Einzelbild herunterladen
 
Rupprecht csinq sogar soweit, daß sie beide sich das gleiche Asyl wählten, nämlich Holland  . Da sich die ruhmvolle Flucht des derzeitigen bayerischen  Kronprätendenten in diesen Tagen wieder einmal jährt, sei sie nach den authentischen und überein st immenden Be  - richten des Aentralsoldatenrates Brüssel und der deutschen  Brüsseler Behörden des alten Regimes in Erinnening ge- rufen. Sie wird sicher dazu beitragen, die Konigssähigkeiten des in die Rechte seines Daters getretenen Rupprecht ent- sprechend zu beleuchten. Die Revolution machte sich in Brüsiel am 10. November bemerkbar. Darauf legte der Kronprinz Rupprecht sofort sein Kommando als Armeeführer nieder und zog sich mit seinem Adjudanten in die Wohnung des spanischen   Ee> sandten zurück. Schon vorher hatte er sich mit Hilfe seines Adjudanten beim Soldatenrat in Brüssel   um die Genehmigung und die Sicherung seiner Ausreise nach Holland   bemüht. Der Zentralsoldatenrat hatte eine Vermittlung und Unterstützung dieser Reise mit dem Begründen abgelehnt, daß der Kronprinz zu seiner Truppe gehöre. Obwohl einer der höchsten Beamten des alten Regimes den Kronprinzen Ebenfalls darauf aufmerksam machte, �aß es in jeder Einsicht falsch sei, ins Aus- land zu flüchten und daß er keine Befürchtungen für feine per- sönliche Sicherheit in Deutschland   zu haben brauche. Der Kronprinz ließ sich nur mit Mühe dazu überreden, daß der Soldatenrat gebeten werde, fiir ihn und seine Begleitung Pässe nach Deutschland   auszustellen und ihm ein besonderes Abteil in einem Eisenbahnzuge nach Deutschland   zu reservieren. Es würde dabei selbstverständlich auch für eine Sicherheit?- wache von zuverlässigen Soldaten gesorgt werden. Soweit schien die Sache einigermaßen eingerenkt und der Kronprinz seiner Furcht ledig. Das hielt aber nicht lange vor. Am 18. November erschien der spanische Gesandte Mar- quis de Villalobar beim Zentralfoldatsnrat und ersuchte diesen um die Genehmigung, den Prinzen im Auto nachHolland bringen zu dürfen. Der Kronprinz habe sich als Verwandter des spanischen   Königshauses ihm und damit spanischem Schutz unterstellt. Der Zentralsoldatenrat ersah daraus die völlige Kopflosigkeit des bayerischen Kronprinzen, zum anderen war ihm mit dieser Bitte Gelegenheit gegeben, dem spanischen   Ge- sandten gefällig zu sein, der sich schon vorher bereit erklärt hatte, den belgischen König über die tatsächlichen Zustände in Brüssel   zu unterrichten. So wurden dem spanischen Gesandten Bässe für den Kronprinzen, ein Matrose und ein bayerischer Offizier aus dem Spezialkommando des Soldatenrates zur Verfügung gestellt. Wenige Stunden darauf fuhr der vor- malige bayerische Kronprinz unter roter Fahne in spanischem Automobil nach Roosendaal  . Dort stieg er in Zivil in den Zug und fuhr nach Amsterdam  . Wie die Vorgänge der vergangenen Jahre beweisen, hat der Erkronprmz in der Zwischenzeit seine Nerven einiger- maßen wiedergefunden. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß die bayerischen Arbeiter, wenn er es noch einmal hart auf hart probieren möchte, seine Nerven einer erneuten Ve- lastungsprobe unterwerfen. Wir möchten ihn und seine Freunde damit nickt im voraus ängstlich machen. Wir wissen ja, wenn jetzt ein König oder Kaiser putscht, dann wird nicht nur der Dormarschplan, sondern auch die Rückzugslinie im voraus durchgearbeitet._ Totenklage um Stegerwalö. In der S te g e rw a ld schen Zeitung �D«? Deutschs  ' erhebt Dr. Brauer heftige Anklagen gegen die bürgerlichen Parteien, weil sie Stegerwald in Preußen treulos im Stich gelassen hätten. Die Ueberschrift des ArtikÄsPolitische Treulosigkeit und bürgerliche Selbstentman- n u n g" spiegelt bereits den Ton, auf den das Ganze gestimmt ist. Stegerwald sei davongeschickt worden wie der Mohr, der seine Schuldigkeit getan hat. Der Verfasser schreibt: Lassen wir eine solch treulose Behandlung zu, nehmen wir das wortlos und stumm wie ein Hund hin, dann unter- graben wir uns selber auch noch den letzten Rest von Ansehen und
Achtung bei allen anständigen(!) Menschen in Deutschland  und in der Welt ringsum." Ja. selbst das Zustandekommen der großen Koalition, angeblich Stegerwald? Lebensziel, kann den Adjudanten Stegerwalds nicht über das persönliche Verschwinden seines Herrn und Meisters hinwegtrösten: Die große Koalition an sich ist ein Popanz, denn letzten Endes wird ein Staat nicht regiert durch ein« Vielheit von Parteien, son- dem durch tüchtige Menschen mit staatsschöpserischen Ideen. Und so hängt bei einer großen Koalition olles davon ab, was aus ihr gemacht, wie sie geführt wird. Nicht in ihrem Zustandekommen und Bestehen liegt schon ihre Rechtfertigung, sondern in der Art ihres Wirkens. Wie aber kann sie wirken, jetzt, wo sie ein Torso ohne Kopf ist!" Man bekommt nun den wahren Stegerwald zu sehen. Der Mann, der bei allen passenden und unpassenden Gelegen- heiten versichert hat, daß ihm nichts so am Herzen liege wie die Rückkehr zu seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit, daß erzu 9S Proz." entschlossen sei, nicht mehr für einen Ministerposten zu kandidieren, läßt sich nun plötzlich in dieser Weise durch sein eigenes Blatt als den Unentbehrlichen lobhudeln, als den Ver- ratenen beklagen. Dies charakterisiert den Mann persönlich. Politisch kennzeichnet ihn am besten, daß die Totenklage seines Adju- danten die lebhafteste Zustimmung auslöst in der e x t r e m e n Rechtspresse, derDeutschen Tageszeitung" und dem Tag". Ein neckischer Zufall will obendrein, daß im roten Tag" Eduard Stadtler   ausdrücklich Stegerwald bescheinigt. daß er immer der Mann der beiden Rechtsparteien gewesen ist. Essen  . 10. November.(Eigener Drahtbericht.) In einer gut besuchten Konferenz der Sczialdemokratischen Partei des Stadt- und Landkreises Essen wurde nach eingehender Aussprache über die neue politische Lage in Preußen folgende Resolution gegen 4 Stimmen angenommen: Die Funktionäre Im Stadt- und Landkreis Essen anerkennen die Notwendigkeit, die preußische Reqierungspolitik unter stärke- ren sozialdemokratischen Einfluß zu stellen. Da auch nach Stegerwalds Zugeständnis nicht ohne Sozialdemokratie rc- giert werden kann, und ferner das Vorgehen der Demokraten und der Nücktritt Stegerwalds eine Folge der sozialdemokratischen An- drohung schärfster Opposition ist, hätte das Ziel im Rahmen der kleinen Koalition erreicht werden müssen. In der Koalition mit der Deutschen Volkspartei   erblicken die Funktionare, besonders angesichts der Haltung der Volkspartei im Reiche, einen schweren politischen Fehler und eine arge Belastung unserer Partei. Das kann nur getragen werden, wenn unser« Genossen in der Regierung tatsächlich' mit möglichster Beschleunigung unlere Mindestforderungen zur Sicherung der Republik   und zur Entwicklung demokratischer Volksrechte durchsetzen. Sollte sich das als unrichtig erweisen, so erwarten die Funktionäre, daß unsere Genossen aus der Regierung ausscheiden. Vorläufig ist es aber die unbedingte Pflicht der Partei- genossen, durch Stärkung der Organisationen die Ge- nassen im Kabinett zu unterstützen in ihrem Bestreben,.die oben bezeichnete Politik durchzuführen." Die 4 Stimmen, die gegen diese Entschließung abgegeben wur­den..fielen auf 4 Genossen, die eine schärfere Entschließung forderten. die Sefolöungsreform. Dem Preußischen Landtag   sind heute vier Gesetzentwürfe über Aenderung der Dienst- und Versorgungsbezüge der u n- mittelbaren Staatsbeamten, der Lehrer und Lehrerinnen an Volks- sowie Mittelschulen und der Gewerbe- und Handelslehrer zugegangen. Man rechnet damit, daß diese Gesetze ohne besondere Beratung i n wenigen Tagen angenommen werden, damit die Be- amten noch am 15. November in den Genuß der er- höhten Bezüge treten, während bei der sonst üblichen parla- mentarischen Durchberatung an ein Inkrafttreten der Gesetze vor dem 1. April 1922 nicht zu denken wäre._
Heute sitzt auf einem M i n i st e r st u h l bereits ein Mann, der vor kurzem den folgenden schon beachteten und sehr beachtenswerten Ausspruch getan hat: Der kommende Staat muß sich gründen auf dem festen Fundament der K a i s e r i d e e, die noch immer in den Her- zen der Besten unseres Volkes schlummert." Und wenn man hinzunimmt, daß das deutsche   Volk es fast mit Gleichgültigkeit duldet, wenn Leute wie L ud e n d o r f f, wie H e r g t, wie H e l f f e r i ch auf der politischen Bühne frei agieren, als hätten sie niemals in der Vergangenheit ihre politische Inkompetenz in entscheidenden Augenblicken unseres staatlichen Lebens leuchtend dokumentiert: dann freilich muß man sagen, es sind das Zeichen ernster Urteilslosigkeit und ernster Apachie; Zeichen, wie sie in ganz ähnlicher Art hervortraten, als dieNeue Aera" durch einige Faustschläge Bismarcks zertrümmert wurde. Wenn bei solcher Sachlage die Demokratische Partei   einen höheren Wert auf die Fühlungnahme nach rechts, als auf die Fühlungnahme nach links legen sollte, dann werden die Zeiten recht bedrohlich. Wenn die wechselnden Strömungen innerhalb der Demokratischen Partei, die bald nach rechts, bald nach links gehen, auch weiter sich ablösen, dann ist eine steigende Versumpfung unseres politischen Le- bens näher gerückt. Wenn die Demokratische Partei   aber ihre Aufgabe darin sieht, Demokratie und Republik unter allen Umständen zu verteidigen, und wenn sie an den besten Grund- sätzen, die sie aus der Vergangenheit hinübergenommen hat, festhält, wenn sie sich rückhaltlos auf den Standpunkt stellt, daß die stärksten Schultern im Staate unweigerlich die schwer- sten finanziellen Lasten zu tragen haben, dann mag es möglich sein, daß durch ein Zusammenwirken der Demokraten mit dem demokratischen Zentrum und mit der Sozialdemokratie Deutschland   neue innere Erschütterungen wenigstens erspart bleiben. Und eine solche resolute Politik kann noch einen Vorteil bringen. Es gibt zweifellos in der Deutschen Volkspartei   Ele- mente, die bereit sind, sich mit der Demokratie im Interesse der ruhigen Fortentwicklung Deutschlands   auszusöhnen. E? ist nicht aussichtslos, diese Elemente durch eine verständige Politik bleibend der Linken anzugliedern: aber a u s s i ch t s- I a s ist es, die g e s a m t e Deutsche Volkspartei   zu einer Poll- tik, die zuverlässige Demokraten und die die Sozialdemokratie vertreten kann, hinüberzuziehen. Eine Politik, die das Unmög- liche anstrebt, die die gesamte Deutsche Volkspartei   für eine Politik der Linken gewinnen möchte, erreicht nur eins: sie nährt bei den wertvollsten Elementen der Deutschen   Volks- partei Illusionen, die den Ernst der Lage verbüllen; sie hält diese wertvollen Elemente von letzten Entschlüssen ab. die ihnen ihre Liebe zu Deutschland   diktieren müßte. Und der Rest der Partei bleibt, was er war: reaktionär egoistisch- reaktionär insbesondere in wirtschaftlichen Fragen. Wenn der Bremer   Parteitag eine Klärung bei den Demo- traten nicht schafft, so wird das Staatsschiff bei unklarem Wetter zwischen Klippen weiter treiben, und die Erfolgsaus- sichten der reaktionären Mächte wachsen. Hoffentlich wird dieser Ausgang vermieden, und es be» währt sich, daß auch Seeluft frei macht.
Rupprecht öer Kühne. Ein Krimprinz, der unter dem Schuhe des SoldatenrntS floh Die staunende Mitwelt erfuhr vor einigen Tagen, daß der Kronprinz Rupprecht durch feierliche Ankündigung indie Rechte seines Paters" eintrete. Diesem eingebildeten Tatbe- stand trug die ungarische Regierung Rechnung. Sie tele- graphierte dem Exkronprinzen mit den früher üblichen monar- chistischen Floskelin ihr Beileid. Wir wissen nicht, welcherlei Herrschertugenden der vormalige Kronprinz Rupprecht von Bayern   besitzt. Uns ist nur bekannt, daß er mit Wilhelm von Doorn eins gemein hatte, in den Tagen der Revolution ver- ließ er in persönlicher Hcldenhaftigkeit Truppe und Heimat und flüchtete mit Hilfe der Soldatenräte ins sichere Aus» land. vi« Uebereinstimmnng zwischen Wilhelm und
Voiks-Nluflk. Kvnzert-Umschau von Kurt Singer  . Boltsoper: Ein Slrauß-Konzert unter Leitung von Gustav Brecher  , der damit nicht nur sein« Vertrautheit mit dem stacht- darsten und zellgebundenslen Komponisten, mit dem größten aller lebenden Orchester-Artisten erweist, sondern der damit zugleich eine Mahler-Schigppe gut macht. Dabei entdeckt man, daß die Alpen  - ssyfonie nicht nur als ein« Allerweltsmusik erscheint, die zwischen Meistersinger und Trompeter von Sockingen pendelt, sondern, daß un« dieser Spaziergang am Kreuzberg   vorbei auch nicht einmal mehr interessant klingt; eine ganz von außen gesehene und objetliv geschilderte, nicht glutvoll und groß au« dem Innern bcraus erlebte Weihe der Natur, die in Musik ousoegossen wurde. Die Sensation de« Abends: drei Hnmnen auf Warte Hölderlins, von Barbara K e m p mit großer Kraft und selbständig treibendem Willen her- ausgesungen(nicht ohne Schürst, aber auch nicht ohne virtuosen Gtanz). Den drei Gesängen ist der große Apparat hinderlich, die Stimmung wird zu einer lauten Ekstase, in ver Liebesstille, Auf­stieg zur Beseelung, Ruh« im Liebesglück, in der heiliger Hnmnus auf Heimat. Mensch und Erde nicht Platz hoben. Salome-Musik. dramatische Geste, Schrei und Brunst was hat das mit Hölderlin  zu tun? Wäre ein« Wahl zn treffen, ich könnte den dritten der Hochgesänge lieb gewinnem Die wahre Liebe aber bliebe jetzt und immerdar bei einem anderen Hölderlin, dem Schickfalslied von Brahm». Votksbllhne: Hier singt Frau Karth zur Rieden   die Schicksalsl'reder der toten Kinder, das ergreifendste Mahlerfche Be­kenntnis zum Leid der Mutter. Untadelig die weise, vorbildliche Zurückhaltung des Orchestersatzes, das Hineinmusizieren vom Ohr fort zum inneren Hören der Seele. Die Leidenichaft ist zurück­gedrängt in philosophische Reflexion, die Unterwürfigkeit und stille Resignation ist. Frau Karth hätte diese Stille nicht noch zu über- treiben brauche» und konnte unbeschadet der Wirkung inbrünstiger singen und gestalten. Eine P a n> S n i t e von Paul G r a c n e r, die Scherchen   zum erstenmal aufiührt, leidet nicht an Kurzweil, Pier Sätze, von denen drei der einförmigen und etwa« blassen Medita- tion, dem RachdenMchen, dem Sinnen und Träirmen des Gottes gelten. Kann er nicht springen, nicht fröhlich sein? Das dritte Sätzchen will n erweisen, kommt aber über eine dünne Groteske de» Tanze» nicht hmous. Die Suite ist eine Skizze geblieben, nicht zu einem Musikbild, sondern zu einer Radierung geworden. Die Linien sind sehr fein, die Tönung duftig und durchsichtig, nur düstert der Schatten einer monotonen Melancholie zn stark über die lichthast frohe Gestalt des bockbeinigen Flöten» und Waldgottes. Die Aufiührung war gut. V o l t» ch o r: Ein selten oder nie gehörtes Wert, I e p h t h a von Händel  , sein letzte» Oratorium biblischen Gehalts. Obgleich später komponiert alsIsrael  " undMessias  " verrät doch der Iephtha" nicht die monumentale Kraft und übermenschliche Größe der Chöre, die Händel unsterblich gemacht hoben. Wohl gab ihm Alter und Krankheit beim Schreiben dieser Partitur«in« noch
rührendere, mitleidende Menschlichkeit, und die Erschütterung, die von dem ungewollten Kindesopser ausgeht, ist unirdisch schön; auch sonst ist die tiefste Andacht und wundervollste lyrische Persenktheit in dem Werk. Doch der Epiker vergißt stch, da» Wohl und Weh eines ganzen Volkes, in anderen Händelschen Meisterwerken der künstlerische Kern, erhebt hier nicht so elementar seine adäquate Stimme, die Fanfarenchöre sind zarter, die kontemplativen schöner, gehaltener. Mag sein, daß die Kirche auch noch manche» von der spezifischen Händelschen Wucht oerschlingt e» bleibt dennoch eine Tat des Volkschors und Ernst Zanders, auch eines der letzten Worte des Riesen Händel   wieder nachgesprochen zu haben. So präzise Chor und Orchester wirkten, so zart und musikalisch sicher Rose Walter, Paula Wein bäum sangen, so matt und ein- druckslos waren die männlichen Solisten, von denen der Bassist nicht einmal Rhythmus im Leibe hatte. So tonnte der Eindruck nur ein geteilter bleiben. Der R e st: Der Rest ist riesengroß und überragt dreimal den gesamten Kunstbetrieb. Ich meine nicht die freundliche, geglückte und menschenfreundlich wohltätige Matinee des Berliner   Sänger- Verein«(Eschke) in der Staatsoper; nicht die Solidität des best- bewährten H e ck i n g- Trios(das eine Altmodischkeit von Rohde aufführt) oder die gemütliche Sachlichkeit des D a m e ck- Musikanten- Konzernes. Hier wird ein hübsches Klavierquartett von Robert Kahn   von den gütigen Feen Schumann und Brahms   aus der Taufe gehoben. Aber das und vieles anders ist Lautheit. Die große, ergreifend? Stille ist in besonderen Augenblicken beim Busch- Quartett, das dem op. 135 Beethovens den letzten Rest jeder Irdisch- keit zu nehmen scheint(Des-Dur-Largo). Der süßlich gespielte letzte Satz zwingt zur Erde zurück, die uns bei Bruckner   wieder frei- gibt. Werner Wolfs, längst als Bruckner-Jnterpret anerkannt, spielt die Rennte mit dem Tedeum, die Lebens-Abschieds-Smsonie. Und Furtwängler, der an dieser Stelle vor zwei Jahren enthusiastisch vorgcseiert wurde, als er das große tönende Symbol- bild der VIII. Brucknerschen Sinfonie zum Leben brachte, spielt sie wiederum, und mit dem gleichen Erfolg und der gleichen inneren Besessenheit. Ein Berufener, ein Auserwählter, der sich in der Hast und Unruhe nicht verzetteln mögel
lleber Wesen ond soziale Bedeutung der Filmreklame sprach In der Kunstgewerbeschule der Leiter der Filmprüfstelle, Dr. Mahl- b e r g. Es bandelte sich bei dem Vortrag, der von der Ortsgruppe Berlin   des Vereins der Plakatireunde veranstaltet war, um die Plakate, die uns neue Spielfilme anpreisen und zu Hunderten täglich in die Augen fallen. Der Vortragende brachte von hoher Warte aus ein Stück Kultur- geschichte. Unsere Zeit sei dadurch charakterisiert, daß man sich ein neues Weltbild schaffen und eigene Stellung zu ihm nehmen wolle. Im Film sähen wir uns selbst, und die Plakate seien deshalb ein Bilderbuch des Lebens. Die Filmindustrie habe daher die ungeheure Macht in Händen, die Form des neuen Welt- oder Lebensbildes selbst u bestimmen oder doch wesentlich zu beeinflussen, offenbar, ohne sich leser Macht bewußt zu werden. Die Qualität der Plakate lasse meistens sehr zu wünschen übrig, die Industrie spekuliere also offen- sichtlich aus die Tiefe, die Hefe de« Volte». Während gewöhn-
lich große Bewegungen von den Geistigen ausgehen und allmählich von oben nach unten die Masse erfassen, spiele sich jetzt das Umgekehrte ab. DiewerdendeEpochedringevonunten nach oben. Schließlich würden auch die Geistigen von der Be- wegung mitgerissen' werden und diese neue Renaissance stch zu cigsn machen. E. D n. Shaw und die englischen Töchter. Die Stadtväter des eng- tischen Ortes Shaw scheinen für den Dichter gleichen Namens keine große Sympathie zu hegen, denn sie haben es kürzlich abgelehnt, Shaws neues StückZurück zu Methusalem  " in ihre Stadtbibliothe! aufzunehmen. Bei dieser Gelegenheit erklärte einer der Stadtoäter. Shaws Schriften hätten einen ungünstigen Einfluß auf die Jugend, weil darin die ernsthaftesten Dinge lächerlich gemacht würden, und kein guter englischer Bürger werde seinen Töchtern diese Werke in die Hand geben. Shaw hat darausbin sich in der Presse folgendermaßen über seinen städtischen Namensvetter geäußert:Shaw übrigens ein Ort, von dem ich noch niemals was gehört habe ist offenbor eine Hochburg des Materialismus. Es tut mir leid, daß meine Werke bei denShawlern" soviel Anstoß erregt haben. Ich nehme zur Kenntnis, daß die Stadtväter ihre Töchter vieles von mir nicht lesen lassen wollen. Vielleicht trifft das gleiche bei ihnen zu. Aber mich interessiert mehr die Frage:WassagendieTöchter?" Schonzeit für Frösche. In Frankreich   werden sich In Zu- kunft auch die Frösche einer Schonzeit zu erfreuen haben, während der sie nicht gefangen und auf den Mark» gebracht werden dürfen. Die von dem"Seincprnfckten Autrand getroffene Maßnahme ist auf die Beschwerden zurückznsühren, die von den Pariser Fein- s ch m e ck e r n ausgingen und in denen sich diese beklagten, daß die Schenkel der eßbaren Frösche von den Speisekarten der Restaurants fast verschwunden seien, da die Frösche erbarmungslos gejagt und vernichtet würden. Die mm Präfekten erlassene Verfügung ver- bietet den Fang von Fröschen zwischen dem 18. April und dem 18. Juni, der Zeit, in der sich die Frösche begatten und die Weibchen ihre Eier ablegen. Da die Frösche zu den allcrnützlichsten Tieren gehören, wäre es klüger, die Schonzeit auf dos ganze Jahr auszudehnen imd den Appetit der französischenFeinschmecker" aus andere Ding« zu lenken. Etwa auf Storchschenkel, die knusprig gebraten bekanntlich sehr schön schmecken sollen._ Da? Nene VolkSiheater tn der Kkpenlcker Straf!« 68 berettet fUr den t8. November eine Uranssghrung von Paul Saudisch .Passion- vor. ftür die Regie ist Dr. Bernhard Reich vom Deutschen  Theater gewonnen worden. Knnstabende. Von den durch Prof. Eermann Reich organisierten deni'chen Klinslabenden ist der erste am tS. Novbr. s-m gs-anzötischen Wtmt- nasium. Reich»taa«llser 6) Dante m widmet. Dem Portiaq de» Dante» lortcker« Prof. E. Wechtzler folgen Rezitationen Dr. Erich Drach  » und Rulb Wilds. Dr. Max Hochdorf   hält änlähiich der T o I ti o i» F« t e r der Volk», fünft am 13. Nov., nachm. 4 Uhr, im Beelhoven-saal einen turzen Vortrag über den Dichter. Ludwig Hartau   w'rd einige« an« seinen Werten rezitieren. Sela Trau, Ivor, Karman und ErnS Balogh werdeu da« TfchailowSty-Trio vortrage».