Cnglavü fus �enSerung öer SeSkngungea. Paris ,». Dezember.(ES.) Der„Temps" bestakigt heute die am Morgen bereits von Pertinax im»Echo de Paris" gemachte Andeutung, dich England bei Frankreich inoffiziell eine grundlegende Aenderung der Reparaiionspolikit angeregt hat. Nach dem«Temps" stellt flch der Vorschlag, den England tat- sächlich gemacht za haben scheint, wie folgt dar: Da England aus den Reparationszahlungen weniger als 40 Millionen Pfund Sterling erhielte, wäre Deutschlands Einfuhr aus England nach Mahgabe der Ziffern vom Zahre 1913 bei den heute geltenden Preisen etwa 100 Millionen Pfnnd Sterling gleichzusetzen. England würde also ein besseres Geschäft machen, wenn es aus die Reparationszahlungen verzichtete. Es würde auch gleichzeitig auf die övo Millionen Goldmark verzichten, die ihm Frankreich schuldete, und an deren Stelle deutsche Schuldverschrei. Zungen übernehmen. Dasselbe sollte dann mit den Lbrigerl Alliierten geschehen. Von den Vereinigten Staaten würde man ebenfalls sordern. daß es für die alliierten Schulden deutsche Schuld- verschreibungen übernehme. Deutschland hätte dann statt 132 Mil- liarden Goldmark nur b0 Milliarden zu zahlen. Dadurch würde es instand gesetzt, eine große Anleihe auszunehmen und innerhalb IS Jahren seine ganzen Reparationsverpflichtungen zu erledigen. Dieser finanziellen Abmachung würde eine politische zur Seite gehen. England würde jedoch einen Düadnisvertrag eingehen mit Frankreich , um es zur Herabsetzung seiner Rüstungen zu veranlassen. Der tTemp»" lehnt Zedoch die finanziellen Vorschläge wie die Forderung nach Abrüstung Frankreich » entschieden ob. Da Deutschland übervölkert sei, genüge ein Pergament mil einem Bünd- nisversprechen keineswegs. Im übrigen würde England auch nicht wegen der Ueberprodnkfion Deutschlands dort genügend Absatz finden. BrtandS Londoner Meise. Paris , IS. Dezember.(E-E.) Briand wird Sonntagabend in Begleitung Loucheuro und Philippe Gerthelotts in London eintreffen, dort die Nacht verbleiben und sich dann nach Gheguers zu Lloyd George begeben.
Reparationskommijlion unü Kohlenausfuhr. Das Vorrecht der Ententeliefcrunge«. verlln, IS. Dezember.(WTB.) Am 14. d. M. ist hier eine Not« der Reparattonskommission eingetroffen, in welcher diese auf die Unzulässigteit der Ausfuhr von Kohlen und Koks ins neutrale Ausland ohne ihre vorausgehend» Genehmigung hinweist und die Erwartung ausspricht, daß die nicht bewilligte Ausfuhr unverzüglich eingestellt werde. Dl« Lieferungen nach Holland , mit denen sich die Reparationskom- Mission im herbst 1920 ausdrücklich einverstanden erklärt hatte, könnten unverändert weitergehen. Die Note dürfte dadurch veranlaßt sein, daß infolg« dtr durch den Frost herbeigeführten Transportschwierigkeiten seit Dezember sehr erhebsich« Rückstände in d«n Kohlenlieferungen eingetreten stick». Ein« ähnliche Situation bestand zur Zeit der Konferenz in Spa. Auf dieser Konferenz mußt» der Standpunkt der Entente. daß ihre Anforderungen vor der sonstigen Ausfuhr den Vorrang haben müßten, deutscherseits als berechtigt anerkannt werden. Die Deutsche Regierung hat die Reparationskommission durch die Kriegslastenkommission ersuchen lassen, wegen der Weiterzulassung der Ausfuhr sofort in mündliche Erörterungen mit ihr einzutreten. Der Weitertransport der Rcparotionstohke nach anderen Ländern ist von den Empfangsstaaten untersagt, ein Verbot, das ober erst noch dem großen Bergarbeiterstreik in England ausgesprochen ist, freilich auch jetzt noch nicht immer beachtet wird. Soziallstenoppofillon in Ztallen. Infolge der Ermordung des io�ialisttscken Offizialrate« in Cremona haben die Sozialisten die tvcrsckärfung ihrer OppolitionSpolitik gegenüber dem Kabinett Bonomi bescklosien. Sie wollen in der Budgetdebatte zur Obstruktion schreiten und jede Gelegen-- heit zur Herbeiführung einer M i n i st r r k r t s e ausnutzen.
Der Epiker öer Steöermeierzeit. Bon John Schtkowsti. Willibald Alexis , seit bestem Tode heute ein halbe» Jahrhundert verfiosien ist, wird nicht nur in Gedenkblättern und Reden, sondern auch von gelehrten Literaturhistorikern häufig als »der preußische Walter Scott " bezeichnet. Richtiger sollt« man ihn den»Epiker der Biedermeierzeit" nennen. Boit Statt trennt ihn ein» Weit,«r unterscheidet sich von dem Engländer ebenso, wie das London der 1030er, 1840er und I850et Jahre vom damaligen Berlin sich unterschied. Dort eine große historische Perspektive— hier ein« mehr oder wenige idnlllsche Krühwinkelei. Aber dem Geiste des Biedermeiertnms ist Willibold Alexis Mit ülleN Wurzeln verhaftet, sowohl als Dichter wie als Mensch. Der Dichter zog aus diesem Geist mancherlei Vorzüge und Reize: die Frend« am SlsitZalickzen und die liebevolle Kleinweisteret, die den geschichtlichen Stöfs immer nur als Hintergrund für ein« intim« Genremalerei denutzt. Was uns noch heute an einzelnen seiner Romane, vor allem an den»Hosen d«s Herrn v. Bredow", festelt, ist dies« minuziöse Gsstaitung alltäglicher Einzelzüg«, dies« Gabe mitfühlenden Persteden», die das Unscheinbar« und Derachtet« mit Poesie umglünzt. Dieser Eigenart entspringt die größte, die bleibende Leistung seines Lebens: die Entdeckung der märkischen Landschaft, die Schönheit der sandigen Herde, der ernsten Seen und des nordischen Kiefernwaldes. Die Popularität, deren fich Akeris bei Ledzeiten erfreute, verdankt er der Wahl feiner Romanstoffe. die fast ausschließlich der brandenburgisch-preußischen Geschichte entnommen sind. Das Interesse an diesen Stoffen ist inzwischen ver- blaßt, lebendig geblieben aber ist und verstärkt hat sich die Freud « an der Gestaltungsart, an dem Geist der BlederMeierei, der uns heute als eine kindliche Erinnerung an Großvätertage wehmütig- humoristisch umspielt und lockt. Wir wünschen ihn uns nicht zurück, diesen Geist, aber die Phantasie ergeht sich zuweilen gern in ihm und sucht in seinem entschwundenen Reich behaglich« Entspannung und kräftigende Ruhe. ffios den Biedermeier Alexis als Dichter uns Neb macht, das macht ihn aber als Menschen unsympathisch. In jener Zeit poli- tischen Erwachens, als das»Junge Deutschland" mit Hein? und Börne in der deutschen Publizistik den Ton angab, fühlte sich Alexis, der mit feinem bürgerlichen Namen Wilhelm Höring hieß, ebenfalls bewogen, in Politik zu machen. Er erntete damit keine Lorbeeren und seine spießbürgerliche Zahmheit wurde namentlich von Börne en-ts unbarmherzigste und amüsanteste verrissen. Auf der anderen Seite erregte Häring-Alexis aber auch bei den Reaktionären Anstoß und ein« allzu liberale Aeußerung zog ihm von Friedrich Wik- heim IV. ein eigenhändiges strafendes Schreiben zu. Herwegh ver- spottete dieses Ereignis durch das Epigramm: Unser gnädigster Herr, seht, welch ein Freund des Pikanten: Mit Höchsteigener Hand salzt er die Häringe ein! Dem gehorsamen Untertaney�Willibald Alexis ging die Sache aber so zu Herzen, daß er sich fortan von jeder politischen Tätigkeit oeNissenhost fernhielt. So war es in jener Epoche, die nach Heines Wort keine Notionen, sondern nur Parteien kannte, nicht zu ver- wimdern, daß Alexis bei den Besten der Zeit keiße lonverliche
Das soziale Problem in(pberschlesten. Man schreibt uns aus Vberschlesien: Am 9. Dezember nahmen Hierselbst die deutsch -polnischen Wirtschaftsoerhandlungen ihren Anfang. Oberschlesien bildet nach Form und Charakter infolge einer zweihundertjährtgen Entwickelung im Rahmen von Preußen- Deutschland «ine wirtschaftliche und geographisch« Einheit. Ein politischer Machtspruch wird diese Einheit zerreißen. Damit nun daraus keine wirtschaftliche Katastrophe entsteht, gebot die Entente, daß zwischen Deutschland und Polen ein W i r t s ch a s t s a b k o m- men zu vereinbaren sei, wonach es wenigstens für die nächsten 15 Jahre ermöglicht würde, Rohstoffe, Halbfabrikate und Industrie- Produkte vom deutschbleibenden Teil nach dem polnischwerdenden Teil und umgekehrt hinüber und herüber zu wechseln, denn es wer- den Gesellschaften, deren Betriebe aufeinander angewiesen sind, geteilt. Am härtesten würden die Arbeiter betroffen, wenn es keine Möglichkeit geben sollte, die sozialen Versicherungen und das Der- einigungsrecht zu retten für jene, die künftig ungewollt polnische Staatsbürger werden. Polen ist in sozialer Hinsicht ein rückständiger Staat. Trotz oller etwa zu erwartenden Derelnbarungen wird der beste Garant für die Aufrechterhaltung und den weiteren Ausbau der Sozialgesetzgebung, das Bestehen einer geschlossenen, möglichst alle Arbeiter umfassenden freigewerkschaftllchen Arbeiterbewegung sein. Hierzu ist erforderlich, daß in erster Reihe das Fortbestehen der vorhandenen freigewerkschaftllchen Berufiverbände gesichert wird. In den Ententevorschlägen für die Vereinbarung eines Wirtschaftsabkommens ist bezüglich der vorhandenen Organi- sationen folgendes bestimmt: »Die deutsche und polnische Regierung werden für die Dauer von 15 Jahren die Arbeitgeber- und Arbeitnehmer- verbände, die im Abstimmungsgebiet tätig sind, anerkennen. Diese Verbände werden in der Lage sein, Kollektivver- trag« für das gesamte Abstimmungsgeoiet abzuschließen." Diese Anordnung will nun nicht viel besagen angesichts der Tatsache, daß Im polnischen Dereinsgesetz bestimmt ist, daß die im polnischen Staate wohnenden polnischen Staatsangehörigen keiner Vereinigung angehören dürfen, deren Zen- tralsitz außerhalb dieses Landes ist. Hinzu kommt nun noch das neue Kommunistenverfolgungsgesetz, das kürzlich im Sesm verabschiedet wurde. Leicht kann die pol« nlsch« Polizei und Justiz, die künstig in dem polnisch werdenden Teile Oberschlesiens dominieren wird, einen Grund finden, um die vorhandenen deutschen Gewerkschaften des Kommunismus zu ver- dächtigen, um sie zur Auflösung zu bringen. Die oberschlesischen Unternehmer geben wohl um die Einheit ihres Arbeitgeberverbandes nicht viel. Prominente Herren, deren Werke künftig geschlossen in Polen liegen, sind der Auffassung, daß sich dl« Interessen derjenigen Unternehmungen, die in Deutschland bleiben, und diesen, die nach Polen kommen, recht bald widerstreben werden, so daß man sich wohl bald trennen würde. Jene, die diese Ausfassung haben. stNd natürlich deutsch- n a t t o n a l, wie sa auch der Führer der Unternehmerdelegation, die mit polnischen Vertretern in Sosnowire �Sonderverhandlungen führte, hinter dem Rücken der deutschen Regierung, Herrn Pistorius, Oberdirektor des Fürsten von Pleß. deutschnati onoler Stadtverordneter in Kotto» wltz Ist! Es hat immer so seine Eigenheiten mlt dem nationalen Empfinden dieser Herren. Diese Herren wünschen natürlich auch die Einheit der Gewert- schaftsbewegung dorthin, wo der Pfeffer wächst. Sie geben nach unserer Ueberzeugung nichts darum, wenn In dem polnisch werdenden Teile Oberschlesiens die freien Gewerkschaften verkümmerten. Di« deutschnationalen Unternehmer, die künftig polnisch« Staatsbürger sein werden, wittern Frilhlingsluft, Freiheit nach ihrem Geschmack. Umso schärfer haben die deutschen Unterhändler gerade bei diesem Abschnitt der Beratungen aufzupassen, damit Sicherung- gen für das Weiterbestehen der Gewerkschaften geschossen werden. Ihr Bestehen ist vor allen Dingen gegen terra- ristische Akte fanatisierter polnischer Arbeiter und auch gegen Ueber- griffe der polnischen Behörden sicherzustellen. Gegen etwaige An- griffe der Unternehmer, di« heut«.deutschnational" und morgen
„polnifchnational" sein werden, werden sie sich dann schon mit Erfolg zu wehren oerstehen. Ueberführung der Krankenkasse«. Satiowitz. 15. Dezember.(TU.) Die Kommission für soziale Versicherung in Oberschlesien hat nach dreiwöchigen Derhandlungen die Grundsätze festgelegt fürdieUebersührungderKranken- lassen in Lberschlesien. Die Kassen werden polnisch und kommen unter polnisches Aufsichtsrecht. Di« Ueberführung des Fonds erfolgt gemäß den Bestimmungen des Artikels 312 des Friedensvertrages. Dieser besogt, daß die deutsche Regierung die auf die abgeschlossenen Versicherungen entfallenden Reserven der polnischen Regierung übergibt. Von diesem Zeitpunkt ab ist die Verwaltung polnisch._ Der abgeenZerte Schießerlaß. Wie Minister Severing gestern im Landtag mitteilte(siehe Sitzungsbericht), wird der revidierte Schießerlaß heute ausgegeben werden. Der Erlaß hat folgenden Wortlaut: Erlaß betreffend das Recht der Polizeibeamten zum Gebrauch der Schußwaffe vom 16. Dezember 1921: Die mir unterstellten Polizeiexekutivbeamten, Hilfspolizei- exekutivbeamten und Landjägereibcamten dürfen von der Schuh- waffe Gebrauch machen: a) zur Abwehr eines Angriffs oder einer Bedrohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben des Beamten oder der in seinem Schutz befindlichen Personen.— Dieser Fall ist auch dann gegeben, wenn die Täter der mit den Worten„Waffen nieder, oder ich schieße",.»Hände hoch, oder ich schieße", oder ähnlich zum Ausdrucke gebrachten Aufforderung de» Beamten, Waffen oder ander» gefährliche Werkzeuge niederzulegen oder loszulassen, nicht sofort nachkommen oder die niedergelegten oder losgelassenen Waffen oder Werkzeug« wieder auszunehmen sich anschicken. d) zum Anhalten von Personen, die sich der Feststellung, Fest- nähme und Festhaltung seitens des Beamten durch die Flucht zu entziehen versuchen.— Bei offensichtlich geringfügigen Verfehlungen. insbesondere politischen Charaklers darf indessen von der Schußwaffe zur Verhinderung von Fluchtversuchen nicht Gebrauch gemacht werden. D'm Gebrauch der Schußwaffe gegen Flüchtende muß der An- ruf„Halt, oder ich schieße" oder„Hönde hoch, oder ich schieße" er- folglos vorangegangen sein. Der Anruf kann nötigen- falls durch zwei kurz hintereinander in die Luft abgegebene Schüsse ersetzt werden. Dem Erlaß find die folgenden allgemeinen Richtlinien beigegeben: 1. Der Gebrauch der Schußwaffe ist nur zulässig, wenn die An- wendung anderer Mittel offenbar nicht zum Ziele führen würde. 2. In keinem Falle darf er weltergehen, als es zur Erreichung de» gesetzlichen Zweckes erforderlich scheint. 3. Gegen Kinder darf die Schußwaffe überhaupt nicht angewandt werden. 4. Auf die Verhütung von Gefahren für U n b e t e i l i g« t«, insbesondere in bewegten Straßen und geschlossenen Räumen, ist sorgfältig Bedacht zu nehmen. S. Festgenommene Personen find unverzüglich darauf hinzuweisen, daß bei Fluchtversuch von der Schußwaffe Gebrauch gemacht werden kann,_ peäsiöentenwM im Helschen Landtag. varmfiadt, 15. De.zember.(TU.) Der neugewöhlte hessische Landtag trat heut« mittag zu seiner ersten Sitzung zusammen. Staatspräsident Ulrich eröffnet« die Sitzung als iiltestes Mitglied des Hauses. Von 70 Abgeordneten waren S? anwesend. Bei der Wahl des Präsidiums ist der bisherige erst« Präsident Adelung(Soz.) mit 57 Stimmen wiedergewählt worden. Nach der Wahl verlas der Präsident ein Schreiben des Staatspräsidenten, worin dieser gemäß den Bestimmungen der Verfassung di« Aemier des Gesamtministeriums zur Verfügung stellt. Das CesamtministerKim wird die Geschäfte solange weiterführen, bi» die neugewählten und berufenen Mitglieder des Gesamtkabinetts vom Staatspräsidenten bestätigt sind.
Achtung genoß. Auch das Lesepublikum schätzte ihn keineswegs so, wie wir heute vermuten möchten. Der Tag seines Ruhm« kam eigentlich erst, als er und sein Schaffen»historisch" geworden waren, und seine Beliebtheit wuchs, je mehr seine Zeit der Gegenwart un- ähnlich wurde. Wie der moderne Mensch heute seine Wohnung gern mit Biedermelermöbeln ausstaffiert, so greift er In müßigen Stunden gelegentlich zu den Schriften des alten Alexis, und es stört ihn nicht mehr, daß der Epiker der Biedermeierzeit auch als Mensch gar zu sehr Biedermeier, d. h. ein kleinbürgerlicher Philisttr war.
Freigabe der George- Groß - Karikaturen. Wie der amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat Minister Severing an die R« gierungspräsidenten und den Polizeipräsidenten in Berlin solgende Verfügung erlassen: „Durch Erlaß vom Ü. November 1921 Ist u. ct. die Beschlagnahm« der Sammlung politischer Zeichnungen»Das Gesicht der Herr« schenden Klasse" von George Groß , erschienen Im Mallt- Verlag, Berlin-Halensee, oerfügt worden. Im Hinblick auf die in- zwischen eingetretene politisch» Entspannung kann ich nicht antrkennen, daß die Zeichnungen weiterhin geeignet sind, oerfassunge- mäßig» Organe de« Reiche« in einer den Frieden de» Reichs« ge- fährdenden Weif« verächtlich zu machen. Ich chab« mich daher entschlossen, ein» Beschwerde de» Malit-Verlages gegen oi« Beschlagnahm» stattzugeben und hebe hiermit die Beschlagnahmeverfügung vom 0. November 1921 aus." Zoologische Gärten im deutschen Osten. Uns wird geschrieben: Die Lage de» Zoologischen Gartens in P o s e n hat sich, wie berichtet wird, so ungünstig gcstnltel, daß mit der Schließung gerechnet werden muß. Finanziert wird er vom„Berein Zoologischer Garten", der gegen 45 Jahre besteht und den Garten in jeder Hinsicht auf einen guten Stand gebracht hat, b>» der Uebergong in polnische Hand diese Entwicklung beendet hat. Dem Posener Zoo ist auch ein Aquarium angegliedert. In der Erinnerung dürft« noch die Schreckensszene sein, die sich im Januar 191« In diesem Zoo abspielle, als ein brauner Bär aus seinem Zwinger ausgebrochen war und die Kassiererin des Gartcn« schwer verletzte. Aufs tiefste bedauerlich ist e», daß Breslau seinen Zoologischen Garten nicht zu halten vermochte. Dieser»Zoo", der am 19. Juli 1865 eröffnet wurde und einer Attien-Geselllchast gehörte, schloß am 1. April d. I. seine Pforten, um in»ine Vergnügungsstätte umgewandelt zu werden. Nachdem der gesamte Breslauer Tierbestand abtransportiert worden Ist, wird es nicht leicht sein, diesen Zoo wieder einzurichten, wenn eines Tages der Wille dazu sich zeigen sollte. Die einzige Großstadt im deutsch gebliebenen Osten, die noch einen Zoologischen Borten besitzt, ist K ö n i g s b e r g i. P r. Sie hat ihn bisher zu halten verstanden und wird ihn voraussichtlich auch weiterhin durchhalten können. Vrn den mittteren Städten Ostdeutsch- lands hat sich Beuthen O.- S einen Tiergarten geschaffen, der die Freude des ganzen oberschlesischen Industriegebietes wurde und der Stadt Beuthen viele Besucher aus Oberschlesien zugeführt hat. Zu seinem Tierbestande gehörten auch Wisente aus den plesstschen Re- vieren. Leider hat dieser kleine Zoo während des Krieges schwere Einbußen erlitten, da man auch hier wie in den großen Gärten mit Ernährungsschwierigketten zw kämpfen hatte. Zu den BorlSufrru
der heutigen Zoos gehörte als größte Anlage dieser Art Im ganzen Osten der Tierpark, den die Hochmeister des deutschen Ordens in Marienburg hielten. In dem sich stets auch stcttlicbe Exemplar« des inzwischen ausgestorbenen Auerochsen befanden. Mit dem Ber- fall der Ordensherrschaft und der Marienburg ging dieser Tier- zwinger leider ein. W. M. WölssNn über heutige Kunstbeweriung. Heinrich Wöffflin, der berühmte Münchener Kunstgelehrte, der di« Methode der Analyse und Erklörung von Kunstwerken auf» feinste ausgebildet hat, äußert sich über diese wichttgste Frage der Kunsterziehung in einem soeben erschienenen Büchlein„Da« Erklären von Kunstwerken", da» den ersten Band der im Verlage von E. A. Seemann zu Leip- zig erscheinenden großangelegten„Bibliothek der Kunst- geschickte" bildet. Nachdem«r zunächst di« geschichtliche Art der Bildoetrachtung erörtert hat. wendet er sich dann dem ästheti- scheu Standpunkt« zu, der bei oer Betrachtung eines Kunstwerkes ver natürlichste ist, und fragt, wo wir den Maßstab für solche Werturteile über Kunstwerke finden.»Erst im Gefühl für Qualität bewährt sich da» künstlerische Verhältnis der Menschen zu den Dingen," führt er aus.„Gerade hier fft mlt einzelnen Andeutungen am wenigsten zu erreichen. Aber e» war«in wichtiger Schritt, um die Bahn für dt» wertende Beurteilung des Einzelstückes frei- zumachen, daß man nicht mehr von einer Art von Kunst als der einzig möglichen sprickt, sondern die Dielartigkeit zugibt. Wir kennen die italienische Kunst als eine Kunst der sinnlich-wahrnehmbaren, sormelleu Vollkommenheit, aver wir hüten uns, ihr die Wert- begriffe zu entnehmen zur Beurteilung einer Kunst des unmittel- baren seelischen Ausdrucks, wie es dt« germanische in ausge- sprochenem Maß« ist. Andererseits darf man natürlich auch nicht von nordischer Empfindung aus über italienischer Form al» leer und bedeutungslos sprechen. Es gibt eine Kunst des Naturalismus und wieder ein« Kunst, der die Wirklichkeit nichts bedeutet und beide hoben ihr Recht. Mittelalterliche Miniaturen können nicht gewertet werden nach Richtigtett oder Falschheit der Figurenpro- Portion, nach möglicher oder unmöglicher Perspektive. Sie sind von Hau» aus aperspektivisch und der Begriff der Nachahmung tnd der räumlich-illusionistischen Wirkung existiert für sie nicht. Wir sind weitherzig geworden und suchen seder künstlerischen Aeußerung. auch bei den ganz primitiven und exottschen Kulturen, gerecht z» werden. Und da» ist gewiß ein Fortschritt gegenüber einer Zeir wo man die Dinge nicht mit ihren eigenen, sondern mit fremden Maß- stöben maß. Auch sind damit Für den Verständigen) durchaus nicht olle Wertunterschcidungen aufgegeben. Es ist kein Verzicht aus ästhetische Erkenntnis. w»nn wir die„Reinheit" Bramantes und den dumpfen Ueberschwang altindischer Temvel, wenn wir Phidias und die Kunst Oer nordisch-romanischen Kirchenbildhauer nebeneinander genießen. Wir glauben auch hier noch an eine letzte Einheit. Nur haben sich eben die Wertbeqrfffe in einer Weise sublimiert, daß von der alten europäischen Schulästhettk nicht mehr viel übrig geblieben ist." MnseumSkShrungen. Am Sonitiag, den 18., 91,'. 116 r, finden wissen. ichastliche Fllbrungen durch Direktorialbeamte im Kaiser-Friedrtch- Museum lIllamische Abteilung) und im Alten Museum sAntilc Kletntunst. Hildesheimer Silberfchatz) statt. Zulahlarten filr 1 W. cuaSn- gang der Ausee»