Schutz der deutschen Arbeit! Metallarbeiter gegen das Verbot der Dieselmotoren.' Aus dem ersten Reichskougreh der Betriebsräte der Metallindustrie gelangte Dienstag nachmittag unter Beifall folgende Enlfchliestung einstimmig zur Annahme: „Der erste Reichsbetriebsrätekongreh für die Metallindustrie stimmt den Beschlüssen der Zukernationalen Metallarbeiterkongreste von Kopenhagen und Duzcrn sowie den damit übereinstimmenden Kundgebungen der Amsterdamer Internationalen Konferenzen der Metallarbeiter-. Transportarbeiter- und Bcrgarbeiteroerbände zu. Pflicht der deutschen wie der inkernalionalen Arbeiterklasse ist es. alle Kräfte einzusehen, um Kriege in Zukunft un- möglich zu machen. Die deutschen Mekallarbei.'er werden mit allem Nachdruck darauf dringen, dah die Umstellung früherer Kriegsindustrien zur Produktion nützlicher und gesellschaftlich nokwendiger Gegenstände restlos erfolgt. Der Songretz fühlt sich einig mit den BetriekwrSlen der Deutschen Werke sowie anderer Betriebe, die aufs schärfste darüber wachen, daß diejenigen Arie- densbedingnngen strikte befolgt werden, die verlangen, keinerlei Gegenstände zu produzieren, die für Kriegsbedarf in Frage kommen. Der Kongrefz mutz jedoch aufs entschiedenste prolestieren gegen Forderungen der Interalliierten Kontrollkommission, die nicht die Verhinderung einer Anfertigung weiteren Kriegsmaterials er- zielen, sondern folgenschwere, unberechtigte Eingriffe in die Produktion der deutschen Wirtschaft darstellen und gleichzeitig in ihren Wirkungen die deutschen Arbeiter ernstlich schädigen. Dies betrifft Insbesondere zu a) das verbot des Baues schnell lausender Dieselmotoren, die der Friedenslndustrle dienen sollen, und b) die Forderung weilerer Zerstörung von Maschinen, Einrichtungen und Gr- bände der Deutschen werke, die für die Erzen- gung von Friedenswareu in Betracht kommen. Das Intereste der Arbeiter erfordert dringend, dah diese unbe- rechtigken Verbole und Forderungen aufgehoben werden." » Diese Entschließung behandelt eine für die gesamte deutsche Produktion wichtige Frage, Die Entente hat ohne jedes im Frie- densvertrage begründete Recht den Bau einer Maschine verboten unter Hinweis darauf, daß diese Moioren Kriegs Material seien. Mit Recht erheben die Betriebsräte dagegen scharfen Protest. Di« Dieselmotoren waren schon einmal Gegenstand diolomatischer Berhandlungen. Damals wollte die Entente verbieten, daß die den deutschen U-Booten entnommenen Motoren für Friedenszwecke Der- Wendung fanden. Es gelang, die Ententediplomaten davon zu über« zeugen, daß chr Verlangen unbillig und unbegründet war. Das neuerliche Verbot geht aber über die damalige Forde- rung noch weit hinaus. Man will bestimmte Typen schnell- laufender Motoren nicht in Deutschland herstellen lassen. Der Dieselmotor ist seiner ganzen Art nach ein Fabrikat, das nicht nur in der Industrie des Inlandes grotze Verbreitung gefunden hat, sondern auch sich für den Auslandsabsatz besonders eignet. Die britische Industrie selbst hat Aufträge aus deutsche Dieselmotoren ge- geben. Deutschland hat seit der Herstellung der ersten dieser Ma- schinen im Jahr« 1903 für den Ausbau dieses Motors sehr viel ge- tan und so einen Vorsprung vor der gleichgearteten ausländischen Industrie erworben. Dabei ist seine Verwendung noch jungen Datums. Er gelangte hauptsächlich in den Gebrauch als Kraft- maschin« in elektrischen Zentralen, ferner aber auch als Schiffs- schrauben, und Antriebsmaschine. Durch sein geringes Gewicht und den verhältnismäßig kleinen Raum, den der Transport des Heiz- ktoffes gebrauchte, hat er sich gerade als Schiffsmaschine bewährt. Als Brennstoff werden nämlich Rohpetroleum und mineralische, bei der Kohlenoerarbeitung hergestellte Oele verwendet. Die Entwick- lung der Technik ging lveiter und hat die Frage der Diesellokomotive der Lösung nahegebracht. Gerade weil es sich noch um einen verhältnismäßig jungen Produktionszweig handelt, kann die Arbeiterschaft unmögllch zu- � sehen, wie willlürlich« Eingriff« die Zukunstsaussichten der Indu- strie vernichten oder beeinträchtigen. Es ist ihr Recht auf Ar- beit, das hier in Frag« steht. Darin treffen sich ihre Interessen mit denen der Unternehmer. Aber die Metallarbeiter sind weit davon entfernt, sich zum Bor- gespann milltaristischer Interessen zu machen. In erfreulicher Weise hat man auch in Leipzig betont, dah die Arbeiterschaft entschlossen
Das Zeilungswesen in Sowjekrutzland. Das Zentralkomitee der russischen Kommunistischen Partei fordert in einem Rundschreiben Hebung der amtlichen Presse. Eine Reihe von Prooinzzeiwnqen sei unter aller Kritik. Es sollen alle journalistisch geschulten Mit- glieder der Partei zur Mitarbeit herangezogen werden. Die Mos- kauer„Iswestija* bemerken hierzu, man müsse vor allem die ma- terielle und moralische Lage der darbenden Presseleute heben. Die Moskauer„Iswestija", bisher von Amts wegen unentgeltlich verteilt, haben mit dem Einzelverkauf und dem Abonnement des Blattes sowie mit der Aufnahme von Privatinseraten be- gönnen. Die Einzelnummer kostet 2009 Rubel, das Monatsabonne- ment 45 000 Rubel, für Gewerkschafts- und Parteiorgane und ein- zelne Arbeiter 25 000 Rubel. Die übrigen Blätter sollen folgen, um den Staat von den Ausgaben für die Presse möglichst zu entlasten. Gleichzeitig hat das Wiederaufleben der Privatprcsse, zunächst der unpolitischen, angefangen. In Moskau erscheint eine private Zeit- schrift für Theater/ Sport und Film(„Ekran") und ein privates Anzeigenblatt. In-Petersburg beginnt demnächst das„Haus der Schriftsteller" mit der Herausgabe einer Zeitschrift literarischen In» holts; ferner ist dort einigen nicht kommunistischen Professoren und früheren Bank- und Industrieleitern die Herausgabe einer wirtschaftlichen Bierteljahrsschrist(„Der Oekonomist") gestattet worden. vom hau» der Sinder. Dr. Maria Montessori , die bekannte italienische Aerztin und Pädagogin, hielt im Sommer dieses Jahres in England internationale Kurse zur Ausbildung in der Methode ihrer produktiven Kleinkindererziehung ab. Daran nahmen auch die Berliner Montessori -Lehrerinnen teil, die in Aussicht stellen können, daß ihre Meisterin 1922 in Deutschland Montessori -Lehrer und -Lehrerinnen unterweisen wird. Im Gegensatz zu England, Amerika , den romanischen Ländern ist Deutschland noch arm an Montessori - Heimen und-Schulen. Aber das Interesse wächst. Ihm kommt— die Originalwerke Mario Montessoris sind jetzt für die Nichtreichen unerschwinglich— ein Heft von Clara Grunwald „M o n- tess ori. Die Methode der wissenschaftlichen Pädagogik der Aerztin und Psychologin Dr. M. Montessori", herausgegeben im Auftrage des Deutschen Montessori-Komitees, Sitz Berlin . Schulhaus-Berlag. Char- lottenburg 9, entgegen, das zur Einführung ssehr geeignet ist. _ P. 0«.
*«r literarische Naibloh Gustav SandanerS soll aus seinen letzt. williacn Wunsch von Dr. Martin!?uber in Hepvrnbrim-. d. Bergftrahe gesichlet und bcrauSgegeben werden. Zunächst die Briese. Herr Buber bittet daher olle, die im Besitze Ichristlicher Aeuxerungen Landauer» find, sie ihm zur Verfügung zu stellen. I« Lessina-Tbeater geht Sonnabend nachmittags 3'/, Uhr zu(leinen «reisen neueinbudiert Max Iungni-kelS Märchcnspiel.Fitzlisttz. der Himmelsschneider" in Szene. NrauzSsssch� Sulturpropagauda im Rheinland , vor einigen Tagen ist In Mainz d°S sranzöfitche Zcnlraltuslilut sür geimaniitische Studien mit dem üblichen-sfiziellen Tamtam eröffnet worden.(Wollen die Franzosen deutsch lernen— oder sollen die Deutschen mit Hisse dies«» Jnstitu» französiert werden'ij «ebnsucht nach«»«. Der Kapellmeilser Reimer van der Dresdener etaatSover. dar die.Meistersinger von Nürnberg- in Rom -inftudiereo s«ll. hat jetaa» abschied. aa dm fb* sotgen za ioo-en.
T ist. sich jedem Versuch der Herstellung von Kricgswaffen zu wider- setzen. Die deutschen Arbeiter sind die Schützer des Frie- ! d e n s. Und sie sind darin denn doch etwas zuverlässiger als Fachs schwarze Garden oder englisch « Dreadnoughts. Deshalb, und um zu verhüten, daß die Arbeiter Im Kampf um den Schutz ihrer Arbeit nicht der nationalistischen Hetze anheim- fallen, sollte die Entente unter allen Umständen von dem wider- sinnigen Verlangen Abstand nehmen und nicht mit dem Verbot des Dieselmotorenbaues einen Teil der deutschen Gütererzeugung unter- graben, der bestimmt ist, der Menschheit zu dienen und Deutschlands Zahlungskraft— auch für die Reparationen!— zu stützen.
Vermögenszuwachs aus üer Nachkriegszeit. Der 11. Ausschuß des Reichstags erledigte am Dienstag in erster Lesung den Entwurf über eine Abgabe vom Vermögens- zu wachs aus der Nachkriegszeit. Diese Abgabe ist als einmalige Steuer neben den beiden laufenden Vermögenssteuern vorgesehen. Wie bei den bisherigen Vermögenssteuern versuchten die bür- gerlichen Parteien auch bei der Beratung dieses Entwurfes den Be- sitz zu schonen. Trotz des Widerstandes der sozialdemokratischen und unabhängigen Vertreter ist dem bürgerlichen Steuerblock die Sabo- tage in einigen Punkten gelungen. Eine lebhafte Debatte vcranlaßte der Antrag des Dolksparteilers Scholz, auch bei dieser Steuer Kriegsanleihe in Zah- lung zu nehmen. Sowohl der Regierungsoertreter, wie auch die sozialdemokratischen und unabhängigen Redner wandten sich ent- schieden gegen diesen Versuch, der dann auch mit den Stimmen der Linken und einigen Zentrumsstimmen vereitelt wurde. Die übrigen Paragraphen wurden ohne wesentliche Aenderung in der Fassung der Regierungsvorlage angenommen. Hierauf begann der Ausschuß mit der Beratung der Vorlage betr. Abänderung des Umsatz st euergesetzes vom 21. Dezember 1919. Der unabhängige Abgeordnete B r e i t s ch e i d weist als Berichterstatter darauf hin, daß die Vorlage eine schwere Belastung des Verbrauchs vorsehe. Seine Partei werde sich die endgültige Stellungnahme vorbehalten, zumal bei den Be- sitzenden eine Steuerscheu an den Tag gelegt würde, die gerade bei der Beratung der Bermögenssteuergesetze klar zum Ausdruck ge- kommen sei. Die Rechtsparteien äußern übereinstimmende Pe- denken gegen die Steuer selbst. Ministerialrat Kopitz führt aus, daß eine Aenderung des Gesetzes kaum möglich erscheine, trotzdem aber gewisse Härten ausgeglichen werden müßten. Der v o r g e- schlagen« Satz von 1 Vt Prozent sei das Mindeste, was die Regierung oerlangen müsse. Heute gäbe es außer England keinen Staat ohne Luxussteuern und deshalb sei notwendig, daß auch bei uns diese Steuer aufrechterhalten würde. Auch die Be- steuerung der Gaststätten müsse aus außenpolitischen Rücksichten er- folgen. Bei der Inseratenbesteuerung sei eine Mehrbelastung nicht vorgesehen. Genosse Peine wie» darauf bin, daß dle Landwirtschaft durch das Gesetz so gut wie gar nicht getroffen wird. Die Inseratensteuer belaste die kleinen Zeitungen sehr und es fei zu prüfen, ob nicht eine enssprechende Aenderung getroffen werden könne. Für die Besteuerung der Schlemmerei sei auch die Sozial- demokratie zu haben, ob aber mit der Vorlage dieser Zweck erreicht wird, sei zweifelhaft. Eine endgültige Stellungnahme zu diesem Gesetz müsse sich unsere Partei vorbehalten, bis die bürger- lichen Parteien ihre Stellungnahme zu den Besitzsteuern formuliert hätten. Die Biersteuer. Der SS. Ausschuß des Reichstages begann am Dienstag die Beratung der Bier st euer, die nach der Regierungsvorlage, gegenüber den seit 1918 geltenden Sätzen, vervierfacht werden soll. Der Berichterstatter Dr Pachnicke bezeichnete diese Forderung in Anbetracht der ohnehin sehr schwierigen Lage des Praugewerbes nls gewagt. Ebenso wandte sich der demokratische Abgeordnete Hamm — bayerischer Handelsminister— entschieden gegen die Re- gierungsvorlage. Herr Hamm beantragte die Steuer nur in drei- sacher Erhöhung zu bewilligen. Bon den sozialdemokratischen Red- nern wies K e p p l e r sehr nachdrücklich auf die bedrohliche Lage der Brauereiarbeiter, sowie auf die berechtigten Interessen der Der- braucher hin. Der Kommunist Koenen leistet sich auch hier, wie schon bei der Zuckerbesteuerungsberatung, den agitatorischen Scherz, die Steuer gänzlich fallen zu lassen. Mehrere vorliegende Anträge befassen sich mit dem Anteil der Gemeinden an der Biersteuer. Das Branntweinmonopol. Auch Im ZV. Ausschuß de» Reichstages, der das B rannt- weinmonopol berät, ist es zu einer kritischen Zuspitzung ge- kommen. Die Branntweinbrenner, die in dichten Scharen das Be- ratungszimmer umlagern, hatten am Dienstag abend die Genug- tuung, einen Erfolg mit Hilfe der bürgerlichen Parteien davonzu- tragen. Bei Stimmenthaltung der demokratischen Ausschußmitglieder wurde der entscheidende§ 83 dahin geändert, daß die Reichs- Monopolverwaltung den Branntwein nur noch durch Verkauf des unoerarbeiteten Branntweins im großen verwerten darf. Der ß 95, der der Reichsmonopolverwaltung das Recht gab, zu bestim- wen, welche Monopolerzeugnisse hergestellt und in welcher Form sie in den Verkehr gebracht werden, und wie hoch die Preise sein sollen, wurde ganz gestrichen. Von den bürgerlichen Parteien trat namentlich der bekannte Agrarier und Großbrenner Dr. Rösicke, aber auch Diez vom Zentrum und Cuno von der Bolkspartei für die Durchbrechung des Monopols ein. Unsere Genossen Egger st ädt» S o l l m a n n und S ch ö p f l i n sprachen für die Regle- rungsvorlage, weil sie einen Schutz der Verbraucher gegen Auswucherung und Derglftung durch besonders schädlichen Fusel darstelle, und weil durch nichts bewiesen sei, daß die Reichsmonopol- betriebe teuerer arbeiten, als die Privatbrennerelen. Von der Reichsregierung verteidigten Staatssekretär Zapf und Präsident Steinkops die Vorlage. Als die Entscheidung gegen die Regie- rungsvorlage gefallen war. machten unsere Redner die bürgerlichen Parteien auf die Äansequenzen dieser Abstimmung aufmerksam. Die Sozialdemokratie lege unter diesen Umständen auf die Weiterbera- tung des Gesetzentwurfs kaum noch Wert. Diese Ausführungen machten starken Eindruck, und die Ausschußmitglieder des Zentrums wollten nun ihre Abstimmung als eine nur vorläufige aufgefaßt ch'sten. Die Abstimmung des Zentrums ist beispiellos: hat sich doch diese Partei durch ihr« Rücksicht aus die Interessen der Schnaps- brenne? sowohl gegen den Reichskanzler aus ihrer Mitte, wie gegen ihren Parteigenossen Hermes, der Reichsfinanzminister ist, ent- schieden. Man darf annehmen, daß die Reichsregierung und maß- gebende Zentrumsführer den Zentrumsleuten im Branntweinaus- schuh schleunigst eine ander« Haltung anempfehlen, damit das Branntweinmonopol wenigstens nicht gegenüber dem bisherigen Zu- stand verschlechtert wird.— Mit der Höhe der Branntweinabgabe sür die Kassen des Reiches hat dieser Vorgang nichts zu tun.
Der Deamte im neuen Staat. Im Beamtenausschuß de, Reichstag» wurde am Dienstag der Gesetzentwurf über Deamtenoertretun- gen weiterberaten. Abg. Bender(Soz.) schlug folgende Fassung des§ 1 vor: „Zur Wahrung der Interessen der Beamten gegenüber der Der- waltung und zur Unterstützung der Verwaltung in der Erfüllung ihrer Aufgaben sind bei ollen Behörden und Körperschaften pes öffentlichen Rechts Deamtenvertretungen zu bilden. Sie gliedern sich je nach dem Aufbau der Behörden in„Beomtenräte", „Bezirksbeamtenräte und„Hauptbeamtenräte". Daneben kann für das Reich ein R e i ch s z e n tr a l b e a m t e» r o t, für das Gebiet eines Freistaates ein Zentralbeamienrat und für mehrere Dienststellen einer Verwaltung innerhalb einer Gemeinde oder inner- halb der Grenzen mehrerer nahe beieinander liegender und Wirtschaft- llch jusammenhängeuder Gemeinde» eiu„vtsamtbeamt«urat'
oder ein gemeinsamer Beamtenrat gebildet werden. Jeder Bcainten- rat hat seinen Sitz am Amtsort derjenigen Behörde, bei welcher er tätig ist."— Dr. H ö f l e(Z.): Die Ausdehnung des Gesetzes auf alle öffentlichen Körperschaften ist nicht angängig.— Abg. S t e t n k o p f(Soz.): Alle Peamten haben die Freiheit, ihre poli- tische Meinung laut Verfassung frei zu äußern. Mit dem Dienst der Republik ist es aber unvereinbar, wenn monarchistische Beamte gegen die Republik intrigieren und an ihrem Sturz arbeiten. Nock) unerträglicher ist es, weein monarchistische Beamte öffentlich die Re- publik und ihre Einrichtungen beschimpfen und be- schmutzen. Die sachliche Kritik soll niemandem verwehrt werden. Läßt sich jedoch ein monarchistischer Beamter gegen diese Grundsätze einen Berstoß zuschulden kommen, dann soll man gegen ihn im ordentlichen Disziplinarverfahren vorgehen. Solche Beamten sind reaktionär und auch die. die an der Ueberspannung des Autoritätsgedankens festhalten und ihre Untergebenen noch immer nicht als Menschen, sondern nur als willenlose Objekte behan- deln. Die Demokratisierung der Verwaltung laßt sich nicht von heute aus morgen bewerkstelligen, dazu bedarf es Jahre, wenn nicht Jahr- zehnte. Das Ziel ist die Durchdringung der Verwaltung mit freiheitlichem, modernem Gel st. Das Beamtenräte- gesetz wird hierzu eine vorzügliche Handhabe.bieten, denn es wird sowohl aus Vorgesetzte, als auch auf die Untergebenen erzieherisch wirken.— Abg. B r e u n i ch(U. Soz.) befürwortete die von Bender formulierte Fassung des§ 1. Deutschnationale und Volksparteiler lehnen diese Fassung ab.
Der Schieüsfpruch für öie Sankangeftellten. Berlin , 7. Dezember. (MTB.) Der zur Neuregelung der Be- züge des Reichstarifes am gestrigen Tage zusammengetretene Schlichtungsausschuß hat in späterer Abendstunde, wie der Deutsche Bankbeamtenoerein mitteilt, einen Schiedsspruch gefällt, nach welchem die am 10. Oktober d. I. vereinbarten Teuerungszulagen nach Berufsjahren gestaffelt, auf monatlich 950, 1000, 1100, 1150, 1200 M. erhöht werden. Frauen erhalten 75 M. weniger: Angestellte unter 20 Iahren die Hälfte. Verheiratete erhalten zu den obigen Sätzen einen Zuschlag von monatlich 200 M. Die Kinderzulagcn sollen in den drei Abstufungen jährlich 2000, 2000 und 3200 M. betragen. Die Ueberstunden sollen ein Zweihundert- stel des monatlichen Gesamteinkommens(ausschließlich Gratisikatio- nen), mindestens jedoch die bisherige Höhe für die erste und zweite Stunpe betragen: von der dritten Stunde an erfolgt Zuschlag von 25 Prozent. Die Angestellten im besetzten Gebiet erhalten zu der bisherigen Besatzungszulage einen Zuschlag von 80 Proz.: ein« Franken-Ausgleichszulage im Saargebist wird empfohlen. Bon Behörden und von militärischen Dienststellen gekommene An- gestellten wird die dort verbrachte Dienstzeit zur Hälfte angerechnet. Verhandlungen über eine neue Gehaltsregelung können vom Geichs- arbeitsministerium auf Antrag und nach Anhörung der Tarifparteien für den 10. Februar 1922, für die Monate Februar und März, an- gesetzt werden. Der Manteltarif läuft bis zum 31. März 1922. Ar- bcitgeber- und Arbeitnehmcrbeisitzer stimmten dem Schiedsspruch unter Borbehalt zu. Die RedaMon der«Roten Fahne" hat bekanntlich den Artikel der„Freiheit".Nach vorwärts" nicht verstanden und ibn als lobenswerte Kundgebung der USB.-Zentrale gepriesen, wäbrend er von der USP-Linken al« tadelnswerte Arbeit der, Freiheu"- Redaktion betärnpkt wird. Jetzt sucht sie ihren Reinsall mir der Behauptung zu entschuldigen, der. Freiheit"-Arrikel sei aus Grund „geheimer Abmachungen mit der Stampfer-Truppe" ge- schrieben worden, die sie eben nicht gekannt hätte. Ueberflüssig zu sagen, daß diese Abmachungen von der Fahnen-Redaktion nur aus Verzweiflung über ihre lächerliche Blamage erfunden worden sind 20 000 M. für Ergreifung des Oberleutnanls Boldl. Die Belohnung auf die Ergreifung des am 17. November aus dem Unter- suchungsgefängnis entwichenen Oberleutnants z. S. a. D. Bold f-"' ist von der Hamburger Polizeibehörde jetzt von 5000 M. auf 20 000 M. erhöht worden._ MLetfchoift Schultheiß X patzenhofer � Kahlbaum. 430 Millionen Mark Kapitalien. Die drei Hauptgesellschaften dieses Bier- und Schnopskonzerns, Schultheih-Patzenhofer A.-G., Ostwerke A.-G. und Kahlbaum A.-G., hielten gestern ihre Generalversammlungen ab. Früher stritt man sich, wenn es überhaupt eine Opposition gab. bei solcher Gelegenheit um ein oder zwei Prozent Dividende. Heute werden in den General- Versammlungen der Aktiengesellschaften in der Regel— Kapital- erhöhungen beschlossen. Das ist eine andere und weniger auffällige Berdienstzuwendung an die Aktionäre als eine Dividendenerhöhung. Schultheiß -Patzenhoser gibt 00 Millionen Mark neue Stamm- aktien aus, bei den Ostwerken sind es ebenfalls 60 Millionen, bei Kahlbaum handelt es sich um 48 Millionen. Dazu kommen dann noch zusammen 112 Millionen Oprozentige Vorzugsaktien. Damit erreicht die Schultheiß-Kahlbaum-Gruppe einen Kapitalienumfang von 430 Millionen Mark! Bei Schultheiß erholten die alten Aktionäre auf je zwei alte drei junge Aktien zum Kurse von 175 Proz., Schultheiß notierte in den letzten Tagen mit etwa 1050! Die neuen Ostwerke-Aktien werden im gleichen Verhältnis zu 225 ausgegeben, die alten stehen auf 1950! Bei Kahlbaum ist der Kur» 1800, die jungen Aktien werden eben- falls mit 225 abgegeben. Damit verdienen die Aktionäre dieses Vier- und Schnapskon- zerns durch die Kapitalerhöhung neben ihrer Dividende etwa eine Milliarde Mark! Lächerlicherweise begründeten die Herren der drei Gesellschaften die Notwendigkeit der Kapitaldrhöhung mit Geldmangel. Dennoch begnügt man sich mit einem Agiogewinn von noch nicht 200 Millio- nen, das Fünffache davon fließt den notleidenden Aktionären zu. Seine Aufhebung bestehender Zollbefreiungen. Die Reichs« regierung hatte dem Vorläufigen Reichswirtschaftsrat einen Gesetz« entwurf betreffend die Aufhebung vorhandener Zollerleichte- r un gen zur Begutachtung zugehen lassen. Dieses Gesetz be. zweckt in der Hauptsache, der Reichsregierung unter der Zustim- mung des Reichsrates die Möglichkeit zu geben, bestehende Zoll- erleichterungen durch Wiedereinführung von Zöllen zu ersetzen. Es handelt sich dabei in der Hauptsache um Lebensmittel, für die praktisch die Wiedereinführung von Zöllen auf unabsehbare Zeit«überhaupt nicht wieder in Frage kommt. Der Reparations- ausschuß des Reichswirtschaftsrats, der sich nach einer gründlichen Dorberatung in einem besonder» dazu eingesetzten Arbeitsausschuß mit dieser Angelegenheit beschäftigt hat. gibt nun das Gutachten dahin ab, daß er den Entwurf der Reoierunp nicht zu bcfürwor- tene vermöge. Er fei vielmehr der Meinung, daß in diesen wich. tigen Fragen von einer Ermöchtigungserteilung an die Regierung abgesehen werden und in jedem einzelnen Fall die Entscheidung des Reichstag» eingeholt werden müsse. 43 Millionen Mark Monaksumfaß der„Produktion". Die„P r o- d u k t i o n", Hamburg , erzielte im Oktober d�I. in den Warenabgabestellen einen Umsatz von 42 980 039,42 M.. also nahezu 43 Millionen Mark. Die Zunahme gegen das Vorjahr betrug 80!� Proz. Interessant ist die Beobachtung der günstigen Wirkung, die die Ver- schmelzuüg kleinerer Vereine mit größeren aus die Umsätze in den Abgabestellen der kleineren Vereine ausübt. Der Umsatz der vom Konsumverein für Harburg, Wilhelmsburg und Umgegend über» nommenen Warenverteilungsstellen erhöht- sich um fast 149(4 Proz.