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Nr. 592+ 38. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Die Schwäche der Mehrheit" im Rathaus.

Ausgedehnte Schuldebatte.

Die Gewerkschaft Bornsdorf.

Freitag, 16. Dezember 1921

ein mittellofer Mittelsmann sei, der das Geschäft für andere mache und vor 4 Wochen den Offenbarungseid geleistet habe.( Große Be wegung.) Man solle die, Sache sofort einem Ausschuß überweisen. Stadtrat Radtke Neufölln rechtfertigt die Vorlage, gibt aber die Tatsache des Offenbarungseides zu. Er teilt mit, daß inzwifchea. ein Gebot von 35 Millionen Mart gemacht ist.

Kämmerer

Der Vorsteher gibt auch ein soeben in derselben Sache einge­Magistrat und den Bezirksämtern, von denen einer der Stadtschulrat gangenes Telegramm befannt und hält sofortige Verweisung der ist, 6 Mitgliedern der Bezirksversammlungen, von denen 3 zugleich Borlage an einen Ausschuß für geboten, ebenso Fabian( Dna.). Alerander( Ramm.) lehnt die Vorlage ab. Stadtverordnete find, 6 Lehrern und Lehrerinnen, 6 des Erziehungs­und Volksschulwesens kundigen Personen; der einheitliche Bezirks- Karding sezt sich für die Vorlage ein. Auf Antrag Fabian mird schulausschuß soll bestehen aus dem Stadtschulrat als Vorsitzenden, die Debatte geschloffen und die Vorlage einem noch heute zu wählen­3 weiteren Magistratsmitgliedern, 3 Stadtverordneten, 3 Bürger- den Ausschusse überwiesen. deputierten und 3 Direktoren höherer Lehranstalten. Die am 15. November erfolgte

Kündigung der Junglehrer

Der Ausschuß hat die Zusammenfehung des Schulausschusses mit der Maßgabe gutgeheißen, daß nicht je 3, sondern je 4 Bürger­deputierte und Direktoren ihm angehören sollen, und daß unter den ist Gegenstand einer Ausschußberatung gewesen. Der Ausschuß 3 weiteren Magistratsmitgliedern" auch Bezirksamtsmitglieder sein fordert die Zurücknahme der Kündigung. dürfen. Der Referent bittet dringend um Annahme der Vor­schläge, damit die zentrale Schulverwaltung Groß- Berlins endlich zu funktionieren beginnen könne.

Deputationen durch die Wahl gefundene Schlüffel auch für alle Ause

das nur dadurch erreicht worden, daß die drei Frattionen vorschläge für absolut unausgereift und beantragt nochmalige Aus Lange( 3.) ablehnt, muß zur Wahl des Ausschuffes für

schußberatung.

Die Stadtverordnetenversammlung voll zog gestern Wahlen, deren Ergebnis mit Spannung er wartet wurde. Die Bürgerlichen hofften, eine Probe ihrer Macht" ablegen zu können. Zu wählen waren Bertreter im Staatsrat, unbesoldete Stadträte und Mitglie­der von Verwaltungsdeputationen. Die Wer­jammlung war so start besucht, wie vielleicht noch nie. Zeit­weise waren sämtliche 225 Mitglieder anwesend. Das win zige Uebergewicht der Bürgerlichen reicht nicht aus, ihnen in den zu wählenden Vertretungen mehr als die Hälfte der Size zu erschaffen. Alle Wahlen hatten das Ergebnis, daß die inte zusammen die volle Hälfte der Size er hielt. Bei der Wahl zu den Verwaltungsdeputationen war der Linken eine Li tenverbindung eingingen.- Sonst wurde von der wieder sehr umfangreichen, 64 Gegenstände enthalten­Stadtschulrat Paulsen warnt dringend vor der Zurüdver. den Tagesordnung wenig erledigt. Lange Debatten entstan- weisung. Bessere Vorschläge seien nicht zu machen; der Mangel den über die Zusammensetzung der Bezirksdepus liegt an der tation und des Bezirksschulausschusses für die Cüdenhaftigkeit des Gesetzes Groß- Berlin. Verwaltungsbezirke 1-6 und über die Kündigungen der Endlich einmal müsse die Schulverwaltung doch arbeitsfähig werden. Junglehrer. Beide Angelegenheiten famen nicht zur Erledigung. Bei der Magistratsvorlage auf Verkauf der Gewerkschaft Bornsdorf tat nüppel- Runze, wie wenn er etwas zu enthüllen" hätte. Er machte die welt­erschütternde Mitteilung, daß der Käufer" völlig mittellos fei. Selbstverständlich handelt es sich um einen Vermittler, deffen Auftraggeber über das nötige Kapital verfügen. Ein Ausschuß wird den Plan des Verkaufs näher prüfen. Sihungsbericht.

Ueber die Frage, ob der vorhin für die Zusammenlegung der schüffe gelten soll. erhebt sich in der zehnten Stunde noch eine lange Debatte. Da der Vorsteher die bezügliche Anregung des Stadtv. Namensaufruf geschritten die Deutsche werden. Um 10 Uhr wird das Ergebnis verkündet: 180 Stimmen abgegeben; demnach kommen 3 Mitglieder auf nationalen, 3 auf die Deutsche Volkspartei , 2 auf die Arbeits­gemeinschaft und 7 auf die vereinigte Linke. Nach 10 Uhr wird die Sigung vertagt. Nächste Sizung

Dienstag.

Politik und Schule.

Unter biefer Ueberschrift veröffentlichte der Berliner Sofale

Kreuziger( Soz.): Wir stehen durchaus zum Zentralisierungss gedanken und fännen weder ben Magistratsvorschlag noch die Aus­fchußanträge annehmen. Wir wollen das Wahl bzw. Ernennungs­recht des Oberbürgermeisters nicht im geringften anfechten; um in gewisser Weise die Bezirksämter dech zu berücksichtigen, beantragen anzeiger" am 11. Dezember eine mit S. R. unterzeichnete Rotia, in wir, neben dem Stadtschulrat in die Deputation 5 Bezirksamtsmit welcher gegen das Bezirksamt 15( Tuptow) der Vorwurf ers glieder zu entfenden, wobei den Bezirksämtern ein Vorschlagsrecht boben wird, es habe die Wahl eines Oberstudienrats nach partei­gegeben wird; ebenso wären die 6 Mitglieder der Bezirksverfamm- politischen Gesichtspunkten getroffen. lungen I- VI derart zu wählen, daß jede Bezirksversammlung einen vorzuschlagen hat.

Hiernach wird die Beratung abermals unterbrochen. Es wird zur Wahl von 12 unbefoldeten Stadt­raten geschritten. Hieran schließt sich sofort die Wahl der mit glieder für die zentralen Berwaltungsdeputa Bildung der

tionen.

Ter Einsender betont, das Lehrerkollegium des Realgymnas fiums habe zum stellvertretenden Tieltor einstimmig den ältesten Amtsperofien vorgeschlagen, das Pezirksamt sei indefien ohne Gegengründe über den Reichluß des Lehrlörpers hinwegs gegangen und habe einen weit jüngeren Herrn gewählt. der freilich zu den radikaliten dulreformern gebore und auf Bauliens Schulprogramm schwöre. Man fann", fo betont der

überwiesen; gleichzeitig wird der Magistrat ersucht, Sachverständige deputation für Berlin I- VI sprechen noch Troll( Dnat. Vp.), Einiender am Schluß, geirannt sein, wie sich die vorgelegte Dienste

Eröffnung durch Dr. Caspari 5 Uhr 20 Minuten. Die Anträge der Demokraten und der Deutschnationalen, welche die Rentabilitätsprüfung der städtischen Wirtschaftsbetriebe durch einen Sachverständigenausschuß bezwecken, werden einem Ausschuß zu berufen und Mittel dafür zur Verfügung zu stellen. Vor der Tagesordnung beschwert sich Stadtv. Kunze( Dtsch. Sog) nochmals über die ihm am vorigen Donnerstag durch den Debatteschluß zugefügte Wortentziehung. Wenn man ihn nochmals so behandle, werde er zur Obftruftion schreiten( Schallenbes Ge­fächter) und eventuell zu jedem Gegenstande( heute sind es 64. D. Red.) das Wort ergreifen.

Die Vorlage wegen Errichtung von 16 Stadtarztstellen wird mit den vom Ausschusse für Anstellungssachen vorgeschlagenen Berbesserungen, welche Stadtmedizinalrat Rabnom beim Magistrat zu vertreten verspricht, angenommen.

Ueber die Vorlage betr. die Bildung der Bezirksschul. deputation und des Bezirksschulausschusses für die Bezirke 1 bis 6 berichtet ausführlich Dr. Borchardt( Soz.).

Zeitpunkt die

Um 6 Uhr wird die Besprechung unterbrochen, da für diefen Wahl von acht Mitgliedern und acht Stellvertretern des Staatsrats angesezt ist Die Wahl erfolgt auf Grund von 6 zugelassenen Wahl­porschlägen durch Namensaufruf. Die Ermittelung des Ergebnisses findet außerhalb des Saales statt; die Bersammlung fährt in der unterbrochenen Beratung fort.

Dr. Löwenstein( U. Scz.), Dr. Helmbe( Dem.), Dr. Bor hardt( Soz.), der gegen die von Frau Fromm und auch von Goß erstrebte Berschlagung des bisher einheitlichen Schulwesens von Alt- Berlin protestiert und die nochmalige Ausschußberatung für über flüssig erklärt. Darauf wird ein Schlußantrag angenommen und die Borlage an den Ausschuß zurüdverwiesen.

"

Sto. Kunze( Dtsch. Scz.) beantragt, den Bunft 54 der Tages ordnung Berkauf der Gewerkschaft Bornsdorf" jezt vorwegzu nehmen. Der Antrag wird von Koch ( Dnat. Bp.) unterstützt und von einer beträchtlichen Mehrheit unter großer Heiterfeit ange­nommen. Der Borsteher teilt das

der

Sierzu ist folgendes zu bemerken: Der Gewählte ist ein ans erkannter Schulmann, der sich allgemeiner Werticägung erfient. Wie eine spätere Abstimmung des Lebrerfollegiums ergeben bat, ist der Vorschlag des letzteren nur mit 15 gegen 5 bei 8 Etimmen enthaltungen angenommen worden; es stehen also, da außerdem der Gewählte nicht an dem Abstimmungsaft beteiligt war. ten 15 Stimmen 9 gegenüber, welche auf den dienstältesten Kanditaten Das Bezirke amit hat einen Mann ges nicht eingeschworen sind. wählt, gegen deffen Qualifikation auch das Lehrerfollegium nicht den geringsten Einwand erheben fann, ea bat allerdings den von Mebrbeit des Lebre: follegiums bertretenen Etandpunkt Titelter ablehnen müssen, daß als stellvertretender der Dienstältefte in Betracht fomme. Ein folder Grundfos ist mit. Auf die Liste Bege( Dnet. Bp.) entfielen 39, auf die Liste unseres Wissens auch von den Lehrerkollegien anderer Terpel Daß der Gewählte ein anitalten nicht befolgt worden. Benede( D. Bp.) 35, auf die Liste Peters( Dem.) 41; diese drei Listen waren verbunden. Die Listen Heimann( Soz.), Beŋl( U. S03.) und Schulreformer ist und den Erziehungsproblemen Gäbel( Komm.) erhalten 50, 41 und 19 Stimmen. Gewählt find unerer Beit offenen Ginnes gegenüberstebt, eae und Dr. Richter( Drat. Bp.). Benede und Gausse läßt ihn für dieses Amt als befonders geeignet ( D. Vp.), Peters( Tem.), Busch( Wirtsch. Ba.), Kohl, Ahrens erscheinen. und R.-A. Tr. Treitel( Erz.). Frau Dr. Weyl und Schlich= tina( U. Soz.) und Leg( Komm.).

Ergebnis der Stadtratswahl

Der Stich ins Herz.

nur

Die Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen war 225; die Ver­Bei der Wahl zum Staatsrat find 224 Stimmzettel ab­Mit der schwierigen Frage, ob eine in urdt, Vestürzung oder gegeben werden, davon sind auf die Liste Ritter( Soz.) 46, auf die fammlung war vollzählig. Auch bei der Wahl für die zentralen Schreden be, angene Ueberschreitung der Notwehr, die sogenannte Lifte Dr. Weinberg( U. Sez.) 42, auf die Liste Dr. Steiniger( dnatl.) einer ungültig. Von den 224 gültigen entfallen auf zu beschäftigen. Angeflagt wegen Körperverlegung mit Berwaltungsbeputationen wurden 225 Simmen abgegeben, davon Butationotwehr vorliegt, hatten sich aestern die Geschworenen 48, auf die Liste Böß( Dem.) 27, auf die Like Hallensleben( D. Bp.) die Listen Heimann, Benlund Gabel 110, auf die Liste tödlichem Ausgange war der Kaumann Franz ein aus 40, auf die Liste Ruppert 21 Stimmen entfallen. Für das achte ice 43, cui die Liste v. Ennern 35, auf die Liste Dove 36 Berlin- Südende. In der Nacht zum 8. August d. J. inchie der Ans Mandat entscheidet das Los zwischen den Listen Ruppert und Wein- Stimmen. Auf die ersteren entfallen 8. auf die drei berg zugunsten der letzteren. Gewählt sind: Ritter und Cze anderen istenie 3, 2 und 3, alio gleichfalls 8 mit minsti( Scz.), Dr. Weinberg und Reimann( u. Soz.), glieder. Zur Magistratsvorlage betr. tle Dr. Steiniger und Fabian( dnatl.), Böß( Dem.), Hallens. leben( D. Ep.).

Nach der Magistratsvorlage haben die von der Versammlung am 10. Mai beschlossenen Zusammensetzungen den gesetzlichen Bor fchriften und Verordnungen nicht entsprochen. Er schlägt jetzt vor, die Deputation bestehen zu lassen aus 6 Mitgliedern aus dem

1]

Gewerkschaft Bornsdorf,

die für 30 Millionen Mart an einen Herrn Waltburg verkauft werten foll, well fie fich als ein völlig unren ables Kohlenbergwert erwiesen hat, temerit unze, daß hier ein unveran wozt ihes Spiel mit städtischem Besiz getrieben werden soll, daß der Käufer

über!"

Manghild hordte nach dem Fahrrad. Jetzt ist er vor und füllte das Hemd.

Der Trambahnwagen der Freiheit. berjagte fie mit einem Seufzer, aber ihr Bulen wogte noch Samthut.

Novelle von Otto Rung .

Die Landstraße dahin liefen Solborg und Manghild. Manghild in Hemd und Rod unter dem braunen Ulster der Borsteherin, Solborg in blauer Wermelschürze und weißen Wolstrümpfen, beide ohne Kopfbedeckung, Manghiid brünett, drall, etwas über siebzehn Jahre, Solborg goldblond- lockig, langbeinig und fast achtzehn. Es war Sonnenwetter und badend heiß. Die beiden Mädchen pflückten Blätter, um ihre Stirnen zu trocknen, unter den langen mageren Bäumen, die hier standen, war nicht so viel Schatten wie daheim auf dem Südboulevard im Juli.

Solborg fächelte eine lange Rizellode von der Stumpf­nase fort und blinzelte nach der Sonne hinauf.

" Was ist nun das?" flüsterte sie. Det fannst du was erleben, Manghilb!" Oben auf der Anhöhe tam ein Rodfahrer zum Vorschein. Weiße Müge und Hosen," sagte Solborg. ,, Das fann nur ein Fahrradpolizift sein."

Manghilds fleine Unterlippe fant. Die Mausezähnchen hackten erschreckt aufeinander.

Reißen wir aus" fegte Colborg und ließ sich auf dem Hinterteil in den Graben hinabgleiten. Dort war ein Loch im Baun, Solborg fam hindurch, schlank wie ein Aal, Mang­hild dagegen blieb steden als der fleine Pfropfen, der sie war. Solborg zog sie an den Beinen. Sie rutschten eine Böichung hinab, einem Rinnjal zu; was vor ihnen lag, waren Felder mit Milchfübeln und Blumen hinan gegen ein paar Anhöhen, und einiges Gebüsch und keine Häuser. Plöglich hustete jemand in ihrer Nähe. Sie sahen erschrocken noch rechts. Da saßen sie dicht neben einem Herrn. Solborg freischte auf; dann schielte fie noch ihm hin.

Neeh! Ein Herr war das nicht, sondern ein Mann mit langen Bortstopreln. Er hatte Schuhe und Strümpfe von beiden Füßen gestreift, mit denen er in dem Bache platfchte. " Da oben tommt ein Radfahrpolizist daher," sagte Sol­Eorg marnend. Daß Sie es wiffen!"

Dante lehr, meine Damen!" ermiderte der Mann fehr 13ffich und lüftete feinen Somthut. S in Echädel war hoch, weiß und nackt wie ein Vogelei. Vor den Ohren und ebenso auf dem Rinn stach ein bißchen meltes Haar in Büscheln her nor wie Roßhaar aus einer alten Matraße.

getlagte in Begleitung des Oberpostinspektiors H. und des Friiems N. die in Südende gelegene Schankwiriichat von Streiau auf. Hier geriet er mit dem Rauimann Nohr in einen Streit, da dieser ihn beituldigte. er babe durch feine, des Angeklagten, Schuld beim Spiel verloren. Der Etreit ießte fich dann auf der Straße fort und es fam zu einem Handgemenge, bei dem Nohr dem Angeklagten einen Stoß vor die Biust deriezte. In diesem Augenblic stieß ein dem N. iein Taidenmeiier in die linte Brusticite, einladend auf seinen frummen Beinchen und schwenkte den Solborg nickte Manghild bedeutungsvoll zu: Der Mann ließ seine Zehen im Waffer plätschern. Das ,, Collen wir wirklich, ich und du, mit Großvater heim­gehen?" fühlt," fagte er, nach vier Tagen auf der Walz . Es muß warm fein mit so einem Balö hut!" meinte Sol- Manghild nahm die Röde um ihre runden Beine zu borg, und schade ist's um Ihr langes Flachshaar!" Sie ſanimen und erhob sich träumend. Und nachdem Anfersen mit fädelte sich mit einem Ampferblatt und beaugenscheinigte ihn dem Daumen einen Steig beezich net hatte, der in das kleine fritisch. Er nahm den Samthut ab, feuchtete ein altes graues Buschwerk schlüpfte, ging er voran, mit wunden Füßen in dem Taschentuch, legte es über die Glatze und pustete erleichtert. burd löderten Eduhwert. Er trug einen langfcößigen Rock, der über der ganzen Vorder­breite mit Delfarbe bejprigt war, einen Wollhembtragen mit Schnurlige und statt der Wefte einen Sportgürtel.

Einladend lächelnd, drehte er den Kopf auf dem kleinen gefurchten Vogelhals.

Und woher tommen die Damen nun des Wegs?" Er schüttete ein wenig Tabak aus der Hosentasche in eine truftige graue Hand, die in der Mitte einen gebleichten Fleck hatte, führte ihn an feine fleine schiefe Nase und schnupfte.

,, Da wo wir ausgerissen sind-" Solborg warf den Nacken zurück, daß drei Haarnadeln aus der Frisur flogen. ,, Aus dem Rettungsheim natürlich, von 1905, für irrege­gangene junge Mädchen. Drei Tage sind wir da gesessen, dann brannten wir durch."

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schwer.

Wir friegten Margarine zu essen," seufzte Manghild Solborg zog ein schiefes Mäulchen. Und Waffergrüße!" Sie fd lug sich mit der Hand auf das Hinterteil. Das reine Kinderheim! Manghild hat den Ulster der Borsteherin an." Sie gähnte und recte di Arme. Und jetzt sind wir auf Bergnügen. Ich und Manghild. Auf Freiheit.

Der Mann trodnete fich die Füße mit einem Grasbüschel. ,, Darf ich den Damen vielleicht ein Logis bei mir anbieten?" Solborg sperrte die Augen auf und sah sich um. Wo soll das sein?"

Hotel Kokenruhe !" Er steckte die Nase in feine Strümpfe, fand letztere aber noch zu naß und barg fie topfschüttelnd in der Tasche. Dann trot er in die Schnürschuhe und band die Snüre zu Schleifen. Bitte sehr, näherzutreten," sagte er. Fünfter Busch, rechts."

"

Er verbeugte fich fchief und rollte die Augen. Darf ich mir erlaufen, mich vorzustellen: Niels Anferfen, mendernder Kunstmaler." Er lächelte mit drei Zähnen im Oberfiefer, stand

Solborg sah über die Schulter zurück und steckte die Zunge heraus: Na, adjes denn, Fräulein Borsteherin und Brost mit Effig!" Und sie legte den Aim um Manghilds Hüsten.

Unter einem der Büsche wohnte Ankersen. Es war ein Busch, der ein ganzes Dach bildete- Solborg hielt es für eine Trauerweide- und an einem kleinen Erdhügel hatte Ankersen fich ein richtiges Nest aus Heu bereitet.

Ich wohne im Erdgeschoß," fogte er, und meine Möbel habe ich im Keller." Er scharrte im Heu und zog einen Mantelsack hervor, der, wie Solborg sah, auf der Borderseite. ein in Himmelblau gemoltes Bild trug.

fneifend.

Ist das ein Husar?" fragte sie, die Augen zusammen­Er schüttelte den Kopf. Nein. das ist ein Seeftüd." Die Bitte, im Sofa weißen Streifen seien Echaum, erklärte er. Blaz zu nehmen." Er grub mit dem Hinterförper zwei Ber­tiefungen in das Heu, für jede der Damen eine. Solborg guckte hinauf nach dem Gipfel des Baumes, wo In halber Höhe faßen einige die Rweige schüttern waren. mittelgroße Vögel. Ihr Hopfen genierte sie. Es waren ficher Stare oder Buchfinken. Dies Getue! Es war rein zu toll! Sie stand auf.

Und wo sollen wir wohnen?" fragte sie erbost. Da oben in der Monsarbe vielleicht?"

Ankersen hatte viele Entschuldigungen vorzubringen. Die Dede sei jo wohl undicht, aber darüber sei es sternenhell. Wenigstens des Nachts!

" Dante fehr!" sagte Solborg und bürstete sich das Heu von der Aermelschürze. Im Bettungsheim hatten wir Roß­haarmatroken und auf den Gefimfen Schriftstellen." Ankersen verdrehte Inrisch die Augen. Aber feine Frei­heit. Und feine offene Natur!"

( Fortsetzung folgt.)