ZZokkswirtschasten zum Dortell und nicht zum Nachteil gereicht. Das alte Problem der kapitalistischen Wirtschaft, daß sie ihre eigene Produktion zeitweilig nicht richtig verdauen tonn, tritt hier in veränderter Form in Erscheinung. Die technisch-wirt- schaftlichen Fragen, die damit zusammenhängen, werden in Cannes sicherlich eingehend erörtert werden. In bezug auf die Ordnung der deutschen Reichs- f i n a n z e n hatten die Londoner Verabredungen verschiedene Maßregeln vorgesehen. Sie verlangen von uns, daß wir unseren Etat ins Gleichgewicht bringen: den Eisenbahn- und Postetat durch Tariferhöhungen, den ordentlichen Etat im ganzen durch Steuern und Aufgabe der sogenannten„Sub- fidienpolitik"(Brot, Kohle), den außerordentlichen durch innere Anleihen, die nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge kaum. andere als Zwanasanleihen fein könnten. Nach späteren Meldungen soll in London auch eine gewisse Los- losung der Reichsbank von der Reichsverwaltung und eine Art von Kontrolle dieses Zentralnoteninstituts geplant worden fein. Man wird sich in Cannes sicher nicht im Zweifel darüber befinden, daß es ein äußerst schwieriges Unternehmen ist, durch Forderungen von außen in das heikle Getriebe der inneren Staatswirtschaft einzugreifen, und daß dabei ganz andere Folgen als die beabsichtigten entstehen können. Sicher hat man in Cannes — im eigenen Interesse— nicht die Ab- ficht, in Deutschland Hungersnöte hervorzurufen, da man doch dieses Land leistungsfähig und kaufkräftig machen will. Ein zu scharfes Drängen in der Frage der sog. „Subsidienpolitir könnte aber sehr leicht diese unbeabsichtigte Folge haben. Es kann nicht geleugnet werden, daß die Gefahr scharfer Eingriffe der ausländischen Kontrolle geringer wäre, wenn nicht die deutschen Rechtsparteien und die be- sitzenden Klasien der Politik der deutschen Regierung soviel Schwierigkeiten in den Weg gelegt hätten. Je größer die allgemeine Einsicht in die gegebenen Notwendigkeiten der deutschen Politik und se fester die Energie ist, mit der die deutsche Regierung dieser Einsicht Geltung verschafft, desto größer ist auch die Möglichkeit, lästige Eingriffe von außen abzuwehren. Jene, die ein„starkes Deutschland " als ihr Ideal verkünden, tuen in Wirklichkeit alles, um Deutschland zu schwächen. Trotzdem wird man den Verhandlungen von Cannes wenigstens mit der einen Zuversicht entgegensehen dürfen, daß sie nur einen ersten Versuch und Anfang darstellen, in der Vergangenheit begangene Irrtümer*u korrigieren. Diese Versuche werden fortgesetzt werden müsien, solange bis ein für alle erträglicher Zustand erreicht ist. Die Ergebnisie von Cannes werden nur in dem Maße Bestand haben, in dem es durch sie gelingt, eine Annäherung an jenen von aller Welt erstrebten Zustand herbeizuführen.
Der Cinigungsgeüanke marschiert. In der Chemnitzer „Dolksstimme" nimmt neuerdings ein Mit- glied der USPD. , Ernst Seifert » Minden , das Wort, um noch vor dem Leipziger Par'esiog«in Mahnwort an seine Partei» genosien zu richten, der Einigung feint Schwierigkeiten mehr zu bereiten. Er hofft, daß in Leipzig die Wiedervereinigung mit der SPD . ganz offen und klar und unzweideutig b e» 'jäht wird und daß Leipzig einmütig sagt: Wir sind bereit! Die früheren Meinungsverschiedenheiten zwischen Partei und Partei feien vollkommen in Wegfall gekommen E» bestehen nach feiner Meinung über Grundsätze trotz verschiedener papierener Pro- gramme keine gegensätzlichen Meinungen mehr. Auch die Frage der Taktik habe sich geklärt. E» sei nichts weiter als Gerede, wenn irgendwo„grundsätzlich" jede Koalition mit Bürger- lichen abgelehnt wird. Dos Verhalten der USPD . zum Ministerium Wirth lasse solche„Grundsätze" wahrhaftig nicht mehr ernst er- scheinen. An anderer Stelle erklärt er die Wiedervereinigung der SPD. und USP. für notwendig. E» sei nicht mehr erforderlich, «ine Bretterwand niederzureißen, denn«» besteh« überhaupt keine Scheidelinie mehr. Es beständen nur mühevoll ausrechterhaltene 1
Gerhart Hauptmann :„Glga"* (Trianon-Theater.) i/« balladeste Tragödie, die Gerhart Hauptmann vor vielen Jahren aus der Grillparzerschen Novelle herausgeschnitten hat, lebt heute noch durch die Kraft der sehr romantischen Ereignisse. Diele Wort« und Wendungen sind aber stumpf geworden, weil die Liebes- dinge, um die es geht, in eine kaum erträgliche, barbarische Blut- rünstigkeit und ausgetüftelte Mordsucht verlaufen. E» ist wahr, der Graf Starschenski, der sich Herrn Opinski, den Zerstörer seiner Ehe, aufs Schloß holt, um die Härte des Schwertes an dem Poetentops des Ehebrechers zu erproben, ist nur eine Traumgestalt: ober wehe, wenn der Dichter die Dision zu gewaltsam aus der ergreifenden und begreiflichen Wirklichkeit herausführt. Die Rache an der treulosen Elga ist nur eine vorsintflutliche Unmenschlichkeit. Der Dichter klammert sich ans Schaurige. Das Mitgefühl vor dem Mörder und Rächer versagt. Das Korpusdelikti, das zufällig aus dem Schmuck- tästchen hervorgeholte Bild des bösen Derführers, das plötzlich den Verstand des betrogenen Gatten auslöscht, erklärt wohl den entfetz- lichen Kriminalsoll. Doch die tiefere Schuld, die das Seelisch« trifft. ist nur obenhin bewiesen. Elgas Trauerspiel Hot für die Bühne nur der Staatsanwalt gedichtet. Keineswegs zarter Operneffekt ist alles. Der Strafrichter hätte eigentlich feinen Spruch zu fällen. Wer die Lösung nach dem höheren Gesetz göttlicher Wahrscheinlich- keiten oerlangt, wendet sich in Niedergeschlagenheit ab. Aber dieses Falsche und Uebertriebene wird wundervoll verschleiert und über- tüncht. Die Nerven werden meisterlich gespannt und zerrissen. Es ist ein vorzügliches Schreckenskammerspiel.. Herr A l t m a n n, der Regisseur, legte jeden Nachdruck nur auf diese psychologischen Schwächen und äußerlichen Stärken des Stückes. Für den Augenblick, da Elgas betrogener Gatt« alles vollkommen durchschaut, zwingt der Regisieur seine Künstler, daß sie die Ent- hüllung, ins Parkett hineinposaunend, mit heftigster Grimasse ver- raten. Dos ist eme bedenkliche Verschwendung von Theatermitteln. Und die Aufführung geriet dadurch noch mehr ins allzu Grelle, daß die beteiligten Künstler sich diesem überfunkelten SM mit Inbrunst hingaben. Es ist ein ungeheurer Moment des Tierischmenschlichen, wenn Elga und der Geliebte' zum erstenmal aufeinanderstürzen. Die fabel - hafte Virtuosität der Frau D u r i e u x und die nur für die malerische Stummheh geschulte Beweglichkeit des Herrn V e i d t leisten hier höchst Mächtiges. Frau Durieux windet sich hernach mit ver- wegenster Tüchtigkeit zu dem Tragischen hinauf, und trotzdem wäre es gut. wenn sie ihre Rolle etwas sparsamer glitzern ließe. Elga soll flirrend leben, und Frau Durieux teilt diesen unermüdlichen Puls sogar dem Sessel mit, der ihren schöne» Körper aufnimmt, da» Kleid, da» sie trägt, zittert selbst wie ein ängstliches Wesen. Talente arbeiten, die erstaunlich sind. Alles famos und nichtsdesto- weniger eine Herrlichkeit, die dieses Mal der besieren Natur ent- sagte. Der junge, imposante Herr Deidt hat zu lange und zu ehr- geizig unter dem Blendlicht der Jupiterlampe gestanden. Entführte «in beherzt»» Mentor ihn au» dieser»erkünstelten glammenwelt,
künstlich herbeigezogene.Parteiunterschiede". Zum Schluß sagt Seifert: Es kann auch in Zukunft nicht mehr sein, daß der wertvollste Teil der Arbeiterbewegung, nämlich die SPD. , mit ihrem großen Anhang einer gruntsählich sozlaldemokrakisch gebliebenen Arbeiter- masse, Immer weiter noch rechts getrieben wird, weil der linke Teil der Gesamlbewegung. die USPD „ in nichls werter pasfloer Resistenz verharrt. Di« Begriffe„rechts" und„links" immer nur des leichteren Verstehen» wegen angewandt. Wie wir die Frage der Wiederoereinigung der beiden sozio- listischen Parteien auch betrachten, immer drängt es stch uns mit überzeugender Beweiskraft auf, daß das weitere Getrenntmar- schieren, da» weitere Sichnichtverstehenwollen den Ruin der Ar- beiterbcwegung herbeiführt: daß aber, wenn die Vernunft stegt und sich die beiden Parteien wieder zu geschlossener Einheit finden, daß dann die Arbeiterbewegung vorwärts und aufwärts schreitet. Das führende Organ der Unabhängigen, die.Leipziger Volks- zeitung" muß unter dem Eindruck der Auseinandersetzungen über die Einigungsfrage sich auch mit ihr beschäftigen. Sie kommt aller- ding» zu dem Schlusie, daß nicht die Unabhängigen„alle An- strengungen machen müßten, mit den Rechtssozialisten unter einen Hut zu gelangen", sondern die letzteren hätten die Wege zu ebnen. Die Bemerkung des„Vorwärts" zu dem Einigungsartikel Kautskys, daß organisierte Richtungskämpfe in einer geeinigten Partei eine starke Einschränkung erfahren müßten, sieht die„Leipziger Volkszeitung " als ein Zeichen dafür an, daß wir die Einigung nur aus agitatorischen Gründen erstrebten, in Wirklichkeit aber nicht anderes als eine Unterwerfung der USP. ver- langten. Diese Annahme beruht auf einer Mißdeutung der ,DorwSrts"-Ausführungen. Wie inzwischen Kautsky selost im„Vorwärts" nachgewiesen hat. liegt ihm der Gedanke an Richtung»- organlsationen innerhalb einer geeinigten Partei völlig fern. Und auch die„Leipziger Volkszeiwng" dürste mit Kautsky darin übereinstimmen, daß in einer neuen, all« Sozialisten um- fassenden Partei nicht von vornherein neue noch Richtungen organisierte Gruppen auftreten können, ohne dos Gefüge der Partei von vornherein zu gefährden. Wie sehr das Streben nach Einigung in der sozialistischen Ar- betterschaft im Wachsen begriffen ist, geht am klarsten hervor au» einem neuen, viele Spalten langen Aufruf der Exekutiv « der kommu- nistischen Internationale, der die Arbeiter oller Länder, ob Syndika- listen, Kommunisten, Sozialdemokraten, christliche oder liberale Ke- werkschastler der ganzen Welt auffordert, sich zu vereinigen und er- klärt, daß die Kommuniston„geduldig und brüderlich zu- sammen mit allen anderen Proletariern marschieren wollen, selbst wenn dies? auf dem Boden der kapi'alistischen Demokratie kämpfen." � Dieser Aufruf kennzeichnet die volle Schwenkung der Kom- �munlsten zum Opportunismus. Es ist aber Schuld der Kommunisten selbst, wenn die übrigen Proletarier an ihr„ge- d u l d i g« s und brüderliches" Zusammenmarschieren nicht recht glauben wollen. » Ein Druckfehler hat sich in den heutiqen Aufsatz von Kar' Kautsky eingeschlichen. Kautsky zitiert«inen Absatz seines früheren Artikels, der in der»Wiedergab« mit den Worten beginnt:„Das ist etwa« Außerordentliches oder gar Unmögliches". Wie schon der Zusammenhang ergibt, muß es im Kegenteil heißen:„Das ist nicht» Außerordentliches". Unser« Leser werden das schon selbst gefunden haben. Otto Sraun für üie Einigung. Brandenburg a. d. y. 6. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Gestern abend sprach hier im Großen Saal de»„Schweizer Garten" vor überfüllter Versammlung der Ministerpräsident Genosse Otto Braun übe? die politische Lage. Entgegen den deutsch » nationalen Behauptungen von einer Niederlage der Wirthschen Er- füllungspolitik hob er hervor, daß diese Politik den Erfolg ge- i zeitigt hat, daß die Engländer nunmehr anerkennen und auch aus- sprechen, daß Deutschland so lange nicht kreditfähig und so- mit auch wirtschaftlich nicht leistungsfähig ist, als noch die Lasten des letzten Ultimatums auf ihm ruhen. Damit ist die ganze Reparalionsfrage ausgerollt und muß in Tonne» eine andere, für Deutschland erträgUcher« Lösung finden. In Frankreich ist leider der Dernichtunqswill« gegen Deutsch - land noch nicht gebrochen. Insbesondere fordert das Vorgehen der französischen Besatzungsbehörden im besetzten Gebiet des
um ihm die Gefahren und Schwierigkeiten der wirklichen Bühne! zu zeigen, so wäre ou» dem verwödnten Filmstar eln sehr guter Schauspieler zu modeln. Denn er besitzt auch in der Stimm» etwas Merkwürdiges, das nur nicht diszipliniert und entwickelt ist. Bor- läufig geht, blickt, sitzt— spricht er sogar nur Film. Herr Theo- dar Decker, der den blutdürstigen Grafen gab, übte eine lobens- werte Enthaltsamkeit in der Enffaltunq der Tobsucht, die ihm vor- geschrieben ist. Früher lörmte er bereirwilliger. Es scheint, daß sein Ohr und sein Komödiantengewissen schärfer geworden sind. Max Hochdorf .
lieber Traum und Traumdeutung sprach Prof. D e s s o i r im Rahmen der Vorträge des Boltskraftbundcs vor überfülltem Saal des Longenbeck-Hauses. Er vertrat gegenüber der Laienansicht, daß niemand etwas für seinen Traum könne, den Standpunkt einer ge- wissen Verantwortlichkeit eines jeden für seine Träume, da sie Der- suche des Unterbewußtseins sind,«ine eigene Wirklichkeit zu schaffen. Er lehnt« die Anschauung des Traumes als einer Offenbarung natürlich mit Recht ab. erkannte ihn aber als eine Leistung des Gehirns und der schaffenden Phantasie, die im Hindrängen aus dem Schlaf zum Erwachen eine Art Borform der Wirklichkeit schafft und hemmungslos unsere Inneren Wünsch« zu erfüllen sucht. Diese be- dingte Wunscherfüllung stellte er im Gegensatz zu der Wunsch- erfüllung im Sinne Freuds auf Grund verdrängter Sexualität und bestritt überhaupt alle weiteren Folgerungen und Uebertregungen der Psychoanalyse auf die Traumdeutung. Er erkannte ihre Methode als richtig an, insofern als sie zur Erklärung des Traumes ihn auf die einfachsten Elemente zurückzuführen sucht und diese deutet, und das Ich als den ausschließlichen Mittelpunkt alles Traumgeschehens annimmt. Im übrigen kritisierte er die Freudschen Erklärungen mittels der Sexualkomplcxe und seine zwangsmäßigen Verbindun- gen der Elemente als eine Art Ehiffriermethode, wie sie in grobem Sinne die Traumwahrsager anwenden, die bestimmten Traum- bildern, wie etwa einem Brief, einem Ereignis, einer bestimmten, regelmäßig vorkommenden Figur stets und immer denselben Sinn unterschieben, und verlangte eine viel größere Berücksichtizung des künstlerischen Elementes des Traumes, das im freien Walten auf das Ursprüngliche und Wesenhafte zurückgreift und ohne jede Ab- ficht«ine Geheimschrift zu geben, gestaltet. Im übrigen gab er zu, daß wir allen Erscheinungen des Traumlebens doch so Hilflos gegenüberstehen, als ob es nicht ein ständig vorkommendes Ge- schehnis, sondern«in ganz seltenes Ereignis wäre, und forderte die Zuhörer auf, die Analyse ihrer Träume selbst zu versuchen. E. Die Tragödie der Amundsen-Expedition aufgeklärt. In einem Telegramm aus Moskau , dos in Kristiania eingetroffen ist, werden wichtig« Ergebnisse der russischen Begitschew-Expcdiiion mitgeteilt, durch die die Tragödie der Amundsenschen Forschungsreise in vieler Hinsicht aufgeklärt wird. Die russische Expedition, die zu dem Zwecke aufgebrochen war, um die beiden vermißten Mitglieder der Amundsen- Erpedition I e s s e m und K n u d s e n zu suchen, fand am Kap Wild einen Brief der beiden Männer, der vom 10. November 1919 dotiert und nach Dickson in der Nahe von Kap Etergelow adressiert war. In dem Brief teilten die beiden mit, doßsienurncchNohrungsür
Rheinland«» denstörtstenProtep herau». Auch erhaschen die Drangsalierungen, denen die Bevölkerung de» Saorgebiete» von französischer Seite ausgesetzt ist, die regste Ausmerbsamkeit der Re, gierung und die wärmste Anteilnahme der übrigen deutschen Be-» i völkerung. Der Völkerbund , dem laut Friedensvertrag da» Saar- Sebiet auf IS Jahre zur freihändigen Verwaltung übergeben ist» at die Pfiicht, die Saarbevöltcrung vor französischen Dergewalti- gungen, wie sie in der letzten Zeit vorgekommen sind, zu schützen. Das Saargeblrt ist keine französische Solonl«, sondern deutsch ?» Land mit deuffcher Bevölkerung, die nach IS Iahren über ihr« staarnch? Zugehörigkeit frei zu bestimmen hat. Die Steuerscheu gewisser besitzender Kreise, insdesandere derer, die Sachwerte besitzen, gefährdet die Selbständigkeit der Repu- biik, denn sie beschwört die Gefahr einer Finanzkontrolle durch die Alliierten herauf. Es müßten daher schnellsten» ergiebige Besitz- steuern geschaffen werden, die so zu gestalten sind, daß sich bei ihrer Einziehung deine zu großen Schwierigkeiten ergeben. Die Kredit- akti.nn ter Industrie scheint versandet, und bei dem sogenannten Hilfswerk der Landwirtschaft handelt e» sich lediglich um ein P r o d u kti o n s pr o g a m m, das das preußische Land« wirtichastsministcrium bereits vor anderthalb Iahren in einer Denk- schrifi an den Reichskanzler aufgestellt und zu desien Verwirklichung die Landwirtschaft bisher leider nicht genügendes geleistet hat. Es ist irreführend, wenn die Erfüllung einer selbstverständlichen Pslichl der Landwirte in reklamehafter Weis« als Hilfswerk bezeichnet wird. Die Koolitionspolitik im Reich« und in Preußen� be» ruht auf der Tatsach«, daß die Sozialdemokratische Partei infolge Zersplitterung der sozialistischen Arbeiterbeweaung nicht die politische Machtposition einnimmt, die es ihr ermöglicht, ohne Dolßspartet positive Politik zu treiben. Soll ein« Rechtskoalition, wie sie die Deuffchnationalen anstreben, vermieden werden, so muß die Koali- tion der Mitte, da ein» Linkskoalition nicht möglich ist, als«ine der nüchternen Vernunft und der Staatsnotwendigteit entspringend« Arbeitsgemeinschaft zeitweilig in den Kauf genommen werden. Gelingt es. durch eine Zusammensasiung aller foziallstlschea Kräfte den politischen Einfluß de? Sozialdemokratie zu stärken, dann wer- den Koalitionen mit bürgerlichen Parteien weniger notwendig sein. In Leipzig wird sich das E ch i ck s a l der USP. entscheiden. Verstehen die Führer dieser Partei ihre Zeit, dann kann von Leipzig die Anbahnung einer politischen Arbeiisqemein- schaft ousgehen, die letzten Endes zu jener geschlossenen sozial- demokratischen Phalanx führt, die sahrelong der Stolz der deutschen Arbeiterschaft war und die von allen ehrlichen Eoziaiisten auch heute noch heiß ersehnt wird. Für diese Einheitsfront ist in Görlitz der Weg gezeigt und die programmatische Plattform o«- schaffen._ Keffel-Kiefer wieder frei. Di:„München er Neuesten Nachrichten" bringen GinzelH-iien über die Nerhastimg de»„Schriftstellers Kiefer", der in Wirklich» k e i t der bekannte H o u p t m a n n v. Ä e s s e l ist und der a u f E r- suchen de» Breslauer Gericht» unter Mordverdacht in München verhaftet worden war:„Nachträglich scheint stch jedoch der Verdacht als unbegründet erwiesen zu haben, denn das Breslauer Gericht erklärte, es wünsch« die Einlieferung Riefer» n t ch t. Die Freilassung Kiefers , der in der Haft erkrankt und in der Krankenabteilung von Stadelheim untergebracht war, mußte er.- folgen, da mnerhalb ricr Wochen vom zuständigen Gericht in Breslau die Firtdaucr der Haff nicht gefordert wurde." Die„Münchener Post" teilt hierzu mit. daß da» B e l a st u n g« m a t e r i a l g e g e n K i e s e r seinerzeit der Münchener Kriminalpolizei s christlich, zum Teil auch öffentlich durch Artikel der.Münchener Post" unterbreitet worden ist. Es scheint aber nicht für notwendig erachtet worden zu sein, ein selbständige« Untersuchungsver- fahren gegen Kiefer damals«inzuleiten. Zur vesoldungsordnung hat der Retchsbund höherer Beamten folgend« Richtlinien für ein« Neuordnung vorgeschlagen: L Dem Aufbau des Besofaungssystems ist das Existenzminimum zugrunde zu legen; 2. zwischen den einzelnen Beso'dungsgruppcn wie innerhalb derselben muß ein prozentual gleichmäßiger Ausstieg der reinen Einkünfte gewährleistet sein; S. an die Swll« der veränderlichen Teuerungszulagen tritt di« automatisch« An. gleichung der Gesam'.bezüg« an di« jeweilige Geldentwertung auf dem Wege der gleitenden Gehaltsskolo. Zur besseren Berücksichtigung des Familienstandes wird die Gewährung von Kinderzulagen in ausreichender Höh« zu einem für alle Besoldungsgruppen gleich hohen Reinbetrage vorgeschlagen.
s höchstens 29 Tage hätten. daPolarbärenihreDepots geleert hatten. Nach der Entdeckimg de» Briefes fetzt« die Beg>. tichew-Ervedition Ihre Fahrt noch Dickson fort, wo man eine Karle fand. Man entdeckte auch die Asche eines ausgebrannten Feuers westlich von Kap Primetny und die Ueberrest« eines ver- kohlten menschlichen Körpers, sowie Flintcnkugeln und verschiedene andere Gegenstände. Damit scheint als sicher erwiesen» daß der eine der beiden Vermißten tot ist, von dem anderen wurden bisher noch keine Spuren gefunden. Bon London nach Afrika in 24 Stunden. Der Luftverkehr wird es in nächster Zeit fertigbringen, daß man von London in weniger � eis 24 Stunden nach Nordafrika gelangen kann. Die Möglichkeit ' dazu bietet eine Neueinrichtung der französischen Lufttransportge. sellschaft, die zum ersten Mal« in der Welt zugleich auf einer Streck? Flugzeug? und Luftschiffe verwendet. Ein neuer Flugzeugtyp. der mit 4 Maschinen in Gesamtstärke von 1299 PS ausgerüstet ist, einen. Salon mit Sitzen für 1« Passagiere und eine kleine Küche enthält, verläßt die Londoner Flugstation 5410 Uhr vormittags, erreicht Paris um 11 Uhr vormittags, wo ein AufenthaU für das Frühstück genommen wird. Dann erfolgt der Weiterflug, auf dem man Lyon um 3 Uhr nachmittags und Marseille um Viß Uhr nachmittags erreicht. In Marseille begeben sich die Passagiere nach dem Mittag- essen an Bord eines Luftschiffes, aus dem sie während der Nacht über das Mittelländisch« Meer fliegen und Algier vor 9 Uhr mar« gen« erreichen. Rücksichtsvolle Bekehrung. Die Vorsteher der Londoner Mif« sionsgcsellsckast sind außerordentlich erstaunt über da» Vorgehen der englischen Missionar» in Bangalore , die in ihrer Rücksicht auf di« Hindus und Mohammedaner, die sie bekehren wollen, so weit ge- gangen sind, daß sie den Namen Christi du»" dem von ihnen in den Missionsschulen benutzten Gebetbuch wegließen. Be- reit» zweimal war der Vorstand der Londoner Misstonsgesellschaft auf diese Maßnahme aufmerksam gemacht worden, ohne daß ein Verbot erlassen wurde. Nun ist die Angelegenheit zum dritten Male verhandelt worden, und es wurde gefordert,„daß keine Rücksicht- nähme irgendwelcher Art so weit führen darf, den Namen de» Herrn Jesus Christus aus irgendeiner Veröffentlichung der Gesellschaft zu entfernen". Der Antrag ist aber bei den Verhandlungen nicht durch- gegangen, sondern die Missionare stellen sich aus oen Standpunkt. daß sie das Wort Christi auch welter ohne Erwähnung seine» Na- mens predigen könnten. Di« Missionar« hoben recht. Wesbalb soll«» im Zeitaller der nikotinfreien Zigorr« und de» alkoholfreie« Punsche, nicht auch ein christusfreies Christentum geben?
Neue» VolkStdeater. Kafo'ge»»» Srkrairtmt,«« vrtsse««m Ctn«. abend und Senntag„Die Ge»ierlen« und„Der»erbrachen«»rue« gegeben werden. Der Hetno-Abend Im«chlllersaat Tbarl-tteuburg am Sannt«» nachmitla, i Ubr findet statt unter Mitwirkung van Iba idrlofi.»Iben Krämer. Paula Kuttwann. Siudals Laker und Dr. OSkar«uttmann. Den einleitenden Bortiag bSIt Dr. Franz Levvmamr. Montag abend i Uhr ist Eduard. Kriea-Adend. Eintrittskarte« go jedem dm Umte 3 SR. einschl. Saiderod« und Program»