öle mittelüeutsthen Greuel.Aeutzerungen eines Polizcibeamten.Die Aufdeckungen über die Greuel anläßlich der mittel-deutschen Märzaktion, die von zahlreichen Angehörigen derPolizei verübt wurden, haben in der gesamten Arbeiterschaftgewaltige Erregung hervorgerufen. Von um so größeremInteresse dürften die nachstehenden Zeilen eines Angehörigender Berliner Polizeiabteilung sein, die einen Ein-blick in das Vorgehen gewisier Polizeikörper, die allein demSchutz der Republik zu dienen bestimmt waren, geben. UnserGewährsmann schreibt:Am Ostermorgen setzte die große Säuberungsaktion im Auf-standsgebiet ein. Hier kamen die Berliner Polizeiabteilungen zumersten Male mit den Abteilungen der Provinz dienstlich in Be-rührung. Bald zeigte es sich, daß diese Provinzialabteilungen vonder Lösung der rein polizeilichen Aufgaben infolge ihrer geringerenSchulung im Polizeidienst eine ganz andere Auffassung als wirhatten. Es fehlte ihnen jede Desetzeskenntnis, und ihre Ausbildungwar nur nach militärischen Gesichtspunkten erfolgt. Die Aus»schreitungen begingen meist solche Beamte, die politisch un-geschult waren und von der Gesamtlage ein völlig falsches Bildhatten. Die Offiziere oerhielten sich in derartigen Fällen bisauf wenige Ausnahmen völlig passiv. Kam man im Gespräch mitihnen auf Roheitsatte, Befugnisüberschreitungen usw., so miß-billigten sie die« zwar mit Worten, schritten aber nicht ein. Ja, vieleerklärten achselzuckend:»Wir können das Verhallen der veamkendiesen Leulen gegenüber vollkommen begreifen."Am Osterdienstag wurde das L e u n a we r t von der DüsseldorferPolizeiabteilung besetzt. Am Nachmittag lernten wir Berliner dieDüsseldorfer Abteilung kennen und spürten sofort den Geistder Reaktion, der in ihr wehte. Die Mitglieder dieser Abteilungliefen mit dem Baltikumkreuz herum, und wir erfuhren als-bald, daß die Düsseldorfer Abteilung zum größten Teil aus ehemaligen Baltikumern bestand und zur Belohnung hierfür indie damals neu aufgestellte Schutzpolizei eingereiht worden war.Ein paar Tage später hatten wir Gelegenheit, die DüsseldorferHerren aus nächster Nähe kennen zu lernen. Es dauerte nicht lange,so konnte man aus den Reihen der Berliner Beamtenschaft durch-weg abfällige Aeußerungen über da» Betragen der Düsseldorferhören. Wochenlang wurden Sausgelage veranstaltet und wirwunderten uns, woher das Geld dazu käme. Das Tollste ober war,daß bei diesen Gelagen die Musik»Heil Dir im Siegerkranz" spielte,und daß zum Schluß ein Hoch auf das Kaiferpaor aus-gebracht wurde, wobei sich alle Anwesenden von den Plätzen er-heben mußten. Um Streitigkeiten aus dem Wege zu gehen, ver-ließen«mr in solchen Augenblicken den Saal und vermieden es, mitdiesen„Kollegen" in Berührung zu kommen.Es bleibt ein unauslöschlicher Schandfleck der Märzaktion,daß es den Beamten, die sich von vornherein gegen Akte derRoheit und Vergewaltigung wandten, nicht gelang, sich durch»zusetzen, da sie von bestimmten Vorgesetzten nicht die ge-niigende Unterstützung fanden.»Sühne' für Schupoexzeffe.Halle o. 5., 81. Ottober.(Eigener Drahibericht.) Eine derGewalttaten von Sckuxobeamten während der mitteldeutschen„Märzaktion" hat dur-b unsere Justiz eine eigentümliche„Sühne"gesunden. Der Scbupowachimeister Böhm, der den kommu-nistischen Amtsvorsteher Mosenhauer aus Osmünde auf demTransport erschoß, weil dieser— wie Böbm unerwiesen behauptet—entfliehen wollte, ist vom Halleschen Schwurgericht freigesprochenworden.Das Urteil ist ein neuer Beweis für die Notwendigkeit, auchdie sogenannt«.Laienjustiz' einer gründlichen Reform zu unterziehen.vürgermeisterwohl in Herford. Die Stadtverordneten vonHerford wählten mit 26 Stimmen den sozialdemokratischenZweiten Bürgermeister O S m e r zum Ersten Bürgermeister an Stelledes ermordeten Obelbürgermeister Busie. 13 Deutschnational« undDeutsche Volksparteiler hatten für den Bürgermeister Dr. Salge(Salzwedel) gestimmt.gegen Grotius und Hogerbeets der Spruch auf lebenslängliche Ge-fangenfchaft in Schloß Loeveftein lautete. Durch eine List seinerGattin Maria und mit Hilf« einiger Getreuen gelang es jedochGrotius, nach zweijähriger Hast zu entfliehen. Maria hatte ihremGatten jene riesige Bucherkiste zustellen lasien, wie sie zum Mobiliarder Gelehrten gehörte, und es erregte daher keinerlei Verdacht, alskurz darouf ein Wagen vor dem Schlöffe hielt, um die Kiste wiederabzuholn, in der nun aber statt der Bücher Hugo Grotius selber log.Das gefährliche Unternehmen glückte, Grotius kam wohlbehalten inGoreum bei seiner Gattin an, die schon die Kleider eines Maurersbereit hielt, in denen Grotius unbehelligt bis Antwerpen kam. Alsman auf Schloß Loeveftein die verwegene Flucht entdeckte, befandiich der berühmte Gelehrte schon auf dem Wege nach Pari», und denHolländern blieb nichts als die leere Kiste, die sie als kurioses Er»innerungsftück bis auf den heutigen Tag verwahrt haben.Zst die Tierdresiur eine Quälerei? In England haben die Tier-fchutzoereine ihr« Bedenken darüber geäußert, txjÄ in Schaulokolendressiert« Tiere vorgeführt werden. Si« behaupten nämlich, diesewären allerlei Grausamkeiten ausgesetzt. Di« Frage kam sogar imUnterhaus zur Sprach«, und es wurde ein« Kommission zur Unter»iuchung eingesetzt. Die Leiter der Lokal« mußten mit ihren dressiertenTi«r«n vor ihr erscheinen und die Kunststücke vorführen und erklären.Natürlich kam nicht viel dabei heraus, denn wenn die Tiere ein-mal abgerichtet sind, ist wohl kaum noch eine besondere Grausamkeitnötig, um sie dem Publikum vorzuführen. Anders verhält es sichmit der Dressur selbst, die sich natürlich der Oeflentlichkeit entzieht.Ein französischer Fachmann, P. Hachet-Souplet, gibt denn auch ineinem eben erschienenen Werte zu, daß«» Tierdresseur« gibt, die oftdie scheußlichsten Quälereien anwenden.Parfüms aus Kampfgasen. Das Kriegsdepartement der Ver-einigten Staaten gibt bekannt, daß es gelungen ist, die zu Kampf-zwecken hergestellten Gase, von welchen in den Dereinigten Staatennoch beträchtliche, nicht verwendbare Mengen logern, der friedlichstenaller Bestimmungen zuzuführen— sie in Parfüms umzuwandeln.Aus dem schlimmen Phosgen hat man ein Veilchenparfüm gewonnen,das angeblich feiner und beständiger ist als das aus den Pflanzengewonnene Destillat. Benzylacetat, ein anderes der Kriegsgast, IstAnsgangsprodutt für einen Iasminwohlgeruch, der den durch-dringenden Dust der Hasminblüte noch überduften soll.Diese Errungenschaft der chemischen Technik bietet außerdemeine vortrefflich« Gelegenheit, auch weiterhin Giftgas« her-zustellen Als Flakons könnten zierliche Granätchen und Stink-dömbchen verwendet werden.Die Pest in Indien. In Dschabalpu? wütet, wie die„IndianMail" meldet, die Pest außerordentlich heftig. Seit Ansang Augustüberschreiten die Erkrankungen und Todesfälle täglich die Zahl 100.Krätte und Hilfsmittel reichen nicht au«, die Verstorbenen zu be-erdigen oder zu verbrennen, so daß man auf den Straßen und Inden Häusern Tot« und Sterbende findet, um die sich niemand kümmert.Tlieater am Nollcndorfplnh. Die Erstauflübrmiz der OperetteDie E b« t m K r e i s«- am Mittwoch, den 2. November, im Theater amNollevdvrfplatz beginnt um 7 Uhr, die weitere» vnfsährnuge» um 8 Uhr.Große und Kleine Gntente.Zu den Meldungen von einem Kompromiß über dieForderungen an Ungarn wird uns von wohlinformiertenStellen mitgeteilt, daß ein formeller Abschluß noch nicht erzieltsei. Es liegt aber nahe, daß zwischen dem nachdrücklichst ver-tretenen Bedürfnis Prags und Belgrads, von dem Druck derHorthyschen Heeresmassen befreit zu werden und dem WillenParis' und Roms, sich die ungarische Riesenarmee für alleFälle gegen Südslawien, Sowjetrußland usw. zu erhalten,irgendein Mittelweg gesucht wird. Besteht die Kleine Ententeauf der Herabminderung der ungarischen Rüstungen, so wirdsie unter dem Druck ihrer Mobilisierung auch etwas erreichen;man wird sich in Prag und Belgrad aber auch klar sein, waseine„Ueberwachung" der ungarischen Abrüstung durch Be-vollmächtigte der Großen Entente bedeutet; die Geschichte seitTrianon hat es klar bewiesen!Die von Berliner Blättern, darunter der„Roten Fahne",groß ausgeschriene WTB.-Meldung, daß das über dieSlowakei, Karpathorußland und den Bezirk Graslitz verhängteStandrecht auf die ganze Tschechoslowakei ausgedehnt wordensei, ist falsch.Ungarn abgesperrt.Budapest, 31. Oktober.(DA.) Durch die Mobilisierung dertschechoslowakischen Armee ist die Isolierung Ungarn» nahezu voll-endet worden. Die Eisenbahn kann die Grenze nicht mehr passieren,die für ungarische Staatsbürger gänzlich gesperrt ist. Das Donau-schiff von und nach Wien verkehrt auch nicht mehr. Die Telephon-leitungen nach dem Auslande arbeiten nicht, von 26 Telegraphen-drähten ist nur ein einziger nach Wien in Betrieb. Die südslawischenDonaumonitore stehen auf der unteren Donau zur Ausfahrt bereit.Die Jahrgänge 1913— 1920 sind in Südslawien einberufen. Eng-lische Offiziere, die aus Wien in Budapest im Auto eintrafen, berichten von der tschechoslowakischen Grenze, eine Division nach deranderen marschiere auf, die Truppen hätten bereit» scharfe Munitionerhalten.Wie KarlS Putsch mihlang.Men, 31. Oktober.(Eigener Drahtbericht.) Ein hiesigesMontagsblatt läßt sich aus Budapest melden, daß die Truppender ungarischen Regierung unmittelbar nach dem Auf-tauchen Karls und seinem Anfangserfolg in Oedenburg h ö ch stuuzuverläffig waren. Eine Kompagnie des Budapester Regi-ments 32, die gegen Karl ausgeschickt war, ging zu ihm über. Dabildete der Führer der Lcndesocrteidigungsorganisation, G ö m b ö s,der inzwischen eine hohe staatliche Anstellung erhalten hat, aus tech-nischen Hochschülern eine Kompagnie von 129 Mann, und als amSonnabend die drei Eisenbahnzüge Karlisten in Totis eintrafen,gab diese Gömbös-Truppe auf die Lokomotive des ersten, des Ofzten-burg-Zuges einen Kanonenschuß ab. Da» Bataillon Osztenburggriff aber an und zwang die Gömbös-Truppe zum Rückzug. Wärendie Karlisten jetzt weiter gerückt, so hätten sie wohlBudapest genommen, Karls„Ministerpräsident" Rakovfzkifing aber statt besten an zu telephonieren. Inzwischen tonnte die Re-gierung aus den nichtoffiziellen Militärorganisationen Truppenausstellen. Gömbös gab an die„erwachenden Ungarn"10 000 Gewehre mit Munition aus unter der Bedingung der Rück-gäbe nach Wiederherstellung der Reglerungsgewalt. Bisher sindaber erst 300 Gewehre zurückgegeben, und darum befürchtet manschwere Pogrome.Als Karl und Zita in dem Fürftllch Esterhazifchen Schloß inTotis waren, versuchte ein Freund des berüchtigten SchinderhammerHeijas einen Handstreich, um sich Karls und Zitas zu bemäch-tigen. Er fand das Schloß aber militärisch besetzt und mußteabziehen. Dieser Versuch aber dürfte die Unterbringung Karls undZitas in dem Kloster Tyhani verursacht haben.Schadenersatzforderunge« an Karl.Zürich, 31. Oktober.(MTB.) Die Schweizer Luftverkehrs-A.-G.«Ad Aftra Aero" hat wegen der Entführung des Flugzeuges C. H.59,mit dem Karl nach Ungarn geflogen ist, ein» Schadenerfatzforderungvon 72 000 Franken geltend gemacht. Zwei Automobil« sowie«inBankguthaben des Exkaisers im Betrage von 30 000 Franken sindfür Sicherung dieser Forderung mit Arrest belegt worden.französischer Sozialistentongreß.Einigungsdcbatte.Paris, 31. Oktober.(EE.) In der heutigen Sitzung des So-zialistenkongrestes stellte R e n a u d e l mit Bedauern fest, daß immernoch ein großer Teil der Sozialisten der 2. Internattonale angehöre,so daß an eine Arbeit der Wiener Internationale unter solchenUmständen nicht zu denken sei. Die Einigkeit der Sozialisten müsseIn der Hauptsache von Deutschland ausgehen. Wenn sich diedeutschen sozialistischen Partelen einig wären, könnte die Inter-nationale wiederhergestellt werden. Renaudel forderte Le'debourauf, für diese Einigkeit zu arbeiten. Er schlug die Einsetzung einerKommisston vor, die die Bertreter der 2. Internattonale, der WienerInternationale und diejenigen Anhänger der 3. Internationale, diemit den Anhängern der 2. und der Wiener Internationale zusammen-gehen könnten, oereinen soll. Ledebour antwortete, daß die beut-schen Unabhängigen zu Opfern bereit wären, um die Einigkeit wieder-herzustellen, doch glaube er, daß auch das von der Wiener Kon-ferenz geschaffene Wert nicht zu oerachten fei. Dank dem Einoer-nehmen zwischen den Vertretern der deutschen und der französischenArbeiterklasse seien die Reparationsprojekte ausgearbeitet worden, diezu den glücklichen Abmachungen von Wiesbaden geführt hätten.Man dürfe somit nicht sagen, daß bei der gegenwärtigen Zersplitte-rung nichts erreicht werden könne. Die Unabhängigen feien keineSaboteure der Politik, denn Sabotage fei immer etwas Berwerf-liches; sie haben das Kabinett Wirth, als es von den Alldeutschenbedroht war, unterstützt. Wirth sei zwar ein Bürgerlicher, doch habeer Charakter. Es gäbe auch Sozialisten ohne Charakter. Dr. Wirthhabe selbst erklärt, daß er bei einem Kampfe ohne Gnade gegen dieArbeiterklasse auf deren Seite stehen würde. So habe man nieeinen Ministerpräsidenten sprechen hören. Wünschenswert erscheineLedebour die Schaffung eine» Akttonskomitees aus Delegierten allerRichtungen, auch der Anhänger Moskaus. Grumbach erklärte,nachdem die Moskauer die Einigkeit der Soziallsten zerstört hätten.würden sie kaum einem solchen Komitee, wie es Ledebour vorschlage,beitreten._die Gesatzungslast.Paris, 8l. Oktober.(WTB.) Wie.Tempe' mitteilt, ist dieKommission zur Begrenzung und Herabsetzung der militärischenBesatzungskosten nicht in der Lage, ihre Arbeiten, wie vorgenommen,zum 1. November abzuschließen. Der Bericht de» kürzlich an Ortund Stelle entsandten Unterausschusses über die Bedürfnisse derBefatzungSarmee und die von ihm festgestellten INlßbröuche hatAnlaß dazu gegeben, weiter« Auskünfte, namentlich vom englischenKriegsministerium, einzuholen. Die nächste Sitzung wird amkommenden Donnerstag abgehalle« werde«.WirtschaftValuta und Volkswohlfahrt.Betrachtet man das deutsche Wirtschaststhermometer, so scheinenSchwankungen anzuzeigen, daß der Patient im Wechselfieber liegt.So sind nach der Entscheidung über Oberschlesien am selbenTage die dortigen Indusiriepapiere, sowohl dft der bei Deutschlandbleibenden als der zu Polen kommenden Werke, bedeutend gestiegen.während gleichzeitig die deutsche Mark fiel. Ein unerklärlicher Zu-stand— ober vielleicht liegt die Erklärung darin, daß man dasselbeMeßinstrument nacheinander bei verschiedenen Personen angewendethat. Die Jndustriewerto gehören den Kapitalisten, und diebefinden sich lebfrisch, der Markwert aber zeigt dm Stand derBolkswohlfahrt, und da geht der Puls nur noch matt. Bollund Staat verarmen, die Kapitalisten aber ge»d e i h e n wie noch nie.Woher ihr Kapital kommt? Eben aus der Not des Volfts, demSchwanken der Mark. Dafür ein Beispiel. Sie haben Neiggekauft vor einigen Wochen, 280 Sack zu 21 Schilling, undheute verkaufen sie ihn, und sogar an dieselben Leute, an Holländer,zu 16 Schilling zurück. Und beide machen ihr Geschäftdabei. Wie ist das möglich? Sehr einfach für einen Balutakauf-mann.— Am Kauftage stand das englische Pfund, Friedenswert20 Mark, auf 310 Mark, am Tage des Rückkaufs aber auf 753 Mark.Man rechne nach. Ein Schilling, der zwanzigste Teil eines Pfunde»Sterling, Friedenswert 1 Mark, stand am ersten Termin auf17 Mark, am zweiten auf 37,50 Mark. Also kauften sie den Reiszu 21X17---357 Mark, ließen ihn da, wo er lag, nämlich imHamburger Hafen(Reis ist ja nicht zum essen da, sondern er ist ge-wachsen, damit die Kaufleute mit ihm spekulieren können), warteten,bis die Mark weiter fiel(sie fiel natürlich ganz von selbst, kein Epe-kulant hat sie gestoßen), und als das englische Pfund 753 Markwert war, der Schilling also 37,50 Mark, da oerkauften sie ihn andie Holländer zurück um 16X37,50— 6 0 0 Mark. Die hollän-bischen Kaufleute gewannen also bei dieser einzigen Geschäftsmani-pulatlon die Differenz von 21 und 16— 5 Schilling am Sack; diedeusschen Kaufleute aber gewannen die Differenz zwischen 357 und600— 243 Mark am Sack.— Und nun wird der Reis— immerder selbe!— neu für Deutschland eingekauft zum Weltmarkt-preise von 21 Schilling, die diesmal aber 21X87,50—787 Mark kosten. Und wer zahlt die ganze Differenz? Dennirgend jemand muß sie doch zahlen? Der deutsche Verbraucher, demman für jeden Sack 130 Mark mehr als reinen Valutaschieberauf-schlag von 120 Prozent abnimmt. Bon diesem Schieberaufschlagflössen 5 Schilling, gekauft für 187 Mark, ins A u s l an d,diesen Betrag zahlte das arme Deusschland über Weltmarktpreis.Mit der Anzahl der Säcke, 280, multipliziert, sind das 52 000 Mark,um die das deussche Bolksvermögen geschädigt worden ist. Außer-dem zahlten wir an unsere inländischen Schieber 58 000 Mark. Imganzen also wurden bei diesem kleiyen Geschäft die Verbraucher um120000 Mark geschädigt. Dazu kommen dann noch die der größerenEinkaufssumme entsprechenden höheren Aufschläge des„legitimen"Handels bis zum Ladenpreise.— So werden die Waren verteuert.so fließt deutsches Gold ins Ausland, fo werden dieKapitalisten reich, so wird Deutschland und sein Volk arm.Es sind wirttich zwei verschiedene Personen, der deutsche Ka-pitalist und das im selben Vaterland lebende deutsch« Volk. Wirwerden uns für die beiden doch wohl zwei Thermometer an-schaffen müssen. P.D.Der erste Zusammenschluß Berliner Großbanken.Der Zusammenschluß zweier Berliner Großbanken, über denschon feit Wochen unbestimmt« Gerüchte verbreitet werden, ist nun sowett gediehen, daß er als gesichert gelten kann. Die Bank fürHandel und Industrie, kurz Darmstädter Bank genannt, unddie N a t I o n a l b a n t für Deutschland haben sich in einem Inter-esfengemeinschastsvertrog zusammengefunden, der noch der Genehm!»gung der Generalversammlung bedarf, und von den beiden ver-schiedenen Firmen nur noch die Namen übrig läßt, si« in Wirklichkeitaber zu einem Betriebe zusammenfaßt. Das gegenwärtige Aktien-kapital der beiden Unternehmungen beträgt 220 bzw. 150Millionen Mark. Ihne Zusammenfassung und die Kapitalerhöhungen,die gleichzeitig vorgenommen werden, machen sie zur größtenBank Deutschlands. Ueber die Einzelheiten meldet WTB.:Zwischen der Bank für Handel und Industrie(Darmstädter Dank)und der Nationalbank für Deutschland, Kommanditgesellfchast aufAktten, ist vorbehaltlich der Genehmigung der Generaloersammlungenein B e r t r a g abgeschlossen worden, der eine GemeinschaftbeiderInstitlite auf die Dauer von 99 Iahren mit Rückwirkungvom 1. Januar 1921 begründet.— Der Vertrag sieht'die engst«Zusammenfassung aller organisatorischen und persönlichenKräfte beider Institut« vor. Es besteht d!« Absicht, die dadurch be-gründete weitgehende wirtschaftiickie Gemeinschaft nach Klarstellungder In der Schwebe befindlichen Steuerfragm zur Fusion ouszuge-stalten. Don diesem Gesichtspunkte aus ist die Haftung jede«Inftttutes für die Verpflichtungen des anderen für dieDauer des Vertrages ausgesprochen. Die Bilanzen werden nacheinheitlichen Grundsätzen aufgestellt. Der gesamte Reingewinnwird auf die beiden Institu!« nach Verhältnis des Aktienkapitals derart verteilt, daß die Aktionäre beider Gesellschaften die gleich«Dividend« erhatten und die ossenen Reserven prozentual auf dergleichen Höhe gehalten werden. Die ordentlichen Borstandsmitgiiederder Bank für Handel und Industrie treten als persönlich haftendeGesellschafter in die Nationalbank für Deusschland, die Geschäft»-Inhaber dieser Bank als ordentliche Vorstandsniitglieder in die Bankfür Handel und Industrie ein. Ebenso werden die Mitglieder de»Aufsichtsrats Hes«inen Instituts pleichzettig Mitglieder desAufsichtsrats des anderen Instituts. In Verbindung mit dieserTransaktion werden beide Banken ihr'Aktienkapital durchAusgab« neuer vom 1. Januar 1922 ab dividendenberechtigter Akttenerhöhen, und zwar die Darmstädter Bank um 130 MillionenMark Aktien und die Nationalbank um 100 Millionen Mark. Denalten Aktionären bleiben Bezuqsrechte. Schließlich wird die Dorm-städter Bank 70 Millionen Mark, die Nationalbank 50 MillionenMark mit 25 Proz. eingezahlten Slftien ausgeben, deren Dividendenberechtigung ruht, solang« sie nickt voll eingezahlt sind. Jede derbeiden Banken wird diese mit 25 Proz.«ingezahlten Aktien desanderen Instituts behalten. Das verantwortliche KapitallAktienkanital, of'ene Reserven� der Bankengemeinschaft wird alsdannüber«ine Milliarde Mark betragen.Von einer Verschmelzung'der beiden Firmen wird vorerst abge-sehen, weil si« zu viel Steuern kostet. Tatsächlich liegt hier abereine Verschmelzung vor, wenn sie auch nur den Namen„Gemein-schaft" trägt. Darin hat der Zusammenschluß eln«� gewisse Aehn-lichkest mit der Gründung des Rhein-Elbe-Konzerns, der die Schwer-wdustri« und die Elektroindustrie umfaßt. Auch hier wirst sich dieFrage auf, wie solche Umgehungen von Steuern, die derartig« Zu-sammenschlüsse erfassen sollen, unmöglich gemacht werden können.wirtschaftliche Tagungen aus den Frankfurter Messen. DI«R« I ck s o r b e i t s a e m e i n s cha ft der Lederwirtschafthat beschlossen, anläßlich der Frankfurter Messen, wo Slrbeitgeber undArbeitnehmer sich über die Marktlage zu erkundigen pflegen, inZukunft allgemeine Sitzungen der Reichsarbeitsgememschastder Lederwirtschast in Frantfort abzuhalte«.