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schen Zahlungen sein wrrö, sondern daß mindestens gkeich'- zeitig damit, wehricheinlich aber vorher, seitens der Alliierten der Versuch gemacht werden wird, eine Abstellung dieser Un- zuträglichkeiten auf einem Wege' zu versuchen, der sie wirt- schaftlich nichts kostet, ihre politische Machtsphäre aber gefähr- lich zu vergrößern geeignet ist. Da sowohl Arbeitslosigkeit als auch die allgemeine Unsicherheit von Handel und Wirt- schaft in funktioneller Beziehung zur Bewegung der deutschen  Valuta stehen, diese aber in irgendeinem Zusammenhang mit der Zahl der Umlaufsmittel, werden die Alliierten ohne allen Zweifel erzwingen, daß nicht durch Noten- druck, sondern durch Steuererhebung die deutschen   Staatsausgaben gedeckt werden. Die französische   Presse hat von jeher darauf hingewiesen. daß man sich nicht düpieren bissen dürfe, der deutschen   Finanz- Wirtschaft gehe es zwar schlecht, den deutschen   Privaten aber um so besser. Die französischem Sachverständigen haben in Brüssel   bereits den ungenügenden Ausbau des deutschen  Steuersystems beanstandet. Wirtschaft und Regierung Eng- lands werden sich einem Versuch, die deutsche Steuerleistung zu heben und damit der deutschen   Inflation ein Ende �zu machen, nicht widersetzen, denn das eigene Interesse an mög- lichst hoher Leistung Deutschlands   spricht ebenso für diesen Schritt wie die wirtschaftliche Vernunft. Was uns also bevorsteht, ist«in abermaliges Ultimatum, durch das dem Deutschen Reich seine Steuergesetze vorgeschrieben und seine Finanzoerhältnisse unter �Kontrolle ge- stellt werden. Seine staatliche Selbständig- keit wäre damit endgültig erledigt. Was be- vorsteht, ist uns cketts publique ullsmancks, eine Finanz- kontrolle des Reichs durch die Alliierten. In der alliierten Diplomatie werden sich sicher Leute finden, die ihre bei der türkischen Schuldenverwaltung gemachten Erfahrungen nutz- bringend in Deutschland   verwenden würden. Es liegt ein Fluch auf jeder Inkonsequenz in der poli- tischen Linie. Politik der Erfüllung führen, schloß in sich die Notwendigkeit, die Steuerlei st ung in Deutschland   so hoch zu treiben wie nur möglich. Es ist alles oersäumt wor- den in dieser Hinsicht! Und wenn nicht bald eine umfassende Steuergesetzgebung von Regierung und Parlament durch- geführt wird, wird nicht nur die finanzielle und damit die staatliche Selbständigkeit Deutschlands   erledigt sein, son- dern weiter auch die Erreichung des Ziels der Erfüllungs- Politik in weite Ferne gerückt werden. Noch liegt es bei Deutschland  , diesen Schlag abzuwehren. Diese ganzen Darlegungen aber mögen vor allem ein Appell für diejenigen sein, die sonst ja immer so schnell bereit sein wollen,alles" für Deutschlands   staatlichen Bestand und seine Ehre zu opfern, daß sie endlich einmal durch das gewiß schmerzliche' Opferndes Besitzes beweisen können, wie ernst es ihnen in Wahrheit mit ihrer nationalen Gesinnung ist.
Die Neuregelung üer öeamtenbesolüung. In Ergänzung der durch WTB. verbreiteten amtlichen Darstellung über die Neuregelung der Beamtenbesoldung teilt die Dena noch folgendes mit: Die nicht restlose Erfüllung der Wünsche der Beamten- schaft bezieht sich auf die T e u e r u n g s z u s ch l ä g e. Die Vertreter der Beamtenschaft forderten neben einer Erhöhung der Grundgehälter einen Mindestteuerungszuschlag, der für alle Beamtengruppen der gleiche sein sollte. Die Regierung lehnte jedoch diese Forderung der Beamtenschaft ab, weil sie befürchtet, daß dadurch eine Nivellierung der höheren Ge- hälter eintreten würde. Infolge der Erhöhung der Grund- gehälter beträgt jetzt das Gehalt der Beamten der untersten Gruppe(Gruppe I) 7S00 M.(bisher 4000 M.), erfuhr also eine Erhöhung um 3500 M. Bei der Gruppe II betrug früher das Jahresgehalt 4300 M., jetzt 10 000 M.: bei Gruppe IH erhöht sich das Iahresgehalt von 4600 M. auf 11 500 M. Diese Er-
Unzüchtigkeit aus lauteren Motiven. Brunners Weizen blüht. Die Keuschheitsansprüche der Ber­ liner   Justiz machen enorme Fortschritte. Keine Woche vergeht, ohne daß das Wert eines deutschen   Dichters oder Künstlers als unzüchtig verdammt wird. Sonnabend stand, wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften angeklagt, der hiesige Nervenarzt und Psychoanalytiker Dr. med. et phil. H a n s L u n g w i tz vor der S. Strafkammer des Land­gerichts III. Die Schrift, um die es sich handelte, ist der im Jahre 1920 er- fchienene Roman.L a m i a s Leidenschaft", in dem Dr. Lung- witz aus feinen psychoanalytischen Erfahrungen heraus das Inzest- Problem dichterisch behandelt. Als Sachverständige waren geladen Gehelmrat Prof. Dr. R o c t h e, Reichskunstwart Dr. R e d s l o b, Oberregierungsrat Dr. B u l ck e, Geheimrat Prof. Ludwig Schleich, Hans Kyfer, Fedor v. Zobeltrtz, Professor Htldebrandt und Professor B r u n n e r. Al« erster Sachverständiger wurde Brunner vernommen, der dt« Erhebung der Anklage durch ein Gutachten veranlaßt hatte, in dem sowohl gegen das Buch, wie gegen den Verfaster schwerste An- griffe erhoben worden waren. In seinem mündlichen Gutachten er- klärte Brunner, die gegen die Persönlichkeit des Verfassers er- hobenen Angriffe nicht aufrechterhalten zu wollen, das Buch aber müsse er nach wie vor aufs schärfste verwerfen. Er rechnet zwar von vornherein damit, daß er sich auch hier wieder in Gegensatz zu allen anderen Sachverständigen stellen werde, aber wenn man ihn auch mit allen Hunden hetze und wenn auch die Presse wie eine Meute über ihn herfalle, so werde er doch un- erschütterlich bleiben, wo das Letzte und Höchste des deutschen   Volkes auf dem Spiele stände. Er sei insofern nicht Gegner der Kunst, als er dem Dichter durchaus das Recht zugesteben wolle, solche Werke niederzuschreiben, nur dürfe er sie nicht veröffentlichen. Gebeimrat R o e t h e wies mit Schärfe die Auffassung Brunners zurück, daß wissenschaftliche Probleme nicht in Werken der schönen Literatur behandelt werden dürften. Wenn auch das Werk des Dr. Lungwitz ästhetische Mängel aufweise, so sei es doch als ein eigmartiges und originales Experiment aufzufassen und man müsse vor dem Ernst und der Ehrlichkeit des Verfassers alle Achtung haben. Prof. Hildebrandt suchte darzulegen, daß Professor Brunner nicht nur ästhetisch irre, sondern auch von einem v e r» alteten und verfehlten Standpunkt der Jugend- erzieh ung ausgehe. Die übrigen Sachverständigen schlössen sich! diesen Ausführungen an und erklärten übereinstimmend, daß das Werk künstlerische Tendenzen und Oualltäten habe und keineswegs unzüchtig fei. Die Verteidiger Rechtsanwälte j Dr. Klee�und Dr. Schweitzer wiesen daraus hin, daß, wenn sich das: Gericht über das einhellige Urteil der zahlreichen Sachverständigen, hinwegsetzen würde, die volle Verantwortlichkeit für eine derartige; Autoritäts- und kunstfeindliche Rechtsprechung auf das Gericht selbst zurückfalle. i Das Gericht kam zu dem Ergebnis, daß das Werk als un- züchtig anzusehen sei. daß aber an der Lauterkeit der Mo- t i v« de» Verfassers kein Zweifel fei. Der Angeklagte wurde daher f freigesprochen, hingegen verfiel fein Buch der Ein-< Ziehung.(
- höhung schreitet bei jeder weiteren Gruppe progressiv fort, so r daß die Gruppen V, VI und VII das Doppelte oder mehr als - das Doppelte erhalten, die Gruppen I und II auf das D r e i- -fache des bisherigen Grundgehalts kommen, und die - Gruppe XllI, die höchste Beamtenstufe, die früher ein Grund- t gehalt von 13 200 M. jährlich hatte, jetzt ein Grundgehalt von , 53 000 M. bezieht, also ungefähr das Vierfache des frühe- i ren Einkommens. Gleichzeitig mit den Grundgehältern haben t sich die K i n d e r z u l a g e n erhöht, und zwar für ein Kind s bis zum sechsten Lebensjahre auf 150 M. monallich, von , 6 bis 14 Jahren auf 200 M. und vom 14. bis 21. Lebensjahre j auf 250 M. Die Kinderzulagen sind nunmehr bei allen Ortsklassen die gleichen, während sie früher nach den Ortsklassen A bis E gestaffelt waren. Auch die Orts- zuschlüge haben sich gegenüber früher geändert. Während sie bis jetzt zwischen 2000 und 2480 M. schuiankten, sind sie jetzt auf 3200 bis 8000 M. jährlich erhöht worden, gestaffelt nach den Grundgehältern. Der 20proz. Teuerungs- Zuschlag wird gestaffelt auf Grund folgender Berechnung: Grundgehalt plus Ortszuschlag plus Kinderzuschläge. Die Erhöhung der Beamtenbezüge einschließlich der der Wehrmacht, jedoch ohne Ausgaben für die allgemeine soziale Versorgung bringen dem Reiche eine Mehrbelastung von 20MilliardenMark jährlich. Diese Mehrbelastung wird sich jedoch noch bedeutend vergrößern. Wenn die Er- höhung der Löhne und der Bezüge für die Staatsarbeiter, An- gestellten, für die allgemeine soziale Versorgung von Renten» empfängern, für die Pensionäre, Hinterbliebenen und Diätare hinzukommt, ist insgesamt mit einer finanziellen Mehr- belastung des Reiches von rund 30 Milliarden Mark jährlich zu rechnen. Die Verhandlungen wegen einer Erhöhung der Löhne der Bahnarbeiter beginnen heute. Bezüglich der Pensionäre und Hinterbliebenen hat sich die Reichsregierung bereit erklärt, den Pensionären denselben Teuerungszuschlag zu bewilligen, den Preußen und Bayern  bereits zahlen. Das Reich hat seinen Pensionären bisher lediglich die Hälfte der Teuerungszuschläge seiner Beamten ge- geben, während Preußen und Bayern   darin keinerlei Unter- sckied machten. Nunmehr soll auch beim Reich dieser Unter- schied wegfallen. Hierzu teilt der Sozd. Parlamentsdienst mit: In den Verhandlungen über die Beamtenbesoldungsfrage ist am Sonnabend, den 29. Oktober, spät abends zwischen den Gcwerk- schaften und der Reichsregierung eine Einigung erzielt worden. Die neuen Sätze sind folgende:
Gruppe 1....... 7 500 bis 11 000 SR.
Der Ortszuschlag ist entsprechend erhöht. Kinderzulagen werden gewährt monatlich ISO, 200, 250 M. Der Teuerungs- Zuschlag ist einheitlich für alle Sätze und Ortsklassen auf 20 Proz. festgesetzt. Die Diatare erhalten 95 bis 100 Proz. der Be- züge ihrer Angestelltengruppe._ Eifenbahnarbeiterftreik in fachen. Auf dem Bahnhof Aachen-West sind die Arbeiter plötzlich in den Streit getreten. Sie haben durch den Betriebsrat die Forderung einer Wirtschaftsbeihilfe von 3000 M., wovon sofort 1000 M. ausgezahlt werden sollten, erhoben. Von dem Bahnhofs- vorstand wurde dem Betriebsrat erNärt, daß zunächst nach Berlin  Bericht erstattet werden müsse» ehe irgendwelche Verhandlungen ge- führt werden könnten.
Am nächsten Sonnabend wird vor derselben Strafkammer ein Prozeß wegen Schnitzlers.Reigen" oerhandelt werden. Gertrud Eysoldt  , der Direktor S l a d e k, der Regisseur Hubert R« u s ch und die bei der Aufführung im Klemen Cchauspiel- haus mitwirkenden 9 Schauspieler und Schauspiele- rinnen werden auf der Anklagebank erscheinen. Die Schauspieler werden beschuldigt, seit dem 22. Juni 1921 durch u n z ü ch t i g e Handlungen fortgesetzt ein Aergernis gegeben zu haben. Frau Eysoldt und Direktor Cladek stehen unter der Anklage, die an- eklagten Schauspieler durch Gewährung von Vorteilen, Mißbrauch er Gewalt oder andere Mittel zu den strafbaren Handlungen vor- sätzlich bestimmt zu haben, der Regisseur ist der Beihilfe beschuldigt. Sogar die Musik des Stückes steht unter Anklage. Sie soll durch ihren Rhythmus anstößig wirken. Wenn unsere Rechtspfleg« In dem bisherigen Tempo weiter in, Mittelalter hineinrutscht, werden wir bald die erste Hexenvcr- brennung in Berlin   erleben.
Eharlottcnburger Oper:Die koken Augen". Lotte Leh. mann von der Wiener Staatsoper sang in d' A l b e r t s legenden- hafter, lyrischer Oper die Korintherin Myrtocle, sene Frau, die, blind geboren, durch das Wunder Christi sehend wird, um zu erkennen, daß Blindheit und Nacht ein größeres Glück sein könne als Sonne und Licht. Sie läßt sich vom Brand des Tageslichts das Auge er- löschen und ist so wieder ein« geworden mit Arcesius, dem häßlichsten und gütigsten aller Gatten. Lotte Lehmann   fang diese große Rolle mit höchstem Charme. Ihr Sopran ist weich, streichelnd sanft, ihr Ton rein und klar wie ein Kristall, nicht eben groß, aber immer warm belebt. Das Spiel geht aus dem kindlich-zarten Jungfrau- lichen kaum heraus, das Schendwerden aber malt sie mit einer in- brünstigen Freude in den Gesten und Mienen und wandelte zweimal den Blick vom Starren zum Distonären und zurück zum Totgeweiht- sein. Der Ausdruck könnte zuweilen noch belebter, noch brünhilden- hafter sein: in jedem Falle aber ist diese schöne Frau mit dem erleb- nisschweren Aug« eine Freude und eine Zierde jeder besten Bühne. Um sie herum waren Scheidt, Editha Fleischer, Lauben- thal, angemessene Mitspieler. K.S. »Caesar« Stunde", ein»weltlich Spiel in 5 Akten von Fried- r i ch F r« k s a", gelangte am Staatstheater zu Wiesbaden  zur Urauffübrung. Das Stück hatte einen schwachen Erfolg, der nur der Spielleitung galt. Lireksa behandelt die Demokratie im allen Rom   zu Zeiten Julius Caesars, in höhnischer Weise die Gegenwart anschielend Di« antidn Fiauren erscheinen in Frack. Zylinder, Monokel, benutzen Telephon, Telegraph, Flugzeug usw., hallen bom- bastische Reden und sollen damit ein Zerrbild u ti je r er Zeit geben. Durch die Erwerbung des Stückes hätte sich Intendant Hagemann. der Letter des Staatstheaters, in jedem anderen Lande unmöglich gemacht. Denn die demokratische Republik   in einem Staatstheöter zu höhnen,'das ist nur in der deutschen Republik möglich. X. L. Ein Geschlchls-Tabellenwerk. Neue Lehrbücher für den Ge- schichtsiinterrickt werden verlangt, erwartet. Die neue, soziologische Geschichtsansfossung und-behandlnng muß ohne Kompromisse er- arbeitet werden, von möglichst vielen Geschichtlern gleichzeltig und
Die Reichseegierung antwortet. Auf die Anfragen, die Genosse H u e vor wenigen Tagen! an die Regierung bezüglich bestehender Pläne über die Heber- tragung umfangreicher Reichswerke an ein priocittapitalisti- fches Konsortium richtete(Nr. 512 des»Vorwärts') gibt das Reichsverkehrs Ministerium durch WTB. eine längere Antwort, die darin gipfelt, daß das Reich nicht nur von derartigen Plänen nichts wisse, sondern ihnen sogar ab- lehnend gegenüberstehe, da, wie es in der Zuschrift wörtlich heißt,diese Zusammenhänge zwischen den Häfen einerseits, der Eisenbahn, dem Rhein-Herne-Kanal   und dem Rhein   an- dererseits zu zerschneiden, ohne Benachteiligung irgendwelcher Verkehrs- und Wirtschaftsintersssen nicht möglich sein würde". Nach dieser unzweideutigen Abschüttelung jener von privat- interessierter Seite ausgehenden Pläne wird hoffentlich auch Preußen endgüstig auf die Durchführung solcher oder ähn- licher Absichten verzichten._ Minna Cauers$0. Geburtsts?. Die Vorkämpferin der Frauenrecht« w Deutschland  , Minm- Cauer, feiert heute wirklich ihren 80. Geburtstag(nachdem ihr nn Vorjahr die ihr huldigende Presse bei ihrem Eintritt in das 80. Lebensjahr irrtümlich ein Jahr zugelegt hatte). Kein Blatt und 'keine Partei, dt« mit Minna Cauer   für die Gleichberechtigung beider Geschlechter im bürgerlichen und öffentlichen Leben gekämpft haben, kann an diesem Tag vorübergehen, ohne dankbar der tapstrn Frau zu gedenken, die die ganze Kraft ihres Lebens dieser einen großen Aufgab« gewidmet hat. Minna Cauer  , die ihre Arbeit als bürgerliche Frauenrechtlerin begonnen hat, steht längst den Sdeer.gängen unserer Partei nicht mehr fern. Ihr gerechter Sinn hat sich den Forderungen der Enterbten des Schicksals nicht verschließen können, er ist jung und empfänglich für alles Große geblieben. Leider wissen nickst allzu viele Frauen so gut. welchen Kampf es gekostet hat, wieviel Spott und Anfeindungen zu ertragen waren, ehe da» Ziel erreicht werden konnte, wie Minna Cauer   es weiß. Vielen ist das Erreichte nur allzu leicht in den Schoß gefallen, und nun helfen sie in ihrer grenzenlosen Unwissenheit jenen Mächten, die in der Frau stets ein minderwertiges, männlicher Bürgerrechte unreifes Geschöpf erblickt haben. Darum glauben wir, die 80jährig« Kämpferin weiß ssch selbst heute keinen besseren Wunsch als den, den wir ihr darbringen: nämlich daß alle Frauen erkennen mögen, wo sie in den politisch>?n Kämpfen der Gegenwart ihren Standpunkt zu nehmen haben, daß sie Hand anlegen mögen zum Aufbau einer freien Welt. Dafür mint Minna Cauer   noch heute. Möge ihr vergönnt sein, noch reich di: Saat auf- gehen zu sehen, die ihr« Hände gestreut haben.
Die Sonüerstellung öer Universitäten. Die Hauptousschuß des Preußischen Landtages   setzte am Montag die Beratung des Kultusetats fort. Kultusminister Becker schied in einer Erklärung über die Lehrerausbildung scharf zwischen seinem Standpunkt als R e s s o r t m i n i st e r und als S t a a t s m i n i st e r. Als Ressortminister sei er auf die Forderungen der Lehrer einge- stellt, nur daß er eine zweijährige akademische Ausbildung für ge- nügend gehalten habe. Das Staatsministerium aber sei anderer Meinung. Es wolle die Universitäten der Allgemeinheit nicht nach weiter öffnen, da sonst ihr Hauptcharakter als Forschungs- inftttut« verwischt würde. In der Debatte wies der Unabhängige K l e i n st e h n die philosophisch unreifen und religiös oberflächlichen Bemerkungen des Abg. Ritter(Dnat. Vp.) zurück, und Abg. König(Soz.) zeigte an einem Beispiel die innere Hohlheit der Hohenzollernlegende auf. Im übrigen wurde über die Personal- Politik H a e n i s ch s und die synoptischen Geschichtstabellen von K a w e r a u gebatttert. Abg. H a e n i s ch(Soz.) forderte Abkehr vom Geiste des Machtstaates und von der jetzigen reaktionären Personalpolitik._ Tagung der Bünde   der kinderreichen. Der Gesamtverband der Bünde   der KinderrcichSn Deutschlands hält am 0. November eine außerordentliche Delegiertenversommlung ab, zu der etwa 100 Teil» nehmer zusammenkommen werden, um über zukünftige Ausge- stallung der Selbsthilfe der kinderreichen Familien zu beraten.
individuell! Dazu war das Material, waren die Bausteine für die Geistesarbeiter zusammengetragen: ein« solche Fülle von Stoff. daß die einzelne Arbeitsgemeinschaft von Lehrern und Schülern sich daraus ein lebendiges Bild der Vergangenheit zusammenschaucn kann. Die Form des parallel aufgebauten Tabellenwerks empfahl sich daher. In dieser Gestalt liegt nun ein erster Versuch vor: Sieg- fried Kawerau ließ soeben im Verlage Franz Schneider, Ber- lin SW., zusammen mit drei Mitarbeitern, die»Synoptischen Tabellen für den geschichtlichen Arbeitsunterricht vom Ausgang de» Mittelalters bis zur Gegen- wart" erscheinen. Die vier Verfasser, ein Jahr lang vom Mi- nisterium Harnisch für diese Arbeit beurlaubt, sind alle vier demo- krattsch-republikaniscy orientiert(Demokrat, SPD., USP., KPD  .), ihr Historismus ist germanistisch, fremdsprachlich, theologisch nuancier, Se hatten zahlreiche Helfer im Einzelfach: so gibt es einen guten lang. Je zwei Seiten, die man In diesem Tatsachenatlas aufschlägt, geben ein Wortbild eines Zeitabschnitts. Der Blick des Schülers (Primaners, Studenten, Seminaristen, Vollshochschülers), der diese Tabellen offen vor sich hat, schweift von selbst von links bis rechts und ergänzt. Die Aufeinanderfolge läßt das nie erreichen! Jede Doppel» feite läßt vielfache Zusammenkoppelung zu. Mag auch die Gefahr eines kulturbiologilchen Dilettantismus dabei nicht gering fein, was verschlägt sie gegenüber dem bisherigen Lern- und Nacherzählstumpf- sinn historischen Unterrichts!? Der Preis von 45 M., der niedrig ist, sollte niemand, der ernst prüfen will, vom Erwerb abschrecken. Die Schulen sollten für ihr» Lehrerbibliotheken und für die Oberklasscn zum Gebrauch im Unter- richt hinreichend viel Exemplare anschaffen.Ohne Geschichtsbücher" unterrichten jetzt die Lehrer eben nach den altenl Diese T a- bellen lassen Freiheit! Natürlich kann man über die Auswahl der Facta streiten, einiges ist sehr subjektiv eingestellt. Aber da wird die zweite Auflage wohl bald bessern. Kritik wird erbeten! Hoffentlich setzen die Verfasser ihr verdienstliches Wert bald rückwärts fort! p. ö. Eine hisiorische Bücherkiste. Unter den im A m st e r d a m c r Reichsmuseum aufbewahrten Erinncrnngen an berühmte Pc sönlichkeiten der holläuditchen Vergangenheit befindet sich eine gros' verwitterte Bücherkiste, die eine eigenartige Geschichte hat und vor genau 300 Jahren einen der berühmtesten holländischen Ge» lehrten vor dem Schicksal, lebenslänglich in Gefangenschaft zu fchmach- ten, bewahrte. In dieser Kiste legte nämlich Im Herbst des Jahres 1821 der Begründer des in unseren Tagen so schmählich mißhandelten Völker- rechtes, Hugo G r o t i u s, die erste Etappe seiner abenteuerlichen Flucht zurück. Es war zur Zell   der Neligiousstreitigkeiten zwischen der holländischen Orthodoxie und den freieren Anschauungen huldigen­den Arminianern, die mit Vernunftgründen wider die dogmatische Kirchenlehre zu streiten sich unterfingen und denen sich im Verein mit den Ratspensionören Oldenbarneoelt und Hogerbeets auch Grotius   angeschlossen hatte. Moritz von Lranien ließ 1619 die drei Männer während einer Tagung der holländischen Generalstaaten im Haag verhaften, auf Schloß Loevestein   bei Goreum gefangen setzen uno ihnen den Prozeß machen. Der 73 jährige Oldenbornevell wurde wegen Ketzerei zum Tod« verurteill und enthauptet, während