Nr.5 39.Jahrgang
Der Mittellandkanal.
Beilage des Vorwärts
Der Berliner Magiftrat für Fortführung der Bauten. Im Hinblick auf die Arbeitslosigkeit, die durch den Mangel an ausländischen Rohstoffen im kommenden Frühjahr katastrophal zu werden droht, will jezt der Berliner Magistrat darauf dringen, daß mit der eigentlichen Ausführung des Mittellandfanals auf der ganzen Linie begonnen wird. Der Magistrat begründet sein Vorgehen durch folgende Ausführungen:
Gerade der Kanalbau erscheint als geeignetes Objekt zur Be= hebung der Arbeitslosigkeit, da er bei seinem großen Umfange eine bedeutende Anzahl von Arbeitnehmern, insbesondere an ungelernten, zu beschäftigen vermag und die am Drt zu leiftende Arbeit wie Materiallieferung bei weitem überwiegt; aber auch durch letztere finden indirekt die beteiligten Baustoffindustrien weitgehende Arbeitsgelegenheit unter Ausnutzung unserer einheimischen Rohstoffe. Die Erwerbslosenfürsorge würde also durch eine umfassende Ausführung des Ranalbaues eine nicht hoch genug anzuschlagende wirffame Erleichterung erfahren.
Ein weiterer Grund für den beschleunigten Bau des Mittellandfanals dürfte aber die endliche Schaffung einer leistungsfähigen Wasserverbindung zwischen West- und Mittel deutschland zur Entlastung der Eisenbahnen sein, da der Mangel an einer solchen gerade jezt in Berbindung mit der ins Stoden geratenen Wagengestellung der Bahnen eine das Wirtschaftsleben empfindlich lähmende Verkehrsnot zur Folge hat, abgefehen davon, daß eine mögliche Verbilligung der Transporte, besonders der Massengüter, durch den Wasserweg von hervorragender volkswirtschaftlicher Bedeutung ist und der Berkehr auf einem Kanal von Wafferklammen, unter denen die natürlichen Flußläufe zeitweise sehr zu leiden haben, unabhängig ist."
Der Magistrat hat sich unter Hinweis auf diese Umstände an den Reichsvertehrsminister und den Reichsarbeits. minister gewendet mit der Bitte, den Bau des Mittellandfanals sofort in Angriff zu nehmen.
Zur Wahl des Stadtverordnetenvorstehers. Kein Ausgleich.
Für die erste Stadtverordnetenfizung im neuen Jahr steht auf ber Tagesordnung als erster Puntt die Neuwahl des Vorstandes. Ueber das vermeintliche Ergebnis der Wahl des ersten Borstehers haben bürgerliche Blätter allerlei Voraussagen machen zu dürfen geglaubt. Demgegenüber sei folgendes festgestellt:
Die Bürgerlichen haben angeregt, 3 mei mit gleichen Rechten und gleichen Pflichten ausgestattete erste Vorsteher zu wählen. Den einen follte von den bürgerlichen Fraktionen die Deutsche
auch einen schwarzen, steifen Herrenhut. Beim Angeln nach dem Belourhut fanden sie nun eine tote Frau, die als die vermißte Frau Handtke erkannt wurde. Gerade zu derselben Zeit hatte Frau Aue ihre Tochter auf dem 54. Revier als vermißt gemeldet. Es ist nicht ausgeschlossen, daß das Johlen und Schreien mit dem Tode der Frau Handtke in Berbindung steht, und daß diese einem Berbrecher zum Opfer gefallen ist. Die Leiche wird heute, Mittwoch, zur Feststellung der Todesurfache obduziert werden.
Wieder deutsches Metallgeld.
Ein-, Zwei- und Fünfmartstüde.
Ausprägung neuer Reichsmünzen aus Metall heranJm Frühjahr dieses Jahres wird die Münzverwaltung an die geben. Nach langen und schwierigen Versuchen ist es geglüdt, ein Verfahren zur Herstellung zu finden, daß eine Gewähr aegen Fälschungen bietet. Es sollen zunächst Ein, Zwei- und Fünfmart üde hergestellt werden.
Mittwoch, 4. Januar 1921
Heute wieder Kraftdroschkenverkehr.
Der Magistrat hatte bekanntlich beschlossen, eine Kraftdroschten steuer in der Art zu erheben, daß jeder Fahrgast an die Droichtenführer eine gewisse Steuersumme für eine Fahrt zu entrichten hatte. iefes Verfahren gestattet auch eine genaue Kontrolle ber Einnahmen der Kraftdroschtenbefizer, denen diese Maßnahme natürlich höchft unerwünscht war. Sie nabmen den Kampf dagegen auf und zogen ihre Fahrzeuge aus dem Berliner Verkehr. Ohne den geringsten Erfolg verzeichnen zu können, beschlossen sie nunmehr, ihre Kraftfahrzeuge wieder laufen zu lassen, trozdem, wie sie behaupten, die zwanzigfache Fahrpreiserböbung in Verbindung mit der steuerlichen Belastung jede Rentabilität auss noch nicht gänzlich ausgestorben ist. schließt. Woran man wieder sehen kann, daß der Jdealismus
die Chauffeure, die von den Herren Droichtenbefizern einfach ausDie Leidtragenden in diefer Angelegenheit sind natürlich geiperrt wurden und während der ganzen Zeit keinen Pfennig Lohn
erhalten haben.
Im übrigen wird man sich merken müssen, daß der erste politische Streif, der im neuen Jahre zu Ende geht, von Unter. nehmern durchgeführt wurde.
Wie erinnerlich, wurden die Streistagswahlen des Kreises Teltow
Landgerichtsrat Westphal in Potsdam hatte im Dezember vorigen Jahres in einem Ehescheidungsverfahren einer Offiziersfamilie die Frau Eitel Friedrichs auf dem Landgericht in Potsdam zu vernehmen. Der Gerichtsrat Westphal forderte seinen ständigen Protokollführer, Kanzletassistenten. Relch, auf, bei Erscheinen der bon der bürgerlichen Minderheit angefochten und find im Prinzessin das Zimmer zu verlassen und den Referendar Graf von Verwaltungsstreitverfahren für ungültig erklärt worden. Das Urteil Gröben als Protokollführer zu rufen. Die Kanzleibeamten des des Verwaltungsgerichts ist den Parteien am 1. Januar zugestellt Landgerichts beschwerten fich über diesen Borfall beim preußischen worden. Es müssen die Wahlen nunmehr sechs Wochen nach ZuJustizminister. Landgerichtsrat Westphal leitete daraufhin gegen stellung des Urteils stattgefunden haben. Wie wir erfahren, finden sich selbst das Disziplinarverfahren ein. Gestern ist dem Land- die Neuwahlen am 12. Februar statt. Es wird unseren gerichtsrat vom Justizminister mitgeteilt worden, daß sein Ber Genoffen in Stadt und Land zur Pflicht gemacht, alles daran zu halten gutgeheißen werde, als er statt des Subaltern segen, den lebhaften Wunsch der Bürgerlichen , die sozialistisce beamten für die Prinzessin einen adligen Bro. Mehrheit aufzuheben, zunichte zu machen. Ade Kraft muß baran totollführer hinzugezogen hatte und das Disziplinarverfahren deshalb gegen ihn eingestellt ist. Landgerichtsrat Westphal hat gesetzt werden, der alten sozialistischen Mehrheit wieder den Bersih am Potsdamer Schöffengericht übernommen. wieder zum Siege zu verhelfen. Der Kampf wird bart Es geht doch nichts über das Taftgefühl eines republikanischen" fein, muß aber im Interesse der Partei mit aller Straft geführt Beamten. Wie wohltuend muß es jeder Monarchist empfinden, werden, um den Fortschritt, den unsere Partei in den letzten Wahlen daß auch der preußische Justizminister als Beamter eines deutschen überall in Deutschland zeitigte, auch hier voll zur Geltung zu bringen. Freistaates ein so feines Verständnis für die angemessene Behand auch sehr nötig, daß jeder wohlerzogene Breuke weiß, wie er fich lung einer leibhaftigen Prinzessin bekundet. Schließlich ist es ja hohen und höchsten Herrschaften gegenüber zu benehmen hat. Dafür lebt er ja auch in einer Republik.
Großzügige Schwindler.
wurden vor dem Hause Kastanienallee 94 die Telephonistin Elisa Ein Straßenräuber im Zylinder. In der vergangenen Nacht beth W. und die Frau Margarethe M. von einem etwa 3öjährigen Manne überfallen, der einen 8ylinder und einen weißen Scal trug. Er schlug Frau M. mit seinem umgedrehten Regenschirm, der eine ichwere Krüde hatte. zu Boden und versuchte dann, Fräulein. W. die Handtasche zu entreißen. Diefe feste fich aber Eine Anflage wegen Betruges in über 100 Fällen. unter lauten Hilferufen mit ihrem Schirm fräftig aur Webr. Warenschwindler, durch die fast sämtliche bekannten Berliner bis ein Beamter der Schupo nahte, worauf der Täter die Volkspartei, den anderen als stärkste Fraktion der Linken die SPD . Firmen um Beträge von insgesamt zirfa 600 000 m. betrogen wor-& luchterariff. Da er einen großen Vorsprung hatte, gelang stellen. Die fozialdemokratische Frattion hat diese den find, hatten gestern vor der 12. Straffammer des Landgerichts I es ihm zu entkommen. Lösung abgelehnt. Sie hält daran fest, daß für die Besetzung der ein so langes Schuldkonto aufzuweisen, daß sogar eine zwei- Für die 67. und 44. Berkaufsstelle der Konsumgenossenschaft, Posten im Vorstand nach demokratischem Grundfah und fo parlamentarischem Brauch die Stärte der Fraktio, tägige Verhandlung anberaumt werden mußte. Wegen Scibelbeiner und Stolpische Straße. finden beute, nen ausschlaggebend fein muß. gemeinschaftlichen Betruges in über 100 Fällen Mittwoch, in der Schulaula Schönfließer Str. 7 die Wahlen waren der Monteur Hans Trieloff und dessen Bruder, der Bäder Mag T. angeflagt.
Demgemäß erhebt die SD., wie bei den Vorstandswahlen im November, wieder den Anspruch, daß sie ols die überhaupt stärkste Fraktion der ganzen Stadtverordnetenversammlung den Poften des ersten Borstehers zu besetzen hat. Der von ihr vorgeschlagene Kandidat ist wieder Genoffe Franz Krüger . Kandidat der rechtsstehenden Fraktionen wird wahrscheinlich Dr. Caspari von der Deut schen Boltspartei fein.
Ein Leichenfund im Luisenstädtischen Ranal. Die 29jährige Berkäuferin Klara Sandtte, eine nach furzer Che geschiedene Frau, wurde als Tote aus dem Luisen. städtischen Kanal gelandet. Sie war seit dem 1. Weihnachtsfeiertag spurlos verschwunden. An diesem Tage wollte sie sich mit einem Herrn treffen.
aum
werden gebeten, zuhireich zu erscheinen. Genossenschaftsrat statt.
Die Parteigenossen
Der Dampfer Fehmarn gefunten. Wie die Hamburger Reederei Röchling . Menzell& Co. mitteilt, ist der Dampfer Fehmarn gefunten. Die Befagung ist gerettet. Sieben Wann wurden. bereits in Stiel gelantet, während die übrigen von mehreren englischen Dampfern aufgenommen sein sollen.
Vorträge, Vereine und Verfammlungen.
Die stets sehr elegant gefleideten Angeklagten arbeiteten in der Weise, daß sie bei den Firmen, wie z. B. Herpich, Hermann Hoff mann, Israel u. a. größere Bestellungen machten und baten, ihnen die Sachen mit quittierter Rechnung in irgendein vornehmes Hotel oder Penfionat zu senden. Sobald der Bote hier antam, padte einer der Gauner die Sachen aus und ging damit in ein Nebenzimmer, angeblich, um sie von feiner Frau anprobieren zu lassen oder sie ihr zu zeigen. Zwischen den Angeflagten wurde bann ein Arbeiter- Stenographen- Verein Stolze- Schren Groß- Berlin eröffnet wieber Gespräch geführt, wobei einer von ihnen eine Damenstimme nachahmte. Im nächsten Augenblick waren die Gauner aus dem neue Anfängerkurse in folgenden Schulen: 1. Moabit , Bremer Str. 13/17, Frei Nebenzimmer verschwunden. Wenn die Boten unter feinem Um- tag, 13. Januar; 2. Norden, Schulftr. 99, Dienstag, 10. Januar: 3. Diten, ständen die Sachen ohne Geld aus den Händen geben wollten, ftecte( Realgymnasium), Freitag, 13. Januar; 5. Lichtenberg , Scharnweberstr. 19, Straßmannstr. 6, Montag, 9. Januar; 4. Neukölln, Raiser- Friedrich- Str. 209/210 einer der Schwindler vor den Augen des Boten mehrere Sun- Montag, 16. Januar; 6. Mariendorf , Raiserstraße( Gymnasium), Donnerstag, In der Nacht zum vergangenen Montag meldete nun ein älterer dert marficheine in ein Rupert und beauftragte ihn mit abends statt und bauert 16 Abenbe. Das Kursusgelb einschließlich Lernmittel 12. Januar. Jeder Rurfus findet allwöchentlich einmal von 7-9 Uhr Herr um 2½ Uhr auf dem 54. Polizeirevier in der Waldemarstraße, einer Nachbestellung. Im Kontor der Firmen tamen bann foge beträgt für Erwachsene 25 M. und für Jugendliche unter 18 Jahren 22 M. er habe am Elifabethufer Johlen und Schreien gehört, aber nannte Blüten ans Tageslicht. Zu der gestrigen Verhandlung Rähere Auskunft erteilt Genoffe Otto Lored, GO. 33, Görliger Str. 52. nichts mehr gesehen, als er dem nachgegangen fel. Ein Beamter der hatten die Rechtsanwälte Dr. Artur Brandt und Sande girl V, Gild- West. Donnerstag abend 7% Uhr in Sabels Brauerei, großez Reisbund der Kriegsbeschädigten, teilnehmer und hinterbliebenen, Be Schußpolizei begab sich mit dem Herrn nach der von ihm bezeich- lowsty die Ladung des Geh. Med.- Rats Prof. Dr. StraßGaal, Generalversammlung. neten Stelle und beide sahen dort auf dem Wasser einen hellen mann beantragt, der als Sachverständiger befundete, daß beide Wetterbericht bis Donnerstag mittag. Beitweise etwas auf. Damen- Belourhut treiben, fonnten ihn aber nicht ans Land bringen, Angeklagte infolge einer im Felde erlittenen Berschüttung tlat end, jedoch überwiegend bewölft, mit wiederholten, im Nordosten vielfach meil der Sturm das Rettungsboot voll Wasser geschlogen hatte. Am Nervenschwächlinge sind und nicht voll verantwortlich feien. starten Regen, Schnee- und Braupelschauern. Temperatur um den Gefrier. Montag vormittag um 10 Uhr sahen mehrere Schußbeamte dort Wir werden das Urteil mitteilen. punkt schwankend.
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Eine felffame Nacht. Roman in vier Stunden von Laurids Bruun . Wenn Sie so dastehen und zur Seite sehen," sagte sie feierlich, dann beugen Sie den Kopf wie ein vornehmes Raffepferd."
Eine haftige Röte stieg in Frau Hjarmers Wangen auf, und in ihren Augen wurde plößlich ein dunkles Licht entzündet. Eine Weile stand fie schweigend da; dann sagte sie:
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Gie Gelma bas hat mal einer zu mir gesagt, als ich jung war als ich unverheiratet war, meine ich und dann füßte er mich auf die Schulter gerade da beim Halscnjat."
Fräulein Sirdal trat stark interessiert dicht an sie heran.
Was taten Sie da?"
Nichts. Was sollte ich tun?" „ Dann waren Sie in ihn verliebt!" „ Weshalb?"
" Sonst hätten Sie ihm doch eine Dhrfeige gegeben." Frau Hjarmer wandte den Kopf vom Spiegel fort. Ja, ich war verliebt," sagte sie und sah vor sich hin über den Tisch hinweg mit dem dunklen Schimmer im Auge. Da benahm eine starke Erinnerung ihr plöglich den Atem. „ D, ich hätte" fie ergriff das Kristallalas mit beiden
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Hand um Fräulein Sindals Raden. Alles sieht sie und hat doch so unschuldige Augen."
Aber wieder schien da etwas zu sein, das Macht über sie betam. Sie strich sich mit den schlanken Händen über die Schläfen und ging mit langen, starten Schritten über den Teppich auf die Fenster zu, durch die das Licht des Vollmondes hereinschien, der eben hinter dem Kastanienbaum auf dem Rafen heraufstieg.
" Ach, es ist hier so eingeschlossen fo eng!" fagte fie hart, fast flagend, während sie sich mit den Händen über die Hüften strich und tiefatmend die Brust vorschob. Und hier begräbt man nun seine sechsundzwanzig Jahre. Immer das selbe- tagaus, tagein!"
Fräulein Sindal hatte sich umgedreht und war ihr mit den Augen gefolgt.
"
mit entschiedenheit. Da liegt der herrliche Garten, und nie " Das ist Ihre eigene Schuld, Frau Hjarmer!" fagte sie sieht man Sie mit einer Wasserkanne oder mit einem Spaten in der Hand. Und es ist doch Sommer!"
Frau Hjarmer blieb vor dem Fenster rechts neben dem Erker stehen und starrte gesenkten Hauptes sehnsüchtig ins
Mondlicht.
„ Und es ist doch Sommer!" sagte sie träumend, als sei sie
allein.
Fräulein Sindal ging eilig über den Teppich. Was ist dies aber auch für eine Gartenstube?" platzte Händen, hob es zu sich empor, drückte ihr Gesicht leidenschaft- fie heraus, als müffe fie fich endlich mal das Herz erleichtern.
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lich in die Enrinnen und erstickte den Sck in den Müten. Fräulein Sindal konnte sich nicht enthalten zu fragen: War es der Ingenieur?"
" Der Ingenieur?" Frau Hiarmer sandte ihr einen haftigen Seitenblick aus ihren dunklen Augen.
Sie sagten neulich zu Doktor Sylt ," erklärte Fräulein Sindal, daß Sie die Violine nicht angerührt hätten, seit Sie mit einem jungen Ingenieur gespielt hatten, der nach Amerika reiste. Darum meinte ich, daß er es vielleicht ge= wesen sei."
,, Und weshalb gerade der?"
Fräulein Sindal zögerte einen Moment; bann faßte sie sich ein Herz. " Ihre Augen wurden so- so tief, als Sie es fagten ebenso wie jeẞt!"
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Frau Hjarmer fette das Glas aus ihrer Hand. Sie hatte sich wieder ganz in der Gemalt.sable Wie das Pflegemütterchen flug ist!" Sie legte ihre finte
Sie zeigte auf die dunkelgrünen Seidenvorhänge, die ein Stück auf der Erde lagen und die weißen Spizengardinen darunter fast verdeckten.
Schwere Vorhänge und Teppiche auf den- Fußböden
bis Johanni!"
Frau Hjarmer fam wieder zu sich und sagte refigniert, indem sie auf den Flügel zuging:
Anub fann ja weder Licht noch Geräusch vertragen."
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" Frau Hjarmer sah zum Biolinkasten hinüber, der auf einer fleinen Etagere zwischen Flügel und Wand lag.
Ja, ich entbehre meine liebe Violine!" fagte sie. ,, Aber weshalb spielen Sie denn nicht?" Fräulein Sindal machte eine energische Bewegung mit dem Kopf, so daß die aschblonde Locke über ihre Augenbraue fiel.
Ach, Sie wiffen ja, daß mein Mann es nicht in seinem Kopf vertragen kann. ,, Aber wenn er fort ist!" Frau Hjarmer beugte den Kopf und verfiel wieder in Gedanken, während sie vor sich hin seufzte:
,, Es ist ja niemand mehr da, mit dem ich spielen kann. Niemand, der mich begleiten fann, meine ich."
,, Sie müßten jemand anders als mich haben." Fräulein Augen vor sich hin.„ Eine, mit der Sie sowohl musizieren wie Sindal starrte nachdenklich mit ihren runden, treuherzigen sich unterhalten tönnen- Dame."
eine durch und durch gebildete
Frau Hjarmer trat auf sie zu und legte die Hand um ihren festen, runden Nacken.
Ach Sie Sie denten immer zuletzt an sich selbst! Dann
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müßte ich Sie ja entbehren!"
Fräulein Sindal zog bedächtig den Kopf zurüd, während sich ein flarer Tau über ihre blauen Augen legte. meine Schwester erſt verheiratet iſt, bleibt Bater ja allein, und dann hat er mich zu Hause nötig."
" Das würde man schon überwinden," sagte sie. Wenn
" Ja, wer für andere leben könnte!" bedrückt. Dann trat sie an den Tisch und starrte in die weißen Frau Hjarmer hob den Kopf, als würde sie von etwas Syringen.
Aber ich oh, mir ist, als fäße eine Blume in meinem Herzen, und ich fühlte sie Blatt für Blatt dahinwelfen." Während die feine Falte an der Nasenwurzel sichtbar
Fräulein Sindal biß sich in die Oberlippe, was sie zu wurde, beugte sie den Kopf und bohrte die feinen, bebenden
tun pflegte, wenn sie nachdachte.
" Sie entbehren Ihre Musik, Frau Hjarmer!" Frau Hjarmer, deren Blick auf dem hohen Notenpult, worauf ein aufgeschlagenes Heft lag, geruht hatte, wandte den Kopf zu ihr um. Weshalb glauben Sie das?"
" Als ich heute morgen abstaubte und Sie nicht wußten, daß ich im Zimmer mar, da blätterten Sie in den Noten und feufzten so schwer dabel, daß Sie mir ordentlich leid taten."
Nasenflügel leidenschaftlich in die Syringen
Fräulein Sindal fühlte den unwillkürlichen Schmerz in ihrer Stimme und sah die plötzliche Heftigkeit. Sie verstand beides nicht.
" Ich glaube, die Syringen haben Sie vergiftet, Frau Hjarmer wie Sie nur so reden fönnen! Oder Sie tönnen den Mondschein in der hellen Nacht nicht vertragen." ( Fortsetzung folgt.)