2*6« Wast allmWich ein, einige Dutzend Parteiführer von unerschöpflicher Energie und grenzenlosem Idealismus dirigieren und regieren, unter ihnen leidet in Wirklichkeit«in Dutzend hervor- ragender Köpfe, und eine Elite der Arbeiterschaft wird von Zeit zu Zeit zu Versammlungen aufgeboten, um den Reden der Führer Beisallzu klatschen, vorgelegten Resolutionen einstimmig zuzustimmen, im Grund« also eine Cliquenwirtschaft — ein« Diktatur allerdings, aber nicht die Diktatur des Proletariats, fondern die Diktatur einer Handvoll Politiker, d. h. Diktatur im bürgerlichen Sinne, im Sinn« der Iakobiner-Herr- s ch o f t. Ja noch weiter: solche Zustände müssen eine V e r w i l d e- r u n g des öffentlichen Leben, zeitigen: Attentate, Geiselerschießungen usw. von, oll dem. was die Dolschewisten und auch unsere Kommunisten unter Diktatur ve�tehen, behält Rosa Luxemburg eigenllich nur den Namen bei, wenn sie ausruft: Jawohl: Diktatur! Aber diese Diktatur besteht in der Art der Perwendung der Demokratie, nicht in ihrer Abschaffung. Danach können* wir allerdings verstehen, daß die Eberlein-Zentrale dieses gefährliche Dokument am liebsten dem Scheiterhaufen überliefert hätte. So sehr wir uns freuen, daß dies mißglückt ist, so tief beklagen wir auch heute wieder, daß eine militaristische Totschlägerbande, die weder wußte, wer Rosa Luxemburg war, noch was sie wollte, diese geistig hochbedeutende Frau erschlagen und damit zur Märtyrerin der Leute gemacht hat, zu denen sie heute, wenn sie am Leben geblieben wäre, im schärf st en Gegensatz st e h e n würde. Es ist ja bekannt, daß Rosa Luxemburg den Ianuarputsch auf das entschieden st e ver- urteilt hat. Wer das Vorstehende liest, der sieht klar, daß sie nicht geschwiegen haben würde, wenn nicht die in aller Gemeinheit obendrein noch bodenlos dumm han- delnden Meuchelmörder sie mit Gewalt zum Schweigen Sebracht hätten. Die Vogel, Pflugk-Hartung, i u n g e und Konsorten haben im tatsächlichen Erfolg die Geschäfte der Eberlein und Genossen besorgt. Und wenn schon moralische Argumente bei dieser Art Leute nicht verfangen, so sollte dies doch wenigstens eine Warnung für alle künftigen Meuchelmörder fein.
Wilhelms Rechtfertigung. In großer Aufmachung veröffentlicht die Rechtspresse einen Schriftwechsel zwischen Hindenburg und dem ehemaligen Kaiser, dessen wesentlichen Inhalt die Frage der Kriegs» schuld bildet. Die Briefe rühren aus dem Frühjahr dieses Jahres(März und Axril) her, und man würde sich vergeblich fragen, was gerade fetzt, nach dreiviertel Iahren Grund zu ihrer Veröffentlichung bieten könnte, wenn nicht ein kleiner Umstand einen Fingerzeig böte: Vor kurzer Zeit sind Wik- Helms„Vergleichende Geschichtstabellen" im Druck erschienen. und da der Schriftwechsel mehrfach auf dieses— nebenbei historisch völlig wertlose— Machwerk Bezug nimmt, so wird man seine Veröffentlichung als einen b u ch h ä n d- lerischen Propagandatrick am besten charakteri- sieren. Ueber das uns im Versailler Vertrag aufgezwungene Schuldbekenntnis ließe sich allerhand sagen. Der Kampf um die historische Wahrheit, die etwa in den Worten Lloyd Georges eingefchlosien liegt, daß alle Staaten mehr oder weniger fahrlässig in den Krieg h i n e i n g e« schliddert und-gestolpert sind, ist wobl der An- ftrengung wert. Aber damit er irgendwelche Aussicht auf Er- folg verspricht, wäre vor allen Dingen notwendig, daß d i e Leute endlich den Mund halten, die in Deutsch - land die Fahrlässigkeit auf die Spitze getrie- b e n oder gar den Krieg herbeigewünscht haben. Solange aber gerade sie hinter der Unschuld der großen Volksmehrheit Deckung für ihre persönliche Verschuldung, sei es Fahrlässigkeit oder Vorsatz, suchen, wird damit die Sache Deutschlands von vornherein kompromit- ti'ert.
Wilhelm, der Ehemalige, ist die denkbar vngeeig� netste Persönlichkeit, um den Kampf gegen das erpreßte Schuldgeständnis des Versailler Vertrages für Deutschland � aufzunehmen. Der Mann, der Jahrzehnte lang— wenn auch ' mehr in ruhmrediger als kriegerischer Absicht— mit seinen ! bramarbasierenden Reden die Welt in Unruhe versetzt hat, der Mann, der die wahnsinnigsten Randbemerkungen auf«:n Kriegsakten verfaßt hat, wie„Immer feste das Ge- i sindel auf die Füße treten!" usw., er ist der d e n k b a r u n- geeignet st e Verteidiger der deutschen Sache. Deny � bei ihm läuft schließlich alles auf die persönliche Recht- fertigung hinaus— und die ist hoffnungslos, wenig- ! stens in dem Sinne, daß von dem Vorwurf des Größen- wahns, der Verblendung, der Kopflosigkeit und absoluten Phantasterei keine objektive Weltgeschichte Wilhelm jemals freisprechen wird. Mit dem simplen Satz„Der Kaiser hat den Krieg nicht gewollt" ist die Sache für das deutsche Volk nicht erledigt. Der Kapitän, der durch Fahrlässig- t e i t einen Dampferzusammenstoß herbeiführt. Hot das Un- glück auch nicht gewollt, und doch macht man ihn— und mit Recht— hierfür verantwortlich. Eine persönliche Rechtfertigung versucht Wilhelm auch seiner Flucht nach Holland angedoihen zu lasten. Interessant ist dabei, daß er sich auf H i n d e n b u r g s R a t beruft. Bisher hat die Rechtspreste Wilhelms Flucht auf den Rat des Generals G r o e n e r zurückgeführt und diesen in der wüstesten Weise beschimpft. Ob sie diese Beschimpfungen jetzt auf Hindenburg übertragen wird?! Tagung öes partelausschuffes. Heu!« vormittag ist der Parteiausschuß der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zusammengetreten, um nach einem Referat des Parteivorsitzenden Otto Wels und einem Ergänzungsreferat Hermann Müllers Stellung zu den schiebenden politischen Fragen zu nehmen._ Welknachtsvorschüsse für Seamte? Am Montagvormittag um 10 Uhr haben im Reichsfinanz- Ministerium in kleinem Kreise Besprechungen zwischen Regie- rungsvertretern und Beauftragten der Spitzenorganisatio- nen der Beamten und Gewerkschaften begonnen. Räch dem ablehnenden Schreiben des derzeitigen Reichsfinanzministers Dr. Hermes war die gespannte Situation so verschärft worden, daß! ein Ausstand der Unterbeamten und eines Teils der mitt- leren Beamten sehr wahrscheinlich wurde. Um fedoch die Rot, die gerade in den Kreisen der Beamten und Staatsarbeiter herrscht, zu mildern, die in die untersten Gehaltsklassen eingegliedert find, hat der Reichsfinanzminister je zwei Vertreter des Deutschen Beamten-> bundes, des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes, der Christlichen und der Gewerkvereine(H.-D.) zu sich gebeten, um mit ihnen die Mög- lichkeit zu erörtern, den Beamten noch vor Weihnachten einen Vorschuß auf das Ianuargehalt zu zahlen. Die Kon- ferenz findet im kleinsten Kreise statt, weil die Regierungsvertreter über die innen- und außenpolitische Loge den Gewerkschaftsführern vertrauliche Mitteilungen machen werden. Es ist jedoch auch mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Frage einer Aufbefle- rung der unteren Beamtengehälter wenigstens in großen Zügen er- örtert wird.*, Clemens Delbrück . In Jena ist am Sonntag der deutschnationale Abg. Clemens Delbrück gestorben, der noch von Wilhelm II. durch den .Schwarzen Adler" den persönlichen Adel erhalten hatte. Delbrück kam aus dem preußischen Verwaltungsdienst, wurde Oberbürger- meister von Danzig , Oberpräsident von Westpreußen , preußischer Handelsminister und schließlich— im Jahr« 1S09— Staatssekretär des Innern und Stellvertreter des Reichskanzlers. 1910 schied er wegen Krankheit aus dieser Stellung, wurde aber im Oktober 1918 zum Chef des Zioilkabinetts des Kaisers an Stell« des Reaktionärs von Berg berufen, um die Ucberleitung der höfischen Ansichten in die neuen Derhältnisie zu erleichtern. Seine Mission kam aber zu
spät. Di« Zeit Wilhelm« war erfüllt. Auch der im Ausgleichen und Kompromisteln erfahren« Delbrück konnte nicht mehr gerade machen, was Jahrzehnte an reaktionärer Herrschast verbogen hatten. Nach dem Zusammenbruch ließ Delbrück sich mit Posadowsky als.deutschnationaler" Kandidat in die Nationalversammlung wählen. Aber beide hatten innerhalb der blödantisemitisch gerichteten Fraktion schwere Kämpfe zu bestehen. Delbrück , der gleich seinem Gefährten Posadowsky etwas wußte, der zudem ein persönlich anständiger Mensch vom besten Willen war, paßte in die Klopf- fechtergarde der Hergt und Helsferich nur schlecht hinein. In den letzten Iahren war der kenntnisreiche Mann still geworden im poli- tischen Leben. Er gehörte zwar dem Reichstag noch an— Posadowsky ist ja schon im Juni 1920 abgesägt worden—, ober er war schon langt vor seinem Tode auch in der deutschnationalen Fraktion «in toter Mann gewesen. Unter den Beamten des wilhelminischen System, gehörte Delbrück zu den wenigen, die bei aller Anhänglich- keit ans Uebcriieferte doch den Blick nicht absichtlich verschlossen vor dem werdenden Reuen. Reichstagspräfident L ö b e richtete an die Angehörigen des Per- starben«» folgendes Beileidstelegramm:.Zum Hinscheiden des Staatsministers und Abgeordneten Herrn, v. Delbrück , dem eifrigen Mitarbeiter an der Verfassung von Weimar, spreche ich meine tiefste Teilnahme aus."
Severins über öie„SLinnespnrtei- Duisburg. 19. vezember.(WTV.) In einer von mehreren tausend Personen besuchten Bersammlung in Homburg-Hochheide sprach am Sonntagabend der preußisch« Minister des Innern, S e o e r i n g, über die politische Lage, die er, zunächst auf Preußen beziehend, dahin charakteristerte, durch die Verbreiterung der Koalition
_ aus politisch' Dilettanten, ober diese Einschätzung des Politikers hindere ihn gar nicht, anzuerkennen, daß Stinncs auf w i r t f ch a f t l i ch e m Gebiet eine Kraft ist, die wir nicht unterschätzen srllen, die wir leichtfertig zu beurteilen kein Recht haben. Stinnes sei eine Persönlichkeit mit Initiative und Beharrlichkeit, ein Mann, der genau weiß, was er will, und der versucht, mit allen Mitteln seinen Dillen und seine Wünsche durchzusetzen. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen besprach Severing eingehend die Notwendigkeit der Verbreiterung der Koalition durch die Deutsch « Volkspartei, da man noch dem Ausfall der letzten Land- taaswahlen keine andere Wahl gehabt habe. Die Volkspartei sei nicht nur Stinnes-Partei. Hätte sie nur Männer in ihren Reihen von der wirtschasllichen Bedeutung dieses Mannes, dann stände«sum unsere Steuern besser. Das sei aber nicht so. In der Volksoarici ständen neben den Großindustriellen Stinnes, Boegler und einigen anderen, auch Taufende von Angc- stellten und Handwerkern. Seoerinq forderte die Erschließung neuer Steuerquellen, ober so. daß die Latten nur auf tragfähige Schultern gelegt würden. Die preußischen Finanzen bezeichnete er vorläuttg al» ziemlich gesund. Schließlich unterzog der Minister noch, die Reparationsfrage einer eingehenden Erörterung. Die Ausführun- gen Seoerings wurden fortwährend durch Zwischenrufe unter- brachen. � Reaktionärer ffereinfall. In den Kapp-Tagen haben vielfach Arbeiter bei reaktionären. Personen Waffenlager und einzelne Mafien beschlagnahmt. Jetzt, nach geraumer Zeit, stnd daraus eine Reihe von A i v i l p r o- zessen entstanden. Offenbar auf Betreiben irgendeiner Z e n- trat stelle machen die Reaktionäre, denen Dassen abgenommen worden find, Echadensersatzonsprüche gegen die betres- senden Arbeiter geltend. In Kiel ist jüngst ein solcher Fall zur Entscheidung gelangt. Nachdem zwei Instanzen die Arbeiter zum Schadensersatz verurteilt hatten, hat das 0 b e r l a n d e s g e r i ch t Kiel als höchste Instanz den Anspruch der Kläger zurückgewiesen. Da» Oberlandesgericht hat im Gegensatz zu den Dorinstanzen die damaligen tatsächlichen Verhältnisse gewürdigt und dar- aus gefolgert, daß den Veklogten weder eine unerlaubte haudlung noch eine Dernachlässigung der Aufbewahrungspfiichk zur Latt fäll:. Das Urteil dürfte von Bedeutung für die weiteren noch schwe- benden Prozesse sein.
Curopaisthes System. Ei» lehrreiches Beispiel, wie Europa kolonisiert, und wie das villltärisch« System auf unverdorbene Naturvölker wirkt, gibt Gregor Krause in dem künstlerisch wertvollen Werk„D i e Insel Bali"(Volkwang Verlag in Hagen i. W.). Er schreibt: „Im Mai 1001 zerschellte in der Brandung an der Südküste von Ball ein kleines chinesisches Segelschiff. Der Eigentümer, ein Chinese, klagt über„Strandraub"(unter dem ans Land gespülten Gut soll sich eine Kiste mit 2000 Silberdollar befunden hoben). Die Balier schwören, kein Geld am Strande gefunden zu haben. Man verlangt von dem Fürsten Genugtuung.' er ersucht um Verhandlung vor dem Gerichtshof der Kertha's. Man erklärt ihm den Krieg. Im Herbst 1908 schiffen sich von Java einige tausend Mann«uro- päischer Truppen unter großer Begeisterung des Publikums gegen Bali ein. Einige vergebliche Lanzengefechre überzeugen die Balier »an der Nutzlosigkeit eines Widerstandes gegen europäische Bewaff- »ung, und sie begeben sich auf ihre Reisfelder, um die unterbrochene Arbeit fortzusetzen. Den Truppen wird willig alles gegeben, was sie verlangen. Die Fürsten mit chrer Familie aber und allen, die von ihnen Besoldungen oder Unterhall beziehen, sind entschlossen zu sterben und bereiten sich seit Tagen in Gebeten auf den„Purutan", d. h. das Ende vor. Die Truppen nähern sich dem Palaste des Fürsten . Einige »lte Frauen und die Kranken, die nicht gehen können, sind mit dem Dolche erstochen worden. Dann schießen aus dem Polaste Flammen empor. Heraus tritt ein seltener Zug: Männer in glänzenden Ge- «ändern, rot und schwarz, mit longwallendem Haar, unbedeckt, in dem Gürtel lange goldene juwelenfunkelnde Kris(d. i. Schwerter). In ihrer Mitte festlich geschmückte Frauen, Blumen im Haar, neben ihnen Hunderte von Kindern. Alle tragen den weißen Mantel der dem Tode sich Weihenden. Als letzter erscheint der Fürst auf einem goldenen Stuhl, der von vier Männern getragen wird. Lautlos und langsam bewegt sich der Zug den Truppen entgegen. Etwa 100 Schritt vor ihnen hält er plötzlich an, der Fürst steigt aus seinem Tragstuhl. Ein Schuh aus einem alten Dronzerohr, das explo- diert, gibt das Zeichen, und mit erhobenen Lanzen und gezückten Schwertern stürzt olles in dos Schnellfeuer der Repetierqewehre. Die Artillerie feuert ihre Schrapnells in den dichten Menschen- Haufen. Die Leichen stapeln sich auf und sperren neuen Scharen, die aus dem Palaste treten, den Weg. Boll Grauen schwelgt das Feuer der Truppen. Da fleht man einen Mann im Priestergewand mit eisiger Sicherheit den Hochgeschwimgenen Kri, in die Brust von Männern und Frauen stoßen, die sich um ihn drängen. Er wird niedergeschosien. ein anderer übernimmt sein Amt. Verwundete er- stechen sich selbst oder erweisen Sterbenden diesen Dienst, die, von Granaten zerrisien, e» nicht mehr selbst können. Reu« Mafien kommen näher, singend stürzen sie vor und fallen. Die Soldaten zögern,«eiterzuschießen. Da werfen ihnen Frauen einen Regen von Goldstücken entgegen: ,�ier hobt ihr da» Geld, wo- für ihr kamt." Sie weifen auf ihre Brust, um ilorthin ge- troffen zu werden. Der Weg. zum brennenden Palast de» Fürsten ist fiel* C.
Iung-Deukschland In der„Tribüne". Was Werner Schen- d e l l, der junge Dichter des Trauerspiels ,M a r c e l l a" sagen kann, ist gewiß nicht Beweis eines sehr blühenden Talentes. Der beginnende Menschensucher und Menschengestalter bescheidet sich mit geringen, beinahe hundertfach abgenutzten Problemen. Aber er führt, nachdem er den großen Anlauf auf das Psychische genommen hat, topfer ins Theatralische hinein. Und dieser Zug zur Bejahung der Bühnennotwendigkeit scheint darauf hinzuweisen, daß Schendell eines Tagcs noch ein erträglicher Dramatiker wird. Vorläufig geht es etwas Piffpaff in seinem Stück« zu. Zwei junge Frauen stehen auf der Bühne, beide von dem gleichen Mann zur Mutter gemacht. Nun nimmt die eine, die bürgerlich nicht viel zu vellieren hat, dos Frauenschicksal auf sich. Die andere, die au» „gutem" Hause ist, verzweifell und vertraut sich einer Engelmacherin an. Als nun diese zaghaft mutige Marcella auf dem Krankenbette erwacht, übersieht sie ihre ganzen Berlorenheit. Sie wird nie mehr der Mutterschaft fähig sein. Es mißt sich im Hochmutsstreit die junge Mutter mit der Unfruchtbaren. Die Geschlagene wird verrückt vor Neid und tötet den Säugling. Sie haben beide einen beträcht- lichen Windhund geliebt, dem ein drittes Mädel Säure ins Gesicht schleuderte. Dafür hängt sich ein medizinischer Lrackenburg von 1921 an die Möderin des Kindes, das gar nicht das ihrige ist. Und das Giftfläfchchen endet sehr schnell und romantisch das Leben dieser Armen, lviel Papier, viel Phrase, hinter dem Stück ist mehr als in dem Stücke. Trotzdem war es verdienstlich, Herrn Schendell das Rampenlichtlein anzuzünden. Es dienten dem Dichter Hermine Sterler und Rita P a r s e n. Während Fräulein Sterler der allzuheftigen Pose nicht entgehen mochte, war Fräulein Parsen innig, klar, diszipliniert, kräftig im richtigen Moment: Sie ist eine Schauspielerin, deren be- ginnender Ausstieg die Schwierigkeit des Anbruchs überwunden hat. M. H. Verliner Studentenschaft, kommvnlsmn» vnd Ehrenordnung. In der dieser Tage stattgehabten Sitzung der Studenten- Vertretung der Berliner Universität wurde unter an« denn auch über die durch den Rektor verfügte Auflösung der kommunistischen Gruppe verhandelt. Jacob» betonte, daß es sich um eine Angelegenheit handele, deren Klärung im Interefie der Studentenschaft liege. Für den Anschlag am schwarzen Brett der Gruppe, der den Kommunisten zusti Vorwurf gemocht wurde, seien sie in keiner Weise verantwortlich. Man wolle die mißliebigen Grup- pen entfernen. Der Redner forderte auf, durch eine Entschließung da» Rektorat zu einer Aeußerung zu veranlafien. B o r ck(Daffen- ring) stellte sich auf den Standpunkt, daß nach der Dtsziplinarord- nung der Rektor die Houspolizeigewalt ausübe und Vereine ver- bieten könne. Stein hält dem entgegen, daß durch Ministerialerlaß vom 8. November 1918 Bereine nur insofern und soweit verboten werden könnten, als sie auf Vergünstigungen(schwarzes Brett usw.) Anspruch erheben. Eine Gruppe könne der Rektor nicht auslösen. Stein reicht einen Antrag«in, der schärfsten Protest erhebt gegen den Eingriff in die elementarsten Koalition»- rechte der Studierenden. Ueber die Anträge wurde zur Tagesordnung übergegangen.— Als nächster Punkt wurde die.Ehrenordnung" behandelt. Holländer erklärt« sich
im Namen der sozialistischen Fraktion gegen die Ehrenordnung. Dies« führe nicht zur studentischen Sclbstver- wallung. E» sei unmöglich, von einem Gemeinschaftsgefühl inner- halb der Studentenschaft zu sprechen, diese sei keine Gemeinschofi, sondern eine Gesellschaft. Di« Voraussetzung für eine Gemeinschaft sei die Achtung, und diese bestehe zwischen den Korporationen nicht. In der Ehrenordnung sehe er einen Trennungsstrich zwischen Aka- demikern und anderen. Der Redner empfiehlt einen Antrag, der sich für Einsetzung eines Aktionsausschusses ausspricht, welcher die Aus- gab« habe, die trüben Wirkungen des Unterschiedes in religiöser, politischer, sozialer und völkischer Hinsicht abzuschwächen. Bit- l a i n(Waffenring" bezeichnete Holländer» Aeußerungen als„cm- archistisch". ver sozialistische Antrag wurde gegen we- nige Stimmen abgelehnt. Dies« durch und durch reaktionäre, sozial bornierte und kulturell zurückgebliebene Gesellschaft erhebt den Anspruch, die geistige Blüte der deutschen Jugend zu repräsentieren! Man müßte an der Zu- kunft Deutschlands verzweifeln, wenn man nicht die Gewißheit hätte, daß un» glücklicherweise noch andere Quellen der Verjüngung flie- ßen und daß das deutsche Volk seine Führer ganz sicher nicht aus den Kreisen wählen wird, die der muffigen Sphäre dieser.freien Burschen" entstammen. Da» heißt da, auf Deutsch ? So möchte man manchmal fragen. wenn man Sportbericht« liest. Da heißt«» z. B. in einem Sportbiatt:„Nach 10 Minuten gibt Gröner eine Dorlage an den Halbrechten Hahn, der aus zwei Meter Entfernung das Leder ein- schiebt. Ein Eckball wird schön vor dem Gäsietor getreten, an einem Pfosten geköpft und'dann glücklich abgedreht." Was ist ein Halb» rechter Hahn? Kann man einen Lall wirklich köpfen und dann abdrehen? Wenn die Jugend, die jetzt olle dies« Ausdrücke lernt, in der Schul« soviel Sprachstudien hätte treiben müsien, so hätte st« sich wahrscheinlich lebhast über Ueberbürdung betlagt. Aber wenn sie «» freiwillig tut, so ist da» natürlich ihr« Sache. Man muß nur be- dauern, daß so wenig geistiger Gewinn dabei heraus kommt und daß die deutsch « Sprache dadurch so verunstaltet wird. Cr liefert die letzte Kanone ab. Zu dieser heroischen Tat hat sich, wenn man einem Ehikagoer Blatte Glauben schenken darf, ein vierjähriges Knirpschen aus Lerftey in Kalifornien aufgerafft. Der Kleine hörte, wie sein Vater zu Hause erzählt, daß an«inen dauern. den Weltfrieden nicht eher zu denken sei, al, bis die letzte Kanone abgeliefert werde. Diese Aeußerung machte dem Kleinen Gewifiens- bifie, da er in seiner Spielstube«ine kleine Kindertancne stehe» hatte. Und da er die Worte de. Baters ernst nahm, packt« er schließ- lich seine Kanone unter den Arm, lief auf die Polizei, ließ sich den Polizeichef herausrufen, liefert, da,„Geschütz" ob und erklärte ernst- hast, er übergebe es, auf daß endlich in der Welt ständiger Frieden herrsche. Leider besteht nicht viel Hoffnung, daß auch die Erwachsenen in Amerika und sonstwo diesem kindlichen Beispiel folgen werden. .Tanten« Tsd« i««rosten T4»nft>ielha«». Zu«nftrer Rott, w der gestrigen Ziummer tcllt mit die T'nt'.uan de««rohen Eitouipi-!l)allt«« mii. bah da« Drama Büchner«, da« biSder im D«u»ich«n Theater gegeben wnrb«. seit Sonnabend«n einer Keueiuftudierun, in(Stehen < cheustzielh»»»»« bUMHomg kommt.