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Nr. 537 38. Jahrgang

Die Ehe ohne Grund.

Bon Theod. von Rommel .

4. Beilage des Vorwärts

Weshalb wir uns eigentlich geheiratet haben, Freda und ich? Diese Frage pflegten all unsere Bekannten zu stellen, wenn sie ein­mal bei uns zu Besuch gewesen. Vielleicht hätten wir antworten follen: aus Liebe! Aber das war eine zu offenfundige unwahrheit, jeder sah doch, daß wir feine halbe Stunde zusammen sein konnten, ohne uns zu zanten.

Ich erinnere mich, daß Freda mir am Hochzeitsmorgen gesagt hatte, ich sei fogar für einen Mann eigentlich zu häßlich, worauf ich gefräntt antwortete, fie tönne ihrem Schöpfer danken, daß sie über­haupt etwas Mann- Aehnliches erwischt habe.

Eine Geldheirat fonnten wir uns auch nicht vorwerfen, unsere beiderseitigen Kapitalien hielten sich die Wage, die spärliche Ein­richtung der beiden Zimmer war auf Abzahlung gekauft, und sonstige Borzüge hatte feiner von uns. Wirklich, nachdem unsere Freunde uns nach vielen Fragen von der völligen Grundlosigkeit unserer Ehe überzeugt hatten, quälten wir uns gegenseitig damit.

Heinz, ich brauche ein neues Kleid, wenn ich nicht als Eva herumlaufen soll. Da du mich nun mal geheiratet hast, mußt du auch für mich sorgen!"

Freda, da du doch einmal meine Frau bift, obwohl ich nicht begreife, weshalb, so hast du dich um meine Hosenknöpfe und aus­reichende Ernährung zu fümmern!"

Wirklich? Ich dachte immer, die Roft richte fich nach Arbeit und Verdienst Damit ligelte fie mich an meiner Achillesferse: ich meine Haupttätigteit besteht darin, meine Manuskripte ein- und nach bin nämlich Schriftsteller. Gelegenheitstichter nennt cs Freda- und treulicher Wiederkehr wieder auszupaden.

Das verfchlingt unheimliche Mengen von Reit, Porto , Bind­faben, Siegellad und Geduld, aber meine Gedanken flettern immer wieder über den Wust der höflichen Ablehnungen zum Parnaß hinauf.

Das materielle Leben bestreitet der schnöbe Gold, den ich von einem empörend reichen Mann dafür erhalte, daß ich ihm täglich zwei Stunden Unterricht gebe über den Wert und die Herstammung ber Kunstschäße, die er sich fortwährend eintut. Auch Freda verdient noch ein paar Mart für Beihilfe an einer Kleinkinderschule.

werten!"

,, Da sind deine Mufenfinder wieder," sagte Freda eines Mittags und händigte mir einige dice Umschläge aus. Bei diesen teuren Papierpreisen solltest du deine Schreibkenntnis nugbringender. ver­Ich verfniff eine Antwort und las während des Essens die netten gedruckten Bedauernsausdrücke der Schriftleitungen feit wir uns Der Grundlofigkeit unserer Heirat bewußt waren, lafen wir immer bei Tisch.

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Blöglich schrie ich so laut, daß meine Frau ihr izblatt in den Suppenteller fallen ließ. Freda du mußt nach dem Arzt schicken Ich ich habe Halluzinationen!" Sie nahm mit den Brief aus der Hand: O- ich gratuliere! Die Monatsleuchte hat deinen Auffah über die Landgräfin von Seffen angenommen und bietet dir 50 Merf. D fünfzig Mark! Ein ganzes Wochengehalt. Das hätte ich dir nie zugetraut, Heinz! Wenn du soviel verdienst, fann ich meine Tätigkeit in dieser un­fauberen Schule endlich aufgeben!"

Was diefe Tätigkeit, die uns monatlich 200 Mart bringt? Du willst uns wohl ruinieren?"

,, Der Mann muß die Frau ernähren!" Dann muß die Frau auch danach sein!" Barum heiratetest du mich denn?" Das frage ich mich auch!"

Wohl nur, weil ich eine fefte Stellung habe und du daraufhin faulenzen wolltest?" So-?" An dieser Beschuldigung erstickte ich beinahe. So! Ein Mann, der mit einer einzigen Tagesarbeit im stande ist, 50 Mark zu verdienen, soll deine lumpigen monatlichen 200 Mort nötig haben? Ich verzichte darauf, hörst du? Ich verzichte überhaupt ganz auf dich und deine Tätigkeit!"

,, Gut," fagte Freda und stand auf. Das ist deiner würdig. Nun du Geld haft, sehest du mich auf die Straße. Ich gehe Leb wohl!"

Eine Biertelstunde später fam fie in Hut und Mantel, eine Meine Reisetasche in der Hand und holte sich vom Schreibtisch ihre Geldbörse. " Daß du's weißt: die Miete ist gerade bis morgen bezahlt. Du fonnst die Wohnung nun für dich behalten." ,, Ich danke!" rief ich ärgerlich. Bleib du nur hier. Ich suche mir ein Junggesellenzimmer, wo mich feine Weiberlaunen plagen." Und da sie mit der Tür knallte, warf ich die Gemüseschüssel mit einem Krach zu Boben und nahm Hut und Stoď.

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Sonntag, 13. November 1921

werfter Botens. Db hier bann der Photograph auch noch was zu fagen bat, weiß ich nicht; aber ich glaube, er hat nur noch die Sturbel zu drehen wie! Wer Etüde dieier Art jeben will, ber bejebe fich den Botal der wie der Tibetaner die Gebetsmühle. Geld verdienen auf jeden Fall; egal

aus wie ein Bildchen in dunklem Rahmen: Da faßen an rundem Wachstuchtisch ein paar friedliche Menschen, Bater, Mutter, Kinder, beim Abendbrot. Eine schwachterzige Birne warf einen lichten Schein, der zwar nicht blendend wirkte, aber die zufriedenen Menschen bort, Fürstin" und Die junge Mama" in Fischers Reuer Philharmonie verklärte.

Ich weinte ein bißchen.

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Wie ich die drei Treppen zu unserer Zweizimmerwohnung hinauf fam, weiß ich nicht recht nur, daß ich leise öffnete und scheu das Belt unserer häuslichen Stürme betrat. Und ach ba lag Freba, auf dem noch unbezahlten Papiergarnteppich und betaute die zer­brochene Schüssel mit bitteren Tränen!

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Ja, und dann umarmien wir uns und wußten plöglich, weshalb wir uns geheiratet hatten: Die arme efternlose Kleinkinderschul­lehrerin und ich, der einsame Träumer": Die Sehnsucht nach einem gemütlichen Neftchen hatte uns einander in die Arme getrieben, in des die im Frost des harten Lebens erstarrten Herzen noch nicht aufgetaut waren! Nun wir den Grund unserer Heirat wiffen, hindert uns eigent lich nichts mehr, alücklich zu sein", meinte ich nochdenklich, als wir am rasch gesäuberter Tisch fafen und das Kaffeewasser auf dem Ofen brummte. Wenn sich all unsere Liebe auf dies fleine Heim zusammenzieht, muß fie uns selber schließlich auch erfüllen, bei der Winzigkeit der Räume!"

Schade um Kunft und Künstler, bie fich für so etwas bemühen. Namen nenne ich daher nicht. Oder doch, ich nenne einen Namen, und zwar die Firma Ebo a", eine Riefenfeifenfirma, die an demselben Abend durch einen fünft lichen Hund und Affen für ihren Seitenroller sehr gefchidt Refiame bilberte.

F. J.

Der zweite Teil des phantastischen Films Im Nausche der Macht zeigt ben Stampf zwischen dem Guten und dem Bösen. Hagan Ferr, ein Milliardär, dem ungebeure Reichtü ner zur Verfügung steben, will die Menschen zum Doren erzieben Das Gute, wird in sehr lenden. ziöser Weise durch die Stirche verteten, das Bole aber ist ganz wie im Wittelalter bie Intelligenz, die sich nicht ohne weiteres den überlieferten stir ve filegt vorschriftsmäßig in diefem Kampfe und es tit nur verwunder­Dogmen beugen will, und auch die Bergnügungstucht der Menschen. Die lich, daß im legten Alte, der die Versöhnung des Milliardars mit feinem, Beib: zeigt, nicht auch noch ein Vertreter der Kirche mitmitt. Uraufführung im l. 2. am Kurfürstendamm .

B

1.

Ein deutscher Weltrekord. Eine interessante Lifte, bie durch einen Zeil der ameritanischen Fachpresse aing, veröffentlicht die Vichtbild- Bübne". Danas waren unter den 10 erfolgreichsten Filmen in Amerika die hälfte beutichen riprunges. An erster Der Weg gen Diten"( Briffith) und Der Junge"( Stib. Cap. Stelle fand Madame Dubarry ". dai n erft, folgten die amerikanischen Filme Liste nennt noch weiter von deutschen Filmen Das Stabinett des Dr. ligari, Anna Boleyn "," Golem und Caimen". Nur wer die ungebeure Popularität von Chaplin und Grifith in Amerita tennt, wird den Reford

hübsch aus, und sie wolle versuchen, zuerst mich, und dann unser Freda gab mir einen Ruß und versicherte, ich fähe eben beinahe Heim zu lieben. So sind wir auf dem Weg. Kröfuffe zu werden nicht an Gelb( denn die Monatsleuchte" ist eingegangen, ohne mich zu beermessen fönnen, ben sich damit der deutsche im gebolt hat. zahlen) aber an Liebe!

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daß wir beschlossen, eine Familie daraufhin zu gründen! Denn davon entbedten wir plöglich folchen Ueberfluß in uns,

Filmschau.

rafen eronsti, ein Film nach einer Novelle des Surgenieff ge Im Ufa Theater Nollendoriplah wird Die Sulb bes spielt. Der Film stellt ein Kompromiß zwischen dem, was das Publikum wünscht, und wahrer Kunst bar. Die Filmindustrie weiß, das bei ber großen Masse Filme ziehen", bei denen flammende Zeidenschaften aufregende und spannende Ereignisse zeitigen, bei denen Blut und Gerichtspersonen lösen und Anregungen geben. Das Kompromis jit gelungen. Hier ift ein eine Rolle spielen. Die Kunst will durch Darstellung Empfindungen aus. in die Höhe führt. Der Hauptanteil an dem Gelingen des Kompromisses Weg der Entwicklung, ber vielleicht einmal aus den Niederungen des Films ist der guten Regie Rudolf Biebrachs zu verdanken. Die Darsteller, vor allem Carola Toelle . Erich Kaiier- Tip, Heinrich Schroth und Arele Sandrod stehen auf dem Boden der Kunst. Sie schaffen Charaktere. Nur 20tbar Müthel spielt Theater. Naturaufnahme und einen Chaplin Film. Chaplin ift überreich an

ganz nett.

S

Das Beiprogramm bringt eine sehr berbraubte, aber fonft fchöne toigigen Einfällen, und das Publikum quieischt vor Bergnügen. E. D- r. Das Programm des Tanentienpalaftes fündigt an: einen Rulture film, ein niipiel Kleider machen Leute und 8 Afte Abseits von den Wegen der Menschen". Der grö te Teil der Beucher verzichtet gern auf den allerlei Bitantes vom Abseitsfilm", und ein leines Sustipielen ist auch Kulturfilm, er fühlt genug Stultur in fich. Dafür verspricht er sich aber D du lunitbungriger Theatergaft, bu fommit nicht auf deine Soften! Der Kulturfilm fällt a var weg, aber auch das Quitspiel, und bie 8 fte bringen gar feine Seniation. Abseits von den egen ber Menschen ist eine Charakteristik nach einem Roman der Selma Lagerlöf . Siita fann es nicht verwinden, daß Kindstaufe vor der Hochzeit mit dem jungen Bauern Ingmar gefeiert werden foll, zumal er fie gegen ihren Willen auf seinen of geholt hat. Sie tötet das Kind, lernt Ingmar aber lieben, als er fie vor Gericht entlastet. Was im Roman zu einem Genuß wird, ist im Film langatmig. Dies ist nicht die Methode, durch psychologische Bijelierung, durch fünfilerische Darstellung des Lebens dem Fim die Tore der Stunft zu eiicließen. Darstellung und Photographie find gut; der Titel ist etwas rätselbait gewählt. E. D r.

"

Nobody Film läuft das achte Abenteuer. Der Thrann der Wüste Ter port- Palast wartet mit zwei Uraufführungen auf. Bom Es ist bedauerlich titschig aufgemacht. Eylvester Schäffet, der als Artist Achtung vor feinen Leistungen verdient. versagt vollkommen, wenn es gilt, ein frisches Naturburschentum zu verförpern. Der zweite Film nennt fich Der Mohitaner von Baris". Nach einem Roman von Alexander Dumas füllte man fünf Afte und ein Vorspiel mit allerlei Unmöglicfeiten. Dabei wird eine Theatralit zur Schau getragen, die für deutsches Empfinden auf dem Schauplatz ihrer bisherigen Tätigkeit nicht mehr viel Unheil an einfach widerlich ist. Das einzig Beruhigende ift: die Beteiligten tönnen richten, denn die eine Partie gebt in die Verbannung und die andere ins Ausland. Einer der Hauptschauspieler ist ein Hund, ein Bernhardiner, der feine Sache ganz vorzüglich macht.

R

e.-b.

Gewig ein richtiger Sedanke. Ihn praktisch auszuführen, hat die Film- und Der Märchenfilm foll im Jugendfino eingeführt werden. Bild- Arbeitsgemeinschaft Groß- Berlin" unternommen, und der Colonnafilm fteuert das Zechnische bei. Gestern nachmittag wurde Hänsel und Gretel" vorgeführt, sowie ein Eifenzauber mit allerband luftigen Trics. Der Tonz ist ja im Film bisher noch nicht gut dargestellt worden, schon weil zwischen dem Tempo der Vo führung und dem der bes gleitenden Musit schwerlich jene tattjefte Uebereinstimmung berzustellen ist, die notwendig erscheint, um den Tang Gindrud machen zu laffen. Hänsel und Gretel" ist recht gut dargestellt. Der ganzen Veranstaltung scheint die Lebreischaft nabezuitehen. Wir wissen es nicht genau, da man die Breffe zwar eingeladen, aber nicht für ihre Unterbringung Soige getragen hatte, so daß von den einleitenden Vorträgen nichts verstanden wurde.

Meine foftbaren Papiere nahm ich mit und schrieb in einem Kaffeehaus Antwort. Als der Brief besorgt war. fiel mir ein, daß ich ja noch die alte Adresse angegeben ich hatte freilich noch teine neue. Go schlenderte ich durch die Straßen und fuchte Bimmer, fe dachte ich, aber es war wohl doch was anderes. Frühe Nebel bämmerung fant herab und hüllte die hohen einförmigen Häuser in graue Schleier, durch die die Gaslaternen wie Glühwürmchen zitter ten. Eine sonderbare Wehmut umfing mich. Ich stand schließlich Der einem fleinen leeren Ladenfenster, das zur Reinigung aus geräumt war und starrte nach dem Hintergrund des Ladens, wo eine Türöffnung in ein helles Zimmerdhen ging. Das sah gerade der Flimmerindustrie pulsiert England- Imitation und Amerikanismus in

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Amerifanismus im Film. Ich halte das Kins für fehr nlturnot. wendig. Echon deshalb, weil man nirgends so gut wie dort die Rüd wärtebewegungen des Krebses und des Deutschtums beobachten kann. In

( Schluß des redaktionellen Teils.)

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