Nr. 599 38. Jahrgang Ausgabe B Nr. 297

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Dienstag, den 20. Dezember 1921

Lloyd Georges Wiederaufbauplan.

Wiederaufbau Sowjetrußlands.

Paris , 20. Dezember. ( EE.) Ueber die gestrigen Besprechungen Smyrna Schuß gewährt. Letzterem würde man ein ähnliches zwischen Briand und Lloyd George in London berichtet der Betit Regime geben wie der Stadt Danzig . Die Außenminister Parifien", daß Lloyd George zunächst Briand erklärte, Englands, Frankreichs und Italiens würden eingelaten werden, zu man dürfe von den Vereinigten Staaten nichts verlangen, was fie Beginn des nächsten Monats darüber zu beraten. nicht geben wollten. Frankreich und England müßten felbst die endgültige Regelung der europäischen Schmierigkeiten vornehmen. Da die Sowjetregierung die Vorkriegsschulden Ruslands an Lloyd George empfahl, daß man selbst eine endgültige und pplifemene Regelung aller Fragen vornehmen solle. Es erkannte und sich bereit erklärte, alle Verpflichtungen einer zivili­fei peinlich, daß man bisher immer nur provisorische Lösungen ge- fierten Regierung anzuerkennen, glaubt die englische Regierung, daß funden habe, die alle drei Monate erneuert werden mußten. Außer. fein Anlaß besteht, die Anerkennung der Sowjetregie. dem folle man sich nicht mit Teillösungen begnügen. Ganz Europa rung weiterhin abzulehnen. Diese Anerkennung soll der Aus und der nahe Orient sollen wieder in Ordnung gebracht werden. gangspunft einer gemeinsamen Aftion werden, die die Wieder­Lloyd Georges Vorschläge resumiert der Petit Parifien" folgender- herstellung Sowjetrußlands bezweckt.

maßen:

Reparationen.

n

England würde die Initiative zu einer endgültigen Revision dieses Problems unternehmen. Es bleibe dann nur die deutsche Schulb bezüglich der zerstörten Gebiete bestehen. Die zer. störten Gebiete des englischen Weltreichs seien in Wirklichkeit sein Handel. Um diefen wiederherzustellen, müßte England endgültig auf seinen Anteil an den deutschen Reparationen verzichten. Dieser Verzicht hätte die Wirkung, Frankreich für den Berzicht, den man von ihm fordert in finanzieller Hinsicht, die Briorität zu gewähren, die ihm der Versailler Bertrag versagte. Außerdem erflärt man englischerfeits, daß diese Priorität im Abkommen von Wies baden verzeichnet sei.

Einschränkung der Rüftungen zu Lande.

Ueber die Haltung Briands berichtet das Blatt, daß sich deffen Ausführungen in dem Geifte bewegten, daß er sich mit einer Reorganisation Europas einverstanden erklärte, baß aber die feste Grundlage dazu in einer englisch franzöfifchen Allianz gelegt werden müsse. Auch Briand wünscht eine Lösung der großen Probleme, die Europa gegenwärtig beschäftigen, erklärt sich aber mit den von Lloyd George vorgeschlagenen Einzelheiten nicht völlig einverstanden. Er erklärte, er fönne die Berficherung abgeben, daß Frankreich nicht weniger liberal und weniger entschloffen als Eng­land set, aber nur unter der Bedingung, daß man etappenmeife. vorgehe. Die erste Etappe müsse der Abschluß einer neuen und end­gültigen Allianz zwischen Frankreich und England sein.

Rathenaus Mission.

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Dreibund der Zukunft.

England- Frankreich - Deutschland !

In den Besprechungen von London ist wenn man einer Nachricht des„ Manchester Guardian" glauben darf, die jetzt vom„ Petit Parisien" bestätigt wird- das Zukunftsbild eines englisch- französisch- deutschen Dreibundes aufgetaucht. Nicht nur Deutschland , auch der übrigen Welt, die unter den Folgen des Krieges leidet, mag dieses Bild wie die letzte Bision eines verschmachtenden Wanderers in der Wüste er scheinen, der von Palmen und frischen Quellen träumt. Rann es eine vollendetere Unwirklichkeit, einen schärferen Gegensatz 8ur fichtbaren Realität der Dinge geben, als die Vorstellung eines Bundes gleichberechtigter Bölfer, von denen eines das deutsche heißt?

Es gibt feinen Grad von 3meifel, der gegenüber einem solchen Borschlag, sofern er sich auf die nächste Zukunft be­ziehen soll, nicht berechtigt wäre. Aber trotzdem nichts würde uns Sozialisten meniger anstehen, als wenn wir uns gleichgültig von einem politischen Ziel abwenden würden, weil es uns in diesem Augenblid noch nicht erreichbar er scheint. Wir sind gewohnt, uns weite Ziele zu feßen, und haben gelernt, nicht zu verzagen, wenn sich der Weg zu ihnen lang hinzieht und durch Abgründe führt. Darum soll auch das Ziel des englisch- französisch- deutschen Dreibundes, wenn es auch in diesem Augenblid noch ganz unerreichbar scheint, uns doch eine Stunde ruhiger Ueberlegung mert sein.

Was wir anstreben, ist das friedliche Nebeneinanderleden aller Völker, die Schlichtung aller Streitigkeiten durch Schieds­gerichte, die Ersegung des internationalen Daseinstampfes durch die internationale Solidarität. Wir wissen, daß diefes hohe Menschheitsziel nur in Etappen zu erreichen sein wird. Das stärkste Hindernis für seine Erreichung liegt in dem zer­Umstand, daß die drei wichtigsten Kulturvölter Europas , Eng­fahrenen und zerrissenen Zustand Europas , es liegt in dem einander getrieben haben. In der Zeit Napoleons fehen wir gegenseitig zerfleischt und nie andere als Machtpolitik gegen­Preußen verbündet mit England gegen Frankreich fämpfen, hundert Jahre später führt ein englisch - franzöfifcher Bund die Streitkräfte des ganzen Erdballs gegen Deutschland ins Felb.

Garantien der französischen Sicherheit: Um die Einschränkung Paris , 20. Dezember. ( WTB.) Ble dem Betit Barifien" aus Der Rüstungen zu Zande möglich zu machen und das Problem der französischen Sicherheit zu lösen, wünscht Lloyd George , daß ein Robert Horne einen Besuch abgestattet. Nach dem„ Matin" französischen Sicherheit zu lösen, wünscht Lloyd George , daß ein London berichtet wird, hat Dr. Rathenau gestern abend Sir genau umschriebener Bertrag, der ouch 3wangsmaßnahmen ist es wahrscheinlich, daß Dr. Rathenau und ber ihn begleitende länder, Franzosen , Deutsche , fich jahrhundertelang in Kriegen vorfehe, nicht nur England und Frankreich , sondern auch Deutschland und vielleicht auch Italien vereinige. Um die tommission in Baris, informatorisch gehört werden, wenn Deutschland und vielleicht auch Italien vereinige. Um die Staatssekretär Dr. Fischer, der Vorsitzende der Kriegslaften­militärische Neutralität des Rheinlandes aufrecht. zuerhalten, die durch den Bersailler Bertrag vorgeschrieben sei(?), die französisch- englischen Verhandlungen zu einem prinzipiellen Ein­würden sich die unterzeichneten Mächte verpflichten, fofort die Baf verständnis geführt haben. London , 20. Dezember. ( WTB.) Wie„ Daily Chronicle" be­fen gegen jede Macht zu ergreifen, die direkt oder indirekt diefe Neu richtet, habe Lloyd George bei der geftrigen Erörterung mit Und jetzt, nach den Erschöpfungen des großen Krieges, bentt tralität verlege. Es liege im Geiste der Borschläge Lloyd Georges. Briand darauf hingewiesen, daß man eine stabilere Regierung als Diplomatenpolitik alten Stils auch immer mur in der alther­daß diese Garantie mit der baldigen Räumung des Rhein die Wirths nicht erreichen könne. In London sei man der Ansicht, gebrachten Formel:" Zwei gegen einen", nie in der Formel: daß die Regierung Birth eine ehrliche Regierung sei, die, Der Frieden im nahen Orient. wenn fie au meit getrieben wird, wahrscheinlich einer anderen Re­Das englische Projeft bereitet eine Bermittlung vor, die auch gierung den Plaz räumen müsse, die weit weniger ehrlich und den christlichen Minderheiten in Kleinasien und namentlich in weniger bereitwillig sein würde.

landes von den Besatzungstruppen verknüpft ſei.

Endkampf im irischen Parlament.

De Valeras große Rede.

Condon, 19. Dezember. ( WTB.) Heute wurde in Dublin die mit Spannung erwartete öffentliche Debatte des Sinnfein­parlament über das irisch englische Friedensabkommen eröffnet. Griffith

Dublin zu eröffnen.( Rufe: Niemals!) Die Fahnen von Dublin würden schwarz verhängt sein. Wenn jedoch England die irische Republit anertenne, so tönnte der englische König nach Dublin fommen.( Rufe: Niemals!) De Balera sagte hierauf mit Nach drud: Doch! Er darf kommen. Er fann fommen

als unjer Gaft,

" Alle drei miteinander".

Frankreich erstrebt ein Dauerbündnis mit England gegen Deutschland . Englische Politiker sehen mit Be forgnis durch Frankreichs militärische Bormachtstellung und Deutschlands Schwäche das europäische Gleichgewicht der Macht" gestört. In Deutschland hofft man daher auf die diplomatische Hilfe Englands gegen Frankreich , während eine besondere außenpolitische Schule, die der fog. Kontinentalpolitiker, gerade umgefehrt für eine gemeinsame deutsch - franzöfifche Politit eintritt, die ihre mehr oder weniger verhüllte Spizze gegen England richtet. Es scheint ein Ariom der europäischen Politit, daß alles, was zwei dieser drei großen Bölter miteinander unternehmen, notwendiger meise gegen das dritte gerichtet sein müsse. Alle Bündnisse, alle Bündnisprojekte, alle friegerischen Entladungen der Ber gangenheit sind dieser Regel gefolgt.

ebenso wie der Präsident Frankreichs und der König von Spanien fommen fönnte. Als sich hierauf weitere Rufe der Unzufriedenheit erklärte bei der Einbringung des Antrages der Ratifizierung des erhoben, sagte De Balera: Gut, wenn Ihr nicht haben wollt, daß Abkommens, er haben seinen Namen unter den Bertrag gefeßt und er hierher als befreundeter Monarch fommt, wie fönnt Ihr dann werde zu dem Bertrage stehen. Es sei Sache des irischen Volkes er Dernünftigerweise ein Uebereinkommen annehmen, das ihn zu Eupem Es gibt von ihr nur eine Ausnahme. In den Jahren vor zu erklären, ob der Bertrag gut jei. 95 Prozent der irischen Monarchen macht? De Balera nannte den irisch- englischen Bertrag dem Kriege gab es einen Kreis von Sozialisten, der Nation seien wie er der Ansicht, daß der Bertrag gut( ei eines der schimpflich sten Dokumente, das je unterzeichnet mit wenig Geräusch, aber desto größerem Eifer für den Drei­Wenn Irland den Vertrag verwerfe, werde es die Sympathien der worden sei, und erklärte, das irische Bolt müsse, statt ein Dokument bund der Zukunft, für die dauernde Verständigung zwischen gesamten Welt und der Nationen, aus denen sich das britische Reich anzunehmen, das Großbritannien die Autorität über Irland ver- England, Frankreich und Deutschland arbeitete. Dieser Kreis zusammensetze, verlieren. Kein gewissenhafter Mann tönne die leihe, eher bereit sein, in die Stfaverei zu gehen, bis der All- ist durch die Namen Ludwig Frant und Albert Thomas Verantwortung übernehmen und zulassen, daß ein einziges irisches mächtige Gott den Tyrannen vertilgt habe. De Balera beendete feine charakterisiert. Sein Plan ging dahin, jene parlamentarischen Menschenleben in einem so 3 wedlosen Kriege, wie er auf die Rede unter großem Beifall. Gruppen, die der internationalen Berständigung zustrebten, Berwerfung des Bertrages folgen würde, verloren gehe. Griffith in dauernde Verbindung miteinander zu bringen und so aus fagte: Wir haben die Fahne mit nach Hause gebracht. Wir haben der internationalen internationalen parlamentarischen Demokratie eine tie Räumung Irlands durch die britischen Truppen nach Friedensmacht zu schaffen, die allen diplomatischen Stürmen 700 Jahren mitgebracht und ebenso die Bildung eines irischen gewachsen war. Heeres. Der von den Engländern ratifizierte Bertrag fann in zwei Wochen in Wirksamteit treten. Die Engländer sind entschlossen, ihn zu halten, und auch wir werden ihn halten. Aus Feinden macht uns der Vertrag zu Gleichberechtigten und Freunden der Engländer. De Balera,

Nachdem noch mehrere Redner für und gegen die Annahme des Abkommens gesprochen hatten, vertagte sich das Sinnfeinparlament auf den späten Nachmittag.

Ein Ultimatum Lloyd Georges.

Diesem Plan entsprangen die interparlamen Das Sinnfeinerparlament vertagte sich auf Dienstag vormittag tarifchen Konferenzen von Bern , die Abgeord 11 Uhr. Einer der irischen Bevollmächtigten, Barton, verursachte nete der französischen Kammer und des deutschen Reichstags große Sensation, als er erflärte, er und Cavan- Luffy hätten sich der in großer Zahl vereinigten. Es nahmen nicht bloß Sozialisten Unterzeichnung des Bertrags widersetzt. Lloyd George habe an ihnen teil, sondern auch bürgerliche Friedensfreunde: das jedoch ein Ultimatum unterbreitet, worin er die Unterzeichnung Biel war, parlamentarische Mehrheiten von hüben und ter hierauf das Wort ergriff, forderte die Berwerfung des burch alle Delegierten vor einer gewissen Stunde forderte, midrigen drüben auf neutralem Gebiet zur Bereinigung zu bringen. Bertrages, da er mit der Stellung Irlands vollkommen unverfalls der Strieg unverzüglich erneuert werden würde. War der Boden der deutsch - französischen Berständigung einbar sei. Der Vertrag sei unter Zwang unterzeichnet worden, die Barton fagte, er und Cavan- Luffy hätten nicht gewagt, eine solche einigermaßen gefestigt, dann sollten die interparlamentarischer irische Nation würde ihn daher nicht anerkennen, und der Frieben Berantwortung zu übernehmen. Sie hätten daher unterzeichnet Konferenzen nach Brüssel verlegt und durch den Zutritt würde fein wirklicher Frieden sein. Der Vertrag bedeute, daß der englische König nicht nur als das Haupt des Britischen Reiches, sondern auch als irischer Monarch anerkannt werde. Der Vertrag bebeute, daß die Mitglieder der nächsten Regierung

die Minifter Seiner Majestät fein würden( Rufe: Niemals! Niemals!), und daß das neue irische Heer das Seiner Majestät sein werde.( Auf diese Borte folgte wiederum stürmisches: niemals!") De Balera fuhr fort, wenn der Bertrag angenommen werde, würde der Rönig von England tommen, um das irische Parlament in

Dollar 170.

Im heutigen Devisenverkehr an der Berliner Börse machte sich eine weitere Abschwächung der ausländischen Zahlungsmittel geltend. Der Dollar feßte ungefähr mit 180 ein und ging rasch auf 170 zurüd, um sich im weiteren Ber­lauf ungefähr auf dieser Basis zu halten. Die Abschwächung erklärt sich aus den verhältnismäßig günstigen Nachrichten über den Gang der Berhandlungen in London

der Engländer ergänzt werden. Aber der Weg pon Bern nach Brüssel wurde nicht mehr gefunden. Der Krieg zerris alle, angesponnenen Fäden, Ludwig Frant fiel, Albert Thomas wurde französischer Munitionsminister.

"

Wer die Geschichte jener Bestrebungen fennt, der fam jetzt die Nachrichten des Manchester Guardian" und des Petit Barisien" nicht ohne Erregung lesen. Wird doch in ihnen wieder lebendig, was sieben Jahre lang zerschoffen, zerrissen, zerfetzt und auf den Schlachtfeldern der Welt be graben worden ist. Gibt es ein Gesetz der Geschichte, nach