Zu einer zum Himmel schreienden Ungerechtigkeit besessen, die Zahl der aus Deutschland nach Oberschlesien zur Volksabstim» mung geeilten Personen von der deutschen Stimmenzahl ab- zuziehen und dann diese„gerechte" Entscheidung gefällt? Nach der Verteilung der Einwohner muß dies fast als Tatsache angenommen werden. Der Völkerbundrat ist in der Lage, Gewißheit zu verschaffen. Ist er hierzu bereit? Es wäre interessant, die Motive kennen zu lernen, die den Völkerbund bewogen, diese Grenzlinie anzunehmen. Oder ist es nicht statthaft, danach zu fragen?
Reichstag. Freitag und Sonnabend Steuerdebatte. Im Reichstag kommt am Donnerstag der sozialdemokra- tische Antrag über Aenderung des Lohnbeschlagnahmegesetzes zur Beratung, den Genosse Kayser begründen wird. Ihm folgt der demokratische Antrag über die Erhebung der Einkommen- steuer. Die Regierung wird voraussichtlich die Erklärung ab- geben, daß sie von Montag ab zur Beantwortung der sozial- demokratischen Interpellation über die Nahrungsmittelteuerung und den Warenwucher bereit ist. Am Freitag dürfte der Ernährungsminister Hermes, der mit der Führung der Geschäfte des Reichsfinanzministe- riums betraut ist, die Steuervorlagen begründen. Die General- debatte hierüber wird voraussichtlich den Freitag und Sonn- abend in Anspruch nehmen. Schwurgericht und Volksgericht. Die Diskussion über die Unabsetzbarkeit der Richter ist in der letzten Zeit infolge besonders hervorstechender Fälle ein- seitiger richterlicher Massenjustiz mit bemerkenswerter Schärfe geführt worden. Zu dieser Frage nimmt nunmehr im„Lokal- Anzeiger" der Kammergerichtsrat Dr. S o n t a g Stellung, um im Anschluß an einige Ausführungen aus einer Schrift des Reichsjustizministers Genossen R a d b r u ch gegen die Sozial- demokratie zu polemisieren. Der Verfasser glaubt, die Re- daktion des„Vorwärts" einer Unwissenheit überführt zu haben, weil sie das Urteil gegen den Erzberger-Attentäter v. Hirsch- f e l d kritisiert habe, obwohl das Gericht ein Schwur- g e r i ch t gewesen sei und damit doch den sozialistischen An- forderungen nach der Volksgerichtsbarkeit ent- sprachen habe. Diese Avguinentation ist nicht neu, und wir bedauern, noch einmal zur Belehrung des Herrn Dr. Sontag feststellen zu müssen, daß unsere Forderung nach einer Re- iorm der Justiz sich nicht auf das Berufsrichtertum beschränkt, sondern auch das Laienrichtertum umfaßt, das in seiner gegenwärtigen Form ein Hohn auf wahrhaft demokra- tische Rechtspflege ist. Solange es möglich ist. Schwur- und Schöffengerichte unter alleiniger Geltendmachung der Standes- Zugehörigkeit des einzelnen Geschworenen oder Schöffen zu- sammenzustellen. wird die Sozialdemokratie auch diese Art von„Volksjustiz" bekämpfen, und zwar mit um so größerem Nachdruck bekämpfen, als diese Klassenjustiz nicht unverhüllt austritt, sondern sich in das Mäntelchen demokratischer Recht- sprechung durch das Volk einhüllt.
Kritik am Sefolöungsentwurf. Zu den verschiedenen Veröffentlichungen in den letzten Tagen über die bevorstehende Neuregelung der Beamtenbe- ioldung ist eine Reihe von Zuschriften an uns gesandt worden, aus denen wir die folgende herausgreifen: Bei Herausgabe der neuen Besoldungsordnung für die Beamten führte ein großer Teil der Presse aus, daß die neue Aufbesserung der Gehälter einer Erhöhung von 25 bis ZO Proz. zu dem bisherigen Gehalt gleich zu erachten fei. Diese Erklärung ist nicht nur völlig unrichtig, sondern auch geeignet, höchst irrige Ansichten in der Oeffentlichkeit zu erwecken. In Wirklichkeit beträgt der prozentuale Zuschlag der unteren Gehaltsklassen 10 bis 15 Proz., während er allerdings bei den höheren Stufen 30 Proz. und sogar wesentlich
Herhart Hauptmann:„Peter Srauer". Lu st spielhaus. Gerhart Hauptmann schrieb schon vor zehn Jahren dtd tragische Komödie des Malers, der in Großmäuligkcit und Süss verkommt. Es war ein Gegenstück oder vielmehr eine Dergröbcrung zum „Kollegen Crampton" und auch zum„Michael Kramer" Crampton funkelt noch im Genie, der alte Krämer hat noch das Recht, feine Verbitterung und Menschenreue am Schwierigsten der Moral abzu- messen. Peter Brauer glüht innerlich nur nach Alkohol und Lodde- ret. Ueber die Kleckserei von Gnomen ist er nicht hinausgekommen. Er ist nicht einmal ein versumpftes Talent, sondern bloß noch ein Lump. Aber was für einer! Ein Hauptmannscher mit Liebesaugen gesehen, ausgekernt und ausgekörnt mit unendlicher Geduld, entlarvt mit einer Psychologie und ergebenen Humorigkeit, die nicht zu über- tressen sind.„Peter Braver" wurde darum zur sympathischsten Charakterstudie. Die Tragikomödie wurde darum auch zum Mise» rablen, fast dilettantisch aufgebauten Theaterstück. Alle Teilnahme des Dramatikers wirft sich auf diesen einen Menschen. Peter Brauer wird rundherum, sagen wir mit kostbarer Novelllstik beglitzert. Es bleibt nicht viel für die anderen übrig, die neben ihm noch auf der Bühne stehen. Frau, Sohn, Tochter, Gastwirt, Möbelschieber, Oberkellner, fliegender Photograph, Stamm- tischrunde, gebildet aus Gutsherren usw., all das. sollte von Peter Brauer in Bewegung gesetzt werden. Dabei steht es still und ist überlichtet oder zu blaß. Peter Brauer, der nur oerräucherte Wirtshausbilder anstreicht, schmunzelt: Velasquez , Rcmbrandt. Samtjacke, Flügelbinde. Schlapphut. Dann muh er mit der Palette vagabundieren, der Frau Geld abschwindeln, sich auf die Bahn setzen. Er prahlt: Der große Lustpavillon auf dem schlesischen Schloß ist anzumalen. Natürlich ist alles Schwindel. Im schlesischen Wirtshaus wird er beinahe Zech- preller, liegt er ohne Hemd im Bett, weil das einzige, das er selber wusch, nicht trocken wurde. Ja, Donner, Daria, Herr o. Bchoimb, glaubt in dem Kerl sein Genie entdeckt zu haben. Peter soll das Stammschloß ausmalen, wird bewirtet, bezahlt, begönnert von oben, von unten bedient.-Cr kann Frau, Tochter Sohn nachkommen lassen. Die Flaschcnbatterie wird vorher oersteckt. Ergreisend große, herrlich gefundene Szene, wie sich die verhärmte, ungläubige Frau doch beschwatzen läßt und den Kops wieder jungfräulich zum Kusse zurückbeugt. Bald bricht alles ein. Brauers Gönner sehen sich sein Werk an. Er hat kaum etwas geschmiert. Alle haben recht gegen ihn. Arterienverkalkung, gesteigert durch Suff. Und über aller Berlumptheit die bewunderungswürdige Liebe des Dichters. Trotzdem wurden alltägliche Gesetze der Bühne vernachlässigt, Nebendinge wurden ins Unendliche ausgedehnt. Es fehlte die Oeko- nomis, es fehlte die letzte Form. Der Theaterunternehmer drängte jich heran, um mit der unfertigen Skizze zu spekulieren.
darüber beträgt. Als Beispiel für die völlige UnHaltbarkeit der ein- gebrachten Vorschläge möchte ich folgendes anführen: In der 1. Gehaltsklasse Stufe 2 betrug nach der stüheren Be- soldungstabelle das Gehalt folgende Sätze: Grundgehalt jährlich.......... 4 800 M. Ortszuschlag jährlich.......... 2 000, dazu ein vZ prozenliger TeuerungSzufchlag.. 5 859, macht jährlich Sa... 12 lSS M. Nach der neuen Gehaltsregelung kämen folgende Sätze in Be- tracht: Grundgehalt jahrlich.......... 8 000 M. OrtSzuschlag jährlich.......... 8 200, hierzu ein in Aussicht genommener 20prozentiger TeuerungSzufchlag........., 2 240, macht jährlich Sa... 13 440 M. Die in Frage kommende Gehaltsaufbesserung beträgt also gegen- über der alten Besoldung 1281 M. oder, prozentual berechnet, etwa 11 Proz. Wie dieser geringe Zuschlag als Ausgleich für die inzwischen eingetretene enorme Teuerung anzusehen ist, bleibt die offene Frage, mit der sich der Reichstag und insbesondere die s o z i a l i st i- schen Parteien bei der Borlage der neuen Besoldungsordnung zu beschäftigen haben._ Unternehmer gegen üen 9. November. Gewerkschaftskartell und Betriebsrätevollversammlung in Chemnitz hatten einstimmig, das Stadtverordnetenkollegium gegen die Vertreter der Rechtsparteien, beschlossen, den S. November durch Arbeitsruhe als Gedenktag der Revolution zu feiern; es soll an diesem Tage eine Demonstration veranstaltet werden. Auf Anschreiben des Gowcrkschastskartells antworteten s S m t- liche Unternehmerorganisationen fast gleichmäßig, daß sie nicht in der Lage seien, der Anregung zu entsprechen. Grundsätzlich würden gesetzliche Feiertage eingehalten.„D e r 9. November ist aber kein gesetzlicher Feiertag; die Firmen unsere» Verbandes halten deshalb ihre Betriebe an diesem Tage offen." Die Arbeiterschaft des Chemnitzer Bezirks wird aber trotz der feindlichen Haltung des Unternehmertum? den AevoluLonstag feiern.* DeuiDWtionale Schmutzfinken. Während des Reichstagswahlkampfes 1920 wurde bekannllich das Haus des Genossen Scheidemann in Kassel durch Buben- Hand beschmutzt und beschädigt. Den Bemühungen der Polizei ist es gelungen, als Täter zwei im Alter von 18 und 19 Iahren stehende Söhne eines deutschnationalen Schuhmachermeisters namhaft zu machen. In der gestrigen Hauptverhandlung gegen die Angeklagten vor der Kasseler Strafkammer stellte die Verteidi- gung einen Antrag, auf Grund dessen das Gericht trotz Wider» s p r u ch s des Staatsanwalts und des als Nebenkläger zugelassenen Genossen Scheidemann den Prozeß vertagte. Schon heute kann jedoch als Ergebnis dieses Prozesses festgestellt werden, daß sich die Kasseler Rechtsparteien schulentlassener junger Burschen be- dienen, die vom Deutschnationalen Parteisekretariat mit Material ausgestattet werden, um es in einer Weise zu be- nutzen, die tiefbeschämend ist, und die durch die Besudelung der Wohnung unseres Genossen Scheidemann genügend gekennzeichnet ist.
Schluß öes französischen Parteitages. Für eine einige Internationale. Paris , 2. November. (WTB.) Der Sozlalistenkongreß hat gestern abend feine Arbelten beendet. In der letzten Sitzung er- statteten die eingesetzten Ausschüsse über soziale Gesetzgebung, aus- wärtige und innere Politik Bericht. Zur Außenpolitik wurde eine Tagesordnung angenommen, das Bureau von Wien möge sich mit der Labour Party in Verbindung setzen, um alle den Internatio- nalen von Wien , London und Moskau angeschlossene Organisa- ttonen aufzufordern, eine Einheitsfront des Proletariats her- zustellen und so die Gründung einer interparlamenta»
Er spekulierte richtig mit Jacob Tiedtke , dem Schauspieler Brauers. Von der Aufgedonnertheit im Atelier bis zum letzten Knacks, der den Schlagfluß vorbereitet, leistet Tiedtke Außergewöhn. liches. Das Mimische, das geplusterte Gehen, das Paffen der Zi- garre, das Niederlegen des geschwollenen Lides auf da» pfiffige, schließlich ausgelöschte Auge, alles kleine Züge, aber das Mosaik sind treucste Nachschöpfung der Hauptmannschen Idee. Dann der Triumph in der Stimme und die Zuckungen im Kehlkopf und end- lich das Schleimen in der Verzweiflung, alles große Kunst. Die übrigen Künstler, die durch das heut übliche Wechselgefchäft von Theater zu Theater besorgt wurden, selbst Vallentin und Biens- feldt, blieben in ihrer Routine. Max Hochdorf . Die Buchausgabe ist im Berlage S. Fischer erschienen.
Tanz unker der Linde. Aus der Nähe von Hersfeld wird der „Köln . Zeitung" geschrieben: Tanz unter der Linde— gibt es das noch in deutschen Landen? Iawohll.Kirmes im Ort, und unter der Linde wird getanzt," sagte mein Gastwirt. Ich dachte an die Szene im Faust und ging, mir'» anzusehen. Da fand ich denn aus dem mäßig großen Dorsplatz, von feststehenden Bänken umschlossen und von Linden überschattet, deren größte und schönste in der Mitte des Platzes ihre Acste ausbreitete, das junge Völkchen im Schweiße des Angesichts und in einer dicken Staubwolke sich um die Linde drehen. Doch damit die Faustillusion vollkommen fei, fehlte auch die ent- sprechende Tracht nicht. Aus kniekurzen, weiten Röcken, die die Ge- stalten der Mädchen tonnensörmig umgaben, guckte«ine Handbreit das weiße Hemd hervor, dann folgten ein Paar weiße Strümpfe mit schön gestickten Strumpfbandenden und ein Paar derbe Schnallen- schuhe. Den Kopf zierte ein winzig kleines, rotes, schwarzes oder lila Mützchen mit handbreiten schwarzen Seidenbändern, die, unter dem Kinn zur Schleife gebunden, auf ein bunt seidenes Halstuch fielen und im dunklen Mieder endigten. Doch das kostbarste war die Schürze, die den unglaublich weiten Rock beinahe ganz oerdeckte. Sie bestand aus schwerem buntgemusterten Seidenbrokat, gold mit blau oder grün, rot mit schwarz und allen möglichen lebhaft schillern- den Farben und Zeichnungen, durch ein breites Band in der Grund- färbe des Stoffes am Gürtel befestigt und in langer Schleife endi- gend. Diese Schürzen sind der Stolz der Trägerinnen; ihr Preis schwankt zwischen 200 und 800, Mark. Wahrlich, auch eine Ritter- dame brauchte sich beim Einzug der Sänger in die Wartburg des Stoffes nicht zu schämen. Die männlichen Tänzer waren in alltäg- licher Tracht, wie in rheinischen Landen. Man tanzte mit ordent- lichem Röckeschwenken durchschnittlich die alten Tänze, auch darin Faust. Das einzig Moderne dabei war, daß die Herren beim Tanz den ausgestreckten rechten Arm ihrer Tänzerin zwischen dem Daumen und Zeigefinger trugen und auf dem Rücken sie nur mit dem Rücken des Daumens hiellen, was geradezu putzig wirkte bei den derben Bauernfüusten. Vom Bau der Großfchiffahrksstraße Rhein— Main— Donau . Ueber den Bau der Großschiffahrtsstraße Rhein— Main— Donau ist schon so manches mitgeteilt worden, nur üb» die zeillich« Dauer
r I f ch e n Gruppe ins Auge zu fassen zum Zweck gemeinsamen par- lamentarischen Vorgehens. Zur Frage der inneren Politik lagen drei Tagesordnungen vor. Die erste bezieht sich aus die allgemeinen Grundsätze der Partei, die zweite auf die allgemeine und die dritte auf die Wahltaktik. Erst ein späterer Kongreß soll die bei allgemeinen Wahlen zu befolgende Taktik festsetzen. Auf alle Fälle solle aber im ersten Wahlgang die Partei ihre Anstrengungen aus die eigenen Kan- didaten verwenden und im zweiten Wahlgang ihre Stimmen dem- jenigen Kandidaten geben, der dem Kandidaten der Reaktion am sichersten eine Niederlage beibringen könne. Die Tagesordnung wurde einstimmig angenommen. Aus einer Aeußerung des Pariser (Bewerkschastsorgans „Peuple" am Tage des Zusammentritts des französischen Par- teitages ging deutlich hervor, daß ein großer Teil der franzö- fischen Sozialisten mit der auch von uns bemängelten Haltung der Delegierten der Wiener Internationalen Arbeitsgemein- fchaft auf der jüngsten Londoner Annäherungskonferenz mit der englischen Arbeiterpartei sehr unzufrieden ist. Namentlich wird L o n g u e t zum Vorwurf gemacht, daß er eine sofort erreichbare internationale Einigung aller So- z i a l i st e n seiner unglücklichen Liebe für die K o m m u- nisten geopfert habe. Der Verlauf des soeben beendeten Parteitages hat die Richtigkeit dieser Mitteilung des Gewerkschaftsblattes be- stätigt. Allein die Tatsache, daß mehrere Vertreter von Par- teien, die der Zweiten Internationale angehören, wie deBrouckdre- Belgien , V a n K o l- Holland. Engberg- Schweden , Tom S h a w- England, T s ch e r e t el l i- Ge- orgien, auf dem Kongreß erschienen und mit stürmischem Bei- fall begrüßt wurden, beweist, daß man sich in der französischen Partei keineswegs mit der sektischen und unfruchtbaren Hals- starrigkeit des Wiener Exekutivkomitees identifiziert. Bezeich- nend ist auch folgende Einzelheit, die wir aus einem Bericht des„Temps" entnehmen: Die Rede Ledebours wurde wiederholt von lebhaftem Beifall unterbrochen; nur eine Stelle wurde sehr kühl aufgenommen, als er nämlich die Haltung des Wiener Exekutivkomitees in London zu rechtfertigen versuchte. Der Antrag Grumbachs, der auch den von R e- n a u d e l entwickelten Gedankengängen entspricht, ist«in nicht ungeschickter Schachzug, der den Zweck verfolgt, den Fehler von London möglichst bald wiedergutzumachen, ohne jedoch Longuet, Ledeboür, Adler und Genossen formell zu desavou- leren. Daß die Moskauer auf eine Einladung zur Entsen- dung von Delegierten in diese gemischte internationale Kom- Mission bestenfalls mit ein paar Grobheiten antworten werden, daran zweifelt wohl niemand. Aber im Gegensatz zum Londoner Beschluß der Internationale 2i/, ist der Antrag so gemeint, daß, wenn die Kom- munisten nicht mitmachen wollen, dan sich dennoch mit der Zweiten Internationale einigen müsse. Grumbach sagte in seiner Rede, als er seinen Vorschlag unterbreitete: „Gründen wir schnellstens ein Komitee, bestehend aus Del?- gierten der Parteien der Zweiten Internationale, der Wiener Organisation und sogar der Moskauer Organisation: es werden ihm eben nur diejenigen nicht angehören, die ihm nicht betreten wollen." Wir begrüßen die Annahme des Antrages Grumbachs als eine erfreulich rasche Wiedergutmachung des Londoner Fehlers des Wiener Exekutivkomitees. Wir zweifeln nicht daran, daß die angeregte erneute Besprechung mit der englischen Arbeiter- partei demnächst stattfinden und diesmal zu einem positiven Cinigungsergebnis führen wird. Auch der Bildung eines interparlamentarischen Komitees dürfte nichts im Wege stehen. Wir würden die Schaffung einer solchen Institution um so mehr begrüßen, als es sich da um eine schon vor Monaten von der Sozial- demokratischen Partei Deutschlands dem Exeku- tivkomitee der Zweiten Internationale unterbreiteten Anre- gung handelt._ Der deutsche Konsul in Zerufalem, Dr. Kopp, ist dort einge- troffen. Seine Amtsgeschäste übt er vorläufig im Gebäude der spanischen Gesandtschaft aus.'__ diese, Riesenwerke» nicht. Nun ist diese Frage gelöst. Der erste Bauabschnitt umfaßt die Strecken Aschasfenburg— Wurzburg und Regensburg — Passau (Niederwasserregulierung), außerdem den gleichzeitigen Ausbau der 15 Kraftstusen an diesen beiden Fluß- strecken. Am Ende dieses Bauabschnittes, für den eine Zeitdauer von ö bis 7 Iahren vorgesehen, werden also die Großflußschiffe von 1200 bis 1500 Tonnen mainaufwärts bis Würzburg und donauaufwärts bis Regensburg vordringen können. Da aber Hand in Hand mit dem Ausbau dieser Flußläuse auch der Ausbau der Kraftstufm geht, die jährlich 360 Millionen Kilowattstunden zu erzeugen vermögen, so dürfte am Ende dieses Bauabschnittes, also voraussichtlich 1928, die Elektrisierung Süd» und Mitteldeutschlands vollendet sein. Von da ab wird die Kohle in diesen Gegenden Deutschlands entbehrsich werden. Das Ende der engsischen wetten. Der Lordoberrichter von Eng- land hat kürzlich ein Urteil erlassen, da» der englischen National- leidenschaft des Wettens einen schweren Schlag versetzt. Die auf- sehenerregende Entscheidung erklärt es nämlich für unzulässig, ver- lorene Wetten durch Schecks zu bezahlen, und führte zur Begrün- dung aus, daß für Wetten das gleiche Recht gelten soll, wie für Hasardspiele, Wucher und andere vom Gesetz als unmoralisch be- trachtete Geschäfte. Daher habe derjenige, der eine Wette bezahlt hat, das Recht, sein Geld zurückzufordern. Die Gleichstellung von Spiel und Wct�e entspricht ja auch dem deutschen Recht, das aller- dings nicht so weit geht, für eine schon erfolgte Leistung allein des- halb, weil sie auf Grund von Spiel oder Wette geschehen ist, einen Rücksorderungsanspruch zu gewähren. Man kann sich nun denken, welche Beunruhigung diese richterliche Entscheidung in einem Lande hervorgebracht hat, wo die Wettleidenschaft in üppigster Blüte steht, und wo man selbst kleine Beträge nur mit Schecks zu bezahlen pflegt. Man spricht von Hunderttausenden, sa von Millionen von Pfund Sterling , die infolge von Wetten verloren worden sind und auf Grund dieses Urteils zurückverlangt werden können. Eine besonders schwierige Lage bedeutet die vielbesprochene Entscheidung für die Buchmacher. Einem von ihnen ist auch schon eine Klage zugestellt worden, durch die der Testamentsvollstrecker eines verstorbenen Kunden 4000 Pfund Sterling Wettgelder, die jener gezahlt hatte, zurückverlangt. Die Buchmacher erklären, daß sie samt und sonders zahlungsunfähig werden müssen, wenn sich ihre Kunden dieser Rechte bedienen. Lasset die Gebeine ruhen. Aus Ravenna wird gemeldet: Als Abschluß der Erinnerungsfeier ließ das Bürgermeisteramt einige Bruchstücke von Dantes Gebeinen, die im Jahre 1865 verschwunden ügen.— Man sollte diesen Knochenkultus endlich aufgeben und die iigen.— Mon sollte diesen Knochenkultus endlich aufgeben und die Gebeine zufrieden lassen. Wenn nun irgendein Gelehrter behauptet, es wären gar nicht Dantes Gebeine? Dann würde dasselbe Schau- spiel losgehen, das wir bei dem wissenschaftlichen Kampf um Schillers Schädel erlebt haben.
Prof. Franz Eilhard Tchnlze, seit 1884 Professor der Zoologie an der Berliner Univeriität, ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Er ist der Begründer des Berliner Zoologifchea Jnstitus.
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