Die Besoldung im Reichsrat angenommen. Di« Reichsrats-Ausschüsie haben den Entwurf unverändert angenommen, freilich unter der Voraussetzung, daß Sicherheit dafür besteht, daß auch im Reichstag dasselbe geschieht, und daß weiterhin die R e i ch s r e g i e r u n g sich bereit erklärt, in gewissem Umfange die M e h r t o st e n, die den Ländern durch die Neurege- lung der Besoldung erwachsen, und soweit erforderlich, auch den Ge- meinden zur Verfügung stellen. Das Gesetz tritt rückwirkend ab 1. Oktober in Kraft. Thüringen , Hamburg und Lippe forderten Verbesserungen. Die Vorlage wurde mit Stimmenmehrheit angenommen. Für die möglichst u m- gehende Auszahlung der erhöhten Bezüge an die Beamten ist Sorge getragen, sobald der Reichstag die Vorlag« verabschiedet hat. Der Reichsrat stimmte dem aus der Initiative des Reichstag « hervorgegangenen Gesetzenwurf zu, wonach die Regierung er- mächtigt wird, die U m s a tz st e u e r für gewiss« Börsengeschäfte sofort zu erhöhen. Wie der Berichterstatter mitteilt«, hat die Regierung am Montag vormittag bei Verhandlungen mit den Börsen- interessenten erklärt, daß sie nicht beabsichtige, die Stempel- sätze bis zur vollen Höhe des Initiativantrages des Reichstags zu erhöhen. Für Aktiven, Kuxe und sonstige Dividendenwerte solle es vielmehr bei den Sätzen bleiben, die im Kapitalverkehrssteuer- aesetz vorgeschlagen sind. Bei ausländischem Geld geh« die Absicht dcchin, 14 vom Tausend bei Händlergeschästen und 3 vom Tausend bei Kundengefchäften zu erheben. « Berlin , 7. November. Von der Leitung des Deutschen Beamten- bunde» wird uns mitgeteilt: Der Vorstand des Deutschen Beamten- bundes hat nach eingehender Erörterung der durch den sprung- hasten Niedergang des Markkurses geschaffenen unhaltbaren Lag« der Beamtenschast unter Zustimmung der Vertreter der dem Deutschen Beamtenbund angeschlossenen Gewerkschaften die sofortige Weiter- führung der Besoldungsaktion unter folgenden Gesichtspunkten be- schloffen: Der Regierung sind sofort— unbeschadet des Abschlusses der gegenwärtigen Vorlage— folgende Forderungen vorzulegen, die sich nach der inzwischen eingetretenen Veränderung der Verhält- nisse und nach der Annahme der Gesetzesoorlage in der Beamten- lchaft nötig machen: 1. Die für Oktober/Dezember zu zahlenden Nachzahlungen auf Grund der neuen Besoldungsordnung sind> soweit sie hinter dem Betrage von 2000 M. für den Beamten und Süll M. für jeden weiteren von den Beamten zu unterhaltenden Angehörigen zurückbleiben, in unmittelbarem Anschluß an die Nachzahlung auf diese Beträge aufzufüllen. 2. Hebung des Einkommens der unteren und mittleren Be» amtengruppen auf eins die Bestreitung der Lebensnotwendigkeiten sichernde Höhe. Bei der daher sofort in Angriff zu nehmenden Revision der Grundgehaltssätze ist unter anderem auf Planmäßig- keit des Verhältnisses der Gehaltssätze der einzelnen Besoldungs- gruppen zu«inander hinzuwirken. 3. Sofortige Schaffung von Einrichtungen, durch die unter Beteiligung der Beamtenorganisationen die kurzfristige auto- matische Anpaffung der Bezüge an dl« fortschreitende Geldentwer- tung und Teuerung erfolgen mutz. Unverstandene Jnvaliüennot. Im Sozialauofchuß des Reichstages wurden am Montag die Rokstandsmaßnahmen zur Unlerstühunq von Empfängern von Renken aus der Invalidenversicherung weiterberaten. Abg. Hoch(Soz.) sprach sich über das Prinzip der Not- stendsmaßnahmen aus. Ueber die Höh« der Beiträg« will er sich seine Stellung noch vorbehalten. In der Deckungsfrage vertrat er den Standpunkt, daß die Kosten der Erhöhungen vom Reich« getragen werden sollen.— Abg. Erkelenz (Dem.) wollte da- gegen einen Teil der Kosten den Gemeinden ausbürden.— Abg. Becker- Arnsberg (Ztr.) wies darauf hin, daß man davon höre, eine Zahl von Rentenempfängern lese ihre Rente auf die Spar- kaff«, da sie dieselbe nicht brauch«.(??) Die Rentenerhöhung dürfe nicht allen Rentenempfängern ohne Unterschied, ob sie bedürftig oder nicht bedürftig sind, dargeboten werden.— Auch Abg. Hartwig (Dnat. Lp.) ist für den Nachweis der Bedürftigkeit. Reichsarbeitsminister Dr. Braun» beleuchtet« die Hauptfrage, ob ein« Erhöhung der Renten unterschiedslos sowohl den Bedürftigen wie den Nichtbedürftigen zufallen solle. Der Minister verlas ein Gutachten über die soziale Loge der Versicherungsrentner,
in den Kreis der Weltwirtschaft einträte, könnte es das amerika - nische Monopol brechen und uns billigere, reichlichere Lebensmittel vermitteln. Leffer llry und Menzel. Zu Leffer Urh» SO. Geburtstag, der ihm die Ehrenmilgliedichaft der Berliner Sezession eintrug, erscheint ein Buch Adolph Donath «, da« sich zur Aufgab« macht, die Stellung de« Künstler« in der modernen deutschen Malerei zu umreißen. Darin wird auch au ein bezeichnende« Urteil Menzel« erinnert. Die Eutdeckertat, die Urh« malerische Bewältigung de« Berliner Stratzenbilde« bedeutet, war offenbar die Beranlasiung, daß der Künstler mit Menzel zusammenkam. Sine« Tage«, als Ury, der bangern mußte, fast der Berzweiflung nahe war, ließ ibn der erste Sekretär der Akademie rufen und teilte ihm mit, Menzel wünsche ihn zu sprechen..Der alte Zöllner', plaudert Urh..war ein sehr liebenswürdiger Herr, er klopfte mir freundlich auf die Schulter und sagte:.Mein lieber Ury, da« ist für Sic von großer Wichtigkeit, so leicht ruft Menzel die Leute nicht zu sich.' Urh ging also zu Menzel. Der Altmeister machte ihn gehörig herunter..Sie Laben alle« Zeug, ein tüchtiger Künstler zu werden, aber was da» Schönste bei Ihnen ist, ist Zufall. Sie müssen, wenn der Zufall Ihnen etwa« gebracht hat, wa« gut ist, e« wieder auswischen und es durch Arbeit und Fleiß auf den Punkt bringen, den Sie durch den Zufall erreicht hatten.' Ein urechter Menzel-Au«spruch I... Die amerikanische Wallfahrt nach Oberammergcm. Im kommen- den Frühjahr, und zwar am 14. Mai, beginnen in Oberammergau (Ober-Bayern ) die durch den Krieg unterbrochenen Passionsspiele. In den letzten Wochen haben die Wahlen der Hauptdarsteller statt- gefunden, der Kunsttöpser Anton Lang dürfte wieder den Christus spielen. Der Andrang des Auslandes zu den Festspielen dürste außerordentlich stark werden. Vi« setzt sind nicht weniger al« Küvvü Amerikaner und fast ebensoviel Engländer angemeldet. Di« Gememdeoerwalwng hat mit'den umliegenden Orten Verträge wegen der Unterbringung der Gäste abgeschlossen. Außerdem wird ein besonderer Dalutozuschlag vorgesehen. Em Reisebureau hat für 600 000 M. eine Garage errichten lassen. Um den Freinden- verkehr regulieren zu können, ist für die Besucher der Festspiele eine Aufenthaltsdauer von zwei, höchstens drei Tagen vorgesehen. Wie wäre es, wenn die Oberammergauer die Passion gleich auf englisch gäben und ein paar Nigger dazu nähmen? Ueberhaupt, war nickst Christus vielleicht ein Amerikaner? Wer kann's wiffen. Im Schlller-Theater Tharlottenvurq werden Dienstag in?Ib- önderung dcs Spielplane«.Die Stichen der Gesellschast* gegeben. Große BolkSoper Berlin . In dem am tzreitag, den 11., in der .Neuen«elt- staitfindenden Konzert mit dem Philharmonischen Orechlter dirigiert Gustav Brecher Schumann« 4. Sinsonie. Taffo von Lilzt und die Hebriden-Ouvertüre von MendeiSsohn. Narg. Arndt-Ober und Robert Hütt singen. Da« Steglitzer Dchloßparktheater wird in seinem.Großen Hau«" weiter Konzerte veranstalten. Dienstag gibt Leo Blech sein 2. Orchesterkonzert, Mitlwoch Heinrich Schlusnut einen Soliitenabend. Mit den Schauspielvorstcllungen wird nach Einbau der Drehbühne begonnen werden. Dann wird auch die Große volisoper Gastspiele geben. AK? Ueber Menschenaffe» hält Prof. Ludwig Heck , der Direktor de» ? Zoologischen Garten«,«inen Lichtbildervortrag Donnerstag, 1V.» K»bends 7% Uhr, im Langenbeck-Vtrchow-Hau» Luifenstr, VS.. �. V;__
das allerdings nur örtlich einen kleinen Kreis umfaffe, aber doch nachweise, daß die Klaffe der Rentenempfänger vom sozialen Gesichts- punkt aus als durchaus nicht einheitlich zu bezeichnen ist. Ein« Statistik in einer süddeutschen Stadt hat überraschende Ergebnisse gezeigt. Ein großer Teil der Unfallrentner steht in Arbeit und hat einen vollen oder doch annähernd vollen Arbeitsverdienst.(?) Dies trifft sogar auf eine größere Anzahl von Schwerunfallbeschädigten zu. schließlich wurde mit 14 gegen 12 sozialistische Stimmen beschlossen, daß die Zulagen nur den.bedürftigen" Jnvalidenrentnern gewährt werden. Nach welchen Regeln die.Bedürftigkeit" bestimmt werden soll, wird in der Dienstagssitzung des Ausschusses entschieden werden. Minna Cauers Dank. Von Minna Cauer , der Achtzigjährigen, erhalten wir für unsere Glückwünsche folgendes Schreiben: An die Redaktion des„Vorwärts"! Ihr großer Führer August Bebel schickte mir im Jahre 1895 die Jubiläumsausgabe seines Wertes:„Die Frau und der Sozia- lismus"(25. Auflage). Darin hatte er den Satz geschrieben:„Brich Bahn für die neue Zeit und für die neue Frau." Oft habe ich sinnend diese Worte durchdacht zu Lebzeiten des verehrten Führers und nach seinem Tode. Und setzt? Die alte Zeit sank in furchtbarer Weise dahin. Wo finden wir schon die neue Zeit und wo die neue Frau? Gewiß, Sie haben recht in Ihren freundlichen Worten zu meinem achtzigsten Lebensjahr, daß die Frauen zur Er- kenntnis kommen müssen, wo sie in der Gegenwart ihren Stand- punkt zu nehmen haben, um Hand anzulegen zum Aufbau einer steien Welt. In dem Wirrwarr der Gegenwart ist es unendlich schwer, besonders schwer in den bürgerlichen Kreisen. Ich, die ich, wie Sie mit Recht sagen, den Jdpengängen der Sozial- demokratie stets sehr nahegestanden habe und die Idee des Sozialismus für ausschlaggebend für den Ausbau unserer Republik halle, bedauere es unendlich, daß es nur erst eine kleine Schar Frauen ist, die das werwolle Geschenk, das die Revolution der Frauenwelt brachte, zu schätzen oder zu handhaben versteht. Sie sagen mir anerkennende Worte, daß ich die Kraft meines Lebens„einer großen Aufgabe' gewidmet habe. Es hat mich be- wegt, wie Sie mein Streben und mein Wollen auffassen. Mir er- schien und erscheint der Kampf ums Recht als ein natürlicher, als ein gebotener. Wo er nicht vorhanden ist, muß er einen Staat, ja ein Volk zugrunde richten. Ich danke Ihnen herzlichst, daß Sie mir sagen, wie Sie mein Wirken dafür auffaffcn. Ich stehe nach wie vor fest in dem Kampf ums Recht, dem Kampf, den unser ganzes Boll für die neue Zeit auszuringen hat. Und welche große Aufgabe fällt da der Arbeiterschaft zu! Minna Cauer. v- Domim'cus-Erbschast. Soeben wird ein Erlaß des mittlerweile zurückgetretenen preußischen Innenministers Dominikus vom 21. Oktober d. I. bekanntgegeben, in dem dieser die Möglichkeiten der Aus- Weisung von„lästigen Ausländern' verschärft. Soweit sich der Erlaß gegen solche Ausländer wendet, die ihren Inland- aufenthalt zu Valutaspekulationen, Vermögensschiebungen, Häuseraufkäufen und ähnlichen sauberen Geschäften benutzen, wird man wenig hiergegen einzuwenden haben. Außerordent- lich bedenklich ist jedoch die Auslegung des Begriffs der Lästig- keit, die Dominicus im Falle politischer Handlungen von Ausländern gibt. Hier wird der neue preußische Innenminister Genosse S e- v e r i n g sich in dankenswerter Weise betätigen können, indem er diesen Teil des Erlasses seines Vorgängers einer g r ü n d- lichenReoision unterzieht. Wir dürfen unter keinen Um- ständen in jene vorwilhelminische Aera zurückversetzt werden, in der man unter nichtigem Dorwande Ausländer, deren po- litische Gesinnung aus irgendwelchen Gründen für„nicht ein- wandfrei' gehalten wurde, über die Grenze abschob. Gesin- nungeschnüffelei ist etwas, womit die Republik nichts zu hm haben will noch darfl_ pinkeeton gegen»vorwärts". Vor dem Schöffengericht Moabit begann gestern morgen der Prozeß gegen die Redakteure des.Vorwärt«' Dr. Peiser und Leper« sowie gegen den Redakteur der„Freiheit' Rabold. die beschuldigt sind, in mehreren im.Vorwärts' wie in der„Freiheit' erschienenen Artikeln den Leiter der P i n kertonge sells chast. Major Berndt, beleidigt zu haben. Wenige Monate nach dem Kapp-Puffch wurde von der„Deutschen Wirtschaftshilfe', die mit der Pinker- tongesellschaft nach Behauptung der Angeklagten m engster Der- bwdung steht, ein Schwindekbericht verbreitet, wonach zwischen dem damaligen Beauftragten der Sowjetrepublik, Josse, dem Ches- redakteur der„Freiheit' Dr. Hilferding und dem damaligen Vor- sitzenden der KPD . Dr. Levi in der Nähe von Memel ein Geheim- vertrag geschloffen worden sei, der die Einführung der Sowjetherr. schaft in Deutschland zum Inhakt gehabt habe. Di« Pinkerton- gesellschast bestreitet den Zusammenhang mit der„Deutschen Wirt- schastshilfe'. Di« Angeklagten werden durch Rechtsanwalt Heine, der Prioatkläger von Rechtsanwalt Welt vertreten. Zu Beginn der Verhandlung regt« der Vorsitzende Vergleichs ver- Handlungen an. die jedoch vom Genossen Peiser abgelehnt wurden, während der Vertreter der Gegenpartei mehrfach An- regungm in diesem Sinn« gab. Auch der Verteidiger Genosse Heine wies darauf hin, daß von Vevgleichsverhandlungen allenfalls erst nach vorgenommener Beweisaufnahme gesprochen werden könne. Da infolg« nicht rechtzeitigen Eintreffen» der Ladung ein wichtiger Zeuge der Angeklagten nicht erschienen war, wurde die Verhandlung vertagt. Nationalsozialistische Enthüllungen. Die beidm ehemaligen Kommunistenführer Lauffenberg und Wolfheim, die sich nach und noch zum Rattonalbolschewis- mus durchgemausert haben, geben in ihrer Zeitschrift„Der Volkswart" soeben eine Darstellung der Entstehung der Baltikumhorden und berichten über Verschwörungen, an denen außer Kapp und Ludendorff auch W i n n i g teilgenommen haben soll. In längeren Ausführungen beschäftigen sie sich mit der Rolle Winnigs anläßlich einer Sitzung Weihnachten 1919, in der ein Putsch vorbereitet worden fei, wobei Winnig die Worte gesprochen haben soll:«Für die organisierte Arbeiterschaft bürge ich vollkommen.' Es scheint uns erforderlich, daß sich Winnig diesen fast wie ein Märchen klingenden Anschuldigungen gegenüber baldigst rechtfertigt. Aussperrung in Mannheim . Mannheim . 7. November.(WTB.) Die Firma Benz u. Eo. wird den Betrieb ihrer Automobilfabrik am Dienstag früh einstellen und die gesamt» Arbeitepschaft, etwa 8500 Mann, ent- lassen wegen fortgesetzter Demonstrationen der Arbeiterschaft, die mit Versammlungen mif dem Fabrikhof, Eindringen in die Vermal- .tungsgcbäude und Direkiionsbureaus und Bedrohung der Direktion verbunden waren, sowie der Montag früh erfolgten Mißhandlung und Vertagung von Betriebsbeamten. Die Schließung der Venz- werte steht mit dem zurzeit zwischen den zuständigen Arbeitgeber» und Arbeitnehmer-Vertretern schwebenden Verhandlungen über Lohnforderungen� in keinem Zusammenhang.
Wirtsthast Der erneute Valutasturz. Die starke Entwerkung der deuischcn Mark kommt in den amtlichen Notierungen fremder Zahlungsmittel an der gestrigen Berliner Börse nicht in dem Umfange zum Ausdruck, wie man nach den Kurssprüngen der ersten Börsenstunden an- nehmen mußte. Der Dollar hatte anfangs mit 275 eingesetzt, stieg dann über 300 und wurde, nachdem die Reichsbant mit Derisenverkäusen eingeschritten war, schließlich nach amtlicher Notierung mit 2 8 6,71 M. bewertet. Gegenüber dem Sonn- abend, wo er mit 248,75 M. seinen letzten Höchststand erreicht hatte, stellte er sich bedeutend schlechter. Auch die übrigen Devisenkurse zogen scharf an, für einige war die Nachfrage wieder so groß, daß sie nicht befriedigt werden konnte und daß man daher das Material zuteilen mußte. Amtlich wurden u. a. notiert: 100 holländische Gulden mit 10489,50 M. gegen vorgestern 8591,40 M., 1 Pfd. Sterling mit 1128,25 M., 100 französische Franken mit 2197,80 M., 100 Schweizer Franken mit 5694,30 M. Neben der Zurückhaltung von Devisen durch die Exporteure und die Industrie ist für diesen neueren Valutasturz ein wichtiger Grund der, daß das Ausland seinen großen Besitz an Papiermark gegen sicher wertiges Geld eintauscht und so auf den Kurs der Mark drückt.
Valuta und Teuerung. Infolge des Valutarückganges steigen die Preise rapide. Die Teuerung, die wir jetzt im Inland beobachten, ist in der Haupt« fache auf ihn zurückzuführen. Sind doch im Ausland die Waren- preise in der gleichen Zeit nicht nur nicht weiter gestiegen, sondern sogar zurückgegangen. Die Bewegung der Inlandpreise steht im schroffen Gegensatz dazu. Die kürzlich für den Monat Oktober be- richteten Teuerungszahlen des Statistischen Rcichsamts sind durch die Entwicklung seit Mitte des vorigen Monats längst überholt. Die Preise des Großhandels, die den Kleinhandelspreisen voraus- zueilen pflegen, sind im Laufe des Monats November um ein volles Drittel in die Höhe gegangen. Die Indexzahl der „Franks. Ztg.', die die Preise 77 verschiedener Waren umfaßt, betrug am Anfang Oktober 184, am Anfang November aber 248. Damit ist der Höchststand früherer Teuerungsperioden weit übertroffen. Vergleicht man die Warenpreise um Mitte des Jahres 1914 mit den beutigen, so ergibt sich, daß die Großhandelspreise auf das rund Siebenundzwanzigfache gegenüber der Vorkriegezeit ge- stiegen sind. Am 1. November stand der Dollar auf 131,31, also etwa auf seinen 44fachen Friedens st and. Inzwischen ist er bekannt- lich noch weit darüber hinaus gestiegen. Aber der Vergleich zwischen den am Anfang' November ermittelten Großhandelspreisen, die noch über den Kleinhandelspreisen stehen, zeigt, wieviel größer die Kauf- kraft der Mark im Inland gegenüber ihrem Auslandswert ist. Diese Tatsache beleuchtet auch das Ungesunde der Kursentwicklung der Mark. Sie schafft dem kaufenden Valuta-Ausländer einen ungeheu- ren Vorteil gegenüber dem Inländer, der nur Papiermark besitzt. Dadurch, daß nun das Ausland kauft, entsteht im Inland Waren- mangel, die Käufer stürzen sich auf die knappe Ware und treiben so ihrerseits die Preise in die Höhe. Es ist selbstverständlich, daß auch das Ausland sich einmal an deutschen Waren übertauft, und dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo mit Naturnotwendigkeit der Rückschlag«intreten muß. So spielen sich die Vorgänge innerhalb der Gesetzmäßigkeit, die die anarchistische kapitalistische Wirtschaft geschossen hat, ab. In der allgemeinen Teuerungswelle machen sich natürlich Schieber und Wucherer in großer Zahl breit, die die Ware nur erwerben und zurückhalten, um sie später teurer zu verkaufen, ohne in der Waren- Verteilung auch nur die geringste produktive Tätigkeit zu entfalten. Der sogenannte„ehrliche Handel stellt sich oft mit ihnen auf eine Stufe, indem er die Eingriffe der Behörden in die unberechtigte Preistreiberei bekämpft. Diese dürfen sich dadurch aber keinesfalls davon abhalten lassen, gegen Kettenhandel und Wucher mit allen Mitteln vorzugehen und so wenigstens die unbegrün- bete Preistreiberei niederzuhalten. Daß das nicht nur im Interesse der Derbraucher liegt, haben selbst Handelskammern anerkannt mit ihrer Forderung, daß jeder Teil des Handels jein Risiko selbst zu tragen habe und nicht weiter abwälzen solle. Diese Kammern spüren ebenso wie der Einzelhandel, daß der Inlandsmarkt durch die unausgesetzten Preistreibereien unterhöhlt wird, weil die Kaufkraft der Bevölkerung schließlich versagt. Aus diesem Grunde wurde kürz- lich ein Abwehrkartell des Einzelhandels gegen die unberechtigten Forderungen der Konventionen gegründet. Eine wirksame Be- kämpfung des Kettenhandels ist aber nur möglich, wenn sich die Ber- braucher restlos in den Konsumgenossenschaften organi- sieren und so die Warenvertcilung unter Umgehung aller überflüssi- gen Zwischenglieder und Händler fördern. • Wie eine Lokalkorrespondenz mcldc't, geraten durch den Valuta-; stürz auch diejenigen Gemeinden in große Schwierigkeiten, die noch Zahlungen an das Ausland zu leisten haben für empfangene Lebensmittellieferungen. Daß es denjenigen Handelsfirmen ähnlich geht, die noch Verpflichtungen für Warenlieferungen Laben, versteht sich von selbst. Diese letzteren können jedoch durch Preisaufschläge die entstandenen Verluste wieder ausgleichen und tun das auch nach � Möglichkeit, wie die allgemeine Preisbewegung deutlich zeigt.
Orenstein u. Koppel Akt.-Gef., Verlln. Die außerordentliche Generalversammlung beschloß die Erhöhung des Grundkapitals auf 136 Millionen Mark. Ueber die Verwendung von 39 Mil-" lionen Mark neuer Stammaktien, die die Verwaltung behält, teilte diese folgendes mit: Die Gesellschaft habe einen großen Teil ihrer aus- ländischen Fabrikationsstellen durch den Krieg verloren. In manchen Ländern, in denen die Gesellschast einen wertvollen Abnehmerkreis besitze, feien die Zölle daraus erhöht, daß ein Export nicht mehr rentiere. Die Gesellschaft müsse also, um die guten Abnehmer nicht. zu verlieren, wieder eigene Fabrikations st ätten sich � im Auslande schaffen. Der Bau eigener Fabriken sei infolge der Markentwertung zu teuer: die Verwaltung geht daher mit der Absicht um, geeignete Produktionsstätten im Zluslande zu kaufen und dagegen ihre eigenen hochwertigen Aktien in Zahlung zu geben.— Den alte» Aktionären werden sie um lOV&Proz. so gut wie geschenkt. Frankreichs Geschäft an der oberschlesijchen Entscheidung. Der Krakauer„N a p r z o d'(Vorwärts) bringt interessante Einzelheiten über die Aussichten Polens «ach der Teilung Oberschlesiens : „Einen wirtschaftlichen Nutzen wird Polen von dieser Provinz leider nicht haben, denn die Entente hat beschlossen, daß während der Dauer von 15 Jahren die wirtschaftliche Verwaltung Oberschlesiens eine gemischte polnisch-deuffche Kommission mit einem Ententevorsitzenden an der Spitze ausüben wird. Während der Dauer von 15 Jahren soll die deutsche Mark das alleinige gesetzliche Zah- lungsmittcl in Oberschlesien sein. Es werden daraus für den pol- Nischen Staatsschatz große Schwierigkeiten entstehen, um damit unser Militär und unsere Beamten in Oberschlesten zu be- zahlen. Zweifelhaft und schwierig wird durchzuführen sein, daß Oberschlesien diese Lasten selbst trägt, da die Ausbeutung der Königsbütte, die staatliches Eigentum ist, Polen den Fron- z o s e n überlassen mußte und da außerdem aus Oberschlesien die Abzahlung eines großen Teils der Kriegsentschädigung lasten wird, die Deutschland an die Ententestaaten zahlt. Man darf sich daher keiner Täuschung Lingeben. daß die Angliederunq Oberschlesiens in absehbarer Zeit günstig aus, die finanzielle Lage Polens und auf die polnische Valuta einwirken könne. Hier bestätigt das sozialistische Blatt, daß Frankreich bei der Entscheidung über Oberschlesten üx Gens eigene wirtschaftliche Interessen vertreten hat.\.z