wieder des Wortes von der Solidarität der Kulturnationen, freilich nicht aus Humanitären Erwägungen heraus, sondern diesmal heraus aus sehr realen und praktischen Erwägungen des Wirtschaftslebens. Eine schwere wirtschaftliche Krisis mit riesiger Arbeits- losigkeit sucht Vsgland heim. Eine schwere Krisis auf wirt- schastlichem Gebiet haben die Vereinigten Staaten von Amerika . Der Staatshaushalt Frankreichs ist in sehr ernsten Nöten. Deutschland ist finanzpolitisch in furchtbarster Be- dtängnis: Italien leidet: Oesterreich ist zusammengebrochen: die kleineren östlichen Staaten, allen voran Polen , stehen in verschiedener Abstufung vor dem Zusammenbruch, und Ruß- land ist auf dem Gebiet der Wirtschaft ein Chaos. Das ist das Ergebnis des Weltkrieges, der von 1S14 bis 1918 gedauert hat, und der durch Friedensverträge beendet wurde, die das Blutvergießen großen Stils zum Abschluß brachten, und die die wirtschaftliche Genesung Europas nicht nur nicht anbahnten, sondern zu einer Unmöglichkeit machten. Es erscheint sehr wohl denkbar, daß auch diesmal bei den neuen internationalen Verhandlungen eine radikale Kur gegen die Uebel, die die Welt bedrücken, nicht zur Anwendung gelangen wird. Es. ist nickst unwahrscheinlich, daß ein neuer fauler Ausaleich zwischen Frankreich und England zustande kommt, und daß die wohlbestallten politischen Aerzte am Krankenbett der zivilisierten Welt sich nochmals als Kur- pfnscher erweisen werden. Allein die Natur läßt sich nicht vergewaltigen. Nach neuen Leiden wird dann die Welt schließ- sich doch einen Schritt weiter kommen, und man wird zur Ver- nichtung von Friedensverträgen gelangen, die von der modernen Weltorganisation nicht zu ertragen sind. Das � moderne Leben wird sich als stärker erweisen, als jene Staats- männer, die heute noch die Geschicke der Welt leiten. Das Wort von der„Solidarität der Nationen", das sicher- lich auch häufiger über die Lippen von Lloyd George und Briand gekommen, ist nämlich in Wirklichkeit keine bedeutungs- lose Phrase, fondern eine leibhaftige Realität. In einer Vergangenheit ohne entwickeltes Wirtschafts- leben mit geringem internationalen Vcrkebr konnte ein Volk das andere ausplündern, und das ausgeplünderte siechte zu- mindestens zeitweise dahin, und das Siegende war wenig- ftens zunächst bereichert. Heute ist die zivilisierte Welt eine Einheit, �mag sie vorübergehend auch zerrissen sein durch Kriege. Sie ist eine wissenschaftliche Einheit; sie ist in gewissem Ilmfange auf dem Gebiete der Moral eine Einheit, und sie ist vor allem eine wirtschaftliche Einheit. Denn jeder Teil der zivilisierten Welt ist fast immer für jeden anderen Teil der zivilisierten Welt zugleich Käufer und Verkäufer. Die Franzosen und die Engländer und die anderen können an ein ruiniertes Deutschland , können an ein ruiniertes Ruß- land, können an ein ruiniertes Zentral- und Osteuropa keine Waren absetzen. Diese riesigen ruinierten Gebiete hören zum überwiegenden Teile oder ganz auf, Abnehmer für die Waren des Westens zu fein, und wenn man sie zwingt, an den Westen zn zahlen, so können sie Riesenbeträge nur in Waren zahlen, und wenn diese Riesenmassen von Waren nach dem Westen strömen, so erdrücken diese Waren die Produktion des Westens; sie schaffen dort Arbeitslosigkeit: sie ruinieren die Industrie dort, und statt daß der gewonnene Krieg die Westmächte be- reichert, stürzt er die Westmächte in Arbeitslosigkeit und treibt. auch sie einer wirtschaftlichen Katastrophe entgegen. Diese banale Wahrheit dämmert heute in der zivilisierten Welt auf. Daß sie im Augentstick schon zum vollen Durchbruch kommt, ist kaum zu hoffen. Die Worte„internationale Solidarität" sind nicht nur ein hübsches Wortgeklingel, verwendbar bei Toasten, und aus mehr oder weniger harmlosem Anlaß vom Stapel zu lassen; — sie bedeuten eine Richtlinie, die, wenn sie verlassen wird, schwerstes Unglück den zivilisierten Nationen unserer Zeit bringen muß._____ Ermehigtes siorto mit der Tschechoslowakei . Da die Nachfolge- staaten aus der Konferenz von Porto Nose vereinbart haben, unter- einander die Weltpostocrcinssätze auf drei Viertel zu ermäßigen, tritt dies am b Januar auch für den Verkehr zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei in Kraft. Also: Drei Viertel der Auslands- . gebühren!
ThesZsr Storm als Gatte. Briefe Theodor Storms , die In das Innerste seines Wesens und in bisher noch vielfach verhüllte Einzelheiten seines Ehelebens hin- einleuchten, werden von Else Drenke in„Wcstermanns Monats- heften" mitgeteilt. Die Briefe sind gerichtet an Familien, mit denen Storm während seines Aufenthalts in dem Städtchen Heiligenstadt in nahe Beziehungen getreten war. Nachdem er nach der Vater- ftadt Husum zurückgekehrt war, blieb er in schriftlichen Verkehr mit den Freunden, und so hat er ihnen am 21. Mai 18SS den Tod seiner geliebten Constanze in einem erschütternden Schreiben mitgeteilt. „Lieben Freunde, Mamachen, Tantchen, Paul und Klärchen," heißt es da,„ich hatte diese Zeit abgewartet, um an alle meine Freunde draußen im Reich recht ausführlich und heitere Briefe zu schreiben; denn die Geburt unseres siebenten Kindes sollte im Anfang dieses schönen Frühlingsmonats eintreffen, und Ihr wißt, daß Constanze und ich, als wir noch beisammen waren, unser Päckchen, wenn es auch immer schwerer wurde, doch mit ziemlich leichtem Mute trugen. Beisammen waren, sage ich; denn Constanze ist nicht mehr. Nach- dem sie am 4. Mai in ziemlich leichter Geburt einer Tochter das Leben gegeben, ist sie gestern morgen, früh gegen 6 Uhr, noch schwerem Kampfe dem hier epidemisch auftretenden Kindbettfieber erlegen: st? starb, Ihre Hand in der meinen, doch hat sie uns in den letzten sechs Stunden wohl nicht mehr gekannt; nur der Körper kämpfte feinen Kampf mechanisch noch zu Ende; zuletzt wurde das 'schwere Stöhnen sanft wie Bien«getön: dann ging eine eigentüm- liche Verklärung über ihr Gesicht, ein sanfter blauer Glanz flog durch das gebrochene Auge; und dann war sie tot, ich hatte fi« verloren." Ein Jahr danach unterrichtet Storm dann die Freunde über feine neue Ehe, und es ist von höchstem Interesse zu sehen, wie er diesen ''-»cnd, der anfangs so mancher Mißdeutung ausgesetzt war, in sein- fühligster Form begründet.„Endlich muß doch ein Wort von mir iibe,r das gesprochen werden," schreibt er am 14. Juli 1866,„was Ihr schon anderweit wohl erfahren habt; zürnt mir nicht, daß ich so lange.gefchwiegen: es mußte erst alles klar uttd fertig fein, wie es jetzt ist. Sie, liebe Frau Anna, sagten damals zu mir: eine Constanze finden Sie doch nicht wieder. Ich war damals schon im Bewff, Ihnen zu sagen, daß noch eine lebe, die einst die erschüt- ternbst? Leidenschaft in mein Leben gebrocht, die seit ihrer Kindheit — das ist buchstäblich— nur mich geliebt, die mit Constanze sich in meine Poesie teilt, und von der jetzt jeder— ohne diese Dinge zu ahnen— sagt, daß ich die Tote durch diese Wahl geehrt. Eon- ' stanze selbst wußte alles dies, und sie dachte immer darauf, die kleine Do solle zu uns kommen und mit uns leben bis zu Ende. Zu dem Ende hatte sie sie vor zwei Iahren hierher eingeladen: aber die kleine Do vermochte es noch nicht, und Dange nahm sie an ihr Hcrz und sagte, wir müssen Geduld haben; später wird es schon
Denunziant Eberlein. Als der„Vorwärts" das Zetkin-Material veröffentlichte, hat die„Rote Fahne" über„Denunziation" geheult, obwohl wir nichts brachten als ein Material, das sich bereits seit meh- reren Monaten in den Händen des Oberrcichsanwalts befand. Jetzt zeigt sich, daß es be! der ganzen Sache nur einen De- nunzianten gibt— Hugo Eberlein . In der Erklärung der 128 Protestler der KPD . war u. a. folgendes gesagt: Die von der Zentrale der Parte! gegenüber eingeschlagene Ver- pfuschungstaktik muß zwangsmäßig dazu führen, daß die D e r a n t- wortlichen sich von der Anklage der Anstiftung reinzu- waschen versuchen und damit die in den Zuchthäusern sitzenden oder Inzwischen schon befreiten Arbeiler belasten. Dieser Satz war wohl mit ein Anlaß, daß Friesland , Malzahn und Braß wegen„verleumderischer Behauptungen" gemaßregelt wurden. Kaum aber ist diese Maßregelung aus- gesprochen, da erweist sich bereits die volle Richtigkeit der Boraussage. Um sich herauszureden und reinzuwaschen be- ginnt nämlich jetzt Hugo Ebcrlein in der„Roten Fahne" die anderen zu denunzieren. Nicht er habe zu Sprengungen auf- gefordert, sondern die anderen von der„Illegalen" hätten das getan. Und um diese Behauptung recht glaubhaft zu machen, liefert Eberlein dem Staatsanwalt Material, ver- öffentlicht er Dinge, die bis heute noch kein Staatsanwalt in Deutschland wußte. Man höre Ebsrlein selber: Als von der Verhinderung der Waffenzufuhr aus dem Lager in Beesen gesprochen wurde, da stellte sich dann heraus, daß feit ISIS das Lager geräumt war. Es sind in diesen Besprechungen Dutzende von weiteren Vorschlägen und Anregungen gemacht war- den, die nicht mektcr oerfolgt wurden, da die politische Leitung die ganze„Illegale" n I ch t e r n st nahm. Das habe auch ich trotz aller Entrüstung den Genossen deutlich gesagt, daß ihre„Illegale" ein Dreck sei, sie mit tausend Plänen um sich würfen, in Wirklich- ke!t aber nicht mal ein Stück Zündschnur besäßen. In den Berichten ist weiter kein Wart über die vielen durch uns ver- hinderten Sprengungen gesagt. Als z. B. der Vorschlag gemacht wurde, in Teukfchcnkal eine Schule zu sprengen, hat die Bezirks- lcitung ausdrücklich dies ver boten und verlangt,, daß die Sol- daten auf keinen Fall provoziert werden dürfen, daß die Arbeiter vielmehr versuchen müssen, sich freundschaftlich mit ihnen zu ver» ständigen. Als uns zu Ohren kam, daß Arbeiter>n Schornewih beabsich- tigten, Sprengungen am Elektrizitätswerk vorzunehmen, haben wir sofort einen Genossen dorthin geschickt, der dies unter allen Umstän- den verhindern sollte, und als im Chemnitzer Bezirk eine Für- deranlage zerstört werden sollte, ist auf unser« Veranlassung mit den schärfsten Mitteln gegen diese Absicht vorgegangen. Nicht anders steht es mit der Sprengung der Produktiv- Genossenschaft in Halle. Ein solcher Dorschlag wurde ge- macht, niemand nahm ihn ernst. Als wir am anderen Tage doch von der Absicht einer ernstlichen Sprengung hörten, haben wir sofort— Vowitzk! schreibt es selbst in seinem Bericht— durch die Bezirksleitung, die Sprengung verboten. Und als vier Tage später von Genossen, die unserer Partei nicht angehören, aus diese Anregung zurückgegriffen wurde, hat wiederum der Bezirks- sekretär sich sehr heftig dagegen gewandt. An dem dann doch vor- genommenen Versuch war kein Mitglied unserer Parte! beteiligt. Widerwärtiger bat sich wohl noch kein politischer Führer enthüllt. Das Verhalten der Iogow. Wangenheim und Schiele auf der Anklagebank verblaßt gegen die Denunziations - wut Eberleins, noch ehe er. die Anklagebank betreten hat. „Lieber Staatsanwalt", ruft Eberlein,„damit Du siehst, was ich. für ein hochanständiger Kerl bin, will ich Dir erst mal ver- raten, was die anderen gar alles haben sprengen wollen." Und nun geht's los: Hintereinander werden die Arbeiter in Teutschental, Zschornewitz , Chemnitz usw. von Eberlein denunziert. Mögen sie alle ins Zuchthaus man- dern, wenn nur Ehren-Eberlein freikommt! Die„Freiheit" schreibt heute: Herr Eberlein zog aus, um zu„enthüllen". Cr enthüllt sich in Wirklichkeit selbst, und zwar dergestalt, daß er allen denjenigen, die es noch nicht wußten, kund und zu wissen tut, daß er nicht nur
gehen Sie, Constanze, äußerte auch einmal vor Iahren, da wir noch froh und gesund waren, im Fall ihres Todes müßte ich doch wohl Do heiraten: ihr würde sse die Kinder am liebsten anvertrauen; und die Kinder, große wie klein«, haben die Mitteilung, daß ich sie auf ihrer Mutter Platz führen würde, mit der innigsten Zustimmung aufgenommen. Ihre Schwester ist die Frau meines Bruders Io- Hannes, und sie war längst die geliebte„Tante Do" der Kinder. das bleibt sie auch: der Muttername wird unserer geliebten Toten nicht geraubt. Und so waltet sie denn unter uns wie ein kleiner guter Hausgeist, der Sauberkeit, Ordnung und freundliche Kinder- gesichter um sich her verbreitet. Und ich lebe noch einmal eingehüllt in die Liebe einer süßen, milden, mir grenzenlos hingegebenen Frauenseele. Eine Eonstanze finde ich zwar nicht wieder; jeder, der etwas im Leben bedeutet, ist individuell unersetzlich; wie es auch die kleine Do gewesew sein winde, wäre s i e zuerst in mein Leben getreten. Ich fühle das auch; denn, obgleich die törichte Leiden- fchaft, die einst meine schönsten Lieder hervorgerufen, mich noch ein- mal gepackt hat, so lebe ich doch in dem steten Gefühl der Dergäng- lichkeit."
Die Lu�en in der Karikatur. Eduard Fuchs veröffentlicht eben lim Münchner Verlag Albert Langen ) ein neues karikaturgefchicht- liches Buch, das den Juden in der Karikatur gewidmet ist. Ein reiches Material, das Fuchs als Sammler zusammengebracht hat, wird da ausgebreitet, vom Mittelalter bis zu den Satiren unserer Tage. Fuchs schildert die Rolle der Juden in der Geschichte und ihren Anteil am Aufbau der europäischen Kultur, um zu begründen, warum st? als Träger des Kapitalismus von Anfang an gehaßt und im Zerrspiegel gesehen werden. Jede Karikgtur auf sie, fa schreibt er, ist tatsächlich stets eine Anklage gegen sie. Dieser Grund- ion des Anklägcrifchen herrscht derartig vor, daß die lachende Form, in die die Karikatur die Dinge und Personen kleidet, hier viel seltener und weniger als sonst versöhnend wirkt. Auch der genialste Karikaturist sieht immer nur mit den Augen seiner Zeit und spiegelt den jeweiligen Grad der Einsicht in die Zusammenhänge der Dinge. Die Einsicht in die ungeheure Bedeutung des Juden- tums für den Gesamtkomplex unserer kapitaliftckchen Kultur ist aber erst ein ganz modernes Resultat der wissenschaftlichen Forschung. Es erging den Juden in der öffentlichen Beurteilung ungeiähr so wie dem Regenwurm im Vergleich zum Löwen. Ueber den Regen- wurm hat mnn niemals ein verklärendes Heldenepos geschrieben, wohl aber dubendfach über den Löwen, rbglcich dieser an der menschlichen Kultur keinerlei impanierende Verdienste hat. um so größere aber der Regenwurm, der der stete Regcneratar der trucht» tragenden Ackererde ist. Der Regenwurm hat aber keine Mähne und brüllt nicht. Nun. der kleine Sebacbersude brüllt auch nicht, er mauschelt nur und ohrt, wie er macht sein Geschäft. Dadurch erkl'-rt Fuchs, daß in früherer Zeit keine die histo- rilche Rolle der Juden verklärenden Karikatvren entstanden sind. Sie alle sehen nur, was ihrer Zeit verwerflich und verabsckeuungs- würdig an den Juden vorkam. Und da» war eben die Tatsache,
«in Mann ist ohne polltische, vexantwortlichkeit,. gefühl, sondern auch ein Mann, dem der Akut fehlt, zu seinen eigenen Taten zu stehen. Wer auf andere mit den Fingern zeigt, um sich selbst rein zu waschen, ist alles andere, nur kein poli» tischer Führer. Wir würde uns diesem Urteil anschließen, wenn es nicht im Grunde viel zu milde wäre. Ein unterschlagener Protest. Als der„Vorwärts" das Zetkin-Material veröffentlichte, suchte sich die„Rote Fahne" zunächst dadurch aus ihrer Ver- legenheit zu ziehen, daß sie die Verfasser der bei Klara Zetkin gefundenen Berichte, Lemck, Bowitzki usw. als Spitzel verdachtigte. Inzwischen ist L e m ck, wie wir meldeten, in Berlin verhaftet worden. 2lus dem Untersuchungsgefängnis hat er durch seinen Rechtsanwalt versucht, den nachstehenden P r ot e st an die„Rote Fahne" gelangen zu lassen: Freitag, den 9. Dezember 1921. An die Redaktion der„Roten Fahne". In der Nr. S61 der„Roten Fahne" vom 8. Dezember wird über meine Verhaftung eine Darstellung gegeben, die geeignet ist, mich den Parteigenossen gegenüber als Spitzel hinzustellen. Die Redaktion der„Noten Fahne" weiß ganz genau, daß ich seit 9 Mo- naken von der Polizei gesucht wurde. Sie ist weiter genau darüber orientiert, daß ich niemals in der Wohnung meiner Frau polizeilich angemeldet war. Wider bessere» Wissen behauptet da» nun die„Rote Fahne" und sagt weiter wörtlich:„D! e s e T a ts a ch e ist bezeichnend für die Art und Weise, in der der neue Kommuni st enprozeh eingeleitet wird." Gerade dieser letzte Satz soll nun die Meinung erwecken, als ob ich mich mit stillschweigender Genehmigung der Polizei in der Wohnung meiner Frau aufgehalten habe und erst jetzt auf Grund der Veröffentlichung der Berichte im„Vorwärts" festge- nommen sei. Das bedeutet, daß ich als Spitzel tätig gewesen sei und daß auf diese Art und Weise die Voraussetzungen für den neuen Kommunlstenprozeß geschossen werden sollen. Ich protestiere auf das entschiedenste gegen diese verlogene Darstellung der„Roten Fahne", an der auch die angebliche Berichti- gung in Nr. S62 der„Roten Fahne", die erst auf ausdrückliches verlangen meiner Irau. nachdem dieselbe daraus hingewiesen hat. daß sie sich bei einer evtl. Ablehnung an eine andere Arbeiterzeitung wenden wird, nichts ändert. Gemäß 8 11 des Preßgesetzes ersuche ich um sofortig« Berichti- gung. Mit Partelgruß gez. Alfred Lemck, zurzeit in Untersuchungshaft. Dieser Protest ist bis heute von der„Roten Fahne" nicht veröffentlicht worden. Offenbar fürchtet die Redaktion, daß ihre Methode, die von der kommunistischen Zentrale ins Unglück gestürzten Partsianhänger hinterher obendrein als Spitzel zu verdächtigen, bei ihren eigenen Lesern stärkste Entrüstung erwecken würde, falls sie diesen bekannt wird. Wir besorgen daher an Stelle der„Roten Fabne" das Versäumte, wie wir auch bereits den Protest von F e r r y- Hering gegen Eberleins Verdächtigung gebracht haben, den gleichfalls die„Rote Fahne" bis heute ihren Lesern ver- schweigt._ Die Kotslieferung. Varl». 29. Dezember. sEP.) Die Reparalionskommlsflon hat die Besprechung der deutschen kokslleferungen auf morgen, Frei- tag. verschoben, um in der Zwischenzeit neue Aufklärungen van ihrem Vertreter in Essen zu verlangen. Die Kommission will von der deutschen Regierung die Zusicherung erhallen, daß die Koks- lieferungen sich io den nächste« Tagen auf 17 000 Tonnen täglich belaufen werden. E» sollen Mittel und Wege gefunden werden, um eine Wiederholung der llnregelmäßlgk eilen künftighin zu vermel- den, weil dadurch in den letzten Tagen mehrere Hochöfen in Lothrin- gen und Luxemburg zum Stillstand gebracht und erhebllche Arbeite losigkeit verursacht wurde.
daß sie immer als die individuellen Urheber der schweren Wirtschaft- lichen Bedrängnisse sich' darstellten, in denen so viele untergingen. Die meisten ontijüdischen Karikaturen gehen in Haß und Berach- hing bis an die Grenze, aus manchen spricht eine sich ohnmächtig fühlende Wut. Schon am Beginn dieser Kcrikaturen steht eine grotesk kühne Symbolisierung des jüdischen Wesens und Treibens in dem Bilde der sogenannten Iudensau. Dieser Stil wurde erst wieder erreicht, als im 19. Jahrhundert die weltbeherrschende Macht des jüdischen Kapital,» sich in der Person des Frankfurter Bankier» Amsel Rothschild verkörperte. Da» Moskauer Künsilerthealer fetzt in der Königgrätzer Straße sein Gastspiel fort— aber es ist weniger eine europäische Ange- legenheit, wie sein erstes Austreten in Deutschland , als ein« russische. Denn Berlin ist heute ein« russisch « Großstadt, und seine Bewohner sind in der Loge, tagtäglich das nicht gerade billige Theater zu füllen. Für die deutsche Kritik kann es sich nur noch darum handeln. Aus- schau nach russischen Dramen zu halten, die un» etwas Besonderes zu sagen haben. Der Versuch, Szenen aus Dostojewskis Riescnepos der Karamasaws auf die Bühne zu bringen, hatte großes schau- spielerisches und psychologisches Interesse. Die G e r m a n o w a, die inzwischen leider ertrankt ist, zeigte(als Grufchenka) Ihre große, seelenvoll« Kunst von neuen Seiten, und unter den männlichen Partnern hob sich fast ebenbürtig W. I. K a ts cha l o w hervor. Am Mittwoch wurde ein neues Stück geboten, das Gelegen- Heit gab, andere Schauspieler in den Vordergrund zu rücken. Sur» gutschew, eine Art provinzial-russischer Sudermann, gibt in seinen e r b ftg e i g e n", dem in ollen Literaturen behandelten Thenia von der alternden Frau, die vom Geliebten Abschied nimmt, eine spezifisch russische sentimentale und stimmungsvoll« Note. Sie verheiratet ihre Tochter, um den durch einen Pseudonymen Brief erregten Verdacht ihres Gatten zu zerstreuen, mit dem Hausfreunde, und erlebt nun das Erwachen einer neuen Leidenschaft in dem jun- gen Paare. Ihr Kampf um die Resignation ist der Inhalt de» Dramas, das im übrigen interessantes russisches Milieu zeigt. Frau Knipper-Tschechowa offenbart sich in der Rolle als intelli- gcnte Gestalter'"?,'b?r ihr Ausdrucksvermögen ist nicht gerade stark. Sehr frisch und köstlich jugendlich war die Tochter der O r l o w a, von jovialer Vornehmheit M a s s a l i t i n o w als Gatte. Regie und Ausstattung bewiesen Höchste Sorgfalt.— r., korolenko gestorben. Wie die Warschauer ukrainisch« Sowjet» Mission meldet, ist in Poltawa am 25. Dezember einer der größten und ältesten ruffischen Schriftsteller, Wladimir Korvlenko gestorben. Korolento ist weltberühmt nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als langsähriger Freiheitskämpfer zu Zeiten des Zarismus. Koro- lenko achörte zum antibolschewistischen Lager.(Wir werden auf seine Bedeutung zurückkommen, fall» sich die Nachricht bestätigen sollte.)_ Tplclplanänderungen. Infolge von Erkrankungen muß am Donner», taa im Kroßen Schau lpiMhoute Büchners.D a n t a n S Tod" auSjallen, Bbonnementsbillet« können umgetauscht werde»— Im In« timen Theater wird von Donnerstag an allabendlich.Die groß» Stadl" und.Der Schieter- ausgeführt