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Seamtenfreunüe unter sich. Die deutschmonarchistischen Gutsbesitzerkreise suchen sich in den Parlamenten wie in Versammlungen als besondere Förde- rer und Anhänger der Beamteninteressen aufzuspielen. Wie es mit dieser Beamtenfreundlichkeit in Wirklichkeit steht, konnten wir schon oft an zahlreichen Beispielen nachweisen. Heute wird uns ein Schreiben zur Verfügung gestellt, das leider schon vom Januar d. I. datiert ist, jedoch auch jetzt noch sein Interesse nicht verloren hat, zeigt es doch in überaus charakteristischer Weise die z w e i G e s i ch t e r, die die Herren Agrarier vor der Oeffentlichkeit und im geheimen den Beamten zu zeigen wissen. Das Schreiben lautet: Deutscher Guts- und Beamtenbund. Berlin W. 50, den 13. Januar 1921. Rankestr. 17. Sr. Hochwohlgeborcn Herrn Graf von Strachwitz, Groh-Stein(Kr. Gr.-Strehlitz O.-Schl.) Ew. Hochwohlgeboren erlaube ich mir mit Bezug auf meinen Besuch am 10. d. M. und Rücksprache mit Ihrem Herrn Sohn folgendes zu unterbreiten: Es wird Ihnen bekannt fein, daß sich in Deutschland drei Organisationen von Gutsbeamten gebildet haben, von denen ein Berein sozialistisch ist, der zweite ebenfalls g e- werkfchaftlich organisiert ist und sowohl mit den stcidti- sehen als auch mit den Landarbeitern ein Bündnis einge­gangen ist. In der Organisation der Gutsbeamten an der Seite der Landarbeiter ist eine ungeheure Gefahr für die deutsche Landwirtschaft zu erblicken. Deshalb haben sich die Beamten, die auf dem Boden stehen, daß die Zusammenfassung an der Seite der Arbeitgeber zu geschehen habe, in unserem Bunde zu- sammengeschlossen. In Oberschlesien ist die Bewegung von Herrn Oekonomierat Dr. Körting- Pontschowitz ausgegangen. Der größte Teil der Beamten des Kreises Gr.-Strehlitz gehört unserem Bunde bereits an. Der ständige Kampf mit den Gewerkschaften hat uns jedoch mehr Geld gekostet, als wir bisher an Mitgliederbeiträgen eingenommen haben. Wir sind daher auf U n t e r st ü tz u n g an­gewiesen. Herr Oekonomierat D i e t e r i ch, der mich auch zu Ew. Hochwohlgeboren schickte, hat uns weitgehend unterstützt. Außerdem hat Herr Graf S t r a ch w i tz- Schimischow mir 1000 M. zur Ver­fügung gestellt und hat mir gesagt, daß auch Sie sich unserer Bitte wohl nicht verschließen würden und uns den gleichen Be- trag für unsere Zwecke überweisen würden. Ich mochte Ew. Hoch- wohlgeboren bitten, dieser meiner Bitte recht bald nochzukommen. Besonders betonen mochte ich, daß selbstverständlich davon nichts in die Oeffentlichkeit kommen darf, da auch in dortigen Kreisen immer noch ein Teil der Beamten dem einen der gewerkschaftlichen Verbände angehört und dieser auf keinen Fall von der Unterstützung erfahren darf. Im voraus bestens dankend, bin ich mit ausgezeichneter Hoch- achtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster gez. Dr. Schneider. Das Resultat dieses Bettelbriefes ist uns leider nicht be- kannt. Es unterliegt jedoch kaum einem Zweifel, daß Se. Hochwohlgeboren sich den Bitten auf Unterstützung nicht ver- schlössen haben. Dicienigcn Beamten, die sich in völliger Ver- kennung ihrer Interessen auf die Seite ihrer größten Feinde und Ausbeuter gestellt haben, sind mehr zu bedauern als zu verurteilen, verkennen sie hoch völlig den Schaden, den sie nicht nur ihren Berufskollegen, sondern sich selbst und der gesamten Beamtenschaft zufügen. Die auf dem Boden der freien Gewerkschaften stehenden Beamten können aus diesem Briefe erkennen, wie weit es mit der Beamtenfreundlichkeit jener Kreise bestellt ist, die in der geheimen Bekämpfung der Beamtenorganisationen ihre vornehmste Aufgabe erblicken. Das thüringische Ltaalsministerlum bereitet ein Notgesetz vor, nach dem der 9. November in Thüringen als gesetzlicher Feiertag eingeführt werden soll. Dafür soll der B u ß t a g weg- fallen und das Reformationsfest in den Schulen nicht mehr begangen werden.

Die Arbeit öes ReichskunstVarts. Der Reichskunstwart Dr. Edwin Nedslob äußert sich in einem programmatischen Aufsatz in der SeemannschenKunstchronik' über den Grundgedanken seiner Arbeit auf neuen Gebieten, die dem Reiche dadurch erschlossen worden sind, daß es infolge der neuen Reichsverfaffung der größte Bauherr im eigenen Bezirke ge- worden ist. Da erhebt sich die Forderung der rechtzeitigen Heranziehung künstlerischer Kräfte bei diesen Bauten für P o st, Eisenbahn , Wasser st raßen, Ueberlandzentralen, bei der Um- Wandlung der Fabriken für Heeresbedarf und Werften in große Werkstätten. Heute noch ist es vielfach so, daß Bauten einzelner Reichsbehörden am Ausführungsort nur im Grundriß bearbeitst werden, worauf denn bei einer Zentralstelle die Fassaden nachträg- lich entworfen oder aus dem vorhandenen Material schematisch zu- gewiesen werden. Es ist nun einem Einzelnen nicht möglich, von sich aus Einsicht in sämtliche Baupläne der Ressorts zu nehmen. So- bald aber örtliche Behörden oder führende Berbände, welche Jnter- essen künstlerischer oder heimatlicher Art vertreten, beim Reichs- minister des Innern oder beim Reichskunstwart einem Bauprojekt gegenüber vorstellig werden, kann eine Vermittlung einsetzen, um zur Wahrung der künstlerischen oder örtlichen Ansprüche geeignete Vorschläge zu machen. Das Eintreten für derartige Gesichtspunkte verbindet die Beteili- gung des Reichskunstwarts mit einer der wichtigsten Lebensfragen der Gegenwart: mit der Sorge, wie wir unserem Lande, aller De- drohung durch die Wirtschaftslage und ollen Schwierigkeiten des Arbeitsmorktes, der Ausfuhrbewilligung, der Stcuerbehandlung zum Trotz, den Erbbesitz seines handwerklichen und künstle- rischen Könnens erhalten. Gegenwärtig lassen wir diesen wertvollsten Besitz nationalen Vermögens planlos verkommen. Das Amt des Reichskunstwarts gibt fast täglich Gelegenheit, auf diese Gefahren hinzuweisen und in einzelnen Fällen Fürsorge und Beschäftigung für bedrohte Arbeitsgebiete zu erreichen. Es geschieht dies auch im Bunde mit den B a u r e f e r e n t e n und mit den für Gewerbe und Handwert zuständigen Vertretern der einzelnen Mi- nisterien, die dieser Lage innerhalb ihrer weiten Arbeitsgebiete Rechnung zu tragen bemüht sind. Auch haben sich große Verbände, wie der'�W e r k b u n d, die Kunstgewerbevereine, der Bund f ü r_H e i m a t s ch u tz, dieser Bewegung zur Verfügung ge- stellt. Die sächsische Landesstelle für Kunstgewerbe in Dresden plant die Gründung eines Bundes der Freunde wertvoller Handwerks- techniken. Die Idee greift aber weit über die Fragen des Hochbaues hinaus. Alljährlich werden auf den deutschen Werften Hunderte von Millionen in Arbeit Umgesetzt: sie werden zum Teil in einer Weise verbaut, die nur der einzelnen Firma, nicht aber darüber hinaus auch den Gesamtinteressen des Landes dienstbar ist. Das Reich, das den Bau der Schiffe mit namhaften Summen unterstützt, kann verlangen, daß durch planvolle Auftragsvergebung gelegentlich auch gefährdete Träger handwerklich und künstlerisch wertvoller Arbeits- weisen beschästigt und zur Ausbildung eines geschulten Nachwuchses verpflichtet werden,

»Geister öer Llieöerlage�. DieDeutfche Tageszeitung" hat pausieren müssen, sie ist des» wegen bemüht, ihr durch den Zeitungskonflikt liegengebliebenes Pflichtquantum an Unflätigkeiten rafchestens aufzubrauchen. Aus diesem Grunde erscheint auch der heutige Leiter dieses Blattes unter obiger Ueberschrift mit einem reichlichen Extrazuschlag. Man spricht in ihm mit der ganzen Monokelbeschränktheit der ehemaligen Re- gierungskaste von den Horizonten der heutigen Regierungsmänner. Wir lesen da z. B.: Es mag jemand als Reifender in besonderen Porzellangefäßen hervorragende Erfolge erzielt haben, er wird an die große Politik die ihm von dorther vertrauten Maßstäbe anlegen, und sein geistiger Habitus wird nicht größer fein als die besondere Sitzgelegenheit, in der er früher handelte, 40 mal 60 Zentimeter schätzungsweise." An anderer Stelle wird betont, daß ein Mann, der in Butten- hausen geboren wurde, kaum den politischen Horizont zu erreichen in der Lage sei, den ein Staatslenker benötige. DieDeutsche Tageszeitung" ist nun mal der Meinung, daß politischer Weitblick und Kenntnis der internationalen BerhLltmjse nur auf hinterpommerschen Rittergütern das Licht der Welt zu er- blicken vermögen. Sie ist der Meinung, daß Handwerker, Aroeiter oder Kaufmann fein das Kennzeichen für geistige Minderwertigkeit ist. Mit solchen Auffassungen ist nicht zu rechten. Im Zoologischen Garten wird ja auch nicht versucht, zu überzeugen, man b e- trachtet und wundert sich, was die Natur in ihrer göttlichen Verschwendung für Merkwürdigkeiten lebensfähig gemacht hat.

Krach in einer Goltz-verfammlung. Wie die TU. aus Leipzig meldet, kam es anläßlich eines Vortrages, den General a. D. v. d. Goltz am Montag abend im Zentraltheater hielt, zu großen Demonstrationen der Arbeiterschaft. Unter Absingung der Internationale versuchte die Menge in das Versammlungslokal einzudringen, wurde aber von der Schutzmann- schaft daran verhindert. Als die Schutzleute mit Steinen beworfen wurden, hieben sie mit Gummiknüppeln auf die Menge ein und räumten die Straße. In der Versammlung selbst sprach Ge- neral v. d. Goltz überDeutschlands Zukunft im Osten". Als gegen Schluß des Bortrages von einem Besucher einige abfällige Zwischen- rufe gemacht wurden, kam es auch im Saal zu einem Hand- gemenge, so daß der Saal von der Polizei geräumt wurde. Dieser reichlich tendenziöse Bericht bedarf dringend einer Er- gänzung von objektiver Seite. DieLuöenüorffe vor üen Staatsgerichtshof! Unter der UeberschriftWas nun?", die sich nicht einmal die Mühe gibt, die innere Hilflosigkeit wenigstens äußerlich zu mos- kieren, stellt die extrem-nationalistischeDeutsche Zeitung" eine Reihe von Forderungen, mit deren letzter wir Sozialdemokraten ausnahmsweise in der angenehmen Lage sind, uns einverstanden erklären zu können. Alle politischen Ereignisse der letzten Jahre, der verlorene Weltkrieg, die Dabanque-Politik des Kabinetts Fehrcn- bach-Simons, das Auftreten des Herrn Stinnes in Spa usw. haben nicht vermocht, den Dcutschmonarchisten wenigstens jene Spur von Vernunft beizubringen, die immerhin doch auch im rechtsstehenden Lager Vorbedingung für Politiker sein sollte. In Fortsetzung der altbewährten Katastrophenpolitik fordert dieDeutsche Zeitung" heute morgen die Zurückweisung der Cntente-Ensscheidung über Oberschlesten, die Ablehnung der Entsendung eines Reichs- kommissars nach Polen und den Abbruch jeden wirtschaftlichen und politischen Verkehrs mit Polen , wobei allerdings bemerkt werden muß, daß ssch die Deutschmonarchisten in dieser Forderung auf ge- wisse Aeußerungen imBerliner Tageblatt" berufen können. Die letzte Forderung jedoch muß die ungeteilte Billigung aller links- stehenden Parteien finden: es sollen nämlich nach deutsch - monarchistischem Vorschlag alle diejenigen Personen, die durch ihre Handlungsweise den Verlust Oberschlesiens m i t v e r s ch u l- d e t haben, vor den S t a a t s g e r i ch t s h o f gestellt werden. Recht so! Die Abschnürung Oberschlesicns ist eine Folge des Ber - sailler Diktats, dieses aber ist wiederum eine Folge des verlorenen Weltkrieges, dessen unglücklicher Ausgang von den Eroberung?- Politikern und wildgewordenen Annexionsgenerälen vom Schlage eines Ludendorff provoziert wurde.

Der Reichskunstwart schließt seine Ausführungen mit den Worten:Hier wie überall gilt der Grundsatz, daß alle in Zu- sammenhang mit dem Reich siebende Formgebung nicht nur ertrag- lich, sondern vorbildlich gestaltet werden muß. Niemals liegt das Endziel im Einzelnen: es kommt darauf an, darüber hinaus i n jedes Aufgabengebiet den Keim zu gesunder Eni- wicklung zu tragen. Das aber läßt sich nur dadurch ermöglichen, daß die Achtung vor demschöpferischen Willen, wie er sich für ein Volk in seinen Künstlern und Erfindern offenbart, zu einem Gründgesetz aller Arbeit bewußt erhoben wird."

Schloßpark-Thealer. Kurl Heynicke:Ehe". Der lyrische Dichter KurtHeynicke pflegt das Gefühl der Demut. Sein Vers, der mit Aufrichtigkeit und getreu nach mancherlei Lehren gebaut ist, oerrät die Gesinnung des behutsamen Schwärmers. Der Jüngling huldigt einem artigen Pantheismus, der viel Rühmens verdiente, führte er nicht in unseren Tagen zu Gebieten des Empfindens und Denkens, die wir als sehr banal und bedenklich untief bezeichnen müssen. Immer- hin huldigt der dichtende Jüngling jener schlichten Verwunderung vor den Schöpfungsdingen, die vor Großmäuligkeit und Schwulst bewahrt. Als Dramatiker bläht sich Kurt Heynicke nun in bedrohlicher Unbescheidenheit auf. Dos kommt daher, weil er gar kein Drama- tiker, sondern nur ein mehr als unzulänglicher Dilettant ist. Als Liebhaber der theatralischen Kunst kennt er nicht, ahnt er nicht ein- mal die Formkunst und die Redekunst des Dramas. Es ist ganz überflüssig, von dem Stofflichen des Stückes zu reden oder von seinem Stil oder von seiner Sprache. Mit einer vollständig ent- waffnend-m Hilflosigkeit redet der Dilettant um eine nur in Ge- fühlen begangene Eheirrung, die mit einem Revolverschuß der sehr reinlich schuldigen Frau endet. Jeder Satz ist abgebraucht. Auch dort, wo die Frau fürchten muß, daß sie den anderweitig anbetenden Gatten verlieren wird, und so die Arme trotzdem Güte predigt, ist jedes Wort bildlos, oerzirkt in allergewöhnlichste, schäbigste Phrase. Das Talent ist nicht vorhanden. Aber dieser höchst objektiv vorhandenen TalentlosigZeit, die selbst Taube und Blinde verspüren dürften, dienten die vorzügliche Regie von Paul Henckels und die verheißenden Schauspiele- rinnen Lily Donecker und Eleonore Ehn. Henckels, der mit Treue das Akustische des Theaters pflegt, bewahrte die Ohren vor der jede Sekunde überwuchernden Schwulstigkcit des miserablen Pathetikers. Er dämpfte Fräulein Donecker, der die tragischen, in Wirklichkeit einschläfernden oder lächerlichen Partien des Stückes zufallen. Der Regisseur leitete auch die gehorsam ihm folgenden Gesten des Fräulein Ehn, das den Schmelz einer lieben Samarite- rin aus ihrer Stimme heroorlocken kann. Max Hochdorf . Eine chinesische Sonderwissenschosi. Wiederholt hat man fest- stellen können, daß sich gewisse Naturphänomene mit auffälliger Regelmäßigkeit an den nämlichen Orten wiederholen. So konnte man beispielsweise beobachten, daß der Blitz zumeist an ganz be- stimmten Stellen einschlug, ohne daß man eine Ursache dieser seit- jamen Bevorzugung zu entdecken vermochte. Und im Atlantischen Ozean beobachtet man in bestimmten Zonen eine auffallende Häufig»

Alle diejenigen, die das deutsche Volk bis zum Weißbluten brachten und auch die leiseste Möglichkeit einer Verständigung bis zum letzten Augenblick zerstörten, sind schuldig an der Losreißung Oberschlestens und gehören deshalb vor den Staatsgerichts» Hof. Hoffen wir, daß sich die Forderung derDeutschen Zeitung" recht bald erfüllel Das Angebot der Kapp-Putschiste« zur Gestellung. München . 25. Oktober. (WTB.) In derAugsburger Abend» zeitung" ist zu lesen: Das Wolff-Bureau berichtete bekanntlich, daß mehrere im Ausland befindliche Teilnehmer beim Kapp-Putsch sich bereit erklärt hätten, unter gewissen Garantien zur Verhandlung nach Leipzig zu kommen. Wie wir hierzu erfahren, haben die Be- treffenden sich allerdings bereit erklärt, zur Berhandlung in Leipzig zu erscheinen. Diese Erklärung liegt aber schon ein halbes Jahr zurück und wurde damals von der Reichsregierung nicht beachtet und ist auch vom Oberreichsanwalt der Oeffentlichkeit nicht mit- geteilt worden. Erst jetzt hat man dieses Angebot» das nicht er- neuert wurde, hervorgeholl.

Sind Sicherheitspolizisten Geamte? Diese Frage wurde jetzt vom Reichsgericht in Leipzig bejaht. Vom Landgericht III in Berlin ist am 29. Ottober v. I. der Ober- Wachtmeister G e n z wegen Amtsunterschlagung zu drei Monaten und der Wachtmeister Lau wegen Beihilfe dazu zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt worden. Beide gehören der Sipo an. Als Genz am 5. Februar 1920 Wachthabender der Wache am Prenz- lauer Tor war, brachten Mannschaften von einer Streife vier Pakete Seife mit, die sie gefunden hatten und die zweifellos aus einem Diebstahl herrührten. Lau machte ihn darauf aufmerksam, daß eins der Pakete beschädigt war und daß mehrere Stück Seife daraus fehlten. Er machte den Vorschlag, die Seife unter die Mann. schaften zu oerteilen, um zu verhüten, daß eine Untersuchung dar- über angestellt werde, wer das Paket geöffnet habe. Genz erklärte sich einverstanden und die Seife wurde oerteilt, jedoch eigneten weder er noch Lau sich Seife davon an. In dem Bericht über den Fund der Seife schrieb Genz, daß drei Pakete gefunden worden seien. Da Genz Wachthabender war, so befand sich die Seife in seiner Berfügungsgewall, nachdem sie auf die Wache gebracht wor- den war. Darin, daß Genz die Erlaubnis gab, die Seife zu ver- teilen, erblickte das Gericht einen Zueignungsakt, zu dem der Ange- klagte nicht berechtigt war. Es ist dazu nicht erforderlich, daß er sich selbst etwas angeeignet hat. Gegen das Urteil hallen die Angeklag- ten R i o i s i o n eingelegt, in welcher sie be st ritten, Be- amte gewesen zu sein. Zur Zeit der Tat sei die ganz« Or» ganisation der Sipo noch rein militärisch gewesen und sie hüllen keine besonderen Beamtenunterweisungen erhalten. Das Reichsge» richt verwarf jedoch die Revision als unbegründet, da eine ent- sprechende Anfrage bei dem Ministerium des Innern dahin beant- wortet worden ist, daß die Sipo stets zur Beamtenschaft gerechnet worden ist. Sie habe von Anfang an dem Ministerium des Innern unterstanden und sei nie von militari» schen Stellen aus befehligt worden.

Was wirü mit Karl? Budapest , 24. Oktober. (MTB.) GegenwSrftg finde« hier Beraknngeu zwischen der Regierung und Vertretern der Entente statt, zu denen auch diplomatische Vertreter der kleine» Entente geladen wurden, die sich mit dem Schicksal des früheren Kaisers befassen. Budapest , 24. Oktober. lWTB.) KSnlg Karl und Königin Zita befinden sich zurzeit unter Bewachung auf Schloß Tolis(lata). Keine Nmkkehr in die Schweiz . Bern , 24. Oktober. (WTB.) Der Bundesrat nahm heute vormittag Stellung zur Rückkehr des Exkönigs Karl nach Ungarn . Das eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement wurde beauftragt, durch die Bundesanwaltschaft eine rasche Untersuchung durch- führen zu lassen über die Umstände, unter denen sich die Abreise vollzogen hat, wobei sich diese Untersuchung aus Schweizer Per- sonen ausdehnen soll, die sich möglicherweise an dem Unternehmen beteiligt haben.

keit von Schiffsbränden, für die ebenfalls keine stichhaltige Erllä- rung gegeben werden kann. Die Chinesen, die über eine an die dreißig Jahrhunderte um- fassende Naturbeobachtung verfügen, haben aus dem Studium dieser Phänomene eine besondere wissenschaftliche Disziplin gemacht. Sie führt den Namen:W issenschaft der Einflüsse von Winden und Gewässern". Die Gelehrten dieser Disziplin erfreuen sich des Rufs, daß sie die verschiedenen Wirkungen der Bodcnzusammensetzung, der Anziehungs- und Abstoßungskraft, die die Bergmassen und verbogenen unterirdischen Wasserläufe aus- üben, von Grund aus erkennen. Wenn deshalb jemand ein Es- lände zu einem Hausbau sucht, so wendet er sich stets um Rat an dieErdwahrsager", und er tut dasselbe, wenn ihn die Verhältnisse zum Bau an einem bestimmten Punkt zwingen, um sich den Ort angeben zu lassen, wo die Gefahr, durch feindliche Naturgewalt be- schädigt zu werden, am geringsten ist. Man darf zwar annehmen, daß an den Auskünften der Erd- Wahrsager Aberglaube und Charlatanerie den Hauptanteil haben. Immerhin aber mag auch in dieser Wissenschaft, wie in der mittel- alterlichen Alchimie ein Körnchen Wahrheit verborgen sein, das zu entdecken der Zukunft vorbehalten bleibt. TheaterpoUttk in Sowjet-Rußland. Von den Plätzen der Mos« kauer Theater werden von jetzt ab insgesamt ein Viertel für die Gewerkschaften reserviert, um ihren Besuch auch ferner- hin den breiten Massen zu ermöglichen. In Moskau verbleiben das Große Theater, das Kleine Kunsttheater und die Kammerspiele unter staatlicher Verwaltung. In sämtlichen Städten wurden Zen- tralverkaufsstellen für Theaterkarten eingerichtet, wodurch der Kartenverkauf monopolisiert und der Gewinn der Theatergenossenschaften geregelt werden soll. Die Bastonade des Redakteurs. Die Preßfreiheit scheint im modernen Persien noch etwas lückenhaft zu sein, denn es wurde, wie aus Teheran berichtet wird, bei dem Berbot, das jüngst eine bolschewistische Zeitung, denStern von Persien", traf, vom Kriegs- minister zugleich verfügt, daß der Redakteur 200 Stockschläge auf die bloßen Fußsohlen, also die berüchtigte Bastonade, bekommen solle. Sein Verbrechen bestand darin, daß erdie Re- gierung lächerlich gemacht hatte". Wie kann man auch eine so erleuchtete Regierung lächerlich machen!_ Volkshochschule Groß- Berlin. Am Mittwoch, den SS., deginnen folgende Kurse und ArScitsgemeinschasien: D-fsoir und Moll: Der OkkuIttsmuS der Gegenwarl, Aula-Gcbäude der Universität, Hörfaal 3, 7 Ubr. Sondbeinicr: Die Romantik der Musik, Tempelbos. Real« ghmnatium, Kaiierin-Augusta-Straße, 7 Ubr. L a d e w i g: Aidcitski eise der BildilNgspflege, ebenda, 7 Ubr. Ttllich: Der philojovhische Gebalt der politischen Richtungen, Steglitz . Gymnasium See'estr,, 6 Uhr. Hörer- karten in den bekannten Verkaufsstellen und an den Lehrstätten. Gesellschaft für Volksbildung. Am Donnerstag, den 27., spricht Staatsminislcr a. D, Dr, Sndckuni im Hörsaal lS2 der Universität über Macht und Recht imLeben der Staaten und Völker". Beginn 8>/, Ubr. Arboiter-Kuuttausstellung. Petersburger Str. 3S. Ernst Friedrich spricht am Donnerstag, abends T/, Uhr, Novelle» und vollS- erzähluugen vo» Leo Tolstoi , llulostenbellrag 1 38.