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nstblaanistio sanit

Nr. 600 38. Jahrgang

Groß- Berlin

Das Fest der Waisenkinder.

Weihnachtsbescherung im Zentraltheater.

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Beilage des Vorwärts

Mittwoch, 21. Dezember 1921

Wie sind die Steuern für 1922 zu entrichten?

Die Steuerordnung der Einkommensteuer für 1922.

Zur Entlastung der Finanzämter und zur Vereinfachung der nicht mehr gestaffelt wie bisher( 180, 120, 60 M. je nach dem Ein­Außergewöhnliche Gäfte füllten Dienstag nachmittag die Räume verwaltungstechnischen Aufgaben dieser Aemter tritt vom 1. Januar fommen), sondern durchweg gilt der Satz von 360 M. für jedes des Zentraltheaters in der Alten Jafobstraße. Die 1922 eine bedeutende Bereinfachung im Beranlagungsverfahren ein, Kind. Bei über 200 000 m. Entommen sind Abzüge nicht statthaft. großzügige Tat eines Spenders, der ungenannt zu bleiben wünscht, die jede besondere Beranlagung und ein Nachzahlungs- und Rück- Bis zum Einkommen von 50 000 m. fann jeder Zenfit für sich vermittelte 800 Berliner Waisenfindern von dieser Kunst- zahlungsverfahren ausschließt, soweit es sich um Lohnempfänger den Beträge bei weniger als Monatseinkommen, alfo 10,80 m. für 45 Mi. monatlich an Werbungsfoften abziehen oder die entsprechen­stätte aus einen fleinen Abglanz der alten frohen Weihnachtsbot bis 50 000 M. Jahreseinfommen handelt. die Woche, 1,80 M. für den Tag, 45 Pf. für zwei Arbeitsstunden. schaft vom Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen", Alle Lohn- und Gehaltsempfänger erhalten Steuerbücher Ein Beispie: Ein Zenfit von 36 000 m. Einkommen zahlt pro Jahr die verheißungsvoll seit Jahrtausenden die Herzen bewegt und ihrer und zahlen 10 Pro3. ihres Einkommens monatlich 3600 M. Steuern und darf als Gatte und Vater eines Kindes ab­Verwirklichung so fern ist. Bereitwillig hatten das benachbarte in Steuermarten als Steuer. Eine Beranlagung finziehen: 240 m. für sich, 240 M. für die Ehefrau, 360 M. für das Städtische Waisenhaus in der Alten Jakobstraße, das Paul- Gerhard- det nur bei höherbefoldeten und bei allen freien Kind und 45 x 12= 540 m. Werbungskosten, er zahlt also nach Stift, das St.- Josef- Haus in Neukölln, das Deutsche Rote Kreuz, das Berufen statt. Um auch hier starke Zahlungen zu vermeiden, Abzug der 1380 M. eine Steuer von 2220 m. oder rund 193 m. St. Elifabeth- Haus in Schöneberg , die bekannten Zufluchtsstätten find diese Kategorien verpflichtet, alle Quartale den vierten Teil monatlich. unglüdlicher Kinder, unter ihren Schußbefohlenen die bedürftigsten zahlungen nur in geringer Höhe zu erfolgen haben und das Reich ihrer lehtjährigen Steuerschuld abzuführen, so daß eventuelle Nach­Als Steuerjahr gilt fortan das Kalenderjahr. zur Teilnahme am Fest der Kinder ausgesucht. Erwartungsvolle viel schneller in den Besiß seiner Steuern gelangt. Den Zenfiten Kinderscharen füllten das Haus und übertrugen ihre Feststimmung bis 50 000 m. Einfommen wird entgegengekommen, indem man und spannung auf alle Teilnehmer. die nach§ 26 vorgesehenen Ermäßigungen( Existenzminimum, Ehe­frau, Kinder) verdoppelt. Die Abzüge.

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Stimmungsvoll und wohlgelungen verlief die Feier. Kunst und Wohltat hatten sich zu einem guten Bunde vereint und werden vielen der kleinen Gäste einen unvergeßlichen Eindruck hinterlassen haben. Die Darbietungen der Direktion Zickel waren der findlichen Welt glücklich angepaßt und fünstlerisch auf einer Höhe, daß auch der erwachsene Teilnehmer befriedigt wurde und seine helle Freude daran hatte. Nikolaus, der Kinderfreund, führte sich mit einem guten Prolog ein, fedys Kinderpärchen tanzten allerliebst, schöne Kinderlieder und ein luftiger Einafter mit Knecht Rupprecht, Christ findchen und Kobolden bildeten das mit großem Beifall aufge­nommene Programm.

Und dann kam die große Bescherung. Im großen Saal des Theaters, unter dem brennenden Tannenbaum waren die Gaben für die Kinder aufgebaut. Auf langen, festlich geschmückten Tafeln lag für jedes Kind ein größeres Kleidungsstüd bereit, ein Anzug, warmer Mantel, Stiefel, Unterzeug und ähnliche notwendige Dinge. Ein großer bunter Teller für jedes einzelne Kind machte alle Augen strahlen. Tapfer wurde gleich in den Kuchen hineingebissen, ein feltener Genuß, und manche Mühe machte nachher das Verstauen und Fortschaffen der schönen Geschenke. Der unerkannt unter der frohen Kinderschar weilende Spender wird den besten Dank an den strahlenden Kindergesichtern empfunden haben.

Die Organisation des Festes hatte gut vorgesorgt: es vollzog fich alles in Ruhe und Ordnung. Aermste der Armen, Waisenkinder, haben einen glücklichen Festtag voll Lichtglanz, Freude und Fürsorge gehabt. Es fonnte nur eine Auswahl sein, aber wir hoffen und wissen, daß einmal allen der große Lichterbaum angezündet werden wird als Symbol allmenschlicher Liebe und Gemeinsamkeit.

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Plünderungen von Weihnachtsbäumen.

Bom 1. Januar sind also in Abzug zu bringen, 240 m. für den Zenfiten, 240 21. für die Ehefrau, 360 2. für jedes Kind, aber nur find auch gestattet bei einem Einkommen bis 200 000 m. und zwar bis zu einem Einkommen bis 50 000 m. Die Abzüge für Kinder

sammelten sich zirka 800 Berfonen vor dem Kirchhof, deren sich, da fie die Zahl der Käufer immer mehr anschwellen saben, eine gewisse Nervosität bemächtigte. Schließlich drangen sie mit Gewalt in den Friedhof ein und fielen über die Weihnachts­bäume her, so daß viele der Tannen buchstäblich gerriffen wurden und nun niemand mehr eine Freude zum Chriftfest bereiten die Polizei um Hilfe anzurufen, die drei Beamte entsandte, die den tönnen. Der Friedhofsverwaltung blieb nichts anderes übrig, als Stampfplatz räumte und die Ruhe wiederherstellte.

Die Brotkartenschiebung in Mariendorf. gericht II eine auf drei Tage berechnete Berhandlung einer An­Gegen 15 Angeklagte begann vor dem Buchergericht am Land­flage wegen Brotfartendiebstahls, gewerbsmäßiger Hehlerei und Bergehens gegen die Reichsgetreideordnung. Der Hauptangeflagte, Gemeindehilfsbeamter Erich Philipps, hat in der Gemeinde Mariendorf in den Jahren 1919 bis 1921 3 ehntausende von Brotkarten fich rechtswidrig zugeeignet und hat sie dann an eine Reihe von Leuten verkauft, die sie ihrerseits in der Artillerie-, Münzstraße und Umgegend weiter verfauften. Um das Fehlen von Brotfarten- Lieferungsscheinen zu verdecken, hat Philipp ältere Ab­lieferungsscheine der mitangeklagten fünf Bädermeister mit neuen Daten versehen oder auf andere als die ursprünglichen Namen umgeschrieben und bei den Kontrollen mit eingeschoben, in den Brotkarten- Ablieferungsscheinen höhere Ziffern eingefeht, als sie tatsächlich an Brotkarten abgeliefert hatten. Dadurch soll bewirkt Die hohen Preise, die in diesem Jahre von den Händlern für worden sein, daß den Bäckern Mehlfarten über größere ben Weihnachtsbäume gefordert werden, haben allgemein eine große Mengen als ihnen nach Maßgabe ihrer abgelieferten Brotfarten Erbitterung ausgelöst, die am gestrigen Tage bereits au mengen, als ihnen zustanden, verabfolgt worden sind. Philipp ist auftanden, ausgestellt wurden und ihnen somit auch größere Mehl Plünderungen von Wagen mit Weihnachtsbäumen im großen und ganzen geständig; die übrigen Angeklagten, insbe­geführt hat. So wird gemeldet, daß eine größere Menschen- fondere drei mitangeklagte Frauen, bestreiten ihre Schuld. Den menge dem Händler Rudolf Schröder am Nordbahnhof etwa Angeklagten stehen 12 Rechtsanwälte als Verteidiger zur Seite. Es hundert Weihnachtsbäume, die er gerade berladen wollte, find 40 3eugen geladen. Wir werden über den Ausgang des Pro. wegnahm. In der Rheineberger Straße wurde ein mit Weih- zesses berichten. nachtsbäumen beladener Wagen, der dem Gärtner Wilhelm Schöneich gehörte, umgeworfen und völlig ge. plündert. In beiden Fällen sind die Täter unerkannt ent Iommen. gutgeseißen

Folgen der hohen Preise.

So wenig solche Plünderungen gutgebeißen werden können, so verständlich erscheint doch das Vergehen der Menge, und es ist höchste Zeit, daß sich die Wucherstelle der Polizei einmal um die Preise der Weihnachtsbäume fümmert.

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Auch die höheren Einkommen werden infolge der Markentwer tung von der Steuerleistung entlastet. Während jetzt bis 50 000 m. 40 Broz, bis 120 000 m. 45 Proz. Steuern erhoben werden, sollen vom 1. Januar ab die Steuern betragen:

Bis 50 000 m. 10 Broz., bis 60 000 m. 15 Proz., bis 80 000 m. 20 Broz., bis 100 000 m. 25 Broz., bis 200 000 m. 30 Pro3., bis 300 000 m. 35 Proz., bis 500 000 m. 40 Prez., darüber für weitere 500 000 m. 45 Broz, über 1 Million bis 1% Millionen Mark 50 60 Broz. Prozent, zwischen und 2 Millionen Mart 55 Proz., darüber

so räumt er fein eigenes 3immer, fogar unter Mit­nahme der Betten und Wäsche, vollfommen aus. Die Diebstähle begeht er meist nachts. Er verläßt die Wohnung, ohne daß vorher die Vermieter Gelegenheit gehabt hätten, ihn vo­lizeilich anzumelden. Der Wert der gestohlenen Sachen beläuft sich bis jezt bereits auf 100 000 Mart. Auf die Ergreifung des Täters eine hohe Belohnung ausgefeßt. Der Täter ist 1,60 Meter und die Wiederherbeaschaffung der Beute ist von den Geschädigten groß und hager, hat ein glattrafiertes, blasses Mädchengesicht, dunkel blonde, volle, nach hinten gefämmte Haare und ein leichtes nervöses Bucken am linken Auge. 3weckdienliche Nachrichten, die auf Wunsch Geißel, Berliner Polizeipräsidium, 3immer 133, streng vertraulich behandelt werden, nimmi Kriminalkommissar hausanruf 490, entgegen.

Die neuen Postgebühren.

Bom 1. Januar 1922 ab werden die vom Reichstag angenommenen neuen Postgebühren in Kraft treten. Alsdann müssen folgende Tarife gezahlt werden: Für die Postkarte im Ortsverkehr 75 Pf., im Fernverkehr 1,25 M.; für den Brief im Ortsverkehr bis zu 20 Gramm 1,25 M., über 20 bis 250 Gramm 2 M., im Fernverkehr bis zu 20 Gramm 2 m., über 20 bis 100 Gramm 3 M., über 100 bis 250 Gramm 4 M.; für die Druck­sachenkarte 40 Pf., die Drucksache bis zu 50 Gramm 50 Pf., 50 bis 100 Gramm 1 m., 100 bis 250 Gramm 2 m., 250 Bis 500 Gramm 3 M., 500 Gramm bis 1 Kilogramm 4 M.; Ansichtskarten mit fünf Grußworten 40 Bf.; Geschäftspapiere bis 250 Gramm 2 m.; Warenproben bis 250 Gramm ebenfalls 2 M.; das Bädchen bis zone( bis 75 Kilometer) 6 M., in der Fernzone( über 75 Kilometer) 1 Kilogramm 4 M.; Patetgebühr bis 5 Kilogramm in der Nah­9 M.; Beitungspakete bis 5 Kilogramm in der Nahzone 3 M. Die Beitungsgebühren betragen für eine Zeitungsnummer im Durchschnittsgewicht bis zu 20 Gramm 2 Pf.; die Telegrammge­bühren 1 M. für jedes Wort; die Postscheckgebühren für Beträge bis zu 100 m. 75 Pf.

Ein gefährlicher Zimmermarder.. Eine Fahrt auf einer Eisscholle machte ein etwa zwölfjähriger Seit längerer Zeit schädigt der Musiker und angebliche Film- Junge, der fich längere Zeit am Landwehrkanal damit vergnügt Schauspieler Kurt Knape Pensionate und Zimmervermieterinnen. hatte, vorbeitreibende Eisstollen abzustoßen. Schließlich wuchs ihm und Georg Arndt oder auch Ahrends ein, indem er angibt, ufer nicht mehr zu erreichen vermochte. Auf sein jämmerliches Er mietet sich bei seinen Opfern unter den Namen Avelle Arndt der Mut und er sprang auf eine besonders grote Eisscholle, die sofort abtrieb, so daß der Knabe das soeben aus Breslau zu kommen, um hier eine Stellung als Film Geschrei eilten Beamte der Schußpolizei herzu und reichten ihm eine schauspieler anzutreten. Knape tritt gewandt auf und macht einen Stange, mit deren Hilfe fie ihn an das Ufer zogen. Dem Jungen guten Eindruck. Beim Mieten macht er eine fleine Anzah= lung, läßt sich dann die Wohnungsschlüssel aushän mar die Lust zu weiteren Abenteuern vergangen, denn er lief, ohne bigen und paßt dann die nächste Gelegenheit ab, um alles, was sich um feine Retter zu fümmern, spornstreichs davon. an Wertgegenständen erreichbar ist, mitzunehmen. Hat er Unbekannte Armut! Wer kennt das Amtszimmer eines Berliner keine Gelegenheit, andere Zimmer und Pensionsgäfte zu befiehlen,| Gefängnispfarrers? Hungernde Kinder, Frauen, betagte und Solborg selbst steckte sich eine Mohnblume hinters Ohr und steht eine Figur: Kaiser Napoleon , die sie während der großen bis zum rechten der dem Glasperlen Damen ! Dort fließt die Seine, jetzt gehen wir über die Brücken schal drapierte. hinüber auf das linke Ufer, feht ihr, wie unten das Wasser wirbelt und im Hintergrund steht der neue Eiffelturm spreiz beinig über halb Paris !"

Gestern nachmittag veranstaltete die Friedhofsverwaltung in Buch auf dem dortigen Kirchhof einen Verkauf von Weihnachts­bäumen. Bereits längere Zeit vor der angefeßten Verkaufszeit

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Der Trambahnwagen der Freiheit. roten Strümpje wegen, worauf fie fich mit beter nie auf. Revolution mit Tauen herabriſſen. Nun rechts geſchaut, meine

Novelle von Otto Rung .

Als sie die fertige Zeichnung sah, wurde sie blaß und schnappte danach, aber die anderen behaupteten, die Aehnlich feit fei großartig, und Alfred riet Herrn Ankersen, zu ver­schwinden, ehe Boston- Carl erwache. Er selbst stedte ihm zwei Flaschen Portwein in die Tasche und begleitete ihn mit den Chauffeuren nach der Gartenpforte, um die Automobile ab­fahrtbereit zu machen. Es war gerade noch Zeit, die Trab­rennbahn zu erreichen. Beide Kellner sprangen auf den Bod. Heute wurde ohnehin nicht mehr serviert. Nein!

Ankersen fam auf den Trammagen zugelaufen, in dem Manghild saß und weinte. Solborg hatte sie auf den Arm geschlagen und ihr ins Gesicht gefragt, weil sie sich nicht an den Schluß einer Geschichte erinnern fonnte, die sie in einer Zeitung gelesen, von einem Herzog, der ein Mörder war. Solborg saß mürrisch da und spielte mit Anfersens Bündhölzern Scheiter haufen.

Nun aber padte Anterfen aus: Anschovis und rohe Eier und gebratenes Hackbeef und den Portwein mit einem ganzen Sad Kuchen dazu. Und geheimnisvoll öffnete er ein Patet mit dem Buz für die Damen.

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So, jetzt eine Zigarette!" pfiff sie und stemmte die Hand in die Seite und schwänzelte mit den Hüften." Welches Datum haben wir?" fragte sie rauchend, und als Ankersen sagte, es sei der 24. Juli, fand sie heraus, es sei heute Johanni. Ankersen brachte es aber nicht über sich, ihr zu widersprechen, und Mang­hild getraute sich nicht, obwohl es in ihr fribbelte.

Drinnen im Beiwagen servierte Ankersen nun die Mahl­zeit. Den Portwein nahm man auf der Borderplattform, mit Kuchen und Theaterkonfett.

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Ankersens Herz stürmte. Sommer und Sonne und das ganze Leben war wunderbar herrlich! Ja, so, dachte er, mußte Noah sich gefühlt haben, mit der ganzen Welt in seiner Arche. Alles Erdenglück ließ sich in einem Trambahnbeiwagen bergen. Da droben jah er die runden vollen Sommerwolken dahin­rollen, mit Rändern von Kremserweiß und Kadmium, und alle Bäume schaufelten und fangen im freien Binde. Und da fauften sie nun durch die große weite Welt, er und Solborg und Manghild, füdwärts durch Europa , mit dem Blizzug, in dem langen Lurusfupee auf Samtsigen ruhend. Die Land­fchaften jagten vorüber Köln , Belgien , Frankreich und Baris! Paris ! Ich entzünde den elektrischen Funken," rief Er habe mit seinem Künstlerauge gewählt, sagte er, und er, und setzte die Maschine in Gang!" Die Damen hatten mit seinem ganzen Farbensinn. Da waren eine grüne und sich des Taues wegen tief in den Wagen hineingefeht mit der eine blaue Seidenblufe und hochrote Strümpfe, welch letztere Portweinflasche und den Kuchen. Manghild schön und blühend Solborg sogleich anzog, mit Entzüden zwei schlanke glänzende in Buder und Goldbrokat, Solborg noch entzüdender, wie eine Storchenbeine musternd. Da war ferner ein Schal mit strahlende rote Blüte, ja, wie eine Mohnblüte mitten in der farbigen Glasperlen darin und ein ganzer Bund breiter Nacht des Montmartre. Bänder und Blonden aus Golddraht. Manghild stand mit Er faltete eine Leinwand zu einem Trichter zusammen, heißem Kopf da und ließ sich von Solborg schmücken. Solborg und in felig unverblaßten Erinnerungen jener Tage rief er und Ankersen behängten sie ganz und gar mit Goldspizen, die das Signal zur Abfahrt. Er flingelte, und von feiner Platt­fie mittels Stecknadeln befestigten, und Manghilds Augen form aus erzählte er dröhnend durch den Trichter, von den Strahlten durch Tränen. Stellen, an denen sie vorbeikamen, all die schönen Tage, Ist sie nicht füß?" fragte Solborg. Wie eine Prin- wie er sich ihrer entsann. zessin!" versicherte Ankersen. Der Boulevard! Seht, wie es vor den Cafés mimmelt Und jetzt pudern mir fie!" rief Solborg aus und schüttete und wie die fleinen Jungen die Zigarrenstümpfchen von dem den Buderbeutel über Manghilds reiche schwarze Haarmähne. Fußdamm aufflauben und die Fiakereine Art Droschfen Sie mehlten sich ein, banden kleine hellrote Schleifen in ihre vor den Cafés vorfahren. Die schönsten Damen in Seiden­Schläfenlöckchen und defolletierten sie weit hinab über die röden trippeln auf schmalen Tanzschuhen heraus. Und seht Schultern, so daß sie vor Kälte zitterte, aber sie hielt es aus. dort den Triumphbogen und die Vendômesäule, und da droben

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,, Und was weiter?" frug Solborg begierig. " Hier halten wir." Ankersen flingelte. " Nein, das wollen wir nicht," sagte Solborg. Bloß fünf Minuten Aufenthalt. Dann fahren wir wieder. Paris hat unzählige Sehenswürdigkeiten!" Er flingelte." Abgang! Seht ihr, meine Damen, wie der Louvre strahlt und alle Kastanienbäume von Paris in Knospe stehen, jetzt dämmert es und viele Taufende fleiner Modehändlerinnen und Blumenmalerinnen fommen hochhackig mit ihren großen Hutschachteln daher. Und jetzt geht die Eisenbahn hinab unter die Erde!"

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Warum das?" fragte Solborg mißtrauisch.

,, Weil es bequemer ist. Wir aber mollen aussteigen und in Moulin rouge tanzen. Sehen Sie hier." Er flingelte. Station Montmartre ! Seht ihr die rote Mühle und wie die Flügel sich drehen und alle die kleinen Bariserinnen ihre Beine mit den weißen Blonden daran in die Luft schwingen. Hier wollen wir aussteigen und tanzen!"

Die Mädchen lachten laut auf und stiegen aus. Ankersen hatte 3weige gesammelt und ein kleines Feuer angemacht. Jezt setzte er sich auf das Trittbrett und zog eine Mund­harmonita aus der Brusttasche. Der Rodtragen stieg ihm hinauf bis über das Haar, wie er auf der untersten Stufe des Beiwagens hockte, die Knie unters Kinn gezogen, er glich einem fomischen Zwerg, und er sang und spielte, setzte eine zweite Harmonika an die Nase und spielte zweistimmig: die Mar­feillaise und den Luremburger Walzer und eine Tarantella. und Solborg faßte Manghild um die Mitte. Feierlich walzten sie auf dem furzen trockenen Gras dahin, schweigend und auss dauernd, freisend und steizend mit steifen strammen Knien, gegen den Taft verkehrt, im Twostep zu den Tönen eines Marche funebre. Ankersen sprang von seinem Trittbrett auf und schwang die Arme in Begeisterung. Da droben schien der Mond auf Wolfen vom hellsten Silber und die Dryaden tanzten im Graje, in Goldbrofat und Elfenschleier gehüllt. ( Fortsetzung folgt.)