seinen Seitenschwimmern. Der gleiche Motor, der auf dem Land die Räder treibt, bewegt auch im Wasser die Schrauben. Grünes INondlichk. Die Theorie des ameritansschen Astronomen Pickering, nach der die Möglichkeit eines reichen Pflanzen- lebens auf dem Mond vorhanden fein soll, mußte berechtigte Zweifel erregen, da man bisher allgemein der Anficht war, daß es kein Leben auf dem Mond gebe. Der Pariser Astronom le Morvan hat denn auch sofort in französischen Blättern Pickering geantworter und die ungeheuren Gebiete von grüner Farbe, die nach dem Beginn des Mondtages zu sehen sind, auf ganz andere Weise erklärt. Nach ihm sind diese grünen Töne, die das Mondlicht durch- spielen, nicht auf das rasche Heranwachsen einer reichen Vegetation zurückzuführen, sondern er glaubt, daß dieses Grün von den Sonnenstrahlen herkommt, die von zahllosen spitzen Kristallen und halb durchsichtigen Felsen rund um die vulkanischen Gebiete herum zurückgeworfen werden. Nach seiner Ansicht ist das Grün nur zu sehen, wenn die Sonnenstrahlen den Mond in einem sehr spitzen Winkel tressen, und wenn die Sonne im Verlauf des Mondtages immer höher steigt, verschwindet die Farbe. Jedenfalls oerbreiten sich die grünen Stellen über ungeheuer große Gebiete des Mondes in so wenigen Minuten, daß es ganz unmöglich sei, anzunehmen, es könnten sich da so schnell Pflanzen entwickeln und wieder absterben. Die„vulkanischen Ausbrüche, Schneestürme, Nebel und Wolken", die Pickering auf dem Mond gesehen haben will, kommen nach le Morvan von Bewegungen der Weltatmosphäre her. Prähistorische Funde. Auf einem Hügel in der Nähe de? Monte Mario , im Wei6>bude von Rom, sind bei Straßenarbeiten Uedem ste «ineS Dorfes aus prähistorischer Zeit«nideck, worden. ES handelt sich um ein Dorf auS der ersten Eisenzeit, vielleicht auS der B r o n z e z« i t. Die Funde find für di? Erforschung der Zeit der Urbewohner deS römischen Gebietes von großer Bedeutung.— In Rosznow bei KöSlin ist bei eine Wafferwerlanlage rin Urnen- feld aufgedeckt worden, das etwa-10 Quadratmeter groß ist und flach unter der Erde liegt. Leider sind die ersten Urnen zerstört, di« übrige« bisher aufgedeckten aber ziemlich gut erhalten geborgen worden. Außer den Urnen fand man auch Teil« von Sisen- und Bronzewastrn.