Str. 567+38. Jahrgang
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Nr. 281
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Expedition Morisolas 11753-54
Donnerstag, den 1. Dezember 1921
Internationale Finanzkonferenz?
Paris , 1. Dezember. ( TB.) Nah einer Meldung des Matin" aus Washington hat die Reparationsfommission dem Finanzdepartement die Einladung übersandt, einen Delegierten zu
Krise in Washington!
New York , 1. Dezember. ( WTB Funtspruch.) Wie die Affo einer demnächst stattfindenden internationalen Konfe- ciated Preß aus Washington meldet, ist der japanische Borschlag, renz zu entfenden, die Mittel suchen solle, um die heftigen& urs- Japans Flottenstärke auf 70 Prozent an Stelle von 60 Prozent fchwankungen zu vermeiden, die sich aus Anlaß der nächsten fe zusetzen, den Vereinigten Staaten und England formell unter deutschen Reparationszahlung ergeben fönnten. Das breitet worden. Die amerikanischen und die britischen Flottenfach Finanzdepartement habe die Einladung angenommen und werde verständigen haben sich jedoch gemeinsam auf den Hughesschen Plan wahrscheinlich Bonden, den amerikanischen Delegierten bei der festgelegt und erklären, daß der japanische Vorschlag ganz unReparationsfommiffion, zu dieser Konferenz entfenden. Finanz- annehmbar sei. Amerikanische Delegierte äußern, daß die jefretär Mellon habe jedoch zwei Bedingungen gestellt, nämlich daß die Konferenz ffreng auf den angekündigten Gegenstand beschränkt werde und daß sie weder mit der Befestigung der Wechselfurse im allgemeinen, noch mit dem Problem der Reparationen in feiner Gefamtheit befaßt werde und daß der amerikanische Delegierte nur eine halbamtliche Ansicht kundgebe.
Paris , 1. Dezember. ( EC.) Der Londoner Korrespondent des Deuvre" erklärt, daß England auf den Zahlungen vom 15. Januar bestehe und daß England Deutschland hierfür eine Anleihe zur Berfügung stellen werde. Für die weiteren Zahlungen würde Deutschland ein Aufschub von drei Jahren gewährt werden. Der Londoner ,, Matin"-Korrespondent erklärt, daß Dr. Rathenau die Einberufung einer internationalen Finanzfonferenz wünsche, um die Reparationsfrage zu regeln, daß er sich aber gegen eine interalliierte Finanzkonferenz ausspreche, weil Deutschland auf einer folchen nicht auf gleichem Fuß mit den Alliierten verhandeln tonne. In den Kreisen ber Downingstreet erflärte man gestern nach mittag, daß, welches auch die Entscheidung der englischen Regierung fein werde, alle weiteren Beschlüsse erst der Finanzfonferenz vorgelegt werden müßten.
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Abteilung Diorisplas 11753-54
Soziale Baubetriebe.
Bon Margarete Pfirrmann.
Beranlaßt durch die ungeheure Wohnungsnot und das Brachliegen der privaten Bautätigkeit, muß das Reich, müssen zur Erstellung von Wohnungen für die minder Länder und Gemeinden in immer größerem Umfange Gelder bemittelte Bevölkerung zur Verfügung stellen. Für das Rechnungsjahr 1921 hat das Reich allein 8-9 Milliarden Mark für Hoch- und Tiefbauten aller Art bereitgestellt, die deutschen Länder rund 4-5 Milliarden Mark und die Gemeindeparlamente etwa ebensoviel. Auch Provinzial- und Kreisverwalungen und sonstige von den Barlamenten nicht direkt abLage zwar heitel sei; man brauche aber nicht jede Hoffnung Im ganzen werden auf diese Weise zurzeit dem Baumarkt hängige öffentliche Organe haben erhebliche Mittel bewilligt. aufzugeben, daß die Japaner schließlich den ursprünglichen Plan etwa 20 Milliarden Mark laufend zugeführt, d. h. genau die annehmen werden. Japan sei der Ansicht, daß ein Verhältnis von Hälfte des Baukapitals, das dem deutschen Bauetwas weniger als 70 Prozent es der Gnade der anderen großen markt überhaupt zufließt. Mächte ausliefere und erkläre, die Konferenz habe keine Bürgschaft dafür gefunden, daß sich in Zukunft feine Schwierigkeiten erheben würdeu. Die Japaner hätten sich nicht darüber ausgesprochen, wie fich eine leberwindung des toten Punties unter den Flottenfachver ständigen ermöglichen laffen werde.
Welche Wirtschaftsorganisation finden nun die öffent lichen Organe zur Ausführung dieser umfangreichen Bau200 000 private Baubetriebe, in denen rund 1 575 000 Arbeitsarbeiten vor? Es gab in Deutschland im Jahre 1907 rund fräfte beschäftigt waren; im Durchschnitt entfielen auf jeden Betrieb 8 Arbeitskräfte. Im Jahre 1919 haben sich diese Berhaben die japanische und die chinesische Delegation die Bernoch 4,5 Arbeiter entfallen. Es stehen also in der Regel nur Nach einer Meldung der Havas Agentur aus Washington hältnisse erheblich verschlechtert, so daß auf einen Betrieb nur mittlung von Belfour und Hughes für die Regelung der ausgesprochen privatwirtschaftliche Kleinbetriebe zur Echantung- und der Riautfchoufrage angenommen..
Dollar 190.
Verfügung. Da nun diese Kleinbetriebe sich mit ihrem Apparat auch auf größere Aufträge einstellen mußten, als fie nor malerweise hereinbekommen, da andererseits die Bautätigkeit allgemein erheblich zurückgegangen ist, haben diese Unter Ein schwarzer Tag" an der Berliner Börse . nehmungen einen großen Teil ihres Betriebes le er laufen, Die geftrigen Nachrichten über günstige Aussichten auf d. h. Bureau, Lagerplak, Gerüste und Geräte, Betriebskapital, ein Moratorium für Deutschland wirften heute noch start auf Materiallager ufw. werden unrationell beansprucht. Die KoEngland und das Moratorium. den Devisenmarkt ein. Der Kurssturz der ausländischen Zah- sten dieses Leerlaufens müffen von dem Bauauftraggeber, jekt London , 1. Dezember. ( WTB.) Reuter berichtet: Daß die An- lungsmittel fetzte sich fort. Der Dollar erreichte um die alfo vom Reich, non Ländern und Gemeinden bezahlt ficht vorherride, daß, bevor die deutschen Finanzen auf eine gesicherte Abwärtsbeweging wurde naturgemäß auch der Effektenmarkt den Unternehmer ein Gewinn herausspringt. Die Tendenz der ficht vorherrsche, caß, bevor die teutschen Finanzen auf eine gesicherte Mittagsstunde einen Stand von 190. Bon dieser scharfen werden, und zwar so bezahlt werden, daß für den betreffenGrundlage geftellt mürben, teinerlei Aussicht auf große Reparations mitgerissen, dessen hohes Kursniveau sich bekanntlich in der schaftlich arbeitenden Privatbetriebe wird noch dadurch geUeberteuerung der öffentlichen Hand durch die unwirtzahlungen bestehe. Britische Finanzkreise feien der Ansicht, daß, Hauptsache auf den bisherigen hohen Dollarkurs ftüßte. Es teigert, daß das Handwerk, zusammengefchloffen zu Verhän wenn fluge Maßnahmen zur Reform der Finanzlage an tommt hinzu, daß augenblidlich eine große Geldknapp ben, Innungen, Kartellen, Syndikaten, Preisringe bildet, steigert, daß das Handwerk, zusammengeschlossen zu Verhän zum Mirten gelassen werde, die Aussichten auf Reparations.beit besteht, die die Banten veranlaßt, ihre Kreditgewährung durch die auch dem leistungsschwächsten Betrieb die Lebens
leistungen durch Deutschland befriedigend feicn. Anderer feits werde geglaubt, daß, wenn sofort Maßnahmen gegen den Schuldner angewendet würden ohne Rücksicht auf feine Zahlungs, fähigkeit und ohne Rüdficht darauf, daß die Staatsmaschine in Deutschland in Gang erhalten werden müsse, ein finanzielles Durcheinander und ein politisches Chaos sicher sei. Es wird darauf hingewiesen, daß dies von der öffentlichen Meinung in Frankreich nicht genügend erkannt wird, obgleich wahrschein lich die franzöfifchen Staatsmänner nicht blinder gegen diese Möglichkeiten sind als ihre Kollegen in London . Die Frage eines Bor fulles feitens der Londoner Banten zur Dedung der Reparationsraten im Januar und Februar hänge mit dieser Hauptfrage zusammen. Benn ein genügend großer Borschuß nicht erreicht werbe, so werde die Krisis nur beschleunigt werden.
nach Möglichkeit einzuschränken. Infolgedeffen stand dem heutigen Rückschlag auf dem Wertpapiermarkte teine fauffräftige Gegenströmung gegenüber, so daß die Kurse fatastrophal nach unten gingen. Einzelne Papiere fielen auf die Hälfte ihres bisherigen Kurses zurüd, so z. B. Ham burg - Amerita- Linie. Man befürchtet ernste Komplikationen und Zusammenbrüche, zumal verschiedene fleine Bantfirmen am Devisenmarkte foloffale Verlufte erlitten haben. Die Kurs abfchläge der wichtigsten Industriepapiere sind folgende:
Bochumer fiel um 220. Deutsch - Luremburg 350, Gelsenkirchen 235, Sharpener Bergbau 585, Hoefch 423. fe 410, Phoenir 330, Rheinstahl 500, Nobel- Dynamit 420, höchfter Farbwerte 355, AEG. 382, Schudert 315, Orenstein u. Koppel 275, Linfe- Hoffmann 445, Vogel- Telegraph 500, Gothaer Baggon 300. Görlizer Wagoon 360, Schantung 100, Hamburg - Amerita- Linie 282, Hanfa 345, Berliner Condon, 1. Dezember. ( WTB.) Der politische Berichterstatter der Handelsgesellschaft 210, Deutsche Betroleum 550, Deutsche Erdöl 850. Westminster Gazette" teilt mit, die Ansicht gehe jetzt dahin, daß ein Moratorium nicht der beste Ausweg aus der Schwierigkeit fei. Die Die Kosten der heutigen Katastrophe tragen letzten Endes Sachverständigen seien für eine langfristige Anleihe, die die Mitläufer, denn die berufsmähige Spekulation ist in ausgegeben werden soll in der Form von Obligationen, die vom den letzten Wochen schon a thren Engagements herausge Bölferbund garantiert und in 30 oder 40 Jahren rüdzahl gangen und die großen mußten längst Bescheid. bar feien. Die Bezahlung der Reparationen durch solche langfristigen Obligationen würde nicht den Nachteil haben, ten Wechselfurs in Mitleidenschaft zu ziehen.
Frankreich wünscht neue Pfänder.
Paris , 1. Dezember. ( WTB.) Matin" schreibt zu der Frage eines deutschen Moratoriums, Frankreich könne nicht zulassen, daß Zahlungsfristen ohne Kompensationen, daß Moratorien ohne neue Bfänder bewilligt würden und daß eine englisch- Deutche Handels- und Bankkombination über die französischen Rechte und Intereffen hinweg erfolge. Die franzöfifche Regierung werde die nächste Gelegenheit suchen, um sich mit Klarheit vor ihren Affiierten und der öffentlichen Meinung der Welt auszusprechen.
Das russische Schuldenproblem. Dondon, 1. Dezember. ( EP.) 21oyd George hatte am Mittwoch abend eine Unterredung mit Rraffin über die Frage ber ruffischen Echulden und der wirtschaftlichen Wiederaufrichtunng Rußlands . Es heißt, daß Krassin für Rußland ein langfristi. ges Moratorium ähnlich wie für Deutschland fordern wird. Evening Standard" berichtet, daß Kraffin und Litwinom fich nach 3ashington begeben werden, um die Bereinigten Staaten für die Frage der ruffischen Borfriegsschulden zu intereffieren.
Die ungarische Krije. Graf Bethlen hat die Aufgabe der Rabisettsbilbung in bie Hände des Reichsverwesers zurüdgelegt.
möglichkeit garantiert werden soll.
Neben den Kosten der Bauausführung selbst werden die Preise für Neubauten entscheidend bestimmt durch die Breise der Baustoffe. Wie liegen die Berhältnisse hier? Die Bauftofferzeuger find genau so wie die handwerklichen Bes friebe in Verbände zusammengeschlossen. Straffe Sunditate bestehen z. B. für die Ziegelindustrie, die Zementindustrie, die Kalfindustrie, die Sägewerte, Dachpappenfabriken usw.; diese Syndikate diftieren die Breise der Baustoffe. Aukenfeiter werden ohne weiteres abgewürgt. Das die Politit diefer Kar telle nicht darauf gerichtet ist, die Baustoffe zu verbessern und zu verbilligen, bedarf keines Beweises.
Eine weitere unnötige Berteuerung der Baustoffpreise und damit des Barens überhaupt entsteht durch die Einschal tung des Handels auch in hen Fällen, in denen die Ware
bei den Baustoffen mindestens 90 Broz. des Gesam'ner brauches den Lagerplatz des Händlers gar nicht berührt. Bum Schutze der Händler bestehen häufig zwischen Händlerringen und Erzeugern einerieits, zwischen den Händlern und Bauunternehmern andererseits Berträge, nach denen eine Be lieferung unter Ausschaltung der Händler nicht erfolgen darf. Bestimmte Rabattfäße find gewährleistet. Außerdem schlägt natürlich sowohl der Händler wie der Unternehmer einen Geminn auf den Materialpreis auf.
Die Blätter bringen, je nach ihrer Parteistellung, die verschie densten Kommentare zum Fall des Dollarfurses. Es werden dabei neben vielen falfchen auch manche richtige Ursachen für das Steigen der deutschen Mart genannt. Uns erscheint viel wichtiger, daß ges heimnisvolle, aber immer noch frei schaltende Mächte es erreichten, bis zum Bauunternehmer, durch Kartell- und Ringbildungen Auf dem Baumarkt ist also, angefangen nom Erzeuger Deutschland innerhalb weniger Wochen in einen Abgrund zu schleu- die freie Konkurrenz in startem Maße unter. dern. Jetzt flettert das Volk wieder mühsam ein Stüd empor. Es graben. ist dabei nicht gesünder und kräftiger geworden.
Seit etwa 11 Jahren nun herrscht das Selbstinteresse ber
Und wann kommt der nächste große Marksturz? Baut die Bauunternehmer auf dem Baumarkt nicht mehr unumschränkt. Regierung vor? Sollen wir eine ausländische Finanztontrolle be- Unter Führung des Deutschen Bauarbeiterverbandes haben tommen, weil der Etaat sich nicht dazu aufrafft, eine eigene Kon- fich Hand- und Kopfarbeiter im Baugewerbe zusammengefun trolle der Sachwerte zu erzwingen, aber sollen wir Entstaat. den, um durch Gründung Don Bauproduktiv. lichungsfrebite hinnehmen, sie am 13. Januar 1921 als genossenschaften, die in lezter Beit mehr und mehr ,, tleineres" Uebel vogreführt erhalten?
Mir verlangen eine völlig fefte Hand am Staatssteuer.
Teuerung und Kriegsbeschädigte.
Der Reichstagsausschuß für Kriegsbeschädig tenfragen hat in feiner Sizung am Mittwoch die Petitio nen ber Kriegsbeschädigtenverbände, die sich mit den Teuerungsfragen befaffen, der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen. Der Ausschuß fann sich nicht auf eine all gemeine gleichmäßige Teuerungszulage ohne Berücksichti» gung des Bedürfniffes im Einzelfall festlegen.
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der wirtschaftlicheren Form der Bauhütten, Gesellschaften mit beschränkter Haftung. Blak gemacht haben, Einfluß auf die Preisgestaltung am Baumarkt i gewinnen. Die sozialen Baubetriebe arbeiten unter Ausschaltung unangemessener Ge winne die Gefellschafter oder Genossen dürfen feinen höhe= ren Gewinnanteil als 5 Broz, beziehen und unter Mit bestimmung der in ihnen beschäftigten Arbeiter und Angestellten in gemeinnükiger Weise besonders für die Erstellung von Wohnungen für die minderbemittelte Bevölkerung. Ihr Ziel ist insbesondere, gute und billige Banten für bie Allgemein heit herzustellen, d. h. die von Reich, Ländern und Gemeinden für den Baumarkt bereitgestellten und ihnen in Form von Aufträgen zufließenden Mittel in treuhänderischer Weise ihrer