zu benachrichtigen, damit diese Innerhalb sieben Tagen nach Empfang dieser Benachrichtigung Ei n s p r u ch erheben kann. Wenn dann die beiden Regierungen nicht in der Lage sind, sich über die Ausweisung zu einigen, so kann jede von ihnen die Entscheidung des O b e r t o m m i s s a r s anrufen. Bemerkenswert ist, daß der in Warschau amtierende Sowjetgesandte K a r a ch a n in der Weihnachts - woche persönlich in Danzig war, um über die Errichtung einss russischen Konsulats und was damit im Zu« sammenhange steht, amtlich zu verhandeln.
Weihnachtszensur Geßlers. In der„Bossischen Zeitung" schreibt der Generalmajor Freiherr v. Schönaich in einem Artikel über Personal- Politik folgende Sätze: Alle diese Personalfragen sind in der demokratischen Republik gegen früher erschwert durch die parteipolitischen Gegensätze inner- halb der Funktionäre des Staates. Nur im Ofsizierkorps der Reichswehr sind solche Gegensätze nicht vorhanden. Die erzwungene Herabsetzung der Heercsstärke hat die Abschiebung aller derjenigen ermöglicht, tike liberaler Gesinnung verdächtig waren. Diese Einheit der politischen Gesinnung kann auch nicht gestört werden, weil man Gewerkschästssekretäre wohl zu Ministern, nicht aber zu Batterie- chefs oder Drigadekommandeuren machen kann. Der sunge Nach- wuchs aber wird im Sinne der alten konservativen Ossisiere erzogen. Die Tatsache, daß außer dem jeweiligen Minister kein Mensch in der ganzen Wehrmacht wirklich innerlich aus republikanischem Boden steht, ist unbedenklich, solange der gesunde Sinn und die zweifelsfreie Vaterlandsliebe der maßgebenden Männer der Reichswehr sie von eidbrüchigen Handlungen gegen die heute tatsächlich bestehende Staatsform abhält. Wie der Fall L ü t t w l tz zeigt, ist aber auf diese Bor- " aussetzung kein absoluter Berlaß. Jedenfalls können wir eins feststellen: Freiherr v. Schönaich war demokratischer Spitzenkandidat bei den letzten Reichstagswahlen, die ..Bossische Zeitung" gilt als Organ der Demokratischen Partei, und zwar ihres rechten Flügels. Beide bescheinigen Herrn Geßler, daß unter ihm die Reichswehr ein absolut m o n» archistisches Instrument geworden ist. In der er alz Republikaner völlig isoliert dasteht. Hier ist auf diese Entwick- lung oft hingewiesen worden, leider vergeblich. ch Wie unter' der Maske der„Entpolitisierung" tatsächlich die Reichswehr ganz in monarchistischem Sinne beeinflußt wird, das zeigt eine Zuschrift, die wir von Angehörigen der Potsdamer Garnison erhalten. Die Reichswehrsoldaten dürfen nicht mehr in deutschnntionale Versammlungen gehen. Dafür bekommen sie all- sonntäglich In der G a r n i f o n k I r ch e. die für die gesamte Pots- damer Garnison zuständig ist, von dem dort amtierenden Pastor Grunwald in Gestalt einer„Predigt" eine monarchistische Werbered� porgesetzt. Als direkte Herausforderung muß es an» gesehen werden, wen» Herr Pastor Grunwald, der dienstlich zu- ständige Pfarer der Reichswehr , am Schluß des Gottesdienstes jedes- mal die Worte spricht:„Gott schütze unfern treu» geliebten Kaiser in der Ferne." In dem Brief an uns heißt es:„Wenn wir in die Kirche kommen, um etwas von Gott zu. hören, so soll man uns nichts vom ehemaligen zweiten Gott erzählen." Die Briefschreiber schließen mit der Bitte, wir möchten aus den R e i chs w e h r ml n i st e r einwirken, daß er Ab- Hilfe schaffe. Was hiermit geschieht. Die tzelüenpartei ohne ffelüen. Von deutschmonarchistischer Seite hört man oft den Satz, daß das deutsche Bolk ein„Volk der Helden, nicht der Händler" sei. sWeswegen jene Kreise mit besonderer Be- geistenmg für den steien Handel eintretenl) Kommt es nun aber wirklich einmal zu Aktionen der extremen Rechten, so müssen sich die Akteure hinterher von ihren eigenen Ge- sinnungsgenossen bescheinigen lassen, daß sie sich alles andere als heldenhaft, nämlich feige und jämmerlich benommen haben.
So war es früher- so ist es heut! Von Theodor Thomas. In der Trambahn früher: Du gabst dem Schaffner ein Fünf» Markstück für die Fahrscheine, zwei Stück kosteten 20 Pfennige. „Ja. was fällt Ihnen denn»in? Eben habe ich erst einem auf «ine Mark herausgegeben, jetzt kommen Sie gar mit einem Fünf. markstück daher. Was glauben Sie denn? Sie meinen vielleicht, - ich wäre der Rothschild?" „Verzeihung, ober Ich Hab es nicht Neiner."—„Dann müsien Sie wieder aussteigen, wo soll ich da» viele Geld herschaffen?" Man stieg wieder aus. Heute! Du fährst mit deiner Frau in der Trambahn, gibst einen Fünfmarkschein. Geifert der Schaffner:„Ich krieg noch öl) Pfennig. Für Sonntag und für Nachtzuschlag fünf Mark? I» nich." „Tut mir leid, ich Hab weiter nicht»." Wir mußten wieder ans» steigen. So ist es heut«. Erst zu viel, dann zu wenig. • „Du, bring mir doch ein paar Zigaretten mit, Frauchen, ich Hab gerad noch einen Groschen übrig." Die Frau kam zurück:„Da Hab ich dir IS Stück„Elefanten" gekauft für 8 Pfennig. Da sind 2 Pfennig zurück. Ein Mundstück ist auch dabei." So war es früher. Sagt man heute„bring mir mal ein Schächtelchen Zigaretten mit. hier sind fünf Mark", passiert folgendes: Eine Stunde später sagt dir deine Frau:„Die Schachtel kostet jetzt acht Mark, die, wo du immer rauchst, zehn Mark, da Hab ich dir 'so ein paar gekauft." Und sie wirft zehn Stück zu fünf Mark aus den Tisch, in denen anscheinend Bettstroh ist. Hundertmal sind die Zigaretten heute gegen früher teurer ge- worden. Was morgen fein wird, weiß kein Mensch. » Der Bauer Euttmann verkaufte 1913 einen schönen fetten Ochsen für 142 Mark. Als der Käufer sagte, daß er auch eine Gans zu Weihnachten gebrauchen könnte, bekam er als guter Kunde die Gans noch dazu. Warum nicht, es war ja 1S13. Heute kauft der gleiche eine Gans für 220 Mark, was stüher der Ochse gekostet hat. Ein Ochse aber wie der von 1313 kostet soviel, wie da? ganze Bauerngut 1304 wert war. » Früher borgte sich der Bauer Goldmark, um feine Derpstichtun- gen zlu erfüllen, jetzt zahlt er sie mit Papiermark zurück. Hundert Mark sind hundert Mark.,,
In der neuesten Nummer seiner Zeitschrift„Der Reichs- wart" behandelt der deutschvölkische Gras R e v e n t l o w zwei historische Ereignisse: die Flucht Wilhelms am 9. November auf Grund des Briefwechsels Wilhelm— Hinden- burg, und den Kapp-Putsch im Anschluß an die Ergeb- niste des Leipziger Prozesses. In beiden Fällen ist sein Ur- teil für die Anhänger der Heldentheoris recht deprimierend. Was die Flucht Wilhelms anbetrifft, so ist es Reventlow sehr unangenehm, daß Wilhelm den Marschall H i n d e n- bürg als den Mann angibt, der ihm dazu geraten hat. Aber ein echter Deutschnationaler weiß sich zu helfen: Hindenburg sei in dieser Zeit nicht mehr von Ludendorsf beraten ge- wesen, sondern von dem Demokraten G r ö n e r. Es ist Herr- lich! Wenn der Kaiser etwas Falsches tut, ist er nicht daran schuld, sondern sein Berater: heißt dieser Berater zufällig Hindenburg , so trifft die Schuld wieder nicht ihn. sondern seine Berater. Auf diese Weise läßt sich schließlich die weltgeschichtliche Verantwortung für Wilhelms Taten auf die Lakaien und"- Scheuerfrauen des Berliner Schlosses abwälzen. Und diese selben Dentschnationolen wollen uns erzählen, daß das alte Snstem sich durch„Berantwortungsfreud'gkeit des Vorgesetzten" ausgezeichnet habe. Trotz dieser Winkclzüge kommt Reventlow aber seufzend zu folgendem Urteil: Wäre der Kaiser geblieben, hätte er sich unbekümmert vm die Frage der Folgen und des Erfolges eingesetzt, so würde selbst im ungünstigsten Falle, also bei gänzlichem Scheitern, sein Versuch, mit der heutigen Lage verglichen, ein unermeßlicher Erfolg sür den monarchischen Gedanken und die deutsche Sache gewesen sein. Man hätte in aller Schande auf etwas stolz sein können! Noch viel schlimmer fällt Reventlows Urteil über das Ber - halten der Kappisten aus. Er schreibt: Als seinerzeit der Putsch zusammengebrochen war, sind die Hauptbetciligtcn durchweg geflohen, einige sind in? Ausland gegangen, andere hoben sich innerhalb Deutschlands verborgen ge» halten. Das Richtige und Gebotene wäre gewesen, daß diese Herren sich in geschlossener Gemeinschaft gestellt hätten. Das wäre würdig und männlich gewesen. Ueber die Verteidigung der Angeklagten vor dem Reichs» gericht urteilt Reventlow mit folgenden Sätzen: Die trübseligsten suristischen Definitionen und Sophistiken wurden benutzt, um zu beweisen, daß man eigentlich ein warmer Verehrer der Weimarer Berfassung gewesen sei, vor allem, daß man nichts Strafbares gewollt oder getan habe. Alles wurde unter den Gesichtspunkt gestellt: bloß keine Strafe! Und nicht bester als die kappiftifchen Angeklagten kommen die kappiftifchen Zeugen davon: Ein weiteres Moment machte die Leipziger Verhandlungen geradezu widerwärtig. Auch für bescheidene Erwartungen hätte die Slnnahme nicht vermessen zu sein brauchen, daß die Angeklagten und Zeugen sich unbeschadet der Eidespflicht der letzteren gegenseitig mit etwas Diskretion und wohlwollendem Takt behandelt hätten. Im Gegenteil scheint sich in Leipzig beinahe jeder gefreut zu haben, nur einmal ordentlich gegen den anderen auspacken zu können. Jede Schwäche, jede Torheit, iede kleine oder große Lächerlichkeit wurde mit, man knnn nicht anders sagen, klatsch- hoftem Behagen ausgepackt: die Welt mußte erfahren, daß dieser gezittert, jener bald blaß, bald rot geworden, ein Dritter den Kopf, ein Vierter die Nerven verloren, ein Fünfter einen beispiclls« lächerlichen Anblick geboten, keiner gewußt, was er gewollt, und annähernd jeder nur Amt und Stellung für sich erstrebt habe. Daß diese Männer keine Heroen, sondern kleine Lenke gewesen sind, war nichts Neues, aber daß sie vor dem Leipziger Reichsgericht die spitzen Zungen brauchten, um einander gegenseitig lächerlich und verächtlich erscheinen zu lasten, das war denn doch unerwartet. Als wir hier das politisch-menschliche Gesamtergebnis des Leipziger Prozesses dahin zusammenfaßten, daß die„Helden" des Kapp-Putsches als das Gegenteil davon entlarvt wurden, hat die„Kreuz-Zeitung " wütend protestiert und geschrieben, für sie blieben die Iagow, Kapp usw. edle treudeutsche
Wir andern gaben Goldmark auf die Sparkaste oder sonst wohin und bekommen setzt Papiermork zurück, weil wir den schäbigen Rest von ehemalz jetzt für die Bauern zusetzen müsten, denn, sagt die Sparkaste:.Hundert Mark stnd immer noch hundert Mark.. So ist das heute! » Gingst du früher in einen Laden, um etwa ein Damenhemd zu kaufen, so bestürmten dich drei bis vier Mann, der Abteilungsleiter, der Ehef, die Verkäuferin. Du wurdest als„gnädige Frau" In das richtige Stockwerk gefahren. Das ist nicht richtig: Im Triumphzug in die Abteilung geleitet, von den Fräuleins umringt, zwölf Schach- teln mit lauter Damenhemden wurden dir vorgelegt, von 2,80 M. nbwärts, mit Okklspitzen sogar. Am nächsten Tage wurde es nach Haufe geschickt und ein Kalender dazu. Heute? Im Geschäft sieht dich kein Mensch. Du fragst einen, der dich etwas dünkt:-„Wo kann Ich Damcnhcmden bekommen?" Der schneidet ein Gesicht, wie der erste Portier Im Hotel Ex» zelsior", dem du das letztem«! kein Trinkgeld gegeben hast. Für den bist du Lnst... Der zweite weist wortlos In die Ferne, wenn du Traumdeuter bist, heißt das:„Es gibt keine Damcnhemden mehr". Aber du hast nur noch eins, du m u ß t das zweite erstehen. In der Etage für Unterwäsche legt man dir auch so was ähnliches vor.„Es wäre nur noch eins da", sonst zeigt man dir auch keinen Faden weiter. Es kostet zwar ö3mal soviel, wie das von 1313, dafür Ist es aber auch entsprechend schlechter. Und, wenn Du es heute nicht taufst, so ist es morgen schon K0mal so teuer. Ja, mein, Lieber, so war es früher und so ist es heute! Das sind nur einige Beispiels, aber ich mache Schluß, sonst heißt es:„Bei der Papicrnot ist uns diese Geschichte zu lang. Für solche Plauderelen haben wir keinen Platz." Ja, ja. so ist das hent!...
WclhnochUiche Zftusik in der Alken Garnisonkirche. Ein sehr schönes Weihnachtsvrooramm spendete der„Bezirksbildunqsausschuh Groß-Berlin der SPD ." seinen Mitgliedern am zweiten Weihnachts- feiertag. Ein Muster von richtiger Zusammenstellung! Tiefster Ernst, sinnige Freude, volkstümlicher Humor wechselten nach streng künst- lerischen Grundsätzen und waren als Ganzes ein echtes Volkston, zert, trotzdem ein großer Teil Bach und Händel , ein anderer moderneren Meistern gewidmet war. Prof. Karl Thiel mit seiner M a- drigalvereinigung erfreute mit einer Reihe von Chor- gesänqen, die alle in volleizdeter Weise die Kunst diese» Elltcchors vorführten. Nur— eine Verjünaung dieses kleinen Chors wäre drlnaend zu wünschen. Eine ziemlich aufdringlich fübrende Stimme im Sopran und das Fehlen olles Strablenden im Tenor dräng«-« zu diesem Wunsche. Eine sellene, aber hier in die Weihnachtsmusit
Männer. Man sieht nun, daß unser Urteil selbst in den Krei- scn der äußersten Rechten Bestätigung findet, soweit man sich dort nicht künstlich Scheuklappen angelegt hat. �Nichtsöestoweniger Strafgefangensr/ Außer der„Kreuz-Zeitung " ist auch die„Deutsche Tageszeitung" sehr empört darüber, daß wir hier gewagt haben den Fall O l t w i g v. H i r s ch s e l d zu glossieren. Sie leistet sich dazu den schönen Satz: „Seine(Oltwig v. Hirschfelds) Unterbringung in einer Nerven- klinik, wo er nichtsde st oweniger Strafgefangener bleibt, stellt mithin nichts anderes dar als einen einfachen Akt d e r M e n f ch l i ch k e i t." Zur Illustration dieses Satzes sei es gestattet, über den jetzigen Aufenthalt Oltwig v. Hirschselds einen kleinen Bericht zu geben, der uns soeben aus Freiburg zugeht. Wie unser Frciburgcr Partei- organ, die„Dolkswacht" aus zuverlässiger Quelle erfährt, weilt Olt- wig o. Hirschfeld in der psychiatrischen Klinik des Professors H o ch e, wo er sich nicht schlechter befindet als während seines Sommerurlaubs im Schwarzwald . Professor Hoche war nämlich ein Führer der Baterlandspartei und gilt als f a n a- tisch er Deutschnationaler. Ter„Hcldenjüngling" wohnt in der Klinik natürlich in der Region der besseren Herr- jch asten, er teilt lein Zimmer mit einem anderen Herrn. Mit einer Gefängniszelle hat das Zimmer absolut keine Aehn- l i ch k e i t. Auch sonst kann es Hirschfeld aushalten; er darf im Garten spazieren gehen, wann es ihn gelüstet, und sogar Ausflüge in die Sladt und ins Kino durste er in Begleitung seiner Mutter machen, als diese einige Zeit in Freiburg zu Besuch weilte. Wenn also die„Deutsche Tageszeitung" hervorhebt, daß Oltwig v. Hirschfeld„nichtsdestoweniger Strafgefangener" sei, so dürften neun Zehntel des deutschen Volkes eine solche Strofgefangencnzeit als eine bedeutende Verbesserung der jetzigen Lage betrachten. Wer wie die„Deutsche Tageszeitung" in der vorstehend geschil- derten Behandlung eines Mordbubcn einen„einfachen Akt der Menschlichkeit" erblickt, der muß natürlich um so empörter sein, daß die Staatsanwaltschaft gewagt hat, den zu füns Jahren Festung vcr- urteilten Herrn o. Iagow vom Fleck weg zu verhaften. Bei einer fünfjährigen Freiheitsstrafe ist das zwar durchaus nichts ungewöhn- liches, und diese Handlung war um so mehr gerechtfertigt, als selbst der frühere Leitartikler der„Deutschen Tageszeitung" Graf Reventlow den Kappisten bescheinigt, daß sie nach dem Zu- sammcnbruch des Putschte„durchweg geflohen" sind, aber die„Deutsche Tageszeitung" sieht in der Lerhastung eine„ganz ausnahmsweise 5) arte beim Strafvollzuge". Dabei preist das Organ der Dcutfchnctionalcn Partei, die doch angeblich den Putsch verurteilt, die Urheber des Kapp-Unternehinens als Leute. „die tausendmal sittlich im Recht" gewesen seien.... Woraus zu ersehen, wie scharf die Verurteilung der Deulschnotio- nalen ist! Die Krone wird dem Ganzen aufgesetzt durch die Lüge, daß„beim Lüttwitz -Putsch kein Schuß gefallen" sei. Zufällig waren wir selbst Augenzeugen, wie am Halleschen Tor die Ehrhardt-Banden in die Menge hineinschcssen und ein Mädchen töteten. Am Koti- buscr Tor ist sogar eine s ch w e r e M i n e auf die Menge ab- geschossen worden, die allein zirka zwanzig Todesopfer ver- ursachte. In Kiel hat es schwere Kämpfe zwischen der verfassungs- treuen Bevölkerung und der mcuiernden Reichswehr gegeben, das gleiche war in Mecklenburg , in Leipzig und anderwärts der Fall. Die Kämpfe im Ruhrgebict knüpfen an die meuterische Haltung der dortigen Freikorps an. In Breslau wurden von Aulock-Offizleren sechs Personen ermordet, in Kottbus und Umgebung hat der famose Major Buchrucker Schlachten gegen die Bevölkerung geschlagen. deren Todesopfer er in einer selbst verfaßten Schrift auf über hundert angibt. Das alles sind nur zufällig herausgegriffene Bei- spiele. In Wirklichkeit hat der Kapp-Putsch mehrere tausend Todesopfer in Deutschland verursacht. Reue Wasfenfunde in den Rockstroh-Werkent Wie dl«„Dena" erfährt, sind bei den Rockstrohwerken in Dreeden-Heidennau neuer- Vings Materialfunbe gemacht worden. Es handelt sich nach den bisherigen Nachrichten um eine Anzahl fetwa 180) sogenannter R o b l i n g e für Haubißenmantclrohre, d. b., um Schmiedstücke ohne jegliche weitere Bearbeitung und um gegossene Schmiedcgüsse(Rohr- güsse ohne Züge). Die Funde sind vollkommen verrostet und haben an ihrem Fundort schon seit dem Kriege gelegen.— Um so unverständlicher, daß sie nicht abgeliefert wurden.
mit Ihrem Schalmeienklang recht gut passende solistische Abwechslung boten die Vorträge des hervorragenden Hoboisten der Staaiskapelle, Prof. F l e m m i n g. Die Dach-Sonate Nr. 8 in Cj-Moll dürfte aller» dings eben nur mit Orgelbegleitung zur vollen Wirkung kommen. wo die feinen Koloraturen des Flötenregister» einen kunstvollen Hintergrund bilden. Und Flemming hatte in Fritz Kleiner einen ebenbürtigen Partner an der Orgel. Eine sehr sympathische Solistin war auch Gertrud Wolfs, die nicht nur über eine sein gebildete, strahlende Sopranstimme verfügt, sondern auch In den Geist ihrer Vorträge tief eindringt. Fritz Kleiner, der mir bisher völlig un- bekannt war, dürfte ebenfalls schon heute einer der besten Orgel- virtuosen sein. Seine Technik und Registrierkunst ist bedeuten"', noch überzeugender aber seine echte, bodenständige Musikalität. H. M. Dle großen Männer, die nicht da stnd. Die Karlchen Mießnicke der Geschichte, die alles von den„großen Männern" herleiten, sind in großer Verlegenheit. Die Weltgeschichte steht schlecht für Deutsch » land, also gibt es keine großen nationolen Männer mehr, auf die man unentwegt schauen, von denen man die fertigen Parolen be- ziehen und die man an alkoholgesegneten Tagen antoasten kann. Das Zentralorgan für Hcroenkult und Lakaiengesinnung, der„Lokal» Anzeiger", wußte in dieser Situation keinen andern Rot, als eine Umfrage zu veranstalten. Von den Antworten sind natürlich die meisten wichtiger für die Psnchvlogie der Befragten als für das Problem, das keines ist. Bon Interesse sind einzig die Bemerkungen von dem Chemiker W. Ostwald und dem Cambridger Professor irgendeiner anderen Zeit gegeben hat: ste sind nur dem durchschnitt- gerechnet) ebenso viele große Menschen in Deutschland , wie es in irgendeiner anderen Zit gcgben hat: sie sind nur dem durchschnitt- lichen Zeitgenossen und der Tagcspresse noch nicht bekannt. Aehnlich meint K e y n e s:„Ich vermute, daß die meisten großen Männer des neuen Deutschland zu jung rdcr zu verborgen sind, als daß sie den Zeitungen bekannt sein könnten.... Dennoch: wenn Ihren Lesern ein wirklich großer Mann über den Weg kam«, dann würden die meisten ihn unintelliornt und unangenehm finden." Die Ironie, die von den beiden Forschern den Heldensuchcrn des„Lokal-Anzeigcrs" versetzt wird, ist wohlverdient und trifft den Nagel auf den Kopf. Puppen als Filmdarstcllcr. Zwei Pariser haben die Idee ver- wirkiicht, die realen Darsteller durch fiktive, ch. K durch Puppen, zu ersetzen, die aus der Leinwand das täuschende Bild des Leben» vor- spiegeln. Sie bieten den Borteil, daß man sie mit den einfachsten Mitteln zu Szenen benutzen kann, deren Darstellung bisher nicht oder doch nur mit besonderem technischen Aul-nand durchz-'letzcn war. Man kann beispielsweise mit Hilfe einer Puppe einen Mann auf die Bühne stellen, der seinen Kopi abnimmt und mit ihm wie mit einer Billardkugel manipuliert. So wird es möglich. grotcs> Bilder vorzuführen und das Unmöglichste möglich zu machen. D-e lebendige PbolcHraphie bleibt immer etwas starr und p'.att, wäh» rend die Erfinder unter Benutzung der Darstellunasmittcl der Bild» Hauerei plastische und scharfprofilierte Figuren erhallen. Sie ge» Winnen dadurch zahllose Varietäten der mimischen Darstellung.